楓弥の生み von Byo ("Akiya's Geburt") ================================================================================ Kapitel 1: ~初会~ --------------- Kapitel 01 ~初会~ "shokai" Der Geruch von Blut und Feuer hing in der Luft. Überall lagen tote Körper, wurden auf Haufen geworfen und angezündet. Die Nacht war kaum fortgeschritten, und doch war das ganze Spektakel schon vorbei, hatten sich doch kaum 500 Mann gegenübergestanden und sind für namenlose, streitende Adelige gestorben, deren Namen sie teilweise nicht einmal schreiben konnten. Eine traurige Zeit bricht an, in diesem Land. Jeden Tag wird an anderer Stelle Blut vergossen und kein Mensch weiß, wann er einer Klinge zum Opf— „Was schreibt Ihr da, Karyu-sama? Macht Ihr schon wieder Aufzeichnungen über die Schlacht? Macht Ihr das eigentlich immer?“ Tora schaute über die Schulter seines Meisters und versuchte auch nur ein Wort zu entziffern, was ihm sichtlich schwer fiel, hatte Karyu doch immer noch die Angewohnheit in Latein oder Griechisch zu verfassen. Doch Karyu antwortete nicht, beachtete seinen jüngsten Schützling nicht einmal. Zero rollte nur genervt mit den Augen. „Lass ihm seine Ruhe, du nervst.“ „Aber Zero-chan! Mir ist langweilig, das geht doch immer so, immer sitzt er hier und schreibt… ich hab Durst!“ Zero knurrte leise und murmelte etwas, das ziemlich nach ‚Frischlinge…‘ klang und verschränkte die Arme. „Dann geh, geh und such dir was! Du bist doch kein kleines Kind mehr, oder? Eine Meile von hier ist eine kleine Stadt, such dir irgendeinen Straßenpenner und werde glücklich.“ Dann wandte er sich von dem Jüngsten ab, lehnte sich gegen Karyu, der immer noch unbeeindruckt weiterschrieb. Tora seufzte geschlagen und drehte sich um, ging langsam den Hügel hinab zu einer Gestalt, die reglos im Gras lag. Unsanft trat er ihm in die Seite. „Du, Isshi-kun? Kommst du mit jagen?“ Doch schon einen Augenblick später spürte er, dass das ein Fehler gewesen war. Knurrend erhob Isshi sich, packte Tora an der Kehle und sah ihn wütend an. „Was fällt dir ein, mich zu treten, du Wurm? Bist du nicht imstande, dir selbst was aufzureißen?!“ „Dasselbe hat Zero auch gesagt…“ „Dann denk mal drüber nach!“ Isshi ließ ihn unsanft wieder zu Boden fallen, und sah dann an sich herunter. Seine Kleidung war durch die Schlacht blutgetränkt. „So kann ich nirgends hin, oder wie siehst du das?“ Er löste sein Oberteil und warf es auf einen brennenden Haufen, packte dann den protestierenden Tora an der Schulter und griff in dessen Tragetuch, nahm sich ein anderes Oberteil heraus. „Eh, Isshi-kun! Immer meine Kleidung, was soll denn das?! Kauf dir doch mal selber was!“ „Halt die Klappe und komm mit, oder versauer hier.“ Isshi hob sich in die Lüfte, Tora folgte ihm einige Sekunden später mit einem verzweifelten „Warte doch!“. Minuten später landeten beide am Rande eines Dorfes. Hier schien alles noch unberührt und in keinster Weise von den nahenden Schlachten betroffen, überhaupt schien dieses Dorf sehr im Wohlstand zu sein, sodass Isshi bezweifelte, hier irgendwen auf der Straße anzutreffen. Zu zweit schlenderten sie durch die Straßen und schnell wurde ihnen klar: normal war dieses Kaff nicht. Hauptsächlich diente es wohl den Soldaten und gelegentlich auch Reisenden als Vergnügungsstopp auf einer landen Reise, denn an jeder Ecke sah man hübsch gekleidete, junge Menschen, ob nun weiblich oder männlich. Isshi schlug die Hand vor die Stirn. „Das hier ist ein gottverdammter Puff, kein Dorf.“ Doch als er sich zu Tora drehen wollte, sah er wie dieser schon zwei hübsche Gestalten aufgegabelt hatte, einen Arm links, den anderen rechts um eine schmale Hüfte geschlungen. Grinsend warf er einen letzten Blick zu Isshi, bevor er mit den beiden in einer Gasse verschwand. Verlassen stand Isshi nun auf der Straße, hatte selbst natürlich keinen Yen in der Tasche – also blieb ihm schon nichts anderes mehr übrig, als irgendwo im Wald nach Verbrechern zu suchen, unappetitlich zwar, aber es blieb ihm kaum etwas anderes übrig, wollten die meisten hier doch eh Vorauskasse. Als er sich aber umdrehte, stand ein junger Mann vor ihm, die dunklen Augen starr auf ihn fixiert. Sein Kimono war abgenutzt und dreckig, die braunen Haare fielen ihm wild ins Gesicht und verdeckten so einige Blessuren. Seine Unterlippe sah ebenfalls lädiert aus, was wohl davon kam, dass er oft – wie auch in diesem Moment – darauf herum kaute. Isshi hob fragend eine Augenbraue. „Was willst du? Für einen Straßendieb siehst du mir fast noch zu stolz aus–“ Genau in diesem Moment traf ein kleines Säckchen seinen Kopf und viel klimpernd zu Boden, offenbarte den Blick auf einige Yen. Mürrisch hob Isshi das Geld auf, verfluchte Tora in Gedanken, und bemerkte dann den gierigen Blick des Jungen. „Herr…“ Seine Stimme war weich, zeugte von Angst aber gleichzeitig von großer Selbstsicherheit, „Für… einige Yen würde ich Euch jegliche Dienste anbieten… was immer Ihr wollt…“ Er musterte den Mann vor sich genau, wie er fast unnahbar dort stand, ein Schwert zu seiner Seite, sein Hakama mit Blut besprenkelt. Sicherlich war er ein Krieger und keinesfalls reich, aber die feinen Herren konnte er sich mit seinem Aussehen eh nicht erlauben. Aber was tat man nicht für ein wenig Essen? Skeptisch betrachtete Isshi den jungen Mann, kam schließlich zu der Einsicht, dass ihn sicher keiner vermissen würde. Er und die beiden Älteren mussten töten, doch Tora konnte seine Opfer dank seiner Gabe so benebeln, dass er stundenlang von ihnen trinken konnte, von so vielen, dass er keinen töten musste. Nicht, dass er das aus Nächstenliebe tat, vielmehr lag es daran, dass er der fleischlichen Lust so sehr verfallen war, dass es ihm so einfach viel mehr Spaß bereitete. Nicht, dass Isshi daran keine Freude empfand, doch meistens fand er einfach keine Gestalt, die ihm aus welchen Gründen auch immer zusagen wollte. Dieser Junge jedoch reizte ihn durch seine unschuldige, aber doch fordernde Art, wenn es ihm auch nur ums nackte Überleben ging. Nachdenklich nickte Isshi schließlich und nahm den Jungen am Handgelenk. „Was hältst du davon: ich lade dich auf eine Nacht im Ryoukan ein, du nimmst ein Bad und bekommst etwas zu essen, dafür…“ Er sah mit einem kleinen Grinsen am Körper des anderen herunter. „Dafür gehört dein Körper die ganze Nacht mir…“ Die Augen des Jungen wurden ganz groß bei diesem Angebot und er nickte hastig, konnte er doch solch eine Gelegenheit nicht ausschlagen! Isshis Lippen formten sich zu einem Lächeln, dann zog er ihn mit sich, drehte im Gehen den Kopf noch einmal nach hinten. „Wie heißt du eigentlich?“ „Akiya…“ Knapp zwei Stunden später saßen Isshi und Akiya in einem etwas spezielleren Ryoukan, nach einem gemeinsamen Bad und Abendessen frisch angekleidet in einem ihnen zugewiesenen Zimmer. Schon während dem Bad hatte Isshi feststellen müssen, dass die Blessuren in Akiyas Gesicht nicht die einzigen waren, auch der Rest seines Körpers zeugte von Misshandlungen anderer. Trotzdem trat er selbstsicher auf, schämte sich keineswegs für seinen Körper. Und obwohl man es Akiya nicht auf den ersten Blick angesehen hätte, so war er doch imstande, äußerst elegant zu servieren und auch ansonsten ließ sein Verhalten keineswegs auf niedere, ärmliche Herkunft schließen. Er hatte seinen Yukata locker gebunden, schenkte Isshi so bei jeder kleinen Bewegung einen delikaten Ausblick auf seine weiße Haut. Während er ihm Sake einschenkte, starrte Isshi ihn unverhohlen an, leckte sich unbewusst über die Lippen, wann immer er einen Blick auf Akiyas zierlichen Hals erhaschen konnte. Isshi nahm den Sakebecher in die Hand und trank einen kleinen Schluck davon, den Blick immer noch auf Akiya gerichtet. In seinem Kopf ging er schon Dinge durch, die er diesem hübschen Körper gerne antun würde und er fragte sich, wie er den Kleinen nur richtig zum Schreien bringen konnte oder welche Spielchen er sich mit ihm erlauben durfte. Akiya saß schon in unterwürfiger Haltung vor ihm, die Hände vor den Knien am Boden, den Kopf gesenkt, als könnte er es Isshi am Gesicht ablesen, wie dieser seine Partner am liebsten hatte. Isshi leerte den Becher mit einem zweiten Schluck und stellte ihn dann neben sich ab, nutzte die freie Hand dann, um Akiyas Kinn ein Stück anzuheben. „Mein Teil unseres Handels ist erfüllt – ich habe noch einige Yen, die du… morgen früh bekommst, solltest du deine Sache gut machen.“ „Was auch immer Ihr verlangt, mein Herr. Ich will Euch jeden Wunsch erfüllen…“ Akiya sah ihn mit einem selbstsicheren Lächeln an, schob dann den Stoff seines Yukata zur Seite, entblößte seine geschundene Brust. „Mein Körper steht Euch zur freien Verfügung, Ihr könnt tun und lassen, was Ihr wollt…“ Isshi lachte rau auf und ließ seine Finger über einige verblasste Blutergüsse gleiten. „Ich nehme an, dass du jedem dieses Angebot unterbreitest… und ich würde es sicher auch annehmen, hätte ich Seile und passende Räume, um dich hilflos von der Decke hängen zu lassen. Aber da das nicht der Fall ist, habe ich mir etwas anderes überlegt. Ich hinterlasse gerne einen bleibenden Eindruck – ob nun in einer Schlacht oder bei einem Stricher wie dir. Nach dieser Nacht wirst du nie wieder an einem Anderen Freude finden, jede Zelle wird nur nach mir schreien, nachdem ich dich Stunde um Stunde gequält und gefoltert habe, in allen möglichen Varianten die mir einfallen…“ Akiya stöhnte leise allein bei dem Gedanken daran, was Isshi ihm alles Süßes versprach und Isshis Lippen fanden ihren Weg auf seine, raubten ihm einen stürmischen Kuss, bevor er sich plötzlich wieder löste und den anderen am Kinn weiterhin auf Abstand hielt. „Was bist du nur für ein versautes, kleines Miststück! Du wirst schon geil, wenn ich nur andeute, was ich mit deinem zarten Körper alles tun will, wie bist du dann erst, wenn ich es wirklich tue?