Suara von Meeararn (Da Capo al Fine) ================================================================================ Prolog: Hölle kommt näher ------------------------- Es ist passiert, schon vor langer Zeit und ich selbst habe Schuld an dieser Tragödie. Aber beginnen wir doch an dem Tag, an dem alles seinen Anfang nahm. Ich werde euch alles berichten, immerhin war ich die ganze Zeit an ihrer Seite. Keine Sorge ihr werdet mich kennen lernen. Es dauert zwar noch einige Kapitel doch dann bin ich, leider, nicht mehr aufzuhalten. Aber beginnen wir doch erstmal. Es war ein stürmischer Montagmorgen. Der erste Schultag war angebrochen. Für Suara ein ganz besonders bedeutender Tag. Ein neuer Tag in einer neuen Stadt mit neuen Menschen. Suara hasste es immer wieder, wenn ihre Mutter sie und ihre Schwester wieder einmal zum Umzug zwang. Sie waren in eine kleine Stadt am Rande von Kyoto gezogen. Das war die Stadt, in der man Suaras Vater zuletzt gesehen hatte. Er hatte sich nach der Geburt der zweiten Tochter aus dem Staub gemacht und seine junge Frau mit zwei Kindern zurück gelassen. Seit 10 Jahren hatte Suara nichts mehr von ihm gehört. Sie wollte ihn auch nicht wieder sehen. Wieso auch. Dieser Mensch hatte sich nie darum gekümmert wie es ihr oder ihrer Mutter ging. Er war ihr egal. Sie wollte nicht umziehen. In ihrer letzten Heimat hatte sie das erste Mal Freunde gehabt, richtige Freunde, die nicht auf ihr Äußeres achteten. Suara wusste nicht, wie ihre Schulkameraden auf ihr Aussehen reagieren würden. Sie litt an einer fürchterlichen, unheilbaren Krankheit, bei der ein lebenswichtiges Gen fehlt, das für den Aufrechterhalt des Knochenbaus verantwortlich ist. Aus diesem Grund mussten in ihren Körper fremde Gene injiziert werden. Sie erhielt die einzigen Gene auf der Welt, die ihr das Überleben ermöglichten, die Gene einer kleinen Katze. Manchmal hat Suara das Gefühl, die Katze in sich zu spüren und sie zu hören. Wenn sie wütend wird, sich aufregt oder ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hat, wachsen ihr Katzenohren oder ein Schwanz. Durch die Katzengene sind auch ihre mentalen Fähigkeiten verändert worden, wie zum Beispiel der Geruchssinn oder ihre Ohren. Sie hörte von da an viel besser, und die Brille brauchte sie auch nicht mehr, selbst in der Nacht kann sie perfekt sehen. Ab und zu verspürt sie einen Heißhunger auf rohen Fisch oder sie fängt an sich auf herum baumelndes Spielzeug zu konzentrieren. Ganz wie eine Katze. Suara schlenderte die Straße entlang und redete sich immer wieder etwas ein: “ Ich muss ruhig bleiben, ich darf mich nicht aufregen. Ganz ruhig und tief durchatmen. Sonst passiert es wieder.” Sie achtete gar nicht auf die Straße, als sie plötzlich schrille Hupen hörte und sie von der Straße geschubst wurde. “Kannst du nicht aufpassen?!”, schrie ein Junge sie an. Er musste der gewesen sein, der sie gerettet hatte. Er hatte die Schuluniform von Suaras Schule an. Er kniete immer noch über ihr, als er schließlich meinte: “Hm. Toller Ausblick.” Er grinste und deutete auf Suaras Ausschnitt. Der Blazer war verrutscht und man konnte ihr tief in den Ausschnitt schauen. Suara wurde rot und meinte wütend: “Du Lüstling!” Sie stand auf und wollte gerade ihre Sachen aufheben, als sie merkte, dass der Junge sie entsetzt ansah. “Was ist? Hab ich Kekse auf dem Kopf oder was guckst du so dämlich?!” Der Junge wich ein paar Schritte zurück. “Das nicht… aber…” Suara tastete ihren Kopf ab und erschrak als sie die weichen Katzenohren zwischen ihren Fingern spürte. » Oh nein. Alles nur das nicht. «, dachte sie entsetzt. “Bitte sag niemanden etwas davon. Ich flehe dich an.” Der Junge grinste. “Aus welchem Grund? Kratzt das Kitty mir sonst die Augen aus?” Er lachte. “Lach nicht. Das ist nicht komisch.” Er konnte sich das Lachen nicht verkneifen, ihm kamen sogar schon die Tränen. “Ich finde es urkomisch. Ein Mädchen mit Katzenohren. Fast wie eine Maid aus einem dieser Mangas…” Suara wollte gerade wieder gehen als der Junge sie am Arm packte und festhielt. “Was springt für mich dabei heraus, wenn ich es niemanden sage?” Sie sah den etwas größer gewachsenen Jungen von unten an. “Was du willst. Nur verrat es keinem.” Im nächsten Moment bereute das Mädchen ihre Aussage schon wieder. Hatte sie ihm da etwa ein zu mächtiges Versprechen gemacht? Er grinste. “ Ich wohne in einem sehr großen Haus und meine persönliche Maid hat gestern gekündigt. Von nun an bist du, bis zum Schulabschluss, meine persönliche Maid.” “Was??! Das vergiss mal schnell wieder, du Lüstling!” Sie riss sich los und rannte in Richtung Schule davon. “Hm. Interessant. Das Schuljahr fängt ja wieder blendend an.” Kapitel 1: Sportliche Kitty --------------------------- Als Suara in der Schule angekommen war, war sie völlig aus der Puste und auch noch zu früh dran. Außer ihr war noch keiner im Klassenraum. Sie konnte sich also einen Platz aussuchen. Es waren immerhin alle frei. Sie setzte sich in die vorletzte Reihe an eines der Fenster. In diesem Moment kam ein Mädchen hinein und sah sich um. “Noch gar keiner da? Auch gut, dann kann ich… hm? Oh Verzeihung, ich habe dich gar nicht gesehen. Ich bin Ikami.” Suara sah das Mädchen an. Ikami lächelte über das ganze Gesicht. Sie schien ein freundliches Wesen zu haben. “Mein Name ist Suara. Schön dich kennen zu lernen.” Ikami kam auf sie zu und nahm ihre Hände. “Ganz meinerseits. Wir werden uns bestimmt gut verstehen. Ja?” Suara lächelte nun auch und nickte. Bereits ein paar Minuten später trafen ein paar weitere Mitschüler ein. Suara hatte von Ikami erfahren, dass die Klassen dieses Jahr neu gemischt wurden und auch viele Schüler von anderen Schulen hier her kamen. Suara beruhigte das. Sie war nicht die einzige, die neu in der Schule war. Es war ein vollkommener Neuanfang, auch für andere, die die Jahre zuvor in den anderen Klassen gewesen waren. In diesem Moment kam der Junge hinein, den Suara auf der Straße begegnet war. Ausgerechnet er musste in ihre Klasse gehen. Als er sie am Fenster sah, machte er eine schnippische Handbewegung, die an eine Katze erinnerte und wand sich dann wieder den Jungs zu, die um ihn herum waren. Suara versuchte sich nicht aufzuregen. Sie wollte nicht, dass noch mehr von ihrem Geheimnis erfuhren. Für sie war es das schlimmste, das dieser Lüstling davon wusste. Er kam auf sie zu und setzte sich auf den Platz hinter ihr. “Miau. … Welch Zufall, Kitty.” Er nahm ihre Haarspitzen und drehte sie sich um seinen Finger. Suara versuchte das zu ignorieren. “Und. Hast du’s dir überlegt, Kitty?” Suara drehte sich abrupt um und sagte: “Niemals. Such dir eine andere für deine perversen Spielchen. Und nenn mich nicht Kitty!” Daraufhin drehte sie sich wieder nach vorn. » Hm. Sie spielt die Sture? Wie süß… Damit kommt sie bei mir aber nicht weit. « Ikami sah sie an. “Kennst du Shikao?” Suara schüttelte den Kopf. “Nein. Ich habe ihn nur kurz auf dem Weg zur Schule getroffen.” Ikami zog das Mädchen mit sich nach draußen. “Nimm dich vor dem in Acht. Der hat keinen guten Ruf.” Suara drehte sich zu ihm um und konnte sehen, wie er mit ein paar Kerlen aus der anderen Klasse redete. Sie hatten ihre Haare wild frisiert und bunt gefärbt. » Shikao heißt dieser Lüstling also. « “Suara, er ist Anführer einer kleinen aber fiesen Schulgang, die den Mädchen das Leben schwer machen. Er bricht den Mädchen reihenweise das Herz. Er ist ein ekliger Lustmolch.” “Das kann ich mir vorstellen.” Ikami sah das Mädchen verwirrt an. “Ich dachte du kennst ihn nicht? Kannst du Menschen etwa gleich nach dem Ersten Treffen einschätzen.” Suara lächelte verlegen. “Nein, nein. Gar nicht. Ich habe eine ganz schlechte Menschenkenntnis. Das war nur so ein Gefühl. … Hehe.” » Das liegt wahrscheinlich an der Katze… die mögen ja auch nicht jeden und können Menschen gut einschätzen… « Nach dem Eröffnungsplädoyer des Lehrers hatten sie Sport. Ikami warnte Suara ausdrücklich davor, sich vor dem Lüfter umzuziehen, da die Jungs gerne spannten. Suara nahm diese Warnung sehr ernst. Sie sollten erst einmal eine Runde um das Stadion laufen. Shikao und seine drei Freunde, die Suara schon als “Rattenschwanz” abgestempelt hatte, liefen ganz hinten, um so wenig wie möglich ins Schwitzen zu kommen. Suara hatte durch die Katzengene nicht nur eine außergewöhnliche Ausdauer, sondern war zudem auch noch schneller als die anderen. Der Sportlehrer rief sie nach der Runde zu sich. “Du bist echt gut. Was hältst du davon, in das Leichtathletikteam einzutreten.” Suara überlegte kurz. Die anderen kamen gerade erst eingelaufen. “Ich weiß nicht. Ich bin doch neu an der Schule und…” “Suara, ” Ikami stand nun hinter der verschüchterten Suara. “Das Team hat ein prima Ansehen. Und du bist eine gute Läuferin. Probier es wenigstens mal.” Suara seufzte. “Na gut. Ich trete in das Leichathletikteam ein.” Shikao und sein “Rattenschwanz” kamen auch in diesem Moment zu den anderen. Shikao grinste. “So, so. Leichtathletik? In kurzen, knappen Sachen? Das ist interessant, Kitty.” Einer der anderen, der Shikao schon seit der Mittelschule kannte, meinte: “Was ist denn mit dir los? Du interessiert dich doch sonst nicht für Mädchen?” “Ach weißte, Takuma, ich will mich nur ein wenig austoben.” Nach der Schule musste Suara noch zu ihrem neuen Nebenjob, denn allein mit dem Einkommen der Mutter würden sie nicht auskommen, deshalb musste Suara mit für den Unterhalt sorgen. Der Copyshop bezahlte sie gut und sie hatte nicht so schwere Aufgaben übernehmen müssen. Außerdem waren sowohl Kollegen als auch die Kunden immer freundlich zu ihr. Ihre Uniform, die sie dort tragen musste, gefiel ihr auch sehr gut. Das Oberteil war weiß und wie ein Kimono geschnitten, ging aber nur bis etwa zur Hüfte. Ihre kurzen schwarzen Haare bildeten dazu einen schönen Kontrast. Der Kragen war hellblau, genau wie die Nähte an den Ärmelenden und an den Schultern. Zusammengehalten wurde das ganze durch ein hellblaues Band, das vorne durch eine einfache Schleife zusammen gebunden wurde. Darunter trug sie einen knielangen, hellblauen Faltenrock und dazu blaue Strümpfe. Suara hatte noch nie zu vor einen Kimono, oder so etwas Ähnliches angehabt. Ihre Mutter hatte ihr zwar erzählt, dass man in den Dörfern rings um Kyoto sehr viel wert auf die alten Traditionen legt, aber damit hatte sie nicht gerechnet. Denn ihre Schuluniform war das genaue Gegenteil von “alten Traditionen”. Man trug einen weißen kurzen oder knielangen Faltenrock, ein weißes Hemd mit einer braunen Weste darüber, der Kragen hatte ebenfalls einen braunen Streifen und vorn war eine große gelbe Schleife angebracht, auf dem Kopf sollte eine weiße Mütze mit braunem Rand und einen kleinen dünnen Schleife aus brauen Stoff getragen werden. Die Jungs trugen eine schwarze Hose und schwarze Jacke, darunter ein weißes Hemd, auf der Jacke waren weiße Highlights angebracht. Die weißen Socken der Mädchen reichten ihnen bis zu den Knien. Die Schuhe waren durch Bänder an den Beinen hinauf zu geschnürt. Ihre alte Uniform war hellgrün und weiß gewesen. Sie hatte ihr besser gefallen. Auf einmal kam ein Kunde in das Geschäft, den Suara zu kennen schien. Kapitel 2: Verhängnisvolle Fotos -------------------------------- Sie versuchte sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Sie sollte ein Dokument für einen weiteren Kunden kopieren und einen blauen Wolkenrahmen darum anbringen. Sie tat so, als ob sie den Kerl nicht gesehen hätte. Es war einer der Jungs, die mit Shikao im Klassenzimmer geredet hatten. Suara fragte sich, ob Shikao ihnen was erzählt haben könnte. Ihr Verdacht wurde noch bestärkt, als sie sah, was der Junge in der Hand hielt. Es war ein Foto von diesem Morgen, als sie sich nicht im Griff hatte und ihre Ohren raus gekommen waren. Er hatte sie also auch gesehen und noch dazu fotografiert. Jetzt war alles aus, dachte sich Suara. Sie gab ihrem Kunden die Kopien und wand sich dem Jungen zu. Sie sah den Jungen zornig an. “Wo hast du das her?!” Er grinste. “Ich soll dir das geben.” Er drückte ihr einen Briefumschlag und das Bild in die Hand und ging wieder. In dem Umschlag befanden sich weitere Bilder von diesem Morgen, und außerdem ein kleiner Zettel. “Wenn du nicht willst, dass die Bilder, die einer meiner Jungs zufällig aufgenommen hat, in der ganzen Schule hängen, dann solltest du dir mein Angebot noch mal überlegen.” Suara sah sich die Bilder genauer an. Das waren nicht nur Bilder von ihren Ohren, sondern auch welche, wo Shikao auf ihr lag, ihr Blazer verrutscht war und beim Umziehen. “Dieser perverse Lüstling!” Als sie nach Hause kam, packte sie erstmal ihre Schultasche für den nächsten Tag und kochte für sich und ihre kleine Schwester Abendessen. Ihre Mutter war noch nicht zu Hause, sie hatte Spätschicht. Chika freute sich immer sehr, wenn ihre große Schwester das Abendessen machte, denn dann durfte sie nämlich dabei zu sehen und gelegentlich auch selbst Hand anlegen. Suara dachte die ganze Zeit über diese Bilder und Shikao nach. Sie fragte sich, warum das ihr schon am ersten Schultag passieren musste. Aber sie hatte nicht vor, seine Maid zu werden und für ihn zu arbeiten. » Wer weiß was dieser perverse Lüstling mit mir vorhat, wenn ich erstmal in seinem Haus bin… Ich mag gar nicht daran denken. « Nach dem sie gegessen hatten und Suara sich um das Geschirr gekümmert hatte, brachte sie Chika ins Bett. Sie selbst legte sich auf das ihre und las noch ein Buch. Dann entschloss sie sich noch ein paar Zeilen in ihr Tagebuch zu schreiben, das sie führte, seit dem sie schreiben konnte. Anschließend ging auch sie zu Bett. Als Suara eine Woche nichts Gemeines von Shikao gehört hatte, glaubte sie, er würde sie jetzt doch in Ruhe lassen. Sie ging gerade in die Schule und hörte wie Shikao mit Maiko, einem Mädchen aus ihrer Klasse, mit dem sie auch sehr gut befreundet war, redete. Plötzlich kam Maiko auf Suara auf sie zugelaufen und rannte weinend an ihr vorbei. Suara sah Shikao wütend an. “Was hast du mit ihr gemacht?!” “Hn. Ich habe ihr nur gesagt, dass ich ihre Liebe nicht erwidern kann. Diese Groupies nerven echt.” Suara stapfte zornig auf ihn zu. “Kannst du nicht etwas rücksichtsvoller damit umgehen?!” Er grinste. “Du solltest nicht so überreagieren, Kitty.” Mit diesen Worten ging er den Gang runter und war schon fast aus Suaras Augen verschwunden, als sie ihm hinter her schrie: “Ich reagier überhaupt nicht über, du perverser Affe! Und hör auf mich Kitty zu nennen!” “Gut gebrüllt, Tiger, aber ich glaube kaum, dass er das nicht mehr gehört hat.” Ikami stand hinter dem Mädchen und lächelte sie an. “Was war denn?” Suara seufzte. “Ach nichts. Ich muss zum Training. Sehen wir uns später?” Ikami nickte noch und sah Suara dann nach, die in Richtung Sportplatz verschwand. Gerade als sie sich aufwärmen sollten, bemerkte Suara, wie einige Mädchen angeregt und nervös anfingen zu tuscheln. Als das Mädchen ihren Blicken folgte konnte sie Shikao und seinen Rattenschwanz am Stadionrand sehen. Ihr war das völlig egal. Sie konnte und wollte nicht verstehen, wieso so viele Mädchen auf einen perversen Lüstling wie Shikao stehen konnten. Na gut, sie musste zugeben, dass er nicht schlecht aussah, aber auch ein noch so gutes Aussehen entschuldigte keinen miesen Charakter. Während sich der größte Teil der Mädchen immer noch mit Shikao beschäftigte, machte sich Suara auf, eine Runde zu laufen. Sie war das erste Mal hier im Team. Sie wollte den anderen in nichts nachstehen und auch den Trainer nicht enttäuschen. Eines der Mädchen, dessen Aufmerksamkeit bis eben völlig auf Shikao gerichtet war, beobachtete nun Suara. Sie lief zu ihr und lief in ihrem Tempo neben ihr her. “Du hast einen eigenartigen Stil zu laufen. Aber schnell bist du, das muss ich dir lassen. Lass uns um die Wette laufen.” Suara blieb stehen. “Wieso sollte ich gegen dich antreten?” Das Mädchen blieb ebenfalls stehen. “Einfach so? Sozusagen zum Spaß.” Sie lächelte. Sie stellten sich beide an einer provisorischen Startlinie auf und das andere Mädchen zählte von 5 abwärts. Doch bereits bei der zwei lief sie los. Suara konnte nicht so schnell reagieren, lief dann aber doch noch hinter her. Shikao sah den beiden zu, genau wie die anderen. “Sie ist unsere beste Läuferin. Su-san hat keine Chance gegen sie.” » Diese hinterhältige Schlange ist zu früh los gelaufen. Sie will mich vorführen. Na warte. « Plötzlich drehte sich das Mädchen vor Suara um und grinste sie fies an. Suara stachelte das nur noch mehr an. Sie legte daraufhin noch einen Zahn zu. Nach kurzer Zeit hatte sie Gisang, ein Mädchen, das ursprünglich aus China kam, eingeholt und die beiden liefen eine Weile Kopf an Kopf weiter, bis Suara sie dann doch noch, kurz vor den anderen, überholen konnte. Völlig außer Atem sah sie Gisang an. Diese war über Suaras Sieg nicht begeistert. “Du hast gemogelt! Niemand hier ist schneller wie ich.” Der Trainer kam auf die beiden zu. “Ich bin enttäuscht von dir, dass du so eine schlechte Verliererin bist, und das, obwohl du eher wie Suara losgelaufen bist.” Gisang sah den Trainer wütend an. “Ich gehe duschen. Ich werde hier anscheinend nicht mehr gebraucht.” “Gisang! Bleib gefälligst hier!” Doch sie ging ohne auch nur noch ein Wort an die Menge zu verlieren. » Der wird ich es schon zeigen. Keiner legt sich ungestraft mit Gisang Sui an. « Kapitel 3: Geldmangel --------------------- Nach dem Training ging Suara ebenfalls duschen. Sie befürchtete zwar, dass Shikao und seine Freunde sie bespannen würden, aber so verschwitzt wie sie war, konnte sie unmöglich zurück in die Klasse. Als sie fertig war wartete bereits Ikami vor der Umkleide. Sie sah verschreckt aus. “Komm schnell mit. Shikao hat anscheinend wieder etwas ausgeheckt.” Suara ahnte fürchterliches. Er hatte sie viel zu Lange in Ruhe gelassen. Sie konnte ihren Augen nicht trauen, als Ikami sie an eine kleine Pinnwand im obersten Stockwerk des Schulgebäudes führte. Dort hingen Fotos von ihr und den anderen Mädchen beim Umziehen. Suara suchte die Pinnwand nach einem bestimmten Bild ab, als sie jemand aus der Menge herauszog. “Du wirst es nicht finden, Kitty.” Er hielt ihr das Bild, auf dem ihre Katzenohren zu sehen waren, vor das Gesicht und wedelte damit rum. “Was willst du?” Sie versuchte gar nicht erst an das Bild zu kommen, sie konnte sich nämlich gut denken, dass er davon ein paar Kopien gemacht hatte. “Das weißt du doch, Kitty-san. Und wenn du nicht willst, dass dort noch ein paar andere Pics hängen, dann…” Er lies sie los und ging. Er winkte ihr noch mal frech zu und verschwand dann um die Ecke. “Dieser… dieser… Ich hasse ihn.” “Sag das lieber nicht zu laut.” Ikami stand nun wieder hinter ihr. “Hm. Wieso? Ich dachte er macht den Mädchen das Leben schwer und bespannt sie?” Ikami seufzte tief. “Schon. Aber trotzdem himmeln sie ihn an wie einen Gott. Ich kann sie ja verstehen, er sieht ja auch zum Anbeißen aus.” “Ikami!” “Ups. Naja. Egal. Lass uns zum Unterricht gehen.” Suara warf noch einen letzten Blick auf die Bilder und folgte ihrer Freundin dann in den Klassenraum, wo auch der Übeltäter schon sehnsüchtigst auf sie wartete. Suara hatte überhaupt keine Lust direkt vor ihm zu sitzen. Die ganze Stunde lang maunzte er wie eine Katze. Er wollte sie nur ärgern, das wusste Suara. » Er soll ruhig probieren wie weit er bei mir kommt. Er wird sich die Zähne ausbeißen! « Kurz darauf kam der Direktor in das Zimmer und sprach ein Worte mit dem Fachlehrer. “Asahina-san? Kommst du mal bitte. Der Direktor möchte mit dir reden.” Suara stand auf und sah beim Verlassen des Zimmers noch einmal zu Ikami. Diese sah sie an und zuckte mit den Schultern. Shikao grinste, obwohl er nicht wusste, warum das Mädchen, dessen Namen er noch nicht einmal zu kennen schien, zum Rektor gerufen wurde. Suara saß still auf einem einzeln stehenden Stuhl und wagte kaum auch nur sich umzusehen. Der Direktor schien zu telefonieren oder etwas anderes in seinem Büro zu erledigen, das hinter dem Zimmer war, indem sich Suara nun befand. Auf einmal kam er heraus und sah Suara besorgt an. “Du solltest nach Hause gehen und auf deine kleine Schwester aufpassen. Sie wurde auch aus der Schule genommen.” Suara sah ihn verwirrt an. Sie verstand nicht ein Wort. “Was ist denn passiert?” “Deine Mutter hatte, wie es scheint, einen Herzinfarkt. Es ist nichts schlimmes, aber sie soll vorerst im Krankenhaus bleiben.” “Was? Ein Infarkt? Aber wieso?” Sie holte ihre Sachen aus ihrem Klassenzimmer. Ihr Blick war trüb und leer. Sie konnte nicht glauben, dass ihre Mutter im Krankenhaus lag. Unter den verwirrten Augen ihrer Mitschüler begleitete der Rektor sie zum Schultor. “Komm wieder zur Schule, wenn es deiner Mutter besser geht. Ansonsten befürchtete ich, dass du dich nicht richtig konzentrieren kannst.” Suara nickte nur. Sie brachte in diesem Moment kein Wort mehr heraus. Shikao hatte das Ganze von seinem Fensterplatz aus beobachtet. Er sah gelangweilt aus, es schien ihn nicht wirklich zu interessieren. “Hey Shikao. Was meinst du? Warum wurde die nach Hause geschickt?” Shikao schien ihn gar nicht zu beachten und sah weiter aus dem Fenster. “Shikao!” Er sah den Jungen an, der ihn nun mit lauterer Stimme ansprach und auch ein wenig sauer aussah. “Hast du was gesagt?” Der Junge kratzte sich am Kopf. “Oh man. Vergiss es man. Du bist echt genauso wie immer. Ignorierst einfach alles und jeden um dich herum.” Shikao sah wieder aus dem Fenster. “Und? Was ist so schlimm daran? Hab halt keinen Bock mir den ganzen Tag einen Koffer ans Ohr quatschen zu lassen.” Der andere Junge wollte sich nach diesem Kommentar nicht weiter mit Shikao befassen und ging auf seinen Platz zurück. “Was ist denn mit dem los?” Takuma, Shikaos bester Freund kam zu dem Jungen getreten und sah Shikao verwirrt an. “Keine Ahnung. Aber ist der nicht immer so kalt zu jedem?” “Ja schon. Aber irgendwas hat sich verändert.” Suara war inzwischen zu Hause angekommen. Ihre kleine Schwester kam auf sie zugelaufen und nahm sie in den Arm. “Mama ist krank. Sie kommt doch aber bald wieder oder?” Suara strich dem weinenden Mädchen durch die Haare. “Ja, das wird sie. Sie muss sich nur ein wenig ausruhen. Wir schaffen das schon.” Suara sah hinauf zu den Wolken. » Warum ausgerechnet jetzt. Wir haben ja sowieso schon wenig Geld und nun fällt für eine Weile Mutters Gehalt weg. Ich werde wohl noch einen Job übernehmen müssen. Die Schule muss warten. « Gleich am nächsten Morgen machte sich Suara in aller Frühe auf in die Stadt um einen zweiten Job zu suchen, um sich und ihre kleine Schwester trotz der schwierigen Situation über Wasser zu halten. In der Zeitung hatte sie eine kleine Annonce gefunden, in der stand: “Suchen junges Mädchen für häusliche Arbeiten am Nachmittag und am Wochenende. Gern gesehen sind auch Studenten und Schüler, die auch in den Ferien oder Feiertagen arbeiten können. Die Bezahlung ist gut.” Die Adresse führte Suara zum Stadtrand. Sie stand plötzlich vor einem Tempel, der reich verziert war. Die Mauer und das Tor, das den Eingang darstellen zu scheinen vermochte, sahen reichlich verwahrlost aus. Es war Buchenholz, wie Suara an der dunklen Färbung des Holzes feststellen konnte. Als sie das alte marode Tor öffnete, knarrte es erbärmlich, so als hätte es seit Jahren keinen Tropfen Öl mehr gesehen. Direkt dahinter erwartete sie ein kleiner, kahl geschorener Junge mit einer langen, dunkelroten Kutte. Als er sie sah, verneigte er sich vor dem Mädchen und sprach sie daraufhin mit sanfter Stimme an. “Mein Name ist Juta. Ich bin Novize hier im Tempel. Du musst Suara sein. Folge mir.” Suara war erstaunt darüber, dass er ihren Namen kannte und diesen auf dem richtigen Buchstaben betont hatte. Denn viele Menschen betonten immer wieder den letzten Buchstaben, aber richtig wäre das erste “a”. Sie folgte dem Novizen. Er brachte sie in einen kleinen Raum aus hellem Holz. Es roch nach Weihrauch, wie auch in der gesamten Tempelanlage. Sie setzte sich auf ein kleines Kissen und wartete. Während sie wartete, sah sie sich in dem Raum um. Er war etwa quadratisch geschnitten. In der Mitte der Decke trafen sich die Balken, die aus den Ecken des Raumes hinauf ragten. Sie waren mit Drachen verziert. An den Wänden hingen Gemälde von Vögeln und Pferden. Suara glaubte, das der Maler die Tiere in das Bild eingesperrt hatte und sie jeden Moment daraus fliehen könnten, sie lebendig wirkten sie. Sie faszinierten sie. Suara hatte gar nicht bemerkt, dass ein älterer Mann den Raum betreten hatte und sich vor ihr auf ein Kissen gesetzt hatte. Er beobachtete das Mädchen ganz genau. Er folgte ihrem Blick auf ein Bild eines Mädchens, das mit einer Katze spielte. Daneben hing ein Bild, auf dem dasselbe Mädchen abgebildet zu sein schien, doch diesmal hatte sie die Ohren der Katze und einen Schwanz. Suara fragte sich, ob sie an derselben Krankheit gelitten hatte, wie sie und ob der Maler wirklich so ein Mädchen gesehen hatte. “Ein beeindruckendes Gemälde, nicht war?” Suara sah abrupt in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. “Entschuldige, dass ich mich nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Munto und ich bin der Priester in diesem Tempel.” “Ich bin Asahina Suara. Ich komme wegen der Anzeige in der Zeitung.” Der Priester sah das Mädchen nochmals prüfend an. “Du könntest die Richtige sein. Folge mir.” Kapitel 4: Shinto, Katzen und Achilea ------------------------------------- und verließ den Schauplatz. “Hach. Welch ein Kerl. So kalt und abweisend. Genau mein Typ.” Takuma stand hinter dem Sportass und hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt. “Gisang, Gisang. Du kennst ihn genauso lange wie ich. Du müsstest wissen, dass er sich nicht für Mädchen interessiert.” Sie schlug seine Hand weg. “Kann ja schon sein. Aber diese Asahina Suara scheint ihn gehörig Kopfzerbrechen zu bereiten.” Sie sahen immer noch in die Richtung, in die Shikao verschwunden war. Ikami lief aufgeregt den Gang auf und ab, als ein Lehrer auf sie zukam. “Mizuno-san? Was ist los? Ist dir nicht wohl?” “Doch, doch. Mir geht es gut.” “Und warum rennst du dann den Gang entlang?” Ikami sah ihn verzweifelt an. “Suara fehlt nun schon eine Woche. Ich mache mir langsam Sorgen um sie.” Der Lehrer sah sie an und dachte nach. “Sie ist auch noch für diese Woche abgemeldet. Hast du sie mal versucht telefonisch zu erreichen?” Ikami nickte. “Bei ihr zu Hause geht niemand ran.” “Vielleicht solltest du sie einfach mal besuchen.” Shikao saß wie immer gelangweilt im Gang rum und sah seinem “Rattenschwanz” zu, wie sie die Mädchen aus den unteren Klassen ärgerten. Takuma kam auf ihn zu und setzte sich zu ihm auf den Fußboden. “Was ist los? Du lässt dir doch sonst keine Chance durch die Lappen gehen, die Weiber zu piesacken. Ist es wegen Asahina?”, begann Takuma ihn zu stacheln. “Hä? Wie kommst du denn jetzt darauf. Die ist mir völlig wurst. Die hat keinerlei Sexappeal. Und amüsant ist sie auch nicht.” » Bis auf eine winzige Kleinigkeit. «, fügte er in Gedanken noch hinzu. “Na dann ist ja gut. Ich dachte schon…” Shikao unterbrach ihn. “Du dachtest was? Behalt deine sinnlosen Fantasien für dich und koffer mich nicht damit voll.” Er stand auf und ging. Ihm vorbeigehen stieß er noch mit Gisang zusammen. “Oh, Shikao-kun? Welch Zufall.” “Ja, Zufall. Steh nicht so sinnlos hier rum. Aus dem Weg.” Er stieß sie ziemlich unsanft beiseite Takuma drehte sich um und ging den anderen Jungs nach, die gerade mit den Mädchen fertig waren. “Das bildest du dir ein, Gisang. Lass ihn in Ruhe. Auch du hast keine Chance bei ihm.” » So? Keine Chance? Das wollen wir doch erstmal sehen. Den Jungen den ich nicht haben kann, den gibt es nicht. « “Suara. Kommst du mal bitte?” Suara war inzwischen wieder im Copyshop. Den Job im Tempel hatte sie auf den Nachmittag verschoben. Der Priester hatte ihr für heute eine kleine Überraschung versprochen. Sie hatte nun schon eine Woche im Tempel gejobbt. Sie sollte dort den Boden wischen und hin und wieder den ankommenden Gästen Tee servieren. Im Copyshop arbeitete sie im Moment nur noch 3 Stunden über den Mittag hinweg, denn so viele Kunden hatte der Laden nicht mehr. Nach dem eine große Kopierladenkette im Einkaufszentrum aufgemacht hatte, hatte der kleine “handgemachte” Laden kaum noch Kunden vorzuweisen. Sie wurde ihnen weggenommen. Auch Suaras Gehalt musste aufgrund der geringen Einnahmen gekürzt werden. Das kam Suara im Moment gar nicht gelegen. Ihre Mutter war zwar inzwischen wieder zu Hause, durfte aber noch nicht arbeiten. Der Arzt hatte ihr für einen weiteren Monat strikte Bettruhe verordnet. In diesem Augenblick wurde das Mädchen in das Büro des Chefs gerufen. “Setz dich.” Suara tat, wie man ihr gesagt hatte. “Es fällt mir wirklich nicht leicht das zu sagen, da ich von der finanziellen Lage deiner Familie weiß, aber ich muss das Personal leider rationalisieren.” Suara sah ihn entsetzt an. “Soll das heißen, ich bin entlassen?” Der Chef nickte. Suara verließ das Büro und ging zur Umkleidegarderobe. Nachdem sie sich umgezogen hatte, ging sie nach draußen und warf noch einen letzten Blick auf das alte Eingangsschild auf dem “kopi-ki no kimono” stand. Sie hatte nicht lange hier gearbeitet, aber doch fand sie es komisch, nicht mehr her zu kommen. Als sie die Straße nach Hause lief, sah sie wie eine kleine Katze auf einem Baum festsaß und sich hinunter zu trauen schien. Sie spürte wie die Katze in ihr das Kätzchen rief. Ihre Finger taten ihr plötzlich weh. Als sie sich sie ansah, bemerkte sie, wie ihr Krallen gewachsen waren. Sie ging auf den Baum zu und ohne nachzudenken, kletterte sie hinauf. Es war, als hätte die Katze von ihrem Körper Besitz ergriffen. Oben angekommen suchte sie erstmal Halt auf einem großen Ast. Die Besitzerin des Kätzchens war dazu gekommen und sah besorgt nach oben. Shikao stand an der Straßenecke und beobachtete das ganze ebenfalls. “Na komm, Kätzchen. Hab bitte keine Angst. Ich werde dir nichts tun. Ich will dir nur helfen.” Langsam kam das Kleine auf sie zu und Suara nahm es auf den Arm. Zusammen mit dem Kätzchen kletterte sie vorsichtig wieder runter. Dort angekommen übergab sie das Miezchen ihrem Besitzer. Diese schien heilfroh gewesen zu sein, ihren kleinen Ausreißer wohlbehalten wieder zu haben. Suara sah sich ihre Finger an. Die Krallen waren verschwunden, Shikao war verschwunden. Als Suara am Nachmittag in den Tempel ging, um ihre Schicht anzutreten, wartete bereits der Priester am Tor auf sie. “Komm mit.” Sie folgte ihm schweigend. Er führte sie einen kleinen schmalen Pfad entlang, direkt daneben floss ein Bach, dessen Wasser mit deinen Steinen spielte und tanzte. In den Bäumen hörte sie wie die Vögel sangen und in den Büschen konnte sie die Zikaden und Grillen hören. Als sie vor sich eine große Zahl Katzen sah, zuckte sie zusammen. Sie fragte sich, woher sie kamen, so plötzlich. Der Priester brachte sie zu einem kleinen Schrein aus hellem Holz, auf dessen Dach war eine aus Holz geschnitzte Katze angebracht. Vor dem Schrein stand eine Statue aus dunklem Metall. Sie war voller Ranken und Moos. Doch Suara konnte erkennen was sie darstellte. Es war eine Junge Frau mit den Ohren einer Katze. Es war außerdem dieselbe Frau, wie auf den Bildern, die sie am ersten Tag gesehen hat. “Dieser Schrein ist der Katzengöttin gewidmet. Er wurde seit über 20 Jahren nicht mehr betreten. Die Katzen verhindern es.” Suara sah sich die Katzen an, wie sie auf der Veranda vor dem Schrein saßen, wie kleine Wachen, auch auf und um der Statue waren sie. Ganz als ob sie nicht wollten, dass Ungläubige den Boden ihrer Göttin betreten. “Die Katzengöttin ist ein Shinto-Gott. Wir alle verehren sie, können aber ihren Schrein nicht auf Vordermann bringen.” Er drehte sich zu Suara um. “Vielleicht kannst du es. Mag sein, dass dir die Katzen gestatten den Schrein zu betreten.” Suara sah ihn verwirrt an. Wusste er von ihrem Geheimnis? “Versuch es bitte einmal, aber komm sofort zurück wenn die Katzen anfangen zu fauchen. Das ist ihre Warnung an Eindringlinge.” Suara nickte und lief ein paar Schritte auf die Statue zu. Sie spürte wie sich irgendetwas in ihr regte. Es war anders als sonst. Sie wusste zwar, dass es die Katze war, aber dennoch fühlte es sich anders an. Etwas Warmes durchfuhr ihren Körper. Sie konnte sich ohne Probleme der Statue nähern. Die Frau hatte die gleichen Augen wie eine Katze, die gleiche Form, die gleiche Intensität. Sie ging weiter und stand nun vor dem Schrein. Die Katzen hatten sie die ganze Zeit beobachtet. Suara drehte sich zu dem Priester um und sah ihn leicht triumphierend an. “Komm zurück. Ich möchte dir etwas geben.” Novize Juta stand hinter dem Priester und hielt eine kleine dunkelbraune Schachtel in den Händen. Er gab sie Munto und dieser übereichte es Suara. “Zieh das an. Von heute an bist du eine Miko. Eine Priesterin in Ausbildung.” Suara sah ihn verwirrt an, doch sie nahm das Kästchen entgegen und ging in den Schrein um sich umzukleiden. Kurz darauf kam sie wieder heraus. Sie hatte ein wunderschönes Miko-Gewand in rot und weiß an. Das Oberteil bestand zur Hälfte aus einer Art Kimono, dessen Kragen rot gefärbt war. Das Unterteil war weit geschnitten und erinnerte an einen langen Faltenrock, es war ein Hakama, eine weite, rockähnliche Hose, um sich freier bewegen zu können. Der Rand an den Ärmeln war ebenfalls rot. Der Obi wurde vorn mit einer offenen Schleife zusammengebunden. Dieser war dunkelrot. Der Priester sah sie an. “Sie sieht aus wie die Göttin selbst. Sie sieht aus wie Achilea.” Kapitel 5: Miko der Träume -------------------------- Als Suara am Abend den Heimweg antrat, lief sie an einer großen Villa vorbei. Sie war weiß angestrichen und der Zaun war sehr hoch. Es war schon sehr dunkel und hier war sie noch nie lang gelaufen. Aus der Villa heraus konnte sie laute Stimmen hören, die Bewohner schienen sich zu streiten. Suara wollte nichts davon hören und wollte gerade weiter gehen, als das Tor aufging. Ein kleiner weinender Junge kam hinaus gelaufen und rannte direkt in Suaras Arme. Sie hielt ihn fest. “Es ist gefährlich so spät allein draußen rum zu laufen.” Suara lächelte ihn sanft an. “Lass mich, du olle Schnepfe!” Er trat ihr auf den Fuß und biss ihr in die Hand, die ihn am Arm festhielt. “AAUU!!” Er rannte davon und war bereits in der Dunkelheit verschwunden, als Suara, die wegen des Schmerzes im Fuß am Boden hockte, ihm nachsah. “Da will man mal nett sein… und dann so was.” “Wenn das nicht Kitty ist. Was macht das Kitty so spät in dieser Gegend?” Suara sah nach oben und blickte in Shikaos Augen. “Das geht dich ja wohl gar nichts an!” Sie wollte gerade aufstehen, als der Schmerz sie wieder plagte. Sie riss sich zusammen und stand dennoch auf. Sie wollte Shikao keine Schwäche zeigen. “Hast du hier einen kleinen Jungen lang laufen sehen, Kitty?” “Wie wär’s wenn du dir erstmal meinen Namen merken würdest, Ekelpaket.” Er sah sie verwirrt an. “Hm…? Sa… nein Si, Se, Su… Irgendwas mit Su, richtig?” » Mistkerl. Er weiß genau wie ich heiße. « Suara drehte sich um und ging ein paar Schritte. “Suara war es, falls es dir wirklich entfallen sein sollte.” In diesem Moment kam eine adrett gekleidete Frau aus dem Tor gelaufen. “Sukao! Wo bist du? Komm bitte zurück!” “Sukao?” Suara sah die Frau fragend an. “Mein Bruder. Deswegen habe ich dich ja gefragt, ob du einen kleinen Jungen gesehen hast, Kitty.” Die Frau kam auf Suara zu. “Du solltest nicht hier sein. Um diese Stunde ist es hier sehr gefährlich. Shikao-kun wird dich nach Hause bringen.” “WAS?!”, sagten beide zugleich. “Wow. In stereo… Aber allein ist es definitiv zu gefährlich. Aber das später. Zuerst muss ich Sukao finden.” Sie lief an den beiden vorbei und lies sie in der Dunkelheit allein zurück. Suara sah ihr eine ganze Weile nach, bis Shikao die Stille auflöste. “Tss, es ist doch immer dasselbe. Sukao hier, Sukao da. Das nervt allmählich.” “Er ist dein Bruder.” Shikao sah sie wütend und gelangweilt zugleich an. “Und? Soll er doch meinetwegen fort bleiben. Dann hab ich meine Ruhe.” Daraufhin verpasste Suara ihm eine Ohrfeige, auch ihre Ohren waren aufgrund ihrer Wut zu sehen. Das war ihr egal, denn Shikao wusste ja eh schon Bescheid. “Wie kannst du nur so über deinen eigenen Bruder reden?! Statt hier rum zu meckern und einen auf eifersüchtig zu machen, solltest du ihn lieber mit suchen gehen!!” Sie lief davon. Sie hatte das Gefühl zu wissen wo sie hin musste, denn sie lies einfach ihre Nase entscheiden. Shikao stand da und rieb sich die Wange. “Pah. Was denkt die sich? Mischt sich einfach… Verdammt, dieses naive Kätzchen!“ Er seufzte und lief dann auch los, um seinen kleinen Bruder nun doch zu suchen. Suara lief in die Richtung eines kleinen Parks. Sie konnte jemanden schluchzen hören. “Alles in Ordnung?” Sie kniete sich neben ihn und lächelte ihn wieder sanft an. “Was willst du, du olle Schnepfe?” » Er ist seinem Bruder ähnlich, und das nicht nur Äußerlich… « “Deine Mutter sucht dich überall. Wir sollten zurückgehen.” Sukao stand auf und schubste Suara nach hinten in den Dreck. “Ich will aber nicht!” Er lief immer tiefer in den Wald, doch für die schnelle “Katze” Suara war es kein Problem ihn einzuholen. Sie hielt am Arm fest und zog ihn zurück. Er wehrte sich mit allen Kräften, die er hatte, doch er hatte kaum eine Chance. Plötzlich blieb Suara stehen und sah aufgeschreckt nach vorn. Sie versteckte den Jungen hinter sich. “Was ist denn, olle Schnepfe?” “Psst.” Sukao schielte ein wenig an ihr vorbei und konnte ein paar Kerle erkennen, die die beiden ansahen und grinsten. “Was macht so ein hübsches Kind denn allein hier im Wald? Fürchtest du dich denn nicht?” Er kam auf sie zu. “Komm nicht näher!” “Was ist wenn ich es tue?” “Dann mach ich dich kalt.” Shikao kam von rechts auf die Gruppe zu und stellte sich vor Suara und Sukao. “Shi…” “Sei still, Kitty.” Er gab ihr ein Zeichen, von dort zu verschwinden und grinste die Kerle gehässig an. Die beiden liefen davon, doch Suara kannte sich hier nicht aus und Sukao war zu ängstlich, um ihr den Weg zu sagen. » Er kann ja doch nett sein, wenn er will. Komischer Kauz. « “Hey olle Schnepfe? Wo laufen wir hin?” “Weiß ich nicht. Und nenn mich nicht olle Schnepfe. Ich heiße Suara.” Die beiden blieben stehen. Suara musste sich erstmal orientieren. » Ein guter Orientierungssinn bringt nichts, wenn man die Orientierung wegen so einem Knirps verliert. « “Kuckuck, Süße. Jetzt kannst du nicht mehr weg. Rechts und links Bäume, vor dir bin ich und hinter dir… wer weiß…” Suara versteckte den Jungen wieder hinter sich. Er sah hinter sich und blickte in eine Schlucht. “Hey olle Schne…” “Still jetzt, ich muss nachdenken.” “Aber…” “Psst.” Er kam auf die beiden zu und Suara konnte spüren wie die Katze zornig wurde. Sie hatte große Probleme sie zurück zuhalten. Sie wusste, sie könnte ihn ganz einfach mit den Krallen verletzen, aber dann wäre ihre Geheimnis auch dahin. “Ich habe geträumt.” “Hm?” Suara drehte sich um und sah Sukao verwirrt an. “Von dir. Du kamst in meinem Traum vor. … Lauf weg.” Er sah ihr besorgt in die Augen. “Was meinst du….” In diesem Moment löste sich der Boden unter ihren Füßen und die beiden stürzten in den Abgrund. Chika, Suaras kleine Schwester, hatte ihre Mutter gerade einen Kamillentee gebracht, als diese sie fragte: “Wo bleibt Suara? Sollte sie nicht längst zu Hause sein?” “Sie hat gesagt, sie arbeitet heute länger, Mama. Du musst dich ausruhen, damit Suara schnell wieder in die Schule gehen kann.” Ihre Mutter sah sie entsetzt an. “Suara geht nicht zur Schule?! Aber wieso?” “Wegen dem Geld. Sie hat gesagt, dass wir nicht genug haben, wenn sie nicht arbeiten geht, und im “kopi-ki no kimono” hat man ihr gekündigt.” Chika sah zu Boden und fing an zu weinen. Ihre Mutter nahm sie in den Arm. In diesem Moment klingelte es an der Tür. Chika lief hin und machte auf. “Ja?” Ikami sah das kleine Mädchen an. “Ist Suara da? Ich bring ihr die Hausaufgaben.” Chika schüttelte mit dem Kopf. “Aber ich kann sie ihr ja geben.” Ikami gab ihr die Hefte und wollte gerade gehen, als sie sich noch mal umdrehte und sagte: “Sag ihr bitte, dass ich da war und das sich alle freuen sie wieder zu sehen.” Chika nickte. Kapitel 6: Miko - Neko - Suara ------------------------------ Es fielen noch ein paar kleine Gesteinsbrocken und Geröll auf die am Boden liegenden beiden. Suara hatte sich während des Sturzes so gedreht, dass Sukao auf ihr gelandet war, dank ihres Schwanzes konnte sie das während des Fluges gut ausbalancieren. Nun hatte sie sich über ihn gekniet und fing die Steine ab, die hinab fielen. “Das meinte ich. Das habe ich geträumt, nur das du wie eine Priesterin angezogen warst und du hattest die Ohren einer… Du HAST Katzenohren!!” Sukao wollte gerade von ihr weglaufen, als er bemerkte, dass sie am Kopf blutete. Er kroch unter ihr hervor und sah wie ihre Arme schwach wurden und sie zusammenbrach. “Nee-san! Wach auf! Komm schon! Bitte wach auf!” Er versuchte sie wach zu rütteln, doch vergebens, Suara rührte sich nicht. Die Wunde an ihrem Kopf blutete stark. “Sukao, Kitty! Seid ihr da unten?!” Sukao sah nach oben und konnte seinen Bruder erkennen. “Ja! Suara-Nee-san wacht nicht auf und sie blutet!” » Was?!” « Shikao suchte schnell nach einem Weg nach unten und kletterte langsam zu den beiden. Er drehte Suara auf den Rücken und sah sie an. » Sie atmet noch. Und ihr Puls geht auch ruhig. Sie ist nur bewusstlos. « “Hey Kitty. Komm zu dir, verdammt!” Er schlug ihr in das Gesicht, um sie wach zu bekommen, doch auch dieser Versuch blieb vergebens. “Bringt alles nichts. Wir müssen hier weg.” Er sah sich um und entdeckte einen kleinen Pfad, der in den Wald führte. Er hob Suara an und hob sie sich auf seinen Rücken. “Bruder? Du willst doch nicht etwa dort rein?” “Uns bleibt nichts anderes übrig. Das Kitty brauch einen Arzt.” » Sie hat meinen kleinen Bruder gerettet. Und noch dazu rennt sie mit Katzenohren und nem Schwanz rum. Warum verschwindet das nicht? « Nach kurzer Zeit waren sie wieder draußen. Shikaos und Sukaos Mutter wartete dort bereits auf sie. Shikao wollte sich ihr nicht nähern, er hatte die Befürchtung, dass ihre Mutter Suaras Ohren sehen könnte. Er drehte sich zu ihr um, und bemerkte dass die Katzenmerkmale verschwunden waren. “Shikao-kun? Was machst du da? Steh nicht wie angewurzelt da und bring die Retterin meines Lieblings ins Haus. Ihr ist sicher kalt.” “Ja, Mutter.” Er brachte sie in eines der vielen Gästezimmer und sah sie noch eine Weile an. “Kitty als Hausmädchen… das wäre schon was… Aber andererseits… “ Er seufzte und entschied sich dann, einem der Hausmädchen zu sagen, dass sie sich um Suaras Wunde kümmern sollte. Danach legte er sich auf sein Bett und schlief ein. Er träumte von Katzen, die um einen alten, maroden Tempel saßen und niemanden hinein ließen. Keiner konnte sich ihnen auch nur nähern, ohne das sie anfingen zu fauchen und die Haare aufstellten. Er sah Suara, wie sie als Statue vor dem Tempel stand, mitsamt ihren Katzenohren und dem Katzenschwanz. Ihre Augen waren geschlossen, sie schien zu weinen. Shikao versuchte sie zu rufen, doch seine Stimme versagte. Er bekam kein Wort heraus. Die Katzen saßen um das metallene Ebenbild von Suara und Shikao dachte ihren Herzschlag zu hören, als plötzlich jemand hinter ihm stand und aus der Dunkelheit heraus sagte: “Du musst sie retten.” Suara wachte am Morgen auf. Ihr Blick war verschwommen und ihr Kopf tat ihr weh. Als sie sich aufrichten wollte, legte sie eines der Hausmädchen wieder hin. “Sie sollten noch ein wenig liegen bleiben und sich ausruhen, sonst platzt ihre Wunde wieder auf.” Suara sah sie fragend an. “Welche Wunde? Und wo bin ich?” Das Mädchen lächelte. “Sie sind im Hause Taneda. Sie hatten einen Unfall und Shikao-sama hat sie her gebracht.” Suara sah sie an. “Shikao?? Wieso gerade der?” In diesem Moment erinnerte sie sich an das, was passiert war, an den Sturz und das sie Sukao beschützt hatte. Sie wusste auch nicht genau warum. Plötzlich ging die Tür auf und Sukao kam rein. Er sah wehmütig zu Boden. “Tut mir Leid, Nee-san. Das wäre nicht passiert wenn ich nicht weggelaufen wäre. … Nee-san, ich…” Suara unterbrach ihn. “Schon gut, Sukao-kun. Ist schon gut.” Sie sah ihn an und lächelte leicht. Shikao betrat den Raum. “Du solltest wieder nach Hause, Kitty. Deine Mutter macht sich vielleicht Sorgen. Unser Chauffeur wird dich fahren.” Suara sah ihn wütend an. Sie wollte von ihm keine Hilfe annehmen. Sie stand schon jetzt zu tief in seiner Schuld. “Ich heiße nicht Kitty, merk dir das endlich. Ich geh allein nach Hause!” “Du stures Ding. Deine Verletzung ist zu schlimm, als das du zu Fuß gehen könntest!” “Na und?! Was kümmert es dich!?” Die beiden sahen sich wütend an, so als ob sie einander mit ihren Blicken danieder sehen wollten. Keiner wollte nachgeben, bis Frau Taneda den Rau betrat. “Nicht so laut Shikao. Dein verehrter Vater schläft noch. Und was dich angeht, Suara-san. Du kannst gern noch eine Weile bleiben und mit uns frühstücken.” Suara hatte gar keine andere Wahl, außer zuzustimmen. Also aß sie in aller Ruhe und ließ sich nicht anmerken, dass ihr ihr Rücken wehtat. Sie wollte nicht nach Hause gefahren werden. Shikao beobachtete sie, er fand es interessant, wie ein kleines Mädchen so stark sein konnte. Sie zeigte ihm keine Schwäche. Er nahm an, dass das daran lag, dass man sie wahrscheinlich früher immer gehänselt hatte, wegen diesen Ohren. Suara wurde dann doch nach Hause gefahren. Dort angekommen nahm sie ihre Mutter in den Arm und Suara unterdrückte den Schmerz. Sie wollte nicht dass ihre Mutter sich Sorgen ihretwegen machte, außerdem musste sie, solange ihre Mutter krank war, doch arbeiten gehen. Doch mit dem einem Job kamen sie mit dem Geld wieder nicht hin. Suara musste sich etwas einfallen lassen, und zwar bald. Aber erstmal wollte sie sich ausruhen. Die nächsten zwei Tage ging für Suara gar nichts, weder was die Schule noch die Arbeit anging. Ikami kam die Tage vorbei und brachte die Hausaufgaben und ein paar Mitschriften vorbei. “Kommst du bald wieder in die Schule? Wir haben in zwei Monaten ein Schulfest. Wir bereiten schon alles vor.” “Weiß nicht. Ich glaube eher nicht. Ich muss noch mehr arbeiten, solange meine Mutter ausfällt.” Suara sah aus dem Fenster. Ein leichter Wind wehte in das kleine, im japanischen Stil errichtete Zimmer. Suara und Ikami saßen unter der Decke des Kotatsu, eines japanischen Tisches. Man sitzt direkt auf dem Fußboden, es entsteht eine liebliche Einigung in Japan. Suara hatte noch nie in einem gesessen hatte. Sie hatte es sich vorgenommen, einmal in einem Kotatsu zu sitzen. Aber bisher lebte sie immer in Häusern, die im westlichen Stil eingerichtet waren. Man sagt außerdem, Kotatsu seien ein Symbol für die Einheit in einer Familie. In Japan treten die Familienmitglieder einander unter dem Tisch, haben kleine Streits, während sie “custume shows” im Fernsehen sehen und bauen außerdem familiäres Vertrauen und Verbindungen auf. Meistens sind auch Mandarinen ein Muss. Kotatsu werden meistens im Winter benutzt und viele Japaner haben noch nie einen Kotatsu gesehen. Suaras Blick schweifte ab. Der Wind umwehte ihr Haar, das immer noch nur bis weit oberhalb der Schultern ging. Ikami rutschte zu ihr hinüber und drehte ihre Haare um den Finger. “Warum läst du dir deine Haare nicht lang wachsen? Steht dir bestimmt auch sehr gut.” Suara sah sie an. Sie wusste warum sie sich ihre Haare hatte so kurz schneiden lassen. Ein junge hatte ihr ihre Haare mit einer Kinderschere abgeschnitten. “Da siehst du mal was passiert, wenn man sich nicht anpassen will.” Es war nie so gewesen, dass Suara sich nicht hätte anpassen wollen. Sie konnte es nicht. Sie lächelte. “Vielen Dank. Ich denk darüber nach.” Ikami stand auf und ging zum Fenster. Sie schob es komplett auf und ließ die frische Luft hinein. “Es ist so ein toller Tag. Schade dass du nicht raus darfst. Ich könnte dir die Stadt zeigen.” “Dazu haben wir bestimmt noch Zeit. Der Sommer hat doch gerade erst angefangen.” Ikami sah verwirrt in den kleinen Garten, der mit kleinen Sträuchern und ein paar Blumenbeeten bestickt war. “Sind hier immer so viele Katzen?” Suara lächelte verlegen. “Ja. Ich füttere sie nicht einmal. Sie kommen einfach her, keine Ahnung warum.” » Seid ich im Tempel als Miko arbeite kommen sie ständig, als wollten sie sich versichern, das es mir gut geht. « Kapitel 7: Hanabi o matsuri I ----------------------------- Ikami sah ihre Freundin an. “Anscheinend hast du einen Draht zu Katzen. Sie mögen dich.” Sie setzte sich daraufhin wieder unter den Kotatsu. “Hast du schon von dem Fest am Wochenende gehört?” Suara schüttelte mit dem Kopf. “Nein. Was ist das für ein Fest?” “Hanabi o matsuri. Das große Feuerwerkfestival um den Sommer willkommen zu heißen. Dieses Jahr ist es in unser Stadt. Normalerweise ist es im Nachbardorf. Du kommst doch mit, oder?” “Hanabi… o matsuri? Nächstes Wochenende?” Ikami trank erstmal einen Schluck aus ihrer Tasse und sprach dann voller Hysterie weiter. “Ja. Die ganze Klasse wird da sein. Wir wollen alle zusammen dort hin gehen. Komm doch auch mit dann wird es noch lustiger.” “Ich denk darüber nach, hehe.” Ikami sah sie an. “Ah. Schon wieder die gleiche Antwort? Ich denk darüber nach. Ist das alles was du sagst?” “Ähm. Ist das so?” Als Ikami dann nach Hause musste, erinnerte sie Suara, sich das Hanabi o matsuri noch mal durch den Kopf gehen zu lassen und ging dann. Am nächsten Morgen beschloss Suara doch wenigstens für die ersten Stunden in die Schule zu gehen, also packte sie ihre Sachen, machte sich ihr Frühstück und lies sich von ihrer Mutter den Verband erneuern, dann zog sie sich die Schuluniform an und ging. Unterwegs dachte sie wenig nach. Sie musste allerdings darüber nachdenken, ob sie in zwei Tagen zu dem Fest gehen sollte, oder ob sie dem lieber fern bleiben sollte. Sie wusste sich keine Antwort. Es war schon sehr warm, obwohl der Sommerbeginn, der Tag der im Kalender als dieser festgeschrieben war, noch einen Monat hin war. Am Wochenende allerdings war der meteorologische Sommerbeginn. Suara hatte sich wegen ihrer Katzenfähigkeiten schon immer auf ihn verlassen und des wegen wollte sie vermeiden zu dem Fest zu gehen, denn jedes Jahr um diese Zeit, um den Tag der Sommersonnenwende, und dieser rückte näher, nahm sie für einen Tag die Gestalt einer Katze an. Sie wollte nicht riskieren, dass dies ausgerechnet an dem Tag geschah, an dem die ganze Klasse an einem Ort versammelt war. Wieder einmal achtete Suara nicht auf ihre Umgebung und rannte direkt in jemanden hinein und fiel nach hinten auf ihren Allerwertesten. “Au, au, au.” Als sie nach oben sah, um sich für ihre Unachtsamkeit zu entschuldigen, war ihr Blick wie versteinert. “So früh am Morgen, schon so stürmisch und dennoch verpeilt? Suara-chan?” “Du bist doch…?” “Takuma. Darf ich dem Fräulein auf helfen?” Er reichte ihr seine Hand und lächelte sie an. Es war einer von den Jungs die zu Shikaos Rattenschwanz gehörten. Er war irgendwie netter, als er von weiten immer wirkte. Suara war dankbar, dass er ihr aufhalf und zeigte ihm das auch. Sie lächelte. “Danke. Und nochmals sorry, dass ich nicht aufgepasst habe.” Er hob ihre Sachen auf und ging damit schon voraus. “Kein Problem. Kann jedem Mal passieren. Wir sollten uns beeilen, sonst kommen wir noch zu spät.” Er drehte sich noch mal zu ihr um und grinste. Suara wurde rot, denn das sah ja doch gar nicht so schlecht aus. “OK. Aber meine Tasche kann ich selbst tragen.” Sie ging auf ihn zu und nahm sich ihre Tasche. Während die beiden zur Schule gingen fragte Takuma das Mädchen aus, warum sie umgezogen war, wie es in der alten Heimat war und ähnliches. Suara stellte ihm ähnliche Fragen. Sie wollte mehr über hanabi o matsuri wissen. “Das Fest? Warum willst du das wissen?” “Ikami-san hat mir davon erzählt und ich soll auch hingehen.” “Lass mal. Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen, aber nicht so, wie die Veranstalter es vielleicht geplant haben.” Suara sah ihn verwirrt an. “Wie meinst du das?” “Shikao-kun. Mehr sag ich nicht.” Sie waren am Eingangstor der Schule angekommen, dort verabschiedete sich Takuma fürs erste von Suara. “Wir sehen uns in der Klasse.” Ikami kam in dem Moment zu ihr. “Was hattest du den mit dem zu schaffen?” “Er ist eigentlich ganz nett… im Gegenteil zu Shikao.” Ikami sah sie an. “Schönes Gesicht… loses Mundwerk und zu viel Einfluss seitens Shikao. Finger weg von dem.” “So hatte ich das auch nicht gemeint.” “Weiß ich doch. Aber eine Warnung kann nie schaden. Andere Mütter haben auch noch schöne Söhne, aber die Jungs um Shikao sind vielleicht so was wie ein Mädchenschwarm, aber … Lass uns rein gehen.” Der Tag verging schneller als Suara angenommen hatte und so konnte sie sich gleich auf den Weg in den Tempel machen, um dort noch ein paar Stunden zu arbeiten. Takuma stand am Tor und sah gen Himmel. Das war ihre Chance ihn noch mal wegen dem Fest zu befragen. “Takuma-kun?” Er sah sie an. “Ich wusste dass du noch mal kommen würdest. Lass uns nicht hier reden.” Als sie weit genug von der Schule, in einem kleinen Park waren, setzten sie sich auf eine Bank und schwiegen eine Weile. “Das ist nicht der Ort wo du am Wochenende sein solltest.” “Warum? Hat Shikao dir gesagt ich soll nicht kommen?” “Nein. Warum sollte er? Mädchen interessieren ihn nicht die Bohne.” Suara sah ihn ungläubig an. » Den interessieren also keine Mädchen? Wer’s glaubt. « Sie sah Takuma an. Er sah in auf den Boden und hatte die Arme auf seine Oberschenkel gelegt. “Es ist nun 4 Jahre her.”, begann er dann. Suara sah ihn an. Was war vier Jahre her? “Damals hatte er eine Freundin gehabt, seine Einzigste. Nachdem sie mit ihm Schluss gemacht hatte, war alles anders. Er begann die Mädchen der Schule zu terrorisieren. vor allem die, die was von ihm wollten.” “Wieso? Jeder bekommt mal eine Abfuhr.” Er schwieg und sah sie an. “Sie hat ihn vorgeführt, mit ihm gespielt und ihn betrogen. Das volle Programm eben.” “Was? Und deswegen lässt er seinen Zorn an allen anderen aus?” Takuma stand auf und ging. “Frag ihn das besser selber. Ich kenne ihn selber erst zwei Jahre. … Und geh nicht zum Festival, zu deinem Besten.” Suara sah ihm lange nach. Er war verschwunden, ohne ihr eine anständige Begründung gegeben zu haben. Wenig später ging auch sie. Sie musste ja noch zum Tempel, der Priester wartete wahrscheinlich schon auf sie. Als sie dort angekommen war und sich umgezogen hatte, kniete sie sich in dem kleinen Tempel vor den Schrein und betete zur Göttin. Anschließend goss sie die Blumen und bemerkte wie der Priester einen Gast brachte. Suara sah die beiden an. Die Fremde kam auf sie zu. Die Katzen ließen sie allerdings nicht weiter durch. “Lasst sie.”, befahl Suara ihnen und daraufhin wichen sie zur Seite. Die beiden Frauen setzten sich im Inneren des Tempels nieder und Suara brachte ihr einen Vanille Tee. Die Frau beobachtete Suara ganz genau und auch die Katzen, die auf sie aufzupassen schienen, dass niemand Suara zu nah kam. Es vergingen einige Minuten, bis die Frau zu sprechen begann. Suara glaubte nicht, was sie da hörte. Kapitel 8: Hanabi o matsuri II ------------------------------ “Wo warst du solange? Deine Großeltern warten schon ewig auf dich.” Shikao kam erst eine Weile später nach Hause, später als üblich. Er hatte noch etwas mit seinem Rattenschwanz zu tun gehabt. Da er zu spät kam, wurde er von seiner Mutter gescholten, wie immer. Sukao saß bereits am Tisch und sah ihn vorwurfsvoll an. “Es tut mir aufrichtig Leid, verehrte Mutter. Ich ziehe mich um und komme dann sofort zu euch.” Er ging nach oben und überlegte, warum seine Großeltern, die ihn hassten, auf ihn, ausgerechnet auf ihn gewartete hatten. Außerdem wollte er wissen, warum Takuma nicht wie verabredet am Treffpunkt war. Er hatte vor dies morgen mit ihm zu besprechen. Auf seinem Balkon waren seit er den Traum hatte, in dem Suara eine Statue war, immer wieder einzelne Katzen. Auch jetzt saß dort eine. Er verstand das nicht. Aber ihm war das auch egal. Er wollte sich nicht darum kümmern, er hatte wirklich wichtigeres zu tun. Als er nach unten ging, sah ihn seine Mutter reichlich zornig an. “Setz dich und vertrödle nicht noch mehr von der kostbaren Zeit deiner Großeltern.” Er tat wie ihm befohlen, verneigte sich kurz vor seinen Großeltern, denn sie mochten ihm nicht die Hand zum Gruß reichen, und setzte sich dann. Die ganze Zeit, während sie sprachen, wurde Shikao von seiner Großmutter gemustert, aber sie sprach ihn nie an. Shikao begann das als nervig zu empfinden. “Du bist groß geworden, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe, Shikao.” Er sah sie an. “Mutter, das sind ja nun bereits zwei Jahre, seit du das letzte Mal hier warst.” “Und zu den Familientreffen war er nicht mit.” Sukao streckte ihm die Zunge raus, doch Shikao blieb ruhig. Er wusste was es für ihn bedeutete, sich aufzuregen. Er verstand nicht, warum alle immer so aufgebracht waren, wenn es um das jährliche Familientreffen ging. “Altesäcketreffen”, wie Shikao das Ganze nannte, das war auch der Grund warum er immer vorspielte krank zu sein, um nicht hin zu müssen. Seine Mutter ließ ihn dann zu Hause, um die Älteren nicht anzustecken. Shikao war seiner Mutter ja sowieso egal. Die folgenden Gespräche interessierten Shikao noch weniger. Bis zum Ende des Essens ging es nur noch um Sukao, den Mustersohn der Familie, mit perfektem Leben, perfekten Noten und einem perfekten Erscheinen und Benehmen. Shikao hingegen sah zwar gut aus, aber sein Benehmen entsprach nicht dem Maßstab der Familie und seine Noten waren zwar ausnehmend gut, doch die Noten von seinem Bruder waren besser als die seinen in dem Alter. Die Welt der gesamten Familie drehte sich nur um Sukao. Es kotzte ihn förmlich an, dass seine Mutter ihn immer wieder schlecht redete. In den Blicken seiner Großmutter konnte er immer wieder Abscheu und Verachtung heraus lesen. Sie ließ ihn spüren, dass sie ihn hasste. “Großmutter wird bis zum hanabi Fest hier bleiben. Shikao, führe deine Großmutter in ihr Zimmer.” “Jawohl, Mutter.” Er stand auf und brachte seine Großmutter in eines der vornehmen Gästezimmer. “Hol meine Koffer. Sie sind noch im Wagen. Und wasch die vorher die Hände.” » Was soll das. Ich habe sie mir schon gewaschen… Sie lässt mich echt spüren, dass ich nicht ihr Lieblingsenkel bin. « Shikao legte sich anschließend erschöpft in sein Bett und sah die Decke an. Seine Großmutter hatte ihn die Ganze Zeit umher gejagt. Erst sollte er ihr einen Tee hohlen, dann war der Tee zu kalt und als er mit dem neuen ankam, wollte sie plötzlich einen Saft. Sie trieb ihn zur Weißglut. Als er sich aufsetzen wollte, sprang eine Katze auf seinen Bauch und machte es sich dort gemütlich. “Ey! Was soll das? Runter, aber sofort!” Doch die Katze dachte gar nicht daran wieder runter zu gehen. Sie schlief friedlich und schnurrte leise. Auf einmal klingelte sein Handy. “Ja? Was ist?” “Du klingst ziemlich verspannt. Schlaf dich mal richtig aus.” Takuma war am anderen Ende der Leitung und lachte, denn Shikao klang wirklich ziemlich genervt und auch erschöpft. “Vollidiot. Was willst du?!” “Wegen dem Wochenende? Hast du schon alles vorbereitet?” “Hm? Wärst du heute da gewesen, wie vereinbart, wüsstest du das.” “ ’Tschuldige, hatte noch was zu erledigen. Und? Was ist jetzt?” “Alles fertig. Für was hältst du mich eigentlich” Takuma schwieg kurz. “Und auch für morgen alles bereit?” Shikao grinste. “Klar. Darauf kannst du dich verlassen. Kitty wird Augen machen.” Zur selben Zeit war Suara wieder dabei sich umzuziehen. Die Frau war inzwischen wieder gegangen. Suara machte sich noch einen Tee und setze sich auf die Veranda. Eine Katze hatte sich auf ihren Schoss gelegt und schnurrte behaglich. In ihrem Kopf lies sie das wirklich merkwürdige Gespräch Revue passieren. “Sie gehorchen dir also wirklich.” Suara sah sie verwirrt an. “Ich meine die Katzen. Sie scheinen dich sehr gern zu haben, nicht wahr.” Suara sah sich um. Die Katzen saßen still im Raum und außerhalb des Tempels, einige schliefen und andere beobachteten die beiden. “Ja, kann sein. Was wollen sie von mir?” Sie setzte sich hin und reichte der Frau eine Tasse Tee. “Ich bin gekommen um mich der Sache zu versichern, die mir der Priester erzählt hat. Ich meine, dass ein Mädchen in der Lage war, den Tempel zu betreten.” “Da war nichts weiter dabei. Katzen haben mich schon immer gemocht.” Sie lächelte ein wenig verlegen. Ihr war, als würde sie die Frau genau mustern. Sie war etwa Mitte dreißig bis Anfang vierzig. Ihre Haare waren sehr lang und reichten bis auf den Fußboden, als sie auf diesem saß. Es glänzte nicht mehr so wie früher, aber es immer noch intensiv schwarz. Ihr Gesicht war von keinerlei Falten geprägt, ihre Augen waren friedlich und strahlten immense Ruhe aus. Sie hatte einen langen dunkelblauen Kimono an, der mit roten Blumen bestickt war. Sie wirkte wahnsinnig elegant, fast wie eine Prinzessin aus einem fernen Land. Suara fand sie sehr hübsch. “Du siehst ihr ähnlich.” Suara sah sie an. “Wem, dem Mädchen auf dem Bild etwa, oder meinen sie die Statue?” “Beide. Es sind dieselben Mädchen. Aber die meine ich nicht. Ich spreche von der Göttin selbst. Ihr Bild ist nirgends abgebildet.” “Die Göttin… selbst?” “Achilea. Die Katzengöttin. Du siehst aus, wie ihr aus dem Gesicht geschnitten. Fast wie eine Zwillingsschwester.” Kapitel 9: Okinawa - das japanische Paradies --------------------------------------------- Suaras ursprüngliche Heimat war das Paradies Okinawa. Ein Paradies mit weißen Sandstränden, Palmen und kristallklarem Meer. Die Präfektur Okinawa liegt nur zweieinhalb Flugstunden ab Tokyo entfernt, und damit praktisch vor der Haustür, wenn man in Japan einen Traumurlaub verbringen möchte. Okinawa ist nicht nur ein atemberaubendes Naturparadies, sondern hat auch eine eigenständige faszinierende Kultur. “Okinawa ist Japans südlichste Präfektur und erstreckt sich über mehr als 100 kleine Inseln, die eine über 1000 Kilometer lange Inselkette bilden. Auf der Haupinsel, die auch Okinawa heißt, wohnen gut 90% aller Bewohner der Präfektur und viele der kleineren Inseln sind unbewohnt.” Der Lehrer sprach sehr langsam und zeigte die Inselkette auf der Karte. “Da unsere Abschlussfahrt dieses Jahr nach Okinawa geht, werden wir heute den ganzen Tag damit beschäftigt sein, darüber Information zu sammeln.” “Puh. Jedes Jahr dasselbe.” Suara sah Ikami an. “Letztes Jahr ging es nach Hokkaido. Wir mussten alle einen Aufsatz darüber schreiben. Echt ätzend.” Suara kicherte leise. Sie freute sich auf die Abschlussfahrt, obwohl diese noch eine ganze Weile hin war, aber sie konnte ihre alte Heimat wieder sehen. Sie hörte plötzlich wie hinter ihr jemand anfing zu tuscheln. Sie wollte sich darauf gar nicht konzentrieren, denn das konnte ja nur einer sein, Shikao. “Ruhe da hinten. Ich fahre nun fort.” “Tss. Okinawa. Hawaii wäre besser.” “Aber Shikao. Bikini-Watching ist doch verboten und gilt als spannen.” “Hä!! Wer redet denn von Bikini-Watching. Was will ich denn mit diesen abgebrannten Weibern?” Suara drehte sich um und sah ihn böse an. “Halt die Klappe, du Saftnase!” “Wer redet denn von dir Kitty? Aber dich will ich auch nicht im Bikini sehen. Wer weiß…” //Klatsch// “Huch. Sind wir