“ Isshi legte die Hände an Akiyas Schultern und drückte ihn zurück auf den Boden, beugte sich über ihn und hob eine Augenbraue über seinem anzüglichen Blick. „Wie und wo soll ich anfangen? Wie kann ich dich wohl am besten reizen?“ Er glitt mit einer Hand über Akiyas Brust nach unten, öffnete geschickt dessen Obi und schob den Yukata zur Seite. Das Licht im Zimmer war anders als im Bad, Akiyas Haut schien viel weicher, und in der Tat war sie auch sehr weich, als Isshi andächtig seine Finger über seinen Bauch gleiten ließ. Akiya folgte mit dem Blick seiner Hand, bemühte sich, nicht aufzustöhnen. Es war anders als mit all seinen Kunden zuvor, die ihn immer nur gewaltsam genommen hatten, Isshi würde ihm wahrlich im Gedächtnis bleiben, wenn er so fortfuhr wie jetzt. Er war zwar nur ein Freier wie alle anderen, aber trotzdem machte er die Sache zu etwas besonderem, so als wäre Akiya etwas Besonderes und das gefiel diesem sehr. Isshi lachte amüsiert auf und schob seine Hand in Akiyas Schritt, rieb provozierend über seine Länge und der Junge konnte nicht anders, stöhnte erregt. „So ist es gut…“ Isshis Stimme, sein Blick, beides glich denen eines Raubtiers, als er sich nun über Akiyas Oberkörper beugte und seine Zunge spielerisch über dessen Schlüsselbein gleiten ließ. „Sei nur laut, wenn es dir gefällt – deine Stimme reizt mich nur noch mehr.“ Und Akiya gehorchte, hatte das Gefühl, er würde alles tun, worum Isshi ihn bat. Er stöhnte laut auf, als Isshis Zunge auf seine Brustwarzen traf, reckte sich seiner Hand entgegen, die sich provokant um seine Länge schlängelte. Isshis Hand war rau, die eines Kämpfers, und doch waren seine Berührungen federleicht und zart. Fast hätte er protestiert, als Isshis Zunge von seiner Brust abließ, doch Isshi schluckte jeglichen Protest mit einem Kuss, leidenschaftlich und plündernd fiel er über Akiyas Mund her, während seine zweite Hand nun über dessen Oberkörper glitt, seine Brustwarzen sanft zwischen den Fingern rieb. Langsam breitete sich in seinem Körper eine ungewohnte Hitze aus, Akiya wusste nicht recht, wie ihm geschah – dass Sex auch mehr als nur seine ‚Arbeit‘, die sowohl Lebensgarantie, wie auch potentielle Gefahr darstellte, tatsächlich auch schön, ein echtes ‚Liebesspiel‘ sein konnte, daran hatte er sein ganzes Leben lang noch nicht einmal gedacht. Und ohne weiter über mögliche Folgen nachzudenken, tastete Akiya nach Isshis Obi, öffnete ihn mit fahrigen Bewegungen. Er wollte den anderen sehen, seinen nackten Körper an ihm spüren – etwas, dass er bei anderen Kunden nicht einmal wollte, selbst wenn es ihm erlaubt sein sollte, denn die meisten waren schleimige Möchtegernadelige, deren hässlichen Körper sich in widerwärtiger Weise an ihm vergingen. Aber als er nun Isshis Obi offen hatte, erhob sich dieser, ließ den Stoff von seinen Schultern gleiten und gab Akiya freie Sicht auf seinen gut gebauten Körper, der abgesehen von einigen kleinen Narben vollkommen makellos war. „Gefällt dir, was du siehst?“ Isshis Stimme riss den Jungen plötzlich wieder aus seinen abschweifenden Gedanken, machte ihm peinlich bewusst, dass er den anderen angestarrt hatte, als hätte er noch nie einen nackten Mann gesehen. Beschämt senkte er den Blick, murmelte eine leise Entschuldigung für sein Verhalten. Doch Isshi lachte nur leise auf, packte Akiya dann am Kinn und drückte ihm erneut einen Kuss auf die Lippen. „Sieh mich nur an… soviel du willst, präge dir alles genau ein… du wirst nie wieder einen solchen Körper sehen, oder spüren…“ Isshi löste seine Lippen wieder von Akiyas, doch ehe dieser wieder protestieren konnte, wanderten Isshis Lippen nach unten, küssten sich über Akiyas Brust, er biss ihn sanft, kratzte mit den Zähnen über die weiche Haut und hinterließ blasse Striemen, die leicht ziepten, aber keinesfalls richtige Schmerzen ausstrahlten. Vielmehr erregten sie Akiya, dem nichts blieb als wieder aufzustöhnen. Ohne sein Zutun hob sich sein Körper Isshis Mund entgegen und er wurde fast wahnsinnig, als dessen Lippen sich langsam seiner Körpermitte näherten. Doch so schnell ihm dieser wundervolle Gedanke gekommen war, verschwand er auch wieder als Isshi sich zum wiederholten Male aufrichtete und nun entwich Akiya schließlich ein Laut des Protests. Aber das Grinsen, das sich auf Isshis Zügen widerspiegelte, weckte schon einen leisen Verdacht, was der Krieger von ihm wollte. Und spätestens, als dieser Akiya an den Armen nach oben zog, sodass dieser wieder vor ihm kniete, war es ihm klar. Andächtig ließ Akiya erst seine Hände über Isshis Brust gleiten, ehe er nach unten wanderte, sanft mit den Fingerspitzen über Isshis Länge glitt und dann seinen Kopf folgen ließ. Er ließ seine Zunge langsam über den Schaft gleiten, koste dann die Eichel mit den Lippen, schob die Vorhaut zurück und lutschte kurz daran, ehe seine Zunge wieder über die gesamte Länge glitt. So brauchte Akiya nicht lange, bis Isshis Männlichkeit ihm stolz entgegenstand und dieser selbst sich sein leises Stöhnen nicht mehr verkneifen konnte. Akiya war stolz, dass er es auch einem solchen Herren recht machen konnte, und er ließ seine Zunge ein letztes Mal um Isshis Eichel gleiten, ehe er ihn nun Stück für Stück in seinen Mund auf nahm, die Zunge um dessen Schaft schlängelte und Isshi damit lauteres Stöhnen entlockte. Einige Minuten genoss Isshi das ganze regungslos, dann vergrub er seine Hand aber in Akiyas Haaren, zog den Jungen nach oben. Akiya brachte nur ein schmerzerfülltes Keuchen zustande, dann wurden seine Lippen wieder in Besitz genommen, stürmischer als zuvor. In seinem Kopf leuchteten helle Blitze auf, Sekunden später spürte er wieder den Boden unter seinem Rücken, als seine Beine auseinander gedrückt wurden und Isshi sich mit Nachdruck dazwischen presste. Akiya stöhnte in den Kuss, seine Augenlider flatterten genüsslich zu und er protestierte nicht, als Isshi nun den Kuss wieder löste um stattdessen seine Finger in Akiyas Mund zu schieben, während seine Lippen sich nun auf Akiyas Glied legten, an diesem saugten und lutschten, bis Akiya ihm fast auf die Finger gebissen hätte, was Isshi noch gerade so verhinderte. Mit einem angedeuteten Grinsen zog er die Finger aus Akiyas Mund, schob sie stattdessen zwischen seine weit gespreizten Beine und strich provozierend über Akiyas Öffnung, ohne jedoch in ihn einzudringen. Als Isshi nun den Kopf wieder hob, noch immer keine Anstalten machte, seine Finger in den anderen zu stoßen, wurde Akiya ungeduldig, krallte seine Fingernägel in die Schultern des anderen. „Bitte, Herr… bitte, tut es endlich!“ Sein Atem ging flach und sein Blick war vernebelt vor Lust, doch Akiya wusste genau, was er wollte. Zur Unterstützung seiner Worte spreizte er die Beine weiter, hob sein Becken unterwürfig an und stöhnte im nächsten Moment ungehalten auf, als Isshi ohne Vorwarnung die Finger in ihm versenkte. Akiyas Fingernägel gruben sich scharf in Isshis Haut, brachen diese, doch keiner von beiden bemerkte es wirklich – Isshis Schmerzempfindlichkeit war gering, sehr gering, er spürte kaum ein leichtes Kratzen und das obwohl das Blut schon über Akiyas Finger lief. Doch er war zu abgelenkt – abgelenkt von dem überaus delikaten Anblick den Akiya bot: den Kopf in den Nacken geworfen, die Unterlippe aus Überraschung blutig gebissen. Und nun sprach die Gier aus ihm, als Isshi sich gegen Akiyas Arme stemmte, ihre Lippen wieder zu einem Kuss verschloss und dabei nun gierig das Blut von Akiyas Lippen leckte, was dieser mit einem überraschten Keuchen quittierte, als er spürte, wie sich im nächsten Moment spitze Zähne in seine Unterlippe bohrten, nach mehr Blut verlangten. Kapitel 2: ~往生~ --------------- Kapitel 02 ~往生~ "oujou" Akiya hatte noch nicht ganz realisiert, was geschah, da küsste Isshi ihn schon wieder, leckte und küsste entschuldigend über seine Lippe und hoffte dabei inständig, dass Akiya nur nicht schreien würde. Denn auf großartige Aufmerksamkeit stand er nicht. Doch der Junge blieb still, den Mund zu einem atemlosen Keuchen geöffnet, während er Isshi nur unsicher ansah. Er war Schmerzen gewohnt, große Schmerzen, und dieser Biss war sicherlich nicht besonders sanft gewesen, doch hatten sich die Schmerzen augenblicklich in Lust gewandelt – er wollte mehr. Schüchtern streichelte er über Isshis Nacken, verlor sich fast in dessen dunklen Augen, ehe er langsam die Sprache wiederfand. „Gebt mir mehr… viel mehr davon.“ „Du bist gierig.“, stellte Isshi daraufhin fest, ehe er die Lippen wieder auf Akiyas senkte, sanft daran saugte und schließlich seine Finger tiefer in den Körper des anderen schob, in stetem Tempo sie immer wieder in ihn stieß. Akiya stöhnte, stöhnte immer lauter, doch seine Laute wurden immer wieder von Isshis Lippen geschluckt, die sich über die seinen schoben. Und zu seiner Überraschung stellte Akiya auch noch fest, dass Isshi lauter wurde, wenn er seine Nägel tiefer in dessen Fleisch grub und ihn kratzte, und immer wieder lief frisches Blut seine Finger hinab, als würden die Wunden anormal schnell verheilen. Das schien ihm auch der Grund, warum Isshi sich nicht beschwerte, sondern weiter an seiner Lippe saugte, was Akiya langsam ein leicht benommenes Gefühl verschaffte, aber trotzdem spürte er nur zu genau, was der Fremde mit seinem Körper anstellte – er brachte ihn zum Glühen, förmlich zum Brennen, nicht zuletzt weil er seine Finger durch einen dritten ergänzt hatte, diese nun unbarmherzig in Akiyas heißem Körper versenkte. Als wären all diese Empfindungen noch nicht genug, schlang Isshis andere Hand sich wieder um Akiyas Erektion, massierte diese in gleichem Rhythmus wie die Finger in seinen Körper stießen und langsam aber sicher wurde es diesem zu viel. All die Erregung, all die Lust staute sich an, drohte überzukochen und in einem gewaltigen Orgasmus zu explodieren und es kostete ihn all seine Beherrschung, sich diesen Gefühlen nicht hinzugeben, wollte er diesen Mann doch zufrieden stellen. Doch Isshi bemerkte seine Anspannung und mit einem letzten, leidenschaftlichen Kuss zog er die Finger aus Akiya zurück, versenkte stattdessen seine harte Länge in ihm und wäre der Kuss nicht gewesen, dann – so war Akiya sich sicher – hätte man ihn noch Straßen weiter vor Lust schreien hören können, als er sich mit einem Mal komplett ausgefüllt fühlte. Doch für Isshi war dies anscheinend noch nicht genug, denn als er die Lippen schließlich von Akiyas Mund löste, sich dessen Beine um die Hüfte schlang und hart in ihn stieß, sah er ihn an und sein Blick zeugte von Blutgier, die er im nächsten Moment auch stillte, als er seine Zähne in Akiyas Hals schlug. Überrascht entwich Akiya ein weiterer Schrei, der aber gleich in ein verzerrtes Stöhnen überging, als er spürte, wie ihm langsam das Blut ausgesaugt wurde. Seine Gedanken sprangen im Zick-Zack, und er suchte vergeblich nach einer Antwort für diese Blutgier, fand sie aber nicht – er hatte von Dämonen gehört, die Blut tranken, doch zerrissen diese ihre Opfer und er selbst fand sich doch noch recht heil. War das einfach nur ein kranker Fetisch? Womöglich war dieser Mann durch die vielen Schlachten, die er sicher schon bestritten hatte, so gestört, dass es ihm selbst beim Sex wortwörtlich nach Blut dürstete… aber egal wie absurd ihm diese Vorstellung vorkam, Akiya genoss dieses Gefühl, das von seinem Hals ausging, sich stetig mit seiner Lust vermischte und ihm wahrscheinlich einen unglaublichen Orgasmus bescheren würde! Doch irgendwie wurde er auch neugierig, seine Augen flatterten einen Spalt auf und sein Blick fiel auf seine blutgetränkten Finger. Akiya fand den Anblick irgendwie eklig, doch Isshi stieß wieder heftig in ihn, streifte diesmal seinen Lustpunkt und Akiya verkrallte sich wieder in seiner Schulter, stöhnte laut und spürte im nächsten Moment schon wieder frisches Blut fließen – aus seinem Hals und über seine Finger. Wie in verzaubert löste er eine Hand von Isshi, die andere presste er in dessen Nacken, merkte vor lauter Lust schon nicht mehr, wie sehr ihn der kontinuierliche Blutverlust mitnahm, und er leckte mit zusammengekniffenen Augen über seine Finger. Es schmeckte anders, irgendwie süßer als sein eigenes, salziges Blut, der Geschmack war angenehmer und so lutschte er weiter an seinen Fingern, hätte sich nun selbst fast gebissen, als Isshi seine Prostata ein weiteres Mal traf. Über all die Erregung spürte er nur kaum, wie sein Körper immer schwächer, leichter wurde, schrieb dies seinem nahenden Orgasmus zu, wie auch das Gefühl der Stärke, das sich in ihm breit machte. Hätte er in dem Moment geahnt, wie viel Blut Isshi ihm schon ausgesaugt hatte, wäre er wohl schreiend aufgesprungen. Doch sein Kopf war wie vernebelt und irgendwann schrie er nur noch vor Lust, während Isshi sich weiter unbarmherzig in ihn rammte, dabei allerdings auch immer hektischer wurde. Auch in dem Krieger hatte sich so einiges angestaut, seine Erregung wuchs mit jedem Ton, den Akiya von sich gab und beinahe tat ihm das Schicksal des Jungen leid. Mit einem kraftvollen Stoß versenkte Isshi sich ein letztes Mal in Akiya, bevor dieser sich krampfartig verengte und mit einem heiseren Schrei kam und Isshi – eingekerkert in dieser heißen Enge – ergoss sich ebenfalls, dämpfte sein Stöhnen am Hals des anderen. Akiyas Atem ging flach, er hatte kaum mehr Kraft übrig und seine Muskeln gaben schlaff nach, als Isshi sich aus ihm zurückzog, die Lippen allerdings an seinem Hals beließ und weiter an ihm saugte. Langsam überkam den Jungen ein Schwindel, er wollte etwas sagen, doch er brachte keinen Ton über die Lippen, war nicht mal mehr wirklich in der Lage, seine Hand zu heben, die kraftlos neben seinen Körper sank. Er hatte sich schließlich doch noch in den Finger gebissen, aber es hatte nicht einmal ein wenig geschmerzt. Überhaupt fühlte sein ganzer Körper sich unglaublich taub an. Mühsam hob er seinen Arm, wollte Isshis erreichen, doch dieser griff nach seiner Hand, drückte sie zurück auf den Boden und plötzlich wurde der Druck gegen Akiyas Hals stärker, er spürte, wie ihm immer mehr Blut entnommen wurde und als ihm schließlich die Erkenntnis kam, war es zu spät – sein Herz schlug schon fast nicht mehr, seine Augenlider wurden ganz schwer und mit einem letzten Blick zu Isshi fielen sie ganz zu, sein Herz setzte aus. Mit einem leisen Seufzen löste Isshi sich von Akiyas Hals, wischte sich über den Mund und leckte dann genüsslich seine Hand ab, bevor er den Toten vor sich betrachtete. „Du warst wirklich was besonderes, Akki-chan… unglaublich süß.“ Mit einem kühlen Lächeln beugte er sich zu seinen Lippen, hauchte einen Kuss auf diese und stockte im selben Moment. Was war das? Von diesem leblosen Körper vor ihm ging schwache Energie aus, etwas, dass bei Toten doch überhaupt nicht vorkam… entsetzt riss Isshi die Augen auf – nicht von Toten, nein, aber sehr wohl von Untoten! „Verdammt!“ Seine Augen huschten über den Körper des anderen, blieben an dem leicht geöffneten Mund hängen und der Beweis, dass hier etwas gänzlich schief gelaufen war, bildete sich auch schon: Akiyas Eckzähne wurden spitzer, länger. Isshi dachte angestrengt nach, doch er kam einfach nicht darauf, wie der andere an sein Blut gekommen sein könnte. Er hatte doch keine Wunden, genauso wenig hatte er es ihm absichtlich verabreicht… dann fiel sein Blick auf Akiyas Finger. Stöhnend griff er nach seiner Hand, inspizierte die Finger und fasste sich dann an die Schulter. Schön! Da hatte Karyu seine Bestätigung, dass in jeder Kraft auch eine Schwäche lag, er bemerkte es nicht einmal, wenn er ungewollt einen Vampir schuf! Was hatte er sich auch so ein neugieriges Wesen aussuchen müssen? Isshi legte eine Hand an die Stirn, versuchte klare Gedanken zu finden. Zuerst einmal musste er ihn hier wegschaffen und dann könnte er ihm einfach den Kopf abschlagen, schließlich hatte er keine Lust, dass aus diesem hier genauso ein Nervenbündel werden würde, wie aus Tora. Er seufzte frustriert auf, erhob sich dann und zog sich langsam an, zwängte dann den leblosen Akiya in seine abgewetzte Kleidung, hob ihn dann auf den Arm und trug ihn aus dem Haus – keiner hielt ihn auf oder stellte fragen, keiner interessierte sich dafür, was mit einem kleinen Straßenjungen geschah. Auch Isshi nicht. Und doch, als er aus dem Dorf war und sich in die Luft erhob, in einem nahen Wald wieder auf den Boden zurücksank und Akiya auf dem Boden ablegte – in dem Moment, als er sein Schwert zog und auf die Kehle des Jungen zielte, überlegte er es sich anders, ließ die Klinge sinken. Warum er das jedoch tat, wusste er sich nicht zu erklären. Seine Augen huschten über jeden Teil des schmächtigen Körpers, angefangen bei den schmalen Knöcheln, über die weichen Oberschenkel, die nur noch halb verdeckt wurden, hin zu der weiß schimmernden Brust, zu dem straffen, mit Bisswunden geziertem Hals, schließlich die delikat geschwungenen Lippen, die sich just in diesem Moment leicht öffneten. Isshi kniff die Augenbrauen zusammen, doch er hatte sich das nicht eingebildet: auch Akiyas Augenlider flatterten unstet, bis er mit einem Mal die Augen aufschlug und einen schrecklichen Schrei tat. „Du Arschloch! Du hast mir mein Blut ausgesaugt und… und mich betäubt und jetzt auch noch verschleppt! Was fällt dir ein?! Denkst du, mit mir kann man sowas machen?!“ Wütend rappelte Akiya sich hoch, oder versuchte es zumindest, denn seine schwachen Arme hielten seinem Gewicht nicht stand und unbeholfen sank er wieder zurück, sah ängstlich zu Isshi auf und biss sich auf die Lippe – was prompt einen erneuten Aufschrei zur Folge hatte, als er spürte wie seine eigenen spitzen Zähne sich in seine Lippe bohrten. „Was… was hast du mit mir gemacht?!“ Doch statt einer Antwort bekam er nur einen genervten Blick zugeworfen, ehe Isshi ihn auch schon am Kragen gepackt hatte und ihn gegen den nächsten Baum drückte. „Halt die Klappe! Das ist doch nicht zu fassen, wie viel du quasselst obwohl du tot sein solltest!“ Isshi knurrte ihn böse an, hätte ihm am liebsten nun einfach den Kopf abgerissen, doch Akiyas Blick, provozierend und zugleich so voller Furcht, hielt ihn davon ab. Es war faszinierend. Missmutig ließ er Akiya wieder los, doch dieser klammerte sich an Isshi fest, um nicht wieder umzufallen. „Was ist mit mir?“, fragte er erneut, nun beherrschter, aber ängstlich. Und schließlich erbarmte Isshi sich, die Sinne vernebelt durch den süßlichen Klang von Akiyas Stimme. „Ich bin ein Vampir. Ich wollte dich eigentlich aussaugen, töten, aber du vorwitziger Bengel hast von meinem Blut getrunken und jetzt, statt zu sterben, wirst du auch ein Vampir werden und mir bis in alle Ewigkeit auf die Nerven gehen…“ „Du willst mich wohl verarschen?!“ Akiya riss die Augen entsetzt auf, klammerte sich weiterhin an Isshi fest, obwohl er am liebsten weggelaufen wäre. „Vampir? Ich hab keine Lust so zu sein! Wie kann man denn zu blöd sein, um jemanden zu töten—argh!“ Entgeistert hielt Akiya sich die Wange, spürte den pochenden Schmerz dort, wo Isshi ihn mit der flachen Hand getroffen hatte. „Ich hab gesagt, du sollst die Klappe halten! Du solltest nicht darauf vertrauen, dass ich zu blöd bin jemanden zu töten, verstanden?! Wenn du nachträglich sterben willst, dann mach nur weiter so, dann erfüll ich dir den Wunsch—schau mich nicht so an. Was—?!