aber heute schnell gereizt.” Shikao rieb sich die Wange und Suara drehte sich wieder nach vorn. » Vollidiot. Dieser perverse Blödmann. « “Die vielen kleinen Inseln, die Ryukyu-Inseln genant, haben eine lange eigenständige Geschichte und Kultur, denn erst 1879 wurden sie zu einem Teil Japans. Bis dahin formten die Inseln das Ryukyu-Königreich, das einen reichen Handel mit anderen asiatischen Ländern betrieb und so wesentliche Einflüsse aus Asien, vor allem China, aufnahm, als die japanische Hauptinseln. Das damalige Japan hat sich sogar Mitte des 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts bis auf einige Ausnahmen komplett vom Ausland abgeschottet. Große Teile des japanischen Handels, der in dieser Zeit abgewickelt wurde, fand über Okinawa statt. Die lange Eigenständigkeit der Inseln hat somit die Kultur hervorgebracht, die sich vom Rest Japans unterschiedet - sei es die Sprache, das Essen oder der Charakter der Menschen.” Nach dem Unterricht gingen Ikami und Suara auf das Dach der Schule und aßen dort. “Sag mal, du kommst doch aus Okinawa oder?” Suara knabberte an ihrem Sandwich und sah auf, als Ikami sie an ihre alte, so heiß geliebte Heimat erinnerte. “Ja. Wieso?” Shikao und sein Rattenschwanz waren nun ebenfalls auf dem Dach, setzten sich allerdings in einiger Entfernung von den Mädchen hin. “Erzähl mir was davon.” Suara überlegte kurz, was sie erzählen könnte, denn solange hatte sie da ja nun auch nicht gelebt. Ihr Blick schweifte umher und sie bemerkte Shikao, der zu ihr sah. Sie versuchte ihn zu ignorieren und wand sich Ikami zu. “Auf Okinawa ticken die Uhren anders: Während man hier für Pünktlichkeit, Sauberkeit und Perfektion berühmt ist, gilt auf Okinawa >Uchina-timeUchina-guchi< und Hochjapanisch, die mehr ist, als nur ein starker Dialekt und von Mainland-Japanern nur schwer verstanden wird. Ich hatte da auch so meine Probleme, denn sie besteht vor allem aus vielen gezogenen Vokalen und U-Lauten anstelle von Os. Ein Bewohner Okinawas würde sich selbst zum Beispiel als >Uchinan-chu< bezeichnen.” Shikao setzte sich plötzlich neben Suara und legte einen Arm um ihre Schulter. “Verehrte Reiseleiterin Kitty. Ich meinerseits würde mich vielmehr für die alkoholischen Getränke interessieren. Können sie mir da was erzählen.” Suara sah ihn entsetzt an. “Was willst du denn?!” Sie riss sich los und wollte sich weiter weg setzen, als sie bemerkte, dass Takuma hinter ihr saß. “Was weiß das Kitty denn über Awamori oder Habu-sake?” Sie drehte sich schnell weg. Sein Grinsen konnte sie nicht ertragen. Sie bemerkte, dass Ikami ihn ansah. Sie wusste warum. Auch Ikami war Shikao voll und ganz verfallen. “Nichts weiß ich davon.” “Das ist schade. Dann werde ich dir davon erzählen.” “Danke ich verzichte! Blödmann.” “Ach, lass ihn doch. Ist doch nichts dabei.” Ikami wollte anscheinend noch nicht, das Shikao wieder ging. Shikao grinste und fing an, wie ein Uni-Professor, zu reden. “Awamori. Ein spezieller, destilliertes Reisschnaps, der nur auf Okinawa hergestellt wird. Die perfekte Zutat für Südsee-Cocktails.” “War ja wieder klar, dass du dich für Schnaps interessierst. Hast du nichts anderes, womit du prahlen kannst?” “Doch, doch. Eine eher gruselige Okinawa-Spezialität - Awamori-Schnaps, in den eine Schlange eingelegt wurde.” Suara und Ikami sahen ihn verblüfft an. Der Rattenschwanz grinste. Shikao fuhr fort. “Der Habu-sake. Die Habu-Schlangen sind auf Okinawa weit verbreitet, sodass es kein Problem ist, so viele von ihnen in Alkohol zu verarbeiten. Der Schnaps, der sowohl mit als auch ohne eingelegte Schlange in der Flasche erhältlich ist, soll sehr gesund sein und er heilt sogar Krankheiten.” Suara war erstaunt, das Shikao so viel über Okinawa wusste, auch wenn es nur den Alkohol betraf. Plötzlich fing er an in seiner Tasche zu wühlen. “Vielleicht sollte deine Mutter mal einen Schluck davon trinken, damit sie schnell wieder gesund wird.” » Woher weiß er, dass meine Mutter krank ist? Bespitzelt er mich etwa? « “Und hier ist nun das Gute Stück.” Er hielt den Mädchen eine längliche Flasche vor die Nase, in der tatsächlich eine Schlange eingelegt war. Er nahm Suaras Hand und drückte ihr den Alkohol in die Hand. “Richte deiner Mutter meine besten Wünsche aus.” Er stand auf und grinste. In diesem Moment kam ein Lehrer hinauf und sah sie mit dem Schnaps. “Asahina-san?! Sofort in mein Büro!” Kapitel 10: Nada soso - die Tränen fließen ------------------------------------------- Ikami saß noch immer da oben und sah zornig zu Shikao. “Hattest du das etwa geplant?” Shikao sah sie gelangweilt an. “Was geht dich das an? Geh spielen, oder so was.” Ikami dachte gar nicht daran zu verschwinden. “Du wirst jetzt darunter gehen und die Sache klären!” “Sagt wer?” Er sah sie mit einem Blick voller Verachtung an. “Geschieht ihr doch recht, wenn sie sich mir widersetzt.” Er schob Ikami unsanft zur Seite und ging zurück in den Klassenraum. Suara saß im Direktorzimmer du sah auf die Flasche mit der Schlange. Sie wusste, wenn sie erzählen würde, dass Shikao ihr die Flasche gegeben hatte, würde ihr das sowieso niemand glauben. Die Situation, in der man sie gesehen hatte, war eindeutig gewesen, und doch falsch verstanden. Sie musste sich etwas einfallen lassen. “Warum hast du Schnaps mit in die Schule gebracht? Du weißt dass es verboten ist.” Suara sah zu Boden. In diesem Moment hatte sie einen Geistesblitz. Sie erzählte dem Direktor dasselbe, das Shikao ihr erzählt hatte, dass es eine Okinawa-Spezialität sei. “Ich wollte, da wir uns im Unterricht gerade mit Okinawa beschäftigen, etwas mitbringen, das typisch für die Inseln ist. Ich habe versprochen, dass ich es Ikami zuerst zeige.” “So~? Na wenn das so ist. Geh in deine Klasse, stelle das Getränk vor und dann bringst du die Flasche sofort wieder her!” Suara lächelte und bedankte sich bei dem Direktor. Als sie mit der Flasche Schnaps in das Zimmer kam, staunte Shikao nicht schlecht. Er sah Takuma an. “Wie hat sie das gemacht?” “Frag mich nicht.” Sie ging zum Lehrer und erzählte ihm von ihrer Idee, und auch dass eigentlich Shikao die Flasche mitgebracht hatte, ihr das erzählt hatte und sie anschließend reingelegt hatte. Er glaubte ihr. Sie erzählte also etwas über den Reisschnaps mit der eingelegten Schlange. Shikao war gar nicht darüber begeistert, dass sie seine Story benutzte um sich frei zu sprechen. Er wollte sich aber nichts anmerken lassen, denn dann wäre aufgeflogen, dass er den Schnaps in die Schule gebracht hatte. Suara sollte sich hinsetzen und Shikao wurde gebeten den Schnaps zum Rektor zu bringen. Als er an Suara vorbei ging, konnte er sehen wie sie gehässig grinste. “Du hast dir die Falsche ausgesucht, die du fertig machen kannst.” “Und du spielst ein Spiel, dass du nicht gewinnen kannst.” Nach dem Unterricht erhielten alle einen Zettel. Takuma wurde damit beauftragt, Shikao einen zu geben. Dieser wurde von seinen Eltern abgeholt, nachdem Unohara-sensei die Sache geklärt hatte. Shikao bekam eine riesige Abreibung, von der Person, die ihn sowieso schon als hoffnungslos abstempelt hatte. Er hatte Hausarrest und die Ganze nächste Woche musste er nachsitzen. » Das wird sie mir büßen, dieses Miststück! « Die nächste Woche war als eine Projektwoche beschrieben. Suara freute sich sehr darauf. Aber erstmal wollte sie sich auf das Wochenende vorbereiten. Sie hatte nun doch vor hinzugehen. Sie wollte aufpassen, dass Shikao keinen Mist bauen würde, außerdem hatte Ikami sie den Ganzen Tag genervt, dass sie doch mitkommen solle. Am Abend kam Ikami zu ihr. Suara kam gerade von der Arbeit und bereitete alles für die gemeinsame Übernachtung vor. Ikami und sie wollten gleich am Morgen auf das Fest gehen, dass das Ganze Wochenende ging. Am ersten Abend war ein großer Ball, mit toller Musik, Tanz und Spaß, wie ihr Ikami sagte, am restlichen Tag waren Spiele, ein Rummelplatz und andere Dinge organisiert wurden, genau wie am Sonntag. Am Sonntagabend hingegen war das große Feuerwerk um den Sommer willkommen zu heißen. Die beiden Mädchen, zusammen mit Chika, Suaras kleinen Schwester, unterhielten sie sich über das Fest, lachten und spielten Karten. Ikami zeigte Suara einen Film in einer Zeitschrift, der heute Abend lief. Ikami wollte ihn unbedingt sehen. “Nada soso, heißt der. Ich glaub das ist ein Begriff aus Okinawa. Der Film muss jedenfalls toll sein.” “Die Tränen fließen.” Ikami sah Suara verwirrt an. “Was?” “Nada soso heißt >Die Tränen fließen< und ist Okinawa-Dialekt.” “Ach so. Wollen wir ihn uns anschauen?” “Gern.” In diesem Moment klingelte es an der Tür. Suara stand auf und wollte gerade die Tür aufmachen, doch ihre Mutter war schneller. Suara konnte und wollte nicht glauben, wer an der Tür stand. “Ich bin ein Freund von ihrer Tochter. Ist sie denn da?” Er verneigte sich tief vor ihrer Mutter, nahm ihre Hand und gab ihr einen Kuss auf diese. Suara schlief fast das Gesicht vor Schreck ein. “Oh… Was für ein netter und höflicher junger Mann. Suara, Liebling. Du hast Besuch.” Suara trat aus ihrem Versteck und sah Shikao zornig an, dieser grinste sie fies an. Ihre Mutter klopfte ihr auf die Schultern und meinte: “Gute Wahl. Ein anständiger Junge.” » Wenn du wüsstest. « Sie ging zur Tür und wartete bis ihre Mutter außer Hörweite war. “Was willst du denn hier? Und vor allem! Woher weißt du wo ich wohne?” “Steht im Klassenbuch.” Er sah sich um, er betrachtete den Garten und den Hausflur. “Armselig. Der Garten ist armselig und das Haus allemal. Und du selbst bist auch ziemlich… armselig.” Er grinste. “Ein einfacher Garten in einer einfachen Gegend. Verschwinde!” “Nicht sehr freundlich wie du mit mir redest, weißt du das eigentlich?” “Warum sollte ich zu dir freundlich…” Sie unterbrach ihre Aussage. Sie hatte vollkommen vergessen, dass er sie in der Hand hatte. “Haben wir uns erinnert? Kitty.” “Mistkerl! Was willst du?” Er ging an ihr vorbei und betrachtete die Bilder an der Wand. “Deine Familie? Nett. Aber armselig.” “Nicht jeder hat so eine reiche Familie wie du und übrigens kann ich mich nicht erinnern, dich hinein gebeten zu haben. Heuchler!” “Na, na. Nicht so unfreundlich. Bis jetzt war ich noch gnädig zu dir, weil es deiner Mutter nicht so gut ging, aber das hat jetzt ein Ende. Du wirst dafür büßen, dass ich nachsitzen muss.” Ikami kam zu den beiden getreten und schaute nicht schlecht, als sie Shikao sah. “Suara? Der Film fängt…? Shikao??!!” Er beachtete sie gar nicht weiter, er schnappte nur ihre Bemerkung auf. “Ein Film? Ui. Ich liebe Filme. Wo geht’s lang?” Er ging auf Ikami zu, doch Suara hielt ihn am Handgelenk fest. “Du willst jetzt sicherlich gehen.” “Nö. Nicht wirklich.” Suaras Mutter mischte sich daraufhin in das Gespräch ein. “Suara? Biete unserem Gast doch erstmal einen Tee an. Ihr könnt doch sicherlich auch zu dritt den Film anschauen. Ich richte derweil das Gästezimmer her.” Suara sah ihre Mutter entgeistert an. Sie konnte und wollte nicht glauben, was sie da eben hörte. Shikao sah sie ruhig an und ging dann wieder auf Ikami zu. Er beugte sich zu ihr hinunter und nahm ihre Hand. “Du zeigst mir doch sicherlich den Weg, oder?” Ikami wurde rot und nickte. Suara wurde extrem sauer. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Sie ging in die Küche zu ihrer Mutter und half ihr ein paar kleine Snacks vorzubereiten und den Tee, Süßholz-Tee, zuzubereiten. “Seine Mutter hat angerufen. Sie haben einen sehr gut bezahlten Job für dich.” “Was?” “Als Maid. Suara, wir brauchen das Geld, überleg es dir, bitte.” “Niemals.” Sie brachte die Snacks in ihr Zimmer und stellte sie zusammen mit dem Tee auf den kotatsu. “Was ist das eigentlich für ein Film?”, wollte Suara wissen. Ikami begann zu erzählen. “Zwei Geschwister kämpfen vor der wunderschönen Pazifikkulisse Okinawa, ihre Träume wahr werden zu lassen und die große Liebe zu finden. Klingt doch toll, total romantisch.” “Pah.” Shikao legte sich nach hinten und betrachtete die Decke. “Wenn es dir nicht passt, dann geh doch wieder!” Er sah sie aus den Augenwinkeln heraus an. “Es gibt bessere Liebesfilme. Wenn ich euch einen empfehlen darf?” “Lass hören.” “Ich habe ihn sogar mitgebracht. Taiyou no Uta.” Er hielt den Mädchen eine DVD vor die Nase, die zwei Menschen zeigte und jede Menge Sonnenblumen. Das Mädchen war die Sängerin YUI, Suara war ein großer Fan von ihr. Sie schrieb tolle Songs und hatte eine tolle Stimme. Sie sang zum Beispiel die Songs: “Rolling Star”, “Life”, “It’s happy line” oder “Laugh away”. Kapitel 11: Das Lied der Sonne ------------------------------ Die Mädchen einigten sich dann auf Taiyou no Uta, da Suara nicht wollte, dass Shikao die Ganze Zeit rumnörgelte, wenn ihm etwas an dem anderen Film nicht passte. Suara stand auf und holte aus dem Schrank einen DVD-Recorder. Als sie allerdings versuchte ihn anzuschließen, bemerkte sie, dass sie davon nicht den Hauch einer Ahnung hatte. Sie wollte sich aber nichts anmerken lassen. “Was hast du Suara? Brauchst du Hilfe?” “Nein, nein. Geht schon.” Shikao sah sie an und grinste leicht. Er legte sich wieder nach hinten und schloss die Augen. » Lustiges Mädel. Ist sich zu fein um Hilfe zu fragen. Also echt. « Plötzlich stieß sich Suara den Kopf als sie einen kleinen elektronischen Schlag bekommen hatte. “Autsch. Verdammt.” Sie steckte sich den Finger in den Mund um ihn, wie nach einer Verbrennung, zu kühlen. Mit der anderen Hand rieb sie sich den Kopf. » So wird das nichts. « Sie drehte sich zu Shikao um, der immer noch auf dem Boden lag und vor sich hin grinste. Daraufhin kroch Suara wieder nach hinten, um den Recorder anzuschließen. Shikao konnte sich das Drama allerdings nicht länger mit ansehen. Er kniete sich leise hinter sie, legte eine Hand auf ihren Kopf und zog sie vorsichtig nach vorn. “Das kann man ja nicht mit ansehen. Lass das mal einen Profi machen, Kitty.” Sie sah ihn zornig an und wollte schon protestieren, als sie bemerkte, dass er so ja doch irgendwie ganz cool wirkte. Sie drehte sich schnell weg und setzte sich neben ihre Freundin. Als Shikao dann so weit war und auch die DVD eingelegt war, dämpfte Suara das Licht und die drei machten es sich auf Suaras Bett gemütlich. Suara liebte es, wenn YUI sang. Sie hatte so eine wunderschöne Stimme, und auch in diesem Film sang sie. Und zwar ein paar ganz tolle Lieder: “It’s happy line”, “Good-Bye Days” “Skyline” und “I remember you”. Ikami und Suara waren von der Geschichte des kranken Mädchens zu Tränen gerührt. Das Mädchen litt an einer unheilbaren Krankheit und durfte deswegen nicht in die Sonne und den Anzug, der für sie entwickelt wurde, wollte sie nicht anziehen. Viele Menschen litten an der Krankheit, die tatsächlich existierte, sie hieß XP, xerodermia pigmentosum. Amane Kaoru, so hieß YUI in dem Film, ein 17-jähriges Mädchen, geht jeden Abend raus auf einen Parkplatz um zu singen. Eines Tages verliebt sie sich in einen Jungen, einen Surfer und trifft ihn eines Abends sogar persönlich. Ihre erste Begegnung verläuft allerdings alles andere als normal. Kaoru überrumpelt ihn vollkommen und ihre Kusine nimmt sie mit. Sie trifft ihn wieder und er zeigt ihr die Stadt bei Nacht. Sie singt vor vielen Menschen und hat großen Spaß. Als er ihr allerdings den Sonnenaufgang zeigen will, läuft sie davon und kommt gerade noch rechtzeitig zu Hause an. Doch dennoch kann sie ihre Hände plötzlich nicht mehr bewegen und muss ins Krankenhaus gebracht werden. Dort erfährt ihr Vater eine schreckliche Diagnose. Der Junge, in den sich Kaoru verliebt hat, verkauft sein Surfbrett und ermöglicht ihr so, dass sie einen selbst geschriebenen Song in einem Studio aufnehmen kann. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit. Kurz vor Ende des Filmes schlief Ikami ein. Suara legte sie in ihr Bett und deckte sie zu. Shikao beobachtete sie, sagte aber nichts. Nach dem Film räumte Suara das Essen und die Tassen in die Küche und wusch noch schnell ab. Ihre Mutter war bereits zu Bett gegangen. Shikao stand plötzlich hinter ihr und hatte seine Hände auf ihre Schultern gelegt. Suara zuckte zusammen und hielt inne. Nach einer Weile, die Suara wie eine Ewigkeit vorkam, beugte er sich zu ihrem Ohr runter und sagte: “Du würdest dich bestimmt gut als Maid machen, Kitty.” Sie drehte sich abrupt um und sah ihn wütend an. “Klappe, du Klappspaten!” Er grinste nur, wie immer. Sie wollte gerade wieder in ihr Zimmer gehen, um Ikami zu wecken, als Shikao sie gegen einen Schrank drückte. Er genoss sie Situation, sie jetzt, wo alle anderen schliefen, fertig zu machen. “Was fällt dir ein? Bist du behämmert?!” “Jetzt reg dich wieder ab.” “Halt die Klappe, du Saftnase!” “Ich biete dir doch nur, in so schweren Zeiten einen sehr gut bezahlten Job an.” “Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen!” “Wirklich amüsant. Kitty!” Suara zuckte zusammen, das hatte sie schon wieder vergessen. Sie wollte sich von ihm losreißen, doch er ließ ihr keine Chance. Er hielt ihr Handgelenke fest und drückte diese an den Schrank. Suara senkte den Kopf und konnte nicht glauben was sie da sagte. “Wann soll ich anfangen?” Shikao sah sie verwirrt an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie so schnell nachgeben würde, aber eigentlich kam ihm das ganz recht. “Du gibst auf?” Suara sah immer noch zu Boden. Sie hasste es, das sie ihm nachgeben musste, aber ihr ruhiger Schulalltag stand auf dem Spiel. Sie wollte nicht, dass noch mehr von ihrem Geheimnis erfuhren. “Was bleibt anderes übrig. Du lässt mir ja gar keine andere Wahl, außerdem brauchen wir das Geld…” Er ließ sie los, doch Suara lief nicht davon. Was hatte sie für eine Wahl, er würde sie ja doch wieder festhalten. Er nahm ihr Kinn und hob ihr Gesicht an. Als sich ihre Blicke trafen, grinste er. Suara war nicht sehr begeistert für diesen Mistkerl zu arbeiten. “Aber deine Unterwäsche werde ich nicht für dich waschen!” “Das verlange ich gar nicht. Am Montag fängst du an. Gleich nach der Schule.” Suara sah ihn an. Das konnte nicht sein ernst sein. Was sollte aus ihren Hausaufgaben werden, aus dem Job im Tempel. Sollte sie ihm wirklich ihre ganze Freizeit opfern? Kapitel 12: Hanabi o matsuri III -------------------------------- Als Suara am nächsten Morgen aufwachte, schaute sie in das strahlende Gesicht von Ikami. “Guten Morgen.”, flüsterte sie. Suara verstand nicht, warum sie flüstern musste. Ikami grinste. “Hast du gut geschlafen? Bei so einem Kissen?” “Häh?” Ikami deutete neben Suara, diese folgte ihrem Blick. “KIIYAAAAHHH!!!” Mit einem lauten Schrei viel Suara aus ihrem Bett. “Was für ein Erwachen… Könnt ihr nicht mal etwas leiser machen?” “Was hast du in meinem Bett zu suchen, du Lüstling?!” Shikao richtete sich auf und kratzte sich am Kopf. Seine Haare waren wild zerzaust und er sah wirklich so aus als wäre er eben erst munter geworden. Aber Suara sah nicht besser aus, auch ihre Haare waren zerzaust und ihr wütendes, rotes Gesicht kochte vor Zorn. “Gibt’s schon Frühstück, Kitty?” Suara hatte so früh am Morgen noch keine Lust mit Shikao zu diskutieren und verschwand stillschweigend im Bad. Ikami folgte ihr. “Was hat Shikao bei dir im Bett gemacht? Und vor allem, was habt ihr gemacht, als ich eingeschlafen war?” “Nichts haben wir gemacht. Schon vergessen, ich hasse diesen Mistkerl.” “Mag ja sein, aber das sah schon verdächtig aus.” Suara reagierte erst gar nicht auf diese Äußerung und putzte sich ihre Zähne weiter. Als sie fertig waren, gingen sie in das Zimmer zurück und Suara schmiss erstmal Shikao raus, damit sich die Mädchen in aller Ruhe umziehen konnten. Fürs erste zogen sie sich nur etwas Leichtes zum frühstücken an, um sich dann für das Fest vorzubereiten. Suara machte für alle Frühstück und Shikao grinste. » Sie macht sich wirklich gut als Maid. Ich werde bestimmt meinen Spaß mit ihr haben. « Nachdem sie alle gegessen hatten und sich wieder umgezogen hatten gingen die drei nach draußen. Shikao verschwand, ohne sich wirklich richtig von den Mädchen verabschiedet zu haben. “Er hätte sich ja wenigstens bedanken können oder auf Wiedersehen sagen können. Oder was meinst du Suara?” “Hauptsache er ist endlich weg und wir haben unsere Ruhe.” “Was meinst du? Ob er heute auch zum Feuerwerk kommt?” » Na sicherlich. Nachdem was Takuma-kun erwähnt hat. « “Mir doch egal. Von mir aus kann er gerne zu Hause bleiben. Was interessiert dich das überhaupt, Ikami?” “Ach… irgendwie habe ich ihn gestern von einer anderen Seite gesehen. Ich kann verstehen warum so viele Mädchen ihn so toll finden.” Suara sah Ikami ungläubig an. “Soll das heißen, du hast dich in ihn verliebt?” Ikami blieb stehen und schwieg. Sie sah zu Boden und drehte sich dann zu ihrer Freundin und lächelte sie an. “Was wäre wenn?” “Oh man, du selbst hast mich doch vor ihm gewarnt.” “Naja, er hat sich irgendwie verändert. Ich glaub das liegt an dir…” “An mir?” “Ich weiß es doch auch nicht… ach was… lass uns gehen, die anderen warten sicher schon auf uns. Beeilen wir uns besser.” Als die Mädchen mit ein paar anderen aus ihrer Klasse auf dem großen Jahrmarktplatz ankamen, konnte sie ihren Augen fast nicht trauen. Im Hintergrund stand ein gewaltiges Riesenrad, über den ganzen Platz waren Imbussbuden oder andere Wagen aufgestellt, bei denen man riesige Kuscheltiere gewinnen konnte. Hier und da wurden auch noch andere Attraktionen, wie zum Beispiel Kinderkarusselle oder “Top in Express”, auch “Berg- und Talbahn” genannt, Autoskooter und Breakdance. Die Freunde konnten sich nicht entscheiden, wo sie als erstes hin gehen sollten, also bildeten sie kleine Gruppen und verabredeten sich in zwei Stunden am Flussufer, das gegenüber des Platzes lag. Von dort hatte man auch den besten Blick auf das Feuerwerk am nächsten Abend, außerdem war dort auch eine große Tanzfläche und eine Festzelt aufgebaut. Man konnte sich Bratwürste, Takoyaki, Zaru-Soba und Getränke kaufen. Shikao war unterdessen auch, samt Rattenschwanz auf dem Festplatz angekommen und setzte sich auf das Geländer an der Breakdance-Anlage um die Menschen zu beobachten wie sie kreischten und anschließend torkelnd ausstiegen. Selber fuhren sie jedoch nicht. Wahrscheinlich hatten sie Angst, dass ihnen ihr Bier wieder hoch kam oder sie sich zum Affen machten. Shikao hatte eine Gruppe Jugendlicher bemerkt, die es anscheinend auf Krawall und Schlägereien abgesehen hatten. Sie hatten zum Teil ihre Arme stark tätowiert und viele Piercings. Zwei weitere hatten ihre Köpfe kahl geschoren und ein paar sahen aus wie Punker. Takuma war Shikaos Blick gefolgt und hatte die Skinhead-Gruppe ebenfalls bemerkt. “Wir lassen uns nicht auf Streit ein. Das können wir nicht gebrauchen.” Takuma sah Shikao auffordernd an. “Wenn du meinst.” Shikao interessierte das Ganze sowieso nicht. Er hatte keine Lust sich jetzt mit denen anzulegen. Das war ihm einfach zu lästig. Außerdem hatte er drei der Jugendlichen erkannt. Sie waren im Park gewesen, als Suara und sein kleiner Bruder in die Schlucht gefallen waren. Wenn sie ihn erkannten, würde es sicherlich in einer Keilerei enden, also ließ er sich nichts anmerken und beobachtete die Fahrer des Breakdance weiter. Suara, Ikami und zwei weitere Mädchen aus der Klasse, Kani und Haku, waren unterdessen bei “Top in Express” angekommen und Suara hatte die Jugendlichen auch erkannt, die ebenfalls in diese Richtung gingen. Sie überlegte sich einen Weg, ihre Freundinnen von dort wegzulocken, denn sie hatte keine Lust sich mit den Skinheads anzulegen. Doch ihr fiel kein vernünftiger Grund ein und so entschied sie, sie einfach zu ignorieren und so zu tun, als ob sie sie nicht gesehen hätte. Kapitel 13: Hoch hinaus ----------------------- Immer wieder sah Suara sich um, um sich zu versichern, dass die Jungs sie nicht gesehen hatte. Kani und Ikami fuhren da Weile noch eine letzte Runde in der Berg und Tal Bahn. Mittlerweile übrigens die 7. oder 8. Runde. Suara war bereits nach der 5. Runde nicht mehr so wohl in der Magengegend und auch Haku war nach der 5. Runde ausgeschieden, denn die beiden wollten nicht, dass ihre Zuckerwatte wieder zum Vorschein kam. Shikao kam mit seinen Jungs zu den beiden Mädchen und grinste. “Na, auch hier?” Suara sah ihn an und konterte mit einer schnippischen Bemerkung. “Nein, das bildest du dir nur ein.” “Ach komm, sei nicht so fies… ist doch ein Fest.” “Seit ich dich gesehen habe, nicht mehr.” Takumas und Suaras Blicken trafen sich und er sah sie strafend an. » Ich hatte ihr doch gesagt, sie solle nicht herkommen. Was macht die hier? « Takuma blieb keine Zeit mehr Suara danach zu befragen, denn Ikami und Kani kamen zu der Gruppe und Suara entschied für alle, dass es allmählich Zeit wurde, sich zum Riesenrad zu gehen. Denn obwohl alle vier Höhenangst hatten, nahmen sie sich vor noch eine Runde darin zu fahren und da die Umdrehung eine halbe Stunde dauerte, wollten sie lieber gleich dahin gehen, bevor sie keine Zeit mehr hatten und zum Fluss gehen mussten. Shikao und der Rattenschwanz sahen den Mädchen nach. “Shikao? Wollen wir es immer noch durchziehen? Immerhin sind ziemlich viele aus unserer Klasse hier.” “Ist doch nicht mein Problem. Wenn sie bis dahin nicht verschwunden sind, haben sie eben Pech gehabt.” “Aber…” “Ich will nichts mehr hören. Das ist dann halt ihr Ding.” Suara und die anderen waren mittlerweile am Riesenrad angekommen und sahen nach oben. Ikami wurde bei diesem Anblick schon schwindlig. “Ich glaub ich muss passen.” “Nix da, Ikami-chi. Wir haben uns das fest vorgenommen.”, meinte Kani, die aber auch schon ein paar Bedenken hatte, ob das so eine gute Idee war. Doch sie hatten es sich ja schon ein paar Tage zuvor fest vorgenommen, also stiegen sie ein, da aber nur jeweils 3 in eine Gondel durften, blieb Suara vorerst unten und wollte dann die Nächste nehmen. Obwohl Ikami erst dagegen war, stimmte sie nach einigen Einwänden dann doch ein. Shikao stand plötzlich hinter ihr. “So allein?” “Was geht dich das an?” Er grinste. “Gut überredet. Takuma und ich werden mit dir fahren, damit du dich nicht fürchtest.” “Danke, ich verzichte.” Er legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie in die Gondel die gerade unten angekommen war. Takuma folgte ihnen. “Nun zier dich nicht.” “Blödmann. Was soll das? Ich…” Doch zu spät. Die Gondel wurde gerade hinter ihr geschlossen und somit konnte Suara nicht mehr aussteigen. Sie wollte zwar unbedingt einmal in einem so großen Riesenrad mitfahren und die schöne Aussicht genießen, aber sie hätte sich eine wirklich bessere Gesellschaft vorstellen können. Takuma kam zu Suara, Shikao stand am Fenster und beachtete sie gar nicht. “Du solltest nicht hier sein.”, flüsterte er ihr zu. “Ach ja? Wieso? Weil du es sagst?” “Weil es besser für dich wäre…” Shikao drehte sich zu ihnen und sah Takuma prüfend an. Er stellte sich zwischen die beiden und legte seine Arme jeweils um die Schulter von Suara und seinen Freund. “Nicht so viel tuscheln, mehr Aussicht genießen.” Er schob Takuma zur Seite und Suara schob er nach vorn. Er blieb hinter ihr stehen und flüsterte ihr ins Ohr: “Du gehörst mir. Vergiss das nicht.” Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn entsetzt an. Sie gehörte also ihm, zwar auf eine andere Weise, aber dennoch verstand sie ihn nicht. Suara schaute wieder nach draußen und genoss den Ausblick. Sie konnte ihr Zuhause und auch den Tempel von dort oben aus sehen. Sie fragte sich, ob sie noch mal Zeit bekäme, dort arbeiten zu dürfen, jetzt wo Shikao sie voll und ganz einnehmen wollte. “Hast du sie gesehen?” Suara sah ihn verwirrt an. “Wen meinst du?” “Diese Typen aus dem Park. Sie sind hier.” Daraufhin drehte sich Suara wieder nach vorn, und spielte die Desinteressierte. “Ja hab ich, na und. Solange wir denen nicht in die Quere kommen.” “Da sieht man mal dass du diese Kerle nicht kennst.” “Hm? Wie meinst du das?” Suara lehnte sich an die dicke Glasscheibe und musterte Shikao ein wenig. Er war etwas größer wie sie, er hatte helles Haar, wahrscheinlich gefärbt, seine Kleidung war modern und modisch, man konnte erkennen, dass seine Familie sehr viel Geld hatte. Er wirkte wirklich wie der absolute Frauenschwarm und Weiberheld, allein durch sein Auftreten und sein Äußeres. Er war genauso alt wie sie, 17, wirkte aber älter und reifer, als sein Charakter vermuten ließ. Wenn man ihn nur einmal gesehen hatte, war es fast unmöglich, sich nicht in ihn zu verlieben, aber Suara hatte Glück, gleich beim ersten Treffen seinen miesen Charakter kennen gelernt zu haben. “Sie geben nichts so leicht wieder her, dass sie einmal ins Auge gefasst haben.” “Meinst du deinen kleinen Bruder?” “Tss. Naivchen. … Kitty, ich meine dich.” Kapitel 14: Tanz, Blumen und Skinheads I ---------------------------------------- Suara war froh, das die Gondel unten angekommen war. Die restliche Fahrt hatten sie und Shikao kein Wort mehr gewechselt. Sie hatten stillschweigend die Aussicht genossen. Doch als Suara die Gondel verließ konnte sie Shikao sagen hören: “Du solltest nicht hier sein.” Diese Worte erinnerten sie an die von Takuma, aber auch ihnen wollte sie keine Beachtung schenken. Sie weckten in ihr nur noch mehr den Verdacht, dass Shikao etwas geplant hatte und sie wollte das verhindern oder wenigstens die anderen warnen. Sie lief geradewegs auf die anderen zu und begrüßte die Gruppe, gemeinsam gingen sie zum Fluss, wo sie bereits von ein paar anderen Klassenmitgliedern erwartetet wurden. Suara sah sich um, ihr Blicken blieben an einer Stelle haften, dort stand die Gruppe Jugendlicher, die sie vorhin eben auch schon gesehen hatte. Sie erinnerte sich an Shikaos Wort und fragt sich, ob das stimmte, was er ihr gesagt hatte. Aber warum sollte er sie warnen vor denen, er hatte keinen Grund, er behandelte sie nicht einmal freundlich und peinigte sie doch ständig? Oder war es aus demselben Grund, warum er sich zwischen sie und Takuma gedrängt hatte? Er wollte sie als seine eigene persönliche Maid und außerdem mit niemanden teilen? Oder wollte er sie und ihr Geheimnis wirklich einfach nur beschützen, wie an dem Tag im Park? Suara fand keine Antwort, sie hatte auch keine weitere Gelegenheit, darüber nachzudenken, denn in diesem Moment, begannen ein paar Geiger anzufangen zu spielen, Gitarren setzten ein und ein spanischer Sänger sang ein ruhiges, spanisches Lied, es klang wunderschön. Der Sänger und seine Band kamen aus Deutschland und beendeten ihre Tour hier in diesem Dorf. Die Band namens Marquess sang den Auftakt für das Festival und für den Tanzabend der die ganze Nacht hindurch gehen sollten. Sie begrüßten auf diese Weise den Sommer. Das erste Lied war “Lo siento y adios”, es klang wie ein Liebeslied, doch Suara verstand kein Wort, aber dennoch berührte es sie durch die Klänge und die Melodie sehr tief. Die nächsten Songs waren etwas peppiger, “La discoteca”, “El temperamento” und “En Enspana”. Der Nachthimmel begann sich allmählich zu entfalten, als Marquess ihr letztes und wohl bekanntestes Lied sangen, “Vayamos Companeros”. Alle sangen und tanzten, auch Suara und ihre Freunde feierten ausgiebig. Suara hielt inne, als sie auf der einen Seite des Tanzfläche Shikao und seinen Rattenschwanz sah, der mit den Skinheads anscheinend Streit hatte. Sie sah wie einer der Skinheads Takuma nach hinten schubste und sich anscheinend mit diesem prügeln wollte. Als Takuma allerdings kontern wollte, hielt ihn Shikao zurück. “Wir sind nicht hier um Krieg zu führen oder uns Feinde zu machen.” “Aber…” “Ruhe! Wir gehen!” Shikao drehte sich um und ging. Er warf noch einen Blick auf Suara, die immer noch auf der Tanzfläche stand und wie versteinert auf die Gruppe schaute. Er gab ihr durch eine Handbewegung zu verstehen, dass sie dort verschwinden sollte, aus irgendeinem Grund tat sie das auch. Sie verstand nun, was er gemeint hatte. Die waren gefährlich. Sie stand nun auf der anderen Seite der Tanzfläche zusammen mit denen aus der Klasse, die nicht tanzen wollten. Das waren vor allem die Jungs und auch Mädchen, die keinen Tanzpartner hatten und sich allein nicht trauten. Im Hintergrund begann bereits der Fackelumzug um den Jahrmarktplatz. Die Menschen trugen große Fackeln und andere, vor allem Gäste und ältere Menschen schlossen sich ihnen an. Da Suara sowieso nichts zu tun hatte, gingen sie und die anderen, die ebenfalls nur gelangweilt dort rum standen, ihnen nach. Sie wurden an einen ruhigen Ort geführt, an dem die Musik nicht mehr zu hören war. Es war unglaublich still, und sie Sterne spiegelten sich im Wasser des Flusses. Die Fackelträger stellten ihre Fackeln in die dafür vorgesehenen Vorrichtungen und kamen dann auf die Menge zu. Im Hintergrund begannen Musiker eine liebliche, alte Melodie zu spielen. Es waren Shamisen und Sanshin zu hören. Die Shamisen wurde von alters her von Geishas benutzt um ihre Gäste mit Musik zu unterhalten. Sie hatte genau wie die Sanshin drei Saiten. Es ist ein sehr altes Instrument, und wurde eigentlich nicht mehr sooft benutzt. Ganz im Gegenteil zur Sanshin. Die Sanshin ist das traditionelle Instrument Okinawas und aus der Ryukyu-Musik nicht wegzudenken. Die drei Saiten der Banjo-ähnlichen Gitarre erzeugen ein typisches »plong plong«, das in Japan richtiges Südseefeeling aufkommen lässt. Traditionellerweise ist der Klangkörper der Sanshin mit Schlangenhaut überzogen, im Gegenteil zur Shamisen, die nur einfach beschichtet ist und einen einfachen Holzlook darstellt. Dennoch erzeugen beide Instrumente die gleichen Geräusche, nur das die Sanshin hellere erzeugt. Suara hatte selbst mal eine gehabt, aber darauf zu spielen erforderte Jahre langes Training, also konnte Suara nur das kurze aber sehr beliebte Lied: “Shima-Uta”, der Inselsong. Sie lauschten alle den sanften Klängen, die an das alte Japan erinnerten. Suara stand auf, denn sie wollte den anderen, die noch auf der Tanzfläche waren, sagen, wo sie waren, damit sie sie nicht suchten. Doch auf dem Weg dorthin wurde sie von einem der Skinheads aufgehalten. “Wohin so eilig? Es ist gefährlich allein hier draußen zu sein.” “Geht dich doch nichts an. Lass mich vorbei!” “Was ist wenn nicht?” Er nahm ihr Kinn und hob es an und sah sie mit festem Blick an. Er grinste. Suara versuchte an ihm vorbei zu kommen, doch er stieß sie rücklings durch einen Busch. Suara landete unsanft auf einer alten Decke. Der Typ kam auf sie zu und knebelte sie, sodass sie nicht mehr um Hilfe schreien konnte. “Keine Angst… es wird dir gefallen…” Er kniete sich über sie und grinste sie pervers an. Er schob ihr T-Shirt nach oben und streichelte ihren Bauch und mit der anderen Hand hielt er ihre Hände fest. Suara versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, doch der Junge war zu stark. Er griff plötzlich unter ihren Rock und wollte ihr den Slip ausziehen, als er noch sagte: “Du gehörst jetzt uns… und eins verspreche ich dir, es wird dir wehtun.” In diesem Moment bekam der Kerl einen Fußball an den Kopf und fiel nach hinten. Suara zog sich wieder ordentlich an und jemand befreite sie von dem Knebel. Sie zuckte zusammen. “Ganz ruhig, ich bin es, Takuma.” Als sie sich umdrehte, sah sie tatsächlich in das Gesicht von Takuma. Jemand hatte sich vor sie gestellt. Sie kannte diese Silhouette, das wilde Haar und die männliche Statur. Es war Shikao. Hatte er sie gerettet? Ikami und ein paar andere Mädchen, die noch Tanzen waren, befanden sich unterdessen auf der Suche nach den anderen, als Ren, einer ihrer Mitschüler zu ihnen kam. “Wo bleibt ihr denn? Hat euch Su-san nicht Bescheid gesagt?” Ikami sah ihn verwirrt an. “Suara? Sie war gar nicht hier.” “Was? Aber sie hat doch gesagt, sie wolle euch holen gehen. Wo ist sie hin?” Kapitel 15: Glaub doch was du willst! ------------------------------------- Shikao drehte sich zu Suara um, die immer noch auf der Decke saß, nach unten schaute und am ganzen Körper zitterte. Er gab Takuma zu verstehen, sie allein zu lassen und hockte sich dann vor das Mädchen. “Ich bring dich jetzt besser nach Hause.” Suara schüttelte mit dem Kopf. Sie bekam keinen Ton heraus. Shikao seufzte und legte eine Hand auf ihren Kopf. “Schon gut. Ist ja jetzt vorbei.” Suara wusste nicht so richtig was eben passiert war und warum der Typ so was Komisches gesagt hatte, das sie ihnen gehörte, das passte genau zu dem, was Shikao ihr gesagt hatte. Aber aus irgendeinem Grund fühlte sie sich jetzt sicher und hatte kaum noch Angst. Lag das etwa an Shikao? Suara wusste es nicht. “Ich bleibe hier. Meine Freunde machen sich sicher schon Sorgen um mich, und außerdem muss ich verhindern dass du Mist machst.” Sie sah ihn mit festem Blick an, und das obwohl ihr die Tränen noch immer in den Augen standen. Sie wollte nicht schwach sein. “Red keinen Schwachsinn. Du gehst jetzt nach Hause! Und wenn ich dich dahin tragen muss!” “Nein! Ich bleibe. Das Fest hat gerade erst angefangen und ich habe noch nicht einmal getanzt…”, fügte sie leise hinzu, doch Shikao hatte es gehört. » Darum geht es ihr? Sie will tanzen? … Weiber! « Er stand auf und nahm ihr Handgelenk und zog sie zu sich nach oben. Er wusste nicht so ganz, ob es richtig war, was er jetzt tat, aber dennoch lief er mit ihr zu der Tanzfläche und forderte sie zum Tanz auf. “Was soll das? Willst du mich verarschen?” “Nein, nicht im geringsten, Kitty. Den einen Tanz kannst du mir doch schenken.” Suara wurde leicht verlegen und wusste nicht, ob sie darauf eingehen sollte. » Was hat er vor? Will der mich etwa bloßstellen? « “Wehe du trittst mir auf die Füße.” Shikao grinste. “Gewiss nicht, Kitty, denn dann kannst du ja nicht mehr richtig arbeiten.” Suara wollte ihm daraufhin eine Ohrfeige verpassen, doch Shikao hielt ihre Hand kurz vorher fest und legte sich ihre Hand auf seine Schulter. Er legte seine eigene um Suaras Hüfte und zog sie zu sich ran. Die beiden tanzten eine Weile, doch Suara sah nie nach oben. Sie befürchtete, dass sie rot geworden war und sie wollte nicht, dass Shikao das sah. Sie hoffte außerdem, das er ihr Herz nicht hörte, dass unaufhörlich klopfte. Sie versuchte sich zu beruhigen, sie wollte nicht, dass ihre Ohren hervor kamen. » Komisch. Obwohl es Shikao ist, fühl ich mich nicht unwohl. Im Gegenteil, es ist sogar sehr angenehm. « Takuma und die anderen sahen den beiden zu und staunten. “Seht euch mal die beiden an. Ich wusste gar nicht, das Taneda-kun tanzen kann.” Suara schloss die Augen und gab sich Shikao voll und ganz hin. Sie ließ sich führen. Aus irgendeinem Grund kam es ihr vor, als würde sie schweben. Als die Musik aufhörte, kam sie wieder zu sich. “Ich… muss mal kurz…” » Was mach ich hier eigentlich. Das ist ja geradezu als ob ich Shikao…« Shikao sah ihr lange nach und grinste dann. Sie stand zusammen mit Ikami auf der anderen Seite der Tanzfläche und Ikami schien sie zu stacheln. Shikao ging nun auch zu seinen Jungs zurück. Suara sah in den Himmel und beobachtete die Sterne. Sie seufzte. » Oh nein, jetzt hab ich auch noch Herzklopfen. Ich steh doch gar nicht auf ihn, ich hasse diesen lüsternen Mistkerl!! Hör auf zu klopfen, Herz! « “Suara? Hast du mir eben überhaupt zugehört?” “Was? Tut mir leid. Ich war eben wo anders.” “Ich kann mir auch schon vorstellen wo. Na? Du hast sicherlich an Shikao gedacht. Komm, gib es zu. Ist offensichtlich.” “So ein ausgemachter Blödsinn! Ich soll an diesen lüsternen Mistkerl gedacht haben? Niemals nie!!” “Na ist auch egal. Lass uns zu den anderen gehen, wir wollen uns noch Gruselgeschichten erzählen und dann danach ins Gruselkabinett gehen.” “Wie passend. Hehehe…” Suara hasste alles was gruselig war. Als die beiden bei den anderen angekommen waren, wollten sie erstmal über ein anderes Thema diskutieren. Zum einen, was sie in den nächsten Ferien, in etwa drei Wochen machen wollten und was sie alles über Aberglauben wussten. Kapitel 16: Japanischer Aberglaube ---------------------------------- Viele Menschen in Japan gehen gerne in den Tempel, da er sehr ungewöhnlich bzw. interessant aussieht und auch kulturell nicht gerade von geringer Bedeutung ist. Es gibt auch viele Leute, die dann an einem Zen-Meditationskurs teilnehmen. Dabei geht es darum, in Zanzen (Schneidersitz) oder in Seiza (kniend auf der Ferse) zu sitzen und zu meditieren. Das macht man dann aber nicht nur ein paar Sekunden lang, sondern mehrere Minuten, vielleicht sogar Sunden. Jedenfalls wird die Blutströmung stark beeinträchtigt und man bekommt Probleme, wenn man danach aufstehen möchte, weil die Beine eingeschlafen sind. Aber dann sieht man manchmal etwas Eigenartiges: Einige Japaner lecken ihren Finger und legen ihn auf die Stirn - als ob sie ihre Stirn mit Spucke betupfen… Wenn man diesen Anblick nicht kennt, ist die ganze Situation natürlich total komisch, aber dieses Verhalten hat seinen Grund: “Spucke auf der Stirn macht eingeschlafene Beine schneller fit.” Das wäre dann auch schon der erste Aberglaube. Für diesen Glauben gibt es absolut keinen wissenschaftlichen Beweis. “Und es gibt noch bessere.”, fuhr Ren fort. “Nach dem Essen nicht sofort hinlegen, denn sonst verwandelt man sich in eine Kuh.” Suara und die anderen mussten lachen. “So ein Quatsch. Das geht doch gar nicht.” Ren sprach weiter: “Spinne am Morgen tut gut, Spinne am Abend ist ein Dieb. Oder, bei Kopfschmerzen eine Umeboshi (extra saure, eingelegte Pflaume) auf die Schläfe legen.” Ikami lachte. “Spinnen sind niemals gut. Aber ich habe auch noch einen. Wer Brot ist, bekommt blaue Augen.” Kani überlegte kurz. “Den kenn ich anders. Wer Brot ist, wird nicht groß.” Diese Aberglauben sind eigentlich nur in Dörfern verbreitet, vermutlich ist er noch ein Überbleibsel aus der Kriegszeit. “Wer Brot ist, wird nicht groß.”, der stammt von den Bauern, die gehofft hatten, dass ihre Kinder Reis essen. “Alles Humbug. Das Kopfkissen darf nie nach Norden zeigen, das ist ein richtiger Glaube, und einer der berühmtesten noch dazu. Bei der Beerdigung werden die Leichname nach Norden ausgerichtet, damit sie wie Buddha beim Eintritt ins Nirvana zur Erleuchtung geführt werden. Aus diesem Grund sollen die lebenden Menschen nicht mit dem Kopf nach Norden schlafen.”, erwähnte Takuma, der sich der Gruppe dazugesellte. Auch Shikao setzte sich schweigend hin. Die beiden hatten anscheinend langeweile, denn die ganze Klasse war ja hier versammelt. “Laut » Feng Shui « ist genau das aber sogar positiv, da schlechtes Chi in diese Richtung im Schlaf abfließt.”, entgegnete Haku. “Ich hab auch einen. Beim Morgenregen ohne Regenmantel rausgehen. Wenn es früh am Morgen regnet, braucht man keinen Regenmantel oder Regenschirm, da der Regen schnell aufhören wird.” “Also in Japan trifft das zumindest in der Regenzeit schon mal nicht zu.” Die Gruppe lieferte sich ein Wortgefecht nach dem anderen und amüsierte sich prächtig. Einer behauptete das eine, und ein anderer widerlegte es wieder. “Wer ein graues Haar ausrupft, bekommt zwei neue dazu. Ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Zum Glück.” Auch Ikami hatte noch einen. “Neue Schuhe vormittags anziehen oder erst in der Toilette. Das soll Glück bringen.” “Tss. Das sollen Aberglauben sein? Ich erzähl euch jetzt mal Richtige.”, begann Shikao, den das ganze anscheinend anfing zu langweilen. “Niemals Stäbchen aufrecht in Reis stellen. Das geschieht in buddhistischen Totenfeiern, wenn man Verstorbenen eine letzte Schale darbringt - darum heißt es: Nur Tote können ihre Stäbchen in den Reis stellen.” Dort setzte Takuma an. Die beiden wollten sich was die gruseligen Aberglauben anging immer abwechseln. “Man sollte kein Essen nicht mit den Stäbchen weiterreichen, denn das erinnert an das Entfernen der Totenknochen mit Zangen. Die Knochen der kremierten Leiche werden von den Familienmitgliedern von Stäbchen zu Stäbchen gereicht.” Ikami hatte auch von so einem Aberglauben gehört. “Wer in der Nacht pfeift ruft eine Schlange herbei.” Shikao sah sie an. “Das soll gruselig sein? Eine Schlange herbeirufen? Also wirklich.” Suara sah ihn verwirrt an. Seine Aberglauben waren auch nicht viel besser gewesen. Also ließ sie auch mal was von sich hören. “Nichts in einer Anzahl von vier Teilen verschenken. Denn vier heißt ja bekanntlich shi, also auch Tod.” Shikao konterte. “Wer seinen Reis nicht aufisst, kann nicht mehr gesehen werden.” “Man soll nicht mit dem Kopf nach Norden schlafen, denn so liegen die Toten vor dem Krematorium.” Takuma wollte auch mal wieder was sagen, also ließ er sich schnell irgendetwas richtiges albernes einfallen. “Menschen, die im Krankenhaus liegen, soll man keine Topfpflanzen schenken. Ihre Verwurzelung könnte bedeuten, dass der Patient noch lange im Krankenhaus bleiben muss.” “Schneidet man sich nachts die Fingernägel, wird man nicht mit seinen Eltern Zusammensein, wenn diese Sterben.” “Wenn man nachts Spinnen tötet, verliert man Geld.” “Wer nachts träumt, seine Zähne zu verlieren, muss damit rechnen, dass einem Menschen, den man mag, Unglück widerfahren könnte. Dieses Unglück kann man sicher abwenden, wenn man am nächsten Morgen einen Teller zerschmeißt.” Kapitel 17: Akihabara und Harajuku ---------------------------------- “Wie wär’s, wenn wir alle in den kurzen Ferien, die bald kommen, etwas zusammen machen?” “Was schlägst du vor, Ren?” “Akihabara - die Elektronikstadt.” “Akihabara? Das ist doch nur was für euch Kerle und Technik-Freaks.” “Was schlägst du dann vor? Ikami-nee-san? “Nenn mich nicht so. Ich bin schließlich nicht deine Schwester. Ich wäre für Harajuku.” Ren sah sie entsetzt an. “Da willst du hin? Nach Tokyo, in dieses komische Viertel wo nur Otakus rum rennen?” “Dort ist es nicht so, wie viele denken, es ist richtig spannend und lustig. Ich war dort auch schon mit meinen Eltern.” “Ach jetzt verschwören sich die Weiber schon gegen uns?” Suara verstand das nicht ganz. Sie war noch nie in Harajuku in Tokyo gewesen und wusste auch nichts darüber. Auch über Akihabara wusste sie nichts. Sie fände es viel spannender nach Kyoto zu fahren und den Kinkaku-Ji zu besichtigen, den Goldenen Tempel. “Außerdem ist Akihabara auch ein Teil von Tokyo, was ist da der Unterschied zu Harajuku?” “Akihabara hat für alle was zu bieten. Nicht nur für Cosplayer.” Akihabara ist nur zwei Stationen vom Bahnhof Tokyo entfernt und damit sehr zentral gelegen. Mit dem ersten Schritt aus dem Bahnhof trifft man auf unzählige Elektronikhändler. Weil bei der Vielzahl von Läden der Preisvergleich relativ einfach ist und wegen des harten Konkurrenzkampfes Preisverhandlungen mit den Mitarbeitern leicht von der Hand gehen, besuchen viele Einheimische und Touristen diesen Stadtteil. Dort kaufen sie DVD-Recorder, Computer, Videospiele, MP3-Player und andere Sachen. Es gibt sogar einen Laden, der nur Roboter bzw. Roboterzubehör verkauft. Zum Teil sind die Läden so günstig, dass einige Leute behaupten, die Flugkosten würden sich schon nach dem Kauf einer Stereoanlage bezahlt machen. Aber Vorsicht, dass ist haushoch übertrieben. Ansonsten gibt es etliche Spielhallen, in denen man sämtliche Klassiker und die aktuellsten Videogames spielen kann. Auch hier kommen viele Besucher vorbei, um alleine oder mit Freunden zu zocken. Jedenfalls ist Akihabara die Elektronikstadt überhaupt. Hier bekommt man alles, was das Herz eines Technikfreaks begehrt. Bis vor einigen Jahren war der Stadtteil für Nicht-Technik-Freaks vollkommen langweilig. Mittlerweile hat Akihabara aber eine Wandlung durchgemacht. Neben Elektronik wurde nämlich auch traditionelle japanische Kultur ins Programm genommen: Manga. Seit einigen Jahren eröffnet ein Manga- und Anime-Laden nach dem anderen in Akihabara. Sie bieten neben Manga und Anime-DVDs auch verschiedene Merchandise-Produkte für sämtliche Zielgruppen an. Die Kunden können dort ebenfalls diverse Cosplay-Kostüme kaufen, um dann als Manga-Figuren verkleidet bei einer Veranstaltung, zum Beispiel dem Comic Market in Odaiba, oder auf der Straße aufzutreten. Dazu gibt es jeden Sonntag zwischen 12:00 und 17:00 Uhr reichlich Gelegenheit. Dann wird nämlich die Hauptstraße für Fahrzeuge gesperrt und für Fußgänger freigegeben. Ruck zuck erobern die Menschen die Straße und veranstalten Live-Konzerte oder Performances in interessanten Outfits. Das Zuschauen ist natürlich kostenlos. Eine weitere Sehenswürdigkeit in Akihabara ist das Manga-Café “Nagomi style.café”. Dieses Café an der Kreuzung vor dem U-Bahnhof Suehirocho wurde am 11.11.2005 um 11:00 Uhr eröffnet. Es gehört nicht zum gewöhnlichen Typ des Manga-Cafés. Hier wächst Bambus vor dem Eingang, und am Boden liegen Kieselsteine - wie vor einem traditionellen Ryokan-Hotel oder vor Onsen-Heilbädern Außerdem tragen die Mitarbeiter des Cafés Kimonos und die Abteilung sind ruhig und klassisch-japanisch eingerichtet, zum Beispiel mit Tatami-Matten auf dem Fußboden. Natürlich werden hier auch Manga angeboten, genauer gesagt über 20.000 - alle sauber mit einem Schutzumschlag versehen. Geht man in das Café, bezahlt man - ähnlich wie die Benutzung des PCs in Internetcafés - für die Zeit, die man in dem Café sitzt und die Bücher ließt. Der Preis liegt zwischen 200 und 380 Yen für die ersten 30 Minuten das sind ca. 1,40 € - 2,66 € und jede weitere Viertelstunde kostet 100 bis 150 Yen, ca. 0,70 € bis 1,05 €. Der Laden ist 365 Tage im Jahr rund um die Uhr geöffnet. Toll sind solche Cafés für Menschen, die sich 12 bis 24 Stunden vor dem Erstverkaufstag von Videospielen und Spielkonsolen sogar in die Kälte anstellen, um schnellstmöglich ihr ersehntes Produkt in den Händen zu halten. Die Leute sprechen sich ab, wer in der Warteschlange die Stellung hält und können dann abwechselnd im warmen Manga-Café nebenan bis zur Ladenöffnung “warten”. Auch die Umgebung des Bahnhofes wird immer weiter ausgebaut. Längst sind moderne Wohnungen, schicke Cafés und Restaurants errichtet worden. So ist der Stadtteil nun nicht mehr nur für Männer oder Computer-Freaks, sondern auch für Frauen bewohnbar. Der Roman “Densha Otoko” (Bahn-Mann, 2004) und seine Verfilmung verhalfen Akihabara zu einer großen Popularität. Diese zwölfteilige Fernsehserie hatte eine Einschaltquote von mehr als 21,04 %. Densha Otoko ist die wahre Liebesgeschichte eines typischen Akihabara-Nerds und einer wunderschönes Frau. Deren Liebe kommt schließlich per Internet-Forum zum Happyend. Seit diesem TV-Erfolg erscheinen viele Zeitschriften über Akihabara, wie zum Beispiel “Akiba Walker”, ein 100-seitiger Reiseführer für Akihabara Einsteiger. Übrigens gibt es auf der Straße auch einen interessanten Verkaufsautomaten. Dass Automaten Getränke oder Zigaretten anbieten, ist keine Besonderheit mehr, aber dieser spuckt Dosen mit Oden und Yakitori aus. Beim Händler “Laox” gibt es zu jeder Dose sogar eine kleine Manga-Figur. Eine Dose kostet 250 Yen, ca. 1,75 € und auch wenn man das vielleicht nicht glauben mag, der Eintopf schmeckt richtig lecker. “Ich will trotzdem nicht dahin.”, beschwerten sich ein paar Mädchen, nachdem sie den Prospekt über Akihabara, den ihnen ein Junge gegeben hatte, durchgelesen hatten. “Dort gibt es nur Läden mit Technik… keine Klamotten oder so…” “Dann fahr doch allein irgendwo hin!” Kapitel 18: Harajuku - Tokyos Trendviertel ------------------------------------------ Harajuku ist eine der lebhaftesten Ecken Tokyos. Dabei ist es genau genommen nicht einmal ein richtiger Stadtteil - das heißt eigentlich “Jingu-mae” und gehört zu dem beliebten Bezirk Shibuya. Trotzdem wird das Trendviertel von jedem Harajuku genannt, so heißt nämlich der Bahnhof der viel befahrenen Yamanote-Linie, von dem aus es nur wenige Schritte bis in ins absolute Shoppingparadies sind. Am Bahnhof angekommen, hat man zwei Möglichkeiten, sich zu entscheiden: Falls man auf der Suche nach den neuesten Trends und den abgefahrensten Punk/Rock/Visual-Klamotten ist, führt kein Weg an der Takeshita-dori vorbei. Wer mehr auf Markenkleidung und Designerware steht, sollte lieber schnurstracks die Omotesando ansteuern. Diese beiden Straßen liegen zwar nah beieinander, sind aber so gegensätzlich wie Tag und Nacht. “Ihr wollt also die ganze Zeit nur stoppen gehen?” Ren legte den Prospekt nieder. Er wollte nicht noch mehr von Shopping-Meilen und Markenklamotten hören. Er hatte sich für sich bereits für Akihabara entschieden. Takuma nahm sich den Prospekt und las für sich weiter, währen die anderen weiter diskutierten. Shikao amüsierte das ganze sehr. In der Takeshita-dori findet man alles, was das Trendherz begehrt: Bunte Accessoires, verrückte Schuhe und skurrile Secondhand-Teile wechseln sich ab mit Hip-Hop-Klamotten, Punkstyle und “ganz normaler” Mode. Das Beste an den Läden ist: Die meisten Sachen sind nicht einmal besonders teuer und daher genau das richtige für den Geldbeutel modebewusster und mutiger Teenager. Und auch die fürs Shopping nötige Stärkung findet man an einem der vielen Crêpes-Ständen, die einen an jeder Ecke mit en außergewöhnlichsten Kreationen locken und für die Harajuku berühmt ist: Eine Kugel Eis, Schlagsahne, Sauce und Früchte gehören hier zur Standardausstattung. “Einfache” Beläge wie Nutella oder Zimt wird man in Harajuku vergebens suchen. Takuma sah auf. Noch immer waren Ikami und Ren in ein heftiges Wortgefecht verwickelt, an dem mittlerweile fast alle beteiligt waren. Die Mädchen wollten nach Shibuya-Harajuku und die Jungs in die Elektronikstadt Akihabara. Suara, Shikao und ein paar andere hielten sich da gekonnt raus. Es hatte sowieso keinen Zweck sich da jetzt einzumischen. Suara überflog noch einmal den Prospekt von Akihabara und Takuma ließ ebenfalls weiter. Die Stärkung kann man auch gut gebrauchen, denn die Takeshita-dori ist nichts für schwache Nerven. Da die Straße sehr eng ist und die Geschäfte dich an dicht gereiht sind, kann es schon mal sehr voll werden. Gerade am Wochenende ist es kaum möglich, sich schneller als in Zeitlupe fortzubewegen - aber bei all den tollen Geschäften, muss man das auch überhaupt nicht. Die Takeshita-dori ist natürlich nicht die einzige Einkaufsstraße mit verrückter Mode in Harajuku. In “Urahara”, den hinteren Straßen von Harajuku, finden sich unzählige kleine, interessante Läden mit exklusiven Designs und Accessoires, die zum Stöbern einladen, hier wird as allerdings schon etwas teurer. Die meisten dieser Geschäfte gehören zu japanischen Independent-Designermarken wie “A Bathing Ape”, aber es gibt dort zum Beispiel auch einen Birkenstock-Shop. Für die, die es lieber etwas exklusiver, aber genauso angesagt und verrückt lieben, gibt es auch noch das Kaufhaus Laforet. Auf unzähligen Stockwerken gibt es auch hier wieder japanische Mode und Accessoires in allen Variationen von “einigermaßen normal” bis hin zu “völlig abgedreht”. Auch Visual-Kei-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten: In den unteren Stockwerken reiht sich ein (Gothic) Lolita-Shop an den nächsten Touristen mag es wohl sehr komisch erscheinen, plötzlich von einem düster gekleideten und geschminkten Mann mit einem höflich-schüchternen “Irasshaimasen” zu deutsch Treten sie näher, begrüßt zu werden, aber in Harajuku ist so was ganz normal. Takuma sah Shikao an. “Weißt meinst du? Wo sollen wir hinfahren?” Shikao sah ihn verwirrt an. “Wir? Du willst auf diesen Kindertripp mitfahren? Nein danke, ich habe keine Lust den Aufpasser zu spielen.” “Du hast doch bloß Schiss, dass deine Mutter dich nicht mitlassen würde.”, entgegnete Suara spitzfindig. “Ach was, jetzt hat das Kitty hier auch schon was zu melden.” “Nenn mich nicht Kitty, Klappspaten.” “Aber du darfst mich “Klappspaten” nennen? So nicht, Kitty-chan.” “Jetzt streitet euch nicht, wer hier wen wie nennen darf.” “Du bist ruhig… Taku-chi.” Takuma sah ihn völlig verwirrt an. “Taku… was???” “Du hast Angst, gib es doch zu!” “Vor was sollte ich denn bitte Angst haben. Ich hab einfach keinen Bock nach Tokyo zu fahren, noch dazu mit der Klasse, dazu gibt es die Abschlussfahrt.” “Hm. Tokyo ist auch nicht so mein Ding… zu viel Stress.”, fügte Suara hinzu. Sie wollte auch nicht dorthin, deswegen beteiligte sie sich auch nicht an der Diskussion die immer lebhafter wurde. “Tokyo… Großstadtfieber… ist doch öde… da gebe ich euch recht.” Takuma lehnte sich hinten und sah zu den Sternen. Suara sah ihn an. Das Licht des Mondes spiegelte sich in seinen Augen wieder. Sie schienen regelrecht zu strahlen. Der leichte Wind brachte seine wilden kurzen, schwarzen Haare zum herum wirbeln und ließen ihn sehr attraktiv wirken. Im Gegensatz zu Shikao wirkte er eher wie der Fels in der Brandung. Still und unnahbar. Doch stille Wasser sind ja bekanntlich tief. Suara empfand, das die beiden ein komisches Gespann abgaben, wie Tag und Nacht, wie Wasser und Feuer. Der eine ruhig wie die See und dennoch nicht zu unterschätzen und der andere hitzig und mit einem heißen Gemüt wie das Feuer. Ihm sah man an, dass er gefährlich war, er drückte es durch seine Haltung und sein Reden aus. » Gegensätze ziehen sich an, sagt man ja… « Suara lächelte. Kapitel 19: Glitzer - Glanz - Glamour ------------------------------------- Suara nahm sich den Prospekt der vor Takuma lag und blätterte darin, bis sie eine Stelle gefunden hatte, die ganz interessant klang. Eigentlich hat Tokyo schon ein Edelshopping-Paradies: Die Ginza im Osten Tokyos ist die älteste Adresse für Designerkleidung, teuren Schmuck und schicke Restaurants. Aber die Omotesando in Harajuku gilt nicht zu Unrecht mittlerweile als Tokyos Champs-Élysées - auf der für Tokyoter Verhältnisse ungewöhnliche breite Straßen reiht sich ein Designergeschäft an das nächste. Von Dior über Chanel bis hin zu Louis Vuitton ist hier jeder vertreten, der in der Luxuswelt Rang und Namen hat, und die riesigen Geschäfte sind immer gut mit Kundschaft gefüllt. Auch wenn man sich nur wenige Produkte in diesen Geschäften leisten kann, sollte man sich die Omotesando unbedingt einmal anschauen, denn die Gebäude der Edelmarken-Shops wurden häufig von Stararchitekten entworfen und sind ein beeindruckender Anblick. An Sonntagen wird es so richtig voll in Harajuku. Nicht das die Straßen dort jemals leer wären… Dann treffen sich nämlich jede Menge Cosplayer, Visual-Kei-Fans und Gothic Lolitas bei der Jingu Bashi, der großen Fußgängerbrücke am Bahnhofsplatz. In den letzten Jahren wurden die Cosplayer immer mehr zur Touristenattraktion, daher sind in dem Getümmel auch ziemlich viele Fotografen unterwegs, für die die Harajuku-Kids aber immer gerne posieren. Es könnte schließlich auch ein Fotograf einer Modezeitschrift dabei sein. Im angrenzenden Yoyogi-Park geht es Sonntags nicht weniger turbulent zu: Gleich am Eingang des Parks versammelt sich die Tokyoter Rockabilly-Szene, um in den passenden Outfits gehörig zu Klassikern des Rock´n´Roll abzurocken. Da bekommt man schon vom Zuschauen gute Laune. Nur ein paar Schritte weiter, und man steht mitten in einem großen Flohmarkt, der jede Woche stattfindet und auf dem man immer das ein oder andere trendige Schnäppchen machen kann. Auch Nachwuchskünstler finden Sonntags im Yoyogi-Park eine Bühne. Auf einem Weg durch den Park, der an dem Fernsehsender NHK vorbeiführt, geben dicht an dicht gedrängt junge Bands, Tanzgruppen oder Comedians ihr Talent zum Besten, und wer weiß, vielleicht entsteht ja so auch die eine andere Karriere. “Ach du hast doch keine Ahnung von Stil, Ren-kun. Shibuya ist einfach toll und Harajuku ist gerade Sonntags total spannend.” Kani schien sich jetzt auch aktiv an der Diskussion zu beteiligen, denn auch sie wollte unbedingt einmal nach Tokyo, aber Akihabara war wirklich voller Elektronikläden. Shikao nahm Suara den Prospekt aus den Händen und überflog ihn ein wenig. Takuma sah ihn aus den Augenwinkeln heraus zu. “Willst du jetzt doch mit?” Er sah seinen Freund unverständlich an. “Nein. Aber Akihabara ist wirklich nichts für Mädchen, da ist Harajuku doch schon eher was, wenn die unbedingt gemeinsam irgendwo hin wollen.“ Suara sah ihn. Sie verstand diesen Kerl einfach nicht. Sie dachte er hasste alle Mädchen, warum stimmte er ihnen jetzt zu? “Ich würde ja vorschlagen, das sie gemeinsam nach Tokyo fahren und sich dort trennen. Die Jungs gehen nach Akihabara und die Weiber nach Shibuya. Wo ist da das Problem?” Die Gruppe sah zu Shikao. Ikami warf ein, dass es ganz schön teuer war, wenn sie erst in Tokyo zu den entsprechenden Stationen fuhren, als wenn sie von hier aus dort hinfahren würden. “Du hast vielleicht soviel Geld, aber wir nicht, Shikao-kun.” “Na und. Aber ihr müsste euch auf einen Kompromiss einlassen. Oder ihr fahrt ganz woanders hin, dann würde ich vielleicht sogar mitkommen. Denn Tokyo ist nicht wirklich interessant.” Er fing an in seiner Tasche rumzukramen und holte Stifte und Papier heraus. “Warum hast du so was in deiner Tasche?” “Ist doch egal… Jeder schreibt hier ein oder zwei Reiseziele auf, wo auch immer er gern mal hin möchte und dann diskutiert ihr das einfach aus. So habt ihr zumindest von jedem eine Meinung eingeholt.” Suara und auch die anderen fanden diese Idee sehr gut, also schrieb jeder etwas auf den kleinen Zettel. Shikao sortierte sie anschließend. “Also wir haben: Harajuku, Akihabara, Sapporo, Kyoto… Na wer’s braucht. Tokushima auf Shikoku, und Shizuoka. Und jetzt entschiedet oder was auch immer…” » Sapporo? Und Kyoto? Das kam doch von Kitty. Na kein Wunder das sie mal nach Kyoto will, sie kommt ja auch nicht von hier. Aber ich glaub kaum, dass die Entscheidung auf diese Stadt fallen wird. Sorry, Kitty. « “Also jeder stimmt jetzt für den Ort aus, zu dem er gerne möchte. Dann zählen wir die Stimmen.” … Der Entschluss stand fest. Die Gruppe würde nach Sapporo fahren und dort ein bis zwei, vielleicht auch mehr Tage zelten gehen und sich am Tag die Stadt ansehen. Suara freute sich schon darauf. Jetzt sahen alle gespannt zu den beiden Jungs, Takuma und Shikao. Alle wollten wissen, ob sie dorthin auch mitkommen würden. “Also ich bin dabei. Wie steht’s mit dir Shikao?” Er sah sich in der Runde um und sah zu Suara, die nach oben schaute und die Sterne ansah. Sie spiegelten sich in ihren Augen. Manchmal wünschte sie sich dorthin fliegen zu können und selbst ein Stern zu sein um den Menschen den Weg zu weisen. Shikao seufzte. “Ich komme auch mit. Einer muss ja auf diesen Chaoten-Trupp aufpassen.” “Ach ja? Man muss ja wohl eher auf dich aufpassen!” Suara stand wütend auf. Sie wollte Shikaos Gesicht nicht mehr sehen, sie hatte endgültig genug von seinem hochnäsigen Gehabe. “Kitty ist aber heute schnell eingeschnappt.” “Vielleicht weil du sie nicht respektierst?” Shikao sah Ikami gelangweilt an. “Ich respektiere kein Mädchen, warum also sollte ich bei der eine Ausnahme machen?” “Weil sie neu ist und ein sehr liebes Mädchen.” “Na und… Was soll ich mit einem lieben Mädchen, da kann ich ja auch gleich schwul werden.” “Bei dir könnte man denken, dass du bereits schwul bist.” Auf diese Bemerkung von Ren hin fingen ein paar Mädchen an zu kichern. Shikao wollte sich diese Schikane nicht länger antun und außerdem musste er mal aufs Klo, also verließ auch er den Schauplatz. Kapitel 20: Die Würfel sind gefallen ------------------------------------ Suara ging ein Stückchen am Fluss entlang, al ihr das Mädchen aus ihrem Sportkurs entgegen kam. Sie grinste. “Na schau mal einer an, wen wir da haben. Unsere kleine schnelle Sportskanone. Was machst du hier so allein?” “Das geht dich ja wohl überhaupt nicht an.” “Wie wär’s wenn wir unseren kleinen Streit hier ausfechten. Letztens im Kurs hattest du einfach nur Glück.” “Wieso sollte ich? Ich sehe da keinen Vorteil für mich.” “Dann werde ich dich in Ruhe lassen und außerdem aus dem Sportkurs austreten. Verlierst du allerdings, musst du austreten und du darfst Shikao-kun nie wieder zu nahe kommen.” “Shikao?” Suara das sie verwirrt an. Warum sollte sie nicht mehr mit Shikao reden? Sie hatten doch gar kein Interesse an ihm. » Ist Gisang etwa in ihn verliebt und jetzt eifersüchtig auf mich? Von mir aus kann sie diesen Perversling gerne für sich allein haben. « “Was für ein Wettkampf soll das denn sein?” Gisang drehte sich zu ihren Leuten um und grinste gehässig. “Morgen um diese Zeit veranstalten wir einen Triathlon. Aber nicht im üblichen Sinne. Wir rennen, dann schwimmen wir und dann … fahren wir solange Achterbahn, bis sich einer von uns übergeben muss. “Wie kindisch… Aber meinetwegen. Ich habe nichts zu Verlieren.” Gisang drehte sich zu den anderen um und ging. Suara sah ihr noch eine Weile nach und entschloss sich dann auch wieder zu den anderen zu gehen, denn immerhin wollten sie noch in das Gruselkabinett gehen und dann erst nach Hause gehen. Auch Shikao hatte Gisang gesehen. » Was macht die denn hier? Und was wollte sie von Suara? « Als Suara wieder bei den anderen war, wollten sie gerade wieder zu dem Jahrmarktplatz gehen und sich auf dem Weg zu ihrer heute letzten Station machen. “Wo warst du solange Su-san?” “Ich bin ein bisschen am Fluss entlang gelaufen. Ist der perverse Lüstling endlich weg?” “Nein. Er steht hinter dir. Kitty-chan.” “Na, auch egal. Lasst uns gehen. Takuma, Shikao? Wollt ihr mitkommen?” Takuma stimmte sofort zu und Shikao legte einen Arm um Suaras Schulter. “Ja. Aber ich gehe mit Suara rein.” Suara hatte eine ganz üble Vorahnung, wollte den anderen aber nicht den Spaß verderben. Und vielleicht konnte sie so auch aus Shikao herausbekommen, was er eigentlich vorhatte. Als die Gruppe am Gruselkabinett ankam, bekamen ein paar der Mädchen bereits ernsthafte Gedanken, ob das eine gute Idee war. Die Kulissenteile, die am Haus angebracht waren, leuchteten giftgrün und bewegten sich schaurig. Aus dem Inneren konnte man Geistergeheul und Angstschreie hören. Suara zuckte leicht zusammen. Shikao, der neben ihr stand, konnte sehen das sie sich fürchtete. » Das wird ja richtig witzig. Die Kleine mach ich fertig. « Man sollte immer in zweier oder dreier Gruppen hinein gehen. Zum Schluss blieben nur noch Suara und Shikao übrig. er nahm ihr Handgelenk und grinste sie fies an. “Los, gehen wir.” Daraufhin zog er sie hinter sich nach drinnen und beide verschwanden in der Dunkelheit. als sich die Tür hinter ihnen schloss, drehte sich Suara erschrocken um. Dann ging sie mit straffen Schritt voran, sie wollte so schnell wie möglich hier raus, außerdem wollte sie sich nichts anmerken lassen, ihre Angst und Furcht, ihre zitternden Hände und Knie, sie wollte vor Shikao keine Schwäche zeigen. Als jedoch eine gruselige hexenartige Puppe aus der Wand sprang und ein paar schleimige Hände ihre Knöchel packten schrie Suara auf und wollte davonlaufen, als Shikao sie festhielt. “Jetzt krieg dich mal wieder ein. Das ist nur Pappmaché.” Sie klammerte sich an sein T-Shirt und versteckte ihr Gesicht ebenfalls an Shikaos Oberkörper. “Was soll das denn nun wieder? Klammer dich nicht an mich!” Shikao scho sie beiseite und ging an ihr vorbei. Suara hielt ihn zurück und klammerte sich dann an seinen Arm. “Geh nicht. In Gruselkabinetten habe ich immer voll Schiss.” “Mir doch egal und jetzt lass mich los!” In diesem Moment wurde Suara erstmals klar, an wem sie sich festhielt. Sie riss erschrocken die Arme hoch und ging mit straffen Schritt voraus. Als jedoch wieder etwas aus der Wand sprang und etwas Schleimiges nach ihren Beinen griff, schreite sie auf und lief davon. Shikao sah ihr nach. “Na ganz toll. Jetzt rennt die auch noch weg. Ich glaub’ ich muss sie suchen.” Kapitel 21: Erinnerungen ------------------------ Suara setzte sich in eine stille ruhige Ecke, sie hatte furchtbare Angst. Doch diese Stille ließ sie leiden. Sie erinnerte sie an ihre Kindheit. “Kommt ihr nicht zu Nahe, sonst kratzt euch das Monster die Augen aus.” Die Kinder in Suaras Klasse schubsten Suara rum. Sie fiel unsanft an einen Stuhl. Sie hatte ihre Gefühle nicht im Griff und ihre Katzenohren waren immer für alle zu sehen. Jeder hatte Angst vor ihr und beschimpfte sie mit den schlimmsten Ausdrücken, die sie jemals gehört hatte. Bereits mit ihren 8 Jahren hatte Suara mehr Leid erfahren, als manch Erwachsener. Sie schikanierten sie und die Lehrer taten nichts gegen dieses Mobbing. Sie sahen nur zu oder behaupteten, dass nichts gewesen wäre. Suara hasste sie dafür, sie hasste die Kinder die sie nicht akzeptierten. Sie wollte aus diesem Leben mehr als einmal fliehen und alles hinter sich lassen, aber dann erinnerte sie sich, dass sie nur so war, weil man sie retten wollte, doch an ihre Qualen hatte die Ärzte nicht gedacht. Dafür hasste sie sie. Eines Tages, als sie auf dem Heimweg war, kamen ihr die Kinder aus der Parallelklasse hinter her. Sie kicherten und tuschelten, doch Suara konnte alles verstehen. Sie lästerten und fuhren über sie her. Sie hatte Angst, dass sie etwas mit ihr anstellen würden, also lief sie ein wenig schneller, doch die Kinder holten auf. Einer der Jungs hatte dicke Handschuhe an, er griff sie an der Schulter und warf sie den kleinen Hügel hinunter, der zum Fluss führte. Da es die letzten Tage stark geregnet hatte, waren dort überall tiefe Schlammpfützen. Suara fiel in eine diese und wollte sich gerade aufpäppeln, als man sie mit einem Seil fesselte und in einen kleinen Wagen packte. Als sie Suara wieder aus dem Wagen hoben, waren sie in einem alten verlassenen Lagerhaus angekommen. Man kettete sie auf einen langen Tisch und zog ihr die Schuhe aus. Auf ihren Bauch schrieben. “Ich bin ein Monster.” Danach gingen sie, ohne ihr die Schuhe dazulassen oder sie loszubinden. “Lasst mich frei! Ich will nicht hier bleiben!” “Wieso? Ist doch toll für ein Katzenmonster. So ganz allein.” “Monster haben kein Recht auf ein schönes zu Hause.” Sie lachten während sie beobachteten wie Suara weinte. Eines der Mädchen bekam Mitleid und band sie los. “Aber deine Schuhe bekommst du nicht wieder.” Suara saß auf dem Boden und sah sie an, wie sie mit Verachtung und Hass auf sie nieder sahen. Warum taten sie ihr das nur an. Sie gingen. Suara saß noch immer da. Sie sah sich um, überall lagen Glassplitter rum. Sie konnte nicht weg, nicht ohne Schuhe. Sie stand auf und ging ihnen nach. Obwohl sie langsam und vorsichtig lief, schnitt sie sich. “Gebt mir meine Schuhe wieder. Gebt sie wieder, meine Füße tun weh.” “Katzen brauchen keine Schuhe!” Als Suara zu Hause ankam, waren ihre Füße wund geschoren und blutig von den Splittern. Sie weinte, sie hasste alles und jeden. Doch niemand konnte es sehen. “Hier bist du ja. Ich hab dich schon überall gesucht.” Suara öffnete die Augen und sah Shikao an. Er kniete vor ihr und sah sie ernst an. “Du solltest nicht plötzlich davon laufen, sonst verläufst du dich noch.” Er strich ihr über den Kopf. “Manchmal meine ich nicht was ich sage. Man du zitterst ja wie Wackelpeter. Ganz ruhig. Ich bin ja bei dir.” Suara sah zu Boden und weinte leise. Sie wollte nicht das Shikao das sah. Sie wollte ihm, ganz besonders ihm keine Schwächen mehr offenbaren. “Alle finden mich zum Fürchten, nur weil ich anders bin…” Shikao sah sie an. “Was meinst du damit, dein Geheimnis kenne nur ich, und ich fürchte mich nicht vor dir.” “Ich meine damals. Man hat mich gepeinigt und mich nicht nur seelisch verletzt… Aber das ist ja zum Glück vorbei…” Sie schwieg, die Tränen liefen ihr immer stärker das Gesicht hinunter. “Ist das der Grund, warum nicht willst, das jemand erfährt wer du wirklich bist?” Suara nickte. Shikao hob ihren Kopf an und sah sie lächelnd an, doch kurz darauf war er wieder voll ernst. “Hey! Warum weinst du denn jetzt plötzlich?” “Ich wein doch gar nicht. Überhaupt nicht.” “Red keinen Quatsch! Ich seh doch dass du weinst!” Suara wischte sich die Tränen aus den Augen und stand auf um den Schauplatz zu verlassen. “Ich will hier raus. Es erinnert mich an meine Kindheit.” “Dann lass uns aber gemeinsam gehen. Sonst muss ich dich wieder suchen.” “Keiner hat dich gebeten mir nach zu laufen.” “Hast du etwa geglaubt ich lass dich allein?” Suara sah ihn an. Sie konnte nicht glauben, was er da sagte. “Du… wolltest mich nicht allein… lassen?” Shikao stand auf und lief an ihr vorbei. Sie konnte sehen wie sich seine Wangen leicht rot färbten. Sie folgte ihm schweigend. Die restliche Zeit schwiegen beide, es war still, bis auf Suara Angstschreie, die sie nicht zu unterdrücken vermochte. Shikao hielt bis kurz vor dem Ausgang ihre Hand und Suara war dankbar dafür, doch würde es niemals zugeben. Kapitel 22: Alice im Haus des Schreckens ---------------------------------------- Als die beiden draußen waren, trennten sie sich und verabschiedeten sich voneinander. Ikami und Suara gingen zusammen nach Hause, für heute war es genug. Auf dem Weg dahin sprachen die beiden miteinander. “Was hast du solange mit Shikao-kun darin gemacht?” “Nichts. Wir haben uns nur verlaufen.” “Verlaufen? So, so. So nennt man das heute, verlaufen.” “Jetzt denk dir nicht solche Ulkgeschichten aus. Ich hasse diesen Mistkerl!” “Na, wenn du das sagst. Wir wollen uns morgen bei dem Konzert treffen. Das fängt um 9 an. Du kommst doch mit?” Suara lächelte. “Natürlich.” Als die beiden Mädchen bei Suara ankamen, fiel Suara auf, das Shikaos DVD noch in ihrem Player war. Sie wusste das er gleich hier um die Ecke wohnte. Aber sie wusste nicht, ob sie ihm die heute noch bringen sollte, auf der anderen Seite wollte sie nicht zu lange etwas von ihm in ihrem Haus haben. “Ikami? Ich bring die DVD noch schnell zu Shikao. Hab keine Lust das Ding von dem so lange hier zu lassen und abholen soll er es ja nicht.” “Viel Spaß. Aber bleib anständig.” Ikami grinste und zwinkerte Suara zu. “Egal was du denkst… Vergiss es.” Suara hatte keine Lust auf irgendeine Diskussion. Sie wusste, was Ikami dachte. Aber sie wusste auch, das sich Ikami irrte. Das Einzigste was sie für diesen Mistkerl empfand, war Hass und die purste Abneigung. “Ich komme mit dir. Ich kann dich so spät nicht allein gehen lassen.” “Kommt nicht in Frage. Du bleibst hier. Ich schaffe das schon allein.” “Es ist schon sehr dunkel. Und in dieser Gegend gibt es viele Raufbolde. Es ist viel zu gefährlich. Außerdem, wer weiß, was Shikao mit dir macht.” Suara seufzte. “Du lässt dich nicht umstimmen?” “Nein.” “Na dann komm halt mit.” Also machten sich die beiden Mädchen zusammen mit der DVD auf zu Shikao. “Meinst du das deine Mutter damit einverstanden ist, dass ich bei dir bleibe, über die Nacht?” Shikao und Takuma standen vor dem Tor und Shikao sah sich sein Haus an. Der weiße Marmor strahlte förmlich im Licht des Vollmondes. “Wir werden es ihr erklären. Wenn ich ihr sage, dass wir noch etwas für die Schule vorbereiten müssen, wird sie nicht ablehnen.” “Na wenn du das sagst.” Also gingen die beiden hinein. Und wie von Shikao vorhergesagt, stimmte seine Mutter zu. “Aber seid leise. Deine Großmutter schläft bereits und möchte nicht gestört werden.” “Ja, Mutter.” In diesem Moment klingelte es an der Tür und eine der Dienstmädchen öffnete die Tür des Hauses. “Du bist doch…” “Asahina Suara, und das ist Mizuno Ikami. Wir wollen zu Shikao. Ist er da?” “Natürlich. Bitte folgt mir.” Das Mädchen brachte die beiden zu einem großen Nebenhaus, in eine große Halle. “Das ist Shikao-samas persönliches Gebäude. Fühlt euch geehrt, bisher durfte es keiner betreten. Hier könnt ihr eure Jacken ablegen und euch Hausschuhe anziehen. Ich bringe euch dann gleich zu Shikao-sama.” “Nicht nötig. Wir wollen nicht lange bleiben.” “Nur keine Zurückhaltung. Shikao-sama erwartet euch bereits.” Die beiden Mädchen sahen sich verwirrt an. //Hat er die DVD also absichtlich bei mir vergessen?// Als sie einen langen Gang entlang liefen, wurde Suara plötzlich heiß, ihre Augen brannten des Lichtes wegen. Ihr Finger schmerzten. Suara konnte die Katze in ihrem Inneren schreien hören. //Ist es denn schon soweit? Die Sommersonnenwende ist doch erst in zwei Tagen. Ausgerechnet hier und jetzt.// “Suara? Was ist los? Du bist auf einmal so blass.” “Es ist nichts. Mach dir keine Sorgen.” Ikami lief zu dem Dienstmädchen vor und fragte sie ein wenig aus. “Woher wusste Shikao dass wir kommen?” “Klassifizierte Information.” “Warum hat er uns erwartet?” “Klassifizierte Information.” “Sagen sie immer nur das?” “Das ist nicht weiter von belangen.” In diesem Moment wurde Suara von hinten gepackt und in einen dunklen Raum gezerrt, als sich Ikami umdrehte, war sie bereits verschwunden. Ikami sah sich auf dem ganzen Gang um, doch Suara war nicht zu sehen. “Was soll das? Suara? Wissen sie wo…??!!” Als sich Ikami wieder zu dem Dienstmädchen umdrehte, war auch sie weg. Auf einmal gingen im ganzen Gebäude die Lichter aus und auch Ikami wurde in einen Raum gezerrt. Suara lag bewegungsunfähig auf dem Boden. Sie hatte das Gefühl gefesselt zu sein, denn sie konnte rauen Stoff an ihren Handgelenken spüren. Plötzlich fing der Boden unter ihr an zu beben, wie bei einem Erdbeben. Sie konnte sehen, wie sich die Wände um sie herum verschoben. “Er hat das alles geplant. Wir sitzen in der Falle. Verdammt, dieser Mistkerl!” Suara wurde unerträglich heiß. Ihr ganzer Körper schmerzte. “Ich hab mein Limit erreicht. Ich kann sie nicht länger unterdrücken.” Ikami setzte sich auf und sah sich um. Auch sie hatte das Beben gespürt und die Wände beobachtet. “Was geht hier nur vor?” Ikami kam nicht dazu, sich eine Antwort auf die Frage auszudenken, denn in diesem Moment wurde das ganze Haus von einem lauten Schrei erfüllt. “Miaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahrrrrrrrr!!!!” “Was war das nun wieder? Das klang nach Suara. Hoffentlich ist ihr nichts passiert.” Kapitel 23: Wille der Katze --------------------------- Ikami ging einen langen schmalen Gang entlang. Sie hielt sich an der Wand fest. Sie fürchtete, dass sich die Wände wieder verschieben könnten. “Das Ganze ähnelt einem riesigen Labyrinth. Was soll das?” “Das kann ich dir verraten.” Plötzlich stand Takuma hinter dem Mädchen. “Na dann. Ich höre.” “Wegen deiner kleinen Freundin muss Shikao nachsitzen und seine Mutter hat ihm Hausarrest erteilt. Er will sich rächen.” “Rache? Deswegen sperrt er uns hier ein?” “Korrekt.” “Was verspricht er sich davon?” “Es ist ein Spiel. Ihr müsst nur gewinnen.” “Ein Spiel. Ein krankes Spiel. Hast du sie nicht gehört? Suara hat geschrieen!” “Shikao wird sie gefunden haben und mit ihr spielen.” “Ihr seid doch verrückt! Alle beide!” Takuma kam auf sie zu und grinste. In diesem Moment öffnete sich hinter Ikami einen Falltür und sie viel hinab. Sie rutschte eine lange metallene Rutsche hinab und landete unsanft auf ein paar alten Decken. “Die Kleine sollte echt besser aufpassen wo sie hintritt.” Er steckte sich die Hände in die Hosentasche, drehte sich um und ging. “Au, au, au. Warum passiert das immer wieder mir? Wo bin ich jetzt eigentlich wieder?” Sie stand auf und sah sich in dem Raum um. Alles dort erinnerte sie an eine Waschküche, Decken. Handtücher, doch keine Waschmaschinen. “Keine Tür… wie soll ich hier rauskommen?” In diesem Moment entdeckte Ikami einen kleinen Luftschacht. “Ich glaube mir bleibt gar nichts anderes übrig. Hoffentlich führt der nach draußen, dann kann ich Suara helfen.” “Wo ist sie? Sie müsste in einem dieser Räume sein? Mensch Kitty, wir sind nicht mehr im Kindergarten.” Als Shikao in dem Raum kam, in dem sich Suara befand, erschrak er. “Was soll das? Wo ist sie? Warum liegen hier nur ihre Klamotten. Hm? Meine DVD? Sie wollte sie mir also bringen. Deswegen sind sie gekommen.” Er kniete sich vor ihre Sachen und wollte sie gerade aufheben, als er in einer Ecke etwas bemerkte, das sich bewegte. Die Augen des Wesen leuchteten von dem Mondschein, dass durch ein kleines Fenster hinter kam. “Hm? Eine Katze? … Sag mir jetzt nicht…!” Er stand erschrocken auf und sah immer noch auf das kleine schwarze Ding, dass ängstlich auf ihn zu kam. “Kitty? Bist das etwa du? Aber warum?” Er kniete sich wieder hin und streckte eine Hand zu der Katze. //Idiot!// In diesem Moment biss sie ihm in den Finger. “AAAUUU! Blödes Mistvieh!” “Nenn mich gefälligst nicht Mistvieh, Mistkerl!” “Du kannst reden? In der Form, dann bist du wirklich Kitty.” Er stand auf und sah die Katze von oben an. Er lachte. Suara sah ihn wütend an. Sie wusste dass das bereits viele amüsant fanden. Shikao setzte sich dann wieder hin und lachte noch etwas. Ihm war damit sehr wohl bewusst das er Suara ärgerte. “Oh man das ist vielleicht mal geil. Du verwandelst dich in eine Katze? Aber das ist doch nicht möglich.” “Du siehst doch das es möglich ist, sonst würde ich hier ja wohl kaum so da sitzen.” Suara ging oder eher tapste zu ihren Sachen um sich darin zu verstecken. Sie wusste das er sie fertig machen würde. Sie war nun vollkommen schutzlos. Sie hasste es wenn dies passierte, sie hasste die Sommersonnenwende, und auch jeden einzelnen Vollmond der auf die Sommersonnenwende folgte. Denn immer dann passierte das. Wenn der Sommer vorbei war, und es wieder Herbst wurde, dann konnte sie die Katze unterdrücken, denn sie hasste alles kalte und kam deswegen nur im Sommer heraus. “Was gibt es so blöd zu glotzen?” Suara war wirklich richtig davon genervt, dass Shikao sie die ganze Zeit anstarren musste. Er und sein Blick widerten sie an. “Ach, eigentlich nichts weiter. Ich dachte nur das du nicht hier bleiben kannst, zumindest nicht in der Form. Wann wirst du denn wieder normal. Takuma kann ja Ikami heim bringen, und du bleibst solange hier.” “Das glaubst du doch wohl selber nicht, dass ich alleine hier bleibe. Ich bin nicht lebensmüde!” Suara war zwar nicht davon begeistert allein mit ihm hier zu bleiben, wunderte sich aber dennoch das er so viel Verständnis zeigte, denn Ikami konnte sie sich so nicht zeigen. Lange Zeit musste Suara über sein Angebot nachdenken bis sie schlussendlich dann doch nachgab und er sie mit ihren Sachen in sein Zimmer brachte. Sein Zimmer lag nicht in diesem Extragebäude sondern im Haupthaus, ein paar Dienstmädchen sahen ihn an und warnten ihn das Tier mit rein zu bringen da seine Mutter und auch Großmutter allergisch gegen Katzenhaare waren. Shikao schien so, als würde ihn das alles gar nicht interessieren. Er hatte Takuma angerufen und gebeten das er Ikami unter allen Umständen nach Hause bringen soll. Takuma solle ihr außerdem erzählen das Suara schon nach Hause geschafft worden wäre. Nun befand sich Suara also wirklich in der Höhle des Löwen aus der es fürs Erste keinen Ausweg gab. Kapitel 24: Schäferstündchen?? ------------------------------ Er betrachtete das kleine Kätzchen immer noch das vor ihm, also vor dem Bett, auf einem kleinen Kissen saß und sich sauer putzte. Shikao musste deswegen etwas schmunzeln. “Um so länger du eine Katze bist, um so mehr Eigenheiten einer Katzen nimmst du an. Sehe ich das richtig, meine kleine putzige sich putzende Kitty?!”, fragte er dann mit einem gewissen Hauch Sarkasmus. Kitty antwortete ihm daraufhin gar nicht, sie sah ihn nicht mal an. Sie fand, dass er Zeitverschwendung war mit ihm zu reden. Sie hoffte nur das er sie gehe lies und das die Nacht bald zu ende war, und sie diese Form verlassen konnte. Sie hasste es einfach so. Das fand sie einfach nicht normal. Plötzlich ging dann die Tür von seinem Zimmer in einem gewaltigen Knall auf. Ein adrett gekleideter Mann, der auch sehr groß war, trat in sein Zimmer. Er hatte nicht mal angeklopft. Seine Haare waren leicht grau gefärbt und im Ansatz fehlten bereits welche. Suara schätzte den aggressiv wirkenden Mann auf 50 bis 60, und damit hielt sie ihn für Shikaos Vater. “Großvater. Was willst du hier? Kannst du nicht anklopfen.” Suara schaute verwirrt zu Shikao. Hatte er diesen Mann wirklich gerade Großvater genannt. Danach sah dieser Mann beim besten Willen nicht aus. Der Mann sah Shikao sehr verachtend an. Sie kannte diesen Blick verdammt gut. Sie wurde früher auch so angesehen. Doch nie von einem Familienmitglied. Suara wusste, das dieser Mann keine freundlichen Gefühle für Shikao hatte, und sie bekam plötzlich Mitleid mit ihm. Doch plötzlich fiel der Blick des alten Mannes auf sie. Sie konnte spüren wie verachtend der Blick war. Schlimmer noch als alles andere, was sie bisher gespürt hatte. Sie spürte es, ohne ihn auch nur anzusehen. Suara versteckte sich in den Sachen die Shikao ihr mit hoch genommen hatte. Der alte Mann sah dann wieder zu Shikao und begann in einer Art zu sprechen die Suara einen kalten Schauer über den Rücken jagte. “Was macht dieses Katzenvieh denn bitte in deinem Zimmer. Hast du etwas vergessen das deine verehrte Frau Mutter und auch deine Großmutter dagegen allergisch sind. Das wird dir noch leid tun, junger Mann.” “Was wenn ich das Kätzchen genau deswegen hier her gebracht habe, damit mir die beiden nicht mehr auf den Sack gehen?!” Shikao klang wirklich nicht sehr erfreut als er davon anfing seine Mutter und auch Oma lob zu preisen, was man an seiner Stimme hören konnte. Seine Mutter kannte er bereits. Sie wusste das sie recht kalt zu ihm war. War das etwas die ganze Familie? Eine ganz Weile war es nun vollkommen still. Der alte Mann durchbohrte sie und auch Shikao mit seinen Blicken. Es kam Suara so vor, als wolle er mit seinen Blicken Asche aus ihr machen. Als er dann doch endlich den Raum ohne noch ein Wort zu sagen verließ, fiel beiden Anwesenden ein Stein vom Herzen. “Wie ich diese Leute hasse. Wie sie mich hassen. Ich frage mich was ich ihnen getan habe.” Suara sah aus ihren Kleidern hervor zu ihm. “Sie hassen dich? … Warum tun sie das?” Eigentlich war diese Frage völlig überflüssig, da Shikao sich das selber immer fragte. Er sah das Mädchen in Katzenform an. “Ist nicht weiter wichtig. Ich gehe schlafen. Du kannst dort liegen bleiben oder wenn du dich einsam fühlst zu mir hoch ins Bett kommen.” Er grinste sie gehässig an. “Das hättest du wohl gern, du perverser Lüstling wirst dich wohl nie ändern. Ich bleib hier. Da weiß ich das mich keiner angrabscht.” “Was sollte ich denn eine Katze angrabschen. Ich könnte sie maximal streicheln.” “Grrr. Ich meine wenn ich mich zurück verwandele. Idiot.” Shikao grinste noch einmal, ging zum Lichtschalter um das Licht auszuschalten und legte sich dann schweigend ins Bett. Nach kurzer Zeit waren dann auch beide eingeschlafen. Als Suara am nächsten Morgen aufwacht, war sie wieder sie selbst. Schnell zog sich wieder an und sah dann auf das Bett. Shikao hatte davon nichts mitbekommen, da er schlief wie ein Stein. Suara beschloss einfach zu gehen. Aber dann fiel ihr ein, das das Anwesen sicherlich überwacht wurde. Wenn sie einfach ginge, würde man sie sicher für einen Verbrecher oder so halten. Und das wollte sich nicht. Also blieb ihr nichts anderes übrig hier zu bleiben und zu warten bis Shikao sie weg brachte. Sie setzte sich auf das Bettende und erinnerte sich daran das sie ja heute gegen Gisang antreten musste. Und das nur weil die dachte, das Suara auch auf Shikao stehen würde. Was aber nicht der Fall war. Sie sah in dem Moment auch zu Shikao und fragte sich warum dem alle hinter her rannten, warum jedes Mädchen ausgerechnet den wollte. Er war pervers und völlig abgedreht, verrückt könnte man bald schon sagen. Charme hatte er auch keinen. Okay, er sah gut aus, aber das war auch schon alles. Mehr hatte er nicht, und mit Geld allein konnte man nicht glücklich werden. Sie fand das er das beste Beispiel dafür war. Geld hatte er, aber keine intakte Familie. Suara fand das gerade so was sehr wichtig war. Sie wusste das. Denn sie hatte auch keine, sie hatte nie eine gehabt. Sie wollte es auch nicht mehr. Sie hatte sich daran gewöhnt. Aber sie wünschte sich das ihre Mutter wieder gesund werden würde, damit Suara mehr Zeit für sich hatte, und nicht für das Einkommen sorgen müsste. Sie seufzte. Shikao wachte in diesem Augenblick dadurch auch auf und sah sie verschlafen an. “Morgen.”, meinte sie dann fast schon beiläufig. “Steh auf. Ich will nach Hause und zu den anderen.” Shikao sah nicht aus, als wolle er so bald aufstehen, denn er sah aus als hätte er eine durch zechte Nacht gehabt. Als er jedoch die Bettdecke etwas angehoben hatte, nachdem Suara aufgestanden war und nur noch neben dem Bett stand, schöpfte sie Hoffnung das sie Heim konnte. Doch diese Hoffnung wurde bald zerstört. Er packte ihren Arm und zog sie zu sich, dann legte er die Bettdecke wieder über sich und auch ihn. “Wieso denn aufstehen, schau doch mal auf die Uhr. Es ist gerade mal 6 Uhr. Ein unmenschliche Zeit.”, meinte er dann noch verschlafen, während er die Arme um sie legte und an sich drückte. Suara wurde rot. Sie konnte seine Herz hören und seinen Atem spüren. Sie hatte nicht schnell genug reagieren können und befand sich nun in Gefangenschaft. Aber er hatte Recht, es war noch viel zu früh zum aufstehen. Die Sonne ging gerade erst auf. “Und deswegen presst du mich an dich, Lüsterner Sack. Lass los.” “Nein. Ich will nicht. Du fühlst dich so gut an. So warm und weich.” Suara errötete deswegen gleich noch mehr. “Bitte was… warm und weich… spinnst du. Hast du Fieber. Lass mich gefälligst los.” Auf ihre Aussagen und ihre gesunde Hautfarbe hin drückte er sie nur noch mehr an sich. “Ich lass dich nicht los. Und wenn du mich trittst. Lass mich dich einfach einen Moment halten. Bitte.” Seine Bitte klang durch seine leise Stimme fast schon unhörbar und schwach. Sie kam nicht dazu noch etwas zu sagen, sie stimmte seiner Bitte einfach schweigend zu und schloss auch die Augen. Ihr Kopf ähnelte jetzt eher einer Tomate als eines Menschen, so rot war sie. Der Wecker klingelte, es war 8 Uhr. Suara blinzelte. Sonnenstrahlen fielen keine auf ihr Gesicht, was auch sehr verwundernswert gewesen wäre. Denn Shikao hielt sie immer noch im Arm und ihr Gesicht lag an seiner Schulter. Sie konnte seinen Geruch wahrnehmen. ein teures Parfüm, wie sie annahm bei dem Geld was er hatte. Sie versuchte dann sich etwas von dem schlafenden Jungen weg zuschieben, doch dieser dachte gar nicht daran sie los zulassen. Er wachte dann aber auch langsam auf, denn in sein Gesicht fielen dann doch ein paar Strahlen der Sonne. Er sah zu Suara die etwas weiter unten lag und schmunzelte. “Na … gemütlich da unten Kitty, an meiner stählernen Brust.” Er lies sie aber dennoch grinsend los. Sie setzt sich auf und sah ihn nicht mal mehr an. Auf seine dumme Aussage hin, entgegnete sie erst gar nichts. “Können wir dann los. Meine Mutter und die anderen machen sich Sorgen.” “Welch Kombination. Ich würde mir auch Sorgen um so ein süßen Mädchen machen.” Er setzt sie ebenfalls hin und umarmte das Mädchen von hinten. Dann liebkoste er ihren Arm aufwärts zum Hals, an dem er dann eine Weile knabberte. Suara lief knatschrot an, sie konnte sich vor Schreck nicht mal mehr rühren. Sie schubste ihn dann aber, als er ihre Wange küsste augenblicklich zurück nach hinten ins Bett. “Was denkst du dir, du perverser Lüstling?!!!” “Das du meine Maid bist und verdammt gut schmeckst.” “Du spinnst doch. Fass mich nie wieder so an, hast du mich verstanden.” Sie stand dann zornig vom Bett auf und stapfte wütend Richtung Tür. Shikao folgte ihr, packte sie an beiden Handgelenken, drehte sich um und presste sie dann gegen die Tür. Er sah ihr ziemlich ernst in die Augen. “Geh nicht! Ich befehle dir, geh nicht! Bleib einfach hier bei m… .” Suara unterbrach ihm in seinen Satz, sie blickte auf den Boden. “Du tust mir weh.” Damit meinte sie, das er ihre Handgelenke zu fest drückte. Er riss seine Arme nach oben und lies sie dann auch los. Er schrie sie an. “Geh doch wohin du willst. Du, die Klasse, das scheiß Fest hier und der ganze Ausflug sind mir scheißegal.” Suara sah ihn eine Weile verwirrt an. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Was war denn nur in ihn gefahren. Sie ging, ohne noch ein Wort an ihn zu verlieren. Kapitel 25: Suara vs. Gisang ---------------------------- >>Was hab ich getan? Das hatte nichts zu bedeuten. Was sollte das denn? Bin ich übergeschnappt.« Suara hatte sein Anwesen verlassen. Sie hatte kein Wort mehr gesagt und ihn auch nicht mehr angesehen. Verständlich sagte er sich. Er hatte sie angeknabbert, an Stellen die eigentlichen undenkbar waren wenn man kein Paar war. Und er hatte sie angeschrieen, ihr einen Befehl erteilt, dass sie bei ihm bleiben solle. Was dachte er sich dabei. Er beschloss nicht weiter darüber nach zudenken, Suara würde es auch nicht tun. Er rief Takuma an und würde einfach so tun als wäre nie etwas passiert. Er ging dann zusammen mit Takuma und dem restlichen Rattenschwanz wieder zum Jahrmarkt. Er brauchte Alkohol um diesen Mist ganz zu vergessen. Suara war unterdessen zu Hause angekommen. Dort warteten auch schon Kani, mit Ren im Arm und auch Ikami auf sie. Ikami kam auf das Mädchen, das immer noch einen hochroten Kopf hatte zu gelaufen. Suara musste die ganze Zeit nachdenken was passiert war. Das knabbern und küssen, und auch den Befehl. “Man wo warst du denn. Takuma meinte du wärst schon nach Hause gegangen. Ich dachte mir schon das es eine Lüge ist. Hat man dir was angetan?” Ikami klang wirklich sehr besorgt. “Nein, nein. Mir geht es wirklich gut. Bitte mach dir keine Gedanken.” Suara lächelt und dann gingen die vier fröhlich plaudernd auch wieder auf den Jahrmarkt. Gisang saß zusammen mit Nagisa auf einer Bank. Nagisa war wirklich ein schönes Mädchen. Ihre Haare hatte sie schwarz-violett gefärbt und meistens offen, nur an der Seite zwei kleine Zöpfe. Sie liebte ihre schönen dicken und vor allem gelockten Haare. Sie warteten. Nagisa sah zu Gisang rüber und sprach diese auch nur zaghaft an. “Sag mal, wie lange willst du auf sie warten. Was ist wenn sie gar nicht kommt?” “Sie wird kommen, da bin ich mir ziemlich sicher.” Sie grinste. In diesem Augenblick kam die Gruppe um Suara auch tatsächlich auf die beiden Mädchen auf der Bank zu. Gisang musterte Suara. Sie schien verwirrt und nicht ganz bei der Sache zu sein. Das würde ihr wohl einen großen Vorteil verschaffen. Suara hatte Gisang noch gar nicht bemerkt, erst als das Mädchen, das eigentlich aus China stammte direkt vor ihr stand. “Du siehst ja gar nicht gut aus. Durchzechte Nacht. Schlecht geschlafen? Oder was falsches gegessen?” Suara sah sie an. Das Gisang diese Mitleid nur heuchelte war mehr als deutlich heraus zu hören. “Ich muss dir sogar zustimmen ich habe schlecht geschlafen. Das lag aber mehr an dem was neben mir lag.” Sie versuchte nun leicht Gisang wütend zu machen, denn sie wusste das sie sich nicht konzentrieren konnte, und wollte Gisang ebenso durcheinander machen, um ihr ihres Vorteils zu berauben. “Jemanden neben dir also…. wen denn da… deine Schwester, dein Hund oder wer?” Suara grinste leicht überlegen. “Nein, Shikao.”, meinte sie nur und ging an ihr vorbei. “Wann fangen wir denn an Gisang, ich will das hinter mir haben, Shikao wartet auf mich im Onsen.” Sie wollte Gisang auf die Palme bringen und stachelte sie deswegen und es klappte auch. “Shikao!!!!! Das glaubst du doch selber nicht. Das ist eine infame Lüge. Er würde sich niemals mit deinesgleichen abgeben.” Gisang schrie Suara ja schon fast schon unbeherrscht an. Sie ging auf das Mädchen zu, welches völlig ruhig blieb und packt sie am Kragen. Auf einmal zuckte Gisang zusammen. “Es ist wahr…. Du warst bei ihm…. Ich mach dich fertig. Heute um 12 fangen wir an verdammt. Wehe du kneifst. Wenn du verlierst, musst du Shikao vergessen.” Mit diesen Worten des Zornes verließ Gisang, gefolgt von Nagisa den Schauplatz. Suara sah sie verwundert an. Was hatte sie plötzlich doch zu der Annahme gebracht, das sie bei ihm gewesen war, und sie dementsprechend nicht gelogen hatte? Ikami trat dann neben Suara, die immer noch damit beschäftigt darüber nach zu denken, was Gisang umgestimmt hatte. “Suara, du warst bei Shikao? Ich dachte du kannst ihn nicht leiden. Ihr habt zusammen … geschlafen?”, fragte die Klassensprecherin ungläubig und auch sie zuckte dann kurz auf. “Oh. Es ist wahr.” Suara sah nun auch sie verwirrt an. “Was meinst du? Wie kommst du zu dem Schluss?” Ikami kramte daraufhin in ihrer Tasche und hielt Suara dann einen kleinen Spiegel vor das Gesicht. Nun konnte sie es auch sehen. Ein wohlgeformter und großer Knutschfleck befand sich auf ihrem Hals. Am liebsten wäre sie schreiend im Boden versunken. Dafür würde sie sich definitiv rächen, das wusste sie. Der konnte was erleben. 12 Uhr Mittags, Zeit des Wettkampfes. Die ersten beiden Matchs wurden traditionell ausgetragen, Ausdauer, verbunden mit Sprint und dann ein Wettschwimmen. Sozusagen Teile des Triathlon. Suara hatte sich nicht weiter darauf vorbereitet, denn ihr war Shikao eigentlich völlig egal. Ikami und Nagisa waren die Schiedsrichter für den jeweilig anderen Antretenden. Das heißt Nagisa für Suara und Ikami für Gisang. Die anderen würden natürlich auch aufpassen. Der Startschuss fiel. Drei lange Runden um den gesamten Jahrmarkt, das hieß, das die beiden etwas über drei Kilometer laufen mussten. Suara strengte sich nicht an. Sie überlies es nicht der Katze zu laufen, doch das bemerkte Gisang. “Nimmst du mich nicht ernst. Lauf ernsthaft. Sonst verletzt du meine und deinen Sportlerehre.” Gisang hatte Recht. Das war nicht richtig. Selbst wenn sie Shikao nicht wollte, sie wollte auch nicht auf ihrer Ehre rumtrampeln weil sie Gisang gewinnen ließ. Also lief sie nun doch mit voller Kraft, hob sich aber immer noch welche für den entscheidenden Kampf auf. Als die Runden dann nach einer weile unentschieden geendet hatten, zogen sich die Mädchen in Windeseile aus, denn den Badeanzug trugen beide bereits darunter und warfen sich ins kühle nass. Suara war darin nicht besonders gut. Eher guter durchschnitt. Gisang hatte schnell einen guten Vorsprung. Katzen hassen Wasser nun mal. Gisang kroch als erstes aus dem Wasser und trocknete sich siegreich ab. Suara kam etwas später an. “Na. Was sagst du jetzt? Der erste Sieg geht an mich, nachdem das andere ein Fotofinish wird und wir noch auf die Auswertung warten müssen.” Sie grinste während die keuchende Suara sich abtrocknete. Viele Leute hatten dem Spektakel unterdessen zugesehen und hatten sogar Wetten abgeschlossen. Was Suara wirklich ziemlich dämlich fand. Sie hatte also einen Kampf verloren, der erste war wahrscheinlich unentschieden, aber sie würde nicht verlieren. Nicht um Shikao wegen, sondern ihrer Ehre wegen. Der Klappspaten unter den perversen Lüstlingen war ihr doch vollkommen egal. Nun war die letzte und für Suaras Begriffe die bescheuertste Disziplin dran. 10 Runden Achterbahn. Wer sich übergeben musste, war dann der verlieren. Gab es keine Entscheidung, zählte dann jede weitere Runde. Also, kurz um, wen kotzt verliert. Sie stiegen ein und auch ein paar andere gesellten sich in den Wagen. Denn die ersten paar Runden waren Kokolores. Suara hatte heut zum Glück noch nichts gegessen, deswegen nahm sie an, das sie schon ein ganz paar Runden aushalten würde. Und tatsächlich. Am Ende war sie es nach 15 langen Runden, die noch gerade stehen konnte und nicht über einer Kloschüssel hing. (^^) Gisang war davon alles andere als begeistert. Nun entschied also das Foto des Rennes wer wirklich gewonnen hatte. Ren brachte es auch gerade herbei. Man sah sich dieses Bild sehr, sehr genau an. Kein Zweifel. Unentschieden. Keiner der beiden hatte gewonnen. Alle beide seufzten und schienen Shikao vergessen zu haben, denn in ihrer nächsten kleinen Streitdiskussion ging es nicht um ihn sondern um ihre Sportliche Ehre. Auf einmal stockte Gisang. Sie hatte bemerkt das Suara wirklich kein Interesse an Shikao hatte, während dieses Streites. “Du willst ihn gar nicht, ihr macht euch nur gegenseitig fertig? Er mehr dich als du ihn?” Suara nickte. “Endlich hast du mich verstanden. Ich will nichts von dem. Du kannst ihn gerne haben. Deswegen hab ich mich ja anfangs auch nicht angestrengt. Das einzige was er an mir hat ist Spaß, er belästigt mich sozusagen sexuell…” Gisang lächelte. Sie hatte ein schönes Lächeln. Es freute sie zu hören, das sie nun keine Rivalin mehr in der Liebe hatte. Sie reichte Suara die Hand. “Freunde. Keine Streit mehr wegen einem Kerl, nur noch wegen Sport, da wirst du meine ewige Rivalin bleiben, aber glaub bloß nicht, das jetzt Friede Freude Eierkuchen ist. Ich gebe mich nicht geschlagen. Freunde, oder zumindest keine Feinde mehr, aber Rivalinnen.” Suara nahm ihre Hand entgegen und stimmte zu. “Gerne. Keine Feinde, nur Rivalinnen.” Auf eine Freundschaft mit diesem Mädchen konnte Suara wirklich verzichten. Sie wirkte ihr selbst in diesem Moment noch hinterhältig: Suara ahnte nicht, das es damit schon vorbei war. Eher so etwas wie du Ruhe vor dem Sturm. Kapitel 26: Tanz, Blumen und Skinheads II ----------------------------------------- Gisang hatte sich nun also wieder verdrückt und unter das Volk gemischt. Suara nahm aber nicht an, das sie wirklich aufgeben würde. Sie nahm an, das sie wohl denken musste, das Shikao an ihr, also an Suara interessiert war, nachdem sie so ein eigentlich eindeutiges Zeichen von ihm am Hals trug. Sie kramte in ihrer Tasche und band sich dann erstmal ein Halstuch um, damit nicht noch mehr Leute von diesem dummen Missgeschick erfuhren. Suara und ihre Gruppe, wenn man das nun so nennen kann, gingen dann also wieder zurück zum Mark, nachdem Suara ihre Haare irgendwo trocknen konnte. Sie liefen aufgeregt durch die Gegend, jeder wollte woanders zu erst hin. Der eine wollte noch ein paar Runden Achterbahn fahren, was Suara und auch Ikami schon lange vergangen war, und wieder anderen wollten sich erstmal den Bauch voll schlagen. Da Suara zwar noch leicht schlecht war, aber dennoch Hunger hatte, gesellte sie sich zu Ikami und Miyako. Miyako war ein liebes und immer fröhliches Mädchen. Vielleicht besaß sie etwas zu viel Energie, aber manchmal war das auch gut so. Denn damit steckte sie immer jeden an und man konnte ihn ihrer Gegenwart wirklich alles vergessen und Spaß haben. Ihre graublauen Augen und die kurzen braunen Haare passten perfekt zu ihrer etwas wilden und ungestümen Art. In den Haare trug sie immer links und rechts eine recht große gelbe Schleife. Ihre Lieblingsfarbe schwarz vertrug sich nicht nur nicht mit der Schuluniform sondern sie trug meist auch Kleider in schwarz, was ist aber gut stand. Mit ihr konnte man einfach immer und über all Pferde stehlen. Und genau dieses Mädchen bemerkte dann auch wie eine Gruppe Jugendlicher, deren Köpfe kahl geschoren waren, Lederjacken trugen, und Hosen im Armee-Stil, und auch Springerstiefel, die gerade dabei waren die friedlichen Leute auf dem Markt an zu pöbeln. Auch Suara kannte diese Leute. Sie zuckte unweigerlich zusammen. Sie wollte den anderen nicht den Tag verderben und sie auch nicht ihretwegen ihn Gefahr bringen, denn sie wusste das die Typen es auf sie abgesehen hatte. “Hört mal Leute. Ich muss mal eben auf Toilette. Aber ihr könnt mir was mitbringen. Ich komme dann nach.”, meinte sie dann ausweichend und auch mit einem leicht fordernden Ton. Ikami sah sie lieb lächelnd an. “Geht klar. Was willst du denn haben, wir warten dann dort in unter den Kirchbäumen auf dich.” Ikami deutete auf einen kleine Sitzecke in einem Kreis aus blühenden Kirschbäumen. “Baachanyaki wäre toll. Diese Kräcker sind soooo lecker. Ich konnte es früher nie erwarten, wie Oma sie jeden Winter mit viel Liebe gebacken hatte.” Ikami nickte. Baachanyaki hatten ihren Namen von der Baachan, also Oma, die sie bäckt. Sie bestehen aus Reis, der mit dem Quellwasser eines Dorfes in der Nähe des Fugenji-Tempels in Kyotonabe wächst. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung trocknet die Baachan diese Reiskräcker im kalten Winterwind und bäckt sie danach über heißer Kohle. Suara war während Ikami Miyako erklärte was Baachanyaki waren verschwunden. Das Mädchen lief ziemlich provokant an den Skinheads vorbei um ihre Aufmerksam von ihren Freunden abzulenken und auf sich selber zu richten. Sie wollte diesen Menschen keinen Ärger machen. Die Gruppe Jugendlicher bemerkten Suara natürlich auch schnell und folgten ihr. Schnell hatten sie das Mädchen in eine dunkle enge Ecke getrieben. Da sie in der Überzahl waren, konnte Suara nichts machen. Nun bereute sie doch ihre heldenmutige aber dumme Überlegung. “Na. Wenn das nicht Shikaos kleine Freundin ist. Wie lange willst du noch bei ihm bleiben. Seine Gesellschaft wird dir irgendwann teuer zu stehen kommen.”, meinte einer, der wirklich wie ein Cliquen-Boss aussah. Er kam auf sie zu und packt ihr Kinn richtig unsanft und ihren Kopf dann anzuheben. Er entdeckte sogleich auch den verhängnisvollen Fleck der unter ihrem Tuch zum Vorschein gekommen war. Jetzt verfluchte sie Shikao noch mehr. “Von wem ist denn der? Shikao? Oder hast du einen anderen als diesen Spinner?” Suara schwieg. Sie hatte keine Lust sich mit diesen Leuten zu unterhalten. Außerdem wusste sie das es soundso Zeitverschwendung war. Diese Leute würde nur das hören, was sie auch hören wollten. Rain, Makoto und auch Tazuki, Shikaos Rattenschwanz also, liefen zu diesem Zeitpunkt gelangweilt über den Markt. Shikao war nirgends zu finden, genauso wenig wie Takuma. Auf einmal bemerkte Rain was dort vor sich ging und sagte den anderen beiden Bescheid. Sie entschieden das Makoto und Tazuki erstmal nach Shikao suchen sollten und ihn von der Sache in Kenntnis zu setzen. Rain, welcher in den Judoverein der Stadt ging, würde solange hier die Stellung halten. Die anderen beiden stimmten den leicht gereizt und widerwillig zu. Sie verschwanden. Rain stand plötzlich vor Suara, er hatte die Hand welche immer noch an Suaras Kehle war einfach weg geschlagen. Suara wunderte sich, sie kannte ihn ja nur als Shikaos Mitläufer. Nun hatte sie zum ersten Mal die Möglichkeit ihn sich näher an zu sehen. Sie musterte ihn. Er hatte kurze schöne blonde Haare, die in der Sonne glänzten. Seine Augen konnte sie nicht sehen. Seine Statur ähnelte fast schon einem griechischen Gott wie man ihn von Gemälden kannte. Er war kräftig und gut gebaut. Ja, man könnte sagen er war sehr sexy. Das wurde Suara in diesem Moment so richtig klar. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als der USA-Amerikaner Rain zu Boden ging und auch aus dem Mund blutete. Einer der Skinheads hatte ihn ziemlich heftig ins Gesicht geschlagen. Doch der blonde Junge stand auf, als wäre nie etwas gewesen und grinste gelassen. “Du kleiner Spinner. Shikaos Mitläufer. Was mischt du dich jetzt hier ein? Willst du sterben, hä?!” “Zu sechst ein wehrloses Mädchen in eine dunkle Ecke scheuchen und sie fertig machen. Habt ihr denn gar keinen Stolz als Männer. Ich habe Stolz, und werde sie deshalb beschützen.” Und wieder fing er sich eine, dachte Suara zumindest. Rain hatte den Schlag abgefangen und den Arm des Angreifers gepackt. In einem geschickten Judo-Wurf schleuderte er den viel größeren Kerl über seine Schulter zu Boden. Dieser stöhnte und ächzte als er mit dem Rücken hart auf dem Boden aufschlug. Suara konnte nicht umher kommen als zu staunen. Rain sah zwar stark aus, aber dieser Kerl war auch nicht ohne gewesen. Doch lange kam Suara nicht, Rains Triumph zu bestaunen. Neben ihr ging plötzlich eine Tür auf und sie wurde in einen dunklen Gang gezerrt. Nichts konnte sie erkennen, sie hörte nur wie genau jene Tür verschlossen wurde. Takuma stand unterdessen neben Rain und flüsterte dem Jungen ins Ohr, das die Polizei unterwegs war und alle anderen in Sicherheit. Kapitel 27: Tanz, Blumen und Skinheads III ------------------------------------------ Makoto und Tazuki hatten die Aufgabe die Mädchen der Klasse, und auch die beiden Kerle die sie im Schlepptau hatten, zu Shikaos Hütte zu bringen, da sie dort sicher waren. Shikao und Takuma würden mit Rain und Suara dann nach kommen wenn sie einen Ausweg finden würden, so er. Ikami, Kani, Miyako und Natsumi folgten den beiden Jungs. Das Schlusslicht bildeten die anderen beiden Jungs, Ren und Kyo. Natsumi war ebenso aufgedreht wie Miyako, was wahrscheinlich daran lag, das die beiden sich schon seit dem Kindergarten kannten und auch beste Freunde waren. Sie waren sich in ihrem Charakter dadurch wahrscheinlich sehr ähnlich. Nur eben das Natsumi besser in der Schule war und auch allgemein viel vernünftiger als die aufgedrehte Miyako. Natsumi war in der Schülerzeitung beschäftigt und engagierte sich dort vor allem für die Fotoaufnahmen, was auch ihr größtes Hobby war. Sie liebte die Kamera, egal ob sie fotografiert wurde und Aufnahmen machte. Hauptsache sie hatte eine Kamera um sich. Ihre Haare waren schwarz, hinten kürzer, vorn hatte sie zwei Strähnen länger, etwa Schulterlang wachsen lassen. Außerdem trug sie immer farbige Kontaktlinsen, in blau und rot, damit wollte sie ihre kranken weiß-blauen Augen verstecken die sie eigentlich hat. Denn die Kontaktlinsen erfüllten den Zwecke einer Brille und auch einen modischen Zweck. Sie liebt es eben aufzufallen. So ging die Gruppe nun also von dem Fest weg. Ikami konnte in der Ferne die Musik verhallen hören. Sie machte sich wirklich große Sorgen um ihre Freundin. Denn Ikami wusste ja nun wirklich nicht was dort vor sich ging. Sie sah den Jungen vor sich an. Makoto. Sie fand ihn schon immer merkwürdig. Aber er fand genau wie die anderen bei den Mädchen großen Anklang. Sie mochten seine Stille abweisende Art. Sie verstand nicht warum. Sie entschloss sich ihn nun zu fragen, was hier eigentlich vor sich ging, sobald sie in der Hütte ankommen würden. Takuma und Rain waren immer noch damit beschäftigt die Schläger davon abzuhalten sie kaputt zu schlagen und dann Suara zu folgen. Denn das war das letzte was die beiden brauchten. “Wo bleiben die Bullen, wenn man die einmal braucht?”, zischte Rain leise in Takumas Richtung. “Was weiß ich. Pass du nur auf die Tür auf, bei deinem Hitzkopf, ist es voraus zu sehen das du gleich K.O. gehst wenn du nicht aufpasst.” “Wie war das? Willst du Stress? Für deine dämlichen Sprüche hab ich keine Zeit.” Die Skinheads bekamen den kleinen Streit natürlich mit, sie standen ja nicht so weit weg von den beiden Jungs. “Na, na. Kein Grund sich in die Haare zu kriegen. Ich bekommt schon beiden gleich viel auf die Fresse, keine Sorge.” Die Schläger lachten und grinsten die beiden an. Doch diese sahen ihre Peiniger nur wütend aber gelassen an, blickten sich kurz an und gingen dann auf die Meute los. Kamikazestyl, könnte man das wohl nennen. Kurz darauf kam dann glücklicherweise die Polizei. Glück für die bereits am Boden liegenden Skinheads. Takuma und Rain hatten aber auch ganz gewaltig was abbekommen und wurden fürsorglich in ein Krankenhaus gebracht worden. Die restliche Gruppe unter Makoto und Tazuki waren mittlerweile bei Shikaos Haus angekommen und machten es sich dort in einem typischen japanischen Zimmer gemütlich. Doch von gemütlich konnte keine Rede sein. Man konnte die Spannung förmlich sehen und packen, so angespannt waren alle Anwesenden. Denn keiner von ihnen wusste was mit dennen war, die nicht in dem Raum war. Ikami musste sich dennoch umsehen. Ihr Haus und auch das von ihren Freunden waren modern, also klassische kontinental eingerichtet. Und sie hatte absolut nicht damit gerechnet das es in Shikaos großen Anwesen so etwas gab. Gut, sie war mal in dem merkwürdigen Labyrinthhaus gewesen, das war auch eingerichtet wie ein japanisches Gruselkabinett, aber das hier war anders. Vollkommen anders. Der Boden bestand aus hellen feinen Parkett. Es war des Weiteren in hellen beige gehalten und eingerichtet mit Futon, Tatami, Shoji, Japan-Lampen & Leuchten. Es war wirklich unglaublich schön. Keiner der Anwesenden hätte damit gerechnet, das konnte man den Blicken erkennen. Am Ende und auch am Anfang des Raumes waren keine Türen, sondern Fusuma, Schiebetüren. Die eine führte direkt hinaus in einen schönen großen Garten, man konnte sogar einen kleinen herliehst angerichteten Zengarten sehen. Dieser ähnelte sogar etwas dem Kare-san-sui-Zengarten im Tofuku-ji in Kyoto. In der Mitte des Raumes lag eine große Tatami-Matte auf der ein kleiner Tisch aus Glas mit schwarzen Rahmen und ein kleiner beigefarbener Hocker aus Leder stand. Hinter dem Tisch befand sich ein kleines Sofa, oder ähnliches in der selben Optik wie der Hocker. In der linken hinteren Ecke stand ein kleiner Holztisch mit einer Sake-Schale und einer Sake-Flasche. In der rechten Ecke stand ein schöner hochgewachsener Bonsai. Erhellt wurde der Raum durch eine Lampe um die ein Lampionschirm angebracht war. Diese war ebenfalls in einem sachten braunton gehalten. Aus dem kleinen Schrein an der rechten Wand des Raumes wehte Weihrauch Geruch zu der Gruppe hinüber. Es beruhigte, doch wusste immer noch keiner was mit Takuma, Rain und vor allem Suara geschehen war. Shikao hielt ihre Hand ganz fest. Er lauschte auf die Geräusche die sich vor der kleinen Tür abspielten. In Gedanken war er sehr dankbar das sich Takuma entschlossen hatte, dies für ihn zu tun. Suara sah ihn an. “Was willst du hier? Warum hilfst du mir jetzt ständig, ich dachte du kannst mich nicht leiden?”, fragte Suara verwirrt und leicht aggressiv, weil er ihre Hand immer noch stark festhielt. “Kannst du nicht einfach “Danke Shikao, du bist der Beste” sagen. Damit wäre uns besser geholfen, ich kann die kleine Heldin auch gerne wieder den Wölfen vor werfen. Und ja, ich kann dich nicht leiden, aber ich lass meine Spielsachen nicht kaputt machen, das mach ich schön selber. Und jetzt komm mit.” Suara konnte ihren Ohren nicht trauen. Er hielt sie also für sein Spielzeug. Na ja. Im Moment hatte sie das gerettet, aber woher wusste er das sie da war, und das auch noch in Schwierigkeiten war? Was meinte er mit Heldin? Hatte er bemerkt das sie diese Typen von den anderen weggelockt hatte? Dann musste er sie aber schon eine ganze Weile verfolgt haben. Sie entschloss sich nichts mehr zu sagen, bis das ganze hier vorbei war, denn immerhin war sie ihm schon dankbar, dass er ihr geholfen hatte. Aber sie würde ihm das nicht sagen. Die beiden kamen dann an einem Hintereingang raus und Shikao ließ dort sofort ihre Hand los. Sie als ihr Spielzeug sollte natürlich keine bessere Behandlung bekommen, als sein andres Spielzeug. “Wir gehen zu mir, dort warten die anderen. Wir müssen besprechen wie es weiter geht.” “Wie es weiter geht? Die Typen kommen doch nicht etwas wieder oder? Was wollen die?” Shikao sah das aufgebrachte Mädchen an. “Hast du Angst Kitty? Oder warum machst du so ein Gesicht?” “Ich hab keine Angst, ich will nur wissen was die von mir wollen.” “Nichts. Sie wollen nur das was ich haben will. Das ist schon immer so. Gehen wir.” Wieder nahm er ihre Hand und verließ dann den Platz. Die beiden gingen an einem Auto vorbei als ein attraktiver Junge aus diesem ausstieg und Shikao rammte. Der Typ entschuldigte sich und sah dann Suara an. Shikao hatte keine Lust auf fremde zu achten, nicht jetzt. Jetzt wollte er nach Hause, sein Mädchen in Sicherheit bringen. Suara sah den Jungen aber ebenfalls an. Ihre Blicke trafen sich und ein Blitz durchfuhr ihre Brust. //Shingo….. kun……?// Kapitel 28: Feuer in der Nacht ------------------------------ Alle saßen nun da. Das Zimmer war zum bersten voll. Ikami hatte sich sofort um Suaras Hals geworfen als Shikao und sie den Raum betreten hatten. Suara war irgendwie nicht sie selbst. Sie schien leicht abwesend zu sein. Keiner konnte sich einen Reim darauf bilden, auch Shikao wusste nicht was los war. Ihre Gedanken schweiften umher und blieben an einem verregneten Samstag vor 10 Jahren hängen. “Lasst sie nicht durch, sie ist ein Ungeheuer, ein Monster. Wenn ihr mit ihr spielt dann verflucht sie euch.” Wieder einmal war Suara in einem dunklen Keller. Das passierte ihr in letzter Zeit immer öfter. Sie hatte es satt, doch sie hatte nicht länger die Kraft sich zu wehren. Einmal dachte sie, sie hätte eine Freundin gefunden. Doch eben dieses Mädchen hatte sie an Shingo, Nanami Shingo, verkauft. Shingo war der Sohn eines Großunternehmers und derjenige der die Peinigungen gegen Suara leitete. Sie hasste ihn nicht, sie fragte sich nur warum er ihr das immer wieder antun musste. Sie hatte ihm nichts getan. Er kam auf sie zu, packte sie an den Haare und zerrte das wehrlose Mädchen hinter sich her. Suara hatte furchtbare Schmerzen, sie befürchtete sogar, das er ihr die Haare ausreisen würde, deswegen versuchte sie gegen zu halten und sich zu befreien. Doch sie schaffte es nicht. Sie konnte ja nicht mal laufen. Sie wurde einfach nur hinterher geschleift. Dann kamen sie in eine dunkle Ecke. Suara konnte aber alles sehen. Ihre Augen waren schon damals sehr gut gewesen. Eine schwarze Brühe lag vor ihnen. Es war zwar nur eine kleine Pfütze aber es war doch gut zu erkennen, das es Öl war. Shingo schleuderte das Mädchen in die Ecke. Suara kam unsanft auf dem Boden auf, und schlug sich den Kopf auf. Die Wunde war zwar nicht groß. Aber Platzwunden hatten nun mal die Angewohnheit stark zu bluten. Sie setzte sich dann wieder hin und sah ihren Peiniger an. “Was willst du von mir, Shingo-kun, kannst du mich nicht in Ruhe lassen?” Shingo grinste nur. “Nein. Monster müssen bestraft werden. Für dich gibt es hier keinen Platz. Keiner will dich haben. Also…. Stirb!!” Suara konnte nicht glauben was er da sagte, sie wollte es nicht glauben. Ihre Mutter sagte immer wieder, wie sehr Sie Suara liebte. Er musste unrecht haben. Oder war es ihre Mutter, die sie anlog? In diesem Moment sah sie in Shingos Händen ein Feuerzeug. Er wollte doch wohl nicht ernsthaft das Öl hier anbrennen und sie zu einem Tod in Flammen verurteilen. “Suara? Alles in Ordnung? Du bist auf einmal so blass.” Ikami streichelte Suara über den Rücken. Sie saßen nebeneinander. Für eine ganze Weile hatte Suara nur starr auf den Boden geblickt und sah nun in die besorgten Augen ihrer Freundin. “Oh. Nein alles OK. Ich war wohl nur in Gedanken verloren.” Sie seufzte und dachte kurz nach. An den Jungen, der Shikao gerempelt hatte. //War das wirklich Shingo-kun. Dann hat er sich aber ganz schön verändert.// Sie seufzte wieder. Sie wollte jetzt nicht weiter an all die Grausamkeiten nachdenken. Sie stand auf und betrat die kleine schmale Veranda die zum Garten hinaus führte. “Ich muss eben etwas Luft schnappen.”, meinte sie lächelnd und verließ daraufhin auch schon das Zimmer um im Garten umher zu wandern. Shikao sah ihr nicht mal hinterher. Takuma war es der den Raum zusammen mit Rain betrat und der grausamen Stille ein Ende setzte. “Alles wieder fein. Die Typen legen sich so schnell nicht mit uns an. Zumindest solange wie die Bullen sie in Gewahrsam haben.” Er musste leicht lachen. Und dennoch. Auch er sah leicht angeschlagen aus. “Suara? Wo ist sie denn?” Takuma sah sich in dem Zimmer um und Ikami meinte dann zu ihm, dass sie im Garten sei, weil sie frische Luft schnappen wollte. Er entschied sich ihr Gesellschaft zu leisten und ging daraufhin ebenfalls hinaus. Er hatte sie auch bald gefunden. Sie saß auf einer kleinen Bank an einem Teich und sah den Fischen zu wie sie sich lebhaft im Teich tummelten. Suara drehte sich um, als sie Schritte hinter sich hören konnte. Takuma war zu ihr getreten und setzte sich neben sie. “Takuma? Was machst du denn hier? Ich dachte du wärst im Krankenhaus.” “Das war ich auch. Ich konnte aber gehen. Rain ist auch wieder da. Und wie geht es dir?” Er sah sie besorgt an. Er wusste nichts. Nichts von dem was sie bedrückte, nichts von irgendwas. “Wie soll es mir gehen? Gut natürlich.” Sie lächelte. “Deine Augen sagen aber etwas anderes. Etwas bedrückt dich doch. Willst du es nicht erzählen?” Sie schwieg. Sie hatte nicht vor, sich irgendwem anzuvertrauen. Nicht mal ihrer Mutter hatte sie je irgendwas erzählt. Immer nur Notlügen, weil sie nicht wollte das ihre Mutter sich um sie sorgte. Wenn sie in den See geworfen wurde, damit sie ertrinkt, sagte sie, sie wäre ausgerutscht und in den Fluss gefallen. All so was. Und außerdem wollte sie niemanden Schwäche zeigen. Vertrauen war für sie etwas geworden, was sie nicht mehr leicht fertig jemanden schenkte. Das hatte sie zu oft lernen müssen. Takuma sah das Mädchen an. Sie antwortete nicht. Er blickte nach vorn. “Wenn du nicht reden willst, dann musst du nicht. Keiner hier zwingt dich dazu. Nur. Du hast hier Freunde, die sich wirklich Sorgen um dich machen, vergiss das nicht.” Er stand auf und ging auf den Teich zu. Es war bereits spät und der Mond erhellte sein Antlitz. Er war wirklich wahnsinnig attraktiv, und im Gegensatz zu Shikao auch rücksichtsvoll und um einiges reifer. Er faszinierte das Mädchen aus irgendeinem Grund. Seine Worte hatten irgendwas in ihr aufgerührt und sie fing an zu weinen. Freunde? Darüber dachte sie nun nach. Hatte sie wirklich alles falsch eingeschätzt? Warum machte sie immer alles falsch? Sie dachte an die Klasse, den Spaß den sie alle zusammen hatten, und auch die Probleme die man zusammen durch machte und löste, sie dachte auch an Ikami. Hatte sie wirklich wieder einen Fehler gemacht, konnte sie diesen Menschen denn etwas doch vertrauen? Sie wusste auf all diese Frage keine Antwort. Schweigend sah Takuma sie an. Er kannte sie nicht gut, aber er wusste das er sie nicht in den Arm zu nehmen brauchte. Er hielt sie für einen Mensch, der Probleme mit sich selber ausmachte. Er ließ sie sich ausweinen, solange bis sie zufrieden war und bereit war zurück zu gehen… oder darüber zu reden. Es verging eine Zeit, bis Suara es schaffte sich zu beruhigen und wieder die Alte war. Sie sah ihn an und lächelte. “Ich bin schon ein komisches Ding. Fange urplötzlich an zu heulen.” Er setzte sich wieder neben sie und strich ihr die Tränen weg. “Nicht doch. Das gehört dazu. Man darf es nicht in sich hinein fressen. Die Trauer, Hass oder was weiß ich für Gefühle raus zu lassen ist viel mutiger als sie zu unterdrücken.” Er lächelte auch und ein kleiner Windstoß kam in diesem Moment auf und wirbelte Kirschblüten um sie herum die von dem Kirschbaum hinter ihnen kamen. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet und er konnte ihre Verletzlichkeit spüren. Er nahm sie in den Arm. Und dann… als er sie wieder losließ. … Die Kirschblüten, die schwebend zur Erde fielen, verschleierten ihr schönes Lächeln. Kapitel 29: Der Austauschschüler -------------------------------- Das Fest. Und auch die wenigen freien Tage vergingen wie im Flug und ohne weitere Zwischenfälle. Auch Suaras Mutter ging es besser und sie konnte wieder arbeiten gehen. Doch das feine Schulleben, so wie Suara es seit einer Woche wieder genossen hatte, was so friedlich gewesen war wie noch nie nahm dann plötzlich ein jähes Ende. “Na, Kitty, lange nicht gesehen. Heute. Weißt du was heute für ein Tag ist?” Shikao stellte sich direkt vor sie, drängte sie an die Wand und lehnte einen Arm genau an diese, um sie davon abzuhalten einfach wieder zu verschwinden. “Dein Geburtstag? Wenn ja, mir egal.” “Nein, nein Kitty. Aber gar nicht ganz so falsch. Dein erster Arbeitstag bei mir im Anwesen. Ich freu mich schon dich im Maid Outfit zu sehen.” “Ja, ja. Aber freu dich nur nicht zu früh. Nur weil ich für dich arbeite heißt das nicht das ich dich auch so behandeln muss. Ich mach dann nur meine Arbeit.” “Arbeit einer Maid. Immer lächeln Kitty.” Er grinste als Suara schweigend davon ging. Takuma trat dann zu seinem Freund. “Sie ist wieder die Alte, oder was meinst du Shikao.” “Na ja. Jedenfalls so abwesend wie eh und je. Aber viel wichtiger ist, dass wir wegen diesen Punks unser Ding nicht drehen konnten. Das ist echt etwas was mich auf die Palme bringt.” “Ach was. Das wird schon noch mal. In 2 Wochen sind doch Sommerferien, und wenn wir wirklich alle wegfahren wollen, dann haben wir da auch noch genug Zeit dafür.” “Stimmt, du hast wie immer Recht, Kumpel. Warten wir nun also auf den Sommer.” Eine neue Woche, aber ansonsten alles beim alten. So empfand Suara das triste Schulleben jedenfalls. Shikao triezte sie weiterhin, sie musste für ihn arbeiten. Aber sie hatte auch Spaß am Leben gefunden. Endlich. Doch die nächste Stunde war anders als geplant. Der Lehrer stellte einen neuen Schüler vor, jedoch bekam Suara davon nichts mit, denn der Neue ging nicht in ihre Klasse. Sie ahnte noch gar nichts von der Hölle die sie erwarten sollte. Ikami, Kani und auch Suara hatten es sich auf dem Schuldach in der Mittagspause gemütlich gemacht und aßen genüsslich ihr Bento, als eine ihnen nur zu gut bekannte Stimme den Appetit vermiesen sollte. “Na wenn das nicht Asahina ist. Lange nichts gesehen.” “Gisang, wir haben uns erst gestern beim Training gesehen, außerdem will ich jetzt essen, als was willst du?” Suara blieb vollkommen unbeeindruckt, sie würdigte Gisang nicht einmal eines Blickes, denn sie hatte seit dem Morgen nichts mehr zu beißen gehabt. “Ich wollte dir eigentlich jemanden vorstellen. Aber wenn du zu beschäftigt bist.” “Ja das bin ich. Und warum willst DU mir jemanden vorstellen? Ich dachte du kannst mich nicht leiden?” “Oh ich kann dich sehr gut leiden Asahina.” Gisang setzt sich neben Suara und begann auch ihr Bento auszupacken. “Hatten wir dich eingeladen mit uns zu essen?” Ikami konnte die Sportlerin noch nie leiden und war dementsprechend auch nicht begeistert, dass die einstige Feindin von Suara nun hier beiwohnen wollte. “Sagen wir es mal so. Ich hab mich selber eingeladen.” Sie aß eben einen Bissen und mit diesen Worten war das Gespräch mit Ikami auch schon vorbei und Gisang richtete sich wieder an Suara, die sie immer noch nicht wahr nahm. “Also was ist nun? Kommst du mit, dann kann ich ihn dir vorstellen?” Suara sah sie verwirrt an. “Ihn? Ich hab kein Interesse deine Freunde kennen zu lernen, und auch keine Kerle.” “Ach stimmt ja. Das hatte ich vergessen. Dein einziges Interesse gilt ja Shikao-kun.” “Das ist dein einziges Interesse und deswegen willst du mir einen anderen vorstellen, damit ich Shikao in Ruhe lasse. Aber ich sage es dir gern noch mal. Shikao interessiert mich nicht.” “Ach ja. Und heute morgen? Worüber habt ihr beide denn da so vertraut geredet? Das sah verdächtig aus. Viele hier an der Schule denken bereits das ihr was miteinander habt.” “Sollen sie doch denken was sie wollen. Ich weiß das es nicht so ist. Und was ist nun mit dem Typen. Ich will weiter essen.” Gisang stand wieder auf und deutete auf die Tür, die wieder zurück ins Schulgebäude führte. Von dort kam ein gutaussehender Junge, mit braunen Haare, einem Lederhalsband und einem Salamandertattoo an der rechten Seite des Halses, welches bis zur Wange ging. Sie erkannte ihn sofort und stand auch sofort auf. Ihr Mittagessen, dass sie auf ihrem Schoß stehen hatte, musste sich dann leider verabschieden und landete auf den Boden. Alle Anwesenden, Gisang eingeschlossen, sahen sie verwirrt an. “Oh? Das ist das Mädchen, das du mir vorstellen wolltest, Sui-san? Dann ist die Vorstellung ja überflüssig, oder was denkst du, Suara-chan?” “Nanami…. Shingo-kun? Hab ich recht? Ich hab recht. Aber was willst du hier.” “Hn! Das wird ich dir ja wohl verraten. Vielleicht mach ich ja weiter, wo ich damals aufgehört hatte. Das wäre wirklich ein Heiden Spaß.” Er lachte und Suara lief es kalt den Rücken runter. Ihr Peiniger aus der Vergangenheit war wieder da, sie musste für einen neuen Peiniger arbeiten. Und beide kannten ihr Geheimnis. Konnte es eigentlich noch schlimmer kommen. Sie drehte sich um und packte ihr Bento wieder ein. Kurz darauf verließ sie schnell das Dach um heute mal früher nach hause zu gehen. Sie hatte keine Lust Shingo auf dem Heimweg über den Weg zu laufen. Sie hatte doch mit ihrer Vergangenheit endgültig abgeschlossen, warum also dieses Deja-vu Feeling. Sie wusste es nicht. Sie fühlte sich nicht gut. Sie hatte eine üble Vorahnung. Am Abend dann machte sich das Mädchen auf zu Shikao. Also hatte sie auch da wenig Zeit sich zu entspannen oder über die neue komplizierte Situation nachzudenken. Ihre größte Angst bestand darin das Shingo ihr Geheimnis allen erzählen würde und wirklich da weiter machen würde, wo er aufgehört hatte. Sie hatte Angst und als sie bei Shikao ankam wurde dies sogar noch schlimmer. Sie konnte eine lange elegante Limousine vor dem Anwesen sehen, auf der ein Aufdruck war: “Nanami Organisation”. Das hieß, das die beiden Peiniger hier waren, höchstwahrscheinlich und sich auch noch verbündeten. Das schlimmste was ihr passieren konnte. Kapitel 30: Das Spinnennetz wird gesponnen ------------------------------------------ Als sie dann endlich hinein gebeten wurde und sich in einem separaten Raum umziehen durfte, wurde ihr klar das etwas nicht stimmte. Shikao hätte sich doch nicht entgehen lassen sie schon gleich bei der Ankunft zu drangsalieren. Heckten er und Shingo etwa etwas aus, um sie noch mehr zu peinigen. Das schlimmste was ihr je passieren konnte. Als sie sich dann umgezogen hatte sah sie an sich runter. Eine Maid-Uniform wie keines gleichen. Süß und mit Rüschen. So sollte es sein. Sie fand sich wirklich sehr hübsch, nur würde sich das nicht als hilfreich erweißen. Suara trat auf den Flur hinaus und wollte nun erstmal Shikao suchen, wo sein Zimmer war, wusste sie ja bereits. Sie konnte ihn aber nirgends hören, also beschloss sie wirklich zu seinem Zimmer zu gehen, in die Höhle des Löwen. Dort dann angekommen wurde die Tür auch schon geöffnet. Aber nicht wie Suara wirklich gehofft hatte von Sukao oder Shikao, nein, von Shingo, der sie auch gleich schief musterte. “Nein, na so was. Sag nur du arbeitest hier Suara-chan?” Er grinste sie hämisch an. Wäre Shikao nicht auch in diesem Moment aus dem Zimmer gekommen hätte sich Suara aber noch mehr anhören müssen. „Ah~ Kitty. Schön das du den Weg zu mir gefunden hast. Geh rein. Ich komm gleich.