“ Akiyas Lippen lagen schneller auf Isshis, als auch nur einer der beiden etwas dagegen hätte tun können. Der jüngere verspürte ein erschreckendes Verlangen nach dem anderen, wollte ihn unbedingt, ungeachtet der Tatsache, dass es noch keine Stunde her war, dass sie es getrieben hatten. Jedoch war Isshi schnell wieder bei sich, schob den anderen von sich weg und sah ihn mit einem nicht deutbaren Blick an. „Das ist ganz normal in diesem Stadium, bevor du wieder anfängst, mich voll zu quatschen.“ Empört sah Akiya den anderen an. „Ich hatte gar nicht vo—!“ Doch seine Beschwerde wurde augenblicklich durch Isshis Lippen unterbrochen, die sich gegen Akiyas pressten, bevor Isshi ihn nun an den Schultern packte und wieder gegen den Baum drückte, der ihm dieses Mal als Stütze dienen sollte. Mit einem schnellen Handgriff hatte er Akiyas Yukata geöffnet, löste dann den Kuss und sah den anderen kalt an. „Wenn du dich brav vögeln lässt, dann geht die Verwandlung danach viel schneller zu Ende, also halt still und lass dich nehmen, so wie eben…“ „Als ob ich mich wieder von dir—!“ Akiya schluckte, Isshis Blick allein brachte ihn dazu, den Mund zu halten und er sah den anderen verängstigt an. Woher kam plötzlich diese Mordlust im Blick des anderen? Er war sich ganz sicher, dass Isshis Augen vorher nicht so kalt gewesen waren… und nun war nichts außer Kälte und Hass mehr übrig. Trotzig zog Akiya seinen Yukata wieder zu, nicht wissend ob er das überleben würde. Aber auch, wenn sein Körper im Moment nach dem anderen verlangte, unter diesen Umständen wollte er nicht mit ihm schlafen, nicht nachdem Isshi ihm beim letzten Mal die Sterne vom Himmel geredet hatte und nun doch, wie jeder andere auch, einfach nur seinen Körper benutzen wollte. Dass es dem Vampir beim letzten Mal jedoch auch nur um seinen Körper, besser gesagt sein Blut ging, verdrängte Akiya in dem Moment nur noch. Schulterzuckend ließ Isshi von ihm ab, drehte sich genervt weg. „Gut, meinetwegen. Dann viel Spaß mit deinem qualvollen Sterben, das wird sicher kein Spaß für dich, das kann ich dir sagen.“ Er warf wieder einen Blick zurück, Akiya war mit schmerzverzerrtem Gesicht gegen den Baumstamm gesunken, war nicht in der Lage, seinen Obi wieder zu binden, doch noch immer lag der Trotz in seinem Blick, nun auch in der Stimme. „Kannst du nicht einfach abhauen und mich in Ruhe lassen…“ „Damit du dich einfangen lassen und mich mit anprangern lassen kannst? Du bist dir wohl nicht im Klaren, was du nun alles lernen musst.“ „Dann lass mich einfach sterben… ich will nicht bei dir bleiben!“ Akiyas Augen füllten sich langsam mit Tränen, einerseits wurden seine Schmerzen unerträglich, andererseits aber zerrissen ihn die widersprüchlichen Gefühle zu Isshi förmlich. In seinem Augenwinkel tauchte nun eine weitere Gestalt auf, doch er konnte nicht wirklich erkennen ob Mann oder Frau, gut oder böse. Alles verschwamm und er sackte zu Boden, musste sich urplötzlich übergeben – allein vor Scham hätte er im Erdboden versinken wollen. Er spürte noch eine Hand an seiner Schulter, dann wurde alles schwarz vor seinen Augen und vermutlich wäre er unsanft auf dem Boden gelandet, hätte Zero ihn nicht festgehalten. Dieser warf Isshi einen beschuldigenden Blick zu, doch Isshi winkte ab. „Ich hatte nicht vor, ihn zu verwandeln…“ „Und warum hast du ihn dann nicht getötet, bevor er aufgewacht ist?“ Zero strich Akiya sanft eine Strähne aus der Stirn, wischte dann die Tränen von seinen Wangen, die schon blutig wurden. „Er ist sehr hübsch.“, stellte er dann trocken fest, sah zu Isshi auf. „Hast du etwa doch Gefühle? Oder wolltest du einfach nur ein hübsches Betthäschen?“ „Weder noch!“ Isshi knurrte Zero böse an, verschränkte die Arme vor der Brust und sah abwertend auf Akiya hinunter, doch seine Sicherheit wich hinter seiner Maske. Er hatte ihn doch töten wollen, aber schließlich hatte er es doch nicht gekonnt. Das hielt ihn aber nicht davon ab, jegliche Gefühlsregungen solange abzustreiten, bis ihm irgendwer das Gegenteil bewies – und das würde schwer werden, hatte es selbst Karyu noch nie geschafft, etwas in ihm zu lesen. „Und, wirst du dich nun um ihn kümmern?“ Die Frage Zeros riss Isshi aus seinen Gedanken und mürrisch sah er den Älteren an, zuckte mit den Schultern. „Bleibt mir denn etwas anderes übrig? Ihr werdet mich doch eh dazu zwingen, also werde ich es wohl tun müssen…“ Er rollte mit den Augen, als Zero ihn zufrieden angrinste. „Sehr gut.“, meinte er kurz angebunden und stand auf, drückte den bewusstlosen Akiya in Isshis Arme und warf in einer arroganten Handbewegung seine langen Haarsträhnen nach hinten. „Karyu sagt, wir bleiben hier, bis der Junge soweit ist. Also solltest du ihn gut aufpäppeln. Wie heißt er denn eigentlich?“ „Akiya…“ Isshi seufzte auf, sah seinem hilflosen Schützling ins Gesicht. Er empfand nichts, kein wirkliches Gefühl, nur ein leichtes Leuchten, irgendwo in den Untiefen seines Bewusstseins. Doch dieses war ihm vertraut, er kannte es, hatte vor vielen Jahren schon einmal etwas Ähnliches verspürt, womöglich noch in seinem sterblichen Leben, doch die Erinnerung war so schwach… fast hätte er Zero um Rat fragen wollen, doch dieser war schon wieder verschwunden. Mit Akiya auf dem Arm machte sich nun auch Isshi wieder auf den Weg, erreichte schon bald einen verlassenen Tempel mitten im Wald, der ihnen seit dem vergangenen Tag als Unterschlupf diente. Entgegen seiner Befürchtung war Tora noch nicht wieder zurück, und auch von den andern beiden war nichts zu sehen, so dass er Akiya ohne Störung auf sein Zimmer bringen konnte. Angekommen legte er den schlaffen Körper auf seinem Futon ab, vorsichtig, um den anderen nicht wieder zu wecken, denn er würde es nicht ertragen können, wenn Akiya wieder anfing zu zetern. Überhaupt verhielt er sich die nächsten Stunden und Tage wider seiner Natur, zumindest was Akiya anging. Tora schmiss er fast stündlich aus seinem Zimmer, einmal sogar mit gebrochenen Rippen, weil dieser ihn einfach nicht in Ruhe lassen konnte. Ständig versuchte er, Isshi ein umfangreiches Geständnis seiner Gefühle für den „kleinen schlafenden Prinzen“ zu entlocken, doch als Antwort bekam er stets nur eine Faust. Isshi wusste nicht, warum er sich so, nach Toras Wortlaut, rührend um Akiya kümmerte. Akiya litt kontinuierlich unter Fieber und starken Schmerzen, oft halluzinierte er, versuchte Isshi von sich zu stoßen während er sich im nächsten Moment an ihn kuschelte. Und Isshi beschwerte sich nicht, sondern wischte nur den Schweiß von Akiyas Stirn, linderte dessen Schmerzen mit Salben, die Karyu ihm brachte. Nach einigen Tagen war es dann schließlich soweit: die Sonne war noch nicht lange untergegangen und Isshi saß mit einem kalten Tuch neben Akiya, legte es auf dessen Stirn, als dieser plötzlich die Augen aufschlug, der Blick klar und ungetrübt. Sein Blick huschte zu Isshi, er kniff verwirrt die Augenbrauen zusammen und setzte sich dann auf, wollte sich beschweren doch sofort überfiel ihn ein Schwindel und er sackte gegen Isshis Brust. „Oh verdammt, ich fühle mich tot…“ Isshi schnaubte nur, packte Akiya an den Schultern und drückte ihn zurück auf den Futon. „Du bist tot…“, meinte er trocken doch bevor Akiya etwas erwidern konnte flog die Tür auf und Tora kam in den Raum gestürzt, freudig strahlend. Kapitel 3: ~更生~ --------------- Kapitel 03 ~更生~ "kousei" „Du bist wach, Akki-chan! Na endlich, endlich, endlich!“ Er war schon im Begriff, Isshi zur Seite zu stoßen, doch bei dessen giftigem Blick überlegte er es sich wieder anders, ließ sich in sicherer Entfernung nieder und winkte Akiya grinsend zu, welcher ihn aber nur verwirrt anstarrte. „Tot? Ach ja…“ Langsam kam ihm die Erinnerung wieder und ihm wurde bewusst, wie anders sein Körper sich doch anfühlte. Sein Blick fiel wieder auf Isshi über ihm, nahe über ihm, und erschrocken stieß er ihn von sich. „Runter von mir! Was fällt dir ein, mich einfach anzufassen!“ „Du warst ein verdammter Stricher und beschwerst dich, wenn dich jemand anfasst?“ Isshi lachte rau auf, setzte sich aber wieder neben den Futon, würdigte Akiya keines Blickes mehr. „Dann steh von alleine auf, versuch alleine an Kraft zu kommen, wenn du meine Hilfe ausschlägst.“ „Du bist ein widerwärtiges Arschloch, weißt du das?!“ Akiya drehte sich schnaubend zur Seite, aber er schaffte es nicht, sich erneut aufzusetzen. Sein Blick fiel hilfesuchend auf Tora, doch dieser zuckte nur mit den Schultern, rutschte vorsichtig näher und zog Akiya dann in eine sitzende Position. „Mehr kann ich auch nicht für dich tun, mir ging’s nicht anders. Du musst dich leider an ihn halten, auch wenn er ein Ekel ist. Übrigens, ich bin Tora.“ Er schenkte Akiya ein breites Grinsen, welches dieser allerdings nicht erwidern konnte. Stattdessen stöhnte Akiya gequält auf. „Du machst Scherze oder? Ich will von dem nicht geholfen kriegen—ah, aua!“ „Klappe halten!“ Isshi hatte Akiya im Nacken gepackt und zu sich gezogen, drückte ihn nun gegen eine klaffende Wunde an seinem Hals. „Was—? Wieso blutest du denn nun?!“ Akiya verstand rein gar nichts mehr, sah dann aber das Blut an Isshis Fingern, spürte im nächsten Moment, wie das Blut seine Lippen benetzte. Der süßliche Geschmack vernebelte ihm sofort wieder die Sinne und ohne zu wissen, was er tat, saugte Akiya sich an der Wunde fest, trank von diesem köstlichen Blut, das sofort seinen ganzen Körper durchströmte und dessen Kraft schließlich freisetzte. Einige Minuten verweilten sie nun so, in denen Akiya trank und trank, gar nicht mehr von Isshi lassen wollte, bis dieser ihn grob von sich stieß, sodass Akiya wieder in Toras Armen landete. „Das reicht… mehr brauchst du vorerst nicht. Wir gehen dir nun was Lebendiges zum Trinken suchen.