“ Sie sah den beiden Jungs hinterher wie sie den Gang hinunter schlappten und sich anregt unterhielten. Sie konnte sich denken das es um sie ging. Sie nahm auch an das ihr eine Hölle bevorstand. Sie ging dann also in Shikaos Zimmer und machte es sich dort fürs erste einmal auf einem Stuhl gemütlich. Es dauerte nicht lange bis Shikao dann wieder ins Zimmer hinein kam und sich erschöpft auf sein Bett fallen ließ. Suara stand auf. „Shikao? Was kann ich für euch tun?“, versuchte sie gequält freundlich heraus zu bekommen. Sie wollte nicht freundlich zu ihm sein und auch nicht Meister oder Herr zu ihm sagen. Das widerte sie an. „Nichts. Bleib einfach da und warte.“ Er seufzte. „Ihr kennt euch? Shingo und du? Woher?“ Suara zuckte zusammen als er Shingo dann erwähnte. Aber warum fragte er nach? Hatten die beiden etwa nicht über sie gesprochen? Hatte Shingo nichts Shikao gegenüber erwähnt? Was sollte diese Frage? „Ja wir kennen uns. Aber warum fragst du? Ich nahm an du wüsstest das, weil er hier war.... und na ja....“ „Das wir über dich geredet haben?“, beendete er ihren Satz. „Mehr oder weniger. Er meinte nur das er dich von früher kennt, aber nichts weiter.“ Er stand auf und ging zu Suara. Sein Blick erschreckte sie. Er schien nicht sonderlich beeindruckt über das Kennen oder Nichtkennen von Shingo zu sein. „In welcher Beziehung steht oder standet ihr zueinander?“ „Bitte was? Was denkst du dir denn bitte jetzt bei so einer Frage? Was geht dich das denn an?“ „Antworte einfach auf meine Frage Suara.“ Sie sah ihn schweigend an. Er hatte sie tatsächlich bei ihrem Namen genannt. Das hatte er doch noch nie gemacht. Suara seufzte. „Wir stehen, oder eher standen in keiner zärtlichen Beziehung, wenn du das meinst. Es ist eher, starke Abneigung die uns verbindet. Mehr nicht.“ „Also, so meinte ich das zwar nicht, aber gut zu wissen, ich kann den Lackaffen nicht leiden. Und der ist mir generell in allem zu wider.“ „Aha. Und er hat dir nichts erzählt? Ich meine was damals war?“ „Nein. Wieso sollte er? Sag nur, da gibt es doch etwas?“ Er wirkte auf einmal aggressiv. Shikao ging auf Suara erneut zu und packte sie an der Schulter, drängte sie an die Wand und drückte sie dagegen. „Lüg mich nicht an. Was war damals?“ Sie schwieg. Sie wollte es nicht sagen. Sie wollte nicht das er es wusste. Aber was konnte denn passieren? Er kannte ihr Geheimnis doch nun eh schon. Sie blickte auf den Boden. Niemals wollte sie sich jemanden wieder anvertrauen. Shingo war es, der ihr das gelehrt hatte. Sie hatte ihn gern gehabt, bis er ihr Herz gebrochen hatte und sie fertig gemacht hatte. Sofort nachdem ihr Vater wegen Betrug ins Gefängnis ging und sich ihr Geheimnis Shingo offenbarte. „Er... ist mein …. Peiniger. Er hat mich immer wieder fertig gemacht, weil ich so bin wie ich bin. Mich eingesperrt. Mich angezündet. Mich getreten und geschlagen...“ Sie hatte große Mühe nicht in Tränen auszubrechen, bei all den schlimmen Erinnerungen. Was konnte sie schon ausrichten. Sie war ein verletzliches schwaches Mädchen, sensibel und schwach. Sie wollte aber auch keine Hilfe. „Bitte?!“ Shikao knurrte und seufzte wenig später tief aus. „Keine Sorge, das passiert nicht mehr. Ich pass da schon auf.“ Sie sah ihn ungläubich an. War das wirklich sein Ernst? Er wollte sie nicht verkaufen und zusammen mit Shingo fertig machen? Damit hatte sie beim besten Willen nicht gerechnet. „Immerhin bist du mein Spielzeug, das lass ich nicht kaputt machen.“ Er grinste. //Typisch, so was hätte mir ja klar sein können, dieser verdammte lüsterne Sack von Shikao. Ich bin doch nicht sein Eigentum.// „Ich finde du kannst mich allmählich wieder loslassen.“ „Oh. Sorry.“ Wieder grinste er, ließ sie dann aber auch los und setzte sich auf sein Bett. Er sah sie aber weiter an. „Du kannst hier Staubsaugen, ich muss was erledigen. Den Staubsauger findest du im ersten Gang zweite Tür rechts.“ Daraufhin stand er auf und verließ den Raum. Nur kurz wartete Suara noch und ging dann den Staubsauger holen. Shingo war in seinem viel zu großen Ferienhaus angekommen. Seine Sachen ausgepackt also konnte er sich in aller Ruhe entspannen. Er sprang splitter faser nackt in den Pool um sich abzukühlen. Die ganze Zeit war er am grinsen. Er fand das ganze wirklich wahnsinnig interessant. „Suara ist also hier. Das ist lustig. Aber was hat sie in dem Aufzug bei Taneda gemacht? Arbeitet sie für ihn? Nun gut, sie hatten früher schon wenig Geld, aber dass das Kätzchen sich auf so was einlässt... Es sei denn... der Typ weiß von ihrem wohl gehüteten Geheimnis.“ Er dachte etwas nach. Konnte das wirklich der Fall sein? Aber in seiner Erinnerung war Suara kein Mädchen, das sich als Ding benutzen ließ. Nein. Ganz im Gegenteil. Sie wollte immer anerkannt werden. Und was ihr Geheimnis anging, wusste er das sie da immer wirklich sehr vorsichtig war. „Sie hat sich verändert, aus dem kleinen schmutzigen Mädchen ist ein attraktives Mädchen geworden. Echt zum anbeißen.“ Er knurrte leicht. „Die Räder der Zeit halten nicht an. Die Zeit dreht sich weiter. Und die Zeit hat nicht nur sie verändert.“ Kapitel 31: Aufrichtigkeit -------------------------- Es war nicht schwer zu erraten das auch am nächsten Morgen nichts so sein sollte wie es sich Suara erhoffte. Nach dem anstrengend Tag zuvor bei Shikao war sie an diesem Morgen auch noch aus dem Bett gefallen und noch dazu viel zu spät dran. Ihre Haare waren wild zerzaust und sie hatte kaum noch Zeit sich etwas zum Essen einzupacken. Während sie geschwind zur Schule eilte, dachte sie über all das nach, was Shikao einen Tag zuvor noch von ihr verlangt hatte. Sie sollte nicht nur sein Zimmer saugen. Nein. Sie sollte die Schränke in seinem viel zu großen Zimmer von oben bis unten von all dem Staub entfernen, sein Bett machen, ihm ein Bad einlassen und ihn im nach hinein auch auch noch massieren, was sie am meisten aufregte. „Man. Dieser elende Perverse. Was bildet der sich ein, wer er ist?“ Sie rannte weiter, geradewegs in die Schule. Auf dem Weg dahin lief sie in jemanden hinein, der anscheinend auch zu spät dran war. Als sie jedoch sah wer das war, durchfuhr sie ein Blitz. „Shingo-kun?“ „Oh? Suara-chan? Wie schön dich zu sehen. Sag nur du hast verschlafen?“ „Und wenn, wüsste ich nicht was dich das angeht.“ „Nichts. Aber könntest du dennoch von mir runter gehen.“ Suara hatte ihn um gerannt, und nicht anders rum. Sie kniete noch immer halb über ihn und lief auch vor Schreck rot an. Und da war es auch schon wieder. Die kleinen schwarzen Katzenohren, die sie so hasste. //Warum passiert das immer mir? Auch wenn er es kennt, musste das nicht passieren.// Er grinste, als das Mädchen erschrocken aufstand und versuchte die Ohren mit den Händen zu bedecken. Er ging zu ihr und nahm ihre Hände von genau diesen. „Du hast sie immer noch, diese süßen Ohren, Kätzchen.“ Er hauchte ihr dies mehr in ihr Ohr als das er es sagte. Suara lief gleich noch röter an. Sie fragte sich, was für eine Art Peinigung er nun wieder vor hatte. Wollte er sie so viel peinigen, dass ihre Ohren etwa immer und immer und immer wieder hervor kamen? Das konnte er doch nicht vorhaben. Warte? Sagte er etwa süß? Suara sah ihn ungläubig an. „Was ist? Wundert es dich, dass gerade ich so was sage? Klar. Ist verständlich. Aber du bist reifer geworden, und auch viel schöner, Suara-chan.“ Er ließ sie immer noch nicht los. „Schön? Das sagst du nur um mich mehr verlegen zu machen, weil du....“ „... weißt das du bei so was die Katze nicht zurückhalten kannst, hm? Nein, ich sage das weil es wahr ist. Und gestern, in dieser Maid-Uniform, sahst du wirklich zum anbeißen aus.“ „Lass den Scheiß, und lass mich endlich los. Ich hab keine Ahnung was du willst, also lass mich los!“ „Nein. Denn du bist so schön, ich lass dich nie mehr gehen. Du bist so schön wie ein Schmetterling.“ „Was? Ein Schmetterling?“ „Ja genau. Schön und zerbrechlich, schwach. Schön wie ein Schmetterling, der im Spinnennetz gefangen ist.“ Daraufhin ließ er sie los und ging lachend davon. Suara blieb noch eine Weile da stehen, sie wollte ihm nicht gleich hinter her. Zu spät war sie nun ja eh schon. Sie dachte über das nach was er gesagt hatte. Was hatte er gemeint mit „im Spinnennetz gefangen“? „Da sieht man mal wie schwach Frauen sind, ohne einen Beschützer.“, konnte Suara eine Stimme sagen hören. Sie drehte sich um, um den Ursprung der Stimme heraus zu finden. „Shikao? Was machst du denn hier?“ „Ich hab verpennt. Was dagegen? Und außerdem hast du ja auch wohl auch verschlafen.“ Er sah noch immer in die Richtung in die Shingo gegangen war. „Tze! Ich kann den nicht leiden. Lass uns gehen, sonst verpassen wir die dritte Stunde auch noch.“ In der Mittagspause setzte sich Suara wie immer zu den anderen aufs Dach, zumindest hatte sie das vor. Auf dem Weg dahin wurde sie aber von Shingo aufgehalten, der sie am Arm festhielt und ihr keine Chance ließ sich zu befreien. „Was soll das, ich will jetzt essen gehen.“ „Tut mir leid. All die schlimmen Sachen, die ich dir an den Kopf geworfen habe.“ Suara konnte ihren Ohren keinen Glauben schenken. Hatte Shingo sich etwas wirklich gerade bei ihr entschuldigt? Ok. Selbst wenn, das würde keinen Unterschied machen. Sie konnte ihm all das eh nicht verzeihen. „Was soll der Quatsch? Glaubst du darauf falle ich rein? Und selbst wenn du aufrichtig bist, denkst du das ich dir so einfach verziehen kann?“ „Versteh doch. … In Wirklichkeit ist es mir von dem Moment klar gewesen, als ich dich wieder traf. Man merkt es an deinem Verhalten. Man sieht es in deinem Gesichtsausdruck. Du bist verliebt. Es ist verschwommen. Deine und meine Vergangenheit. Ich glaube ich fühlte mich immer schon zu dir hingezogen, obgleich du kein Mensch bist. Den Menschen, die dich mit Füßen traten, werde ich nie verzeihen, und ich hasse mich selbst dafür. Ich wollte das du nur mir gehört.“ Kapitel 32: Eine Frage des Vertrauens ------------------------------------- Den restlichen Tag verbrachte Suara damit über Shingos Worte nachzudenken. Hatte er das etwas ernst gemeint? Sie sollte ihm gehören? Er hasste sich dafür, dass er sie fertig gemacht hatte? Und ihre größte Frage war, ob seine Entschuldigung auch aufrichtig war. Sie wusste es nicht. Im Unterricht wurde sie ständig angesprochen, weil sie nicht aufpasste, doch sie war mit ihren Gedanken ganz woanders. Auch als sie am Nachmittag dann zu Shikao kam, war sie die ganze Zeit nicht wirklich bei der Sache. Shikao bemerkte das natürlich. „Hey Kitty? Ist in der Schule heut was vorgefallen? Du bist den ganzen Tag schon so abwesend.“ „Ach was. Ich muss nur … über einiges nachdenken, das ist alles.“ Doch damit wollte Shikao sich nicht zufrieden geben. Aber er hatte gerade andere Sorgen. Seine ach so Herz geliebte Großmutter wollte ihn und seinen kleinen Bruder sprechen. Er ahnte um was es ging. Sukao wurde hoch gelobt und er bekam nur wieder, na ja, nichts gutes zu hören. „Shikao, du solltest dich wirklich schämen. Ein so unschuldiges Mädchen für dich ackern zu lassen.“ „Baa-sama, sie arbeitet hier, weil ihre Familie nicht genug Geld hat. Damit helf' ich ihr nur.“ „Helfen? Ich hab es doch gemerkt. Du drangsalierst das arme Kind am laufenden Band. Ich bin wahrlich enttäuscht von dir. Nimm dir ein Beispiel an Sukao, er ist wirklich ein Musterknabe.“ //Ja Sukao der Musterknabe. Es ist alles wie immer. Er ist der Liebling der Familie.// Er wollte gerade gehen, als seine Mutter ihn Ansprach. „Shikao! Du wirst nirgends hingehen. Wir sind noch nicht fertig mit dir. Deine schulischen Leistungen sind stark abgesunken, die deines Bruders sind die besten in seinem Jahrgang. Was ich dir zu sagen versuche ist, werde in der Schule besser, und zwar schnell, oder du wirst auf eine Militärschule gehen. Aber. Eigentlich will ich das nicht.“ Er sagte nichts. Er wusste das sie log, sie wollte ihn nicht hier haben. Ihn auf eine Militärschule zu schicken kam ihr doch gerade gelegen. Dann stand er auf und verließ grummelnd den Raum. Als er dann in seinem Zimmer Suara sah, besserte sich sein Gemüt etwas. „Na, Kitty. Alles klar soweit?“ Sie sah ihn fragend an. Sie hatte alle Arbeit erledigt, die er ihr aufgetragen hatte. „Klar, was denkst du denn? Was kann ich noch für dich machen?“ „Mit ihr baden.“ Er grinste nicht, oder ließ auch nur einen Anschein daran, dass er das als Scherz meinte. „Ich kann dir nen Badeanzug leihen, wir haben sich irgendwo was für deine Größe.“ „Ich soll baden? Mit dir? Tickst du noch ganz richtig?“ „Ja das tue ich. Ist doch nur ein Whirlpool und du bist sicher erschöpft.“ Suara musste zugeben, sie war tatsächlich erschöpft, so ein kleines Bad konnte ja nicht schaden, und so fand sich kurz darauf in einem schwarzen Bikini in seinem Whirlpool wieder. Er saß etwas weiter weg neben ihr. Sie musste zugeben, dass er wirklich sexy war, denn jetzt wo die Hüllen gefallen war, konnte man die Muskeln auf seinem Körper sehen, auf seiner Brust, seinem Bauch. Das er starke Arme hatte, konnte man ja auch so sehen. Aber auch sie war nicht ohne. Ihr Busen war schön weiblich geformt, nicht zu groß aber auch nicht zu klein, schlanke schöne Beine, was man auch im Rock sehen konnte, und einen schönen zierlichen Bauch. Suara dachte aber immer noch was an diesem Tag passiert war. Sie konnte es nicht glauben. //Hm, er hat wirklich Mist gebaut, aber das er sich bereitwillig entschuldigt hat… Extrem verdächtig, wenn ich es mir recht überlege, sei bloß auf der Hut Suara.// „Kitty? Du bist ja schon wieder woanders.“ „Was? Nein. Ich hab nur keine Lust mit dir zu reden.“ „Immer ziehst du dich zurück und willst alles mit dir allein ausmachen. Und wenn man dich darauf anspricht, flippst du aus.” „Das ist doch gar nicht wahr. Du kennst mich gar nicht. Und ich vertrau dir auch nicht, du Perverser Lüstling.“ „Fängst du wieder damit an. Und außerdem meinte ich genau das, Kitty.“ „Mir doch egal, was du meintest, merk du dir lieber meinen Namen.“ Sie wollte gerade aus dem Pool steigen, als er ihre Hand ergriff und zurück hält. „Vor was hast du eigentlich so eine Angst? Hast du Angst das man dich verletzt, das man dich verrät? Oder beides?“ Suara antwortete ihm nicht, doch das wahr ihm Antwort genug. „Ich bin hier um dir zu helfen, wenigstens ein bisschen. Und wenn ich dir nur zuhöre.“ Sie sah ihn fragend an. Wie sollte sie mit ihm reden? Mit ihm? Den, den sie am meisten von allen hier hasste? Aber hasste sie ihn wirklich? Oder war das nur eine Ausrede, um sich nicht in ihn zu verlieben? „Pah. Was weißt du schon.“ Sie wollte sich losreißen aus seinem Griff, doch er hielt sie viel zu fest. Sie hatte keine Chance. „Da sieht man, wie dünn und schwach Frauen sind, ohne einen Beschützer. Aber du hast Angst zu Vertrauen, du hast Angst verletzt zu werden. Spielst du deshalb die Starke, damit dich niemand wie ein Ding benutzt? „Wer spielt hier den Starken? Du willst deinem Bruder sein ganzes Glück zerstören und doch hältst du an ihm fest. Weil du einsam bist. Alles was du willst ist Aufmerksamkeit.“ „Aufmerksamkeit. So ein Unfug. Und selbst wenn es so wäre, dann möchte ich diese nur von dir, Suara.“ Sie zuckte wieder zusammen, wie jedes mal wenn er ihren Namen sagte.Warum? „Laber keinen Mist und lass mich los, Klappspaten.“ „Nein. Ich lass dich nicht los. Ich will und werde dich beschützen. So sehr du dich auch dagegen wehren magst. Mich wirst du nicht mehr los. Dein Lächeln, ich will es sehen. Aufrichtig.“ Sie verstand ihn nicht. Was war nur in ihn gefahren? Was sollte dieses ganze Theater denn hier? „Du kannst mir vertrauen, dich mir anvertrauen. Ich werde dir zu hören und dir deine Ängste nehmen. Das verspreche ich.“ „Versprechen bedeuten gar nichts.“ „Meine schon. Oder hab ich jemals dein Geheimnis an die große Glocke gehängt?“ „Nein, das nicht. Aber Vertrauen ist nichts, was man so einfach bekommen kann.“ „Was hab ich denn getan, dass ich es nicht verdient hätte?“ „Alles, du bist arrogant, pervers und …. gemein...“ //... und immer da wenn ich in Gefahr war...// Er seufzte und zog sie dann in seine Arme. „Vielleicht hatten wir einen falschen Start, aber ich denke, das du mir dennoch vertrauen kannst.“ „Du denkst es? Du spinnst wohl. Lass mich sofort los! Das Gespräch ich hiermit beendet, also verschwinde, verschwinde aus meinem Leben und lass mich endlich zu Frieden.“, schrie sie ihn an und wurde darauf hin auch losgelassen. Sie sprang aus dem Pool, zog sich ihre Sachen an und verließ das Anwesen. Shikao sah dann an die Decke. Er schien wie vor den Kopf gestoßen. Alles was er sich nun erhofft hatte, war etwas Nähe, jemand der da war, und ihn nicht aufgrund seiner Leistungen schlecht redete. Doch, nun fühlte er sich noch mieser als vorher. Er wollte nicht das sie weg lief, machte er denn immer alles falsch. „Ich will sie nicht los lassen, niemals. Ich will in ihrer Nähe sein.“ Er seufzte. //Ich weiß es nicht. Wer sollte das denn auch ahnen, dass ich mich in Suara verliebt habe. Keine Ahnung seit wann. Vielleicht schon von Anfang an. Eine Schande ist das, dass ich mal so von einem Mädchen abhängig bin. Dabei bin ich Problemen immer aus dem Weg gegangen.// Ihm wurde in diesem einem Moment klar, was dieses Mädchen wirklich für ihn bedeutete, warum er sie um sich haben wollte, warum er sie beschützen wollte, und warum er es nicht ertragen konnte, wenn sie mit anderen Jungs sprach. Er liebte sie, wahrhaft. Kapitel 33: Schmetterlingskokon ------------------------------- Sie rannte einfach weiter. Immer weiter. Bis sie dann völlig außer Atem bei sich zu Hause ankam. Dort angekommen, sah sie einen Krankenwagen und jede Menge Leute um ihr Haus. Auf einmal konnte sie sehen, wie ihre kleine Schwester Chika auf sie zu kam. „Nee-san. Mama hat sich beim Arbeiten überanstrengt und hatte wieder eine Herzattacke.“ Sie weinte und klammerte sich an ihre große Schwester. Suara konnte nicht glauben. Ihre Mutter war wieder im Krankenhaus. Sie hoffte nur das sie schnell wieder fit war, denn das hieß das Suara nun noch mehr arbeiten musste. Sie seufzte, ging hinein, zusammen mit ihrer Schwester und machte dann das Abendessen. //Wieder mal keine Schule, aber das ist gar nicht so schlimm. Shikaos Familie zahlt zwar gut, aber als allein Verdiener ist das doch zu wenig. Ich könnte sie bitten mehr.... nein, das kann ich nicht, das ist unhöflich, ich werde aber nach mehr Arbeit fragen.// Am nächsten Morgen ging sie gleich früh zu Shikao, der war aber schon weg. Sie wurde von ihrer Mutter empfangen. Suara erklärte ihr die Situation und Frau Taneda stimmte zu, dass sie die nächsten 2 Wochen voll beschäftigt wurde. Suara freut sich darüber und sie fing auch gleich an zu arbeiten. Gisang war derweil damit beschäftigt darüber nachzudenken, was mit Shikao los war. Er schien den ganzen Tag schon abwesend zu sein. Sie ging zu ihm. „Shikao-kun? Was ist denn los mit dir?“ Er sah sie an und wirkte teilnahmslos. „Nichts ist los. Lass mich.“ Er stand auf und ging aus dem Zimmer und lief auf das Dach. Takuma ging dann zu Gisang. „Du solltest es wissen. Shikao lässt nicht mit sich reden, wenn er so drauf ist.“ „Ja. Ich mach mir doch nur sorgen. Warum ist er denn so drauf?“ „Seine Eltern wollen ihn zur Militärschule schicken und ich denke das es auch an Suara liegen könnte,“ „Nicht die schon wieder. Wo ist die heute überhaupt?“ „Keine Ahnung. Aber ich denke, das das nichts gutes heißt.“ Er ging wieder und ließ die nachdenkende Gisang da stehen. //Nichts gutes? Das kannst du wissen. Ich knöpf mir die jetzt mal ernsthaft vor. Denn langsam hab ich echt genug von dieser Göre.// Sie schnappte sich ihre drei Freundinnen, Tomoyo, Nagisa und Sakura und machte sie von der Schule direkt auf Suara zu suchen. Sie konnte sich irgendwie schon denken wo das Mädchen zu finden war. Suara schaffte gerade den Müll hinaus und auch dann die Mülltonne hinunter zur Straße, wo sie dann abgeholt wurde. In diesem Moment wurde sie auch schon von den heran nahenden Mädchen entdeckt. „Dacht ich es mir doch, Shingo hatte recht. Er hatte ja gesehen, dass sie hier war und anscheinend hier arbeitete. Wir schnappen sie uns. Und keine Gnade. Sie ist dafür verantwortlich das es Shikao-kun mies geht.“ Suara bemerkte gar nicht, dass sich die Mädchen von hinten näherten. Sie war mit den Gedanken völlig woanders. Sie dachte an ihre Mutter, ihre kleine Schwester aber auch an die Dinge die Shingo und auch Shikao zu ihr gesagt hatten. Sie verstand das einfach nicht mehr, sie verstand die ganze Welt nicht mehr. Gisang bemerkte das sie abwesend war, sie grinste, packte Suara von hinten und drückte ihr ein in Chloroform getränktes Tuch vor das Gesicht. Suara verlor auf Grund dessen das Bewusstsein. Die anderen nahmen sie dann zu zweit mit sich und schleppten sie in einen Keller in den sie das Mädchen einsperrten. Als Shikao dann nach Hause kam, schien seine Mutter wahnsinnig besorgt zu sein. „Shikao, Junge. Hast du Suara gesehen?“ „Hm? Bisher nicht, in der Schule war sie nicht. Aber ihre Schicht fängt ja gleich an.“ „Nein falsch, sie war schon heute morgen hier. Weil ihre Mutter wegen einem Herzanfall im Krankenhaus ist. Deswegen bat sie mich, ihr Extrastunden zu geben. Für zwei Wochen. Aber sie kam nicht wieder rein, als sie den Müll raus gebracht hatte.“ „Was? Sie war den ganzen Tag hier? Und ihre Mutter ist wieder im Krankenhaus?“ Seine Mutter sag ihn verwirrt an. „Wieder? Sie war schon mal da?“ „Ja das war sie. Vor kurzem schon, auch wegen nem Herzanfall. … Ich gehe sie suchen.“ Daraufhin war er auch schon draußen verschwunden. Er wollte sie finden, und zwar um jeden Preis. Denn er ahnte Suara kam dann zu sich. Sie sah sich um und bemerkte das sie gefesselt in einem Keller lag. Sie erinnerte sich an ihre Kindheit, wo sie auch schon so oft in einem Keller gefangen gehalten wurde. Gisang war nicht klug, es war ein leerer Keller, unbenutzt und leer stehend. Keiner würde sie dort jemals finden. Es sei denn man würde heraus finden, dass man sie dort hingebracht hatte. Sie würde sie nicht so schnell hinaus lassen. Suara wollte nicht da drin sein, aber so wie sie gefesselt war, musste sie schon eine ganze weile versuchen die Seile zu lösen. Sie hatte aber vor so schnell wie möglich hier zu verschwinden, denn immerhin war ihre Schwester jetzt wirklich komplett allein. Shikao war mittlerweile bei Suara zu Hause und klingelte an der Tür. Chika machte ihm dann auch die Tür auf. „Ja, bitte. Oh. Ich kenne dich.“ „Ich dich auch, ist deine Schwester da?“ „Nein. Sie ist schon den ganzen Tag weg. Ich hab Angst allein. Ich hoffe das sie bald wieder kommt.“ „Komm doch mit zu mir. Da wirst du nicht allein sein.“ Er lächelte sie an und schloss dann die Tür ab, nahm das kleine Mädchen mit zu sich. Seiner Mutter erklärter er, dass Chika nie allein bleiben konnte, bis man Suara fand. Er hatte einen Zettel an die Tür geklemmt, dass Chika bei ihm war, und sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Er machte sich eher mehr Sorgen um Suara, die er in der ganzen Zeit nicht gefunden hatte, nicht mal eine Spur hatte er entdeckt. Gisang war vollkommen zufrieden. Sie hatte Suara für eine Weile außer Gefecht gesetzt. Sie war zu Hause und griff an ihr Telefon. Sie hatte schon wieder eine brillante Idee. Sie rief Shingo an. Seine Nummer hatte er ihr schon am ersten Tag gegeben. Sie ließ wirklich nichts anbrennen. „Hey Shingo. Ich bin's. Ich hab prima Neuigkeit für dich.“ „Ach ja? Und was wenn ich fragen darf?“ „Ich hab Suara von Shikao getrennt. Das dürfte ja auch in deinem Interesse liegen.“ „Ach? Meinst du das? Wieso sollte mich das interessieren? Du bist diejenige die das toll findet. Weil dann Shikao ganz allein dir gehört.“ „Ach was du nicht sagst. Aber ich weiß zufällig das du sehr an der kleinen Interessiert bist.“ „Und weiter? Aber andere Frage, wie hast du die beiden von einander getrennt?“ „Also das war so: … .“ So erzählte sie Shingo also alles was sie mit Suara gemacht hatte, und bot ihm an sie zu retten um sich bei ihr als Retter und Held. Er dachte darüber nach. Gisang sagte ihm noch nicht, wo sie sich aufhielt. So viel der Information wollte sie noch nicht preisgeben, denn sie wollte sie ja noch eine Weile da festhalten. Kapitel 34: die Suche --------------------- Shikao ging nicht in die Schule, Sukao kümmerte sich auf Geheiß seiner Mutter den ganzen Tag um Chika. Shikao war nur damit beschäftigt Suara zu suchen. So hatte sich das Gisang nicht gedacht, sie wollte das er in die Schule kam und nicht nach dieser Göre suchte. Ok, er würde sie eh nicht finden, aber trotzdem gefiel ihr das nicht, dass er sich solche Sorgen um sie machte. Sein Telefon klingelte dann auf einmal. „Ja, was ist denn ich hab zu tun Takuma?!“ „Reg dich ab Alter, ich mach mir Sorgen, du bist schon den ganzen Tag nicht erreichbar und in der Schule warst du auch nicht.“ „Ich hab zu tun, das hatte ich doch eben gesagt. Also was ist nun? Hast du nur deswegen angerufen?“ „Nein, nicht so ganz, aber Suara ist auch nicht da? Und Gisang verhält sich echt komisch in letzter Zeit.“ „Gisang sagst du? Hast du ihre Nummer?“ „Was? Was willst du denn von der? Wenn du sie anrufst, dann macht sie sich sicher Hoffnungen.“ „Das ist mir egal, aber vielleicht hat sie was mit dem verschwinden von Suara zu tun.“ „Sie ist verschwunden?! Ich dachte sie wäre nur nicht in der Schule wegen ihrer Arbeit oder weil sie krank ist. Woher weißt du das denn?“ Shikao erklärte ihm alles, was ihm auch seine Mutter berichtet hatte. Und Takuma schien davon ebenso überrascht wie auch Shikao anfangs. Also gab er ihm Gisangs Nummer. „Und melde dich bitte, wenn du was über Suara heraus gefunden hast.“ „Ja kein Ding, mach ich und danke für die Nummer.“ Wieder wurde Suara von dunklen Erinnerungen geplagt, was wohl daran lag, dass sie sich an diesem Ort befand. Da war es wieder. Die Erinnerung an jene Winternacht. Dieser eine Winter, der sich immer schon in Suaras Gedächtnis eingeprägt hatte. Der Schnee, die weißen Kamelien, alles färbte sich rot. So rot wie die Sonne die im Hintergrund unterging, so rot, wie die Wolken und der Himmel sich durch die vergehende Sonne färbten. Sie saß da. Vollkommen allein. Inmitten eines Waldes. Ein Schneesturm tobte und sie taumelte völlig schwach hindurch, bis sie vor Erschöpfung anhalten musste und sich hinsetzten musste. Sie hatte keine Ahnung wo sie war und warum sie hier war. Sie erinnerte sich an nichts mehr. Sie wusste nur noch das sie Shingo gesehen hatte wie er sie angrinste. Sie nahm an, dass er das war, der sie hier her verschleppt hatte, damit sie in der Kälte starb. Doch das hatte sie nicht vor. Sie wollte leben und zurück zu ihrer Mutter und ihrer Schwester. Doch sie hatte keine Ahnung wie sie aus dem Wald und dem Schneesturm entkommen sollte. Da war es wieder. Das Jaulen eines Hundes. Sie konnte es immer deutlicher hören. Das hieß es kam näher. Doch sie hatte kaum noch die Kraft weiter zu gehen. Außerdem hatte sie sich schon komplett verlaufen. Es war kalt und sie fror. Sie war allein, einsam, und hatte Angst. Was sollte nun aus ihr werden? Ihr Katzeninstinkt meldete Alarm. Sie drehte sich um und sah in die funkelnden Augen Zähne fletschender Wölfe. Erschrocken stand sie auf und wollte davon laufen. Doch wohin sollte sie? Hatte sie überhaupt eine Chance zu entkommen? Nein. Sie war schwach und langsam. Sie war klein und allein. Sie konnte nicht entkommen. Die Wölfe liefen los und wollten sie angreifen, sie kniff die Augen zusammen und kurz darauf konnte sie den Knall eines Gewehres und das auf jaulen der fliehenden Wölfe hören. Sie waren weg. Aber wer hatte geschossen? Shikao hatte Suara immer noch nicht gefunden. Er gab es auf. Heute würde er sie eh nicht mehr finden können, denn es war wirklich schon spät und auch dunkel geworden. Als er nach Hause kam, sah er das Sukao immer noch mit Chika beschäftigt war. Sie schienen sich wirklich gut zu verstehen. Chika kam auf ihn zu. „Shikao-onii-san? Hast du Nee-san gefunden? Ich vermisse sie so sehr. Wann kann ich wieder nach Hause?“ Er seufzte tief aus. Er wollte Suara auch finden. Er vermisste sie doch auch. „Nein leider hab ich sie nicht gefunden. Aber ich werde sie finden. Das verspreche ich dir.“ Chika lächelte und wurde dann von einem Dienstmädchen in ein Gästezimmer gebracht. Sie schlief schnell ein, aber sie schlief wirklich sehr unruhig. Shikao saß wach in seinem Zimmer und dachte darüber nach was er als nächstes tun sollte. Sollte er wirklich in de sauren Apfel beißen und Gisang anrufen? Er riskierte es. Er wollte sein Mädchen wieder bei sich haben. „Ja?“, erklang eine Mädchenstimme an der andern Seite des Hörers. „Gisang, wo hast du Suara versteckt?“ „Shikao-kun? Du rufst mich an? Oh das freut mich aber. Woher hast du denn meine Nummer?“ Sie schien nicht wirklich auf seine Frage eingehen zu wollen. „Gisang! Wo ist Suara?!“ „Oh man, woher soll ich das wissen. Die interessiert mich doch nicht.“ „Spiel nicht die dumme. Spucke es aus oder du kannst was erleben.“ Sie schwieg. Gisang wusste einfach nicht was sie sagen wollte. „Was findest du nur an diesem Mädchen, sie hat kein Geld und hübsch ist sie auch nicht.“ „Was weißt du schon, und außerdem geht es nicht darum, du kannst sie nicht einfach verschleppen. Also wo ist sie?“ „Warum sollte ich sie verschleppen, ich hab mit der Sache nichts zu tun.“ Mit diesen Worten legte sie auch schon auf und warf das Telefon wütend auf ihr Bett. Warum suchte er sie so verzweifelt? So verzweifelt, dass er sogar sie anrief. Er hätte das früher nie gemacht. Früher waren ihm alle anderen scheiß egal. Gisang regte das auf. Sie wollte ihn für sich haben. Doch sie musste zugeben, dass Suara ihn verändert hatte. Er war freundlicher, offener, und er machte sich mehr Sorgen um andere. „Was soll der ganze Mist. Was hat die, was ich nicht habe? Wir sind beide sportlich, ich sehe besser aus als sie und kenne Shikao auch länger. Was soll das alles? Liebt er sie etwa?“ Sie grummelte. Sie hasste es zu verlieren und so einfach wollte sie sich nicht geschlagen geben. Sie würde etwas finden und sie fertig machen, nein, mehr als fertig. Sie würde sie zerstören. Ikami machte sich aber auch langsam Sorgen um ihre Freundin. Sie war nun schon drei Tage verschwunden. Gisang schien diese ganzen Tage richtig mies drauf zu sein und Shikao war die ganze Zeit nicht in der Schule gewesen. Ikami nahm an, dass er etwas mit Suaras verschwinden zu tun hatte. Das besorgte Gesicht von Takuma bestätigte ihre Befürchtung. Kapitel 35: Sehnsucht --------------------- „Ich fühle mich miserabel. Ich sehe alles verschwommen. Den Himmel, die Abendsonne, meine Füße… Geschieht mir recht. Wieso musste ich auch drei Tage lang im Finsteren verkriechen?“ Auch wenn sie nichts dafür konnte, dass sie hier unten war, kam es ihr so vor, als hätte sie ihren Entführern einen Anlass dazu gegeben, dass man sie hier unten festhielt. Sie fror und hatte unglaublichen Hunger. Der ganze Schuppen hier schien auch nicht wirklich stabil zu sein. Denn es stürmte draußen wirklich sehr stark und es bröckelte von den Wänden und auch von der Decke runter. Das ganze hier schien fast schon zusammen zu brechen. Es knarzte und krachte überall. Und sie konnte vor dem Fenster sehen, wie der Baum stark hin und her gebogen wurde. Dann schlug ein Blitz ein, aber nicht in den Baum. Ein Balken brach von der Decke und erwischte sie auch schon fast. Sie sah sich um, sie hatte Angst, denn es regnete Holzsplitter und das Ding schien jede Minute ein zustürzen. Und dem war auch so. Noch ein Balken löste sich aus der Decke und stürzte hinab. Sie schrie auf, konnte sich aber noch rechtzeitig wegrutschen, denn immerhin war sie immer noch gefesselt, sowohl ihre Hände als auch ihre Beine waren straff miteinander verknotet. Dann geschah das unabsehbare. Ein dritter und letzter maroder Balken stürzte hinab und drohte Suara diesmal nicht zu verfehlen. Doch nicht sie wurde getroffen. Sie kniff die Augen zu und machte sich schon auf den Schmerz gefasst. Doch sie hörte nur ein krachen und ein stöhnen. Als sie wieder die Augen öffnete konnte sie in die Augen von Shikao sehen. Sein schmerzverzerrtes Gesicht macht sie irgendwo glücklich, sie wusste das er schmerzen hatte, aber er war hier, hier um sie raus zu holen. Das genügte ihr. „Shikao.....?“ Sie klang schwach und auch traurig. Er schmiss den Balken von seinen Schultern, mit denen er den Sturz abgefangen hatte und kniete sich zu Suara, löste ihre Fesseln und hob sie hoch um sie dann nach draußen zu bringen. „Oh man. Kaum lässt man dich allein, lässt du dich gleich einsperren. Wäre ich nicht zufällig vorbei gekommen, wärst du jetzt Matsch.” „Zufällig? Aha. Und das soll ich dir glauben? Shikao blieb stehen und sah auf sie runter. //Ihre Schultern zittern und ihre Stimme klingt anders als je zuvor. Sie hat Angst.// „Tut mir leid, dass ich solange hier her gebraucht habe. Ich werde dich nie wieder allein lassen. Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid.“ Suara sah ihn verwirrt an. Sie kannte ihn so nicht. Hatte er sich Sorgen gemacht. „Shikao. Also wirklich, so kenn ich dich doch gar nicht. Außerdem kannst du mich runter lassen.“ „Ich lass dich nicht los.“ Er ging mit ihr weiter, direkt zu sich nach Hause. „Warum gehen wir zu dir? Bring mich nach Hause.“ „Deine Schwester ist seit drei Tagen bei uns, ich dachte mir das sie alleine vielleicht einsam ist.“ „Shikao! Was hast du dir denn dabei.....?! Danke.“ Sie lehnte sich an seine Brust und schloss die Augen, sie hatte sich die ganze Zeit große Sorgen um Chika gemacht. Aber sie war in Sicherheit und ihr ging es wirklich gut. Sie war Shikao im Moment gerade wirklich dankbar. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und ließ weiterhin die Augen geschlossen. „Danke, Shikao.“ Er nickte daraufhin. „Kein Ding. Ruh dich in aller Ruhe aus.“ Er drückte sie mehr an sich und brachte sie dann zu sich nach Hause. Auf dem Weg dahin war Suara eingeschlafen. Also brachte er sie in sein Zimmer und legte sie dort auf seinem Bett nieder, deckte sie zu und beschloss ihr mit seinen eigenen Händen etwas zu essen zu machen. Er hatte zwar noch nie gekocht, aber wenn er es versuchte, dann würde es schon was werden. Außerdem war es der Gedanke der zählt. Seine Großmutter sah ihm bei seinen kläglichen Versuchen zu. „Was soll das? Warum kochst du? Noch dazu zusagen, dass du nicht mal das kannst.“ „Du kannst mich später beleidigen. Ich hab wirklich zu tun, Baa-sama.“ „Und warum sagst du nicht einer deiner Maids, dass die dir was zu Essen machen sollen, wenn du Hunger hast?“ „Weil das Essen hier nicht für mich ist, sondern für Suara.“ „Hm? Suara-san? Das Mädchen, dass vor drei Tagen verschwunden ist? Hältst du sie dir etwa irgendwo zu deinem Vergnügen versteckt?“ „Nein, ich hab sie eben aus einem einstürzenden Keller oder so raus geholt. Sie ist in meinem Zimmer und schläft. Ich denke mal das sie nichts gegessen hat.“ „Aber warum kochst du? Das könnten doch die Hausmädchen machen.“ „Das wäre nicht das selbe. Ich hab nicht auf sie aufgepasst. Ich hätte sie beschützen sollen. Außerdem denke ich das es nicht nur wichtig ist, dass sie was isst, sondern auch, dass das.... Essen mit... Nährstoffen gekocht wird.“ „Mit Liebe wolltest du sagen.“ Die alte Frau seufzte. „Das ich meinen Enkel mal so besorgt wegen einem Mädchen sehe... Sie ist sicher kraftlos. Lass mich dir mal helfen.“ Sie ging zu ihm und begann Möhren zu wachsen und zu schneiden. „Fang du mal an Wasser zu kochen und dann Fleisch langsam an zu braten.“, wies sie ihren Enkel an. Shikao war zwar nicht wohl zu Mute, aber allein würde er es sicher nicht schaffen. Suara wachte auf. Ihre Magen zog sich krampfartig zusammen. Sie hatte furchtbaren Hunger. Sie setzte sich auf und sah sich um. Sie bemerkte dass sie sich in Shikaos Zimmer befand. //Er hat sich wirklich Sorgen gemacht. Und er hat mich den ganzen Weg hier her getragen. Und das er mich da gerettet hat. Oh man. Shikao...// Sie seufzte. Sie kam sich leicht verarscht vor. Warum machte er das alles für sie? //Als Kind war ich oft einsam und ich fragte mich oft, ob es je einen Menschen geben würde, der mich ernst nimmt und mir Geborgenheit schenken würde. Ich glaube ich habe diesen Menschen gefunden.// „Was soll ich nur tun? Was ist los mit mir? Warum schnürt es mir die Kehle zu? … Ich fühle mich miserabel. Ich sehe alles verschwommen. Den Himmel, die Abendsonne, meine Füße… Geschieht mir recht. Wieso musste ich auch drei Tage lang im Finsteren verkriechen?“ In diesem Moment trat Shikao mit einem Teller und wohl riechender Suppe hinein. „Ich hab dir was zu essen gemacht. Ich hoffe es schmeckt.“ Er stellte den Teller auf einen kleinen Tisch. „Wie geht’s dir jetzt?“ Sie sagte das, was eigentlich nur in ihren Gedanken existierte. Doch aufgrund ihrer schwäche wegen der Gefangenschaft platzte sie es einfach heraus. „Jetzt da ich deine Stimme höre und dich sehe, ist wieder alles gut. In den drei Tagen bin ich fast umgekommen, vor lauter Sehnsucht.“ Er sah sie verwirrt an. Mit so etwas hatte er aus ihrem Mund nicht gerechnet. //Sehnsucht. Ja. Aber damit bin ich immer allein.// „Hast du etwa Fieber oder willst du mich verarschen?“ Sie sah weg, sie konnte ihn nicht ansehen. Das was sie gesagt hatte war für sie zu tiefst peinlich. Auf einmal nahm Shikao das verschüchterte Mädchen sanft in seine Arme. „Am liebsten würde ich dich gefangen nehmen, dich einsperren, jetzt wo ich dich endlich wieder hier habe.“ „Nein. Alles, nur das nicht. Nicht einsperren.“ Ihre Stimme und ihr Körper zitterte. Seine Worte hatten zwar etwas beruhigendes aber auch etwas beängstigendes. Sie klammerte sich dann an ihn und schloss wieder die Augen. Kapitel 36: Nichts als Probleme ------------------------------- Es war nun schon eine Weile her. Suara war wieder zu Hause und auch ihre kleine Schwester. Doch Suara hatte den Abend ihrer Rettung, der nun schon eine Woche her war, nicht vergessen. Shikao hatte sie nach der Umarmung noch mit der Suppe gefüttert. Diese schmeckte wirklich außergewöhnlich gut. Damit hätte das Mädchen nie im Leben gerechnet. Am nächsten Morgen wurden sie und ihre Schwester dann zu ihrem Haus gefahren. In die Schule ging sie noch nicht. Sie arbeitete immer noch tagsüber bei Shikao im Anwesen. Gisang hatte sich seitdem auch nicht mehr in der Schule blicken lassen. Sie konnte sich denken, dass Shikao sie gerettet hatte, nachdem er von ihr erfahren hatte, wo sich Suara aufhielt und sie konnte sich auch denken, dass er nicht gerade nett zu ihr sein würde, jetzt wo er wusste, was sie mit dem Mädchen gemacht hatte, das er liebt. Ok, sie wusste nicht das er sie liebte, aber sie wusste, dass sie ihm sehr sehr wichtig war, denn sonst hätte er sie ja auch kaum nach dem Aufenthaltsort von Suara gefragt. Shikao ging in die Schule. Er konnte es nicht ertragen in Suaras Nähe zu sein. Er wusste das sie nichts für ihn empfand. Er peinigte sie und erpresste sie. Was konnte er da schon erwarten? Shingo kam in diesem Moment auf Shikao zu, dieser war noch immer in seine Gedanken versunken. Shingo rempelte ihn an. „Was soll der Mist. Pass auf wo du hin rennst. Oder ich mach Apfelmus aus dir.“ „Machen wir jetzt schon Scherze über anderer Leute Namen? Wie tief kann man denn eigentlich noch sinken? Sag nur, dass dich ein kleines Mädchen weich gekocht hat?“ „Mich hat niemand weich gekocht. Aber du bist es einfach nicht wert. Und jetzt geh mir aus der Sonne.“ „Hn. Was glaubst du eigentlich wer du bist? Ein reicher Schnösel, der sich eine Mitschülerin als Dienstmädchen hält. Du bist das Letzte. Ich sollte sie besser zu mir holen.“ Auf diese Aussage hin wurde Shikao wütend, niemals wieder würde er zulassen, dass man Suara einsperrte und ihm weg nahm. „Mach bloß keinen Scheiß! Wenn du sie anfasst bring euch dich um!“ Shingo grinste ihn an. „Was redest du das? Suara gehört doch nicht dir. Es ist natürlich etwas anderes, wenn du mit ihr zusammen wärst.” Daraufhin verließ Shingo erhobenen Hauptes den Schauplatz und ließ den wütenden Shikao allein zurück. Shikao musste zugeben, dass er Recht hatte. Suara gehörte nicht ihm, sie war auch nicht seine Freundin. Freundin? Ein Wort, ein Gedanke, den er nie mit Suara in Verbindung bringen würde. Nein. Dafür war zwischen ihnen zu viel vorgefallen. Er dachte lange nach, während er den langen Korridor zum Chemiezimmer entlang lief. Heute Nachmittag würde er sie wieder sehen. Heute Nachmittag würde sie in diesem süßen Outfit vor ihm stehen und ihn fragen wonach er begehrt. Sollte er es ihr sagen, das er sie begehrte, nur sie wollte, oder sollte er sie lieber nur im stillen vor allem Übel beschützen? War ihm das genug? Oder wollte er sie ganz für sich allein? Was wenn es von seiner Entscheidung abhing, wie es mit ihr weiter ging, wie es ihr erging? In diesem Moment erinnerte er sich an den Traum von der Statue, er erinnerte sich an die Katzen und die Stimme die ihm sagte er solle sie beschützen. Achilea. Er hatte nachgeforscht. Sie war die Katzengöttin, die in dieser Statue vor dem Schrein dargestellt werden sollte, warum also sah er in diesem Traum dort Suara. Er wusste sich keinen Rat. //Ich kann meine Zeit nicht mit Misstrauen vertrödeln. Ich kann meine Zeit nicht mit Ängsten vertrödeln. Ich kann meine Zeit nicht mit Ungewissheiten vertrödeln. Ich sollte stattdessen lieber meine Kräfte sammeln.// Auch Suara plagten jede Minute, Sekunde die Gedanken an ihre Familie, ihre Vergangenheit, die allmählich zu ihrer Zukunft wurde. Sie arbeitete hart für Shikao. Er verlangte ihr jede Menge ab. Schweißarbeit und Körperkraft. Sie war am Ende mit ihren Energien. Sie war wirklich erschöpft. Doch sie wusste das sie durchhalten musste. Ihrer Schwester zu Liebe, ihrer Mutter zu Liebe. Sie würde nicht aufgeben. Nicht bevor wieder alles im Lot war, und so wie es sein sollte. So wie es sein sollte? Ja? Wie sollte es denn sein? Was war denn eigentlich das Schicksal, das man ihr vorher bestimmt hatte? Welchen Weg sollte sie denn gehen? Der Priester im Schrein meinte, sie sei der Göttin Reinkarnation, und dazu bestimmt, die Welt im Gleichgewicht zu behalten. Aber wie sollte sie das denn machen. Sie beschloss, nach dem sie hier frei hatte, einmal wieder in den Schrein zu gehen. Nach all dem was vorgefallen war, war sie schon sehr lange nicht mehr dort gewesen. Der Priester machte sich sicher schon Sorgen, ob es passiert sein könnte. Sie seufzte. Dann war ja da auch noch die Sache mit Shingo. Sie konnte sich einfach nicht in seinen Kopf hinein versetzen. Was machte er hier? Was hat er vor? Warum war er bei Shikao gewesen? Wieder seufzte sie und dachte nach. Dann, nach einiger Zeit des Grübeln und der Furcht vor der Zukunft meinte sie: „Ich kann meine Zeit nicht mit Misstrauen vertrödeln. Ich kann meine Zeit nicht mit Ängsten vertrödeln. Ich kann meine Zeit nicht mit Ungewissheiten vertrödeln. Ich sollte stattdessen lieber meine Kräfte sammeln.“ Am Abend, als Suara fertig mit ihren täglichen Aufgaben war, verabschiedete sie sich von der Hausherrin und ging zum Tempel um den Priester zu sehen. Der wartete am Tor und schien sie bereits erwartet zu haben. Sie lächelten einander an und kurz darauf saßen sie sich im Teehaus gegenüber. Suara schwieg und sah zu Boden. Der Priester hatte auch lange nichts gesagt, doch nun ergriff er das Wort. „Es scheint viel vorgefallen zu sein. Ich weiß sehr wohl darüber Bescheid, ich bin zwar alt, aber meine Fähigkeiten als Priester und Ältester sind deswegen nicht schwächer geworden. Wohl habe ich bemerkt das dein Herz sich geöffnet hat. Willst du mir aber nicht erzählen woran das liegt?“ Sie schwieg. Sie wusste nicht was er meinte. Geöffnet? War sie so blind und hatte es nicht bemerkt? Oder meinte er etwas anderes als sie dachte? Oder bildete er sich das nur ein? „Nun denn. Ich weiß nicht, welche Macht dir deine Stimme nahm, aber ich denke du solltest deine Arbeit hier wieder aufnehmen, meditieren um dir Klarheit zu verschaffen. Das wird dir sicher helfen.“ Er stand auf und deutete ihr an sich zum Schrein der Katzen, zum Schrein von Achilea zu gehen. Sie tat dies. Sie wusste das sie dort hingehörte. Irgendeine Stimme sagte es ihr. Also folgte sie ihm. Als sie jedoch den langen Pfad hinab zum Tempel gingen, wurde Suara klar, dass etwas nicht stimmte. Das Gras und die Büsche waren zwar hoch gewachsen aber tot. Die Bäume schienen krank und hatten kaum noch Laub. Und das, was noch an den Zweigen hing, war vertrocknet und ebenfalls tot. Das einzige was noch am gedeihen und sprießen war, waren Unmengen an Katzengras. Unten am Tempel angekommen sah sie auch schon unzählige Katzen, die wie auch das letzte Mal um die Statue und den Tempel herum saßen wie kleine Wachen. Doch irgendwas schien ihre Aufmerksamkeit von Suara weg zu lenken. Sie flohen in den Wald. Suaras Katzeninstinkte sagten ihr, dass etwas ganz und gar faul war. Dann sah sie zu der Statue. Ihr Ebenbild. Doch... Kapitel 37: Der Weg ins Licht ----------------------------- Shingo hatte Suara aus dem Anwesen von Shikao gehen sehen. Er folgte ihr. Er fragte sich wohin das Mädchen zu so später Stunde noch hin wollte. Ihr nach Hause Weg lag in der komplett anderen Richtung. Warum also ging sie hier lang? Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie nie unnötige Umwege machte, sondern immer das Ziel im Auge behielt. Immer geradewegs dahin ging. Er folgte ihr. Als sie dann in ein Grundstück abbog, an dem ein Priester auf sie wartete, war Shingos Verwunderung umso größer. War sie auf einmal religiös geworden. Er konnte sich das bei ihr nicht so recht vorstellen. Er dachte da wohl eher an weitere Arbeit. //Dieses kleine Arbeitswütige Ding. Workaholic ist nichts dagegen.//, stellte er amüsiert fest.. Damit war seine Verfolgung auch schon beendet. Er hatte absolut nicht vor sie zu stalken oder sonst etwas in der Richtung. So etwas hatte er nicht nötig. Schmunzelnd ging er dann. Oder zumindest wollte er das, als er Gisang sah. Das hinterhältigste Mädchen auf der Schule, wie er fand, wenn er auch zugeben musste, das es einen gewissen Reiz hatte sie zu verführen. Aber darauf hatte er im Moment keinen Lust. Er konnte sehen wie das fiese Mädchen in den Tempel ging und Suara folgte. Was hatte sie denn diesmal vor. Er folgte ihr hinein. Shikao war zu Hause angekommen. Ein wenig freute er sich ja wieder da zu sein. Denn Suara würde da sein. Er hatte aber auch Angst sie zu sehen, okay, was hieß Angst. Er wusste nur das er sie wieder quälen würde, aber er wusste nicht warum. Doch sie war nicht da. Man sagte ihm, dass das Mädchen schnell weg gemusst habe. Und früher gegangen war. Was hieß früher, sie schob heut einfach keine Überstunden um Shikao Dienste zu leisten. Das konnte er verstehen. Sie war wahrscheinlich genervt von all den Arbeiten. Erst den ganzen Tag schuften und dann sollte sie ihn auch noch bedienen und nach Shikaos Pfeife tanzen. Klar das sie da lieber zu ihrer Familie ging. Er seufzte und ließ sich auf sein Bett fallen. Ohne sie um sich herum machte nichts Sinn. Warum nur? „Man. Ich sollte echt auf andere Gedanken kommen, wer brauch diese kleine Göre denn? Ich ganz sicher nicht.“ Diese Worte hatte natürlich seine Großmutter gehört und betrat verhalten aber augenscheinlich wütend sein Zimmer. „Auf andere Gedanken willst du also kommen? Warum hast du sie dann erst eingestellt?“4 Er erschrak. „Großmutter? Was machst du denn hier? Kannst du nicht anklopfen?“ „Jetzt hör auf mit deiner 'Lasst-mich-doch-alle-in-Ruhe' Attitüde. Erst seufzt du hier stundenlang rum und dann willst du sie vergessen?“ „Na und, kann doch dir alten Schachtel egal sein.“ Shikao wollte nicht, dass seine Großmutter, die er hasste und die ihn hasste, sich noch weiter in die Sache mit Suara einmischte. „Sei doch mal ein Mann und steh dazu. Wenn man Gefühle verleugnet oder unterdrückt, so werden sie eh nur stärker.“ Er sah die alte Frau an und knurrt vor sich her. „Was weißt du schon. Dieses Mädchen, …. sie, ist nichts weiter als meine Sklavin.“ „Das glaubst du aber auch nur. Wenn du willst, dass sie sich in dich verliebt, dann solltest du dir schnell mal überlegen, wie du ihr helfen kannst, ohne sie schlecht zu behandeln.“ „Ich behandele sie schlecht, weil ich sie nicht leiden kann!“, schrie es aus ihm heraus. Er wollte das nicht. Er wollte nicht das diese Frau in sein inneres sah. „Wenn du dein Herz verschließt dann verlierst du sie ganz sicher. Sei dir dessen bitte bewusst, das ist alles was ich dazu noch sage. …. „ Sie schwieg und ging zur Tür, dann sagte sie noch, „Wenn du mal einen rat hast, denk daran das du eine Familie hast.“ Immer tiefer in den Urwald, so kam es Shingo jedenfalls vor, folgte er Gisang, diese wiederum Suara folgte. Die Pflanzen auf dem kleinen schmalen Pfad waren alle so gut wie abgestorben, verdorrt und krank. Es war wirklich kein Leben mehr in ihnen, außer was das Katzengras anging. Das war wohl Ironie, dachte sich Shingo. Ein Katzenmädchen hier. Und es wächst nur massenhaft Katzengras. Bei dem Gedanken, dass es wirklich was mit Suara zu tun hatte, musste er sich stark das Lachen verkneifen. Denn sonst hätte Gisang ihn ja gehört. Was sie hier machte, fragte er sich auch immer noch. Suara war sicher wegen Arbeit hier, aber Gisang war wohlhabend, sie würde sich nie auf niederes wie Arbeiten hinab würdigen lassen. Nein, er dachte da eher daran, dass sie wieder irgendwas im Schilde führte. Gisang lief den schmalen Pfad entlang und schien ihren Verfolger nicht wahr zu nehmen. Er war ihr sozusagen egal. Völlig egal. Piep egal wenn man wollte. Und die Pflanzen, die grau und braun ihre Köpfe hingen ließen und das seidig wirkende Katzengras waren ihr genauso egal. Das einzige was das silbern haarige Mädchen wollte, war zu wissen, was Shikao an dieser elenden Göre fand. Sie konnte das einfach nicht verstehen. Aber das war vielleicht auch gut so, dass sie das nicht verstand. Suara war mittlerweile wieder in ihrer Katzenform und im Wald zusammen mit den anderen Katzen. Shikao, immer noch zu Hause wartete auf Nachricht. Er hatte Chika gebeten, dass er sie anrief, wenn Suara zu Hause war. Doch der Anruf kam nicht. Also ging er sie dann doch suchen. Neumond hieß für ihn nie etwas gutes. Er machte sich wirklich Sorgen um Suara, sein Füße trugen ihn direkt zum Schrein, er wusste nur nicht warum. Ein Schrei, ein lauter Schrei ließ alle Anwesenden aufschrecken, Gisang, den Priester, und Shingo. Auch Shikao hatte das gehört und lief an denen vorbei in den Wald. Kapitel 38: Liebe, Liebe, Liebeskrankheit ----------------------------------------- Shikao rannte einfach weiter, quer durch das Gestrüpp. Jeder Ausenstehende würde meinen, dass Shikao einfach planlos und ziellos durch den Busch stürmte. Aber er ließ sich von seinem Herzen und somit von seinem Gefühl leiten. Alles um ihn herum schien unwichtig zu sein. Er wollte nur zu Suara. Und das sofort. Er ahnte schreckliches. Gisang war wie erstarrt und als sie sich umdrehen wollte und wieder gehen wollte, rannte sie direkt in Shingo hinein, der sie böse ansah. „Kannst du mir sagen was du hier wolltest? Warum bist du Suara gefolgt? Wie viel hast du gesehen?“ Gisang bekam keinen Ton heraus. Sie hatte alles gesehen. Erst die Katzenohren dann die komplette Verwandlung zu einer Katze. Für sie war Suara ja schon immer nicht normal gewesen aber das sie so unnormal war, hätte selbst Gisang nicht gedacht. Also wirklich. „Suara, sie ist... ein Monster.“ Shikao zuckte. Sie hatte dieselben Augen wie die, die damals Suara fertig gemacht hatten. Er hasste sich gerade selber dafür. Warum hatte er das alles nur getan. Nur weil sie anders war, nicht so wie alle anderen? Was war schon dabei, sie konnte im Endeffekt ja auch nicht dafür dass sie so war, wie sie war. Sie war eben sie und eigentlich auch ein sehr liebes hübsches Mädchen. „Sie ist kein Monster. Sie ist ein Mädchen. Vielleicht nicht so wie du. Aber das macht sie zu keinem schlechteren Menschen. Im Gegenteil. Du solltest Respekt haben, dass sie das alles hinnimmt. Und dich lieber fragen, wie sehr sie selber darunter zu leiden hat.“ Mit diesen Worten ließ er Gisang stehen. Diese stand immer noch ungläubig da und starrte in die Dunkelheit bis sie irgendwann dann doch nach Hause stolperte. Shingo war unterdessen Shikao gefolgt. Er war sicher da hin gelaufen wo das ganze Katzen Gejaule herkam. Er folgte dem Krach und kam bald auch auf einer großen Waldlichtung an. Das Gras war flach und der Mond erhellte die ganze Fläche. So dass man denken könnte, dass es Tag wäre, wirklich atemberaubend. In der Mitte stand eine Statue. Sie sah aus wie Suara.... nein, falsch, das war Suara. Sie war zu Stein geworden. Warum? Wie? Die ganzen Katzen saßen um die Statue in einem großen Kreis und sahen zu dem versteinerten Mädchen auf. Sie weinte tränen aus roter leuchtender Flüssigkeit. Blut? Wasser? Was war das? Davor, also vor der Statue, konnte er Shikao sitzen sehen. Sein Blick war zu Boden gerichtet. Er fluchte. Shingo ging zu ihm,. „Was ist hier passiert?“ „Ich kam zu spät. Ich konnte sie nicht beschützen, so wie es von mir erwartet wurde. Ich bin erbärmlich.“ Dann sah Shikao nach oben zu dem Mädchen, stand auf und wischte die roten Tränen hinfort. „Ich wollte sie nie wieder weinen sehen, auch wenn das eine Statue ist, weiß ich das ihr Herz darin gefangen ist.“ „Ihr Herz? Das ist doch unmöglich.“ „Frag mich mal was leichteres. Als ich hier ankam, war das nur ein alter Klotzen und dann hat er sich Suara einverleibt, dann sah er so aus.“ Shingo schluckte. Es musste doch einen Weg geben sie das raus zu holen. Et wollte sich bei ihr ernsthaft und aufrichtig entschuldigen. Dann hörten sie Schritte und konnten sehen wie der Priester zu ihnen trat. „Es gibt einen Weg. Aber ich befürchtete das es so gut wie unmöglich für euch ist. Und es ihr weh tun würde. In ihrem Herzen.“ Shikao sah ihn an. „Ich mach alles, nur sagen sie mir was ich machen muss. Ich will sie nicht verlieren.“ Ein Feuer lag in Shikaos Augen. Er war wirklich voll bei der Sache. Egal was es kosten sollte. Er würde es geben, riskieren, aufbringen, um dieses Mädchen zurück zu holen. Der Priester bemerkte dieses Feuer der Gefühle, er musterte aber auch Shingo, in dem eine ähnliche Flamme loderte. „Morgen ist Neumond. Kommt wieder. Und macht euch bis morgen Mitternacht klar, was die Katze euch bedeutet.“ Mit diesen Worten ging er und ließ die Jungen da stehen. Shikao wusste das er alles tun würde, alles. Aber das genau das würde auch Shingo tun. Als Entschuldigung und Entschädigung, für das was er ihr einst angetan hatte. So gingen die Jungs also nach Hause. Beide mussten lange nach denken. Shingo lag wach in seinem Bett und starrte zur Decke. Er musste an Shikaos Blick denken. Er war in Suara mehr als nur verliebt. Sie war sein Leben. Aber... „Die Zeit ist noch nicht gekommen. Ich warte bis sich das Band in ihren Herzen immer weiter verheddert, bis es so verheddert ist, das es sich nicht mehr entwirren lässt. Das Band der Liebe wurde nicht verknüpft, sondern begann sich zu verheddern, in dem Moment dort. Und es macht keine Anstalten sich zu entwirren, bis es die beiden in einen sanften Würgegriff nimmt.“ Er musste weiter an Suara denken. Die kurze Zeit, seit er hier war, hatte er zwar nicht viel Zeit gehabt, die er mit ihr verbringen konnte, aber es war dennoch... schön. „War sie eigentlich schon immer so hübsch? Warum werde ich jetzt plötzlich knallrot? Reiß dich zusammen. Beruhige dich. Denk nicht mehr an diese Göre. Genug von ihr.” Er konnte spüren, dass seine Wangen warm, heiß wurden und sich rot einfärbten. Was war das für in Gefühl? So warm. Er drehte sich dann prompt auf die Seite, ließ seine Hände aber hinter dem Kopf verschränkt und dachte immer weiter nach. Er hasste es, wenn er etwas nicht verstand. Dann dachte er immer so lange nach, bis sich die Sache aufklärte. „Es war nur für einen kurzen Moment, aber ich war tatsächlich neidisch. Oh man. Ich weiß nicht ob ich gegen Shikao ankomme, aber ich will das sie nur Augen für mich hat. Ich bin machtlos, gegen meine Gefühle für sie. Erbärmlich. Das ich mal so krank vor Liebe werde... Ich will dieses zärtlichen Hände und dieses Lächeln, obwohl ich weiß das gerade ich nicht danach verlangen darf. Ich habe ihr einfach zu sehr weh getan.“ Zur gleichen Zeit aß Shikao mit seiner ganzen Familie zu Abend. Er hatte keinen Appetit und stocherte nur so im Essen herum. Er musste die ganze Zeit an Suara denken. Seine Großmutter hatte das bemerkt. Sie seufzte. „Du solltest Essen Shikao, dann lassen sich Probleme besser lösen und es lässt sich besser nach denken.“ Shikao sah plötzlich auf. Diese Frau war gruselig, Es war so als könnte sie Gedanken lesen. Dann sprach sie auch schon weiter. „Wenn ich Probleme habe, so rufe ich mir einen angenehmen Ort ins Gedächtnis, von dem aus ich alle Ziele erreichen kann.“ Shikao schwieg. Dann durchfuhr ihn ein Blitz und er aß schnell auf, fuhr nach oben, entschuldigte sich für heute und stürmte nach oben in sein Zimmer. Seine Großmutter hielt seine Mutter auf ihm zu folgen. „Lass ihn, ich habe das Gefühl, dass er Zeit brauch, allein.“ Er saß auf dem Bett und sah zum Fenster hinaus. Er stellte sich vor, dass Suara jetzt da war und ihm bewirtete. Was war er nur für ein Mensch, er hielt sie sich wie ein kleine Sklavin. Er seufzte. „Wenn sie nicht bei mir ist, hat alles keinen Sinn, aber ich habe nicht vor ihre Hand los zu lassen. Ich bekomme Sehnsucht nach ihre. Das ich mal jemanden so lieben könnte. Hätte nie gedacht, dass so ein Mädchen mal auftaucht. Liebeskrank zu werden passt nicht zu mir. Dieses Fieber muss ich wieder los werden, ich werde es an sie abtreten.“ Er stand auf, ging zum Fenster und sah in die Richtung in der der Tempel lag. „Ich kann die Kleine nicht im Stich lassen.“ Kapitel 39: Verhängnisvolle Neumondnacht ---------------------------------------- Nichts schien noch länger Klarheit zu verschaffen, nichts, aber auch gar nichts schien einen Sinn zu ergeben. Aber eines wusste die Frau, ihr Kind war in Gefahr. Und sie konnte sie retten. Nur sie. Auch wenn es schwer fallen würde. Sie war ja auch in gewisser weise Schuld an der Misere. Sie musste etwas tun. Sie ging zum Tempel. Es war schon spät. Die Sonne begann sich hinter dem Horizont zu neigen und die Nacht einzuleiten. Nacht. Kein Mondschein. Neumond. Diese Nacht war das Einzige, woran Shingo und auch Shikao denken konnten. Warum? Nenn es Liebe oder Wahnsinn. Irgendwann sagt man für immer. Irgendwann sagt man mach's gut. Und wer sagt so ist das Leben. Der weiß nicht wie weh das tut. Auch Shikao kannte diesen Schmerz lange Zeit nicht, doch nun wusste er es. Nur wusste er nicht, was er dagegen tun konnte. Er konnte Suara nicht bei sich halten. Sie sah in ihm nicht das, was er in ihr sah. Er peinigte sie, behandelte sie schlecht und erpresste sie. Was sollte sie da schon empfinden? Aber er würde sie retten. Er liebte dieses Mädchen, mehr als sich selber. Alles würde er geben. Und daraufhin machte er sich auf zum Tempel. Wenn dieses der Liebe Lied erklingt halten sie sich ganz fest im Arm, so fing doch einmal alles mit ihnen an. Sie will nicht, dass man ihr ins Herz hinein schaut. Lasst sie einfach traurig sein, das ist ihr Wunsch. Und doch wünscht sie, dass einer ganz nah bei ihr bleibt, ohne schweigend fort zu gehen. Ihr einmal zusagen: Ich liebe Dich, und dann vergessen, da es sie gibt, mit ihr noch eine letzte Nacht. Das Glück kennt keine Ewigkeit. Auch ihr Lied gehört der Zeit. Was bleibt ist seine Zärtlichkeit. Sie ist wie ein Lied, das in mir weiter klingt. Gedanken lassen sich nicht aufhalten, sie schreiten voran, unaufhörlich weiter. Auch Shingos Gedanken während er sich schweren Herzens zum Tempel bewegte. „Wenn auch heut mein Herz fast bricht Du, die Tränen siehst du nicht. Du warst mein schönster Traum. Ich gebe ihn auf für dich.“ Ja auch er war dem Mädchen verfallen, auch er liebte sie. Und deswegen wollte... würde auch er alles geben für Suara. Alle beide sahen sich am Eingang und fauchten sich kurz an. Was wollte der jeweils andere denn hier? Keiner wusste eine Antwort darauf. Unterdessen war die Frau an dem Schrein vorbei, und stand dann vor dem Abbild Suaras in der ihre Seele gefangen war. „Sein Blick hat dich sanft nur berührt Doch ich hab‘ das Feuer gespürt Ein Funke sprang aber Ihr fühltet das Fieber Mit euch ist was tolles passiert Seitdem tust du alles für sie Und du lässt sie niemals im Stich Ihr fehlt nur das eine Du weißt was ich meine Doch keiner von uns spricht es aus Nun bin jedoch ich an der Reihe meine Reue zu tun...“ Die Frau hatte ihre Hände auf die Statue gelegt und murmelte vor sich hin. Dabei begannen die Katzen zu jaulen, die Figur zu leuchten. Der Priester beobachtete alles. Nickte nur. Shingo und Shikao kamen hastig angelaufen als sie die Katzen gehört hatten. „Das ist.... Suaras Mutter... Was macht sie denn da?“ „Sie holt ihre geliebte Tochter zurück. Sie opfert sich.“ Die Jungs sahen ihn ungläubig an. Das war doch wohl ein schlechter Scherz. „Ihr dürft euch nun nicht mehr da hin bewegen, die Katzen würden euch töten.“ Die Frau sprach weiter. „Drei kleine große Worte Die ihr euch nicht zu sagen traut Wenn ihr euch in die Augen schaut Dann ist es euch längst schon klar Drei kleiner große Worte Die ihr ganz tief im Herzen habt Les ich aus jedem Blick von euch Denn ihr seit euch so nah Die Zartlichkeit in seinem Blick Die gibst du ihm zurück Ihr zwei seit zusammen Die Welt steht in Flammen Euch wird schon ganz Schwindlig vor Glück Ihr habt euch Vertrauen geschenkt Und jeder sagt was er denkt Da war nur das eine Ihr wisst was ich meine Ihr steht nicht zu euren Gefühlen Das ist eine Chance die euch gegeben wird. Ich wünsch mir nur das du es ihr sagst: Ich liebe dich.“ Die Frau fiel um und alle Katzen liefen zu ihr und mauzten lautstark als sie über sie herfielen. Der Priester und auch Shingo mussten Shikao festhalten, damit er nicht hin lief. Auch er würde auseinander genommen werden. „Ich werde dir deinen Wunsch gewähren...“, ertönte eine Stimme aus dem Nichts. Die Katzen liefe weg. Von der Frau waren nur noch Leichenüberreste übrig. Verstümmelt, abgefressen. Shikao kannte die Stimme. Es war die selbe, die er schon einmal, mehrmals, in seinem Traum gehört hatte. Die Gleiche Stimme, die ihm gesagt hatte, er solle Suara retten. Nur er könne das. Die Reste der Frau kristallisierten sich und schimmerten wie Glühwürmchen. Sie wurden eins mit der Statue. Diese verließ darauf hin ihre feste Form und Suara wurde wieder menschlich, aus Fleisch und Blut. „Für das was wir am meisten wollen, werden wir teuer bezahlen.“ Shikao runzelte nur kurz die Stirn und lief dann zu dem Mädchen dann verstört, apatisch am Boden hockte. Er nahm sie fest in den Arm, er war so froh dass sie wieder da war. Nur die Worte des Priesters beunruhigten ihn. Außerdem war Suaras Mutter... fort.... tot. Für immer nicht mehr da. Was sollte Suara und Chika denn machen? Er würde sie wieder bei sich aufnehmen. Und wenn er Suara dazu zwingen musste. Suara hatte starke Kopfschmerzen. Sie hielt sich den Kopf. Realisierte erst später wo sie war. „Shikao...? Was machst du hier... und wo bin ich.“ Er sah sie an. Sie erinnerte sich also an nichts. Er lächelte sie beruhigend an. „Alles gut, du bist du wegen Übermüdung hier umgekippt und eingeschlafen. Wir haben dich nicht wach bekommen.“ „Ein...ge...schlafen? Wie lange hab ich geschlafen?“ „Lange mein Kind. Und du solltest dich noch ausruhen. Deine Schwester braucht dich.“ Der Priester kam du den beiden getreten. Suara wusste nichts mehr. Sie sah dann nur wieder Shikao an. Und in diesem Moment wusste sie was er war für sie. //Du hast die Augen eines Engels. Hab' mich total verlor'n an Dich. Total verrannt in dieses Himmelblau tief in dir. Kleine Teufel sah ich nicht. Meine Freunde warnten mich. Schau nicht nur auf sein Gesicht. Doch ich liebe Dich. Ich werd' es immer tun. Hab' nur mit Dir und nur für Dich gelebt all die Zeit, die ich bei dir war. Und bis heute nichts bereut. Auch wenn ich manchmal durch die Hölle ging. Ich war Wachs in Deiner Hand. Du bist schon viel zu tief in mir.// Dann ergriff wieder Shingo das Wort. „Das mit deiner Mutter tut mir leid. Jetzt musst du dich und deine Schwester ohne sie ernähren.“ „Meine Mutter ist seit 17 Jahren tot.... ???“ Kapitel 40: Das Lied der Vergangenheit -------------------------------------- Als Suara dann zu Hause angekommen war, saß ihre kleine Schwester auf der Coach und sah sie wartend an. Suara wusste nun aber nicht so ganz genau, was das nun zu bedeuten hatte und ging dann einfach in die Küche um sich noch etwas zu essen zu machen. War ja auch irgendwo schon eine Weile her, dass das Mädchen etwas gegessen hatte. „Chika, warum bist du eigentlich noch nicht im Bett?“ Chika kam zu ihrer großen Schwester in die Küche und zupfte an ihrem Rock, sah verdammt traurig aus. „Wo ist Mama, wann kommt sie wieder?“ Suara sah sie an und hockte sich dann vor ihre Schwester, strich ihr sanft über den Kopf. „Mama ist doch schon lange weg. Ich bin nur noch bei dir...“ Chika lief dann weinend in ihr Zimmer, sie konnte einfach nicht glauben, dass ihre Mutter nicht mehr da war. Als sie oben angekommen war, rief sie ihren neuen Freund an, den sie auch aus der Grundschule kannte. Sie gingen zwar nur in Paralellklassen aber sie kannten sich immerhin durch etwaige Umstände. Als sie den Hörer aufgelegt hatte packte sie alle ihrer Sachen in einen Koffer und kurz darauf stand eine kleine dennoch prunkvolle Limousine vor der Tür. Und sie stieg einfach ein, Suara konnte nur zusehen. Ihre kleine Schwester wollte gar nicht auf sie hören. Eine zweite Limousine stand dann hinter der ersten und Shikao stieg aus. „Pack deine Sachen Kätzchen. Allein kannst du die Miete hier nicht bezahlen.“ Suara fauchte ihn an. „Ich konnte es bisher auch, und bring Chika wieder zurück.“ „Nein konntest du nicht. Und jetzt komm einfach mit.“ Und schon war er an ihr vorbei und ihr Zimmer war auch schnell gefunden. Er war ja schließlich schon mal hier gewesen. Also war auch schnell ein Koffer unter dem Bett gefunden. Und Shikao begann Suaras Sachen in den Koffer zu packen. „Das restliche Zeug holen wir später. Fürs Erste reicht das hier.“ „Lass das! Pack das wieder aus. Ich komme nicht mit!“ Shikao war aber mittlerweile schon fertig und ein Chauffeur brachte den Koffer ins Auto. Shikao hielt Suara fest, die sich ihren Koffer zurück holen wollte. „Komm doch einfach mit Suara.“ Sie sah ihn an und seufzte nur. Warum sollte sie das denn tun. Sie hatte wirklich keine Ahnung. Doch schlussendlich hatte sie sich beugen lassen und ließ sich dann in die Villa bringen. Shikaos Mutter brachte sie dann ihr neues Zimmer und die Großmutter zog sich Shikao zur Seite. Alles musste nun ausdiskutiert und geregelt werden. Der nächste Schultag begann wieder vollkommen normal. Suara ging weit vor Shikao zur Schule. Auch wenn sie erst einmal zugestimmt hatte, bei den Taneda zu wohnen, so musste dass ja nicht gleich jeder wissen, und mit dem Typen wollte sie eh nicht zur Schule fahren. In einer fetten Limousine. Das passte ihr eben nicht in den Kram. Also wurde sie auch schon recht freudig von Ikami begrüßt. Suara lächelte. Heute sollte die Klassenfahrt geplant werden. Oder eher die Gruppenfahrt. So eine richtige Klassenfahrt war das nun auch nicht. Wohin wollten sie also nun fahren. Die Gruppe wusste es immer noch nicht, aber man würde sich schon noch einigen. Ganz sicher. Und so setzte sich die Gruppe in der großen Pause in der Cafetaria zusammen und entschieden über das Ziel. Shikao und Suara schwiegen einfach nur. So wirklich etwas zu sagen hatte keiner von beiden. Aber irgendwie war Shikao es eh egal. Hauptsache er konnte bei Suara sein. Doch das gleiche Bedürfnis schien noch ein anderer Kerl in der Runde zu haben, der sich dem hier gerade freudig angeschlossen hatte. Und auf einmal war Shikaos Laune noch mehr im Keller als vorher. Shingo wollte nun auch noch mit kommen. Wenn jetzt auch noch.... „Ich komme auch mit. Einer muss da ja für Niveau sorgen.“ Ja … sie wollte. Gisang kam dann also auch mit. Spitze. Suara kicherte nur kurz amüsiert. Das versprach ja doch recht amüsant zu werden. Gisang und sie, Shingo und Shikao. Die vier waren ja soundso schon ein Herz und eine Seele und wie Suara das Ganze hier einschätzte, würde das Verhältnis der vier nicht wirklich verbessert werden dadurch. Nun gut. Sollte nun nicht ihr Problem sein. Sie wollte ihren Spaß haben, bei diesem Ausflug. Und sie fuhren ja nicht zu viert. Ikami begleitete sie ja auch. Und natürlich auch noch Andere. Aber Ikami war ihr wichtig. Ihre beste Freundin war dieses Mädchen mittlerweile geworden. Auf einmal gab es einen Knall. Alle sahen zu Suara. Sie lag auf einmal bewusstlos auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. „Der Stress.“, meinte Shikao und hob sie an. Er meinte noch flüchtig, dass sie wohl etwas Ruhe bräuchte und er sie ins Krankenzimmer bringen würde. Sie träumte. Eine Wiese. Ein Tempel. Alles in allem eine friedliche Atmosphäre. Irgendwo her drang eine samtweiche Stimme und sang. „Stimmen aus dem Nirgendwo, Katzenstimmen überall. Stimmen aus Nirgendwo. Katzen überall. Sie tanzen... Sie springen... Sie laufen.... und singen...“ Ein Lied dass vertraut klang. Man kannte es. Ein altes Kinderlied. Ihre Augen wanderten umher. Hier war nicht das 20. Jahrhundert. 19. Jahrhundert nicht mal, wenn man von den Häusern ausgehen konnte. Alte Häuser, doch sie sahen aus, als wären sie gerade erst aus dem Boden gewachsen. Edo? War das das Edo-Zeitalter? Eine Zeit der Kriege und des alten Kaisers, die Tokugawa-Domäne. 1603 bis 1868 herrschte das Tokugawa Shogunat über Edo, nun Tokyo. Edo wuchs zu dieser Zeit zu einer der größten Städte der Welt heran. Nachdem er in der Schlacht von Sekigahara alle Konkurrenten um die Herrschaft über Japan besiegt hatte, wurde er 1603 vom Tennō zum Shōgun ernannt. Edo wurde Regierungssitz und damit politisches Zentrum Japans, Kyoto blieb als Residenzstadt des Tennō formelle Hauptstadt des Landes. Viel mehr wusste sie nicht darüber. Sie lief ein Stück weit weiter, folgte einem schmalen Pfad. Hier gingen nicht viele Menschen lang. Das Gras war hoch, und der Pfad schmal. Sie konnte gerade noch so erkennen wo der Pfad lang ging. Die Wiesen blühten auf, Gänseblümchen, Hahnenfuß, Löwenzahn und andere Frühlingsblumen. Bienen und Wespen konnte man surren hören. Es war warm. Es war sonnig. Es war schön. Frühling. Der Sommer schien nicht einmal weit entfernt. Wieder diese Stimme.„Ich war in der Morgendämmerung auf leisen Pfoten unterwegs Taufeuchtes Gras unter meinen rosa Ballen. Der Wind war kühl aber mein dichtes Fell hielt warm. Mit gespitzten Ohren lauschte ich dem Gesang der ersten Vögel und genoss den Duft des Sommers.“ Wovon handelte dieses Lied? Und war hier nicht gerade Frühling? Suara bog ab. Um einen kleinen Busch herum führte sie der kleine Pfad. Sie sah ein Mädchen. Katzenohren und ein Schwanz. Sie war wie sie. Sang, war fröhlich und genoss die Freiheit. Wie wäre es wohl wenn Suara selbst so eine Kindheit gehabt hätte. Moment... dieses Mädchen. Gerade als es sich zu Suara drehte, sah sie, dass dieses Mädchen genauso aussah wie sie in diesem Alter? Wer war sie? „Warte?“ Suara lief ihr nach, doch das Mädchen lief davon. Suara ihr hinterher. Sie rief ihr, sie solle warten. Doch es nützte nichts. Sie hörte nicht. Hatte sie Angst? Warum lief sie davon? Dafür gab es keinen Grund. Eine Brücke verbindet den Himmel und die Erde. Wegen der vielen Farben nennt man sie die Brücke des Regenbogens. Auf dieser Seite der Brücke liegt ein Land mit Wiesen, Hügeln und saftigem grünen Gras. Eine Geschichte die Suara von früher kannte. Zu diesem wunderschönen Ort, an dem Suara nun ging, gehen die geliebten Tiere auf der Erde, die für immer eingeschlafen waren. Hier gab es immer reichlich zu Fressen und zu Trinken. Ein schönes warmes Frühlingswetter herrschte immer hier. Suara hatte eine Welt betreten, weit ab von irdischen Gelüsten. Sie hatte das alte Edo hinter sich gelassen als sie durch das Gras lief, als sie über die Brücke gelaufen war. Kranke und schwache Tiere waren wieder voller Lebensenergie und sprangen herum. Sie tanzten und sangen. Sie spielten den ganzen Tag zusammen. Doch Suara spürte, dass es etwas gab, dass sie vermissten. Tiere hatten immer einen Menschen, eine Bezugsperson um sich gehabt. Nun waren sie allein. Unter sich. Auf Erden wurde sie geliebt. Nun existierten sie nur noch in den Träumen der Menschen. Sie würden so lange bleiben dürfen, bis man sie vergaß, bis sie nicht mehr vermisst würden. Dieses kleine Mädchen war aber anders. Sie hatte menschliche Gestalt, und Eigenschaften einer Katze. Suara konnte mit ihr nur knapp mithalten. Warum war sie langsamer. Sie waren doch von der gleichen Art. Die Füßen trugen sie schneller und schneller. Suara hatte sie gesehen. Und wenn sich zwei einer Art treffen, muss man den Anderen in die Arme nehmen und Kraft geben. Man muss eines werden, ohne sich selbst aufzugeben.Dinge verschwinden aus dem Leben, aber nie aus dem Herzen. Das Mädchen blieb auf einmal stehen und drehte sich um. Sie hielt Suara eine Hand entgegen und sagte: „Lass uns gemeinsam die zweite Brücke des Regenbogens überqueren. Dann werden wir nie mehr getrennt sein.“ Suara zögerte. Doch dann ergriff sie die Hand und sie gingen gemeinsam weiter. Hand in Hand. „Warum bist du geflohen?“ „Bin ich nicht. Ich habe dich getestet. Du musst schneller werden. Du bist meine Wiedergeburt. Und ich bin ihre.“ „Ihre? Wer ist 'sie'? „Sie ist die Göttin. Achilea.“ Suara sah sie an. Sie erinnerte sich in ihrem Traum an de Tag im Tempel. Die Statue, die ihr so ähnlich gesehen hatte. Trug sie nicht den gleichen Namen? Hatte der Priester nicht etwas Ähnliches gesagt? Warum kamen alle Katzen zu ihr? Nur weil sie ein Katzenmensch war? Aber sie hatte diese Eigenschaften doch nur, wegen dieser Operation. „Komm mit. Ich möchte dir etwas zeigen.“ Also folgte sie dem Mädchen. Ihren Namen kannte sie nicht. Shikao saß neben ihr und beobachtete sie. Sie hatte seit einer Stunde keine Bewegung mehr gemacht. Kein Fingerzucken, kein Liderzucken. Sie lag vollkommen ruhig auf dem Bett im Krankenzimmer. Die Krankenschwester fühlte hin und wieder ihren Puls. Sie meinte dass alles vollkommen normal wäre. Aber auch sie, dass sah Shikao ihr an, war besorgt. Normalerweise bewegte man sich im Schlaf. Aber was war in Suaras Fall denn noch normal. Nichts, nicht nachdem was er gesehen hatte. Er seufzte und stand auf. Er würde sich erstmal etwas zu trinken holen. Er würde dann wieder kommen. Er bezweifelte, dass sie alsbald aufwachen würde. Shingo lief ihm im Gang über den Weg. „Wie geht es ihr?“ „Was geht’s dich denn an?“ Die beiden waren noch verhasst wie eh und je, selbst nach dieser verhängnisvollen Neumondnacht. Der Priester hatte auch nichts hilfreiches mehr gesagt. Und die beiden waren nach Hause gegangen, zusammen mit Suara. Shikao trug sie. „Sie ist mir genauso wichtig wie dir, Armleuchter.“ „Ach ist sie das? Bisher genügte nur ihr Name um dich in Rage zu bringen, oder nicht.“ Shikao grinste. Er hatte einiges über Shingo, Suaras alten Klassenkameraden in Erfahrung gebracht. Er wusste, dass Shingo Suara lange Zeit getriezt hatte. „Ich fass es nicht, ein kleiner Detektiv. Jetzt ist das Maß aber mal gestrichen voll. Du kannst was erleben. Deine blöden Sprüche sind mir scheißegal und auch dass du meine Vergangenheit aus schnüffelst. Das kannst du dir alles sonst wo hin schieben.“ Shikao lachte. „Will der Kleine mir drohen. Und das obwohl du Suara verfallen bist?“ „Vergiss es, niemals. Ich kann Gören wie die nicht ausstehen. Du kommst mit ihr doch auch nicht zurecht. Soll ich dir mal zeigen, wie man solche Weiber mundtot macht?“ Er grinste. Sie kannten beide Suaras Geschichte und das was vorgefallen war. Aber was war das schon im Konkurrenzkampf zweier Streithähne. Takuma stand um die Ecke, neben ihm Ikami. „Wenn das so weiter geht, herrscht hier bald haltloses Chaos.“ Er seufzte. Shikao ging zu weit, fand er. Wollte er Shingo wirklich so weit provozieren, dass er Suara wieder fertig machte? Oder war wirklich genau das sein Plan? „Vielleicht will er dass Suara Shingo noch mehr hasst?“ Takuma sah zu Ikami. Das war auch noch eine Möglichkeit. „Suara, du bist ein Schmetterling, ein Schmetterling der im Spinnennetz gefangen ist. Du musst schaffen, was andere vor dir nicht konnte. Du musst dich befreien davon. Dann löst sich der Bann. Achilea möchte Ruhe finden. Sie war einst ein Mensch, sie liebte Katzen. Sie stellte sie vor Menschen und hatte mehr Katzen um sich als sonst jemand. Damit wurde sie als Hexe bezeichnet. Doch sie ließ sich nicht unterkriegen. Die Katzen schützen sie und bewachten sie wenn sie schlief. Als Achilea wenige Jahre später starb, vereinigten sich ihre Katzen mit ihrem Geist. Sie wurden heilig. Achilea wurde eine Legende. Nun ist sie eine Göttin, seit vielen hundert Jahren. Doch ihr Geist konnte keine Ruhe finden und sucht einen Ort an dem sie ins Jenseits über gleiten kann. Sie wacht über die Menschen und über die Katzen die von ihnen geliebt werden. Menschen die Katzen schlecht behandeln, bestraft sie. Sie hilft, und gibt Hoffnung. Es war kein Zufall, dass deine Krankheit geheilt werden konnte. Es war kein Zufall, dass dein Körper die Katzengene angenommen hatte, dass du dieses Experiment überlebt hast. Vor dir sollten viele diese Behandlung bekommen, aber sie starben während oder nach der Injektion. Du hattest kein Glück. Über dir schwebte die Hand der Göttin. Sie hat großes mit dir vor. Schau.“ Das Mädchen zeigte Suara einen Platz. Einen See in der Mitte gab es auch. „Das ist doch...“ Kapitel 41: Déjà-vu vs. Achilea-Syndrom --------------------------------------- „Wieso muss ich dir eigentlich ständig dein Zeug hinter her tragen, junger Herr Shikao.“ Suara war gereizt. Sie lief als Maid rum. Ihren Rock fand sie viel zu kurz, und ihre Schwester konnte sie auch nicht finden. Sie amüsierte sich wahrscheinlich im Anwesen irgendwo mit Shikaos kleinem Bruder. Alles in allem war also alles wie es sein sollte. Nur verstand Suara nicht ganz, warum sie auf einmal nicht mehr allein mit ihrer Schwester wohnen konnte. Hatte doch bisher auch prima geklappt. Klar, das Liebe gute Geld. Finanziell standen sie wirklich nicht allzu gut da. Aber bisher waren sie doch auch über die Runden gekommen. Suara kannte es nicht anders. In ihrer Erinnerungen gab es ihre Mutter schon lange nicht mehr. Alles um sie herum war anders als vor ein paar tagen. Selbst Shikao schien sie zu bemitleiden. Und Suara konnte es auf den Tod nicht ausstehen, bemitleidet zu werden. Sie fühlte sich dann immer so schwach. Ihre kleine Schwester weinte noch immer jeden Abend um ihre Mutter und erzählte dass sie vor ein paar Tagen nicht da gewesen wäre. Bei ihnen. Suara wusste langsam nicht mehr was sie darauf antworten sollte. Meist übernahm Shikao das. Er konnte erstaunlich gut mit Kindern umgehen. So hätte sie ihn anfangs nie eingeschätzt. Aber je länger sie in seiner Nähe arbeitete, desto mehr überraschte er sie mit Dingen und Taten die sie nicht von ihm kannte. Teilweise verabscheute sie sich selbst für ihre Bewunderung dem Blonden gegenüber. Er war begabt, konnte eigentlich alles.Wenn er nur nicht so einen miesen Charakter hätte, wäre er der Musterschwiegersohn schlecht hin. Noch dazu diese ständigen Aktionen in der Schule. Voll und ganz Yakuza. Plus den entsprechenden Körper. Klavierspielen, Gitarre, singen, tanzen. Attraktiv. Er war auf den ersten Blick hin wirklich perfekt. Nur wer ihn näher kannte, wusste wie er wirklich war. Suara wusste es, auch wenn sie ihn schwer einschätzen konnte. Sie verstand manchmal einfach nicht was er dachte. Nach einer Woche arbeiten ging Suara dann endlich mal wieder zur Schule und auch in das Morgentraining der Sport-AG. Hier hatte sich wirklich nichts verändert. Gisang forderte sie nach wie vor zu Zweikämpfen und die anderen feuerten beide gleichermaßen an. Suara kannte das von früher nicht, die Zustimmung. Sie genoss es. In den Pausen wurde sie wie immer von Shikao als Kitty bezeichnet und gehänselt. Was sie mittlerweile aber weniger störte. Hin und wieder schlief Suara im Unterricht ein und träumte. Dunkle Träume in denen sie nur die Stimme ihrer Mutter hörte. Sie warnte sie. Ikami machte sich Sorgen, sagte aber nichts. So und nachdem der Tag für Suara einigermaßen Problemlos abgelaufen war und sie aufgehört hatte Stimmen zu hören und Traumbilder, ging sie dann noch ein letztes Mal zur AG. Ein Wettkampf mit der Nachbarschule stand an und Gisang konnte das unmöglich alleine entscheiden, deswegen war der Trainer reichlich froh darüber dass Suara wieder da war. Trainieren war heute ermüdender als es sonst war. Ihre Geschwindigkeit war nach wie vor die gleiche. Aber es strengte sie mehr an als sonst gegen Gisang zu laufen und dabei nicht ihr übliches Tempo zu verlieren. "Was ist denn los mit dir Suara? Du siehst nicht gut aus? Bist wohl nicht mehr in Form?" Daran konnte es natürlich auch liegen. Sie hatte lange Zeit kaum was für ihre Kondition getan. "Weiß nicht. Ich sollte wohl doch öfter trainieren um fit zu bleiben. Sorry." "Wenn meine Konkurrentin schelcht ist, hab ich kein Ziel mehr dass ich erreichen kann. Also lass bloß nicht nach und komm wieder zu dir.. Gisang ging. Sie schien nicht gerade begeistert zu sein, von Suaras fehlender Ausdauer und Power. Ja. Suara fehlte deutlich etwas von ihrer üblichen Energie. Das war klar. Aber was sollte sie denn machen. Sie hatte keine andere Wahl. "Kitty, willst du nicht duschen gehen?" Suara erschrak. Shikao stand hinter ihr und grinste sie an. "Muss ich mir neuerdings schon von dir in der Schule sagen lassen, was ich zu tun habe." Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging. Doch Shikao packte sie am Arm und hielt sie fest. "Hm, wäre doch auch mal ne Variante. Meine Personalmaid trägt meine Tasche. Macht mir Bento..." "Bento hab ich dir heute gemacht Idiot." Shikao grinste noch immer. Gisang kam unterdessen schon wieder aus den Umkleiden zurück und beobachtete das ganze mit kritischem Blick. Takuma kam zu ihr. "Unterbrich sie nicht." "Tz. Hatte ich nicht vor. Beim Sport null Elan aber voller Power mit Shikao streiten. Versteh einer diese Göre." Takuma lachte nur. Shikao beugte sich leicht vor und flüsterte ihr ins Ohr: "Das nächste Mal bitte mit mehr Liebe zubereiten, ja?" Dann ließ er sie los und catwalkte von dannen. "IDIOT!" Das war das letzte was Suara ihm nach rief bevor sie an Takuma und Gisang vorbei zu den Duschen ging. Gisang sah ihr nach. "Was findet Shikao-kun nur an diesem Ding. Sie strengt sich an. Sie will nichts von ihm. Ich versteh das nicht." "Wenn du wissen willst warum er sie mag oder nicht mag, frag ihn doch. Ich weiß selber nicht, was Suara für ihn ist. Aber er durchläuft eine Veränderung. Er wird sanfter. Er hänselt keine kleinen Mädchen mehr. Nur noch Suara. Das scheint ihm äußerste Freude zu bereiten." "Und dass ansehen zu müssen bringt mich zum Kotzen." Gisang zuckte. Der neue Schüler tauchte auch immer überall urplötzlich auf. "Shingo-san. Schön dich zu sehen." "Jaja. Meinerseits. Er behandelt sie wie Dreck und wie sein Eigentum. Ich war früher nicht anders. Aber nun kotzt es mich an. Suara gehört mir. Nur ich darf sie zum Weinen bringen." Gisang lachte. Zum weinen bringen war gut. Shikao brachte sie eher zur Weißglut und brachte ihre Power zurück und wenn dass der Grund war dafür, dass sie auch im Sport wieder bei voller Leistung war, so würde sich Gisang zurück halten und ruhig abwarten bis der Sturm vorrüber war. Und woher und warum Shingo hier nun einen auf gleichzeitig Beschützer und Folterer machte verstand sie auch nicht. Warum um Himmels willen kannte die ganze Welt Suara? Was war an der schon groß dabei. Sie war schlank, wie ein Stereotypischer Asiat eben. Nicht sonderlich besonders im Grunde. Hübsch. Aber das waren doch auch andere. Warum war ausgerechnet Shikao, von allen Kerlen an der Schule, der Beliebteste, auf sie aufmerksam geworden. "Die Kleine hällt sich für sicher, wenn sie bei Shikao ist. Aber der werd ich es zeigen mich links liegen zu lassen." Er grinste fies. Er kramte in seiner Tasche, die er lässig über die rechte Schulter trug, eine schwarze Tasche mit dem Zeichen Nike darauf. Er holte einen Staple kleinerer Flyer aus eben dieser Niketasche. Man sah ihm deutlich an, dass seine Familie Geld hatte. Gepflegtes Äußeres. Wenn auch eine wilde Frisur. Markensachen von Gucci und Versace und wie sie nicht alle hießen. Teure Schuhe und eine Uhr, aus Gold wo das Ziffernblatt durchsicht war, sodass man das Uhrwerk sehen konnte. Er reicht sowohl Takuma als auch Gisang einen Zettel und ging dann richtig Schule. Dort hatte er nun vor, diese schönen Dinger zu verteilen. Gisang sah ihm nach ohne auf den Flyer geschaut zu haben. Takuma laß. "Was war das denn? Macht der nun Werbung für ne AG?" "Gisang? Ließ den Flyer..." Sie sah ihn fragend an. Sein Blick wirkte geschockt und verwirrt zu gleich. Sie war ebenso verwirrt bei seinem Anblick und war einen Blick auf das Geschriebene. 'Kennt ihr sie? Eure Sportqueen? Das Kotzenmonster Suara. Sowas lernt mit euch.' Ein Foto von Suara mit Katzenohren, Zähnchen, Krallen und Schwanz war darauf zu sehen. Die Augen grün und wie eine Katze. Als ob sie Kontaktlinsen tragen würde. "Das ist doch sicher Fake. Als ob es sowas geben würde." Takuma schüttelte mit dem Kopf und verschwand rennend Richtung Schulgebäude. "Was denn nun?" Gisang sah ihm nach und dann wieder auf das Bild. Gutes Fake, gute Imitate musste sie sagen. Aber wenn sie sich vorstellte dass es stimmte, dass Suara halb Katze halb Mensch war, dann würde dass auch ihre enorme Sprungfertigkeit und Geschwindigkeit erklären. Doch Gisang war realist. Sie wollte sich davon selbst überzeugen. "Sensei?" Takuma war in der Krankenstation angekommen. "Sie sammeln doch Berichte zu allem möglichen, bezüglich Krankheiten." "Ja das tue ich. Es gibt nicht, was ich nicht aufbewahre was interessant ist." Sie stand auf und ging zu einem extra Raum, sie öffnete die Tür und dahinter befanden sich Kisten und Ordner. "Das ist mein Sammelarchiv." Takuma sah sich das alles an. Er seufzte. Das wollte er nun alles durchstöbern, ziellos, planlos? "Was suchen sie denn genau?" "Haben sie jemals von einem Menschen gehört, der aussieht wie eine Katze?" Die Schulärztin sah ihn fragend an. Takuma gab ihr den Flyer. Sie sah sich das Bild an und überflog die Zeilen. Dann verschwand sie in ihrem Sammelsorium. Takuma hörte sie nur Kramen und Wühlen. Kisten wurden geschoben, aufgerissen und dann kam sie mit einem Stapel Zeitungsartikeln und einem Medizinbuch zurück. "Es gibt eine Krankheit, bei der erblich bedingt das Knochenmark zurück geht. Das heißt, dass deine Knochen weicher und brüchiger werden, bis du dich irgendwann nicht mehr bewegen kannst und bettlegerich wirst. Du musst gepflegt werden. Ganz so als wärst du aus Glas. Du verlierst all deine Kraft und Energie. Mit dem jetzigen Medizinischen Stand ist diese Krankheit nicht heilbar. Achilea-Syndrom wird sie genannt. Die erste Aufzeichnung dieser Krankheit ist uralt. Eine Einsiedlerin starb daran, da sie unfähig war sich zu bewegen und zu essen. Selbst das kauen viel ihr zum Schluss schwer bis es unmöglich wurde. Vor ein paar Jahrzehnten versuchten Wissenschaftler herauszufinden, woher dieser Mangel kommt. Sie stellten fest, dass es an einem fehlenden x-Chromosom liegt. Heißt, 90 Prozent der Erkrankten sind weiblich. Die Lebenserwartung eines Erkrankten liegt bei etwa 20 - 25 Jahren." Sie setzte sich hin und blätterte wie wild in den Zeitungsartikel. Einen reichte sie ihrem Schüler. 'gewagtes Experiment fehlgeschlagen. "Man versuchte mit verschieden Textobjekten und Gesunden Gene zu kopieren und sie zu injezieren. Doch die Betroffenen haben sie abgelehnt. Sie haben keinerlei Wirkung gezeigt." Takuma sah sie an. "Diese Menschen ... wurden wie Laborratten behandelt?" "Ihr Leben war ohnehin ruiniert, sagte man. Und viele stellten sich freiwillig um folgenden Generationen Hoffnung zu geben. Aber wie ich bereits sagte. Das Achilea-Syndrom ist nicht heilbar. Sieh dir aber das mal an, um auf deien Frage zurück zu kommen." Sie gab ihm einen weiteren Artikel. 'Erste Versuche mit Tiergenen missglückt.' "Man hatte irgendwann versucht, die Ursache für den Schwund dieses Achilea-Chromosoms, wie es liebevoll unterdessen genannt wird, nicht mehr bei Menschen zu suchen. Man injizierte Menschen tierische Gene und stieß bei der Bevölkerung dabei auf höchste Ablehnung seit Beginn der Wissenschaft. Doch man unternahm nichts. Die Sterberate stieg, die Lebenserwartung sank bei diesen Menschen von sofortigem Tod auf ein paar Tage nach der Injektion. Die Menschen reagierten negativ auf diese Gene von Hunden, Pferden, Katzen, und was weiß ich nicht alles von Tieren." Sie sah sich den Flyer an. "Ich habe gelesen, ich weiß nicht wo ich den Artikel habe, dass ein Experiment mit erheblichen Nebenwirkungen gelungen ist. Ich kann mir nur vorstellen dass deine Mitschülerin totkrank ist und Gene einer Katze in sich trägt und dass diese äußeren tierischen Merkmale daher rühren." Takuma verstummte, während die Ärztin weiter in den Unterlagen suchte. Sie gab ihm ein Zeichen, zu ihr zu treten. Sie deutete auf das geöffnete Buch und dort stand alles, in mehreren Seiten zu diesem Syndrom. Takuma setzte sich und begann zu lesen während die Ärztin weiter suchte. Kapitel 42: Klassenfahrt? ------------------------- "Seht euch das an. Es gibt vielleicht kein Ungeheuer im Loch Ness. Aber hier gibt es eins. Suara. Sie ist ein Monster. Ein Wolf im Schafspelz. Wollt ihr mit sowas befreundet sein?" Wie ein Marktschreier rannte er durch die Schule, warf die Flyer in jedes Klassenzimmer, verteilte es auf den Gängen und legte sie in der Cafetaria auf jeden Tisch. Es begann ein großes Gemurmel, ein riesen Chaos. Shikao kam den Gang hinunter gelaufen auf dessen Boden ebenfalls unzählige Flyer lagen. Er bückte sich und hob einen auf. Ein kurzer Blick genügte und er wusste woher der Tumult kam. Viele murmelten von einem bösen Streich, Photoshop, Cosplay. Viele wussten nicht was sie davon davon halten sollten. Shikao lief ihm nach, dem, der dafür verantwortlich war. Durch sein Marktschreier ähnliches Verhalten war es nicht wirklich schwer. Schnell hatte er ihn und packte ihn unsaft am Kragen. "Was zum Teufel treibst du hier eigentlich?" Viele Schaulustige hatten sich versammelt. Viele nur weil sie wissen wollten, was nun wahr war. Viele wollten einfach nur eine Schlägerei sehen. Shingo grinste. "Was schon. Die Wahrheit erzählen über das kleine Monster, was du die ganze Zeit beschützt." Das Gemurmel ging weiter, wurde stärker. War Suara wirklich nicht menschlich? Und Shikao wusste es die ganze Zeit? War er deswegen so freundlich weil er Angst vor dem Monster hatte. Shikao seufzte. Ausrasten würde nun nichts bringen. Der Schulleiter würde eh bald das Ganze hier unterbinden und wiederrufen. Hoffte er zumindest. "Du hast sie doch nicht alle. Suara ist ein Mensch wie jeder andere hier auch. Nur weil der Typ gut mit Bildbearbeitungsrogrammen umgehen kann, müsst ihr noch lange nicht Suara als Monster hinstellen. Wenn einer euch sagen würde, dass morgen die Welt untergeht, glaubt ihr dass dann auch?" Gisang stand in der Menge. "Vielleicht. Aber Fakt ist, dass das hier ein Foto ist, und nicht bearbeitet." An ihrer Seite stand ein Nerd aus der Computer AG. "Das ist echt und sieht auch nicht aus wie Photoshop oder eines der Bildprogramme die ich kenne. Und glaubt mir Leute ich kenne einige." Das glaubte man dem sofort. Gisang fuhr fort. "Kontaktlinsen sind das auch nicht. Da müssten das sehr teure sein. Und was ihre Fingernägel oder Krallen angeht... überlegt mal wie lang die wachsen müssten, und uns wäre doch aufgefallen wenn sie unechte aufgeklebt oder sich hätte machen lassen. Und dann der Schwanz, und die Ohren. Ich habe noch nie so gute Imitate gesehen. Der Schwanz ist so buschig, und so gewellt wie nur bei einer Katze. Nicht mal mit einem Draht würde dass so aussehen. Und noch denkt doch nur mal an ihre gute Sicht. Ihre Ohren. Sie hört doch jedesmal ob wir über sie reden, auch wenn wir weiter weg sind. Dann die Sprungkraft und die Ausdauer, Geschwindigkeit. Das ist doch alles nicht normal." Kurzzeitig war das Murmeln verstummt, aber kaum dass Gisang zu Ende gesprochen hatte, fing an jeder sich das Maul darüber zu zerreißen, was an Suara ja doch alles unnatürlich war. Wie gut sie hören konnte, wie gut sie selbst bei Dunkel sehen konnte und und und. Shikao wusste sich nicht mehr zu helfen und schüttelte nur mit dem Kopf. Er sah Gisang wütend an und verließ den Schauplatz. Er hoffte ehrlich dass die Gerüchte noch nicht bei Suara in der Dusche angekommen waren. "Ich habe es. 'Katzenmädchen erschaffen - spinnen die Forscher nun total.' Ich errinner mich daran. Sie implantierten einem kleinen Mädchen eine große Anzahl an Katzengenen, die Katze war dadurch nicht mehr lebensfähig, da sie nicht die Kopien der Chromosomen sondern die echten der Katze entnommen hatten und ganze Hautstellen und Muskelstänge implantiert hatten." Sie überflog den medizinischen Artikel, der in einer Medizinfachschrift angedruckt war und gab mit einfacheren Worten wieder, was dort stand. "Man implantierte ihr Gene aus den Ohren der Katze, der Nase, den Augen, Beinen und Rückenmark. Aus dem Rücken entnahm man ebenfalls ganze Muskelstränge und verknüpfte sie mit denen des Mädchens. Die Katze war nicht mal ein Jahr alt gewesen, ein Kätzchen." "Wie grausam. Nur um einen Menschen, des Gottes höchste Schöpfung", meinte Takuma spöttisch, "zu retten, töten sie ein Kätzchen." Die Ärztin nickte. "Und dazu kommt, dass es unsicher war, wie das Mädchen auf die Behandlung reagiert." Takuma nickte und sah sich die Bilder in dem Buch an. Die Erkrankten waren alle blass. Sie erinnerten an alte Menschen, deren Gesicht jung geblieben war. Auch XP war ähnlich geprägt. Daran erinnerte er sich und wie hieß die anderen Krankheit noch? Takuma überflog alles was dort stand und sog es auf wie ein Schwamm. „Danke Sensei. Ich muss gehen. Um schlimmeres zu verhindern.“ Sie sah dem Schüler nach, dann sah sie wieder auf den Flyer. Sie seufzte. „Sie hat also tatsächlich überlebt.“ Sie griff zum Telefon. Takuma lief unterdessen zum Klassenzimmer, wo der Homeroom Lehrer versuchte die Klasse zu beruhigen. „Leute, dafür gibt es sicher eine realistische Erklärung.“ „Ja? Welche denn?“ „Mit so was fahren wir nicht auf Klassenfahrt.“ „Genau. Wer weiß was die wirklich ist.“ In diesem Moment trat Takuma in den Raum. „Haltet die Klappe. Ihr habt doch keine Ahnung. Suara ist menschlich. Sie ist kein Monster.“ „Oho, der nächste der sie verteidigt. Erst Shikao, dann du.“ Takuma sah zu Shingo und seufzte. Suara war nicht da. Shikao ebenfalls nicht. Er würde wohl bei ihr sein. Er kannte seinen Freund schon lange genug. Er räusperte sich kurz. „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten. Sagt dir das was Nanami.“ Er sah in die Runde. „Sag Nanami. Woher weißt du von denn von Suaras Katzenmerkmalen?“ Ein Gemurmel begann. Es war also war, dass sie eine Katze, ein Monster, nicht ganz menschlich war. Wenn Takuma so eine Frage äußerte, war doch wirklich mehr dahinter, als ein böser Streich. Der Lehrer runzelte die Stirn. Nanami Shingo grinste und stand auf. „Ich bin mit ihr auf die Grundschule gegangen. Jedesmal wenn sie sich aufgeregt hat, sie nervös wurde oder ihr was peinlich war, sie Angst hatte, dann blobb, bekam sie das aussehen.“ Er deutete dieses ‚blobb’ an seinem Kopf wie das Auftauchen von Katzenohren im Manga. Takuma nickte. „Hast du dich jemals gefragt, warum ihr das passiert?“ Nanami schwieg. Nein. Er hatte es einfach hingenommen und nicht darüber nachgedacht oder nachgefragt. Takuma hatte unterdessen den Overhead angeschmissen und den Visualisierer eingeschalten. „Suara ist todkrank. Sie leidet an einer Krankheit die in Fachkreisen Achilea-Syndrom genannt wird. Ihn ihrem Chromosomensatz fehlt das x-Chromosom, was für den Aufbau und vor allem für den Erhalt von Knochenmarkszellen verantwortlich ist. Mit dem Alter verschwinden die Knochenzellen und werden nicht wie bei gesunden Menschen erneuert oder regeneriert. Ihre Knochen werden dadurch weicher und brüchiger. Erst nur wie Glasknochen, sie muss gepflegt werden. Diese Krankeit ist mit dem jetzigen medizinischen Stand nicht heilbar.“ Die Anderen stimmten in heikles Gerede ein. „Was soll das? Willst du nun nen Bio-Vortrag halten. Wir wollen lieber über das Monster und die Klassenfahrt reden.“ „Wo die nicht mitkommt.“ Die Jungs in der Klasse lachten. Die Mädchen waren bei Takumas Ansprache verstummt. Er ließ sich auch gar nicht abbringen und legte den Artikel auf den Beamer. ‚Katzenmädchen erschaffen – spinnen die Forscher nun total?’ Die Klasse verstummte. „Ich darf doch weiter reden? … Also. Man hatte versucht dieses Gen, das fehlte, durch kopieren von einem gesunden Menschen und injizieren in den Kranken wieder herzustellen. Doch es schlug fehl und zeigte keinerlei Wirkung. Ach, übrigens liegt die Lebenserwartund von Achileaerkrankten bei 20 bis 25 Jahren.“ Die Klasse durchfuhr ein Raunen. Mit so einem Alter fing das Leben doch erst an. Takuma fuhr fort und erzählte alles was auch die Schulärztin ihm berichtet hatte und er führte nebenbei noch Dinge auf, die zum Krankheitsbild gehörten und im Buch standen, dass er gelesen hatte. Suara grinste, lächelte verbittert als sie auf den Flyer sah. „Du sagst also dass ich besser nicht mehr in die Schule gehen sollte?“ Sie sah aus dem Fenster der Umkleiden und betrachtete das Schulgelände dass auf der anderen Seite des Sportplatzes war. Es schien so weit entfernt auf einmal wenn es doch aber so nah war. „Vielleicht nur für eine kurze Zeit.“ Sie seufzte. Sie hatte schon so etwas ähnliches geahnt gehabt als Nanami Shingo wieder in ihr Leben getreten war. Sie wusste dass sich Menschen nicht so schnell änderten und er hatte sie damals wirklich terrorisiert. Und nun fing das alles wieder an. „Ich bin stärker geworden. Ich kann mich nicht noch mal runter ziehen lassen. So viele Schulen habe ich besucht. Nie hatte ich Freunde, da irgendjemand hinter mein Geheimnis gekommen war. Niemand hatte je nach gefragt warum ich so bin. Niemand hat versucht zu verstehen. Ich habe immer gedacht ich muss mein restliches Leben unter Abschottung der Gesellschaft leben.“ Sie kletterte auf das Fenster. „Hey! Komm da runter. Das ist gefährlich.“ Sie lächelte. „Du hast mir gezeigt, dass man mich als Mensch akzeptieren kann.“ Shikao brummte. „Klar du bist ja auch ein Mensch. Dass du allerdings so eine Krankheit hast, wusste ich nicht. Hast ja bisher auch nie angesprochen.“ Er sah sie an. Er konnte sich schwer vorstellen dass dieses aufgeweckte Ding dort eine unheilbare Krankheit hatte. „Aber durch die Sache mit der Injektion lebst du doch nun normal. Bis auf die Sache mit den Merkmalen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Mein Körper verändert sich. Er wird schwächer. Ich weiß nicht wie es erklären soll. Aber es fällt mir schwerer mein Tempo aufrecht zu erhalten. Kann aber auch nur daran liegen dass ich lange nicht trainiert habe. Ich weiß nicht.“ Sie drehte sich um und sprang vom Fenster in Shikaos Arme. „Hey hey… was machst du denn für Sachen.“ „Ob ich Gottes Willen wohl erst dann verstehe wenn ich verschwunden bin?“ Shikao zuckte und umarmte sie. „Blödsinn. Du gehst nirgendwo hin.“ Sie schloss die Augen. Nicht nur ihr Körper wurde schwächer auch ihr Herz. „Ich habe Angst vor dem Tod Shikao. Ich habe Angst was danach kommt. Ich habe Angst was die Zukunft bringt.. Ich möchte noch nicht sterben.“ Er tätschelte behutsam ihren Rücken. „Du wirst nicht sterben.“ Kapitel 43: 43. Zusammenhänge ----------------------------- Es gab etwas dass Shikao nicht verstand. Klar sie hatte diese Scheiße an der Backe kleben weil sie krank war. Das war eine Sache. Aber was war dann bitte mit den Katzen, dieser komischen Göttin und warum war sie die einzige die diese Behandlung überstanden hatten. Dann noch diese makabere Sache mit ihrer Mutter. Auf der einen Sache klang alles wie in einem kitschigen Drama, wie in Taiyou no Uta. Krank, dann Tod alle tief traurig. Aber dann dieses mysteriöse Zeug dass ständig um Suara passierte. Irgendwie war da mehr als er dachte. Er dachte lange darüber nach, während er mit Suara zurück zur Schule ging. Sie hatte sich wieder beruhigt und hatte beschlossen, allen die Wahrheit zu sagen. Sie wollte diese Schule nicht auch noch aufgeben. Jetzt hatte sie einen Anfang, sie hatte Freunde. Echte Konkurrenten und jemanden der sie akzeptierte so wie sie war. Die letzte Schule war ähnlich gewesen aber sie hatte wegziehen müssen. Da sie aber keinerlei Erinnerungen an ihre Mutter hatte, konnte sie nicht so recht erklären warum sie weg gezogen waren. Sie standen vor dem Klassenzimmer. „Bist du soweit?“ „I’m ready.“ So öffneten sie die Tür. Shikaos erster Blick viel auf Takuma, der vorn am Beamer stand und seine Sachen gerade zusammen packte. Die Klasse verstummte als sie Suara sahen. Suara trat zusammen mit Shikao vor den Lehrertisch und sah in die Runde. Es fiel ihr wirklich schwer etwas zu sagen. Also sammelte sie erstmal ihre Gedanken zusammen und suchte nach den passenden Worten. Nicht mal Shingo sagte in diesem Moment etwas. Ikami grummelte und stand auf. Sie kam noch vorn und stellte sich vor Suara auf. Suara sah ihre beste Freundin an. „Ikami… ich…“ Angesprochene hob ihre Hand und verpasste Suara eine Ohrfeige die sich gewaschen hatte. Suara rieb sich die rote Wange. Ihr Blick war nach unten gerichtet. „Du blöde Kuh. Warum hast du nie gesagt, dass du so krank bist?“ Suara sah dann doch auf. Woher… Ihr Blick viel auf Takuma, der ihr kurz zunickte. Ikami weinte und umarmte ihre Freundin. Die Klasse begann zu klatschen. Suara wollte nicht weinen also schloss sie nur die Augen und erwiderte die Umarmung. Sie war so glücklich dass sie dennoch hier bleiben konnte. Als sie sich dann von Ikami löste, sah sie zu Shingo der aufgestanden war. „Was soll die ganze Zustimmung. Die ist doch nicht normal. Hat Katzengenen. Krankheit hin oder her. Aber findet ihr das denn normal, dann man wie man will Katzenohren bekommen kann?“ Suara sah ihn an. Sie schloss die Augen und ließ die Katze raus. Sie setzte alles auf eine Karte. Die Klasse war geschockt. „Ich weiß nicht wie viel euch Takuma-kun erzählt hat. Aber ihr wisst alle nicht wie man sich fühlt, als Laborratte von Forschern behandelt zu werden. Eingesperrt in einen kleinen weißen Raum, in den man durch große Fenster, eine Glastür jederzeit wie ein Zootier zur Schau gestellt wird. Jeden Tag wird Einem Haut entnommen, Blut, um zu sehen, wie man auf verschiedenste Medikamente und Lebensmittel reagiert. Privatsphäre ist ein Privileg. Nicht mal waschen oder duschen konnte ich mich, ohne dass jemand zu sah. Du hast ja keine Ahnung wie es ist, dem Tod ins Auge zu sehen. So viele haben diese Behandlung erfahren und sind direkt nach der Injektion gestorben. So viele sind wahnsinnig geworden in diesen Anstalten. Dem Tod ins Gesicht zu sehen, ihr wisst nicht wie das ist.“ Sie sah Shingo direkt in die Augen. „Tz. Was denn? Willst du Mitleid? Man du hättest doch ohne diese Behandlung bis 25 Leben können.“ „Nein. Ich hätte normal bis 15 Leben können. Mit etwa 13-15 Jahren Jahren beginnt der Abbau der Knochen und damit der Tragfähigkeit und Belastbarkeit deines Körpers. Ab etwa 14 Jahren also hätte ich rund um die Uhr gepflegt werden müssen und hätte kein normales Leben führen können. Außerdem gibt es, wie bei anderen Krankheiten auch, verschiedene Ausprägungsstadien. Das reicht von A bis D. Wobei Stadium A das schwächste ist. Es zeigt sich erst im Alter von 20 Jahren mit ersten Schwächeanfällen. Menschen dieses Stadiums haben eine Lebenserwartung von etwa 35 Jahren. B beginnt im Alter von 15 – 18 und hat eine Lebenserwartung von 25 bis 30 Jahren. C ist die Standardform, unter der die meisten Betroffenen leiden. Beginn mit 13 bis 15, und die Lebenserwartung bei 20 bis 25 Jahren. Jedoch Stufe B zeigen sich erste Symptome bereits mit der Geburt. Der Schwund der Stärke innerhalb der Knochen beginnt mit etwa 5 Jahren. Die Lebenserwartung liegt bei 10 bis 15 Jahren. Ich leide unter Achilea B und wurde mit 2 Jahren in diese Anstalt gebracht, als ein Arzt feststellte dass ich unter Achilea leide. Ich hatte keine Hoffnung. Als so kleines Mädchen gesagt zu bekommen du wirst bald sterben. Jeden Tag. Ohne Eltern. Nichts. Leere. Glaub mir Shingo-san, das ist nicht leicht. Als man mich dann zu der Test-OP ins Krankenhaus gebracht hat, um den Eingriff vorzunehmen, ich war damals sechs, hatte ich Todes Angst. Du weißt nicht wie es sich anfühlt. Als ich meine Augen aber nach 3 Tagen Koma wieder aufmachte und wusste dass ich lebe, war ich mehr als glücklich. Ich lebte. Ich hatte es überstanden.“ Wenn auch mit damals schon makaberen Träumen von Katzen und einer Frau in einem Haus. Suara konnte sich das nur erklären dass etwas in sie gefahren war. Sie seufzte und holte Luft. Sie wollte dass sie alles wussten. „Es gibt hier einen Tempel, versteckt im Wald, wo ich mir und meiner Schwester etwas dazu verdiene. Er wird der Katzentempel genannt. Weiter tiefer innerhalb des Grundstückes gibt es eine kleine Pagode, sie wird liebevoll ‚Todespavillon’ genannt. Dort haust der Geist der Katzengöttin Achilea, sagt der Priester.“ Ikami stutzte. „Achilea? Wie die Krankheit?“ Suara nickte. „Achilea war eine Einsiedlerin die hier gelebt hat. Die Pagode ist der Ort ihres Todes. Sie hatte nur mit Katzen gelebt. Sie hatte Katzen immer Menschen vorgezogen. Sie ist der erste Mensch, in dessen Erbmaterial nachweislich das Chromosom für die Fortbildung von Knochenzellen fehlte. Niemand konnte das Experiment überleben. Niemand konnte die Pagode betreten. Ich konnte beides. Ich finde es seltsam. Ich finde mich selbst abstoßend. Wenn es nur die Krankheit wäre, aber warum muss es dann noch mit so einer beschissenen Sage zusammen hängen.“ Sie lehnte sich auf den Tisch. Ikami streichelte ihren Rücken. „Was es auch ist Suara, wir sind für dich da. Egal was du bist, es verändert dich ja nicht. Du bleibst ja dennoch du. Oder hab ich Unrecht Leute?“ Die Klasse stimmte in ein synchrones Ja ein. Shingo, Takuma und Shikao schwiegen. Von Shikao und Takuma nahm sie an, dass sie auf ihrer Seite waren. Aber was Shingo anging. So konnte und wollte sie ihn nicht einschätzen. Sie hatte das auch nie wirklich vorgehabt. Dennoch hatte sie ein komisches Gefühl. Sie glaubte kaum, dass er so einfach aufgeben würde. Sie beruhigte sie und somit auch die ganze Klasse. Der Lehrer bat Suara und die anderen sich hinzusetzen, damit sie endlich die Klassenfahrt besprechen konnten, ein Ausflug auf den sich Suara nun doch wieder freuen konnte. Nur Shingo beunruhigte sie. Als sie heute nach Hause kam, zu Shikao nach Hause, was ja nun auch ihr zu Hause war, machte sie nur schnell das Essen und aß mit ihrer Schwester und den beiden Jungs, bis sie dann im Bad verschwand um ein langes ausgiebiges Vollbad zu genießen. Sie zog sich ihre verschwitzen Kleider aus und packte sie auch gleich in die Waschmaschine. Ihr Körper, als sie an sich hinunter sah, sah vollkommen normal aus. Wie der Körper eines ganz normalen Mädchens. Doch wenn sie sich konzentrierte dann fühlte sie die Katze in ihren Muskeln und Adern. Sie stellte sich die Frage warum sie denn so sei? Warum hatte Gott sie ausgewählt für diese Krankheit. Keiner wusste bisher wie weit die Krankheit vererbt werden konnte. Warum erforschte man das nicht. Im Moment befasste man sich nur mit der Heilung. Aber Suara würde auch das interessieren, was mit ihren Kindern passieren würde. War die Krankheit Umwelt bedingt oder erblich bedingt. Sie seufzte und stieg in die Badewanne. Sie wusste, dass, wenn sie das Alter erreichen würde, sie niemals Kinder haben wollte, solange sie nicht wusste, was mit ihren Genen passieren würde. Sie wollte nicht, dass ihre Kinder genauso litten wie sie. Sie legte sich zurück und schloss die Augen. Das warme Wasser umhüllte ihren Körper und ihren Geist. Es tat unglaublich gut. Ihre Muskeln, die den ganzen Tag beansprucht waren, entspannten sich und Suara schlief auch kurz danach ein, durch den Geruch des ätherischen Öls im Wasser. „Suara. Suara. Ein Katzenkind, ein Kätzchen. Es spielt und rennt. Es klettert und schwimmt. Siehst du es. Siehst du es?“ Suara sah sich um. Hier war sie schon einmal gewesen. Eine weite Wiese wie sie es auch aus Hayao Miyazakis Animes kannte. Malerische Landschaften, ein See in der Mitte und eine kleine Hütte auf einem Hügel. Dort drangen Gesänge her, zu ihrem Ohr und erfüllten die Luft mit Freude und Glück. Suara entschied sich zu dem Haus zu gehen. Sie hatte nichts zu verlieren. Sie wusste ohnehin, dass es ein Traum war und ihr nichts passieren konnte. Und da sie all das kannte, wusste sie, dass sie eh keine andere Wahl hatte. Sie stand vor dem Haus, drehte sich noch einmal zu dem See um, auf dem sich die Sonne spiegelte und das Wasser zum funkeln brachte, so als ob er mit kleinen Diamanten bestickt war. Der Himmel war blau, nur kleine Wolken waren zu sehen. Die Wiese hellgrün, übersät mit kleinen roten und gelben Blumen. Eigentlich wollte Suara nicht in das kleine Haus, das so dunkel aussah. Hier draußen war alles so schön. Sie ging ein paar Meter weg von dem Haus, blieb aber noch innerhalb des Zauns, der das Grundstück eingrenzte. Sie sah jemanden in einem weißen Hemd am Fenster stehen. Ihre Haare waren lang und schwarz, ihr Gesicht war schwer zu erkennen. „Geh nicht in dieses Haus.“ Suara drehte sich um und sah dass sich auf dem See Wellen bildeten, obwohl es Windstill war. Sie sollte da nicht rein gehen? Aber hinter ihr baute sich etwas auf, das sie nicht als Gut definierte. Aber noch bevor sie sich entscheiden konnte, packte sie etwas oder jemand am Ellbogen und drehte sie um. In einem Augenzwinkern stand Suara im Foyer des Hauses und hielt sich den Arm. Irgendwas hatte sie hier herein gezogen. Sie sah sich um. Hier war es wahrlich dunkel. So dunkel, dass selbst der Himmel sich zu zog, als sie aus dem Fenster sah. Die Wellen waren auch stärker geworden. Vielleicht war es hier drin, auch wenn es unheimlich war, sicherer als draußen. Also wand sich Suara der Situation zu, in der sie sich befand und wand sich vom Fenster ab. Ein Schatten huschte an ihr vorbei und sie konnte eine Frau sehen, wahrscheinlich dieselbe, wie die, die sie am Fenster sah, die in einen Raum am Ende des Ganges ging. „Du willst das ich dir folge, hab ich recht?“ Sie folgte ihr auch. Welche Wahl hatte sie denn auch. Sie stand dann also in dem Raum und sah auf ein leeres Bett. In dem Zimmer gab es weder eine weitere Tür, noch Fenster. Und kaum, dass Suara einen weiteren Schritt getan hatte, um sich besser um zusehen, schlug die Tür hinter ihr zu. Sie drehte sich erschrocken um und blickte auf die Gestalt. Sie erinnerte sie an Kayako aus ‚Ju-On’, nur dass dieses unheimliche knackende Geräusch fehlte. „Das du hier bist, heißt dass sich meine Gene langsam entfernen.“ Suara sah sie an. „Wer bist du?“ Das Mädchen lief an ihr vorbei. „Ich habe viele Namen. Ich habe viele Formen. Aber nenn mich Achilea.“ Suara sah sie an. Achilea? „Die Krankheit?“ „Nein, die Göttin, oder eher, die Person die Achilea entwickelt hat.“ Sie lachte leicht. „Die Frau von der alle Welt als erstes Achilea-Opfer spricht, war keine Einsiedlerin. Ich war eine Ärztin, ich habe allein gelebt, weil man mich als Hexe bezeichnet hat. Ich habe vieles erforscht an Medikamenten und Krankheiten. Irgendwann habe ich angefangen die Menschen zu hassen. Also habe ich angefangen Katzen zu untersuchen und ihre genetische Struktur zu entschlüsseln. Es gelang mir herauszufinden, dass sie das sogenannte A-Chromosom besitzen und zwar als einziges Lebewesen auf der Erde. Zumindest von denen die ich untersucht hatte. Ich habe es den Katzen entnommen und Menschen eingesetzt. Die Katzen wurden dadurch nicht geschädigt, da sie die Gene anscheinend reproduzieren kann. Doch Menschen lehnen dieses Gen hab, da unsere Chromosomensatz über ein Abwehrgen verfügt. Du besitzt dieses nicht. Das heißt, du hattest es.“ Sie sah Suara an. „Bis auf den Aspekt, dass viele unter der Krankheit leiden, die ich den Menschen zugefügt habe, in dem ich ihnen das Achilea--chromosom, wie sie es heute nennen, entfernt habe, klingt doch alles logisch. Aber wie habe ich das gemacht, dass trotz des B-Chromosoms, dass die Sperre gegen das helfende A-Chromosom der Katzen darstellt, du noch lebst?“ Sie lachte hämisch. „Erblich bedingt. Manche Menschen haben von Geburt an Genfehler. Wie du und ich. Ich hatte von Anfang an das B-Chromosom nicht, genau wie du. Ein Mensch braucht es nicht unbedingt. Es richtet keinen physischen oder psychischen Schaden an, sollte es fehlen.“ Suara schüttelte den Kopf. „Das ist unmöglich. Damals war der Wissensstand doch noch nicht so hoch.“ „Pharaonen wurden mumifiziert. Pyramiden gebaut. Atlantis. Wer weiß schon wie hoch der Wissensstandard wirklich war? Entwickeln wir uns weiter oder zurück? In welche Richtung entwickeln wir uns? Das weiß keiner. Das Achilea-Syndrom, nach mir benannt, richtet einen erheblichen Schaden aus sollte es einmal in einer Erbfolge auftreten. Heilbar ist es nicht. Man kann es nur verlangsamen. Du wirst sterben.“ Suara zuckte zusammen. Sie wollte nicht sterben. Das Mädchen war verschwunden. Doch Suara war mit noch mehr Ratlosigkeit und Fragen zurückgelassen worden, als sie hergekommen war. Sie sah sich um. Wenn man im Schlaf einschlief, wachte man doch auf, oder? Aber normalerweise realisierte man ja nicht ob man träumte oder nicht. Suara wusste, dass dies ein Traum war, auch wenn es sich echt anfühlte und sie auch nach dem Traum noch alles fühlte und sich an alle Berührungen erinnerte. Es wurde kalt. Draußen schien anscheinend gar keine Sonne mehr, denn durch den Spalt in der Tür fiel kein einziger Lichtstrahl mehr. Der Raum war stockdunkel. Warum noch gleich war er noch vor ein paar Sekunden so hell gewesen? Eine Frage beschäftigte sie. Wenn sie und Achilea das B-Chromosom nicht hatten, warum war sie an ihrer eigenen Krankheit zu Grunde gegangen? War es wirklich so, dass selbst mit den A-Chromosomen keine endgültige Heilung sondern nur eine Verschiebung des Todeszeitpunktes stattfand. Aber warum hatte sie sich das Achilea-Chromosom überhaupt selbst entfernt, wenn sie doch wusste, dass es sie töten würde. Es ergab alles keinen Sinn. Aber seit wann taten Träume das schon. Außerdem erschien ihr Achilea anders, unheimlicher als sonst. Sie hatte sonst Lumpen an, wie sie eine Einsiedlerin trug, kein weißes Hemd. Alles wirkte falsch. Auch die Gegend, sie erinnerte nicht wirklich an Japan. Sie ging zur Tür und verließ das Zimmer um sich weiter umzusehen. Sie ahnte, dass wohl noch mehr auf sie zu kommen würde. Eine Katze saß vor der Tür und starrte sie an. Noch nie hatte sie Angst vor Katzen gehabt. Aber vor dieser hier fürchtete sie sich. Ihre Augen waren grün wie Smaragde und sie starrte sie an. „Ich sagte, geh nicht in dieses Haus.“ Die Katze löste sich in schwarzen Nebel auf und ließ Suara fragend zurück. „Wach auf. Man, jetzt komm endlich zu dir.“ Shikao hatte Suara schon mehrere Male ins Gesicht geschlagen. Ein Hausmädchen hatte sich gewundert warum Suara nach zwei Stunden noch immer in Bad war. Und als sie rein kam, lag Suara schlafend, bewusstlos neben der Badewanne. Sie hatte sofort Hilfe geholt. Shikaos Mutter hatte inzwischen den Notarzt gerufen. Sie nahm an dass Suara beim Wanne verlassen ausgerutscht war und sich den Kopf gestoßen hatte. Er musterte Suara und war entsetzt als er sah, dass ihr ein Schwanz wuchs und Katzenohren. Sie tauchten nicht einfach auf, wie sonst immer, sie wuchsen einfach aus ihrem Körper. Auch ihre Fingernägel wurden länger und spitz wie kleine Krallen. Shikaos Mutter sah das und bekam einen gewaltigen Schock. „Was ist dass denn??“ Shikao blieb ruhig. „Das Ergebnis kranker Forscher die auf kranke Weise eine unheilbare Krankheit heilen wollten.“ Seine Mutter sah ihn fragend an, kam aber nicht mehr dazu etwas zu sagen. „Ich erkläre dir alles später.“ Der Notarzt war da und nahm Suara mit. Shikao setzte sich mit seiner Familie der weile an den Küchentisch und erklärte die Situation. Chika war mit ihrer Schwester mitgenommen worden um ebenfalls auf Achilea untersucht zu werden. Die Ärzte kannten die Merkmal natürlich und waren bei Suaras Anblick stumm geworden. Das hatte Shikao verdächtig gefunden. Er wollte mit ihnen, aber man hatte es ihm verboten da er kein direkter Angehöriger war. „Wo ist Suara. Ist sie hier?“ Die Schulärztin stand in der Tür und sprach mit dem Lehrer. „Nein, sie ist heute morgen nicht in die Schule gekommen. Sie ist krank geschrieben.“ Die Ärztin nickte und sah zu Shikao. „Shikao-kun, kannst du mal bitte kommen.“ Er stand auf und ging widerwillig mit ihr mit in die Krankenstation. „Wie sahen die Männer aus, die Suara mitgenommen hatten? So?“ Sie reichte ihm ein Bild. Er betrachtete es. Sie selbst war auch auf diesem Bild. Sie hatten andere Uniformen an. Shikao nickte nur. „Sie sagten etwas von Spezialklinik oder so.“ Die Ärztin sah ihn an. „Du hättest sie nicht gehen lassen sollen. Diese Klinik ist tatsächlich eine Spezialklinik extra für Achileakranke. Dort werden sie untersucht und erschaffen sozusagen. Suara war schon einmal dort. Als man ihr die Gene injiziert hat.“ „Was?! Sie haben Chika-chan auch.“ „Chika?“ „Suaras kleine Schwester. Ist die Krankheit erblich?“ Die Ärztin nickte. Shikao stürmte aus dem Raum und zurück in das Klassenzimmer. „Wie wichtig ist euch Suara?“ Alle sahen ihn fragend an. „Sie wurde von den Freaks entführt die ihr das angetan haben und ihre Schwester auch. Ich werde da hin gehen und sie raus holen aus dieser Horrorklinik. Wer mit mir kommen will, packt sein Zeug zusammen.“ „Lass das. Die Klinik ist ebenso geschützt wie Alcatraz. Du wirst nicht in Suaras Nähe kommen…. zumindest nicht ohne dem hier.“ Sie winkte mit ihrem Personalausweis. „Ich habe dort gearbeitet und bin noch immer dort angestellt auch wenn ich gegen diese Versuche bin. ich will diese Krankheit auf normal medizinischen Weg heilen, deswegen bin ich dort. Aber was sie mit Suara machen, jetzt da sie wissen, dass sie noch lebt, weiß ich nur zu gut. Sie wird wieder ihrer Laborratte werden.“ Shikao dachte nicht nach und griff sich den Ausweis und rannte davon, er wusste dass er keine Zeit verlieren durfte. Gisang rümpfte die Nase und stand ebenfalls auf. Ikami und Takuma folgten ihr. „Vier Knirpse gegen die Regierung. Viel Glück Kinder.“ Kapitel 44: Ende meiner Einsamkeit ---------------------------------- „Endlich bist du bei mir. Endlich bist du meinem Ruf gefolgt.“ Suara sah nichts, nur konnte sie wieder diese Stimme hören. Es war wieder Achilea, aber ihre Stimme klang wieder sanfter als zuvor. Nicht mehr so grausam und gehässig. Die Katze, nach der Suara die ganze Zeit das Haus abgesucht hatte, war nicht aufzufinden und auch nach draußen konnte sie nicht. Es schien als wären alle Fenster verschwunden. Licht gab es keines. Hin und wieder hing an der Wand eine Öllampe die wenigstens etwas Licht in das dunkle Haus ließ. Die Haustür hatte sich nicht öffnen lassen. Wie lange war Suara schon in diesem Traum gefangen? Sie erinnerte sich nicht mehr. Sie versuchte aufzuwachen, aber sie schaffte es einfach nicht. Sie versuchte im Traum einzuschlafen, aber auch das misslang ihr. Was war das für ein Traum. Auch wenn sie wusste dass es einer war, so fühlte es sich nicht wie einer an. Sie lief nun in den ersten Stock und ging nur vorsichtig die knarrenden Stufen hinauf. Das Geländer sah nicht aus, als könnte es ihren Sturz abfangen, und auch die Treppe sah nicht sehr stabil aus. Oben auf der Treppe saß wieder diese Katze. „Hier bist du. Ich hab dich gefunden. Was willst du mir sagen? Was soll ich tun?“ Die Katze, sitzend, sah sie an und stand dann auf um den Gang entlang zu laufen. „Soll ich dir folgen?“ Suara tat dies. Sie lief der Katze nach, augenscheinlich war das ein kurzer Gang aber sie lief und lief und kam einfach nicht am Ende an. Die Katze ebenso wenig. „Hör nicht auf sie. Sie ist nicht das was sie sein sollte.“ Wieder diese Stimme. Die Gleiche Stimme wie zuvor. Achilea. Sie wusste nicht mehr wie weit sie dieser Göttin vertrauen konnte. Doch sie folgte der Katze einfach weiter. Vielleicht kannte sie einen Ausweg aus diesem Traum. Sie kamen zu einem Raum. Die Treppe schien unendlich weit entfernt zu sein, sie schienen eine Ewigkeit gelaufen zu sein. „Wenn Rosen des Nachts erblühen, Wenn Sterne am Tag erstrahlen, Wenn Tiere das Lied des Lebens singen, Wenn Menschen den Tod ersehnen, dann tanzt Achilea vor ihnen. Wenn Katzen ihre Augen verlieren, Wenn Hunde ihren Ohren nicht trauen, Wenn Sterne vom Himmel fallen, Wenn Blumen welken, dann kommt sie euch holen.“ Suara konnte eine Kinder stimme hören. Sie kannte sie aus einem ihrer früheren Träume. Damals hatte sie ein schönes Lied über Katzen gesungen. Dieses hier berichtete über Achileas Brutalität. Sie betrat den Raum. Das Mädchen lag in einem weißen Bett und sah zur Tür. Die Katze lief zu ihr und setzte sich an das Bettende wo sie es sich anschließend gemütlich machte und einschlief. „Du bist hier. Schließ die Tür und geh nicht aus diesem Zimmer. Ich muss dich schützen.“ Suara trat ein, durch eine Handbewegung glitt die Tür zu. Suara war wieder ein mal eingesperrt. Was sie allerdings nun auch nicht mehr störte. „Achilea hat dich also auch an sich gebunden. Das ist hier Reich, ihr Unterbewusstsein, dass in allen wohnt, die von ihrem Fluch berührt werden.“ „Fluch? Was für ein Fluch? Ich bin einfach nur krank.“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nicht nur.“ Suara setzte sich auf einen Stuhl neben das Bett. Das Mädchen sah schwach aus und kränklich. „Ich habe auch an Achilea gelitten, diese Krankheit beruht auf einem alten Mythos. Man sagt, dass diejenigen, die Achilea liebt, in ihre Fänge geraten und mit dieser Krankheit gestraft werden. Es ist allerdings mehr wie eine Seuche, erblich bedingt, genauso wie der Fluch erblich bedingt ist. Du bist so wie ihre Ur-Ur-Ur… Enkelin. Weiß nicht wie viele Generationen zwischen euch liegen. Aber ihr seit verwandt, genauso wie ich mit ihr verwandt bin. Achilea war eine Ärztin, eine Art Itako und Exorzistin, alles mögliche, sie hat viel gelernt und das obwohl sie nicht alt geworden war. Sie ist eine Legende und nicht ohne Grund Göttin. Nur wer sie wirklich kennt, die ganze Geschichte, kennt sie als Fluch. Sie hat mit ihren Genen rumgespielt und sich das A blockende B Chromosom entfernt. Anschließend hat sie sich das Achilea-Syndrom zugefügt und das C Chromosom, heute Achilea-Chromosom entfernt.“ „Warte. Woher weißt du das alles? Und warum sollte sie so was tun?“ „Sie hasst Menschen, und sie wollte dass alle, die es wagen, ihr oder ihren Nachkommen zu Nahe zu kommen auf ewig gestraft werden. Sie hat auch einen anderen Menschen aus den Umliegenden Dörfern diese Behandlung verpasst, die zu ihr kamen um Heilung von der Schamanin zu erhoffen und einen bösen Geist von der Exorzistin ausgetrieben haben wollten. Daher ist das Syndrom so weit verbreitet. Sie selber hatte zwei Töchter. Denn das Syndrom kann besser an Frauen weitergegeben werden.“ „Sie wollte Rache für den Hass den sie erfahren hatte?“ Das Mädchen nickte. „Da sie sich B entnommen hatte, konnte sie durch das tierische A Chromosom weiter leben, bis sie in ihren Augen, ihre Mission erfüllt hatte. Einmal in der Erbfolge ein Genfehler ist es recht sicher, dass dieser Fehler wieder und wieder auftaucht. Auch Achilea und ich hatten diese Katzenmerkmale. Forscher hatten schon mal versucht Gene zu injizieren. Doch ich bin nach einem Jahr gestorben, deswegen nahmen sie an, dass es nicht die richtige Behandlung war, bei dir hatten sie es ja wieder anders versucht. Aber du wirst auch bald sterben, jetzt da Achilea dich in ihrem Unterbewusstsein hat. Das war bei mir genauso. Wenn Achilea, der Fluch nicht wäre, könnten wir mit dem A Chromosom gut und gerne 60 Jahre alt werden. Aber Achilea will das nicht. Sie will nicht einsam sein.