“ Isshi stand auf, wischte sich mit dem Ärmel über den Hals und zu Akiyas Verwunderung war die Wunde schon verheilt. „Geht das immer so schnell?“, fragte er verblüfft während er von Tora auf die Beine gezogen wurde, doch dieser schüttelte nur den Kopf. „Nicht bei jedem, nur bei ihm. Das ist seine spezielle Fähigkeit…“ Tora wuschelte Akiya durch die Haare und besah ihn sich dann von oben nach unten, kniff verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Ich hätte schwören können, dass du vor ein paar Tagen noch süßer warst… jetzt siehst du irgendwie männlicher aus.“ Seufzend zuckte er mit den Schultern, warf dann einen geblümten Kimono in die Ecke und packte Akiya am Handgelenk. „Der steht dir nicht mehr, los ich muss dir was anderes suchen gehen…“ „Was? Aber… hey Moment!“ Doch Akiyas Protest kam zu spät, Tora zog ihn hinter sich her und die beiden ließen einen aufgebrachten Isshi zurück. Es dauerte aber nicht lange und die beiden kamen zurück, und obwohl man sich über Toras Geschmack zuweilen streiten konnte, so war der Kimono, den er für Akiya ausgesucht hatte doch recht passend für dessen schlanke Gestalt. Lachend und Arm in Arm standen sie vor ihm und eine Horde Mücken hätte nicht schlimmer auf Isshi wirken können – er war gereizt, seine Nerven lagen förmlich blank und auch wenn manch einer dies als seinen Normalzustand beschrieben hätte, so war doch etwas anders. Und dieses Etwas ging eindeutig von Akiya aus. Es hätte nicht einmal so negativ befleckt sein müssen, aber Isshi war sich einfach viel zu unsicher, was es genau war, als dass er hätte anders darauf reagieren können. Er warf Akiya einen abschätzenden Blick zu, den dieser ungewohnt angriffslustig erwiderte. Akiya löste sich von Tora und ging selbstsicher auf Isshi zu, blieb wartend vor ihm stehen. „Wollten wir nicht gehen? Also ich bin fertig, wa—aua!“ „Spiel dich hier nicht so auf.“ Isshi hatte Akiya grob am Arm gepackt und ihn zur Tür geschleift, warf ihm einen drohenden Blick zu. „Geh mir nicht auf die Nerven, oder ich werde ungemütlich. Und sei endlich ruhig. Deine Stimme ist penetranter als eine Horde schnatternder Weiber.“ Beleidigt blies Akiya die Wangen auf, wollte sich verteidigen, doch aus den Augenwinkeln sah er Tora eine deutliche Geste machen, die ihm davon abriet. Sekunden später lag ihm der Protest schon wieder auf der Zunge, als Isshi einen Arm um seine Taille schlang, doch dann klammerte er sich ängstlich an den Größeren, als dieser ohne mit der Wimper zu zucken vom Balkon sprang und schlichtweg in die Lüfte stieg. „Oh mein Gott! Das ist doch verrückt, wir fliegen ja!“ „Und wenn du nicht augenblicklich still bist, lass ich dich los, also…“ „Schon gut…“ Schmollend hielt Akiya sich weiter fest, fragte sich dabei, wie Isshi das Fliegen bewerkstelligte, als dieser ihn plötzlich losließ. Akiya stieß einen Schrei aus, machte sich bereit, zu fallen, doch nichts dergleichen geschah – etwas unbeholfen stand er einfach da, mitten in der Luft, der Boden viele Meter unter ihm. „Verdammt, ich hätte fallen können, was soll denn das?!“ Aber Isshi grinste nur. Nachdem Isshi Akiya wieder am Arm genommen hatte, setzten sie die kleine Flugstunde fort, landeten bald darauf am Rande eines Dorfs. Isshi sah sich prüfend um, es waren noch immer einige Leute unterwegs, die sich perfekt als Opfer eigneten. Er wandte sich an Akiya. „Ich habe kein Problem damit, Leute zu töten, was ist mit dir?“ Mit dieser Aussage erntete Isshi einen angewiderten Blick, dem allerdings ein Schulterzucken folgte. „Ich mochte Menschen noch nie so wirklich. Nur wer ist schon so blöd, und läuft einem Vampir freiwillig in die Arme?“ Isshi räusperte sich, tippte dann gegen Akiyas Schläfe, hob ernsthaft besorgt eine Augenbraue. „Du. Schon vergessen?“ Dann legte er eine Hand in Akiyas Kreuz, schob ihn nach vorne. „Los jetzt, lass einfach ein kleines bisschen Charme spielen, das was du früher auf der Straße auch immer gemacht hast…“ Akiya schnaubte beleidigt, ging dann aber langsam eine Gasse runter, hielt Ausschau nach einem passenden Opfer und es dauerte tatsächlich nicht lange, da wurde er von einem fülligeren alten Herren angesprochen, der ihm ein „großzügiges“ Angebot machte. Akiya bemühte sich, seinen Ekel zu unterdrücken, ging aber auf den Mann ein und führte ihn zurück in die Gasse, aus der er gekommen war, wo der Alte ein schnelles Ende fand. Isshi beobachtete die beiden, in seiner Brust glomm ein gewisser Stolz auf und als Akiya schimpfend und spuckend zurückkam, lachte er herzlich. Akiya hatte eine solche Reaktion alles andere als erwartet, starrte Isshi nur verblüfft an und tat etwas, was ihm auch in Zukunft des Öfteren immer wieder zum Verhängnis werden würde – er wurde schnippisch. „Ich hätte nicht gedacht, dass du lachen kannst, so wie du dich sonst immer aufführst…“ Akiya beobachtete mit schreckensbleichem Gesicht, wie Isshis Lachen, der herzliche Ausdruck in seinem Gesicht, mit einem Mal wieder verschwand und an dessen Stelle eine mehr als nur bösartige Fratze trat. Und ehe er sich versah wurde er am Kragen gepackt, fand sich in Sekundenschnelle direkt vor Isshi wieder, der ihn giftig anstarrte. „Reiz mich nicht, verstanden? Du hast keine Ahnung von mir, also bilde dir kein vorschnelles Urteil…“ Akiya biss sich eingeschüchtert auf die Unterlippe, doch er wollte sich nicht unterbuttern lassen. Nicht wieder, wieso sollte er auch? Isshi würde ihm nichts Schlimmes tun, das hatte Tora gesagt… doch als er nun wieder trotzig die Stimme hob, merkte er schnell, dass Tora sich da verschätzt hatte. „Du gibst mir ja auch gar keine Chance, um—!“ Er konnte nicht einmal seinen Satz beenden, da traf ihn Isshis flache Hand schon im Gesicht und hinterließ einen brennenden Schmerz an seiner Wange. „Ich habe kein Interesse daran, nervige Biester wie dich an mich ranzulassen, also bilde dir nichts darauf ein, dass ich dich in meiner Nähe dulde, versteh das endlich!“ Genervt ließ Isshi ihn dann los, schenkte ihm nichts als einen abwertenden Blick ehe er sich umdrehte und sich in die Luft erhob. „Du solltest in der Lage sein, das jetzt selbst zu schaffen.“ Dann war er schneller verschwunden, als Akiya noch irgendetwas sagen konnte – hätte er das gewollt. Doch der Dunkelhaarige stand nur da, hielt sich die schmerzende Wange. Kleine, blutige Tränen standen in seinen Augenwinkeln, doch er war nicht gewillt, diese ziehen zu lassen, auch wenn er im Moment nichts mehr wollte. Er wusste gar nicht, woher diese gemischten Gefühle aus Trauer und Wut kamen, es gab so viele verschiedene Möglichkeiten, die durch seinen Kopf spukten. Zum einen war er natürlich schrecklich wütend auf Isshi, dass dieser ihn behandelte, als wäre er noch immer das Nichts, das er gewesen war, bevor er Isshi das erste Mal begegnet war. Andererseits war er aber auch sauer auf Tora, denn dieser hatte ihm versichert, dass Isshi sich um ihn gekümmert hätte, dass er nur die harte Schale um den weichen Kern knacken müsste, damit der Vampir ihm seine verdiente Aufmerksamkeit schenken würde. Aber damit lag der andere anscheinend vollkommen falsch, Isshi besaß keinen weichen Kern, hatte ihn wahrscheinlich nie besessen! Er war einfach nur ein eiskaltes Arschloch, das vielleicht Gefühle spielen konnte, aber sie niemals haben würde. Und dies brachte Akiya nun zu seiner Wut auf sich selbst, weil er sich doch immer noch die Hoffnung machte, näher an Isshi zu kommen, sich einredete, dass es nur ein wenig Zeit bräuchte. Und andererseits wünschte er sich auch noch, dass Isshi ihm doch einfach wieder vorspielen könnte, dass er etwas besonderes für ihn wäre… und als er nun merkte, wie ihm die Tränen doch über die Wangen liefen, hätte Akiya sich am liebsten noch selbst geschlagen. So vertieft in seine Gedanken spürte er gar nicht, wie sich ihm jemand von hinten näherte und einen Arm um ihn legte, was ihn auf seltsame Art wieder beruhigte und er wusste, dieses Gefühl hatte er schon einmal gehabt. Als Akiya aufsah, blickte er direkt in das Gesicht eines jungen Mannes, der sicher nicht einmal so alt war wie er selbst, aber in seinen Augen spiegelte sich sein wahres Alter nur zu deutlich wieder – er war ein Vampir und um einiges älter als Akiya. Seine blassen Lippen wurden von einem sanften Lächeln umspielt, die dunklen, gewellten Haare umrahmten sein Gesicht wie weiche Schleier und er wirkte absolut nicht wie ein Mensch, dafür war seine Schönheit viel zu übernatürlich. Seine Arme und auch sein Hals waren reich mit Ketten verziert und sein Yukata hatte einen so außergewöhnlichen Schnitt, dass Akiya schnell klar wurde, dass dieser junge Mann seine Wurzeln sicher nicht in diesem Land hatte. Über all seinen Gedanken wurde ihm dann aber plötzlich klar, wie er den Fremden anstarrte und beschämt senkte er den Blick. Es war dieselbe Person, die ihm schon vor Tagen im Wald Trost geschenkt hatte, bevor er ohnmächtig geworden war und er wollte sich bedanken, nur um diese Stille zu durchbrechen, doch er kannte ja noch nicht einmal seinen Namen. Sanfte Hände strichen über Akiyas Wangen, als Zero ihm die Tränen wegwischte und seine weichen Lippen geisterten flüchtig über Akiyas Ohrmuschel, als Zero ihm ins Ohr flüsterte. „Ich bin Zero… wir kennen uns schon, mein Hübscher.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein zarter Hauch, beruhigend aber auf der anderen Seite auch unglaublich verführerisch. Akiya erzitterte leicht unter dem sanften Ton und Zero kicherte daraufhin leise, hob sein Kinn an und sah ihm in die Augen. „Verzeih, ich sollte dir nicht zu nahe kommen, nicht wahr? Aber hab keine Angst… so zarte Wesen wie dich fasse ich immer mit Samthandschuhen an.