“ Suara war geschockt. „Ist das der Grund warum ich nicht aufwachen kann und auch ständig so müde bin?“ Sie nickte. „Sie will dich bald holen.“ Die Katze setzte sich auf. „Er hier wird dir einen Weg zeigen, wie du vielleicht wieder aufwachen kannst.“ „Was heißt vielleicht.“ „Ich habe es nicht geschafft. Es ist ein Labyrinth aus Achileas Rachegelüsten gestrickt. Am Ende sagte sie, würde ich den Ausgang aus ihrem Unterbewusstsein finden, wenn ich es bis dahin schaffen würde. Bevor ich da war, starb ich. Dieser Weg ist die Hölle Suara, gib acht.“ Suara stand auf. „Also entweder ich gehe das Risiko ein zu sterben oder ich bleibe auf ewig in einem Traum gefangen?“ Das kleine Mädchen nickte wieder. „Miez, zeig mir den Weg.“ Suara wurde an durch einen langen Flur geführt an dessen Ende eine schwere Holztür war. Die Katze blieb vor der Tür sitzen. Suara musterte den dunklen Türrahmen, das graue bereits verrostete Schloss. Sie konnte den modrigen Geruch von altem Holz riechen.Sie wusste, wenn sie durch diese Türe gehen würde, gäbe es kein Zurück mehr. Doch auch so gab es für das Mädchen kein Zurück. Sie hatte nicht vor auf ewig und drei Tage in einem Traum gefangen zu sein. Sie öffnete die schwere Tür und drehte sich zu der Katze um. Sie war verschwunden. Suara seufzte nur. Irgendwie wusste sie, dass die Katze Angst hatte diesen Gang zu machen. Sie würde sie später aus dem Gefängnis befreien in dem sie gefangen war. Ganz sicher. Sie drehte sich zu dem um, was vor ihr lag. Sie sah hohe Wände, Dunkelheit und Rauschschwaden und Flüsse aus Lava und Magma. Hier sah es so anders aus, wie außerhalb des Hauses mit der schönen Wiese und den Blumen. War das Achileas wahre Gestalt? Hass erfüllt und voller Groll. Anders konnte sie sich dies nicht erklären. Sie schritt voran. Kapitel 45: Ihr wahres Gesicht ------------------------------ Unterdessen war Shikao ein ganzes Stück weiter vorangekommen. Hier auf den Gängen liefen nur wenige Menschen, Forscher oder Ärzte, umher, und anscheinend kannte sich hier eh nicht jeder. SO blieb er unerkannt. Doch ihm war nicht bewusst, dass er die ganze Zeit von Überwachungskameras beobachtet wurde. Die Wachposten, die in dem Raum saßen, wo alle Videosignale gesammelt und gespeichert wurden, hatten ihn schon lange entdeckt und ans ‚suspekt‘ abgestempelt. Auch sie mochten nicht jeden Mitarbeiter dieses großen Forschungsinstituts kennen, und so wussten sie nicht dass Shikao nicht dazu gehörte, doch sie hatten bemerkt, dass sich der Kerl auf dem Bildschirm seltsam verhielt. Sie würden ihn weiter beobachten. Shikao zuckte, er konnte Schritte hören und etwas, dass Rollen hatte. Er blieb in seinem Gang stehen und wartete bis besagte Kolone an ihm vorbei zog. Es war ein Arzt und zwei Schwestern. Auf der rollbaren Liege lag ein kleines Mädchen. »CHIKA! « Shikaos Gedanken sprangen in seinem Kopf umher. Was wollten sie von der Kleinen? Wo brachten sie Chika hin? Oder kamen sie etwa gerade aus einem dieser Labore? Shikao musste sich schnell für einen der beiden Alternativen entscheiden. Er dachte nicht lange nach und folgte den Leuten. Die Schulärztin hatte die anderen mittlerweile in eine Art Wartezimmer gebracht. Takuma hatte sich vor dem Eintreten versichert, dass hier keine Kameras installiert waren. Irgendwie war ihm die ganze Sache hier nicht geheuer. Zu Gisang und Ikami meinte er, dass sie sich bei der nächsten Gelegenheit aus dem Staub machen müssten. Die Lehrerin wusste so viel, sie arbeitete hier und sie hatte auf Shikaos Verschwinden nicht reagiert. Takuma rechnete damit, dass sie in eine Falle gelockt werden würden. Die Ärztin drehte sich um. „Es ist besser wenn ihr hier wartet. Ich werde mit einem Kollegen reden und herausfinden wo Suara sich aufhält.“ Takuma schwieg und nickte nur. In die Tür, durch die sie gekommen waren, hatte er etwas kleines hinein geklemmt gehabt, ein Stück Holz, das er draußen auf dem Gelände hatte aufgesammelt. Er ahnte schon damit, dass sie irgendwo eingesperrt werden würden. Und jetzt roch es gewaltig danach. Der Raum hatte keine Fenster, nur zwei Türen. Oben war etwas wie eine Sprinkleranlage angebracht. Er nahm an, dass dort allerdings andere Dinge als Wasser rauskommen würden. Schlafgas? Betäubungsmittel? Er dachte darüber nach die Ärztin zu überfallen und zur Rede zu stellen aber irgendwo wusste er, dass Kameras vorhanden waren, selbst wenn er keine sehen würde. Das war immerhin ein hochmodernes Institut mit strengen Sicherheitsvorkehrungen. Warum sollten hier drin bitte keine Kameras sein und warum sollte eine Mitarbeiterin irgendwelchen Kindern Zutritt gewähren. Sehr makaber. Die Ärztin drehte sich wieder um und Takuma schlich langsam rückwärts zu der anderen Tür, er presste seinen Fuß auf das Stück Holz, damit die automatische Schließvorrichtung, mit der er rechnete, das Holzstück nicht heraus katapultierte. Sie war weg, und die Tür schloss sich hinter ihr mit einem hohen Pfeifton. Takuma konnte den Druck auf seinem Fuß spüren. „RAUS HIER! SCHNELL!“ Er drückte die Tür mit all seiner Kraft auf und die drei konnten der Falle entkommen. Gisang sah ihn an. „Woher wusstest du das?“ „Ich wusste es nicht, ich hab es aber geahnt. Irgendwas stimmt hier nicht. Wir sollten schnell Shikao finden oder Suara. Am besten wäre jedoch, wenn wir beide finden würden.“ Die Mädchen nickten und liefen den Gang zurück. Unterdessen war Shikao am Ende angekommen. Neben ihm waren große längliche Fenster angebracht. Wenn er hindurch sah, konnte er sehen, wie Menschen darin verschiedenen Experimenten unterzogen wurden. In ihm kam die Frage auf, ob all diese Menschen unter der tödlichen Krankheiten litten unter der auch Suara litt. Es schauderte ihn. Und so lief er von Fenster zu Fenster, in der Hoffnung Suara oder Chika zu finden. Am letzten Fenster hielt er inne, geschockt. Sie war auf ein Bett geschnürt, all ihre tierischen Merkmale waren zu sehen. Er konnte nicht erkennen an wie vielen Maschinen sie angeschlossen war, aber das Mädchen versuchte sich loszureißen. „Herr Doktor.“ Shikao drehte sich um. Eine Frau sah ihn an und hielt ihm eine Akte hin. Sie schaute auf das Namensschild an dem Kittel den Shikao sich ‚geliehen‘ hatte. „Doktor Takefumi. Sind sie der behandelte Arzt? Ich kann keinen finden. Und dieses Ding dort wütet nun schon seit zwei Stunden, seit der Injektion so rum. Alle anderen Ärzte sind mit dem anderen Biest beschäftigt.“ Shikao sah wieder nach durch das Fenster. „Dieses Ding….“, wiederholte er was die Schwester gesagt hatte. So wurden die Achilea-Erkrankten also genannt. Er musste an das Leid denken, dass Suara erlitten haben musste, und wurde auf einmal sehr wütend. Er nahm die Akten der Schwester ab und überflog die Zeilen. Er wollte ja nicht, dass seine Tarnung aufflog. Laut der Akte, war dieses Mädchen 10 Jahre alt, litt unter Achilea C, dass wie Suara gesagt hatte, die Standardform war. Vor zwei Stunden hatte sie sowohl Katzen Gene als auch Katzenmuskelstränge injiziert und eingesetzt bekommen. Armes Ding. Sie würde wohl ein ebenso furchtbares Leben führen wie es Suara tat. Zumindest was die Behandlung anging, die sie von anderen erfuhr. Shikao bekam Mitleid. „Ich sehe sie mir mal an.“ SO begleitete die Schwester den Wannabearzt nach drinnen und ließ ihn allein. Shikao legte seine Hand auf die des Mädchens und sah sie an. „Es wird alles gut. Du brauchst keine Angst haben.“ Sie sah ihn an, sie weinte. „Alle nennen mich Ding und Biest. Warum? Warum? Ich will nach Hause.“ Shikao nickte. „Ich hole dich hier raus.“ Sie schwieg. „Wer sind Sie? Sie sind nicht mein Arzt.“ Shikao legte seinen Finger auf seine Lippen und deutete ihr an, still zu sein. „Ich bin hier um ein Mädchen und ihre Schwester zu retten und dich nehmen wir auch mit. Warte noch ein bisschen. Und bleib ruhig, damit sonst niemand hier rein kommt.“ Sie nickte. Shikao drehte sich um und deutete der Schwester an herein zu kommen. „Manchmal genügen ein paar Worte um kleine Mädchen zu beruhigen. Zeigen sie mir nun das andere Ding. Ich bin neugierig was aus ihr geworden ist.“ Die Schwester nickte. Sie schien nicht einmal misstrauisch zu gehen. Shikao folgte ihr, zwinkerte dem kleinen Mädchen noch einmal zu und grinste dann. Er dachte für sich, er sollte irgendwann einmal Schauspieler werden so gut wie er Leute verschaukeln konnte. Trotz allem was passiert war, war er immer noch Shikao, der sich für was Besseres und für so toll hielt. Sie brachte ihn zu einem anderen Fenster. Dort, hinter der Scheibe, sah er Suara auf einem dieser Tische, ebenso verkabelt und an Maschinen angeschlossen wie das kleine Mädchen eben. Er wurde wütend. „Und die Schwester. Wurde bei ihr schon festgestellt ob sie so ist wie die da?“ Mit einer abfälligen Kopfbewegung deutete er auf Suara. Er wollte seine Tarnung nicht verlieren, trotz seiner Wut gegenüber den Leuten die Suara als Laborrate missbrauchten. „Nein noch nicht. Sie ist im Nachbargebäude 2.22.A. Sie wird dort untersucht. Sollte festgestellt werden, dass sie die gleiche Krankheit hat, wird ihr dort auch die Injektion verabreicht und dann wird sie auch hergebracht werden.“ „Verstehe.“ Er wand seinen Kopf wieder auf das schreckliche Bild hinter der Scheibe. Die Schwester verabschiedete sich. „Verzeihen Sie Doktor, ich müsste mal…“ „Schon gut. Du kannst dich entfernen.“ Dank seiner Familie und eigentlichen guten Erziehung beherrschte er den Ausdruck hochrangiger Menschen ziemlich gut. Das kam ihm gerade sehr gelegen. »Wer hätte gedacht, dass meine Mutter mal etwas richtig gemacht hat und etwas Nützliches. « Er griff nach seinem Handy. „Sucht ihm Gebäude 2.22.A nach Chika. Sie wurde dort für Untersuchungen hingebracht. Und beeilt euch bevor sie ihr die Injektion verpassen.“, schrieb er als SMS an Takuma. Er würde sich derweil um Suara kümmern. Takuma zuckte, als es in seiner Hosentasche vibrierte. Schnell griff er zu seinem Handy um den störenden Sound abzuschalten. Trotz dass es nur der Vibrationsalarm war, konnte man es sicher hören, da es sonst vollkommen still war und Takuma hatte keine Lust von irgendwelchen Wachen aufgesammelt zu werden. „Eine SMS von Shikao?“, flüsterte er. Die Mädchen sahen ihn an und Takuma hielt ihnen sein Handy vor die Nase. Beide nickten. Sie hatten verstanden. Also machten sie sich auf und suchten das entsprechende Gebäude in dem Chika festgehalten wurde. Takuma war sich ziemlich sicher, dass Shikao Suara bereits gefunden hatte und nun herausgefunden hatte wo man ihre Schwester fest hielt. Das sah seinem besten Freund mal wieder ähnlich. Er wusste wie er Dinge anstellte und er wusste seinen Charme auch gezielt einzusetzen. Takuma nahm an, dass er irgendeine Krankenschwester an geflirtet hatte um an die nötigen Information ran zu kommen. Er seufzte. Shikao wusste nicht, wie er in den Raum kommen sollte und mit Suara wieder raus. Er dachte nach. In diesem Moment piepte es in seiner Hose. Ein Pager? Er sah drauf und er bemerkte, dass dies auch die Ärzte bei Suara taten. „Raum 2555-4.1 / Notfall“ stand auf dem kleinen Display. Er erinnerte sich an den Raum. Das war das kleine Mädchen, mit dem er eben noch gesprochen hatte und dem er versprochen hatte sie hier raus zu holen. Einer der Ärzte stürmte an ihm vorbei und beachtete Shikao gar nicht. Er schien es viel zu eilig zu haben zu dem Raum zu kommen. Die anderen Ärzte liefen nur normal, dennoch zügig zu dem Raum. Insgesamt waren es 4 Ärzte die bei Suara gewesen waren und nun auf dem Weg zu dem anderen Mädchen waren. Einer blieb bei Shikao stehen. „Bist du neu? Gut. Wir kümmern uns um Testobjekt 4.1, pass du auf Objekt 0.1 auf solange wir weg sind.“ Shikao nickte nur. Innerlich grinste er. Aber er war auch wütend auf diese Menschen, die diese Mädchen als ‚Objekte‘ bezeichneten. Er ging zu Suara und strich ihr über die Stirn. „Jetzt bin ich da. Keine Angst. Ich hol dich hier raus Kitty.“ Nur wusste er noch nicht wie er das bewerkstelligen sollte. „Na wen haben wir denn hier? Das du so weit gekommen bist, hätte ich niemals gedacht.“ Shikao drehte sich um und sah die Schulärztin mit verschränkten Armen im Raum stehen. Er wusste bereits, dass sie nicht auf ihrer Seite stand. Sie würden verhindern, dass er Suara jetzt einfach mitnahm. „Weißt du was. Ich habe damals mit an Suara geforscht. Ich habe an ihr gearbeitet und ihr die Gene injiziert meine Kollegen haben die Hautzellen und Muskelstränge eingesetzt. Es ist wahnsinnig toll mein Objekt lebend zu sehen. Ich hätte gedacht dass sie längst dahin gerafft ist, wie jedes andere Objekt auch, der das Achilea Chromosom fehlt. Aber sie lebt tatsächlich.“ Shikao zuckte zusammen. „Sie haben ihr das angetan?!“ „Was heißt hier ‚angetan‘? Ohne mich wäre sie längst tot. Jeder, der an diesem Stadium leidet, stirbt bevor er Suaras Alter erreicht. Also sei mir lieber dankbar, dass ich das getan habe, sonst hättest du sie niemals kennen gelernt. Aber anscheinend hat auch sie ihr Limit erreicht.“ Sie sah zu Suara. „Was meinen Sie damit?“ Sie schritt auf die andere Seite von Suaras Bett und meinte: „Wir haben Suara nicht als erste mit dieser Operation behandelt. Sie war nur die erste die länger als 2 Stunden überstand. Als sie 1 Jahr hier drin völlig normal gelebt hatte, ohne Vorkommnisse oder besondere Situation haben wir sie ihrer Mutter zurück gebracht. Jedes andere Mädchen hatte die Gene und Muskelstränge abgewiesen. Manche starben direkt danach, manche nach ein paar Stunden, manche innerhalb der nächsten Woche oder des Testjahres. So wie das kleine Mädchen, das du eben besucht hattest.“ Sie hatte ihn gesehen. Er grummelte. „Sie ist tot?“ Die Ärztin nickte. „Und ich nehme an, dass es mit Suara auch zu Ende ist.“ Shikao sah zu dem Mädchen. Unmöglich. Vor einem Tag lief sie doch noch rum, und war voller Lebensenergie. Und nun sollte sie auf einmal sterben? Er konnte das nicht glauben. „Mach dir nicht so viele Sorgen. Ich weiß, diese Methoden hier sind menschenunwürdig und widerwertig. Aber sie ermöglichen vielen Menschen etwas Hoffnung und ein zumindest etwas längeres Leben, im Falle dass die Behandlung anschlägt.“ „Und wenn nicht, dann ist es Mord. Dieses Mädchen, hätte leben können, wenn auch eingeschränkt, aber sie hätte die Welt mit ihren Augen sehen können. Und nun war das letzte, dass sie gesehen hat eine weiße Zelle und komische Maschinen!“ „Und dein Gesicht zusammen mit deinem Versprechen.“ Er zuckte zusammen. „Du solltest niemals Dinge versprechen, die du nicht halten kannst. Genauso wie Suara gegenüber. Wie willst du sie denn hier raus holen?“ Shikao schwieg. Das wusste er selbst noch nicht genau. „Deine Freunde schlafen auch gerade. Warum leistest du denen denn nicht Gesellschaft?“ Sie schliefen? Shikao runzelte die Stirn. In diesem Moment sah er wie zwei schwarz gekleidete Männer auf sie zukamen. Hatten sie Takuma und die anderen etwa geschnappt? Wegen seiner SMS? Verdammt irgendwo musste er einen Fehler gemacht haben. Er sah zum Fenster. Er sah die Schwester, mit der er erst kurz geredet hatte. Oh nein. Sie war nicht auf Toilette gegangen. Von wegen Schauspielerische Fertigkeiten. Er wurde durchschaut. Und nun sollte er schlafen. Was genau die damit meinten wusste er nicht. Wollten sie ihn betäuben? Ihn töten? Ihn Katzen Gene injizieren und dadurch töten? In diesem Moment konnte er laute Schreie hören, jedoch keine menschlichen. Suara die neben ihm lag richtete sich plötzlich auf und saß in ihrem Bett. Ein paar der Schläuche und Drähte fielen von ihr runter auf den Boden. Er sah zu ihr. „Su…ara?“ Ihr Blick war nach unten gerichtet. Als Shikao zur Tür sah konnte er unzählige Katzen erkennen die hinein stürmten und die Männer anfielen und auch die Ärztin, so wie einst Suaras Mutter angefallen wurde. Er wich zurück. Suara stand auf und riss sich die restlichen Schläuche vom Körper und sah dann zu Shikao. „Lauf.“ Shikao sah sie an. Er wusste, dass das nicht Suara war, ihr Körper, aber nicht ihr Geist, und dennoch meinte er: „Nicht ohne dich!“ Er griff ihre Hand und rannte aus dem Raum raus. Eine Meute Katzen folgte ihm. Er hoffte, dass diese auf seiner Seite waren und verstanden, dass er Suara oder wer auch immer das gerade war, helfen wollte. Shingo war immer noch wie versteinert. Er saß am Rande des Sportplatzes und sah ein paar Mädchen beim Volleyball spielen zu. In seiner Hand hielt er das Bild. Irgendwie wollte er es loswerden aber auf der anderen Seite hatte er Angst was dann passieren würde. Er dachte über das nach was er eben gehört hatte. Fluch der Achilea. Was zum Kuckuck sollte das bitte sein. Er würde sich zu Hause nochmal an seinen Rechner schmeißen und nachforschen. War doch krank. […] Als sie im Hof ankamen, hatten Takuma und die beiden Mädchen bemerkt, dass auf einmal viel mehr Wachposten unterwegs waren. War Shikao aufgeflogen? Hatte man bemerkt, dass sie nicht in dem Zimmer waren, in dem die Schulärztin sie hatte einsperren wollen? Sie saßen in einem Gebüsch und Takuma grübelte. „Dort hinten, seht ihr das Schild?“ Die Mädchen nickten. Dort mussten sie hin, das war das Gebäude in dem Chika untersucht wurde. Sie mussten sich beeilen. Gisang grummelte. „Hier rumsitzen lockt die Idioten auch nicht weg. Ich bin hundertprozentig schneller als die.“ „Was hast du vor? Du willst doch nicht etwa den Lockvogel spielen?“ Doch Gisang nickte. „Während ich die hier weg lotse müsst ihr da rein und das Mädchen da herausholen. Ich verlasse mich auf euch. Und wehe mein Opfer ist umsonst.“ Takuma nickte. Auch wenn es riskant war, eine andere Möglichkeit sah er nicht. „Lass dich bloß nicht schnappen. Schlag Haken und bei der erst besten Gelegenheit such‘ dir ein Versteck oder Hau ab. Wer weiß was sie mit dir machen wenn sie dich erwischen.“ Gisang nickte. „Geht klar.“ Sie kroch leise und vorsichtig weiter weg von den anderen beiden, versteckte sich hinter diversen Büschen, bis sie selbst Takuma und Ikami nicht mehr sehen konnte. Sie wollte durch ihren Spurt ja nicht die Wachen auf die Stelle lenken aus der sie startete, und damit auf die anderen beiden. So blöd war sie ja auch nicht. Als sie sich sicher war, dass Takuma und Ikami außer Sichtweite waren von ihrem Startplatz, stand sie auf und lief davon. Natürlich bemerkten die Wachen sie und machten sich auf, um sie zu verfolgen. Einer sah in der Nähe von Gisangs Ausgangspunkt nach, ganz wie sie gerechnet hatte. Nun war sie stolz auf sich, dass sich bei Takuma und Ikami losgelaufen war. Als die Wache dort nichts finden konnte, lief auch er hinter Gisang her. Takuma und Ikami warteten noch kurz und schlichen sich dann schnell zu dem Gebäude und huschten hinein. Gisang war wirklich um einiges schneller als die Männer in ihren schweren Uniformen und ihren großen schweren Körpern. Außerdem, so dachte Gisang, waren diese Herren nicht sonderlich gut in Form, einige hatte die Verfolgung bereits keuchend abgebrochen und waren anscheinend zurück zu dem Innenhof gelaufen. Gisang hoffte, dass die anderen beiden bereits im Gebäude waren und nicht entdeckt wurden. Nach einiger Zeit hatte sie ihre Verfolger soweit abgehengt, dass sie anfing durch den Park zu laufen, sich zu bücken um Steine aufzuheben. Sie warf diese in verschiedene Büsche um von sich abzulenken. Anschießend versicherte sie sich, dass sie nicht gesehen wurde und versteckte sich in einem Busch. Sie hoffte dass ihr Ablenkungsmanöver, Haken schlagen und Steine werfen, funktionieren würde. Leise kroch sie allerdings weiter weg, wobei sie sich die ganze Zeit umsah vorsichtig und auch auf jedes Geräusch achtete. Takuma und Ikami sahen sich derweil in dem anderen Gebäude um, dass gegenüber von dem lag, in dem sich Suara und auch Shikao ihre Flucht verschafften. Die Gänge waren hier recht dunkel gehalten, sie waren eng und es wirkte kalt hier und nicht so steril. Die Gänge in dem anderen Haus waren weiß gestrichen, weißer Fußboden, Wände und Decke und sie waren recht breit gewesen. Das hier glich eher einem Kellergang. Irgendwie unheimlich. Ikami sah sich jedes der Schilder an, das vor den Türen hing. Nichts lies darauf hin schließen, was sich dahinter befand. Sie dachte sich nur, dass es wahrscheinlich Labore oder Zellen waren. Eins von beiden. Oder wurden hier die Katzen und andere Tiere gehalten, deren Gene injiziert wurde. Ikami lief ein kalter Schauer den Rücken runter. Krankes Institut, kranke Wissenschaftler. Takuma tippte sie vorsichtig an der Schulter, sodass sie nicht aufschrie weil er sie erschreckte. Er deutete auf eine nach oben führende Treppe. Sie wirkte moderner als der Gang hier unten. Daneben befand sich ein recht großer Fahrstuhl. „Ich nehme an die Labore sind oben. Und dort werden wir auch die Kleine finden.“ Ikami nickte und so gingen die beiden die Treppen so leise wir möglich nach oben. Sie konnten Katzen jaulen hören, Hunde bellen und Kinder weinen. Takumas Miene verfinsterte sich. Sie waren hier also richtig. Er hoffte, dass sie nicht zu spät kamen. Sie kamen auf einen langen Gang, dieser war ebenso makaber und steril wie die Gänge in dem Gebäude, wo Suara gefangen gehalten wurde. Fenster überall, wo hindurch man Kinder erkennen konnte, die allerdings nur untersucht wurden auf die Krankheit hin und noch keine Injektion bekommen hatten. Takuma griff Ikamis Hand und zog sie hinter sich her. Seit Suara her gekommen war, hatte Ikami begonnen, den Jungen mit anderen Augen zu sehen, und trotz ihrer brenzligen Situation lächelte sie. Sie spürte wie ihr Herz schneller schlug und sie etwas rot wurde. Wenn das hier alles vorbei war, und sie alle wieder zu Hause waren, mit Chika und Suara, dann wusste Ikami was sie tun würde. Aber hier und jetzt war nur wichtig die beiden Mädchen hier raus zu holen. Auf einmal konnten sie jemanden reden hören, augenblicklich verstummten die beiden selbst in ihren Gedanken. Sie verlangsamten ihren Atem, sodass man sie nicht in geringsten hören konnte. „Und wie sieht’s aus bei der Kleinen Asahina?“ „Stadium C. Wir sollten bald mit der Behandlung beginnen, damit sie überleben kann, eventuell. Aber ich wunder mich ohnehin, dass das Mädchen so lange ohne körperliche Beeinträchtigung leben konnte. Wir sollten weitere Tests durchführen. Vielleicht hat sie etwas in ihrem Erbmaterial, dass die Krankheit von sich aus aufhält, verlangsamt oder darin hindert, auszubrechen.“ Der andere Arzt stimmte zu. „Wollen wir es hoffen, für die Kleine. Dann müsste sie nicht rüber. Ich kann es nicht leiden, wie die Kinder dort behandelt werden. Als ob ein Menschenleben nichts wert wäre. Dafür bin ich nicht Arzt geworden, dafür bin ich dem Institut nicht beigetreten. Für ihre Forschungen verkürzen sie Leben und töten Menschen nur weil sie ihre Makabren Mittel und Methoden testen wollen. Dabei könnten die Kinder gut und gerne mindestens noch alle 5 bis 10 Jahre leben auch ohne Behandlung, auch wenn dieses Leben eingeschränkt wäre. Aber zumindest könnten sie noch etwas von dieser Welt sehen. Aber diese Monster im Hauptgebäude rauben diesen Kindern ihre Kindheit und Freiheit. Ich kann da nicht zustimmen.“, meinte er grummelnd. Takuma lächelte. „Red‘ nicht so laut. Du weißt genau, dass die von der Regierung beschützt werden. Was können wir schon groß tun. Lass uns die Kleine untersuchen und das Beste hoffen. Ihr zu Liebe.“ Sie nickten und gingen weiter. Das restliche Gespräch konnten Takuma und Ikami aufgrund der verhallenden Stimmen nicht mehr mitbekommen. „Es gibt also doch Menschen, die wissen, dass das hier Scheiße ist. Vielleicht sollten wir sie fragen ob sie uns helfen können.“ Takuma sah Ikami an und schüttelte den Kopf. „Du hast doch gehört. Die Regierung spielt hier eine wichtige Rolle und diesen Ärzten hier sind die Hände gebunden, wenn dann können sie uns nur indirekt helfen.“ „Indirekt?“ Takuma deutete Ikami mit einer Kopfbewegung an, in die Richtung zu sehen, in der die Ärzte gegangen waren. „Wir verfolgen sie und finden so Chika, und vielleicht lassen sie sich ja auch einfach genug ablenken.“ Er grinste. Noch immer lief Shikao mit Suara an seiner Hand irgendwie planlos davon. Immerhin wieder stellten sich ihm Wachen in den Weg, die dann von Katzen überrannt und überrumpelt wurden. „So viel zum Thema ‚Schmusetiger‘.“, stellte er amüsiert fest. Er stoppte abrupt und ein paar Katzen rannten ihm in die Beine. Suara sah ihn an. „Was ist?“ „Die Tür. Sie ist verriegelt.“ Shikao hämmerte dagegen und versuchte sie aufzubekommen, rüttelte daran, zog, doch sie bewegte sich nicht. Noch einmal schlug er wütend mit der Faust dagegen. „Verdammt!“ „Endstation.“ Er drehte sich um und schob Suara, oder zumindest ihren Körper, hinter sich. Er war sich immer noch dessen bewusst, dass Suara irgendwie seltsam und nicht sie selbst war. Auch ihre Stimme klang anders. Das sollte ihn aber nicht davon abhalten sie zu beschützen. Er sah Männer in Schutzanzügen dort stehen. Das sollte sie wohl vor den Angriffen der Katzen schützen. Also waren sie auch machtlos. Die Vierbeiner schienen das auch zu wissen oder zu ahnen, denn sie rührten sich keinen Meter, sie fauchten nur. „Händige uns das Mädchen aus und dir wird nichts passieren. Wir bekommen euch soundso. Es liegt aber nun an dir, ob gewaltsam oder nicht. Deine Entscheidung.“ Shikao grummelte. Beide Alternativen gefielen ihm nicht. „Lauf. Bring dich in Sicherheit.“ Shikao sah Suara an. „Spinnst du?! Ich lass dich nicht hier zurück. Soll sie doch versuchen, dich mir weg zu nehmen. Die werden was erleben. Ich lass dich nicht hier. Die müssen mich schon umbringen um an dich ran zu kommen.“ Seine Stimme klang ernst und männlich. Achilea lächelte. Sie hatte nie gewusst, dass ein Mensch so viel Mut aufbringen konnte, und noch dazu um etwas so unmenschliches zu beschützen. Ob nun Krankheit oder nicht. Sie wusste, dass er wusste, dass sie nicht Suara war, auch wenn es ihr Körper war. Er wusste, dass es mehr als eine Krankheit war, um das es hier ging, und dennoch hielt er weiter zu Suara. Das besänftigte Achilea. Die Männer kamen näher, was die beiden in die Ecke Getriebenen beunruhigte. Auf einmal hörte er ein Rütteln an der Tür von der anderen Seite. Er drehte sich etwas um, um zu sehen was dort los war. Sie öffnete sich. „SHIKAO?!“ Angesprochener lächelte und griff Suaras Hand. „Perfektes Timing, wie immer Takuma. Ich will gar nicht wissen wo ihr herkommt aber ich find‘s geil.“ So drehten sich Ikami und Takuma geradewegs wieder um und flohen zusammen mit den anderen beiden vor den Männern. Die Katzen rührten sich immer noch nicht. „Oh Mann, ich hatte nur zwei Ärzte verfolgt, hatte sie aber verloren, und stand dann vor dieser Tür. Dahinter hörte ich Katzen. Ich wollte sie raus lassen.“ Die vier saßen in einem kleinen Raum, eine Abstellkammer. Suara war bewusstlos geworden unterdessen. Shikao nahm jedoch an, dass sein Mädchen von der ganzen Flucht nichts mitbekommen hatte. „Also nehme ich an, dass ihr Chika noch nicht gefunden habt. Und … vor allem, wo ist Gisang? Wurde sie geschnappt?“ Ikami sah nach unten. „Wir hoffen nicht. Sie hat den Lockvogel gespielt, damit wir in das Gebäude gelangen konnten. Ich hoffe sie konnte entkommen.“ Shikao seufzte. Dass diese Sportkönigin und Diva mal so etwas für Andere riskieren würde… „Wir sollten einen Weg hier raus finden. Suara ist bewusstlos, sie kann also nicht laufen. Das verlangsamt uns aber erheblich. Also irgendwelche genialen Ideen?“ „Irgendwo hier müsste sie doch sein.“ Noch immer suchten sie nach dem silbern haarigen Mädchen, dass sie hier zwischen den Bäumen, Sträuchern und Büschen verloren hatte. „Seit wann laufen Highschool Schüler eigentlich so schnell. Ist doch unnormal.“ „Hm, vielleicht ist sie genmanipuliert und hat Gene von einem Pferd.“ Die beiden Männer lachten. Anscheinend hatten sie großen Spaß an Genmanipulation und deren Folgen. Dass es allerdings wirklich jemanden gab, der aufgrund von Genmanipulation schneller lief, wussten sie nicht. Gisang hörte jedes Wort, denn diese Männer waren verdammt nah bei ihr. Sie betete zu Gott, dass niemand sie entdecken würde, also rührte sie keinen einzigen Muskel um auch ja kein Geräusch zu verursachen. Zu ihrem Übel hatte sie auch keine Steine mehr bei sich um die Aufmerksamkeit in eine andere Richtung zu lenken. Sie war sozusagen auf die Gnade der Götter angewiesen. Auf einmal klingelte ein Telefon. „Oh je. Im Haupthaus wurde diese Asahina entführt, und eine Horde Katzen ist entkommen. Und diese Idioten dort haben auch noch die anderen drei Eindringlinge aus den Augen verloren. Sollten wir helfen?“ Der Andere nickte. „Das Testobjekt ist erst mal wichtiger als dieses Pferdemädchen.“ Und so gingen sie zurück. Nach einer Weile, als ihre Schritte nicht mehr zu hören waren, entspannte sich Gisang etwas. Sie sah zum Himmel. „Ihr habt sie gefunden? Bringt sie hier raus. Beeilt euch.“ Sie stand langsam auf, sah sich noch einmal um. Jetzt würde sie erst mal einen Ausgang suchen, damit sie dann auch schnell fliehen konnten, wenn sie die Anderen sehen würde. Sie hoffte nur, dass sie auch irgendwie unversehrt aus dem Gebäude kommen konnten. In diesem Moment kam ihr ein Gedanke in den Sinn. Wenn die drei Zusammen waren, bei Suara, was war dann mit Chika? Von ihr hatten die beiden Männer nichts gesagt. Hatten Takuma und Ikami sie nicht gefunden? „Verdammt. Ich sagte ihnen doch, sie sollen nicht versagen. Alles muss man alleine machen hier.“ Und so drehte sie sich um und lief zurück zu dem Innenhof, wo sie die beiden zurück gelassen hatte. Kapitel 46: Labyrinth der Angst ------------------------------- Tanz mein Kätzchen. So Tanz doch im Reigen. Suara war tief in das Innere von Achilea eingedrungen. Mehrere Male war sie an einem See aus Lava oder eine hohen Wand stehen geblieben und hatte umkehren müssen. Sackgasse. Sie spürte wie ihre Beine schwächer wurden und das Laufen sie erschöpfte. War es das, was das kleine Mädchen meinte? Sie konnte den Ausweg nicht finden, da sie vorher gestorben war? War das die Krankheit die sie schwächte? Oder irgendein Fluch, der auf ihr lag? Gerade kam ihr all ihr körperliches Leid so seelisch vor. Sie konnte nicht mehr zwischen Schein und Realität unterscheiden. Alles was sie wollte, war leben, hier raus kommen und zurück zu ihren Freunden und zu ihrer Schwester. Doch irgendwie schien es ausweglos. Jeder dieser unheimlichen Gänge sah aus wie der Andere, barg Fallen, vor denen sich Suara in Acht nehmen musste, sonst würde sie womöglich noch tiefer in Achileas Geist gefangen werden. Würde sie nun ein Teil der Legende, des Fluches werden? Die Krankheit schwächte sie, machte sie erschöpft. Sie musste sich hinsetzen. Wieder einmal begann sie sich zu fragen, warum ausgerechnet sie diese Krankheit hatte, warum mussten sie darunter leiden, und mit einer solchen Person verwandt sein, die an dem auch noch Schuld war. Wie grausam es doch war, dass alles hier seinen eigenen Verwandten anzutun. Sie seufzte und sah auf. Um sie herum gingen sechs Wege ab. Alle sahen gleichermaßen unheimlich und gefährlich aus. Sie wollte nicht gehen, sie wusste aber nicht wie sie zurückkam. Und spielte das denn noch überhaupt eine Rolle. Egal ob hier oder in dem Haus, sie wäre überall eine Gefangene in den Schatten einer Schamanin. Aber sie wusste auch nicht wo sie lang gehen sollte. Sie war so kraftlos. Wo war nur ihre Kraft, Ausdauer, ihr Elan hin, der sie zu einem Sportsass hatte werden lassen? Sie meinte, es würde sich auflösen. Begann Suaras Körper die Katzen Gene und Zellen abzustoßen? Bedeutete das, das Ende für sie? Und sie hatte zumindest gedacht, dass sie älter als der Durchschnitt werden konnte der Erkrankten. Aber nun war sie mittendrin. Es gab anscheinend wirklich kein Heilmittel und das Einzige, was sie am Leben erhielt, war der Fluch oder Segen einer Katzengöttin und ihre Abstammung von jemanden der mit seinem eigenen Erbmaterial gespielt hatte. Sie sah nach unten und erschrak. Eine kleine schwarze Katze saß dort. Sie kannte sie. Es war die gleiche wie in dem Haus, die gleiche, die sie zu der Tür geführt hatte. „Du darfst nicht so dunkle Gedanken haben. Sie verblenden und vernebeln deinen Geist. Es ist einfacher als du denkst. Öffne dein Herz. Wenn du dich verschließt wie jeder andere es vor dir getan hatte, wirst du niemals einen Weg finden zu entkommen. Dunkelheit in den Herzen der Menschen nährt sie. Licht schwächt sie. Es gibt zwei Achilea. Finde die Richtige und du wirst Leben. Finde die richtige und die Falsche kann den Zellen und Genen nichts anhaben. Die Behandlung ist auf ewig stabil, wenn der Betroffene stark genug ist, sie zu überstehen. Erwache aus diesem Traum.“ Sie verschwand wieder. Suara saß da und sah verwirrt nach unten. „WAS?!“ Sie rieb sich den Kopf. Irgendwie hatte die Katze zwar versucht ihr zu helfen aber irgendwie das Gegenteil bewirkt. Sie war nun noch ratloser und verwirrter als zuvor. Und was meinte sie es gibt zwei Achilea. Sie stand auf. Egal jetzt. Sie wollte hier raus. Sie wählte aus irgendeinem Grund, wahrscheinlich Willkür, den dritten Gang. Sie lief. Es gab für eine sehr lange Zeit zwar viele Kurven aber keinerlei Abzweigungen. Suara hoffte, dass das keine Sackgasse war ohne Abzweigungen, denn das würde heißen, dass sie den ganzen langen Weg zurückgehen musste, und das, wo sie ohnehin schon geschwächt war. Vor sich sah sie etwas wie einen Kreis. Und tatsächlich eine Sackgasse. Sie freute sich gerade riesig, ironisch gemeint. In der Mitte des Kreises stand ein Pult, oder Podest, darauf stand etwas, dass einer Weihschüssel in der christlichen Kirche ähnlich sah. Sie ging hin und sah hinein. „Wasser?“ Sie konnte ihr Spiegelbild darin sehen. Ohne Ohren. Sie griff an ihren Kopf. Aber ihren Ohren waren doch da, sie konnte sie doch spüren. „Das ist die Zukunft.“ Sie sah nach unten. Rechts von ihr saß die Katze. „Heißt das, dass ich leben werde?“ Die Katze schüttelte den Kopf und sprang auf das Podest neben die Schüssel. „Das ist die Zukunft, oder eher, die Zukunft wie sie sein sollte. Solange dieses Bild hier zu sehen ist, besteht Hoffnung auf ein Ende. Achilea existiert nun schon so lange. Es wird Zeit, dass sie vergeht. Götter sind nur im Verstand der Menschen existent, doch Achilea ist wirklich hier. Sie geht von Mensch zu Mensch über, der ebenso wie sie diesen Genfehler hat, die Krankheit hat. Sie kann dies nur in einer Generation tun. Heißt, da sie bei dir ist, kann kein anderer sie haben. Deine Schwester ist also sicher vor dem hier.“ Suara sah sie an. „Vor dem hier? Soll das heißen…?“ „Sie leidet unter Achilea C. In diesem Moment werden verschiedene Test an ihr durchgeführt. Sollte sie die gleiche Behandlung wie du bekommen, wird sie sterben.“ Suara zuckte zusammen. „Ich muss sofort aufwachen und sie retten, ich muss diese Menschen aufhalten. Wie kann ich aufwachen? Sag es mir!“ „Beruhige dich. Es gibt neue Methoden, unter dessen Voraussetzung deine Schwester überleben kann, hoffen wir also, dass die Ärzte die richtige Methode anwenden. Und des Ausweg, den musst du immer noch allein finde. Ich bin nur hier um dir einiges zu erklären um das Rätsel um Achilea zu lösen. Also hör zu: Einst war Achilea ein Mädchen, dass in ihrer Heimat viele Freunde hatte und Familie, doch ihre Eltern wurden von Attentätern ermordet. Sie konnte sich verstecken. Die Menschen mieden sie. Sie hatten Angst vor ihr, ihrer Geschichte. Keiner wusste warum man ihre Eltern töten ließ. So zog sich das kleine Mädchen in eine Hütte zurück, die tief im Wald lag. Du kennst den Ort, es ist der Tempel der Katzengöttin. Dort stand ihre Hütte. Sie fütterte Katzen und schnell gewann sie deren Zuneigung und Freundschaft. Umso mehr hassten und verabscheuten sie die Menschen im Dorf. Achilea begann sie hassen und als Gegenleistung begann sie jedoch sich der Kunst des Schamanismus zu verschreiben. Einige Menschen kamen zu ihr, da ihre Behandlungen und Künste immer positive Wirkung erzielten. Achilea lernte schnell, dass sie nicht als Mensch geachtet wurde oder respektiert, sondern dass sie nur für den eigenen Nutzen der Dorfbewohner ausgenutzt wurde. So begann sie mit der Hilfe ihrer Katzen an deren Erbmaterial zu forschen und nach und nach auch an den Menschen die zu ihr kam. Sie brauchte ihnen ja nur sagen, dass diese Hautstelle verunreinigt war, oder dass sie Blutproben brauchte. Und die Menschen glaubten ihr. Sie wurde eine berühmt-berüchtigte Ärztin. Meist war sie allerdings der letzte Ausweg, wenn andere Mediziner nicht mehr weiter wussten. Ansonsten wäre wohl niemand zu der düsteren Hütte im Wald gegangen, von Katzen umzingelt. Aber ich glaube du weißt bereits, was es mit den Genforschungen von Achilea auf sich hatte.“ Suara nickte. „Ich verstehe nur nicht, wie sie es sich selbst antun konnte, sich Gene, Chromosomen zu entfernen, und welche von einer Katze einzusetzen, noch dazu ganze Zellen, Gewebe und Muskelstränge.“ „Sie hatte den Verstand verloren. Nach all den Jahren der Abschottung, war sie verrückt geworden und dass obwohl sie nicht mal alt geworden war. Sie hatte geglaubt dass nur die Katzen sie wirklich respektierten und liebten und wollte eine von ihnen werden. Doch am Schluss hatte sie das, das Leben gekostet und die Katzen hatten einen Imbiss.“ Suara schauderte es bei der Vorstellung, dass Katzen einen Menschen fressen konnten, noch dazu einen, mit dem sie jahrelang gelebt hatten, der sie gefüttert hatte. „Achileas Geist war seit her gespalten. Ich nehme an, du weißt was ich meine. Du bist Suara und doch spürst du in dir die Anwesenheit von etwas anderem.“ Suara nickte. „Ja, ich spüre die Katze. Sie weint manchmal oder sagt mir, dass sie spielen möchte.“ Die Katze sah auf das Wasser. „Das ist bei jedem so. Egal ob du ein menschliche Organ transplantierst oder tierische Gene. Irgendwo geht ein Teil des Anderen auf dich über. Und in Achileas Fall, haben sich beide Teile ihrer Seele, die sie im Leben zusammen gefügt hatte, bei ihrem Tod getrennt. Die Katze und der Mensch. Das Gute und das Böse. Das meinte ich damit, dass es zwei gibt. Du hast doch sicher schon bemerkt, dass Achilea manchmal eine andere Ausstrahlung auf dich hat.“ Wieder nickte Suara. Das Stimmte. Sowohl Stimme als auch das Gefühl, dass Achilea auf sie aus übte waren unterschiedlich. Mal hatte sie Angst vor ihr, vor ihrer Grausamkeit und Kälte, die sie ausstrahlte und manchmal wollte sie sich einfach nur in Achileas mütterlichen Armen betten und ihre Wärme genießen. Nun verstand sie etwas besser. Es waren also zwei. Es war nicht dieselbe. Die Katze sprang auf den Boden und ein weißer Nebel umhüllte sie, bis sie menschliche Gestalt annahm. Das waren keine Lumpen, das war Achilea, wie Suara sie kannte, als sie die Göttin zum ersten Mal gesehen hatte. „Ich bin der Katzenteil in ihrer Seele, der Teil, der endlich Frieden finden möchte. Ich habe genug davon, Menschen zu beobachteten, von ihnen Besitz zu ergreifen und zu sehen, ob sie es schaffen der Krankheit zu entkommen. Doch der dunkle Teil, der menschliche, wird noch immer mit Hassgefühlen genährt, er wandert umher um tötet Menschen. Er ist der Fluch der Achilea. Ich bin die Göttin. Jedoch können wir nur gemeinsam existieren. Genauso wie Ying und Yan. Aber es muss aufhören. Deswegen werde ich dir helfen.“ Suara nickte. Ganz verstand sie es nicht, aber sie nahm an, dass Achilea es ihr schon noch erklären würde. Noch immer saßen die Jugendlichen in dem Raum und trauten sich nicht einmal zu Atmen. Draußen hörten sie Menschen lang rennen, geschäftig reden und Katzen jagen, die noch immer wie wild in dem Gebäude umher rannten. Vielleicht wollte sie die Wachen ablenken? Ermüden? Kapitel 47: Stimmen in der Dunkelheit -------------------------------------  Das alles hier kam ihr so vor wie eine tiefe dunkle Schlucht, aus der es keinen Ausweg gab außer dem Tod. Doch Suara wollte noch nicht sterben. Sie würde niemals aufgeben. Niemals würde sie ihre Seele von Achilea zerfressen lassen. Nur das alles hier war so verwirrend, zu komplex um es zu verstehen. Es gab 2 von ihr, eine gute und nette Seele und eine mörderische und böse Seele. Aber wie konnte sie Böse aufhalten wenn sie hier gefangen war. Suaras Kopf qualmte. Sie dachte zu viel nach. Und das kostete sie Kraft, von der sie ohnehin schon nur noch wenig hatte. Sie wollte sich aber nicht hinsetzen und ausruhen. Sie fürchtete dass ihre schmerzenden Beine dann nicht mehr weiter gehen wollten. Also lief sie unentwegt durch das Labyrinth voller Gefahren, Hass, Feuer und Dunkelheit. Sie war sich nicht mal sicher, ob es auch wirklich einen Ausgang hatte.   Unterdessen war es Nacht geworden. Shingo hatte sich an seinem Rechner seit Stunden zu schaffen gemacht um irgendwas brauchbares über den Fluch heraus zu bekommen. Doch bisher hatte er nur Gerüchte und Legenden gefunden. Nichts Brauchbares. In Foren wurde teilweise über die Krankheit und irgendein Institut mit unmenschlichen Methoden geredet. Anonym. Shingo dachte, dass es entweder dumme Spinner waren oder Ärzte aus dem Institut die keinen Ärger wollten und deswegen Anonym bleiben wollten. Er seufzte. So kam er nicht weiter. Er lehnte sich zurück und wollte gerade aufgeben und seinen Rechner wieder aus machen, als auf dem Bildschirm für 5 Sekunden ein unheimliches Gesicht zusammen mit einem Katzenjaulen auftauchte. Shingo erschrak höllisch. Sein Herz raste. Das war, wenn auch verzerrt und deutlich unheimlich, das Gesicht von dem Foto, was er immer noch bei sich hatte. Als das Bild der Frau verschwunden war, war auch das Forum weg und eine andere Seite baute sich sehr langsam auf. Shingo wagte es nicht sich zu rühren. Er hatte irgendwie und anscheinend mit Hilfe die richtige Seite gefunden. Er begann zu lesen: „Achilea. Fluch oder Krankheit Einem Menschen fehlt ein Gen. Durch ein tierisches Gen kann der Mensch geheilt werden, sofern die Gene angenommen werden. Wenn nicht dann stirbt der Patient innerhalb der nächsten Stunde, Woche oder Jahres. Soweit ist die Geschichte der Achilea-Krankheit sicherlich vielen bekannt. Aber keiner weiß warum das Gen abgestoßen wird, warum manche Probanden weiter leben und warum die Gene trotz angeschlagener Behandlung nach Jahren immer noch abgestoßen werden können. Denn eine erfolgreiche Behandlung für die Krankheit gibt es nicht. Ich litt auch unter dieser Krankheit. Du fragst dich warum „litt“? Naja, dieser Bericht, den du gerade liest, habe ich 1965 geschrieben. Ich war bereits sehr schwach so wie ich das schrieb. Ich litt untern Achilea D, dem schwersten und schlimmsten Stadium. Mit einem Jahr kam ich in ein Spezialkrankenhaus und irgendwelche Leute in weißen Kitteln injizierten mir Katzengene. Drei Tage lag ich im Koma. Als ich aufwachte, hatte ich das Gefühl, eine weitere Seele in mir zu beherbergen. Ein Jahr später ohne Vorkommnisse konnte ich zurück zu meinen Eltern. Ich war damals gerade einmal 6 Jahre alt. Mit 5 Jahren bekamm ich die Gene und Muskelstränge eingesetzt. Endlose Qualen und Schmerzen hatte ich erfahren. Es war ein Leben voller Dunkelheit und Angst, voller Hass und Leid.“ Shingo erinnerte sich an das, was Suara vor der Klasse erzählt hatte, war das nicht irgendwie genauso oder zumindest ähnlich. Zumindest was das Alter anging. Er lies weiter. „Die Geschichte der Heilerin wurde meine Geschichte. Ein Teil von mir. Du kennst die Geschichte nicht? Dann klicke „HERE“ um es ausführlich zu erfahren, wer die Begründerin war.“ Shingo klickte auf den Link und las sich Achileas Geschichte, die Geschichte der Menschenhassenden Exorzisten Achilea, die Suara von dem erkrankten Mädchen auch bereits gehört hatte. Er schauderte. So was abartiges hatte er noch nie zuvor gehört oder gelesen. Er ging zurück zu der anderen Seite und las weiter. „Dieses Wesen möchte nicht allein sein. Sie verhilft Ausgewählten in der Erbfolge, dass die Gene der Katze, und nur der Katze, nicht abgestoßen werden. Zumindest nicht sofort. Im Endeffekt ermöglicht sie doch nur, dass die Menschen etwas länger leben können, bevor die Gene sich beginnen aufzulösen. Denn der menschliche Körper ist nicht dazu geschaffen lebenslang tierische Gene oder sonstiges tierisches in sich zu haben. Die Gene der Tiere sind rezessiv, dass heißt, nach etwa 10 bis 15 Jahren nach der Injektion werden sich die injezierten Stoffe automatisch auflösen. Der menschliche Organismus, das menschliche Immunsystem zerfrisst sie regelrecht. Dann wird der betreffende Mensch schwächer, da der Knochenabbau nicht mehr gestoppt wird. Man wir bettlägerig und schwach. Bis man am Ende stirbt. Achilea ist lediglich dazu da, die Seele vor Schmerzen zu bewahren, indem sie den Geist der Kranken in ihrem Labyrinth des Hasses gefangen hält. Sollte man dort hinaus kommen jedoch, kann man weiter leben. Ich kann leider nicht sagen wie lange, denn so wie du das liest, bin ich tot und habe es nicht durch das Labyrinth geschafft. Denn sonst wäre sicherlich alles anders geworden. Der Fluch der Achilea ist mächtig. Er ist unruhig und unbändig. Jeder der von ihr besessen ist wird sterben. Da man so sehr geschwächt wird durch die Krankheit, dass man nicht gegen sie ankommt, man kann sich nicht mehr wehren. Und jede Seele, die sich Achilea in ihrem Labyrinth holt, stärkt sie, bis sie irgendwann so mächtig ist, dass sie keinen Wirt mehr braucht um sich Menschenblut zu holen. Sie ist immer blutdurstig. Sie fängt sich Achilea-Kranke um stärker zu werden um sich irgendwann materialisieren zu können. Denn wenn sie das tut, hat sie ihr Ziel erreicht und kann sich an Menschen rächen. Menschen die grausam und kalt sind, und auf andere herabsehen und sie beleidigen und sie nicht respektieren. Sie sucht sich dann einen Träger der ebenso eiskalt und unberechenbar im Herzen ist wie sie. Sie liebt Menschenblut und wird es immer lieben. Gib Acht. Lauf weg. Solltest du aber bereits ihr Bild vor dir gesehen haben, beuge dich ihr, bevor sie dich auch tötet. Hoffe darauf, dass die Erkrankte in deiner Nähe, sie besänftigen und besiegen kann. Denn dann kann Achilea endlich Ruhe finden und der Fluch wird dann immer schwächer, bis er irgendwann ganz verschwindet. Ich bete, dass das irgendwann passieren wird und die Opfer und Kraft der Erkrankten nicht umsonst sein wird. Auch wenn es weiterhin Achilea-Kranke geben wird, die weiterhin als Testobjekte angesehen werden, so haben sie ohne den Fluch zumindest nie wieder Angst vor Achilea oder in ihr gefangen zu sein. Ein Monster mit den Merkmalen einer Katze, so wie ich es bin, gehasst und verabscheut von allen wird es dann nicht mehr geben.“   Shingo runzelte die Stirn. So wirklich aufschlussreich war das nicht. Auch wenn er das Gefühl hatte, dass alles drin stand was er wissen wollte. Blutdurst. Das hatte er ja miterlebt. Und das mit dem Träger hatte er auch verstanden. Er seufzte abermals und entschied sich dann endlich doch den Rechner auszumachen und zu schlafen. Morgen wäre er sicher munterer und konnte das Ganze mit klarem Kopf überdenken und wenn dieses Weib dachte, sie konnte ihm Angst machen mit den Gruselaktionen, dann irrte sie sich gewaltig. Er legte sich hin und machte das Licht aus. Doch kurz bevor er eingeschlafen war, hörte er ein merkwürdiges Rauschen, fast so wie Stimmen von weit weg aus einem abgeschlossenen Raum. Er richtete sich auf und sah sich in seinem dunklen Zimmer um, was komischerweise nicht so dunkel war, wie es sein sollte. Der Bildschirm seines Laptops flackerte. Aber er war sich sicher dass er den ausgemacht hatte. Er stand auf und drückte den Powerknopf am Rechner, doch nichts passierte. Er stellte nach einer kurzen Weile fest, dass der Rechner aus war. Nur der Bildschirm war an. Aber auch der reagierte auf keine Signale. Shingo schüttelte den Kopf. Auf einmal ertönte eine Stimme aus dem Rauschen und auf dem Bildschirm wurde aus dem Flackern das Gesicht was er schon zuvor gesehen hatte, bevor der Bericht der Kranken sich öffnete. Sie wird sterben. Sie wird mein sein. Du kannst nichts tun. Hör auf zu suchen. Es ist sinnlos. Du kannst nicht tun! Hör auf! Hör auf! Sie ist gefangen! Das Labyrinth ist hart. Es ist zu spät. Du kannst nichts tun. Sie wird sterben! Kapitel 48: Gefunden -------------------- Nachdem Gisang sich versichert hatte, dass auf dem Innenhof, wo sie die Anderen zurück gelassen hatte, keine Wachen mehr waren, schlich sie sich schnell in das Gebäude, indem laut Shikao die kleine Chika gefangen gehalten wird. Sie sah sich um und auch sie wunderte sich über die Kellerartige Architektur hier unten. Sie lehnte ihr Ohr an die verschiedenen Türen und stellte fest, dass dahinter Tiere gefangen gehalten wurden. Sie hatte nur keine Zeit diese zu befreien und außerdem würde sie durch die Unruhe bestimmt entdeckt werden. Und so ging sie die Treppe hinauf und sah sich auf dem weißen Gang um. Niemand war hier. Sie konnte auch keine Stimmen hören. Nur Katzen Gejaule und weinende Kinder. Gisang bekam Gänsehaut. Das war echt krank hier.  Sie hörte auf einmal wie irgendwas über den Boden gezogen wurde. Es klang schwer und es kam langsam auf die zu. Gisang hockte sich auf den Stufen weiter runter um nicht entdeckt zu werden. Dann kam es vorbei. Eine Frau in weißen Kleid. Sie hatte schwarze Haare und sah aus wie eine dieser Figuren aus den japanischen Horrorfilmen. Dann erschrak sie. Das, was diese unheimliche Gestalt hinter sich her zog war Chika. Sie war anscheinend bewusstlos. Gisang musste sich die Hände vor den Mund halten, um nicht los zu schreien. Die Frau blieb stehen. Ihr Kopf drehte sich langsam Richtung Treppe. Gisang duckte sich. //Oh Gott! Hat es mich gesehen?!“// Es herrschte auf einmal absolute Stille. Gisang hob den Kopf etwas und sah nur noch Chika da liegen auf einer kleinen Decke. Also wurde sie nicht direkt über den Boden geschliffen? Die Frau war weg. Gisang ging langsam auf das kleine Mädchen zu und  sah dann nach links und rechts um sich zu versichern dass hier niemand war. Da war keiner. Auch die Frau war spurlos verschwunden. Gisang fand das unheimlich. Aber die beschwerte sich nicht. Denn jetzt hatte sie Chika ohne Probleme gefunden. Wollte die komische Geisterbraut das? Gisang deckte Chika mit der Decke zu und hob sie hoch um sie dann mit sich zu nehmen, die Treppe hinunter und zurück in den Park. Von dort aus schrieb sie Takuma eine SMS und hoffte, dass er in Sicherheit war und die SMS nicht sein Versteck verraten würde. Sie schrieb, dass sie Chika hatte und sich nun Richtung Ausgang begeben würde.   >Brrr< „Hey mach das aus!“, fuhr Shikao seinen Freund im Flüsterton an. Die Jugendlichen samt der bewusstlosen Suara hatten sich bisher immer noch nicht aus ihrem Versteck weg bewegen können. Hinter der Tür konnten sie immer wieder Schritte hören. „Gisang hat Chika bei sich!“, meinte Takuma anschließend. „Sie geht zum Ausgang.“ Ein Stein der Erleichterung fiel von den Herzen aller Anwesenden. Das war mal eine gute Neuigkeit. Jetzt mussten sie alle nur auch noch hier rauskommen. Aber das war das Problem. Ikami sah sich in der kleinen Kammer um. Hier gab es keinen Lüftungsschacht und kein Fenster. Nur die eine Tür zum Gang, wo die Wachen versuchten all die Katzen einzufangen. Sie saßen definitiv in der Falle und mit Suara, die bewusstlos war, konnten sie auch nicht schnell genug weg rennen. Shikao sah Suara an. Er würde sie nie im Leben zurück lassen. Niemals. Aber auch er war ratlos und hatte keine Ahnung wie er sie hier rausbringen konnte. Und warum war sie nicht bei Bewusstsein? Denn das vorhin war sicherlich nicht Suara gewesen.   Suara war nun das dritte Mal in einer Sackgasse geendet, und ihre Kraftreserven waren allmählich wirklich am Ende angekommen. Sie wollte sich aber nicht hinsetzen. Sie wollte endlich aus dieser Hölle raus. Aber hier sah alles gleich aus. Nach einem weiteren Marsch, der ihr ewig lang vorkam, erreichte sie wieder eine Kreuzung mit mehreren Abzweigungen. „Oh nein, nicht schon wieder. Ich glaub hier war ich schon mal. Das kleine Mädchen hatte wohl Recht. Es gibt keinen Ausweg, und wenn doch, bin ich tot, ehe ich ihn erreiche.“ Sie war kurz davor aufzugeben und sich hinzusetzen, als sie eine Art Schatten, eine Gestalt sah. Blonde Haare, und die gleiche Schuluniform wie die ihre. „SHIKAO?!“ Die Gestalt drehte sich nicht um, sondern lief einen der Weg hinein. Suara zögerte und folgte ihm. Die Gestalt löste sich nicht auf, sie lief unentwegt weiter und Suara folgte ihm. Sie hoffte dass Achilea ihr keinen Streich spielte.   „Shikao….“ Angesprochener blickte nach unten zu dem Mädchen in seinen Armen. War sie etwa wach? „Suara? Kannst du mich hören? Wach auf. Komm zu dir.“, flüsterte er in ihr Ohr, in der Hoffnung sie irgendwie zu erreichen. Ikami und Takuma sahen die beiden an und lächelten beide leicht. „Dass sie jetzt ausgerechnet deinen Namen sagt. Sie mag dich wohl wirklich sehr.“, stichelte Takuma seinen besten Freund. Ikami kicherte leise. Trotz der heiklen Situation war Takuma in der Lage Scherze zu machen. Irgendwie beruhigte sie das. „Sei still. Bevor sie uns hören, Idiot.“ Aber auch Shikao grinste.   „Suara. Suara. Suara.“ Sie konnte eine Stimme hören. Sie kannte diese Stimme. Es war Shikaos Stimme. Mittlerweile schien ihr der Weg viel leichter vorzukommen und einfacher. Sie folgte immer noch der Gestalt Shikaos vor ihr und seine Stimme gab ihr Kraft. Sie kam an eine Schlucht. Auf der anderen Seite war die Gestalt. Sie schien auf Suara zu warten und blickte in ihre Richtung. „Du kannst springen. Du bist doch eine Katze. Oder etwa nicht.“ Suara blickte nach unten. Dort saß die kleine Katze wieder. „Aber ich bin doch so geschwächt. Das schaffe ich niemals.“ „Geschwächt? So so. Aber bis hier her hat es bisher keiner geschafft. Du bist bald da und anscheinend auch wieder kräftiger als noch vor ein paar Minuten. Die Göttin ist mit dir. Ich sagte doch, sie will dir helfen. Sie gibt dir ihre Kraft um dich hier rauszuholen.“ „Die Göttin?“ Suara blickte auf die andere Seite, wo Shikaos Gestalt noch immer auf sie wartete. „Okay…. Was hab ich schon groß zu verlieren.“ Sie lief etwas rückwärts um sich etwas Anlauf zu verschaffen und dann lief sie los und sprang. Sie flog regelrecht und die Katze blieb auf der anderen Seite zurück. Als Suara landete, fing sie Shikaos Gestalt auf und hielt sie fest im Arm. Die Katze nickte und löste sich in Nebel auf. „Was wir uns am meisten wünschen, werden wir teuer bezahlen. Leb solange es dir noch möglich ist, und vergeude keine Sekunde. Die Krankheit ist unheilbar auch wenn der Fluch brechbar ist.“   Suara schlug langsam ihre Augen auf und sah nach oben in Shikaos Gesicht, links von ihr konnte sie Ikami und Takuma an der Wand lehnen sehen. „Suara?!“ Sie nickte und rieb sich den Kopf. Sie war also entkommen aus dem Höllenlabyrinth, doch die letzten Worte der Katze konnte sie nicht vergessen. Sie hallten in ihr wieder. Sie lächelte die Anderen an. „Wo… Wo sind wir?“ Shikao sah sie an. Sie konnte sich also wirklich an nichts erinnern, auch nicht an die Flucht. Etwas enttäuschend war das schon, denn immerhin hatte er zuckersüße Worte gesagt, die er sicherlich nicht allzu oft sagte und bestimmt nicht noch mal sagen würde. „In diesem widerlichen Institut, wo du schon einmal gefangen gehalten wurdest. Aber vielleicht lässt du erst einmal die Katzenohren verschwinden Kitty und dann verschwinden wir von hier.“ Suara grummelte. Er hatte nichts von seiner Art verloren sie zu piesaken. Irgendwie war das aber beruhigend. Sie pokte seine Seite und er stand dann auf um durch das Fenster des kleinen Raumes zu sehen. Wachen konnte er keine mehr sehen und auch keine Katzen waren dort. „Scheint clean zu sein. Lasst uns abhauen.“ Alle nickten. Nichts wie raus aus diesem Horroladen. Shikao öffnete langsam die Tür und gemeinsam schlichen sie den Gang entlang. Jedoch wussten sie nicht, ob sie sich auch wirklich gen Ausgang bewegten. „Sag mal Suara, kannst du dich an irgendwas erinnern in dem Laden, was uns hilft hier raus zu kommen?“ Takuma sah das Mädchen an, dass von Ikami etwas gestützt wurde, da sie noch recht schwach auf den Beinen war. Suara sah sich um und schüttelte den Kopf. „Nein tut mir leid. Und hier sieht ohnehin jeder Gang wie der Andere aus. Kapitel 49: Endlich wieder vereint ---------------------------------- Eine Ewigkeit gingen die vier Jugendlichen durch die langen weißen Gänge und mussten sich zeitweise zurück bewegen oder in einer Seitengasse bewegen. Die Wachen waren immer noch damit beschäftigt das ausgerissene „Testobjekt“ zu finden und die Eindringlinge dingfest zu machen. Doch dank Suaras guten Ohren, konnten die Jugendlichen die Wachen sehr früh hören und somit schnell genug umdenken oder ein Versteck suchen. Suara musste einiges an Kraft aufwenden um ihre Katzenqualitäten zu nutzen. Es fiel ihr viel schwerer als früher, so als ob es nicht mehr natürlich war, so wie sonst immer. Sie musste sich sehr anstrengen und es erschöpfte Suara. Sie musste sich erst einmal ausruhen. Und so setzten sie sich alle auf eine abgelegene Treppe, Suara hatte niemanden in der Nähe hören können, es war also okay hier ein kurze Pause zu machen.   Gisang und Chika, die immer noch bewusstlos war, hatten inzwischen das Tor erreicht. Nur leider waren dort Wachen positioniert und diese würden sicherlich nicht einfach zu sehen, wie Gisang mit der Kleinen hier heraus ging. Also musste sie dann wohl doch einen anderen Weg finden. Vielleicht ein Loch in der Mauer oder einen Baum auf den sie klettern konnte, was mit der kleinen Bewusstlosen doch recht kompliziert werden dürfte, und auch wenn sie wach war, war das Klettern auf einen Baum sicher keine Sportart die sie in der Grundschule unterrichten. Aber vielleicht hatte Chika ja auch so was Katzenhaftes an sich wie Suara es hatte. Mit Chika auf dem Rücken machte sich Gisang also auf um einen anderen Weg nach draußen zu finden. Sie huschte an der Mauer von Gebüsch zu Gebüsch um nicht von den umherlaufenden Wachen erwischt zu werden. Sie erreichte ein kleines Türchen, dahinter war so was wie ein Anbau. Wie es den Anschein hatte, gehörte dieses kleine Gebäude zum Hauptgebäude, da wo sie Shikao und Suara vermutete. Wo Ikami und Takuma waren, hatte Gisang keine Ahnung. Sie öffnete die Tür und ging hinein. Sie wollte Chika erstmal absetzen und eine kleine Pause machen ohne Angst entdeckt zu werden.   „Gisang?“ „CHIKA?!“ Suara sprang auf und ran die Treppe hinunter um Gisang ihre kleine Schwester abzunehmen. „Was macht sie hier? Ist sie verletzt?“ Die Jungs sahen sich an und Takuma ergriff das Wort. „Sie wurde hergebracht um auf diese Krankheit untersucht zu werden die du auch hast. Wir wissen allerdings nicht ob sie es auch hat oder nicht. Wir hatten die Ärzte verloren, die sie untersuchen wollten.“ „Dann müssen wir sie finden! Ich muss wissen, was mit ihr ist.“ Sie könnte, entsprechend ihrem Alter mindestens Achilea A oder B haben, was bedeuten würde, dass mit 25 oder 30 Jahren sterben würde aber dennoch hier gefangen sein würde und wenn sie Pech hatte, wie viele andere Erkrankte, könnte sie sogar an der verdammten Behandlung sterben. Aber Suara wollte nicht, dass ihre Schwester dasselbe durchmachen musste wie sie. Sie würde ihr wenn nötig, sogar einen Teil ihres Erbgutes hinterlassen, um ihr Leben zu retten. Auch wenn Suara nicht wusste, was das bedeuten würde. Denn immerhin wohnte der Geist einer geisteskranken Exorzistin in ihr. Würde es sich übertragen? Und da sie eine Nachkommin von Achilea war, war es dann nicht auch Chika? „Suara, wir müssen hier raus. Wir können nicht zurück und die Ergebnisse suchen. Wer weiß ob es die überhaupt gibt.“ „Aber was ist …“ Shikao schnitt ihr das Wort ab. „Chika konnte bisher ohne Probleme leben, und ich bin mir sicher, dass sie es noch eine Weile kann. Wenn sie jedoch behandelt wird, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch dass sie kurz danach stirbt. Auf jeden Fall wird sie hier ein Jahr lang eingesperrt sein. Ich bin mir sicher, dass du das nicht willst. Also lass uns hier einfach abhauen.“ Alle sahen Suara an, die ihre Schwester fest an sich gedrückt hielt. Suara sah Chika an und weinte. Sie hatte Angst. Sie wusste, was es bedeutete hier gefangen zu sein, ein kleines Testobjekt zu sein und dann von allen Mitschülern gehasst zu werden. Sie wollte nicht dass man so auch von Chika dachte. Chika war ein unbeschwertes Mädchen. Und ein allein der Gedanke, ihre kleine Schwester weinen zu sehen, leiden zu sehen, brach Suara das Herz. Ikami setzte sich neben Suara und strich ihr Behutsam über den Rücken. „Su-san, es wird alles gut. Wir finden einen Weg. Aber wir sollten wirklich zu Erst hier verschwinden.“ „Das Haupttor können wir vergessen.“, meinte Gisang, während sie sich gegen die Tür lehnte und die Arme verschränkte. „Also müssten wir einen Weg über die Mauer finden. Was mit der Kleinen da recht schwierig wird.“ Gisang seufzte. Shikao grinste. „Oder wir versuchen ein Ablenkungsmanöver.“ „Oh Alter, nicht schon wieder. Wir sollten zusammen bleiben und gemeinsam nach Hause zurückkehren.“ „Genau. Keiner bleibt zurück.“ Sie seufzten alle gemeinsam und dachten nach. Eine unangenehme Stille trat ein, bis zu dem Zeitpunkt wie Suara das Wort ergriff. „Es kommt jemand, von oben.“ „Lasst und raus gehen Schnell!“ Und so huschten die fünf nach draußen und versteckten sich in den Büschen. Die Tür wurde kurz nach ihnen wieder geöffnet und ein Wachposten trat hinaus und sah sich um. Die Jugendlichen hielten die Luft an und hofften dass er schnell wieder verschwinden würde und sie nicht gehört wurden. Als die Wache dann wieder nach drinnen ging, atmeten alle erleichtert aus und alle waren sich einig, dass sie schnell aus diesem Albtraum verschwinden mussten, zurück in ein normales Leben. Doch sowohl Shikao als auch Suara wussten, dass es nie wieder normal werden würde. Denn diese Wissenschaftler würden niemals aufhören nach Suara zu suchen. Sie würden weiter suchen, bis sie sie wieder gefunden hatten und zurück gebracht hatten. Suara seufzte und blickte auf Chika. Auch Chika würde dieses Leid zukommen, die ewige Verfolgung. Wahrscheinlich mussten Suara wieder umziehen. Sie blickte zu Shikao, der sich mit der Umgebung vertraut machte und sich umsah. Sie sah Ikami und Takuma an die sich leise mit einander unterhielten. Sie wirkten so glücklich und zufrieden. Und dann Gisang. Sie hatte sich den Anderen angeschlossen um sie zu retten, und das obwohl sie Rivalen und Gegner waren. Suara kamen die Tränen, doch sie lächelte. Sie war glücklich, dass sie Freunde gefunden hatte, die für sie alles tun würden, sogar das hier, sich mit kranken Wissenschaftlern und der Regierung anlegen. „Leute. Wir können nicht über die Mauer. Chika schafft das nicht.“ Shikao und die Anderen sahen sie an. „Hast du eine andere Idee Kitty?“ Suara nickte. „Ich spiele den Lockvogel. Immerhin bin ich die Schnellste. Sorgt ihr nur dafür dass ein Fluchtfahrzeug dann vor dem Eingang steht in das ich hineinspringen kann.“ //Das ist das Mindeste was ich tun kann, um mich zu bedanken für all den Einsatz und solange ich meine Knochen und Muskeln noch zusammen mit der Katze nutzen kann.// „Oho. Du willst also allein die Lorbeeren einheimsen? Nichts da. Ich bin mindestens genauso schnell. Ich mach das.“ Gisang war nicht begeistert und nahm die Aussage von Suara, dass sie die Schnellste hier sei, gleich wieder als Herausforderung an. Suara lächelte. „Dann rennen wir beide. Das erhöht die Chancen. „Wartet mal Mädels. Ich dachte wir hätten das geklärt? Kein Lockvogelmanöver mehr. Keiner bleibt zurück.“ „Wir werden nicht zurück bleiben. Aber eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Also Gisang, bist du dabei?“ Suara hielt ihrer Konkurrentin die Hand hin und diese nahm an. „Aber klar doch. Lass uns diese Idioten mal zeigen wie man heutzutage sprintet.“ Kapitel 50: Lauf Kätzchen, lauf um dein Leben --------------------------------------------- „Hey ihr lahmen Ärsche. Ich wette ihr könnt mich nicht fangen!“ Gisang hatte also vor die Wachen erst mal zu provozieren. Einer der Wachen lief ihr nach, sobald Gisang den Spurt gestartet hatte. Um den zweiten würde sich Suara kümmern. „Na schau mal einer an. Wenn das nicht das entkommene Biest ist.“ „Das Biest macht dir gleich Beine!“ Und mit diesen Worten rann sie los und das Tor blieb unbewacht. Shikao und die anderen beiden, mit Chika im Schlepptau huschten dann schnell durch das Tor nach draußen. Sie liefen ein ganzes Stück weit weg von dem Institut und versteckten sich dann in einer Seitengasse. „Wir brauchen ein Auto oder so was.“ „Und wer fährt?!“ „Ich kann fahren.“ Shikao zuckte gelassen mit den Schultern. „Aber wir können doch nicht einfach ein Auto knacken und stehlen.“ „Wir leihen es uns aus. Komm, sei nicht so ein Spießer. Hier geht’s um wichtigeres als um ein dummes Auto.“ Shikao stand auf. „Wartet hier. Ich besorg eins.“ Dann verschwand er um die Ecke und war fürs Erste weg.   Währenddessen rannten Gisang und Suara in Haken durch den Park und versuchten die Wachen durch geschickte Manöver zu verwirren und abzuhängen. Suara entdeckte Gisang im Innenhof und nickte ihr zu. Das Mädchen verstand und sie liefen aufeinander zu. Die Wachen freuten sich, sie dachten, die hätten die Mädels in die Enge getrieben. Doch sie Mädchen rannten immer weiter auf einander zu, doch knapp 50 Zentimeter voneinander entfernt sprangen die beiden zur Seite und die Wachen die direkt dahinter gelaufen waren rannten ineinander. Suara und Gisang hatten nicht viel Zeit, sich darüber lustig zu machen, denn die wären sicherlich nur für kurze Zeit ausgeknockt. Und so rannten die beiden zurück zum Eingangstor. „Nicht so schnell!“ Gisang und Suara blieben kurz vor dem Tor stehen, als sie von hinten eine Stimme hörten. Es war die Schulkrankenschwester. „Ich hätte nicht gedacht, dass du nochmal aufwachst Testobjekt 0.1. Und ich hätte auch nicht gedacht, dass ihr es bis hier hin schafft. Aber auch wenn ihr es zurück schafft, glaubt ihr wirklich, dass wir euch davon kommen lassen?“ Die Frau hob ihren Arm. Sie hielt eine Magnum, eine Kanone, in ihrer Hand und richtete sie direkt auf Gisang. „Suara Asahina. Wenn du nicht willst, dass deiner Freundin etwas passiert, rate ich dir jetzt sofort hier her zu kommen.“ Die beiden Mädchen bewegten sich keinen Meter. „Suara“, flüsterte Gisang, „achte nicht auf mich und hau ab. Nun mach schon. Unser Einsatz darf nicht um sonst gewesen sein. Du musst hier raus.“ „Aber, was ist mit dir?“ „Ich wird ausweichen.“ „So eine Kugel ist sicherlich um einiges schneller als so ne dumme Wache. Hör auf die Heldin zu spielen. Wir sollten beide weg rennen.“ „Dann schießt sie auf uns beide.“ „Na was ist Testobjekt 0.1? Kommst du jetzt oder soll ich meiner Drohung mehr Druck verleihen?“ Sie hob ihren Arm hoch in Luft und drückte den Abzug. Ein lauter schallender Knall war zu hören, der noch lange nach hallte. Auch Ikami und Takuma konnten diesen Knall hören auch wenn sie nicht ganz zu ordnen konnten, woher dieser gekommen war. Shikao hatte es auch gehört. Gisang und Suara waren zusammen gezuckt. Nie zuvor hatten sie einen Schuss aus einer Pistole gehört und hätten sich niemals gedacht, dass das so laut sein konnte. Die Schwester richtete die Waffe wieder auf die beiden Mädchen. „Also was ist nun? Wird’s bald? Komm her!“ Suara seufzte. Ihr war klar, dass es niemals aufhören würde. „Sie müssen wir ein was versprechen, dann komme ich zurück.“ „Suara!“, fuhr Gisang sie an. „Ich weiß was ich tue. Ich will euch allen keine Schwierigkeiten mehr machen. Kümmert euch um Chika.“, flüsterte Suara. „Okay, was soll ich versprechen?!“ „Meine Freunde, die hergekommen sind, um mich zu befreien und meine Schwester. Sie werden sie alle in Ruhe lassen und ihnen kein Haar krümmen.“ „Einverstanden. Wir werden den Anderen nicht nachstellen und keine Anzeige wegen Hausfriedensbruch stellen und was deine Schwester angeht, so haben wir ohnehin kein Interesse mehr an ihm. Sie ist nicht erkrankt. Sie ist gesund. Was allerdings komisch ist. Die ersten Textergebnisse zeigten eine deutliche Erkrankung, doch bei der Zweituntersuchung war alles vollkommen in Ordnung. Ich nehme an, die Luschen im Zweitgebäude haben irgendwas falsch gemacht bei der Erstuntersuchung.“ Suara seufzte erleichtert aus. Chika war also gesund. Das beruhigte sie und jetzt konnte sie ohne Bedauern hier bleiben. Sie wusste dass sich Sukao und Shikao und deren Familie gut um ihre Schwester kümmern würde. „Die Frau in weiß….“, murmelte Gisang. Suara sah sie an. „Was hast du gesagt?“ „Ich hab eine Frau mit einem weißen Kleid gesehen, sie brachte Chika auf einer Decke durch den Flur in dem zweiten Gebäude, wo ich deine Schwester suchte. Als ich sie bemerkt hatte, verschwand sie auf einmal und lies Chika liegen. Vielleicht hatte sie was damit zu tun. Vielleicht ist das eine Ärztin, und hat die Ergebnisse manipuliert sodass Chika hier weg kann.“ Suara schüttelte den Kopf und lächelte. //Danke Achilea. Du hast Chika geheilt, nicht wahr?// Suara spürte etwas Warmes in sich. Und sie wusste, dass Achilea ‚Ja‘ sagte. „Was ist? Wolltest du nicht herkommen? Mach schon. Ich hab nicht ewig Zeit.“ „Sag Shikao … und den Anderen, dass es mir leid tut.“ Suara lief los. Gisang konnte nichts tun, denn die Waffe war immer noch auf sie gerichtet. Und sterben wollte sie nicht. Denn dann wäre Suara in ihrer Gewalt und sie selbst tot und dann hätte niemand was gekonnt. Auf einmal konnte man quietschende Reifen hören, die durch das Tor auf das Grundstück einbogen. Der Wagen driftete um die beiden Mädchen und hielt zwischen der Schwester mit der Waffe und Gisang und Suara. Takuma öffnete die Tür. „Na los! Rein hier!“ Die Mädchen zögerten keine Sekunde und sprangen in das Auto, das mit durchdrehenden Reifen von den Kugeln davon rollte und dann um die Ecke verschwand. „Verdammt!“ Die Schulschwester knallte den Revolver wütend auf den Boden. „Aber ihr irrt euch wenn ihr denkt, dass es damit vorbei ist.“ Shikao fuhr wirklich gut. Ob er das schon mal gemacht hatte. Sie fuhren die ganze Nacht durch, bis sie vor Shikaos Haus angekommen waren. „Soll ich euch noch alle nach Hause fahren?“ Takuma schüttelte den Kopf doch die beiden Mädchen, Ikami und Gisang nickten. Shikao grinste. „Okay, okay. Aber zuerst bringen wir Chika rein und ich denke Suara brauch ein warmes Bad“ Shikao trug Chika nach drinnen und die Anderen folgten ihm. „Sie wissen wo wir alle wohnen, und selbst wenn nicht, die arbeiten für die Regierung, sie würden uns finden. Also was tun wir jetzt. Ich meine sie haben Suara einmal entführt, sie können es wieder tun.“ Ikami klang nervös, doch sie war die Einzige die aussprach was alle dachte. Sie saßen in dem Gästezimmer, was unterdessen zu Chikas Kinderzimmer geworden war, seitdem Suara und ihre Schwester hier eingezogen waren. „Dann werden wir sie halt wieder und wieder retten.“, meinte Shikao der sich nach hinten lehnte. Sie saßen alle um einen kleinen eckigen Tisch verteilt und tranken einen Tee, den Suara, trotz Widerworte der Anderen, zubereitet hatte. „Wieder und wieder? Ich glaub nicht dass ich das durchstehe.“ Gisang seufzte. Suara schwieg. Sie saß neben Chika auf dem Bett und tätschelte behutsam ihre Stirn. Sie wusste, dass es irgendwann ohnehin zu Ende gehen würde mit ihr. Sie zögerte es lediglich hinaus. Ob nun mit der bösen Achilea oder ohne. Ihr Körper würde die Gene und Körperzellen der Katze nicht mehr lange anerkennen und dann zerfressen. Und dann würde sie schwächer werden und sterben. Aber sie wollte ihre letzten Wochen mit ihren Freunden und ihrer Schwester verbringen. Sie wollte nicht in dieser sterilen Anstalt sterben. Sie wollte nicht, dass das letzte was sie sehen würde, diese Leute und kalten Wände waren. Sie sah die anderen Vier an, die immer noch über die vermeintliche Zukunft debattierten. Dann gähnte sie provokant. Sie wollte schlafen und etwas für sich sein. Shikao sah sie an und nickte. „Es ist vielleicht besser, wenn wir alle erst mal schlafen und dann morgen darüber reden.“ „Was ist mit Schule?“ „Naja, ich finde Suara sollte vielleicht vorerst nicht gehen. Bevor diese Leute dort auftauchen.“ „Das können sie sich nicht erlauben. Das ist ein geheimes Institut. Suara lebt viel gefährlicher wenn sie nicht in der Öffentlichkeit ist. Ich finde sie sollte zur Schule gehen.“ Alle sahen zu Suara, sie wollten dann doch ihr die Entscheidung überlassen. Immerhin war es ihr Leben und alle fanden, das schon oft genug andere Leute darüber entschieden hatte, wie Suara es leben sollte. „Ich möchte zurück in die Schule.“ Die Anderen nickten. Dann war es also entschieden. Anschließend brachte Shikao die Anderen nach Hause und parkte das Auto in einer Seitengasse. Darüber würde er sich jetzt keine Gedanken machen. Es würde sich darum später kümmern, wenn es soweit war Kapitel 51: Zurück in das alte Leben ------------------------------------ „Und du bist sicher, dass du nicht doch noch baden willst Kitty?“ „Damit du spannen kannst? Nein danke du Lüstling!“ Shikao lachte. „Du bist ja anscheinend wieder ganz die Alte, Kitty und mal ganz ehrlich, bei dir gibt es rein gar nichts zu bespannen.“ Suara boxte ihm daraufhin auf den Oberarm. „Ich sag doch, Lüstling, durch und durch.“ Shikao nahm sie in den Arm. So wie es seine Gestalt auch getan hatte, als Suara noch in dem Labyrinth gefangen war. „Ich bin froh, dass es dir gut geht und du da wieder raus bist.“, flüsterte er. Suara schloss die Augen und erwiderte die Umarmung. „Danke. Dir und allen anderen auch. Aber dir am meisten. Ohne dich wäre ich immer noch eine Gefangene.“ Shikao drückte Suara etwas von sich weg und sah sie verwirrt an. „Wie meinst du das? Wir haben alle den gleichen Anteil geleistet, dass du jetzt wieder bei uns bist und frei.“ Suara schüttelte den Kopf. „Als ich bewusstlos war, hab ich deine Stimme gehört. Sie hat mir Hoffnung gegeben und mich gerettet.“ Shikao schwieg und runzelte die Stirn. So ganz konnte er Suara nicht folgen. Aber eines hatte er verstanden: Suara hatte von ihm geträumt, als sie bewusstlos war. Er grinste. „Gibs zu. Du stehst auf mich.“ „Was?! Bist du irre du Hornochse? Wieso sollte ich auf dich stehen?!“ „Du hast von mir geträumt.“ Suara löste sich von ihm und schritt wütend zu ihrem Zimmer. „Das hab ich nicht. Das hab ich niemals behauptet.“ „Du hattest doch gerade gesagt, du hättest meine Stimme gehört. Oder etwa nicht?“ Suara knallte die Tür hinter sich zu und schloss ab. Shikao blieb davor stehen. Er seufzte. „Wäre es denn schlimm, wenn du auf mich stehen würdest?“ „Ja!“ Shikao zuckte innerlich zusammen doch er konnte sich zusammen nehmen um weiter zu reden ohne sich etwas anmerken zu lassen. „Und warum?“ „Du bist ein lüsterner Sack. Eiskalt. Du behandelst alle um dich herum wie Abschaum und Sklaven. Du bist gemein zu allen und hältst dich für etwas Besseres und du bist ein Herzensbrecher, der nicht in der Lage ist wahre Gefühle zu entwickeln. Liebe ist nur ein Spiel für dich, sofern das Wort Liebe in deinem Wortschatz überhaupt existiert.“ Shikao schwieg. Irgendwo war ihm ja klar, dass Suara so über ihn dachte. Er hatte sie nie wirklich gut behandelt, nur dann wenn er selbst einen Nutzen daraus ziehen konnte. Das Rettungsmanöver war das einzige Mal, dass er etwas tat für Andere und nicht für sich selbst. Er lächelte schwach. „Du hast Recht. Ich bin ein Arsch. Ich bin das Allerletzte. Ich mache mich über andere lustig nur um besser da zu stehen. Aber weißt du was, ich hab mich verändert. Wir alle haben das. Durch dich Suara. Du… Du machst uns zu besseren Menschen.“ „Was soll der Mist. Du kannst mich nicht einlullen, wie eines deiner Fangirls.“ „Das will ich auch gar nicht. Denn diese Fangirls bedeuteten mir nichts, im Gegensatz zu dir.“, brachte er sich zu sagen. Suara, auf der anderen Seite der Tür, schwieg. Shikao wusste nicht was dieses Schweigen zu bedeuten hatte. Auf einmal konnte er hören wie das Türschloss entriegelt wurde. Suara öffnete die Tür und sah ihn an. „Sag das nochmal.“ Shikao ging auf die zu und legte seine Hände auf Suaras Schultern. „Du bist mir wichtig Kitty. Sehr sogar. Sonst wäre ich wohl kaum in dieses Alcatraz der Neuzeit eingestiegen. Ich weiß, dass ich manchmal fies und herablassend war aber das tu ich nur, um meine Unsicherheit zu überspielen.“ Suara runzelte die Stirn. Shikao sah sie einfach nur an und sie konnte die feinen Haare seiner Wimpern sehe. Gott, hatte er lange Wimpern. Und seine Augen. Waren die schon immer so schön? Seine blonde Mähne, die ihm halb ins Gesicht fiel und so wild zerzaust waren durch den harten Tag. Er sah noch besser aus, als in Suaras Erinnerung. Er kam ihrem Gesicht langsam näher und Suara spürte seine Lippen auf ihren. Er küsste sie. Sanft und zärtlich. Für Suara war das allerdings kein ungutes Gefühl. Es fühlte sich gut an und richtig. Sie schloss die Augen und vorsichtig und zaghaft erwiderte sie den Kuss. Shikaos Lippen war warm und zart und Suara spürte die Hitze in sich aufsteigen. Sie spürte wie ihr das Blut in das Gesicht schoss und sie errötete. Shikao zog sich dann allmählich zurück und küsste noch einmal kurz ihre Nase bevor er sie an sich drückte. „Ich lass nicht zu, dass irgendjemand mir dich wegnimmt.“ Suara schwieg. Sie konnte sich kaum rühren, sie war wie versteinert. Noch konnte sie nicht wirklich realisieren was gerade passiert war. Hatte er sie wirklich geküsst und ihr damit gezeigt, dass er sie mochte? Naja, immerhin hatte er gesagt, dass sie ihm wichtig war. So standen die beiden eine Weile nur da, bis eine Stimme die Stille durchbrach. „Nee-san? Warum bist du noch wach?“ Chika rieb sich die Augen und sah die beiden an, die sich schlagartig voneinander getrennt hatten. „Chika. Du bist endlich aufgewacht.“ Suara umarmte ihre Schwester und fing an zu weinen. Shikao lächelte nur. Shikao entfernte sich von den beiden und verschwand in seinem Zimmer. Chika wollte nun unbedingt bei Suara im Bett schlafen und ihre Schwester gestattete es ihr.   Shingo hatte den gesamten Tag Ikami und Takuma beobachtete, genau wie die anderen Mitschüler. Die Mädchen waren eifersüchtig auf ihre Klassensprecherin und alle wunderten sich, warum die von heut auf morgen so eng miteinander waren. Suara und Shikao verhielten sich distanziert und piesakend wie eh und je. Gisang forderte Suara im Sportunterricht zu kleinen freundschaftlichen Wettbewerben raus. Ansonsten schien bereits nach kurzer Zeit wieder Normalität eingekehrt zu sein. Von dem Kuss sprachen weder Suara noch Shikao. Die Krankenschwester war auch durch eine neue ersetzt worden. Alle Beteiligten hofften, dass die Angelegenheit damit erledigt war. Jetzt war Klassenleiterstunde. Denn endlich sollten alle Details über die Klassenfahrt besprochen werden. Beim letzten Mal wurde das ja durch eine komische Flyer Aktion unterbrochen. Neben der eigenorganisierten Fahrt der Klasse, die nach Sapporo ging, hatte sich die Schulleitung für ein ganz anderes Ziel entschieden: in die Präfektur Wakayama, in die kleine Strandstadt Gobo. Denn viele Mitschüler, vorallem die Mädchen, hatten sich eine Fahrt zum Strand gewünscht und Gobo war nicht allzu weit weg.   Eines der Mädchen begann sofort an zu schwärmen. „Ahhh. Ich habe gehört, dass man von Leuchtturm in Gobo Hafen, einen wundervollen Sonnenuntergang beobachten kann. Melancholisch schweift der Blick in die Ferne und man sieht die Lichter der entfernten Inseln, sofern das Wetter es erlaubt.“ Shikao schüttelte den Kopf. „Weiber.“ Aber man merkte das Kyoko die Clubleiterin des Literaturclubs war. Alles was sie sagte hatte etwas lyrisches an sich und klang einfach schön und regte zum Träumen an, vor allem ihre Gedichte, die sie regelmäßig zu Schulveranstaltungen vor trug. Die Jungs fanden das natürlich kitschig. Wie so vieles. Sie hofften wahrscheinlich darauf, dass es in Gobo eine Spielhalle oder am Strand leichtbekleidete Mädchen zu sehen. Suara seufzte. Eine Woche war nun vorbei, seit sie aus dem Labor geflohen waren und allem Anschein nach, wurde ihnen nicht nachgestellt. Trotzdem konnte sich Suara nicht komplett entspannen, irgendwie hatte sie das Gefühl, dass da noch etwas kommen würde. Diese Leute würden sie wohl kaum so einfach davon kommen lassen. Shikaos Eltern hatten für das gestohlene Auto zahlen müssen und den aufgekommenen Schaden aber nachdem Suara und Shikao alles erklärt hatten, zeigte sie sich verständnisvoll. Auch innerhalb der Klassenbeziehungen hatte sich Normalität eingefunden. Shikao ärgerte sie und peinigte sie als seine persönliche Hausdame und stachelte sie als Kätzchen. Und jetzt konnte er das ja ganz offen tun, da alle davon wussten. Manche trauten Suara noch immer noch über den Weg und verhielten sich distanziert. Aber das störte Suara nicht wirklich. Sie hatte ihre Freunde. Ikami und Takuma waren ja da und Shikao verhielt sich auch nicht anders als sonst. Also kümmerte es Suara wenig was die anderen dachten. Und dann war dann noch Shingo. Der versuchte immer noch alle anderen Mitschüler gegen sie aufzuhetzen. Er würde wohl nie aufhören ihr das Leben schwer zu machen. So vergingen die Schulwochen und die Zeit der Klassenfahrt rückte immer näher. Bis es dann an der Zeit war die Koffer zu packen und den Bus zu besetzen. Kapitel 52: Auf zum Strand -------------------------- Die Busfahrt würde für Suara wohl das unangenehmste werden an der ganzen Klassenfahrt auch wenn sie sich wirklich darauf freute. Während der vergangenen Wochen hatten sich alle in der Klasse wieder ein bekommen und Shingo hatte immer weniger Chancen sie irgendwie gegen Suara aufzubringen. Die Mädchen standen jedoch immer noch auf ihn und hielten sich nur von Suara fern um Shingo zu gefallen. Suara war das Ganz Recht. Sie wollte mit den Verehrern eines solchen Mistkerls nichts zu tun haben. Suara saß im Bus neben Shikao, was ihr gar nicht gefiel aber immerhin waren Takuma und Ikami mittlerweile sehr dicke Freunde und wer weiß, vielleicht machte die Klassenfahrt ja noch ein Paar aus den beiden. Zumindest was Ikami anging, wusste Suara, dass ihre beste Freunde Gefühle für den hübschen Kerl hatte. Sie lächelte. Shikaos Rattenschwanz saß in der letzten Reihe zusammen mit Gisang. Davor Gisangs Anhängsel und davor Takuma und Ikami auf der rechten Seite. In der vorletzten Reihe links saßen Shikao und Suara, die sich am Fenster hingesetzt hatte, damit sie zumindest hinaus sehen konnte. So konnte sie zumindest nach draußen gucken und ein bisschen die Gegend betrachten, was sie ja bisher noch nicht so wirklich konnte auch wenn sie schon eine Weile hier wohnte. So wirklich rum gekommen war sie noch nicht. Shikao hatte sich halb in den Gang gedreht um mit den Jungs hinter sich reden zu können. Gisangs Mädels kicherten aufgedreht, weil der Schulschwarm so nah bei ihnen saß. Gisang hatte ihre Schlafmaske aufgesetzt und schien bereits zu schlafen. Suara fand, dass das wirklich eine gute Idee war. Sie kramte ihren MP3 Player raus und schaltete ihn an. Der Bus fuhr los und Suara sah sich nur die Umgebung an. Die Busfahrt würde immerhin eine geraume Zeit dauern, drei Stunden um genau zu sein. Die Startzeit war 5 Uhr morgens, es war noch dunkel draußen, also konnte Suara auch noch etwas die Augen zu machen und eine Stunde Schlaf nachholen, dachte sie so. Aber sie hatte die Rechnung ohne ihren Sitznachbarn gemacht. Shikao nahm ihre Ohrstecker aus ihren Ohren und sah sie an. „Willst du nicht meine starken Schultern als Kissen haben. Ich könnte mich dazu erniedrigen dir ein Kissen zu sein.“ „Sag mal, wovon träumst du eigentlich nachts du Spinner?“ Suara griff nach ihren Kopfhörern. Der restliche Bus, zumindest der hintere Teil war nach der ersten halben Stunde auf der Straße bereits wieder eingeschlafen. Suara flüsterte, sie wollte nicht dass irgendjemand sonst sie und den Lustmolch hörten. Da würde es nur wieder unnötige Gerüchte geben. Shikao presste Suara an die Scheibe des Busses und hielt ihre Kopfhörer fest. „Wenn du die zurück haben willst, dann will ich eine Gegenleistung Kittycat.“ „Spinnst du? Du wirst sie noch kaputt machen.“ „Küss ihn doch einfach. Damn.“ Shingo, der vor ihnen saß und von dem Suara annahm, dass er schlief, hatte sich eingemischt. „Ihr seid laut und ich will pennen.“ „Wie bitte?! Ich wird den Kerl sicherlich nicht küssen.“ Shingo grinste. „Dann küss halt mich.“ „Wag es und ich zerquetsch dich wie eine Zitrone Alter.“ Shikao war nicht begeistert das Shingo sich nun so dazwischen drängte. „Was ist denn nun wieder dein Problem? Dich will sie ja anscheinend nicht küssen. Würd ich auch nicht wollen.“ Suara schüttelte den Kopf und mittlerweile war durch Shingos und Shikaos Diskussion der gesamte hintere Teil des Busses wach und beobachtete die drei Komiker, die unterdessen den ganzen Bus unterhielten. „Kitty will mich nicht küssen? Das ich nicht lache. Ich bin hier der, den die Mädels wollen.“ „Ach ja? Du halbes Hemd? Hör auf mich zu verarschen. Du kannst nicht mal so ein Weib wie Asahina verführen, geschweige denn Gobo-Beach Girls.“ „Hey!“ Suara war nun auch nicht mehr amüsiert. Aber Shikao hielt sie zurück. „Pass mal auf Idiot, ich kann sowohl Kitty verführen, als auch deine dummen Beach Girls.“ „Einverstanden. Dann lass und doch einen Wettbewerb daraus machen. Wer die meisten Girls abschleppt, und wer es schafft bei Suara zu landen.“ „Würdet ihr mich bitte aus eurem kindischen Mist raus halten!?“ Shikao sah Suara an und grinste, dann sah er grinsend zu Shingo. „Deal aber eines weiß ich, du wirst sicher nie im Leben eine Chance bei Suara haben, das weiß ich zu verhindern.“ Shingo grinste auch und setzte sich dann wieder ordentlich auf seinen Platz. „Das wird ja doch ein interessanter Ausflug.“ Shikao sah zu Suara, die ihn wütend ansah. Ergab ihr ihre Kopfhörer wieder und beugte sie zu ihrem Ohr und flüsterte: „Ich lass nicht zu, dass er dir zu nahe kommt.“ Suara schob ihn von sich weg. „Pass lieber auf, dass du mir nicht zu nahe kommst, Schleimbeutel.“ Shikao fühlte sich etwas vor den Kopf gestoßen und die restliche Busfahrt reagiert Suara auch nicht mehr auf seine Sticheleien oder Sprüche. Sie schlief oder stellte sich schlafend. Als sie dann ankamen, packte Suara ihre Handtasche und ihren Koffer und lief neben ein paar anderen Mädchen zu den Bungalows, in denen sie wohnen würden. Suara bewohnte einen Bungalow mit Ikami und Kyoko. Sie hatten einen wunderbaren Blick auf das Meer und sie konnte sogar den Wind hören, der durch die Blätter brauste und die Wellen die an den Strand kam. Suara setzte sich auf einen Stuhl, der auf der kleinen Terrasse und blickte auf die Landschaft, wo ihre Mitschüler die anderen kleinen Bungalows bezogen. Rings um die kleinen Hütten war alles grün, und in der Mitte war ein Kreis aus Baumstämmen, die zu Bänken geschnitzt waren. In der Mitte war eine Feuerstelle. Wohl für ein Lagerfeuer. Auch zum Grillen stand ein großer, alter Steingrill auf dem Gelände. Die Hütten waren von Bäumen eingezäunt und so war die Klasse von den anderen Bungalow Siedlungen in der Gegend gut abgeschirmt und man konnte sozusagen alles tun. Der Strand war auch nicht weit entfernt. Suara konnte selbst von hier die weißen Wellen und das blaue Wasser sehen. Der Strand war ebenso schneeweiß. Es sah sehr einladend aus. Ikami hatte sich endlich von Takuma trennen können – sie wollte unbedingt wissen, in welchen Bungalow man ihn gesteckt hatte – und somit konnten sich Kyoko, Suara und Ikami an die Bettenverteilung machen. Sie gingen hinein. Drinnen war alles in schlichten beigen und hellblauen Tönen gehalten. Türen gab es keine. Diese waren durch Bambusvorhänge in dunkelblau ersetzt wurden. Es gab eine kleine Kochnische, die sich im Aufenthaltsraum befand. Die Zimmer waren im hinteren Bereich. Jeder konnte sogar sein eigenes kleines Reich haben. Die Schlafräume waren nicht groß, ein Bett und ein Schrank. Aber für 7 Tage würde das genügen. Und das Leben würde sich ohnehin draußen abspielen. War ja schließlich Sommer. Die Mädchen hatten sich also ihre Zimmer ausgesucht und packte ihre Sachen aus.   Es war 9 neun Morgens des ersten Tages, Samstag, unterdessen und der Lehrer, der in dem Hauptgebäude wohnte, da wo auch eine Zentralküche und Mensa war – denn dort würde es Frühstück und Mittagessen geben und Abendessen, sofern nicht gegrillt wurde oder auswärts gegessen wurde – hatte seine Schüler dann zum Bankkreis gebeten um seine erste Ansprache zu halten. Dort standen auch kleine Tische, ebenfalls aus massivem Holz, wo bereits das Frühstück für die Gruppe, belegte Brote, stand. Die Ansprache war das allgemeine Bla-Bla. Regeln hier, Regeln da. Keinen Müll liegen lassen, keinen verletzen, beim Schwimmen im Meer innerhalb der Bojen bleiben, denn darüber hinaus würde es Strömungen geben die einen ins offene Meer treiben würden, und keinen Untertauchen. Der Schwimmbereich war wie eine Bucht aufgebaut, umgeben von einer Landzunge, die das Wasser mehr erwärmen lies und Wellen eindämmte. Außerdem wurden so Strömungen aus dem offenen Meer abgemindert und ausgebremst. Nur sollte man nicht hinter die Landzunge, bestehend aus Steinen und abgesichert mit warnenden Bojen gehen, denn dort gab es starke Strömungen. Für den heutigen Tag war nicht allzu viel geplant. Der Lehrer wollte nach dem Frühstück mit den Schülern nach Gobo hinein fahren. Er erzählte ihnen auch dass ein Pendelbus alle dreißig Minuten hin und zurück fuhr. Dieses Mal würden sie mit dem Reisebus fahren, mit dem sie hergekommen waren. Gegen 17 Uhr würde die Gruppe wieder hier eintreffen und den restlichen Tag frei haben. Die Freude hielt sich in Grenzen. Kapitel 53: Leuchtturmträume ---------------------------- Die Gruppe sang und hatte Spaß auf ihrer Fahrt in die Innenstadt von Gobo. Suara war ebenso erleichtert über die lockere Atmosphäre. Außerdem war das die erste Klassenfahrt, bei dir sie mit fuhr. Auf Grund ihres Geldmangels, und weil niemand auf Chika hatte aufpassen können, konnte Suara bisher nie auf Schulausflüge mitfahren und deswegen war sie umso glücklicher dass Shikaos Familie ihr das hier ermöglichte.   „So, als erstes werden wir natürlich das Hafenmuseum besuchen.“ Ein allgemeines Raunen ging durch die Schüler. Museen waren nun nicht wirklich etwas, was wahrlich interessant war. Aber dennoch mussten sie sich beugen und folgten dem Lehrer vom Busparkplatz durch die Straßen von Gobo. Die Häuser waren schön, nicht groß oder hoch oder teuer. Das verlieh der Stadt ein Feeling von Dorf. Man konnte den Geruch von Salzwasser in der Luft riechen, welcher vom Wind hergetragen wurde. Suara lief neben Kyoko denn Ikami war bei Takuma. Irgendwie hatte Suara die Befürchtung, dass sie nicht viel von ihrer besten Freundin abbekommen würde während dieser Reise. Denn die hatte irgendwie nur noch Augen für Takuma. Suara hoffte, dass sich das noch ändern würde. Die Klasse kam an dem Museum an, an dem der alte Leuchtturm angebaut war. Der neue Leuchtturm stand weiter im Süden und war größer und moderner. Der hier wurde schon seit 20 Jahren nicht mehr genutzt und bot somit Platz für eine Sonderausstellung, bezüglich der Arbeit in einem Leuchtturm. Suara blickte nach oben. Von dort hatte man sicher einen herrlichen Blick über die ganze Stadt und sie fragte sich, wie weit man blicken konnte, wie viel man sehen konnte vom Meer. Sah man nahe gelegene Inseln? Auf einmal spürte Suara, wie jemand ihr den Arm um die Schultern legte. „Willst du da hoch? Nicht dass du runter fällst.“ Suara schob den Arm von sich weg und ging Kommentarlos. Auf Shingo und seine blöden Sprüche hatte sie keine Lust und sie wollte auch nicht in irgendeine seiner fiesen Fallen sein. Und sie hatte auch nicht vergessen, dass er und Shikao sie in eine Wette integriert hatte. Sie würde sich von beiden Jungs distanzieren. Als Objekt wurde sie schon oft genug gesehen und das wollte sie nicht schon wieder. Die Klasse ging in das Museum und sah sich alles an. Einen Tour Führer gab es nicht. Unter den Artefakten waren kleine Notizen angebracht worden, die erklärten für was welches Utensil verwendet wurde. Für die meisten der Schüler war das hier alles andere als interessant und sie lief nur gelassen und ruhig durch die Ausstellungsräume. Die Meisten unterhielten sich über den neuesten Klatsch und Tratsch aus der Klasse, von dem Suara das Meiste sogar verstehen konnte durch ihre Ohren. Von den Anstrengungen die Katzenfähigkeiten einzusetzen war nichts mehr zu merken. Ihr Körper schien sich komplett erholt zu haben. Ikami, die alle ‚Miss Wundervoll‘ nannten war im Moment Mittelpunkt der Gespräche. Das wunderte Suara nicht. Immerhin ging sie mit einem sehr coolen und beliebten Typen. Naja, ob sie wirklich zusammen waren, wusste sie nicht. Und das war vielen Mädchen eh egal. Ikami und Takuma waren sich einfach zu nah für deren Geschmack. Ob Suara ihre Freundin warnen sollte vor den Tuscheleien? Suara seufzte. Wahrscheinlich wusste Ikami bereits, dass hinter ihrem Rücken über sie geredet würde. Sie hatte ja gewusst worauf sie sich einlässt, wenn sie Takuma nachstellt. Und genauso würde es dem Mädchen ergehen, die sich mit Shingo oder gar mit Shikao einlassen würde. Sie kamen in einen Raum, in dem alte Fotos aufgehängt waren und Suara stellte fest, dass sie sich bereits im untersten Raum des Leuchtturms befanden. Auf den Bildern waren Schiffsunglücke und andere Umweltkatastrophen abgebildet. Suara konnte das Leid erkennen, dass die Menschen erlitten hatten. Suara hatte das Gefühl ihre Schreie und ihr Wehklagen hören zu können. „Schrecklich, nicht wahr.“ „Was willst du Shingo? Spielt denn keiner sonst mit dir?“ „Vielleicht will ich ja nicht mit jemand anderen spielen. Komm mal mit,  ich will dir was zeigen.“ Er nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her. Sie hatte mehr oder weniger keine Wahl als zu folgen, sein Griff war fest. Er lief mit ihr die Treppe des Leuchtturms nach oben. Auf der Außentereasse ließ er ihre Hand los und ging dann zu dem Geländer und blickte zum offenen Meer. „Was wolltest du mir zeigen? Und überhaupt, dürfen wir überhaupt hier sein?“ „Jetzt beruhig dich mal und genieß die herrliche Aussicht okay? Du bist immer so steif.“ Suara trat neben Shingo und sah in die Ferne. Das war wirklich schön hier. Die Wind zerzauste ihre langen Haare. Sie strich sich die kürzeren Strähnen hinter die Ohren und schwieg. Sie wollte nicht mit dem Kerl neben sich reden. Sie wäre mit jedem lieber hier als mit ihm. Shingo sah sie an, beobachtete sie. War sie schon immer so hübsch gewesen? Ihre glatte. Zarte Haut, ihre kleine Stupsnase und ihre schönen Augen. Sie hatte richtig lange Wimpern. Make Up trug sie also immer noch nicht. Und dann ihr langes Haar, es glänzte in der Mittagssonne wie pure Seide. Ihre Hände waren so klein und zierlich. Gott, war sie hübsch. Sie hatte eine rote dünne Jacke an, deren Ärmel schwarz waren. Am Hals trug sie ein breites Lederhalsband. Shingo musste sich zusammen reißen, um nicht zu frage, wo denn das Glöckchen war. Ihr Haarscheitel war links und ihr Pony war abgeschrägt, sodass die linke Stirnhälfte nicht komplett von Haaren bedeckt war. Der restliche Pony fiel ihr bis ins Gesicht, bis etwas unter die Augenbrauen. Links, in den etwas längeren Strähnen hatte sie drei graue Haarspangen. Ihre Arme hatte sie auf das Geländer gestützt und ihren Kopf auf ihre Hände. Sie schien in Gedanken versunken zu sein. Und so war Shingo es auch. Er schüttelte nach einer Weile seinen Kopf um wieder klar zu werden. „Weißt du, ich hatte nicht vor, dich in diese Wettsache hinein zu ziehen.“ Suara schwieg noch kurz bevor sie sich zu Shingo drehte und ihn musterte, bevor sie zu einer Antwort ansetzte: „Ach ja? Und das soll ich dir glauben?“ „Ich wollte Shikao testen und naja, kurz gesagt, hat er versagt.“ „Was meinst du damit?“ Shingo grinste und lachte sogar kurz. „Na ja, sieh es mal so. Wenn du ihm wirklich mehr als andere Mädchen bedeuten würdest, hätte er nicht zu gelassen, dass du Teil dieser kindischen Wette wirst. Demnach bist du ihm auch nicht mehr wert, als die Mädchen die wir am Strand verführen wollen.“ „Du kennst Shikao doch überhaupt nicht.“ „Aber du? Nur weil du sein kleiner Haussklave bist, denkst du, dass du den Typen kennst? Komm schon. Der hegt mehr Geheimnisse als der Vatikan.“ „Woher willst du denn das bitte wissen.“ „Ganz einfach. Weil er und ich uns ähnlich sind. Wir sind Mistkerle, die mit den Gefühlen Anderer spielen und sie wie Dreck behandeln.“ „Shikao ist anders. Er ist nicht wie du.“ Shingo lachte und ging dann zum Treppeneingang. „Du wirst deines Irrtums bald bewusst werden. Ach übrigens, lange Haare stehen die wirklich sehr gut.“ Dann ging er runter. Suara blieb noch eine Weile dort stehen. Sie war sich nicht ganz sicher, was Shingo ihr damit sagen wollte. Aber wahrscheinlich wollte er eh nur für sich punkten und Suara für sich gewinnen, dachte sie. Shikao war anders als Shingo. Shikao hatte sie nie körperlich gepeinigt, wenn man von der teilweise harten Arbeit in seinem Haushalt absah. Aber er war immer da, wenn sie ihn brauchte. Er hatte sie gefunden, als man sie eingesperrt hatte, er stand ihr zur Seite und hatte ihr Geheimnis bewahrt. Er hatte sie aus dem Institut befreit. Er hatte sie geküsst und gesagt, dass sie ihm wichtig sei. Shingo würde all das nie tun. Hatte er nie, und würde er nie. Warum sollte sie noch weiter darüber nachdenken, was die beiden Jungs gemeinsam hatte. Das einzige was sie gemeinsam hatten, war das gute Aussehen und dass Mädchen auf sie standen. Naja, gut, kalt und herablassend waren sie beide wenn auch in verschiedenem Maße. Suara schüttelte den Kopf. Sie wollte Shikao nicht mit ihrem Peiniger aus ihrer Kindheit vergleichen. Nachdem sie ihren Kopf dann wieder etwas beruhigt hatte mit diesen Vergleichen, ging auch sie runter zu den Anderen. Kapitel 54: Mit anderen Augen ----------------------------- Die Gruppe fuhr nach Hause, nachdem sie in einer kleinen Gaststätte etwas zum Mittag gegessen hatte. Den restlichen Nachmittag verbrachten die Mädchen im Einkaufszentrum und die Jungs im Spielcasino.   „Ikami? Kannst du mir einen Gefallen tun, bevor du mit den Anderen zum Strand gehst?“ Und mit Takuma, wollte Suara noch sagen, aber sie behielt es für sich. „Na klar. Was ist es denn?“ Suara hielt ihr eine Schere hin. „Schneid mir die Haare ab. Etwa Kinn lang.“ „Was? Bist du wahnsinnig? Deine schönen langen Haare. Es hat sicher lange gedauert, bis sie so lang gewachsen sind.“ „Ach was. Die wachsen schon wieder. Nun schneid schon oder ich mach es selbst.“ Ikami seufzte. „Schon gut. Soll ja zumindest nicht schief werden und du hast sicher einen guten Grund dafür.“ Das hatte sie. Sie setzte sich auf einen Stuhl im Badezimmer und Ikami begann Haarsträhne für Haarsträhne abzuschneiden. Auch wenn es nicht ihre Haare waren, schmerzte es Ikami. Immerhin hatte sie auch lange Haare und sie fand das Suara umwerfend aussah, mit ihrer langen Mähne, so seidig und geschmeidig, so gepflegt. Ikami fragte sich, was Suara dazu veranlasst hatte, diese radikale und unumkehrbare Entscheidung zu treffen. Klar, Haare wuchsen wieder aber bis sie die Länge wieder erreicht hatten, würde einige Zeit vergehen.   Alle waren am Strand, Jungs wie Mädchen. Shingo war der Einzige der nicht dort war. Er hatte seinen Laptop mitgebracht und sich in seinem Zimmer eingeschlossen. Er hatte gerade keine Lust. Und hier liefen ohnehin keine Weiber rum, die es sich, wettbedingt, zu verführen lohnte. Shikao sah das anders. Ihm war fast jedes Mädel recht, solange er nicht gegen Shingo verlieren würde. Ikami und Suara kamen auch gerade dazu. Ikami trug einen schwarzen, recht einfachen, aber rückenfreien Badeanzug. Er war hoch geschlossen, denn Ikami hasste es, wenn die Jungs den Mädchen immerzu in den Ausschnitt sahen. Suara dagegen trug einen dunkel pinken Zweiteiler – einen breiten Schwimm-BH, der dennoch fest saß und gut das verdeckte, was verdeckt werden sollte und eine Schwimm-Hotpants. Ihre Haare waren kurz. Ihr Pony genauso wie vorher. Linksscheitel. An den Seiten hatte Ikami die Strähnen etwas länger gehalten als im hinteren Teil das Haupthaar, damit es nach einem feschen Haarschnitt aussah. Aber ihre Haare waren dennoch deutlich kürzer und sie wirkte dadurch reifer und erwachsener. Ikami und auch andere Mädchen musste zugeben, dass Suara noch besser aussah mit dieser Frisur. Das stand ihr wirklich ausgezeichnet. Suara lächelte schüchtern. Sie bekam selten so viele Komplimente auf einmal. Auch Shikao hatte die Veränderung bei dem Mädchen bemerkt, aber er hatte nicht wirklich die Möglichkeit darauf einzugehen. Er lag zusammen mit einem Mädchen einer anderen Schulklasse aus einer benachbarten Feriensiedlung auf einem Strandtuch im Sand und bezierzte sie mit zuckersüßen Worten. Sie biss an, was bei dieser Aktion nicht verwundernd war. Suara sah ihn an. Sie hatte eigentlich gehofft, dass er irgendwie eine Bemerkung ablassen würde. Aber außer einem kurzen Blick kam nichts. Er war viel zu beschäftigt mit diesem Mädchen. Sie seufzte. Dann entschloss sie sich, zusammen mit anderen Mädchen ins kühle Nass zu springen und ein paar Runden zu schwimmen. Kyoko schwamm die gesamte neben ihr hier und quetschte sie mit komischen Fragen aus. Ob sie denn einen Freund hatte, warum sie bei Shikao zu Hause arbeitete; was mittlerweile fast jeder wusste, da Shingo es allen erzählt hatte um sowohl Shikao als auch Suara schlecht darzustellen; wie es denn war, für Shikao zu arbeiten und ob sie denn einen Freund wollte, ob sie verliebt war. Suara konnte fast alles beantworten, weil es ihr nichts ausmachte. Sie sagte zwar nicht unbedingt alles, dass Shikao ein wahrer Sklaventreiber war, behielt sie für sich ebenso was ihre Gefühle anging. Als die beiden Mädchen wieder an den Strand kamen, konnte Suara sehen, wie Shikao mittlerweile mit einem anderen Mädchen im Arm als noch zuvor über den Strand spazierte. Irgendwie machte Suara der Anblick wirklich wütend. Vielleicht hatte Shingo ja Recht. Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte das nicht wirklich wahr haben und sich schon gar nicht eingestehen, dass Shingo die Wahrheit sagte, über Shikao. Immerhin lebte sie mit dem Kerl zusammen und müsste ihn eigentlich am allerbesten kennen von allen Mitschülern. Auf einmal war Suara wie angewurzelt und eingefroren als sie sah wie Shikao das Mädchen innig küsste. Das durfte doch nicht wahr sein! Kapitel 55: Geständnisse ------------------------ „Suara? Alles ok, du bist ganz blass.“ Suara nickte. „Ich bin vielleicht nur zu lange in der Sonne gewesen. Ich sollte in den Schatten gehen.“ Kyoko folgte ihr unter einen der Sonnenschirme, die dort aufgestellt waren. Suara zog die Knie nah an ihren Körper und umklammerte sie mit ihren Armen, ihren Kopf legte sie auf ihre angewinkelten Knie und sie blickte hinaus aufs Meer. In ihrem Kopf drehte sich alles. So viele Gedanken liefen darin auf und ab. Sie erinnerte sich daran wie Suara sie geküsst hatte und dann kam das Bild in ihren Kopf, wie er diese Strandschlampe – wie Suara sie bereits abgestempelt hatte – küsste. Hatte er sie damals nur geküsst, um sie mundtot zu machen und zufrieden zu stellen? Sie fühlte sich so naiv und dumm. Immerhin hatte sie immer gewusst, dass Shikao ein Herzensbrecher war, das hatte sie ihm auch gesagt. Und jetzt war auch sie eines der Opfer geworden. Aber eingestehen? Niemals. Sie wusste, dass Shikao ihr sehr wichtig war, sie hatte ihn sogar vor Shingo verteidigt. Doch mittlerweile kam sie sich so idiotisch vor, genau wie eines dieser Shikao-Fan-Girls. Sie seufzte. „Warum sitzen die Damen denn hier so gelangweilt rum?“ Kyoko und Suara drehten sich um und sahen, wie Ikami zusammen mit Takuma hinter ihnen standen. „Suara fühlte sich nicht gut. Bestimmt ein Sonnenstich.“ Takuma musterte Suara und blickte dann hinüber zum Strand. Er entdeckte seinen besten Kumpel mit mittlerweile schon wieder einem neuen Mädchen. Das war unterdessen schon die vierte innerhalb von 3 Stunden. Auch Suara hatte das bemerkt. Was ihre Stimmung nicht sonderlich hob. Takuma seufzte. „Sonnenstich? Soso.“ Er griff Suaras Hand und zog sie hinter sich her. An Ikami und Kyoko gerichtet meinte er noch: „Wir zünden gleich das Lagerfeuer an zum Grillen. Ich hab noch was für Suaras Sonnenstich, wir kommen gleich nach.“   „Du liebst Shikao.“ Suara sah Takuma schockiert an, der das Mädchen noch immer hinter sich her zog, bis sie seinen Bungalow erreichten, in der er und Shikao sowie der gesamte Rattenschwanz wohnten. Sie setzten sich zusammen in der Wohnstube auf die Couch und Suara sah nach unten. Sie war nicht in der Lage zu reden. „Ich hab also Recht. Sonst würdest du mir wohl wiedersprechen. Dann ist es kein Wunder, dass du dich so verhältst. Es verletzt dich, ihn mit diesen Weibern zu sehen.“ „Für ihn sind Gefühle ja doch nur ein Spiel und die Herzen der Mädchen sind dazu sein Bolzplatz. Egal was ich fühle oder nicht, er wird es nie erfahren. Ich werde ihm diese Genugtuung nicht geben, dass er mein Herz besitzt und damit seine Wette gegen Shingo gewonnen hat.“ „Darum geht es also bei der Wette auch noch? Nicht nur um die Strand-Schönheiten?“ „Nenn sie nicht gleich Schönheiten.“ „Du bist garstig.“ Takuma lachte und schüttelte den Kopf. „Vielleicht sollte ich mal mit Shikao reden. Immerhin ist das eh nicht so sein Niveau, so eine Wette einzugehen.“ Suara schwieg. Ihr war es egal, was nun Shikaos Niveau war oder nicht. Ihr war gerade irgendwie alles egal. „Ich will in mein Zimmer. Sag den Anderen einfach, dass es mir nicht gut geht und mich hinlegen muss.“ „Vergiss es Zuckerpuppe. Du kommst mit und du wirst mit Shikao reden. Aber nun mal ne andere Frage, was soll das mit den kurzen Haaren?“ „Gefällt es dir nicht?“ „Nein, nein. Sieht gut aus. Lässt dich reifer und erwachsener aussehen. Steht dir. Aber warum der Wechsel?“ „Shingo…“ Takuma runzelte die Stirn. „Wieso denn für den?“ „Nicht für den. Wegen dem. Er hat gemeint, ich sähe mit langen Haaren toll aus.“ Takuma lachte. Er konnte gar nicht mehr aufhören. Er fand es urkomisch, dass sie so etwas tat nur weil jemand, den sie hasste Gefallen an ihr äußerte. Er rieb sich die Augen, da er vor lauter Lachen fast weinen musste. „Ich meine, der Kerl achtet nur auf das Aussehen und so was widert mich echt an. Es kommt doch nicht auf das Äußere an.“ Takuma tätschelte Suara den Kopf wie bei einem kleinen Kind. „Dich hat man oft nach dem Aussehen, der Katze, beurteilt. Deswegen denkst du so und ich finde, du bist ein viel besserer Mensch als wir alle zusammen. Aber dennoch bist du nicht unverwundbar oder vor Gefühlen wir Zuneigung oder Liebe geschützt.“ Suara sah nach unten um Takumas Blick auszuweichen. Sie wusste, dass er Recht hatte, aber das hinderte Suara nicht daran weiterhin stur zu bleiben. Warum sollte sie auch zugeben, zumindest vor Shikao, dass er ihr Herz erobert hatte. Sie seufzte. Sie hasste es wirklich wie die Pest Schwäche zu zeigen und Liebe bedeutete für sie große Schwäche. „Er hat mich geküsst.“ Takuma spuckte das Getränk was er gerade getrunken hatte quer über den Tisch. „Er hat was?!“ „Suara blickte Takuma an und fragte sich ob sie zufällig spanisch sprach. „Du hast mich schon verstanden. Es war am Abend als wir aus dem Institut geflohen sind.“ Takuma nickte. „Das ist schon eine Weile her. Und hat er bisher sonst irgendwie Anzeichen gezeigt, ich meine war er anders zu dir?“ Takuma kannte seinen besten Kumpel und er wusste, dass Shikao dieses Mädchen richtig mochte, wie sonst keine bevor, deswegen verstand er auch nicht, warum er jetzt die sie Wette mit Shingo eingegangen war. „Nein. Alles wie immer. Gleiche Stänkereien, gleiche Schufterei. Er hat den Kuss auch nie wieder erwähnt. Ich nehme an, er wollte mich nur mundtot mache, damit ich endlich meine Fresse halte.“ Sie seufzte. Auch Takuma schwieg für eine Weile. Er musste nachdenken. Suara war jemand, der schnell verletzt werden konnte und sich dann hinter einer Schutzmauer versteckte. Er musste vorsichtig sein, damit er sie nicht mehr in die Enge trieb. „Du liebst ihn und du solltest ihn mal darauf ansprechen, sonst wirst du noch weiter unnötig verletzt und keine weiteren Widerworte oder ich schleif dich persönlich zu ihm!“ Suara nickte leicht. Sie hatte wohl keine andere Wahl. Takuma würde Shikao es ja ohnehin erklären. Suara nickte dann langsam. Takuma tätschelte ihr behutsam den Rücken und lächelte. „ Du wirst sehen, alles wird gut.“ Wieder konnte Suara nur nicken. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatten, entschlossen sich die beiden endlich zurück zu den Anderen zu gehen.   Draußen war bereits der große Steingrill angeworfen worden und das Lagerfeuer brannte auch schon. Die Sterne prangen hell über ihnen und der Mond stand hell und klar. Es war eine klare und wolkenlose Nacht. Außerdem war es immer noch sehr warm. Suara setzte sich links neben Kyoko. Rechts saß Takuma, der sich neben Ikami gesetzt hatte. Suara sah sich um. Sie sah Gisang und ihre Freundinnen, wie sie auf einer Decke saßen und anscheinend sehr beschäftigt waren, irgendwas auszudiskutieren. Suara nahm an, dass es sich um Lästereien handelte. Davor auf der Bank saßen Shikaos Anhängsel, sein Rattenschwanz, sie knusperten ein paar Kartoffelchips in sich hinein. Die Anderen Mitschüler saßen auch rings verteilt um das Lagerfeuer an den Tischen. Nur Shikao konnte sie nicht entdecken. Sie wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen und nicht warten. Am Ende würde sie sich wieder umstimmen und das wollte sie wirklich nicht. Sie hatte es sich vorgenommen und wollte es ihm sagen. Shingo hatte sie die ganze Zeit beobachtet und kam auf sie zu. „Wenn wir gegessen haben, würde ich dir gerne was zeigen.“ Suara drehte sich um und wollte noch sagen, dass sie keine Lust hatte, vom ihm was gezeigt zu bekommen, aber da war er schon wieder bei seinen Fans verschwunden. Die Mädchen hatte sie noch nie gesehen und Suara nahm an, dass es sich bei denen um diese Wettgirls handelte. Da hatte Shikao einiges aufzuholen, dachte sie so, aber was kümmerte es sie. Sie stand auf, um Shikao jetzt Suchen zu gehen. Sie lief den kleinen Treppenaufgang, aus einfachem Holz hinunter zum Strand, nachdem sie ihn oben hatte nicht entdecken können. Sie vermutete, dass er noch am Strand war. Und ihre Vermutung wurde bestätigt, als die das Giggeln von irgendeinem Mädchen hörte. Suara kam näher und sie erkannte, dass es das Gleiche Mädchen war, wie das, das er geküsst hatte. Mochte er sie etwa? Oder warum hing er immer noch mit ihr rum? Suara blieb wie angewurzelt stehen als sich Shikao und das Mädchen umdrehten und sie ansahen. „Was ist denn Kitty? Merkst du denn nicht dass du hier störst?“ Suara zuckte zusammen. So kalt hatte er noch nie zu vor mit ihr gesprochen. „Ich… Das Essen ist fertig. Ich hab dich nur gesucht, aber wie ich sehe bist du ja gut versorgt.“ Shikao seufzte. „Gut, wir kommen.“ „Wir?“, fragte Suara nach. Wollte er diese Schlampe etwa mitbringen. Oh Suara hasste sie gerade, dass sie bei ihm war und sie sich an seinen Arm klammerte. „Ja wir.“, wiederholte Shikao, „Ich muss meine Freundin doch Takuma auch noch vorstellen.“ „DEINE FREUNDIN!?“ Suara sah ihn ungläubig an. Sie konnte nicht glauben was sie da hörte. „Jetzt schrei nicht so Kitty. Darf ich etwa keine Freundin haben?“ Er hielt das Mädchen im Arm, sie grinste Suara an, er ging an Suara vorbei, die Treppen zum Campingplatz hinauf. „Ach ja, diese Frisur, sieht echt dämlich aus.“ Er lachte. Suara stand einfach nur da. Unfähig zu begreifen, was da gerade passiert war. Hatte er jetzt wirklich eine ernste Beziehung mit dieser Göre? Oder wollte er Suara nur eifersüchtig machen. Suara schüttelte den Kopf. Alles war so wirr. Alles war so komisch. Sie spürte wie etwas Warmes ihr Gesicht hinunter lief. Sie weinte. Sie konnte Shikaos Stimme noch immer in ihrem Kopf hören, von weiten hörte sie wie er seine Freundin den Anderen vorstellte. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Sie brach zusammen unter Tränen, saß im weißen weichen Sand und verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen. Sie hatte immer gewusst, dass Liebe wehtat, aber sie hatte nicht mit diesem Schmerz gerechnet, der gerade über sie herein brach. Gott, und wie sie ihn liebte. Sie liebte ihn so sehr. Komm zu mir. Ich werde dich von dem Leid und dem Schmerz befreien. Nichts und niemand kann dir dann noch wehtun. Suara schrak auf. Das war Achileas Stimme. Sie war wieder da. Kapitel 56: Achilea kehrt zurück -------------------------------- Suara hatte das Gefühl, als ob jegliche Freude aus der Umgebung verschwunden wäre, jegliches Geräusch verstummt wäre. Sie hatte bis eben noch die Stimmen vom Lagerfeuer gehört, doch jetzt war alles still. Sie sah hinaus auf die schwarzen Wellen. Die ganze Zeit hatte das Meer bis auf ein paar kleinere Wellen vollkommen still gelegen, doch schien konnte Suara diverse Wellen erkennen, eine gewissen Unruhe kam auf. Suara saß dort im Sand und konnte ihren Blick nicht von den Wellen abwenden, von denen anscheinend etwas auferstand. Sie konnte ein weißes Nachthemd erkennen und Haut, die vom Mondlicht in schauriges blau-weiß getaucht wurde. Sie hörte die Schritte, die durchs seichte Wasser auf sie zu schritten, hörte wie der Sand unter den Füßen knirschte. Sie kam immer näher und Suara hatte sie schon lange erkannt. „Achilea…“ Suara wollte aufstehen und davon laufen, weg von hier, weg, zurück zu den Anderen. Doch ihr Körper gehorchte ihr nicht, ihre Beine bewegten sich nicht und so konnte sie einfach nur Achilea anstarren und zu sehen wie sie ihr immer näher kam. Suara fragte sich, wie das sein konnte. Sie hatte so lange nichts von Suara gehört und sie hatte den Weg aus dem Labyrinth gefunden. Sie hatte Achilea doch besiegt, den Fluch gebrochen. „Der Fluch kann nicht gebrochen werden, auch wenn du weiter frei sein kannst. Die Krankheit kannst du nicht besiegen. Ich bleibe ein Teil von dir. Du hast den Fluch geschwächt aber nicht abgewendet. Und solange die Katzen Gene in dir sind, werde ich es sein. Solange ich einen Wirt wie ihn habe, kann ich nicht vollends besiegt werden.“ Achilea grinste und löste sich anschließend in schwarzen Nebel auf, wie schon so oft. Suara verstand nicht wirklich was hier los war. Sie war krank, das war ihr klar und sie wusste, dass sie unheilbar krank war. Aber zumindest, so dachte sie, der Fluch wäre besiegt. Aber anscheinend war es noch nicht vorbei und sie musste weiter fürchten, dass Achilea sie irgendwann holen würde.   „Schatz, was hast du denn? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen, so blass wie du bist.“ Shikao sah seine Freundin an und schüttelte mit dem Kopf. „Ich bin nur etwas müde.“ //Was war das dort unten bei Achilea?// Shikao hatte die Gestalt gesehen, eine Frau mit schwarzen Haaren und Katzenohren in  einem weißen Nachthemd die aus dem Wasser stieg und dann plötzlich verschwand. Was hatte Suara nun bitte wieder angestellt oder war das wieder so etwas mit dem Fluch?   „Was tust du hier unten im Dreck?“ Suara schrak zusammen und drehte sich zu Shingo um. Schnell stand sie auf und klopfte sich den Sand von den Beinen. „Nichts.“ Shingo schüttelte den Kopf und ergriff Suaras Hand. „Komm mit. Ich will dir was zeigen.“ //Hat er Achilea denn nicht gesehen?// Sie folgte Shingo. Sie hatte gerade eh nicht die Kraft sich zu wehren und wenn sie ehrlich war, dann hatte sie keine Lust, Shikao und seine Freundin zusammen zu sehen wenn sie wieder zurück zu den Anderen ging. Shingo führte sie zu einer kleinen Wasserhöhle, die man ganz leicht zu Fuß erreichen konnte. Darin waren etliche Stalaktiten und Stalakniten, außerdem war in der Mitte ein kleiner See, vom Flutwasser angespült. Shingo führte sie an dem See vorbei, weiter hinein in das Innere des Flusses. Im hintersten Teil  blieb Shingo stehen und deutete auf die Wasseroberfläche. Dort konnte man den Mond sehen, wie er sich auf dem Wasser spiegelte. Aber wie? Suara blickte nach oben. In der Decke der Höhle war ein Loch. Da fiel das Licht des Mondes hindurch und das Loch wirkte wie ein Prisma und reflektierte das Licht in seinen Nuancen in alle Richtungen. Suara nahm an, dass sich dort oben irgendwelche rohen Edelsteine befanden oder vielleicht auch nur Glassplitter. Was es auch war, es sah wunderschön aus. Sie lächelte. Auch wenn es Shingo war, mit dem sie hier war, so bereute sie es nicht mit ihm gegangen zu sein. „Schön, nicht wahr?“ Shingo hatte sich auf einen großen Stein gesetzt und beobachtete Suara, die wie angewurzelt da stand. Sie nickte. Sie war überwältigt und brachte daher keinen Ton heraus. „Ich habe heut Mittag gesehen, dass dort oben Scherben sind und das Licht reflektiert wird. Ich dachte mir schon, dass es mit dem Mond bei Nacht noch besser aussieht.“ Shingo sprach ruhig und es schien ein gewöhnliches Gespräch zu sein, wie zwischen normal miteinander umgehenden Mitschülern aber Suara wusste, dass er irgendwas im Schilde führte, auch wenn sie gerade nicht darüber nachdenken wollte. Sie war dennoch auf der Hut. Shingo stand auf und legte seine Arme von hinten um Suaras Bauch um sie etwas an sich zu ziehen. „Vergiss Shikao. Er hat es nicht verdient, dass du so an ihn denkst. Er denkt ja auch nicht an dich. Vergiss die dumme Wette. Wähl mich Suara-chan.“ Suara schauderte. Zum ersten Mal war er wirklich freundlich zu ihr. Er nannte sie sogar Suara-chan, was er noch nie zuvor getan hatte. Suara löste sich aus seinem Griff, was sehr leicht ging, da sich Shingo ihr nicht aufzwang. „Was soll der Mist?“ „Das ist kein Mist. Ich mag dich. Seit ich hier her gekommen bin, hab ich angefangen dich mit anderen Augen zu sehen. Ich ertrag es nicht länger zuzusehen, wie du leidest.“ Suara schwieg. Ja er hatte Recht, sie litt. Sie litt unglaubliche Qualen. Aber daran konnte er nichts ändern. „Shikao findet ja sogar deine neue Frisur dämlich. Obwohl du umwerfend damit aussiehst.“ „Hattest du nicht vor kurzem noch behauptet mir stehen lange Haare sehr gut?“ „Ja schon, aber so siehst du noch ansprechender aus und bist richtig mein Typ.“ Suara runzelte die Stirn. Doch gerade als sie zu einer Antwort ansetzen wollte, hörte sie Shikaos Stimme vom Eingang der Höhle. „Das Äußere ist doch unwichtig. Wenn du sie nur magst, weil sie aussieht wie dein Typ, dann rate ich dir, die Finger von ihr zu lassen. Ich liebe ihre lange Haare und sie sieht damit einfach besser aus.“ Suara sah Shikao an. „Klar ist das Äußere wichtig!“, meinte Shingo wutentbrannt weil er hier nicht mehr allein mit Suara war. Suara jedoch, gefiel Shingos letzte Aussage nicht. Und so ließ sie ihre Katzenohren, den Schwanz und die Krallen ausfahren, auch ihre Augen veränderten sich. Sie sah Shingo streng an, der langsam Schritt für Schritt von ihr weg wich. Suara wusste, dass er ihr Äußeres verabscheute. Shikao hatte das nie getan, deswegen fühlte sie sich bei ihm sicher und wohl. „Lass das! Das ist unmenschlich und macht dich hässlich!“ Suara änderte jedoch nichts. „Das bin ich. So bin ich. Es ist ein Teil von mir.“ Shingo schüttelte vor dieser Unnatürlichkeit den Kopf und rannte an Suara vorbei, an Shikao vorbei und lies nur noch das Wort ‚Monster‘ im Schall der Höhle zurück. Suara sah zu Boden, die Ohren ließ sie hängen. Auf einem spürte sie wie sie umarmt wurde. Als sie nach oben sah, konnte sie Shikaos schöne Augen sehen. Sie versuchte ihn weg zu drücken, doch er hielt sie zu fest. Sie gab nach einer Weile auf und lehnte sich einfach nur an ihn. Wieder weinte sie in der Erinnerung an seine Freundin. Warum war sie nicht dieses Mädchen? „Warum weinst du? Weil er dich beschimpft hat? Kitty, du weißt, dass er der Einzige ist, der so denkt. Und ich dachte echt du bist stärker geworden.“ Suara schwieg. Sie weinte ja nicht wirklich wegen Shingo oder dem was er gesagt hatte, sondern wegen einem ganz anderen Grund. „Warum bist du nicht bei deiner Freundin?“, fragte Suara nach einer Weile leise. Shikao schwieg kurz und antwortete dann: „Bin ich doch.“ Suara stieß ihn leicht von sich weg. „Wie bitte? Denkst du ich bin bescheuert. Erst stellst du mir diese Strandschlampe als deine Freundin vor und nun so ein Spruch?! Du willst mich doch nur beruhigen und ruhig stellen, genauso wie letztens, als du mich geküsst hast. Du wolltest doch nur dass ich die Fresse halte. Aber ich hatte Recht. Gefühle sind ein Fremdwort für dich. Du kannst nichts für Andere empfinden. Ich hatte absolut Recht.“ „Jetzt halt aber echt mal die Luft an Kitty. Die Kleine ist zum einen keine Schlampe und zum anderen wollte ich nicht dich mundtot machen, sondern sie. Vergisst du die Wette mit diesem Shingo?“ „Ich wünschte ich könnte. Wegen dieser Wette, hängt Shingo ständig bei mir rum und versucht mich rum zu bekommen, und er hätte nicht mal eine Chance wenn ich nichts von der Wette wüsste, denn ich liebe jemand anderen.“, platzte es Suara heraus. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und drehte sich um. Sie wollte gerade gehen als Shikao sie auf ihren Ausrutscher ansprach. „Du bist verliebt?“ Seine Stimme klang etwas schwach. Suara drehte sich um und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja. Und? Darf ich Katzenmonster das etwa nicht?“ Shikao schüttelte mit dem Kopf. „Du darfst es, wie jeder andere auch. Ich freu mich für dich. Ich hoffe, er weiß dich auch zu schätzen.“ Suara seufzte. „Ich glaube das tut er nicht. Denn sonst würde ich wohl niemals weinen…“ Shikao packte Suara an den Schultern und sah sie ernst an. „Hat dir dieser Mistkerl wehgetan? Sag mir seinen Namen und ich schlag ihm die Fresse ein!“ Suara schlug seine Hände weg und drehte sich um. Langsam lief sie zum Ausgang der Höhle. Sollte sie es ihm sagen, so wie es Takuma ihm gesagt hatte? Sie entschied sich ihm einen Wink mit dem Zaunpfahl zu verpassen. „Du willst dem Kerl die Fresse einschlagen?“ Shikao nickte. „Das werde ich. Wer ist es?!!“ „Schau in‘ Spiegel.“ Kapitel 57: Ein Tag im Freizeitpark ----------------------------------- Suara hatte die Nacht nicht wirklich gut geschlafen. Sie hatte lange wach gelegen und an die Sache in der Höhle gedacht. Nachdem sie Shikao gesagt hatte, dass er doch bitte in den Spiegel gucken soll, um heraus zu finden, wenn er denn die Fresse polieren soll, war sie einfach gegangen. Shikao schien nichts mehr zu sagen zu haben, zumindest war ihm nicht sofort etwas eingefallen. Suara hatte auch nichts mehr gegessen, sie war anschließend einfach in ihren Bungalow und hatte sich ins Bett gelegt und noch eine Weile geweint, bis Ikami kam und fragte ob es ihr gut ging. Jetzt war es schon morgen und gleich würde sie ihn wieder sehen am Frühstückstisch. Ihr war es eigentlich egal, ob er es verstanden hatte, was sie ihm letzte Nacht sagen wollte oder nicht. Sie wollte nur keine dummen Kommentare von irgendjemandem. Sie stand also auf und zog sich lockere Sachen an. Dann kämmte sie sich die Haare zurück und trug einen Haarreifen um ihren Pony aus dem Gesicht zu halten. Sie wirkte sehr sportlich so. Ikami und Kyoko schliefen noch. Kein Wunder, denn sie kamen beide recht spät vom Grillen und Lagerfeuer. Und so ging sie alleine in die Mensa. Sie hatte sich ein Tablett mit einem Glas Milch, und ein paar Brötchen geholt. Den passenden Belag hatte sie natürlich auch dabei. Sie setzte sich an einen leeren Tisch am Ende des Raumes.   „Na sieh mal einer an, wen haben wir denn< da? Wenn das nicht die Kleine ist, die Hals über Kopf in Shikao verknallt ist.“ Suara erfror förmlich. Sie sah die Person an die diese Behauptung lautstark rumposaunte. „Gisang? Was laberst du? Ich soll in Shikao verknallt sein? Aber sonst tickst du noch richtig, oder?“ Gisang lachte. „Versuchst du es etwa zu verbergen. Die ganze Klasse weiß es bereits. Man sollte halt besser aufpassen, was man wo sagt.“ Suara war wütend. Wie konnte es die gesamte Klasse denn wissen? Shikao hatte den Wink, der ja auch recht deutlich war, verstanden und hatte es den Anderen am Lagerfeuer berichtet. So ein arroganter Kerl. Sie schnappte sich ihre Sachen und das Geschirr und räumte es weg. Gisang ignorierte sie. Sie ging zurück zu Takumas Hütte, wo auch Shikao wohnte. Sie zögerte nicht, sie klopfte nicht, sie ging einfach hinein und schnell hatte sie Shikao auch gefunden. Er hörte immer eine bestimmte Band wenn er im Bad duschen war. Und sie konnte die Gitarrensounds von Uverworld deutlich hören. Also war er dort. Sie ging dahin und riss die Tür auf. „SHIKAO!“ Angesprochener hatte nur ein Handtuch um die Hüfte und trocknete sich gerade die Haare mit einem zweiten vor dem Spiegel ab. Er sah in ihre Richtung und runzelte die Stirn. „Was soll denn das jetzt werden? Und was schreist du eigentlich so rum?“ Suara war es egal, dass er bis auf das Handtuch nichts anhatte. Sie ging auf ihn zu und verpasste ihm eine Ohrfeige. „Ey! Womit hab ich das jetzt verdient?“ „Das weißt du ganz genau.“ Suara wollte gerade wieder gehen, als Suara sie am Handgelenk festhielt. „Weiß ich nicht, oder würde ich sonst fragen?“ Suara grummelte wie ein Bär und drehte sich wieder zu ihm, sie zog ihren Arm von ihm weg und sah ihn wütend an. „Du hast allen erzählt, dass ich in dich verliebt bin! Konntest du wohl nicht für dich behalten, oder?“ „Also bist du wirklich…?“ Shikao wirkte etwas zu geschockt. Hatte er es denn nicht schon gewusst, nach der Sache in der Höhle. „Verarsch mich nicht. Was glaubst warum ich sonst gesagt hätte, dass du in Spiegel gucken sollst, um herauszufinden, wen du schlagen sollst?“ „Ich war mir nicht sicher was du damit gemeint hattest. Hätte ja auch so sein können, dass ich dir allgemein wehtue. Und außerdem du und ich?“ Shikao lachte. Doch plötzlich merkte er, dass sich Suaras Miene sich von wütend zu traurig änderte. Sofort lenkte er ein. „Ich mein. Warum solltest du ausgerechnet mich lieben? Das kam mir unmöglich vor. Immerhin behandle ich dich schlecht und ärger dich immer nur. Also warum sollte ich es trotz allem schaffen, dein Herz zu erobern?“ Suara sah ihn. „Und doch, sagst du mir jetzt gerade deutlich, DASS du mich liebst.“ Er kam auf zu und legte seine Hand in ihren Nacken um sie an sich zu ziehen und ihren Kopf an seine Brust zu drücken. „Ich habe niemanden etwas davon erzählt. Warum sollte ich auch?“ Suara schloss ihre Augen. Sie konnte seinen ruhigen Herzschlag hören, seine gleichmäßige Atmung. Sie glaubte ihm. Sie vertraute ihm. Doch sie wusste nicht wieso sie das tat, denn immerhin würde Gisang nicht ohne Grund so etwas behaupten. Und wer sollte es sonst gewesen sein? Shingo, dachte Suara, war doch auch in der Höhle gewesen. Was war wenn er nicht sofort gegangen war sondern gelauscht hatte? Suara war wirklich blöd darauf nicht geachtet zu haben. „Sei nicht mehr böse Kitty. Okay?