“ Zero zwinkerte ihm kurz zu, stand dann auf und zog Akiya in einer geschmeidigen Bewegung mit sich nach oben, küsste ihn dabei auf die Stirn. „Du musst dich um die Sache mit Isshi nicht Sorgen, wenn du nur so weiter machst wie bisher, dann wird er sich womöglich bald verändern. Momentan schwebst nicht nur du in einem großen Chaos von Gefühlen. Aber wenn du weiter versuchst, an Isshis Kern zu gelangen, wirst du noch eine lange Zeit unter ihm leiden müssen. Entweder bist du dazu bereit, oder du wirst dich irgendwann von ihm abwenden – was die Zukunft für den einen oder den anderen Weg bringen wird, liegt für mich wie auch für alle anderen noch im Dunkeln.“ Akiya runzelte verwirrt die Stirn, sah dann aber wieder etwas störrisch zu Boden, wenn er sich auch sehr wohl bei Zero fühlte. „Bist du sowas wie ein Hellseher oder so?“, fragte er verwirrt, konnte sich sonst nicht erklären, wie Zero so über die Zukunft reden konnte, doch der andere lachte nur leise, schüttelte dann den Kopf. „Nein, das bin ich nicht… aber womöglich kenne ich einige, die ich gerne aufsuche, mein hübscher kleiner Prinz. Aber wie es mit Hellsehern so ist, sie geben dir nie eine klare Auskunft über die Zukunft. Und schließlich liegt es doch an dir, wie du wählst. Aber was sie mir eindeutig sagten, ist, dass du eine sehr gefährliche Macht in dir trägst.“ Zeros Blick wurde ernst, sein Lächeln verschwand und die Sorge machte sich auf seinem Gesicht breit, als er Akiya zärtlich durch die Haare strich und ihn schließlich vorsichtig auf die Lippen küsste. Akiya war mehr als nur verwirrt von der Geste, doch die Angst, die vor einigen Augenblicken noch in ihm aufgekocht war, kühlte mit dem Kuss sofort wieder ab. Er wurde wirklich nicht ganz schlau aus diesem Mann, denn sein ganzes Verhalten war irgendwo verrucht und doch absolut richtig, beruhigend wie auch tief im Innern aufreibend. Aus seinem Blick sprach noch die Angst, doch als Zero nun die Arme um ihn legte und Akiya sanft an sich drückte, war auch dieser Rest verschwunden. „Ich werde dich nun zu der Person bringen, die eigentlich an deinem ganzen Unglück mit Isshi Schuld hat – die Person, die Isshi in sein unsterbliches Leben geleitete, wie auch mich und Tora. Er wird dir helfen, deine Kraft zu bestimmen und zu beherrschen. Bereit?“ Zero wartete nicht mehr auf Antwort, Akiya wusste gar nicht, für was er bereit sein sollte, doch als es plötzlich an ihm riss und alles vor seinen Augen verschwamm, war er sich sicher, dass er noch nicht bereit gewesen war. Einen Bruchteil einer Sekunde später fanden sie sich schon vor dem Tempel wieder und Akiya wäre unsanft auf dem Boden gelandet, hätte Zero ihn nicht vorsorglich noch immer umschlungen gehalten. „Was… was war das?“ Langsam fand Akiya sein Gleichgewicht wieder, auch wenn seine Beine noch immer gefährlich zitterten. „Ich habe uns auf schnellstem Wege zurückgebracht. Kannst du wieder gehen? Dann lass uns zu ihm…“ Zero nahm Akiya bei der Hand, führte ihn in den Tempel, an sämtlichen Raumen vorbei; er konnte Tora in einem hören, doch Zero führte ihn weiter, bis zum Allerheiligsten, schob leise die Tür auf und Akiya verschlug es sofort die Sprache. Aus dem Raum drang eine unverkennbare, mächtige Aura, die auf seine sämtlichen Organe drückte und ihm wurde schwindlig, richtig übel bei dem Gefühl – welches dann abrupt nachließ. In der Mitte des Raums saß ein einzelner Mann, auch wenn Akiya aufgrund dieser Energie mindestens zwei Dutzend Männer von ganz anderem Kaliber erwartet hätte. Doch die Person, die in eine Schriftrolle vertieft dasaß, erweckte nicht im Geringsten den Eindruck, eine solche Macht zu besitzen. Zwar saß er, doch er schien sehr groß zu sein, doch dafür auch sehr schmal, nicht wie Tora. Seine Haut war zwar blass, doch lag ihr ein teilweise recht dunkler Schimmer zu Grunde, was Akiya ebenso wie bei Zero auf den Gedanken brachte, dass auch dieser Mann nicht aus Japan stammte. Die langen, schlanken Finger rollten die Schriftrolle wieder zusammen und er legte sie neben sich, dann hob er den Kopf an, betrachtete Akiya mit seinen eisigen Augen aufs Genauste. Diesem lief bei dem Blick ein eisiger Schauer über den Rücken, den selbst Zeros Hände nicht vertreiben konnten und er schluckte trocken. „Akiya… schau mich nicht so ängstlich an, ich habe nicht vor, dich zu fressen, auch wenn ich deiner Ansicht nach wohl so aussehe…“ Die Lippen des Fremden zogen sich zu einem mehr oder weniger unschuldigem Grinsen und er winkte die beiden näher, was allerdings damit endete, dass Zero Akiya förmlich schieben musste, denn diesem war dieser Mann mehr als nur unheimlich. Und je näher Akiya ihm kam, desto schneller wollte er wieder weg. Dieser eisige Blick lag immer noch auf ihm, schien ihn förmlich zu durchbohren, nach seinen tiefsten Geheimnissen zu suchen und in einem verzweifelten Versuch, sich davor zu schützen schloss Akiya die Augen, versuchte seinen Kopf einfach blank zu fegen, wurde aber von einem Lachen wieder zurück gerufen. Zero drückte ihn zu Boden, sodass er nun vor diesem unheimlichen Wesen saß und allein die Tatsache, dass Zero noch immer beruhigend die Hände auf seine Schultern drückte, ließ ihn dort sitzen bleiben. „Du bist wirklich sehr störrisch, das gefällt mir. Du hast deine Gedanken gleich abgeschottet, als du gemerkt hast, dass ich in deinem Kopf bin. Aber keine Sorge, ich hatte nicht vor, nach deinen dunklen Geheimnissen zu graben, Akiya.“ Der Fremde lächelte nun, und Akiya konnte ahnen, dass es eine freundliche Geste sein sollte, doch die kalten Augen machten der ganzen Sache einen Strich durch die Rechnung. Und doch breitete sich die Freundlichkeit um diesen Mann aus wie eine Wolke, die Akiya umfing und ihn nun langsam doch in seiner Situation entspannte. „Ich bin Karyu… und wie Zero dir schon gesagt hat, entstammt ihr alle meiner Linie. Ich habe die Fähigkeit, Gedanken zu lesen, wie du schon feststellen musstest, aber ich kann auch tiefer im Unterbewusstsein einer Person graben – sehr tief – und so nicht immer nur die schönsten Tatsachen ans Licht bringen. Bei dir will ich diese Fähigkeit nutzen, um nach deiner Macht zu suchen, damit wir wissen, auf was wir dich vorbereiten müssen. Erlaubst du mir, das zu tun?“ In Akiyas Blick war die Skepsis nur allzu deutlich und er rührte sich keinen Millimeter, geschweige denn, dass er Karyu geantwortet hätte. Es waren Zeros Fingernägel, die sanft über seinen Nacken strichen und diese beruhigende Stimme an seinem Ohr, die ihn schließlich dazu bewegten, etwas zu tun, auch wenn es nur ein ängstliches Nicken war. Doch Karyu schien es wenig zu interessieren, wie sehr Akiya mit der Sache einverstanden war – sein Blick hing auf Zero und er war mahnend. Zero ließ daraufhin von Akiya ab und Karyu griff schließlich bestimmend nach Akiyas Hand, sah diesem wieder in die Augen. „Schließe die Augen und konzentrier dich. Dann geht es schnell, und ich sehe nichts, was ich nicht sehen will.“ Akiya gehorchte, schloss die Augen und spürte im nächsten Moment schon, wie Karyu wieder in seinem Bewusstsein wanderte, was ihm augenblicklich wieder Unbehagen bereitete. Doch er ließ den anderen gezwungenermaßen gewähren, hätte keine Chance gehabt, ihn aus seinem Kopf zu vertreiben. Irgendwann schien Karyu gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte, denn sein Geist hielt still und Akiya ergatterte einen Blick auf eine funkelnde, zuckende und pulsierende kleine Kugel, bevor Karyu plötzlich seine Hand losließ und er das Bild vor seinem Auge verlor. Stattdessen tauchten Karyus Augen wieder vor ihm auf, seine Lippen waren geziert von einem zufriedenen Lächeln. „Du entwickelst deine Kraft prächtig, was wohl an Isshis großem Kraftpotential liegt. Zwar wirst du nie seine Körperkraft erlangen, aber… was er dir in die Wiege gelegt hat, ist womöglich besser.“ Kapitel 4: ~雷の強力~ ----------------- Kapitel 04 ~雷の強力~ "ikazuchi no gouriki" „Nun spann ihn doch nicht so auf die Folter!“ Zero legte seine Arme wieder um Akiya, der bei Isshis Namen doch gefährlich gezuckt hatte und warf Karyu einen genervten Blick zu. Dieser jedoch zeigte sich unbeeindruckt, zuckte mit den Schultern und sah dann Akiya wieder an. „Hast du die Energie gesehen, Akiya? Sie hat pulsiert und gezuckt, wie Millionen kleiner Blitze, die zusammengeballt darauf warten, von dir kontrolliert zu werden… bis sie allerdings soweit sind, kann noch etwas Zeit vergehen. Du musst aufpassen, dass du nicht ausversehen jemanden röstest.“ Bei dem letzen Satz schob sich ein Grinsen auf Karyus Lippen, als fände er diese Vorstellung äußerst amüsant, doch Akiya wollte sich damit nicht anfreunden. „Kann ich… kann mich dann auch ausversehen selbst…?“ Verunsichert sah er von Karyu zu Zero, der allerdings den Kopf schüttelte. „Keine Sorge, dich wird sicherlich kein Blitz treffen, da bin ich mir sicher.“ Wieder streichelte er über Akiyas Wange, doch die Stimmung im Raum schien sich zu trüben, was offensichtlich an Karyu lag. Ein leises, aber gefährliches Knurren war aus seiner Richtung zu hören, ehe er Zero am Arm packte und diesen festhielt. „Ich denke es reicht, meine Schönheit. Du hast mich nun lange genug provoziert, und nun wirst du die Folgen tragen müssen…“ Karyus Augen funkelten gefährlich in Zeros Richtung, doch dieser grinste nur belustigt, ehe er sich zu Akiya beugte, diesen wieder flüchtig küsste und ihn dann nach draußen schickte. Ängstlich und rot bis über beide Ohren ließ Akiya sich das nicht zweimal sagen, denn die Spannung, die sich mit diesem Kuss zwischen Karyu und Zero aufgebaut hatte, war unweigerlich sexueller Natur. Und läge er mit seiner Vermutung richtig, dann wäre es mehr als nur dumm, sich noch weiter vor Karyus Augen so von Zero mit kleinen Streicheleinheiten verwöhnen zu lassen. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, spürte er, wie der Raum komplett abgeschottet wurde und hörte nur noch Zeros erregten Aufschrei, als Karyu sich ohne Zweifel über diesen hermachte. Unsicher leckte er sich über die trockenen Lippen, konnte Zeros süßlichen Geschmack noch wahrnehmen, während er darüber nachdachte, was er nun tun sollte. Als er an Toras Zimmer vorbeikam, nahm er auch dort nur unmissverständliche Laute wahr, auch wenn er nicht wusste, mit wem Tora in diesem Zimmer war. Seine Optionen bestanden nun also aus Alleinsein oder Isshi, was ihn wieder an Zeros Worte erinnerte und den phantomhaften Schmerz wieder in seine Wange trieb. Es war nicht der Schmerz, der ihn stocken ließ, vielmehr war es das Gefühl, keine Emotionen zurückzubekommen, welches ihm Angst machte. Als er mit Isshi geschlafen hatte, war es ihm wie im Himmel vorgekommen, so leidenschaftlich aber auch sanft war dieser zu ihm gewesen. Aber nun wusste er, dass dieser damals nur geblufft hatte um an sein Blut zu kommen. Diese Tatsache würde er gut verdrängen können, würde Isshi sich ihm gegenüber nur langsam anders verhalten, was er aber nicht tat. Wahrscheinlich würde er ihn noch öfter schlagen, womöglich ernsthafter verletzen und immer mit dieser kalten Verachtung strafen, die er doch eigentlich gar nicht verdient hatte… er doch am allerwenigsten, schließlich hatte er Isshi nie etwas getan. Akiya wusste nicht, ob er das wirklich auf sich nehmen wollte, schließlich wusste er auch nicht, was ihn erwarten würde, sollte er es durchhalten oder ob ihn überhaupt etwas erwarten würde. Was wollte er eigentlich? Der Gedanke an eine Beziehung schien ihm einfach zu absurd, Isshi wäre niemals ein Mensch für sowas. Aber eine Freundschaft brauchte doch auch eine gewisse Nähe, oder nicht? Er wusste nicht, wie Isshi zu den anderen Dreien stand, aber die Distanz, die er zwischen ihm und Tora bemerkt hatte, deutete auf ein schlichtes Nebeneinanderleben hin. Zum wiederholten Mal war er so in Gedanken vertieft, dass er nichts um sich herum bemerkte. Erst als er schmerzlich gegen etwas lief und rückwärts auf seinem Hintern landete, fiel ihm auf, dass er gedankenversunken immer weiter gelaufen und schließlich vor Isshis Zimmer gelandet war – und nicht nur das, er war auch noch geradewegs in diesen rein gerannt. Verärgert sah Isshi nun auf ihn herab und Akiya tat in seiner Angst vor erneuten Schlägen das einzige, dass ihm einfiel um den anderen vielleicht zu besänftigen – er rutschte sofort auf die Knie, beugte sich dann vorneüber, dass seine Nase fast den Boden berührte und entschuldigte sich. „Es tut mir Leid, ich habe nicht aufgepasst… ich wollte dich nicht—!“ Er kam schon nicht mehr weiter, ließ nur ein verängstigtes Quietschen hören, als Isshi ihn am Arm packte und auf die Beine zog. „Wie oft hab ich dir gesagt, dass du die Klappe halten sollst?“ Isshi sprach leise, hob Akiyas Gesicht an und sah ihm prüfend in die Augen. „Warst du so in Gedanken darüber, was Zero mit dir getan hat? Und? Gefällt es dir, wenn dich alles umgarnt? Eigentlich steht er drauf.“ Isshi zog Akiya ins Zimmer, schloss die Tür hinter ihnen und drehte sich dann wieder zu Akiya um, der verunsichert in der Mitte des Raums stand, keinen möglichen Fluchtweg fand. „Ich sag dir was… Zero ist eine intrigante kleine Schlampe, er tut nichts lieber, als Leute zu verwirren und zu provozieren. Und das nur, weil er weiß, dass Karyu niemals zulassen würde, dass ihm einer wie ich was tut.“ Langsam ging Isshi auf Akiya zu, welcher als Antwort nur ängstlich zurückwich. „Und… was hat das nun mit mir zu tun?“, fragte er leise, zuckte erschrocken zusammen, als er die Wand in seinem Rücken spürte – Isshi stand nun direkt vor ihm, stützte die Arme neben seinem Kopf ab und sah ihn mit einem unlesbaren Blick an. „Er hat dich benutzt… um mich zu provozieren, wahrscheinlich aber auch um Karyu anzumachen. Überall klebt dieser Geruch, an deinen Lippen, an deinem Hals… er weiß wie sehr ich es hasse, wenn ich was weggenommen bekomme. Hier…“ Er legte einen Finger an Akiyas Lippen, strich fast zärtlich über dessen Unterlippe ehe er weitersprach. „Hier sollte mein Geruch kleben, genauso wie an deinem Hals…“ Isshis Finger wanderten nun Akiyas Hals hinunter und an ihre Stelle, traten nun Isshis Lippen, die sich sanft gegen Akiyas bewegten. „Ich will dich jetzt.“ Und plötzlich war alles wieder da. Die sanfte Leidenschaft, dieses betäubende Gefühl von Isshis Lippen, alles fiel wieder auf Akiya ein, drohte ihn zu ertränken und er konnte sich nicht wehren. Zu schön war die Vorstellung, die sich in seinem Kopf gebildet hatte – dass Isshi eifersüchtig war, dass Zero ihn geküsst hatte. Dass er sich also wirklich was aus ihm machte. Akiya konnte, wollte sich nicht von Isshi losreißen, auch wenn sein Verstand noch der Ansicht war, dass es wieder gleich enden würde. Er gab sich dem Kuss hin, seufzte leise gegen Isshis Lippen bevor er den Mund einen Spalt öffnete und Isshi bereitwillig empfing. Es dauerte nicht lange bis Isshi ihn wieder auf den Boden gedrängt hatte, dieses Mal hielt er ihn an den Handgelenken fest, gab Akiya kaum die Möglichkeit sich zu bewegen, doch das kümmerte den Jüngeren nicht. Das Gefühl von Isshis heißen Lippen auf seiner Haut wischte erneut alle rationalen Gedanken aus seinem Kopf und alles was er noch wollte, was mehr von ihm. Und Akiya wurde nicht enttäuscht, Isshi schien es heute eiliger zu haben, zudem war er auch um einiges rauer im Umgang mit Akiya, was diesen aber auch nicht zu stören vermochte. Er hatte das Gefühl, Isshi sei natürlicher, nicht ganz so aufgesetzt wie beim letzten Mal, und Akiya redete sich schlichtweg den Himmel blau, als er nach nur wenigen Minuten die Beine für Isshi spreizte. Die Nachmittagssonne bahnte sich den Weg durch kleine Löcher in den Schiebewänden des Tempels und Akiya streckte schlaftrunken seinen Arm aus, wollte sich an den warmen Körper kuscheln, der noch bis vor kurzem neben ihm gelegen hatte, doch nun griff er ins Leere. Verwirrt öffnete er die Augen, blinzelte, kniff sie wieder zusammen wegen der Sonne und sah sich dann um. Isshi war nicht mehr im Zimmer, der Platz neben ihm schon ausgekühlt. Akiya griff nach seinem Yukata, zog sich diesen langsam über die Schultern, ehe er aufstand und sich die müden Augen rieb. Dann ging er leise aus dem Raum und auf die Suche nach irgendwem, denn allein wollte er momentan nicht sein. Doch das einzige Zimmer, an dem er zu klopfen wagte, war Toras, welcher ihm dann auch schlaftrunken die Tür öffnete. Bei Akiyas Anblick erhellte sich seine Miene jedoch sofort und er schloss den Jüngeren herzlich in seine Arme, dirigierte ihn in seinen Raum wobei in diesem kaum mehr Platz war – am Boden lagen zwei, nein sogar drei junge Männer, alle tief schlafend, von einem Betäubungsmittel, wie Tora versicherte. Isshi saß draußen, im Schatten eines großen Baums und raufte sich aufgebracht die Haare. Am Mittag schon hatte er sich aus dem Zimmer gestohlen, auch wenn der Reiz groß gewesen war, weiter mit Akiya im Arm dazuliegen. Dass er mit diesem wieder geschlafen hatte, war nicht sein Problem, vielmehr das warum. Er war von diesem Duft total benebelt gewesen, dieser Duft, der sicherlich nicht nur von Zero ausging. Nein, es war mehr gewesen, doch was, das konnte er nicht einmal erahnen und das machte ihn wütend. Denn es war allein die Schuld dieses bezaubernden Geruchs, dass er Akiya erneut das Gefühl vermittelt hatte, etwas für ihn zu empfinden. Und selbst wenn das tief in ihm der Fall sein sollte, dann würde er es dem anderen nie zeigen können, vorher würde er ihn so verletzen, dass es Akiya dann eh nicht mehr interessieren würde. Vertieft in seine zwiespältigen Gedanken merkte er erst gar nicht, wie Zero zu ihm kam und erst als er reflexartig zur Seite schlug, Zero dem Schlag auswich und auf seiner anderen Seite auftauchte, registrierte er. „Was willst du hier?“ „Oh, ich wollte mich nur erkundigen, wie es dir geht. Wie war es mit deinem hübschen Prinzen?“ Zeros Lippen zogen sich zu einem wissenden Grinsen und am liebsten hätte Isshi ihn geschlagen, doch er wusste, wie sinnlos das war. „Ich wüsste nicht, was dich das anginge… auch wenn ich annehme, dass du hinter der ganzen Sache steckst.“ Isshi rollte mit den Augen, als er von Zero nur ein noch breiteres Grinsen als Antwort bekam und stützte sich dann nach hinten ab, um aufzustehen doch die überragende Größe des Anderen beeindruckte Zero wenig. „Wie scharfsinnig… freu dich doch, ich hab dir eine nette Nacht beschert, oder nicht? So grob wie du bist, hättest du Akiya doch niemals ins Bett kriegen können. Sei froh, dass ich dieses Mittelchen… gefunden habe. Aber was machst du hier? Solltest du nicht mit ihm kuschelnd im Bett liegen?“ Zero kicherte hämisch, fischte dann nach einer seiner Haarsträhnen und wickelte diese um seinen Finger. „Oder ist das nichts für dich? Hast du immer noch einen Eisklumpen statt einem Herzen?“ Isshi schnaubte verächtlich, packte Zero dann grob an der Schulter und schob ihn zur Seite. „Wie gesagt, das geht dich absolut nichts an. Lass in Zukunft deine Finger aus dem Spiel, verstanden? Wann und wie ich irgendwen flachlegen will, ist immer noch meine Entscheidung. Spiel deine Spielchen mit anderen, aber nicht mit mir… bei allem Respekt für Karyu-sama, für dich habe ich keinen übrig.