“ Suara nickte. Es klopfte an der Tür. „Ey Alter, bist du bald fertig? Ich will auch duschen.“ Das war einer der Rattenschwanzjungs, wie war noch gleich sein Name? Shikao grinste. Schnell zog er Suara den Rock und das Shirt aus. Sie sah ihn geschockt an und versuchte alles zu verdecken was zu verdecken war. Shikao zog sie hinter sich her in die Dusche und stellte sie an um das Mädchen nass zu machen. „Hey, was soll das? Lass los.“, protestierte Suara. „Ich will dich nicht hergeben. Alle sollen ruhig wissen dass du mir gehörst.“ „Ich… ich gehöre nicht dir.“ Shikao sah sie an und umarmte sie sanft. „Du kannst gehen, wenn du willst. Wenn du hier bleibst, weiß ich, dass du mich wirklich willst, so wie ich dich.“ Er wollte sie? Liebte er sie etwa? Suara rührte sich nicht. Im Gegenteil, sie legte ihre Arme langsam um seinen Rücken und sie konnte dann spüren wie Shikao sie fester an sich drückte. Beim nächsten Klopften an der Tür ließ er Suara los und gab ihr ein Handtuch, in das sie sich sofort einhüllte. Dann riss Shikao wütend die Tür auf. „Was?!“ Sein Kumpel sah überrascht aus als er Suara halbnackt hier drin bei Shikao sah. „Ich muss duschen.“, meinte er dann schwach. Shikao schüttelte missbilligend den Kopf und griff nach Suaras Hand. „Komm mit Baby, wir gehen wo anders hin.“ Zusammen liefen sie an dem Jungen vorbei, der den beiden noch eine Weile verwirrt hinter her sah, in Shikaos Zimmer. „Meine Sachen sind im Bad… Das ist dir klar oder.“ „Ja, weiß ich.“ Er grinste. Dann wuschelte er sich durch das Haar. Takuma kam dann, der das Ganze mitbekommen hatte hinein. „Hey… Also ich nehme an, ihr beiden seid nun zusammen?“ Shikao sah Suara an und grinste noch immer. „Sind wir zusammen?“ Suara war immer noch wütend und sie wollte sich nicht so leicht hergeben wie er das vielleicht dachte. Sie drehte sich weg und meinte nur: „Nein.“   Dann ging sie aus dem Zimmer und aus der Hütte und lief nur mit Handtuch bekleidet zu ihrer Hütte zurück, unter den Blicken der anderen Mitschüler. Shikao und die Takuma blieben verwirrt und teilweise entrüstet zurück.   Nachdem alle Schüler gefrühstückt hatten und sich auch ihre Sachen zu Recht gesucht hatten, hieß es ab in den Bus und in den Vergnügungspark, der hier ganz in der Nähe war. Der Bus war voller Vorfreude und lauten Gesprächen. Vollkommen anders, als auf der Hinreise oder der Fahrt in das Museum. Shikao und Suara saßen wie schon jedes Mal nebeneinander, doch sie wechselten kein einziges Wort miteinander. Shikao hatte alle Not mit den Gerüchten über Suaras Gefühlen für ihn fertig zu werden ohne deutlich zu machen, was er eigentlich auch für Suara empfand. Denn immerhin hatte er ja ein Image zu verlieren, und das wollte er nicht. Shingo, der noch immer vor den beiden saß, grinste gelassen vor sich hin. „Jetzt, da du ja mit Suara zusammen bist, kannst du wohl keine Mädchen mehr verführen, und hast verloren.“ Er hatte sich zu Shikao gedreht. Suara sah ihn an. „Wer hat denn gesagt, dass ich mit diesem Mistkerl zusammen bin?“ „Aber du bist in ihn verknallt.“ Suara zuckte mit den Schultern. „Deswegen muss ich lange nicht mit ihm zusammen sein.“ Jetzt hakte Gisang aus der hinteren Reihe ein. „Also gibt’s du es zu, dass du auf Shikao-kun stehst?“ Sie lachte. „Köstlich. Die Kleine Suara ist verknallt.“ Suara antwortete nicht gleich. Shikao starrte Suara an, er wusste nicht, ob er irgendwas zu der Sache sagen sollte. Hatte Suara ihn zurückgewiesen wegen der Wette? Hatte sie Angst, dass er nur mit ihr zusammen wäre, wegen der Wette? Oder wollte sie, dass er … so ein Blödsinn… Den letzten Gedanken verwarf er, ohne ihn auch nur komplett gedacht zu haben. „Kitty? Alles klar?“, wollte Shikao wissen, nachdem Suara ihn lange Zeit zurück angestarrt hatte. Suara lehnte sich zu seinem Ohr. „Mach ihn fertig. Gewinn diese dämliche Wette.“, flüsterte sie und lehnte sich dann wieder zurück und sah aus dem Fenster. Shikao grinste. Also doch. Sie war nicht mit ihm zusammen, weil er sie sonst hätte betrogen und so konnte er die Wette gegen Shingo locker gewinnen, denn Suara würde ihn wählen, und nicht den Hornochsen vor ihnen.   Die Gruppe kam an ihrem Bestimmungsort an und sofort wurden sie in kleinere Gruppen aufgeteilt und die Eintrittskarten wurden verteilt. Wie zu erwarten war, war Ikami mit Takuma in einer Gruppe. Suara schloss sich ihnen an, um zumindest etwas von ihrer Freundin zu bekommen. Dazu kamen noch Shikao und Gisang, die sich natürlich gekonnt zwischen Suara und Shikao, dem Objekt ihrer Begierde, drängen wollte. Sie  war ja immerhin selbst in Shikao verknallt, auch wenn er sie unzählige Male schon abgewiesen hatte. Aufgeben würde sie nicht. Die erste Station der kleinen Gruppe, die ja mittlerweile schon einiges miteinander durchgemacht hatte, war der Rollercoaster ‚Tornado‘. Ikami wurde schon beim Anblick schlecht und genauso erging es Gisang. Takuma blieb bei Ikami, die inzwischen seine feste Freundin war, wie Suara kurz zuvor erfahren hatte. Die beiden waren sich während des Lagerfeuers letzte Nacht näher gekommen. Zum Leidwesen vieler Takuma-Fans, Gisang eingeschlossen. Dennoch ließ es sich Takuma nicht nehmen, Ikami bei jeder Gelegenheit zu küssen oder zu umarmen. Gisang hingegen entschied sich mit zufahren. Sie konnte doch nicht zulassen, dass Suara und Shikao nebeneinander saßen. Und so verging diese Fahrt mit schweigenden Gesichtern, abgesehen von einigen Angstschreien, über die sich Shikao im Nachhinein natürlich lustig machen musste. Was war auch anderes zu erwarten.   Kapitel 58: Gruselkabinetthorror -------------------------------- Die 5 setzten ihren Weg fort und erreichten das Horrorhaus. Suara seufzte. Sie hatte höllische Angst davor, wie hatte das auch schon einem der Anwesenden offenbaren müssen. Sie war mit Shikao hier drin gewesen als in ihrer Stadt das Hanabi o Matsuri stattgefunden hatte. Sie würde hier warten. Sie hatte sich schon eine Bank ausgesucht und hingesetzt, als sie sah, wie Shikao gleich von Gisang als persönlichen Geleitschutz engagiert wurde. Takuma fragte Suara noch ob sie wirklich allein hier draußen bleiben wollte, doch sie sagte, dass es okay war. Sie wollte nicht da rein und deswegen wollte sie hier bleiben. Außerdem wollte sie nicht sehen, wie Gisang an Shikao hing und sie selbst wollte nicht schon wieder wie ein kleines ängstliches Kind rum schreien und davon laufen. Sie saß also da und sah sich um, während die Anderen hinein gingen. Shikao warf nicht mal einen letzten Blick auf Suara und ging einfach hinein. Suara konnte Kinder sehen, die aufgeregt über den Weg liefen, die Eltern versuchten ihnen hinter her zu eilen und einzuholen, doch meist scheiterten sie und ließen ihre Kinder einfach rennen. Sie kamen meistens ohnehin allein zurück. Unterdessen kam eine weitere Gruppe zum Horrorhaus und Shingo war einer von ihnen. Er entdeckte Suara. „Hast du etwa Angst oder warum sitzt du hier so sinnlos in der Gegend rum?“ „Was geht es dich denn an?“ Shingo grinste und zog sie ohne einen weiteren Kommentar zu verlieren hinter sich in das Haus hinein. So sehr sich Suara auch wehrte, sie konnte nichts dagegen tun, hinein gezerrt zu werden. „Willkommen Suara.“ Sie schauderte und umklammerte Shingos Hand. „Hast du das auch gehört?“ Shingo sah sie verwirrt an und grinste nur. „Was soll ich gehört haben, du Angstkatze.“ Er lachte und zog sie einfach weiter mit sich in das Dunkle. Immer wieder erschrak Suara vor den Gestalten und Geräuschen. Das Haus an sich war nicht so gruselig aber irgendwas war komisch und Suara wünschte sich, dass sie niemals hier rein gegangen wäre. Sie kamen an eine kleine Kreuzung. Shingo wollte sie nach rechts ziehen doch Suara wehrte sich vehement. Sie konnte eine Frau mit Katzenohren und weißem Kleid am Ende des Ganges sehen. Und sie wusste, dass war nicht Teil des Gruselkabinetts. Das war Achilea. Sie war hier. Suara wollte nicht zu ihr. Sie wollte in die andere Richtung. „Shingo lass uns wo anders lang gehen.“ „Wieso? Da ist der Ausgang.“ Suara schüttelte den Kopf. „Bitte. Nicht dort lang.“ Shingo sah sie an. Suara konnte nicht verstehen, warum nur sie Achilea sehen konnte. Warum konnte Shingo sie nicht sehen, es war genauso wie am Strand. Konnte er sie wirklich nicht sehen? Unterdessen liefen ein paar andere Gäste an den beiden vorbei zum Ausgang, vor dem Achilea stand. Achilea kam auf die Gruppe zu und plötzlich hörten Shingo und Suara Schreie aus der Richtung des Ausganges. Die beiden kleinen Jungs waren vollkommen verstümmelt worden und hingen von der Decke. Suara kreischte auf. Achileas weißes Kleid war voller Blut. Hatte sie die beiden Jungs umgebracht? Warum? Auch Shingo sah die beiden Leichen und wich genau wie Suara langsam zurück. Achilea kam auf die beiden zu und Suaras Beine wollten sich auf einmal nicht mehr bewegen. Shingo merkte, dass sich Suara vor Schock, so dachte er, nicht mehr bewegen konnte. Er packte sie und sie rannten den linken Gang entlang, davon von der Horrorstelle. Suara folgte ihm einfach. Nur Shingos Kraft schaffte es sie zum Laufen zu bringen. Draußen hatten alle den Schrei gehört und Shikao kannte die Stimme. „Suara? Ich dachte sie wollte draußen bleiben?“ Er drehte sich zu der Bank, wo Suara hatte sitzen bleiben wollen und merkte, dass sie dort nicht mehr saß. Dann sah er wie sich um den Ausgang des Gruselkabinetts ein riesengroßer Aufruhr bildete und zusammen mit den Anderen ging er dort hin um herauszufinden, was den eigentlich los war. Er konnte die Leichen sehen und erinnerte sich nicht daran, dass an dieser Stelle noch Ausstellungsstücke hingen. Und dem Anschein nach, wie sich die Angestellten verhielten, waren diese Jungs die dort hingen auch nicht aus Pappmaché sondern echt und damit tot. Sein letzter Bick fiel in das Innere des Gruselkabinetts und er sah wie eine Frau in weiß um die Ecke ging. Er kannte sie. Er hatte sie bei Suara am Strand gesehen. Er konnte sich nur denken, dass es irgendwas mit dieser Sage zu tun hatte, von der Suara erzählt hatte. Er lief zum Eingang und schlich sich hinein. Er musste da rein und das bevor die Polizei dazu kam. Ikami und die Anderen hatte er zurück geschickt, zum Lehrer, der bereits davon gehört hatte, dass alle Parkbesucher sich bitte am großen Platz vor dem Riesenrad einfinden sollten. Shikao nahm an, dass die Polizei dort Befragungen durch zu führen. Aber darum konnte er sich nicht kümmern, er musste erst einmal Suara finden. Shingo und Suara saßen in einer Ecke und Suara zitterte am ganzen Körper. Shingo versuchte das Ganze zu verarbeiten. „Wie konnte das… Wer hätte… Warum .. Wie… Wann…“ Er sah Suara an. Er bemerkte dass sie große Angst hatte und so seufzte er bevor er sie an sich zog. „Keine Sorge. Ich pass auf, dass dieser Killer dich nicht bekommt.“ Doch Suara konnte sich nicht entspannen. Nicht nur, weil das hier Shingo war, sondern auch weil sie wusste, dass es kein Killer war sondern Achilea. Sie hatte nicht gewusst, dass sie töten konnte. Irgendwas hatte die gute Achilea gesagt gehabt, dass sich Achilea materialisieren kann wenn sie stark genug ist. Aber Suara konnte sich nicht genau daran erinnern. Im Moment konnte sie nur Shingos Herzschlag und langsame Schritte hören, die immer lauter wurden. Achilea kam näher. Sie schob Shingo von sich weg und wollte aufstehen, aber er hielt sie fest. „Lass mich los! Ich will hier raus, du Idiot!“ „Du solltest hier bleiben. Ich bin mir sicher, dass der Killer dich will. Ein Monster wie du hat es nicht verdient zu leben!“ Suara sah ihn an. „Wie bitte? Spinnst du jetzt total? Gerade mich noch beschützen wollen und jetzt so einen Spruch bringen? Bist du völlig durchgeknallt?“ Shingo grinste. „Glaubst du wirklich, dass ich so ein Monster ohne Grund umarme?“ Er drückte sie weg von sich und Suara merkte, dass er sie an eine Stange gekettet hatte. Sie war gefangen und kam nicht weg. Sie konnte nicht mal aufstehen. Er stand auf und verwuschelte ihr Haar. „Während sich der Killer mit dir vergnügt, kann ich abhauen. Eigentlich schade um dich. Wenn du nicht so ein Monster wärst, wärst du ein super Mädchen und total mein Typ aber leide date ich keine Ungeheuer.“ Mit diesen Worten ging er weg von ihr Richtung Ausgang oder eher Eingang. Suara blieb allein zurück. Sie hörte wie Shingos Schritte leiser wurden und Achileas Schritte lauter. Suara war zu dem noch umgeben von den unheimlichen Geräuschen des Horrorkabinetts. Sie fühlte sich gar nicht wohl. Sie bekam die Ketten nicht auf, mit denen sie hier fest gekettet war. Sie weinte mittlerweile schon und fluchte leise vor sich her. Das durfte doch nicht wahr sein. Warum passierte so ein Dreck eigentlich immer ihr. Sie hantierte an den Ketten rum und nach einer kleinen Weile bemerkte sie, dass dadurch ihre Fesseln nur noch straffer um ihre Handgelenke. „Verdammt. Das geht nicht.“ „Keine Sorge. Du bist bald bei mir.“ Suara erschrak. Sie blickte nach vorn und konnte sie sehen. Achilea. Sie kam direkt auf sie zu und Suara versuchte nun noch hysterischer ihre Ketten los zu werden. Ihre Tränen wurden auch immer stärker. Aber es war hoffnungslos. Kapitel 59: ein schreckliches Testergebnis ------------------------------------------ „Was auch immer du bist, verschwinde!“ Suara hatte ihre Augen fest geschlossen gehabt. Innerlich hatte sie sich bereits mit ihrem Schicksal abgefunden gehabt zu sterben. Aber jetzt, als sie ihre Augen öffnete, erschien wieder Hoffnung vor ihrem Geist. „Shikao?!“ Er stand direkt vor ihr, zwischen Achilea und Suara. „Shikao bind mich los. Schnell.“ Shikao drehte sich um und sah Suaras Handgelenke an, die an einer Stange festgekettet war. Er beugte sich zu ihr hinunter und auch er versuchte vergebens sie zu befreien, während Achilea näher kam. „Niemand kommt zwischen mich und mein Opfer.“ Shikao drehte sich um. Achilea stand direkt hinter ihm und sah mit grün leuchtenden Augen auf ihn herab, da er immer noch bei Suara unten saß um ihre Ketten zu befreien. „Verschwinde, oder du wirst vor ihr dran glauben müssen.“ Ihre Stimme war eiskalt. Und ihr Blick war sogar noch kälter. „Ich staune. Normalerweise kann keiner meine Gestalt sehen, der nicht mit mir in Verbindung steht, so wie Suara.“ „Shikao. Lauf weg. Ich will nicht, dass sie dir was tut.“ Shikao sah sie wütend an. „Spinnst du? Ich lass dich nicht zurück. Entweder wir kommen hier beide lebend weg oder keiner. Ich lass dich hier nicht allein. Niemals.“ Und wieder versuchte Shikao an den Ketten, die mit kleinen Schlössern versehen waren, wie er gerade bemerkte, zu rütteln um sie zu öffnen. Suara weinte noch mehr. Shikao stand ihr wirklich immer bei, egal was war. „Aber, ich bin ein Monster, du solltest dich nicht um mich kümmern. Lauf weg. Bitte.“ „Du bist vielleicht anders aber bestimmt kein Monster. Ich find dich süß genauso wie du bist, also hör auf so zu reden Kitty. Du gehörst zu mir und ohne dich will ich hier nicht raus!“ Achilea lächelte leicht. „Test bestanden.“ Shikao drehte sich zu ihr um. „Das Kleid war nun rein, die Blutflecke waren verschwunden. Sie löste sich in schwarzen Nebel auf und Shikao konnte ein Klimpern hören. „Der Schlüssel?“ Er griff ihn und schloss Suaras Ketten auf. Gemeinsam gingen sie hinaus. Dort sahen sie erst wie schlimm Suaras Handgelenke verletzt waren. Richtig blutig geschoren, weil sie so heftig versucht hatte, sich zu befreien. Die beiden Jungs wurden in Krankenwagen gehoben unterdessen und man sagte, dass sie es wohl schaffen würde. //Aber wie, sie waren doch total verstümmelt worden?// Suara drehte sich zum Horrorkabinett um und in einem Fenster sah sie die gute Achilea stehen und lächeln, dann löste sie sich in weißen Nebel auf. Hatte sie die Jungs wieder hergestellt? Und was meinte die böse Achilea mit ‚Test bestanden‘? Suara verstand es nicht ganz. „Was machst du denn hier?“ „Shingo?“ Suara schritt weg von dem Kerl, der sie allein gelassen hatte und versteckte sich halb hinter Shikao. Dieser sah sie verwirrt an. „Hast du sie etwa dort drin angekettet?“ „Sie sollte verrecken! Aber du musstest ja wieder den Helden spielen und sie retten.“ Shikao ballte seine Faust und schlug Shingo kräftig ins Gesicht. „Wie kann man ein Mädchen nur so behandeln? Du solltest verrecken!“ Shikao hatte keine Zeit sich um den Jungen zu kümmern, der nun auf dem Boden hockte und seine Wange rieb. Er nahm Suaras Arm und zog sie zu den Sanitätern. Diese Entschieden, dass es besser wäre, sie ins Krankenhaus zu fahren um eine Blutvergiftung aufgrund der alten Ketten auszuschließen. Shikao fuhr mit und hinterließ Takuma nur noch schnell eine kurze Nachricht, damit er und der Lehrer Bescheid wussten.   Shikao hockte im Gang auf einer Bank und wartete, sowie Suara behandelt und untersucht wurde. Er wusste nicht was mit ihr gemacht wurde, man wollte ihn einfach nicht einweihen oder mit in den Behandlungsraum lassen. Er war kein direkter Angehöriger, das war die Begründung. Shikao hatte seit der Institut Sache ein ungutes Gefühl, was Ärzte anging. Und so verging die Zeit, Suara war nun schon eine Stunde beim Arzt drin ohne dass irgendjemand ihm Auskunft hatte geben können, was eigentlich vor sich ging. Suara hatte Blutproben abgeben müssen, Blutdruck messen und nach einer halben Stunde, als die Blutergebnisse da waren, hatte der Arzt sich entschieden etwas Knochenmark zu entnehmen. Suara machte sich etwas Sorgen, denn der Arzt hatte gesagt, dass er eine Anomalie in ihren Blutwerten festgestellt hatte. Sie hoffte, dass er nichts von ihrem Syndrom bemerkte und sie dann in das Institut schicken ließ. Sie wollte nicht dorthin zurück. Der Arzt hatte unterdessen auch die Ergebnisse vom Knochenmarktest vor sich liegen und kratzte sich am Kopf. Suara saß ihm gegenüber und sah ihn besorgt an. „Herr Doktor, ist alles Okay?“ Der Arzt schüttelte den Kopf. „Eigentlich ist das unmöglich. Diese Werte dürften gar nicht existieren.“ „Was sind das für Werte? Nun sagen Sie schon.“ „Ihre Knochenzellen. Sie bauen sich in Sekundentempo ab. Normalerweise dürften Sie schon gar nicht mehr laufen können und müssten im Rollstuhl sitzen. Ich versteh das nicht. Aber alle Tests haben das Gleiche ergeben. Ihr Knochenmark baut sich ab und das schnell. Ihr Blut ist sehr dünn. Und es gleicht an ein Wunder, dass Sie sich noch bewegen können.“ Suara schwieg. Sie blickte nach unten und dachte nach. Also doch. Die Krankheit setzte schlussendlich doch ein. Dagegen konnte niemand etwas tun. Ihre Knochen wurden schwächer. Sie hatte es schon bemerkt gehabt, früher, aber nur schwach. Aber es ging zu Ende. Sie lächelte schwach. „Wie lange noch?“ Der Doktor sah sie an. „Wollen Sie das wirklich wissen? Viele Menschen …“ Suara unterbrach ihn. „Wie lange Herr Doktor?“ Der Doktor seufzte: „Nach den Werten und der Geschwindigkeit des Knochenmarksabbaus… Ein Monat, höchstens zwei Monate. Es tut mir Leid.“ Kapitel 60: Jetzt ----------------- „Na endlich. Ich dachte schon die lassen dich gar nicht mehr daraus.“ Suara war insgesamt 80 Minuten beim Arzt um sich untersuchen zu lassen. Ihre Handgelenke waren in Bandagen gewickelt und sie ging einfach an Shikao vorbei. „Lass uns gehen.“ Ihre Stimme war kühl und Shikao wusste nicht was los war. Also fragte er sie auf der gesamten Heimfahrt ins Bungalowlager aus, was der Arzt gesagt hatte die ganze Zeit. Doch Suara sah nur aus dem Fenster, antwortete ihm nicht. Sie dachte nach. Heut war Sonntag, der zweite Tag, es waren noch 6 Tage dann würden sie alle nach Hause zurück fahren. Und dann noch 3 Wochen, vielleicht noch 7 Wochen höchstens. Mit diesem Urteil musste sie erst mal fertig werden, auch wenn sie sich, seit sie von der Krankheit wusste, bereits damit abgefunden hatte, dass sie nicht lange leben würde. Und mit dem Stadium, welches sie hatte, war es vollkommen normal in diesem Alter zu sterben… Ohne Behandlung. Aber sie hatte doch die Katzen Gene. Halfen die etwa überhaupt nicht? Achilea hatte irgendwas gesagt, dass ihr Körper beginnt die Katzenzellen abzustoßen. War es jetzt also soweit, dass ihr Körper die Zellen und Gene der Katze abstieß, und dass nur noch diese Gene dafür verantwortlichen waren, dass sie sich überhaupt noch bewegen konnte? Sie seufzte laut. „Hey, hast du mir überhaupt zugehört?“ Suara legte ihren Kopf auf Shikaos Schulter. „Wenn ich mal sterbe, musst du auf Chika aufpassen, als wäre sie deine Schwester. Versprich mir das.“ „Ey, du stirbst nicht. Zumindest nicht jetzt. Laber keinen Dreck. Du bleibst hier.“ Suara lächelte schwach. „Danke, dass du immer für mich da warst.“ Sie schloss ihre Augen und schlief ein, der Tag war anstrengend. Shikao bemerkte das. Er legte seinen Arm um sie und zog sie an sich. „Dummes Ding. Ich werde auch weiterhin für dich da sein.“ Der Bus fuhr gerade in den Hof hinein als Shikao bemerkte, dass ihn etwas am Arm kitzelte. Als er es weg schlagen wollte, erschrak er. „Suaras Schwanz… und ihre Ohren?!“ Er weckte Suara schnell. „Was ist denn?!“ „Deine Ohren.“ Suara fasste sich an den Kopf und erschrak. Wie konnte das denn sein. Sie hatte weder von Katzen geträumt noch irgendetwas anderes. Und wie sie sich auch anstrengte, die Merkmale verschwanden nicht. „Ich kann es nicht verschwinden lassen.“ „Was?“ Shikao sah sie ungläubig an und sah dann zum Busfahrer. In wenigen Minuten mussten sie aussteigen und er wollte Suara das nicht antun, sich vor den anderen Mitfahrern zu blamieren. Er zog Suara an sich und zupfte an ihrem Rock herum, Suara wehrte sich erst, doch schnell merkte sie was er vorhatte und übernahm die Arbeit selber, ihren Schwanz zu verstecken. „Was ist mit meinem Ohren?“ „Haarband? Das ist ein Haarband mit Katzenohren. Und jetzt komm…“ Er nahm ihre Hand und lächelte sie an und dann zog er sie hinter sich her aus dem Bus direkt zu den Bungalows. Suara schwieg die ganze Zeit. Die Anderen saßen noch am Lagerfeuer und Shikao wollte auch dort hin doch Suara blieb stehen und schüttelte den Kopf als Shikao sie ansah. Er seufzte. „Nichts da, du kommst mit. Alle sollen dich sehen wie du bist und das es dir wieder gut geht. Außerdem muss ich doch noch allen sagen, dass du meine feste Freundin bist.“ Er grinste. „Shikao… Ich bin nicht deine Freundin.“ Er sah sie an. „Warum nicht? Was findest du so abstoßend an mir?“‘ „Nichts. Es ist nur… Jemand wie ich, sollte nicht…“ Shikao küsste sie, kurz aber sanft. „Klappe halten. Ich hab mich entschieden. Für dich. Was ist mit dir?“ Suara schwieg ein paar Minuten. „Ich bin müde. Shikao. Ich will ins Bett.“ Sie drehte sich um und ging zu ihrem Bungalow und ließ Shikao allein auf dem Weg stehen, der ihr noch lange nachsah bis sie in der Tür verschwunden war. Dann zerzauste er sich das Haar. „Verdammt!“ „Na abgeblitzt Kumpel?“ Shikao drehte sich um. „Takuma?“ Wieder seufzte Shikao. „Ich weiß nicht was los ist mit ihr. Seit sie aus dem Behandlungsraum gekommen ist, ist so irgendwie komisch. Außerdem meint sie, dass sie die Ohren nicht verschwinden lassen kann.“ „Du meinst die Katzenohren? Sie kann es nicht kontrollieren?“ Shikao nickte. „Du solltest die Kleine heute nicht alleine lassen. Shingo verbreitet wieder einiges an Hass in der Gruppe unten. Gisang hat sich schon an den Strand begeben mit denen die das nicht hören wollten, auf meine Bitte hin. Aber Einige scheinen Shingos Hasstiraden zu Fressen. Das wird Morgen bestimmt unangenehm für Suara, vor allem wenn sie diese Ohrensache nicht in den Griff bekommt.“ Shikao starrte noch eine Weile zu Suaras Hütte und drehte sich dann zu Takuma und damit in Richtung Lagerfeuer. „Ein paar Minuten muss meine Kleine noch ohne mich durchhalten. Fürs Erste muss Shingo das Maul gestopft werden.“ Takuma und Shikao gingen dann zusammen zum Lagerfeuer. Gisang und die anderen waren auf dem Weg nach oben und zu ihren Bungalows als sie alle Shikao entdeckten der Shingo gerade eine Schlag ins Gesicht verpasste. „Takuma.“ Angesprochener drehte sich zu den Mädchen um. „Ist Suara okay?“ Takuma nickte. „Augenscheinlich ja, sie ist in ihrem Zimmer.“   „Wie kannst du es wagen so einen Scheiß über Suara zu verbreiten? Ich dachte das Thema hätten wir besprochen?“ „Was verteidigst du dieses Ding überhaupt? Stehst du auf sie?“ „Was hat das eine denn mit dem anderen zu tun? Hier geht es um unsere Mitschülerin, die du im Gruselhaus an eine Stange gekettet hast und verrecken lassen wolltest!“ Ein Raunen ging durch die Reihen und Shingo schien seine Zusprecher langsam zu verlieren. „Die verreckt doch eh. Warum sollten wir so ein Monster mit uns rum schleifen?“ „Du hast Recht. Ich werde sterben.“ Alle drehten sich in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. Suara stand in ihrem Pyjama auf dem Weg. Ihre Ohren, Augen, Schwanz waren zu sehen und abermals ging ein Raunen durch die Runde. Suara schritt neben Shikao und sah Shingo direkt an. „Als ich wegen dieser Verletzungen untersucht wurde, hat der Arzt noch andere Test durchgeführt, weil er Ergebnisse hatte, die er für unmöglich hielt.“ „Ey komm auf den Punkt!“ Shingo war ungeduldig und er hasste diesen Anblick mit diesen tierischen Merkmalen. „Ich hab nur noch einen Monat zu leben…. Höchstens zwei.“ „WAS? Hast du deswegen so wirres Zeug geredet im Bus?“ Suara sah Shikao an, der sie an den Schultern gepackt hatte und sie ungläubig ansah, während dem Mädchen nun wieder die Tränen hinunter liefen. „Ich werde sterben. Meine Knochen bauen sich ab, rasant schnell. Ich hab nicht mehr lange.“ Shikao drückte sie an sich. Innerlich wusste er, dass er gegen eine unheilbare Krankheit machtlos war. Er hatte damit gerechnet, dass es irgendwann soweit sein würde aber doch nicht so früh. Warum denn so früh? „Oh unsere Dramaqueen. Brauchst du etwas Mitleid.“ Shingo lachte laut. Suara drückte Shikao von sich und hielt Shingo den Untersuchungsbeleg vor die Nase wo die Daten und auch ihre Hiobsbotschaft drauf festgehalten waren.  „Was wäre wenn man dir sagt, dass du in einem Monat sterben wirst und dass du eigentlich gar nicht mehr bewegungsfähig sein dürftest? Weißt du wie es sich anfühlt, wenn das Ende so verdammt nah ist? Ich habe gerade erst angefangen wirklich zu leben und zu lieben und nun muss ich das alles hinter mir lassen und aufgeben. Ich muss meine kleine Schwester zurück lassen. Sie hat niemanden mehr außer mir. Ich lasse meine Freunde zurück, die mir sehr wichtig sind. Ich meine, ich habe mein Leben mit dem Wissen gelebt, dass ich irgendwann sterben werde. Aber ich hatte nie zuvor weniger vor zu sterben als jetzt. Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich akzeptiert, ich habe Freunde gefunden, die mich genauso gerne haben wie ich bin und ich habe jemanden gefunden der mich genauso LIEBT wie ich bin. Aber ich glaube ich habe nicht das Recht, diese Liebe noch zu akzeptieren… Aber du hast keine Ahnung, wie man sich fühlt, mit diesem Wissen, das man nur noch einen Monat oder zwei leben wird und danach ist ALLES vorbei. Alles.“ Shingo schwieg und die Anderen sahen sich nur gegenseitig schweigend an. Shikao umarmte Suara von hinten. „Egal ob ein oder zwei Monate oder ein Jahr, diese Zeit werden wir alle für dich zu der schönsten Zeit in deinem Leben machen. Das verspreche ich dir Kitty. Oder was sagt ihr?“ Er richtete sich an die Klasse, die erst noch eine Weile schwieg, aber dann, ausgehend von Takuma, Ikami und Gisang, die mit der Gruppe vom Strand hinter Suara und Shikao standen stimmten dann alle zu, dass sie Suara eine unvergessliche Zeit geben würden. Shingo war wütend und entrüstet wie man so etwas unterstützen konnte und er ging davon. Seine treuen Anhänger folgten ihm treudoof. Shikao hielt Suara noch immer im Arm. „Natürlich hast du das Recht meine Liebe zu akzeptieren, verdammt Kitty, ich liebe dich. Lass mich nicht betteln.“ Gisang grummelte etwas, aber auch sie stimmte in den Chor ‚Sag Ja‘ Sager ein, der Suara dazu ermutigen sollte, endlich Shikaos Freundin zu werden. Keiner wollte Shikao betteln sehen, naja, bis auf Suara. Für Gisang war Shikao in spätestens 2 Monaten ja wieder frei. Sie schüttelte schnell den Kopf, das war nicht der richtige Moment für solche Grausamen Gedanken. Sie wollte nicht, dass Suara starb. Sie hatte sie ja doch gern, auch wenn sie es ihr niemals sagen würde. Suara nickte schlussendlich als sie klein bei gab. Shikao hielt sie fest an sich gedrückt. „Darf ich zurück ins Bett. Ich bin müde.“ Shikao nickte und brachte sie nach oben zu ihrem Bungalow.   „Wie kann sie das nur so locker nehmen?“ Gisang hatte sich hingesetzt und beobachtete das Feuer. „Locker? Hast du nicht gesehen wie sie geweint hat?“ „Ich glaube eher, dass sie geweint hat, weil sie uns verliert, Shikao verliert und ihre Schwester. Nicht weil sie sterben wird. Sie ist stark. Sie verkraftet es aber sie will bei uns bleiben. Ich würde durch drehen.“ „Ich will nicht darüber nachdenken. Aber verdammt noch mal… ein Monat? Das ist echt wenig Zeit. Und nach all dem was wir mit ihr durchgemacht haben.“ Takuma seufzte schwer aus. Gisang und Ikami nickten. Zusammen waren sie für dieses Mädchen zu Freunden geworden, zu Partnern und waren in das Institut eingebrochen um sie und ihre Schwester zu befreien. Durch Suara waren sie alle irgendwie bessere Menschen geworden, bessere Freunde. Sie alle schwiegen. War das wirklich alles real. Suara würde sterben. Und das in naher Zukunft. Irgendwie konnte das keiner der Angehörigen glauben. Und keiner wollte groß darüber nachdenken. „Wisst ihr was? Wir sollten nicht darüber reden. Wir sollten sie aufmuntern und ihr eine großartige Klassenfahrt bescheren. Denn wie es den Anschein hat, wird sie nicht mit nach Sapporo kommen können.“ Gisang und Ikami und auch die anderen Anwesenden nickten. Kapitel 61: Der Anfang vom Ende ------------------------------- Suara hatte sich auf ihr Bett gesetzt und kämmte sich die Haare. Shikao lehnte an der Wand und sah zu ihr hinüber. „Du musst nicht hier bleiben.“ „Glaubst du echt, dass ich dich heute allein lasse? Was ist wenn dieser Doktor seine Werte zum Institut schickt und die dich dann suchen und wieder einsperren? Das lass ich nicht zu. Also werde ich dich natürlich beschützen.“ Suara seufzte. „Er wusste nichts von der Krankheit, sonst hätte er ja verstanden, warum sich mein Knochenmark so schnell abbaut und wenn er es gewusst hätte, hätte er mich gar nicht gehen lassen.“ Shikao musste zugeben, dass das plausibel klang. Dennoch wollte er sie nicht allein lassen. Er konnte nicht zulassen, dass sich Suara in Selbstzweifel und Kummer hier drin allein fertig machte. Suara hatte sich inzwischen ins Bett gekuschelt und schaltete das Licht aus. Shikao hörte nur wie die Bettdecke raschelte. „Shikao, komm her.“ „Was? Ich soll mich… neben dich legen?“ „Willst du im Stehen schlafen? Ich bin doch jetzt deine Freundin, also beweg deinen faulen Arsch hier her.“ Sie hörte wie Shikao etwas lachte und dann hörte sie wie er seinen Gürtel öffnete und die Hose auf den Stuhl gelegt wurde. Kurz danach legte sich der Junge neben sie und zog das Mädchen an sich. Suara legte ihre Arme um ihn und verbarg ihr Gesicht an Shikaos Brust. Sie weinte. Sie hatte nie gedacht, dass es so weh tun würde, zu wissen, dass man stirbt. Naja, sie hatte ja auch nie zu vor so vieles gehabt, was ihr lieb und teuer war, was sie nicht verlieren wollte. Aber jetzt war das anders. Sie hatte Chika, die außer Suara niemanden mehr hatte, sie hatte Freunde wie Ikami und Gisang, Kyoko und Takuma, die auf ihre ganz eigene Art wichtig in Suaras Leben geworden waren. Und sie hatte Shikao, der ihr gezeigt hatte, dass auch jemand wie sie lieben konnte und geliebt werden konnte. „Ich hatte mir immer gewünscht im goldenen Pavillon von Kyoto zu heiraten. Nun kann ich Kyoto nicht mal mehr sehen. Meine Zeit auf dieser Welt reicht nicht mehr aus um all das zu sehen und zu tun, was ich will. Und ich dachte mir bleibt noch mehr Zeit. Aber anscheinend kann nichts und niemand gegen diese Krankheit ankommen.“ „Was ist dann mit dieser Behandlung? Sie ist doch dann absoluter Irrsinn. Sie testen Kinder und 9 von 10 vertragen die Injektion nicht einmal und sterben sofort und bei dir hat es auch nichts gebracht. Du kannst deswegen auch nicht länger leben, als ohne Behandlung.“ Suara dachte nach. Shikao hatte Recht. Ihr war kein längeres Leben gegeben worden. Nur ein erfüllteres. „Vielleicht bewirken die Katzen Gene und Zellen nur, dass man sich bis zum letzten Tag freibewegen kann, ohne an einen Rollstuhl oder Bett gefesselt zu sein, wie es bei Erkrankten ohne Behandlung immer so ist. In meinem Alter wäre ich schon seit gut einem Jahr fast bewegungsunfähig. Deswegen dachte ich, dass ich ein längeres Leben haben werde aber anscheinend habe ich mich getäuscht.“ Shikao strich dem Mädchen, das schluchzend in seinen Armen lag, behutsam durchs Haar und über ihre Katzenohren. Er wusste nicht was er ihr sagen sollte. Alles klang verletzend und hart. Deswegen entschied er sich die Klappe zu halten und sie einfach nur an sich zu drücken.   Am nächsten Morgen, als Suara aufwachte, war ihr erster Gedanke, ihre Ohren. Sie griff sich ins Haar, doch sie waren noch da, genau wie ihr Schwanz. Sie nahm an, dass das eine Art Beweis dafür war, dass nur die Katzen Zellen ihr ermöglichten sich noch bewegen zu können und das die Katze nun mehr in ihr beanspruchte als vorher. Vielleicht war das auch der Grund, dass Achilea nun wieder öfters da war und wieder stärker wurde. Suara schob den halbnackten Shikao, wie sie soeben feststellte, von sich weg und betrachtete ihn. Gott war er gut gebaut. Sie hatte schon mehrmals bemerkt, dass er recht breite Schultern hatte und starke Arme, aber seinen Oberkörper, an dem konnte sie sich einfach nicht satt sehen. Sie lächelte etwas. Irgendwie war es doch schön, einen festen Freund zu haben, auch wenn es ihr erster und letzter sein würde. So würde sie zumindest nicht sterben, ohne diese Erfahrung gemacht zu haben. Sie stand auf und ging erst mal ins Bad um zu duschen und sich neue Sachen heraus zu legen. Sie wollte nicht dass man ihren Schwanz sah, und so zog sie sich lange Hosen an, damit ihr Schwanz darin verborgen blieb. Die Ohren? Sie musste wohl ein Haar Reif finden um vorzutäuschen, dass sie einen mit künstlichen Katzenohren trug. „Setz das auf.“ Shikao stand auf einmal hinter ihr und hatte ihr ein Basecap auf den Kopf gesetzt. „Hey, das steht dir. Warte kurz, ich mach mich fertig und dann gehen wir frühstücken.“ Suara nickte und ging schon mal in die Wohnstube und entdeckte dort wie Kyoko und Ikami saßen und die Frühstücksnews ansahen. Gerade kam der Wetterbericht. Sie berichteten von einem Sturm der in den nächsten Tagen kommen sollte, eine riesige Welle. Das Epizentrum war nicht weit von hier entfernt. Es handelte sich um einen unterirdischen Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Sollte die Welle kommen, so waren sie hier in den Hütten nicht sicher. Die Stadt war bereits angewiesen auf Evakuierung vorbereitet zu sein. „Guten Morgen.“, meinte Suara trocken. „Guten Morgen Su-Chan. Gut geschlafen?“ Ikami neckte sie. Sie wusste das Shikao diese Nacht hier geschlafen hatte. Und sie hatten sich ja alle vorgenommen, so normal wie möglich mit Suara umzugehen. Also konnte Ikami ihre beste Freundin wie gewohnt ärgern. Suara lächelte. „Ja ich habe sehr gut geschlafen.“ Sie zwinkerte Ikami zu und setzte sich dann zu den beiden Mädchen. „Wart ihr schon frühstücken?“ Beide schüttelten mit dem Kopf. „Der Lehrer meinte wir sollten erst einmal alle hier drin bleiben und darauf warten ob es aufgrund des Sturmes Evakuierungswarnungen geben wird.“ Suara sah zum Fenster. Das Meer lag ruhig und es wehte kaum Wind. Es war ein ganz normaler Sommertag, wie auch schon die Tage zuvor. Ihre tierischen Sinne schlugen auch nicht Alarm. Also dürfte diese Küste fürs Erste verschont bleiben. Suara seufzte. Sie wollte noch nicht abreisen. Sie wollte noch etwas die schöne und letzte Zeit mit ihren Freunden genießen. Also betete sie zu Gott, dass alles okay war und auch so bleiben würde. „Ich wäre dann fertig. Oh? Guten Morgen die Damen.“ Shikao grinste fröhlich in die Runde und ging dann zur Tür um auf Suara zu warten. Diese stand auf und ging zu ihm. „Und ihr seid sicher, dass ihr hier bleiben wollt? Draußen ist es wirklich okay.“ Ikami und Kyoko runzelten die Stirn. „Woher willst du das wissen?“ „Hunde haben doch ein Gespür für Erdbeben, Katzen haben auch so einen ähnlichen sechsten Sinn und meine Alarmglocken schallen noch nicht. Also kein Grund zur Sorge.“ „Worum geht es.“ „Erklär ich dir auf dem Weg zur Mensa.“ Sie schob  Shikao zur Tür aus, Ikami und Kyoko waren erst noch etwas unsicher, aber entschieden sich dann dafür, Suara zu vertrauen und den beiden zu folgen. In der Mensa waren noch andere Schüler, auch aus anderen Bungalow Regionen. Suara konnte die Nervosität in den Leuten spüren. Sie hatten Angst, dass der Sturm auch hier her reichen würde und sie wegspülen würde. Aber Suara wollte nicht jeden Einzelnen hier beruhigen und so setzte sie sich einfach in eine Ecke mit Shikao nachdem sie sich etwas zu Essen geholt hatten. Als sie saßen, rieb sich Suara den rechten Oberschenkel. Shikao bemerkte das. „Alles okay?“ „Mein Bein tut etwas weh. Aber es ist nicht schlimm.“ //Hat das was mit dem Abbau zu tun?// Sie begann zu essen und ignorierte Shikaos besorgten Blick. Sie wollte davon nichts wissen. Es war auch ohne sein Mitleid schon schmerzhaft genug und sie konnte eh nichts ändern und er genauso wenig. Niemand konnte etwas daran ändern. Also würde sie einfach so weitermachen wie bisher und sie erwartete das auch von ihren Mitschülern. Sie wollte keine Sonderbehandlung deswegen. Sie wollte einfach sie selbst sein solange sie noch konnte.   Den restlichen Vormittag verbrachte die Gruppe im Camp. Die Mädchen sonnten sich am Strand und die Jungs schwammen im Meer. Der Lehrer wollte nicht weg von hier, solange keine endgültige Entwarnung gegeben wurde. Er hatte immer ein Radio bei sich. Suara fand dass er deutlich übersensibel war. Sie saß im warmen Sand bei Kyoko und noch ein paar anderen Mädchen und sie redeten angeregt über alles Mögliche – Shoppen, was sie heute Nachmittag noch tun wollten, den Trip nach Sapporo, den Suara nicht mehr miterleben würde, und darüber was die restlichen Tage der Klassenfahrt noch unternommen werden konnte. Suara hatte bei dem Thema Sapporo abgeschalten und sah hinaus aufs Meer. Sie begann zu träumen. Sie lächelte nostalgisch. In ihrem Kopf ließ sie die vergangen Wochen ihres Jahres hier noch einmal durchlaufen. Sie erinnerte sich an fast alles so klar und deutlich, als ob es erst vor kurzem passiert wäre. Sie hatte wirklich Glück gehabt ihr letztes Jahr hier gelebt zu haben. Irgendwo anders hätte es vielleicht ganz anders ausgesehen und schlimmer, nicht so schön wie hier und nicht so frei. Sie war das erste Mal in ihrem Leben glücklich. Unglaublich glücklich. Sie hatte kein großes Bedauern, sie bereute nichts. Sie hatte vieles erlebt und sie würde nichts verpasst haben. Außer vielleicht zu heiraten und eine Familie zu haben, aber das war ihr nicht wichtig. Sie hatte gelernt zu arbeiten, was es bedeutete für eine Familie zu sorgen, auch wenn es nur ihre Schwester war. Sie hatte Verantwortung für das kleine Mädchen. Sie hatte gelernt, dass Menschen auch ihr gegenüber freundlich sein können und sie akzeptieren, auch wenn sie wissen, was sie ist und wer sie wirklich ist. Sie hatte erlebt, dass sie geliebt werden konnte. Was sollte sie bereuen? Es gab nichts. Sie war zufrieden. Vielleicht war es das, was all die, die von Achilea besessen waren, nicht gefühlt hatten. Vielleicht konnte durch Suaras seelischen Frieden auch Achilea endlich Frieden finden und alles nahm sein Ende. Dann hatte ihr Tod wenigstens etwas Gutes für die Nachwelt. „Hey, hast du zugehört?“ Suara schrak auf. „Gisang?“ „Also nicht. Dann halt noch mal für dich. Wir wollen die Fahrt nach Sapporo vor ziehen. Und zwar auf das Wochenende nachdem wir von der Klassenfahrt zurück sind. Das ist zwar nicht lange und nicht viel Zeit, die wir da haben, aber wir sind uns einig. Wir wollen dass du dabei bist. Wir können später immer noch länger dort hin. Aber es wäre nicht das Gleiche, wenn du nicht mitkommen würdest.“ Suara war sprachlos. Das taten sie für sie. Sie lächelte und nickte. „Danke Gisang. Danke Leute.“ „Um was geht’s?“ Shikao, Takuma und die anderen des Rattenschwanzes hatten sich dazu gesellt und auch sie sollten davon erfahren. Und so wurde ihnen davon erzählt, und auch sie waren davon begeistert. Suara stand auf und lief ein paar Schritte Richtung Meer. Sie sog den salzigen Duft des Wassers in sich auf und atmete tief ein. Sie lächelte. Sie konnte gar nicht mehr richtig aufhören zu lächeln. Kapitel 62: Carpe Diem – Genieße den Tag, Genieße den Augenblick ---------------------------------------------------------------- Und so verbrachten Suara und die Anderen die Klassenfahrt recht friedlich. Der Tag verklang und Suara war zufrieden. Sie hatte zwar nicht mehr lange zu leben, doch sie hatte Zuversicht, dass ihre letzten Tage schön werden würden. Sie würde noch mit den Anderen zusammen auf diesen Trip fahren und schöne Erinnerungen machen. Es gab nicht viel was Suara bereute nicht getan zu haben, und doch waren diese Gedanken vorhanden. Aber sie wollte keine Sekunde in Trauer und Selbstmitleid vergeuden. Sie hatte gewusst, was irgendwann passieren würde. Sie hätte nur nicht gedacht, dass es ausgerechnet jetzt passieren würde, jetzt, wo sie gelernt hatte, dass es doch Akzeptanz gab ihr gegenüber.   Der Morgen des vorletzten Tages war angebrochen. Suara schob die Vorhänge in ihrem kleinen Zimmer auf und lies die warme Morgensonne ihr ins Gesicht scheinen. Es war ein herrlicher Morgen. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen. Sie konnte Vögel singen hören und Grillen zirpen auch die Zikaden waren schon munter und stimmten in den Sommergesang mit ein. Suara fasste sich an den Kopf. Sie ließ einen kleinen Seufzer von sich. Die Katzenohren waren über Nacht nicht verschwunden und alles deutete darauf hin, dass ihr Körper große Not hatte, mit dem Knochenabbau klar zu kommen und nur allein die Gene und die Kraft der Katze sie jetzt noch bewegten und sie selbst eigentlich keine Gewalt mehr über ihren Körper hatte. Sie fragte sich, ob sie kurz vor ihrem Tod ganz eine Katze sein würde. Sie wollte nicht im Körper einer Katze sterben, sie wollte in ihrem eigenen Körper diese Welt verlassen. Wieder seufzte sie und begab sich dann ins Badezimmer um sich fertig zu machen zum Frühstücken.   „Guten Morgen Katze.“ Suara drehte sich um. In ihren Händen hielt sie das Tablett mit ihrem Frühstück. Irgendein Kerl stand hinter ihr. Sie kannte ihn nicht. Er wirkte etwa wie Mitte 20, hatte schwarze und sehr kurze Haare und einen drei-tage Bart, was ihn irgendwie älter wirken ließ. Er trug eine braune Hornbrille und hatte die Arme vor seiner Brust verschränkt. Seine Kleidung wirkte abgetragen und schmutzig. Ein langer dunkelgrüner Mantel und graue, ausgewaschene Jeans.  Suara wollte an ihm vorbei auf ihren Platz aber der Mann ließ sie nicht vorbei. „Wo wollen wir denn hin? Zurück ins Körbchen?“ „Lassen Sie mich durch… oder ich kratze Ihnen die Augen aus.“, meinte Suara schnippisch. „Oho, man wird frech.“ „Was ist hier los?“ Suara drehte sich um. Ein bisschen hatte sie gehofft, dass Shikao hinter ihr stehen würde, aber schon anhand der Stimme merkte sie, dass es Shingo war. Und das beruhigte Suara keineswegs. Shikao war nicht mal in der Mensa, soweit sie beurteilen konnte. „Die kleine Katze hier ist frech.“ Der Mann begann an Suaras Ohr zu ziehen, die sich dagegen auch schwer wehren konnte, da sie noch immer ihr Essen hielt. Shingo schlug die Hand vom dem Mann weg und stellte sich zwischen Suara und ihn. „Lass sie ihn ruhe du Penner.“ „Oh die Prinzeschen hat einen Beschützer. Wie goldig.“ „Der Beschützer stampft dich gleich ungespitzt in den Boden. Verpiss dich und rühr sie nie wieder an!“ Suara konnte hören wie Shingo die Fäuste ballte und seine Fingerknochen knacksen ließ. Sie schüttelte nur den Kopf über so viel Gewaltbereitschaft. Dass Kerle immer alles über ihre Fäuste regeln mussten. Der Mann hatte mittlerweile allerdings das Interesse verloren, so wie es schien und verließ die beiden mit einem hochnäsigen „Tz“ und einem gefälligen Grinsen. Shingo drehte sich zu Suara um und sah leicht besorgt aus. Doch Suara verzog keine Miene. „Dich soll mal einer verstehen. Erst machst du mich fertig und dann beschützt du mich. Was willst du eigentlich?“ Shingo grinste leicht. „Niemand außer mir darf dich piesacken. Das ist mein Privileg.“ „Ich glaub du hast sie nicht mehr alle.“ Shingo tätschelte Suara den Kopf. „Och kleines Kätzchen, sei nicht böse, dein Prinz in strahlender Rüstung und auf weißem Ross kommt doch ohnehin immer dann wenn du ihn brauchst. Also brauchst du doch vor mir keine Angst zu haben.“ Suara wollte gerade etwas erwidern als sich Shingo am Kopf kratzte und schwer ausatmete. „Weißt du Suara, ich hab viel Mist angestellt und ich weiß, dass das nicht immer richtig war. Als du gesagt hast, dass du sterben wirst, hab ich nachgedacht. Über alles was zwischen uns passiert ist. Über den Tod. Ich weiß nicht ob du es weißt, ich denke eher nicht, da ich es niemanden erzählt habe, aber meine kleine Schwester ist auch gestorben. Und ich habe sie wirklich geliebt und vermisse sie jetzt noch.“ Während die beiden sprachen setzten sie sich an einen freien Tisch und Suara begann zu essen, während sie Shingo zu hörte. „Der Typ war betrunken und obendrein er war nicht ganz klar in der Birne. Irgendwo ausgerissen. Spinner. Ich hab diesem kranken Schwein niemals verziehen. Er hat meine Schwester vergewaltigt und dann erdrosselt. Deswegen hab ich auch so ein Problem mit Menschen die ‚krank‘ sind. Ich will nicht sagen, dass du so eine bist, die völlig irrewerden kann oder so, ich will dir auch nicht die Schuld geben für das…“ „… Du willst nur eine Entschuldigung suchen, ist es nicht so?“, unterbrach Suara ihn. Sie sah ihm direkt in die Augen und schüttelte den Kopf. „Das ist unwichtig und hat nichts mit mir zu tun. Ich bin geistig fit und kein Geisteskranker. Es gibt zwischen dem was der Kerl war und mir keine Verbindungen also auch keinen Grund mich wegen dem Typen zu mobben.“ Sie aß weiter, während Shingo sie schweigend ansah. Er wusste, dass sie Recht hatte und deswegen schwieg er fürs Erste und aß ebenfalls. Doch immer wieder musste er das Mädchen ansehen, dass ihm gegenüber saß. „Bis auf deine Ohren bist du ein ganz normales Mädchen.“ Suara sah ihn fragend an. Was wollte er denn jetzt wieder? „Du bist echt schön, schöner als die anderen Weiber in der Klasse. Vielleicht stimmt es was man sagt.“ „Was sagt man?“ „Das Leid dass einen prägt, macht einen stärker und schöner, innerlich wie äußerlich.“ Suara sah nach unten. „Du hast keine Ahnung von dem Leid. Also sprich nicht darüber, so als ob du mich kennen würdest.“ „Dann gib mir eine Chance dich kennen zu lernen, endlich.“ Suara musterte ihn. Sie konnte ihn nicht einschätzen. Er hatte eine komische Ader an sich. Mal war er so grausam und dann wieder nett, aber sie wusste nicht ob das alles nur Masche warum sie in Sicherheit zu wiegen vor dem nächsten Frontalschlag. Auf einem spürte sie wie ein Arm von links um ihre Schulter gelegt wurde. Sie kannte den Duft dieses Menschen, der sich neben sie gesetzt hatte. Sie spürte wie ihr Herz zugleich schneller schlug und doch fühlte sie sich ruhiger und aufgehobener. „Machst du mein Mädchen an?“ Shikao grinste seinen Konkurrenten an. Shingo grinste nur zurück. „Irgendeiner muss sie ja beschützen vor Katzenfängern, wenn Prince Charming noch schläft.“ Shikao sah Suara an. „Was für Katzenfänger?“ Doch Suara schüttelte nur den Kopf und aß in aller Ruhe weiter, während sich zwischen den beiden Jungs eine wortlose Spannung aufbaute, die ihr die Nackenhaare zu Bergen stellte. Sie stand auf. „Wenn die Gockelhähne dann fertig mit ihrem Balztanz sind, kann man sich dann ja am Strand treffen, mit den Anderen.“ Sie sahen Suara beide hinterher, wie sie ihr Geschirr wegbrachte und sich aus der Mensa verzog und Richtung Strand ging. Shikao lächelte und schüttelte nur den Kopf. „Was machst du wenn sie weg ist?“ Shikao sah Shingo an. Darüber hatte er noch nicht nachgedacht. Irgendwie war er nicht in der Lage überhaupt zu begreifen, dass das einzige Mädchen was er jemals aufrichtig geliebt hatte, sterben würde. „Ich werde sie zumindest nicht vergessen. Aber solange sie lebt werde ich nicht darüber nachdenken, was ich tue, wenn sie tot ist. Jetzt ist nur wichtig, dass sie glücklich ist und wenn du irgendwas tust um sie zum Weinen zu bringen, dann reiß ich dir jeden deiner Gliedmaßen einzeln raus.“ „Irgendwann hast du sie vergessen.“ Shingo grinste nur und ging auf Shikaos Drohung gar nicht weiter ein. „ ‚Irgendwann‘ ist nur ein anderes Wort für ‚niemals‘.“ Er stand auf und folge Suara. Shingo kicherte nur kurz über diese Altweiberweisheit.   „Hey Suara, magst du… oh…? Deine Ohren und…“ Ikami hörte auf zu reden. Auch wenn sie ihre Freundin kannte und sehr gern hatte, trotzdem war dieser Anblick eben nichts Alltägliches für sie. Doch Suara lächelte um sie zu beruhigen, dass alles in Ordnung war. „Lass uns schwimmen gehen. Mir ist unglaublich warm.“ Und so sprangen die Mädchen in das kühle Nass um sich ihre sommerliche Erfrischung zu holen. Suara tauchte ab. Sie konnte die Fische sehen, kleine graue Flitzer, die sich schnell auf dem Meeresboden verteilten und flohen sowie sie Suaras Präsenz bemerkt hatten. Der Boden im Wasser war weich, der Sand war tief und man konnte gut seine Füße in dem Matsch versinken lassen. Ab und zu stieg ein kleiner Krebs oder eine Schnecke aus dem Schlamm und floh, auch kleinere Würmer oder Aale versteckten sich dort. Suara würde gerne mal an einem Riff tauchen und die schöne Farbenpracht sehen, die Vielfalt der Fische, wie zum Beispiel am Great Barrier Reef in Australien. Das wäre schön. Es gab vieles was sie noch nicht gesehen hatte und niemals sehen würde. Aber das Leben war einfach zu kurz und man sollte jeden Augenblick nutzen. Nur blieben ihr nicht mehr viele Tage oder Wochen um all das zu tun, was sie wollte. Also würde sie sich auf das Wichtigste beschränken. Jetzt wünschte sie sich, dass sie eher schon mit ihrer To-Do-Liste angefangen hätte. Denn jeder sollte sie haben, eine Liste mit Träumen für die man kämpft und alles tut um sie in Realität zu verwandeln. Suara hatte eine, zumindest in ihrem Kopf. Aber seit der Diagnose hatte sie diese Liste verworfen und konzentrierte sich jetzt darauf ihre letzten Tage auf dieser Welt einfach nur noch aus vollen Zügen zu genießen, Spaß zu haben und Sorglos zu leben ohne an das Morgen zu denken oder Konsequenzen zu fürchten. Und so vergingen die Tage der Klassenfahrt für Suara viel zu schnell, Stunde um Stunde und Minute um Minute genoss sie es mit den Menschen zusammen zu sein, die ihr wichtig geworden waren. Sie hatte sehr viele Bilder mit ihrer Kamera gemacht. Auch wenn sie wusste, dass sie diese eh nicht mehr angucken konnte, aber so hatten Andere etwas von ihr, Erinnerungen. Sie wollte nicht vergessen werden. Die Klasse fuhr zurück und der gesamte Bus schlief. Suara hatte sich neben Ikami setzen wollen, da sie noch so viel Zeit wie möglich mit ihrer besten Freundin verbringen wollte. Shikao hatte sie zu Hause noch als ihren Meister. Die beiden Mädchen hatten sich noch eine Weile lang unterhalten bis sie Schulter an Schulter eingeschlafen waren. Shikao machte ein Foto davon und betrachtete es lang auf dem Display seines Telefons, bevor er sich wieder zu Takuma setzte und seufzte. „Sie wird dir fehlen. Sie hat dich verändert.“ Shikao schüttelte den Kopf. „Sie hat mich bereichert. Sie hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich sein will. Ich weiß nicht was ich tun soll, wenn sie nicht mehr bei mir ist.“ „Du wirst dir doch hoffentlich nicht das Leben nehmen?“ „Sicherlich nicht. Das wäre albern und zumal ich ihr versprochen habe für Chika zu sorgen. Und ich werde dieses Versprechen einhalten. Aber zunächst werde ich noch etwas anderes tun. Suaras Traum erfüllen. Zumindest einen davon.“ „Ihren Traum?“ Shikao grinste. „Du wirst schon sehen.“ Kapitel 63:   Träume nicht dein Leben – Lebe deine Träume --------------------------------------------------------- Es war Sonntagmorgen als Chika die Tür öffnete zusammen mit Sukao um ihre älteren Geschwister zu begrüßen. Chika fiel Suara sogleich um den Hals, als diese durch das Haupttor kam. Sie war unendlich glücklich ihre Schwester wieder zu sehen. Sie hatte ihr so gefehlt. Sukao und Shikao nickten sich nur zu, wie immer. Suara fand, dass die beiden Brüder ruhig mal etwas netter zu einander sein konnten. Immerhin hatten sie nur sich. Irgendwann würden sie das schon bemerken. Sie gingen alle hinein und Shikaos Mutter ließ auch die Koffer hineintragen und wies sofort einige Dienstmädchen an, die Reinigung zu übernehmen. Suara hatte frei, da sie gerade erst nach Hause gekommen war. Aber sie kam nicht umher, sich noch einmal ausgiebig bei der Familie Taneda zu bedanken, da sie ohne deren zu Tun niemals hätte fahren können. Doch Frau Taneda versicherte Suara, dass es kein Problem wäre und sie doch bitte aufhören sollte, sich zu bedanken und für angebliche Unannehmlichkeiten zu entschuldigen. Suara war das peinlich. Sie hatte niemals gerne geldliche Hilfe annehmen wollen. Sie wollte es wieder gut machen, wusste aber, dass ihr dafür wohl keine Zeit mehr bleiben würde. Suara setzte sich auf ihr Bett und betrachtete auf ihrer Digitalkamera die Bilder, die sie in der vergangenen Woche gemacht hatte. Sie spürte ein Brennen in den Augen und merkte dass sie dabei war zu weinen. Sie seufzte. Sie würde sie alle vermissen. Naja, was hieß schon vermissen. Sie würde nach ihrem Tod wohl nichts mehr merken oder vermissen können. Oder doch? Würde Achilea sie in ihrer Welt gefangen halten und dem ewigen Leben hinzuführen, sowie ihrer Vorgängerin, dem Mädchen in dem kleinen Haus? Sie schauderte. Das wollte sie nicht. Sie wollte nicht in der Ewigkeit gefangen sein. „Nee-san? Hast du Fotos gemacht?“ Suara sah zur Tür. Ihre kleine Schwester war natürlich neugierig darauf alles zu sehen. „Ja hab ich. Aber man kann es nur auf dem kleinen Bildschirm hier sehen.“ „In meinem Zimmer steht ein Laptop, Kitty. Schließ deine Kamera da an und zeig ihr die Bilder da.“ „Shikao?“ Suara lächelte und nickte. Dann nahm sie Chikas Hand und ging mit ihr zu Shikaos Zimmer um den Laptop einzuschalten und ihrer Schwester die Erinnerungen zu zeigen, die sie machen durfte. Shikao war den beiden nicht gefolgt. Suara zeigte ihrer Schwester alle Bilder, darunter waren Landschaftsbilder, Sehenswürdigkeiten aber hauptsächlich Gruppenbilder oder Fotos mit ihren Freunden, von ihren Freunden. Bilder, wo sie alle zusammen Spaß hatten. Ob beim Grillen oder in der Stadt oder am Strand. Suara musste stark dagegen ankämpfen nicht zu weinen. Sie wollte nicht weinen. Sie wollte nicht, dass Chika sich Sorgen machte. Sie hatte noch nicht darüber nachgedacht, wie sie es ihrer Schwester am besten erklären sollte, dass sie bald nicht mehr da sein würde. Das würde wohl das Schlimmste werden, was sie in den nächsten Tagen noch machen musste.   „Bist du sicher, dass du nicht zu Hause bleiben willst, bei Chika?“ Shikao runzelte die Stirn, als er sah wie Suara die Treppe in ihrer Schuluniform hinunterkam. „Was bringt das? Chika geht doch auch zur Schule und außerdem will ich nicht fehlen. Ich will mit den Anderen noch Zeit verbringen, so viel wie möglich.“ Shikao nickte. Heute war Sport. Irgendwie freute sich Suara zum einen darauf aber zum anderen fürchtete sie sich auch. Was war, wenn ihr Körper nicht mehr diese Leistungen erbrachte wie vorher? Sie hatte sich bisher nicht verausgaben müssen und so wusste sie nicht wie ihr Körper unter einer derartigen Belastung arbeitete. Oder eben nicht arbeitete. Gisang würde sie wohl wieder herausfordern wollen und somit hatte sie allen Grund ihr Bestes zu geben, denn Gisang war in Topform. Sie wusste, dass die Chinesin selbst auf der Klassenfahrt jeden Morgen und Abend ihre Übungen gemacht hatte. Suara hatte dafür keinen Sinn gesehen, davon mal abgesehen, hatte sie nie solche Dinge getan, sie war einfach schnell gewesen. Den Katzen Genen sei Dank. Doch bereits bei den aufwärmenden Ausdauerrunden bemerkte Suara ihre schlechte Kondition und Ausdauer. Sie kam schnell ins Schwitzen und Keuchen. Außerdem taten ihre die Beine, die Schienbeine leicht weh. Ein leichtes Brennen, dass sich, je länger sie lief, immer höher zog. Sie blieb stehen und rieb sich die Beine. Der Trainer kam besorgt zu ihr. „Ist alles okay? Du bist langsamer geworden. Ich hoffe du hast dir nichts gezerrt.“ Suara schüttelte den Kopf. „Nein es ist nichts. Ich bin nur nicht so in Form, da ich nicht trainiert habe. Ich werde sicherlich Muskelkater bekommen.“ Sie überspielte den Schmerz mit einem Lächeln und gesellte sich dann zu den Anderen für die Dehnübungen. Gisang beobachtete sie sorgfältig. Shikao, Takuma und der restliche Rattenschwanz, außerdem Ikami hatten sich auf die Tribünenreihen gesetzt und sahen dem Team beim Training zu. Sie hatten gerade Freistunde. Der Trainer forderte immer zwei zu einem Sprint auf 100 Meter raus. Suara und Gisang wurden wie immer zusammen gesteckt, da sonst keiner mit den beiden mithalten konnte. Der Startschuss wurde gegeben und Suara und Gisang waren anfangs gleich auf, doch Suara legte schnell vor und lief an der Spitze. Doch plötzlich durchfuhr ihren Körper, allen voran ihre Beine ein beißender Stich, der höllisch brannte und sie brach im Rennen zusammen. Gisang lief an ihr vorbei und ins Ziel. Dort angekommen, drehte sie sich um und sah zu Suara. Sie lag auf dem Bauch und drehte sich gerade um, um sich zu setzen. Sie rieb sich die Beine. Der Trainer und auch Shikao waren bereits zu ihr gelaufen. „Hast du dir wehgetan?“ Suara schüttelte den Kopf. „Ich hab mich nur nicht richtig aufgewärmt und einen Krampf bekommen.“ Der Trainer stand auf und meinte er würde einen Verbandskasten holen, da sich Suara beiden Knie aufgekratzt hatte bei ihrem Sturz und auch ihre Handflächen hatten leichte Schürfwunden. „Kannst du aufstehen?“, wollte Shikao wissen. Suara schüttelte den Kopf. „Ich spür… Ich spür meine Beine nicht mehr. Kein Schmerz. Bis eben haben sie noch wehgetan, wenn ich gelaufen bin, jetzt spür ich nichts mehr und so sehr ich mich auch anstrenge, ich kann sie nicht bewegen.“ Suara flüsterte. Sie wollte nicht dass irgendjemand, außer Shikao sie hören konnte. Dieser seufzte und hob sie hoch. „Ich bring dich rein. Da kannst du dich umziehen.“ Vom Lehrer ließ er sich noch den Sanitätskasten geben und verschwand dann mit Suara in den Umkleiden.   Gisang und die Anderen blieben ratlos zurück. „So schlimm waren ihre Knie nicht verletzt, dass er sie gleich tragen muss. Prinzeschen.“ Takuma hörte, was die Mädchen aus dem Leichtathletikteam sagten. Klar, sie wussten nichts von Suara. Den ganzen Tag, trug Suara ein Base-Cap um ihre Ohren zu verbergen und ihren Schwanz versteckte sie in der Hose oder ihm Rock, zusammen gehalten mit einem Haargummi, sodass er sich nicht ausversehen aufrollte und ihn jeder sehen konnte. Sie wussten nichts von der Krankheit. Nichts davon, dass Shikao ihr bereits seine Liebe gestanden hatte. Und Takuma nahm an, dass sie von all dem auch nie etwas erfahren würden. Er sagte nichts zu ihnen. Gisang hingegen war wütend. Sie wollte ihre Konkurrentin nicht verlieren. Sie ging zu Takuma. „Das war kein Krampf oder?“ Takuma schüttelte den Kopf. „Es war als würden ihre Füße sich nicht mehr vor den anderen setzen lassen. Sie kippte einfach nach vorn. Sie kann froh sein, dass ihre Reflexe ihr Gesicht mit den Händen hat bedecken lassen. Ich nehme an, dass das mit dem Knochenabbau zu tun hat.“ Gisang seufzte. Also würde Suara nicht mehr laufen können? Würde sie jetzt einen Rollstuhl oder Krücken brauchen? Rennen war jedenfalls nicht mehr drin. Soviel war Gisang klar.   „Es scheint sich beruhigt zu haben.“ Suara stand in der Umkleide und suchte sich ihre Sachen raus. Sie konnte laufen aber sie fühlte sich leicht wackelig auf den Beinen. Shikao beobachtete sie. „Du solltest dich nicht mehr so hart beanspruchen oder dein Körper zerbricht.“ Suara nickte. Sie drehte sich zu ihm um. Sie weinte. „Das ist nicht fair. Alles was ich liebe, geliebt habe, zerfällt vor meinen Augen. Alles auf dieser Welt was ich habe und hatte vergeht. Warum muss gerade mir das passieren. Und warum jetzt?!“ Shikao ging zu ihr und nahm sie fest in den Arm. Er konnte spüren wie sie zitterte. „Endlich. Endlich weinst du mal. Es ist vollkommen natürlich, dass du Angst hast. Klar, du bist stark, das stärkste Mädchen dass ich kenne. Aber dennoch bin ich froh dass du endlich weinen kannst.“ Seine Stimme klang sanft in ihren Ohren und sie fühlte sich geborgen. Sie wollte nicht sterben. Sie wollte bei ihm sein. Für immer. Sie wollte nicht, niemals, von seiner Seite weichen.   Einsamkeit, mein Kind Dies ist eine Tugend Geliebt zu werden, mein Kind ist ein Geschenk. Hüte es gut. Bewahre es in deinem Herzen Und es wird deine Kraft um alle Widrigkeiten zu bestehen. Du willst nicht sterben? Doch du musst! Du willst bei ihm sein? Du willst nicht von seiner Seite weichen? Der Wunsch sei dir gewährt.   Eine Stimme in Suaras Kopf hallte wieder, die ihr sehr vertraut war. Achilea. Würde die Gute sie retten, zurückholen, so wie sie es bei den beiden Jungen im Horrorhaus getan hatte. Gott, Suara hoffte es so sehr, bezweifelte es aber, da es in ihrem Fall keine Ermordung sondern ihre Krankheit war, die ihr das Leben nahm. Sie schob Shikao etwas von sich und meinte dass sie zurück zu den Anderen gehen sollten, damit die sich keine Sorgen machen würde. Er nickte nur und hielt ihre Hand. „Lass los.“ „Ist es dir peinlich?“ „Was? Nein, das nicht. Aber…“ „Du hast Angst, dass die Anderen über dich reden. Aber das werde ich zu unterbinde wissen. Alle sollen wissen, dass du meine Freundin bist und keine Andere eine Chance bei mir hat.“ Er grinste. Und Suara kam nicht umher, zu lächeln. Er gab ihr Kraft mit seiner Zuversicht und seinem niemals endenden Selbstvertrauen. Und so gingen die beiden zurück auf den Sportplatz. Shikao hielt Suara um die Hüfte gefasst. Zum einen um allen zu zeigen, wem dieses Mädchen gehörte und zum anderen wollte er sie stützen, da sie immer noch schwach auf den Beinen war. Alle sahen die beiden an und fingen an zu tuscheln, und obwohl Suara sie deutlich verstehen konnte, blieb sie dicht bei Shikao stehen. Er hatte Recht. Er hatte sie gewählt und warum sollte sie sich jetzt noch darum kümmern, was andere Leute von ihr dachten.   Der Nachmittagsunterricht war besonders anstrengend für sie. Die sommerliche Hitze brachte Suara ins Schwitzen und sie fühlte sich körperlich noch schwächer als noch am Vormittag. Also entschuldigte sie sich und legte sich im Krankenzimmer auf die Liege um sich etwas auszuruhen. Sie schloss die Augen und schlief kurze Zeit später ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)