“ Ohne ein weiteres Wort ging Isshi an Zero vorbei, doch er wusste, dass dieser noch immer sein Grinsen auf den Lippen trug, konnte es förmlich hören. „Wenn du dich nicht bald entscheidest, was du für Akiya empfindest, dann wird es zu spät sein, Isshi…“ Doch Isshi ignorierte Zero nun einfach, ging wieder in sein Zimmer und war etwas enttäuscht, Akiya nicht mehr vorzufinden, was sich jedoch in dem Moment änderte, in dem er mit Tora den Raum wieder betrat – wieder lachend, wieder Arm in Arm und mit einem absolut glücklichen Gesichtsausdruck, bis zu dem Moment, in dem er Isshi bemerkte. Akiya biss sich auf die Lippe, schob Tora wieder aus dem Raum und wollte folgen, doch Isshi hatte die Tür schneller hinter Tora zugeschlagen, stand nun wieder vor Akiya, der sich glücklicherweise gewaschen hatte, sodass von dem gefährlichen Duft nichts mehr übrig war. Isshi sammelte sich, leise und mühsam beherrscht fing er an zu reden. „Bring ihn nicht wieder mit, der geht mir auf die Nerven, okay?“ Akiya nickte angespannt, sah nur mit großen Augen zu Isshi auf. „Und das mit uns, heute Morgen – denk nicht zu viel drüber nach, verstanden? Es war Zeros Verdienst, dass ich so war. Bilde dir nichts darauf ein. Ich gebe zwar zu, dass ich den Sex mit dir genieße, aber das wird nicht zur Gewohnheit werden. Und von Gefühlen zeugt das erst recht nicht. Find dich damit ab.“ Isshi wusste nicht, inwiefern er sich in dem Moment selbst belog, er wusste nur, dass das der einzige Weg war, um Akiya von dieser großen Wolke herunterzuholen, auf der dieser saß. Und es funktionierte fabelhaft – Akiya senkte den Blick, enttäuscht nickte er wieder. Erneut hatte er sich viel zu viel erhofft was die Enttäuschung umso bitterer machte. Unsicher hob er den Blick, Isshi war noch immer dicht bei ihm, doch sein Blick war nicht so ablehnend wie sonst. Sicher konnte Akiya nicht von Mitgefühl reden, aber etwas Emotion fand er doch. Leise, nicht wissend ob Isshi ihn nicht wieder dafür schlagen würde, setzte er zu reden an. „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber… ich würde gerne zu Toras Zimmer wechseln. Ich will dich nicht weiter mit meiner Anwesenheit hier belasten…“ Schnell senkte Akiya den Blick wieder, merkte wie Isshi sich entfernte ehe er schnell wieder aufsah, in letzter Sekunde ein Schwert auffing, dass Isshi ihm geworfen hatte. „Nein. Der wird dich nur ablenken und das kann ich nicht gebrauchen, wenn ich dich trainiere.“ „Mich… trainieren?“ Unsicher sah Akiya das Schwert in seinen Händen an, sah dann misstrauisch zu Isshi rüber. Er hatte noch nie ein Schwert in den Händen gehalten. Doch Isshi schob die Balkontür auf, ließ das schwache Licht der untergehenden Sonne eintreten ehe er nach draußen deutete. „Frag nicht so blöd. Es ist scheiß egal, welche ach so tollen Fähigkeiten du hast, denn auf die kannst du dich auch nicht immer verlassen. Daher werde ich dich lehren, auch mit einem Schwert zu kämpfen.“ „Aber… gleich mit einem… scharfen Schwert?“ Ungläubig riss Akiya die Augen auf, sah sich schon scheibchenweise im Wald verteilt, doch Isshi zuckte mit den Schultern. „Ich bin noch nie von einem Idioten mit Bambusschwert attackiert worden und wenn, dann hat er nicht mehr lange genug gelebt, um seinen Misserfolg mitzubekommen. Nun komm nach draußen.“ Dann verschwand er mit einem gekonnten Sprung im hohen Gras. Es vergingen einige Tage und Nächte, in denen Akiya immer wieder bis aufs Blut von Isshi gefordert wurde. Die erste Nacht hatte er mit einer langen Wunde an seinem Arm überstanden, in den folgenden Nächten wurde er vorsichtiger, aber auch geschickter und zog sich nicht mehr als ein paar kleine Schrammen zu. Er lernte schnell, Isshis Schläge zu parieren, auch wenn diese mit voller Wucht auf ihn niederprasselten. Irgendwann wurde er aber auch mutiger, setzte zum Gegenangriff an, welcher aber von Isshi meist mühelos pariert wurde. Eines Nachts machten sie Jagd auf eine Bande Räuber, die innerhalb von Minuten einen schnellen Tod fanden. Akiyas Gefühl für seine Waffe wuchs mit jedem Hieb, den er austeilte und bald entwickelte sich die Notwendigkeit des Kampfes zu einem kleinen Spaß für ihn, auch wenn dieser nicht so ausgeprägt war, wie bei Isshi – dieser schien es richtig zu genießen, Blut spritzen zu sehen. Nach einer weiteren Woche hatte sich ihr Verhältnis langsam geebnet, Akiya hatte es geschafft, dass Isshi nicht mehr auf jeden seiner Kommentare mit Schlägen antwortete, sondern sie des Öfteren sogar ignorierte, aber wenn er wütend wurde, dann richtig. Einmal hätte er ihm fast die Nase gebrochen, hätte Tora mit seiner neugewonnenen Fähigkeit – andere Menschen nach seinem Willen zu lenken – nicht rechtzeitig eingegriffen. Auch wenn Akiya wusste, dass er es manchmal mehr als nur verdient hatte, verletzte ihn jeder Schlag auch immer wieder seelisch. Doch langsam fand er sich damit ab, dass Isshi wohl nie richtig auf ihn eingehen würde, seit der Nacht, in der Isshi von – wie sich herausgestellt hatte – Toras Parfum geblendet gewesen war, hatten sie auch keinen Sex mehr gehabt. Und als Isshi nun von der anbrechenden Nacht als etwas Besonderes sprach, wusste Akiya, dass es sich um einen Kampf handeln würde, spätestens als Isshi ihm vorsorglich einen Armschutz über seinen noch immer verletzten Arm legte. Gemeinsam brachen sie auf, Isshi führte ihn weit weg in ein Tal, wo sich zwei verfeindete Clans einen erbitterten Kampf geliefert hatten und die Gewinner nun feiernd um ein großes Feuer saßen. Akiya konnte nicht leugnen, dass es ihm Spaß machte, einen kleinen Streit anzuzetteln, was Isshi ihm aufgrund seines übereifrigen Mundwerks gern überlassen hatte. Und auch das resultierende Gemetzel das klar zugunsten der beiden Vampire ausging, machte ihm irgendwo Spaß. Doch als er dann zu Isshi ging, der träumerisch in der Wiese saß und in den Himmel starrte, verging ihm dieses Gefühl schnell. Kaum war er in Isshis Blickfeld geraten, richtete der andere seinen Blick auf Akiya, seine Augen funkelten gefährlich und in ihnen brannte ein Feuer, dass Akiya gar nicht gefallen wollte und als er sich im nächsten Moment unter dem anderen widerfand, während dieser grob die Lippen auf Akiyas presste, glaubte dieser sich im falschen Film wiederzufinden. Ungeschickt versuchte er sich zu befreien, doch gegen Isshi hatte er – wie Karyu schon prophezeit hatte – keine Chance. Erst als dieser die Lippen von Akiyas löste und ihn wieder mit dieser Leidenschaft ansah, wurde Akiya klar in welcher Situation er sich befand. „Du widerlicher Kerl! Du wirst erst richtig scharf, wenn du ein Massaker angerichtet hast?! Geh runter von mir, ich will nicht—hmpf!“ Isshi presste seine Hand auf Akiyas Mund und funkelte ihn böse an. „Du hast noch immer nicht gelernt, in den richtigen Momenten die Klappe zu halten, Akiya… willst du nicht einmal mein wahres Ich beim Sex genießen?“ Er schob Akiyas Hände zur Seite, tauchte mit der Hand in dessen Kimono ein, rieb über seine Brust, was Akiya tatsächlich ein kleines Keuchen entlockte. Doch das änderte nichts daran, dass Akiya so keinen Sex wollte. Nicht so offensichtlich ohne Gefühl, nicht an diesem Ort. Und während er sich weiter zwecklos gegen Isshi wehrte, zogen sich über den beiden unbemerkt tiefe, schwarze Gewitterwolken zusammen, deren Donnergrollen rasch näher kam. Akiya wünschte sich nichts lieber, als dass Isshi endlich von ihm runtergehen würde – der erste Blitz zuckte über den Himmel und Akiya sah nur noch Sternchen, hörte einen markerschütternden Schrei, dann war alles vorbei. Isshi war nicht mehr auf ihm, sondern lag einige Meter entfernt mit dem Gesicht nach unten in der Wiese, die Gewitterwolken schienen sich entladen zu haben und nun prasselte sanfter Regen auf sie nieder. Verwirrt richtete Akiya sich auf, sah zu Isshi herüber – und verstand. Es war nicht, dass dieser einfach vom Blitz getroffen worden war, denn das hätte dann auch ihn getroffen, nein – dieser Blitz war Akiyas Werk gewesen, er hatte Isshi durch die Luft geschleudert und… Schnell sprang Akiya auf, eilte zu Isshi, sein schlechtes Gewissen und seine böse Vorahnung überrannten ihn förmlich, als er mit Tränen in den Augenwinkeln neben Isshi ins Gras sank, die fleischige, widerliche Brandwunde an dessen Rücken sah. „Das wollte ich nicht… es tut mir Leid, Isshi… lebst du noch, Isshi?“ Akiya wischte sich über die Augenwinkel, legte dann vorsichtig eine Hand an Isshis Rücken, stellte erleichtert fest, wie dieser zusammenzuckte. „Nimm deine Finger weg, das tut höllisch weh… ich fühle mich wie ein Brathähnchen, ein Glück für dich, dass ich kein Feuer gefangen habe…“ Isshi knurrte leise, dann nahm Akiya schließlich die Hand weg und seufzte erleichtert, kassierte aber gleich einen unkoordinierten Schlag, der sein Bein traf. „Nun hock hier nicht so dumm rum, hilf mir hoch, ich hab keine Lust hier liegen zu bleiben. Und mach dich auf was gefasst… sobald dieses Flimmern vor meinen Augen weg ist, verpass ich dir richtig eine, du dummes Gör…“ Akiya konnte nicht umhin, er lächelte bevor er Isshi dann mit toternster Miene aufhalf. Isshi war wieder so wie immer – und Akiya stellte fest, dass er es wohl nie schaffen würde, eine gewisse Nähe zu Isshi aufzubauen und damit hatte er sich wohl endlich abgefunden, so sehr es ihn auch schmerzte. Aber dieser Schmerz war ihm lieber, als die bittere Enttäuschung, die er wieder und wieder durchleben müsste, wollte er sich Isshi nähern. Vorsichtig stützte er den Verletzten, der immer wieder vor Schmerzen stöhnte, auch wenn seine Wunde schon langsam verheilte, auch in seinem Innern war so einiges diesem Blitz zum Opfer gefallen. Mühsam gelang es Isshi, sich mit Akiya in die Luft zu heben und den Heimweg anzutreten. Auch wenn es grässliche Schmerzen bedeutete, war Isshi froh, dass ihn etwas davon abgehalten hatte, sich Akiya zu nehmen. Schließlich wusste er selbst, dass es so am einfachsten wäre, jegliches Gefühlschaos abzuwenden. Denn er würde sich nie ändern… ~完~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)