Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 18: Eeveelution ----------------------- Der nächste Morgen nach Miras Sieg beim Wettbewerb brach mit einem wunderschönen Sonnenaufgang an. Zarte Rosa- und Orangetöne schwebten über den Bergen um Lapidia und tauchten die Stadt in eine romantische Stimmung, die viel zu schnell wieder verflog. Faith, Mira und Itsuki bereiteten sich auf ihren letzten Tag in Lapidia vor, morgen wollten sie weiterreisen und die Route nach Bad Puvicia nehmen. Bad Puvicia war eine Stadt am Fuße eines Vulkans und bekannt für die vielen heißen Quellen im Erholungsgebiet der Stadt. Zudem wartete dort die zweite Arena auf Faith, die ihren Kampf um den Lavaorden kaum noch erwarten konnte. „Wie lange wird es wohl nach Bad Puvicia dauern?“, fragte Faith aufgeregt nach dem Frühstück, als sie gerade ihre leere Müslischale mit dem Tablett auf den Tablettwagen stellte. „Laut Karte dürfte es nicht weiter als von Eichwald City nach Lapidia sein oder?“ „Wir werden einmal übernachten müssen, dann kommen wir am nächsten Tag im Laufe des Mittags an“, erklärte Itsuki sachlich und stellte sein Tablett über das von Faith und Mira. „Und heute gehen wir zum Kraftwerk, hm?“ „Unbedingt“, entgegnete Mira strahlend und betrachtete stolz das Band von Lapidia in ihren Fingern. „Es ist bekannt, dass in der Nähe von Kraftwerken stets Elektropokémon leben, deshalb möchte ich dort hin.“ „Ich muss drei Pokémon im Team haben, wenn ich in der nächsten Arena antreten möchte.“ Faith seufzte grinsend, dann machten die drei sich auf den Weg ins Foyer des gastfreundlichen Pokémoncenters, wo sie Maike und Drew über den Weg liefen, die gerade Maikes Gepäck in ein Taxi luden. „Du reist ab?“ Wehmut lag in Miras Stimme, als sie ihr Idol ansah und zu Maike trat. „Ich muss zurück nach Hause.“ Maike lächelte schmal und deutete ein Kopfnicken in Drews Richtung an. „Viel Glück für deine weiteren Wettbewerbe. Wenn du es bis zum großen Finale schaffst, wovon ich ausgehe, dann sehen wir uns auf jeden Fall wieder.“ Mira nickte und legte den Kopf ein wenig schief, als Maike sich zu Drew beugte und ihm einen Kuss auf die Wange gab. „Ich warte im Wagen auf dich“, sprach Drew trocken und ging an Maike vorbei hinaus zum Taxi. „Auf Wiedersehen, Maike. Und vielen lieben Dank für deine Hilfe bei Miras Training.“ Faith grinste und klopfte Maike dankbar auf die Schulter, doch die Koordinatorin grinste nur schwach. „Das hat Mira ganz alleine geschafft. Also dann, ich muss los, sonst verpasste ich meinen Zug. Auf Wiedersehen ihr drei.“ „Auf Wiedersehen“, ertönte es einstimmig aus Miras, Faiths und Itsukis Mund, dann war Maike auch schon bei Drew im Taxi verschwunden und das Auto brauste davon. „Weg ist sie.“ „Wir sehen sie bestimmt wieder, Mira. Aber jetzt ab zum Kraftwerk. Lasst uns keine Zeit verlieren, ich bin schon ganz kribbelig und hibbelig. Elektrisiert so zu sagen.“ Gut gelaunt schlug Faith in die Hände und verließ als Erste das Pokémoncenter, gefolgt von Itsuki und Mira. Somit hatte doch der normale, alltägliche Wahnsinn die Oberhand gewonnen und die drei Jungtrainer wieder fest im Griff. „Es ist zum Glück nicht weit“, entgegnete Mira lächelnd und fügte sofort noch etwas hinzu. „Aber Lapidia ist auch keine so große Stadt. Seht ihr, dort hinten ist es schon.“ „Ich habe gehört, dass es in der Nähe des Kraftwerks auch einige Giftpokémon geben soll.“ Itsuki blätterte derweil in Miras Reiseführer und reichte ihn den Mädchen. „Das Kraftwerk ist durch Abwasserkanäle versorgt, in denen sich wegen des warmen Abwassers gerne Sleima und Sleimok tummeln. Die Müllreste, die sie zurücklassen, werden wiederum von den Rattfratz und Rattikarl verwertet, was auch andere Giftpokémon anlockt, denen die giftigen Stoffe nichts ausmachen.“ „Ja… Ist klar.“ Faith hob eine Augenbraue und schmollte. „Ich bin aber nicht hier, um mir ein Giftpokémon zu fangen. Ich habe Bibor und außerdem soll mein Team ausgeglichen sein. Eigentlich brauche ich erstmal ein Feuerpokémon, aber dafür muss ich doch so oder so noch warten, bis wir in Bad Puvicia sind. Der Vulkan dort in der Nähe muss ein Paradies für Feuerpokémon sein.“ „Hunduster wird es sicher gefallen. Warme Höhlen, heiße Quellen und lauter hitzige Feuerpokémon, mit denen es sich messen kann. Wirklich wunderbar.“ Mira verzog das Gesicht bei dem Gedanken, dass nach ihrem Wettbewerbssieg schon wieder Kämpfe auf sie zukommen würden, doch sie sah auch ein, dass es sinnlos war, Hunduster stets an der kurzen Leine halten zu wollen. Hunduster brauchte Bewegung und den Kampf, um seine Energie abzubauen – und es hatte eine Menge davon. Schließlich erreichten die drei Trainer nach nur zehn Minuten Fußweg das Kraftwerk, das von kurzem, tiefgrünem Rasen umgeben war und sehr gepflegt wirkte. Ein kleiner Parkplatz war von zwei verlassenen Autos geschmückt, ansonsten konnte man hier draußen erstmal nichts Technisches erkennen. Antennen und riesige Solarplatten auf dem Dach des Kraftwerks waren die einzigen Indizien, dass es sich hierbei um ein modernes Kraftwerk mit erneuerbaren Energien handelte. Ein kleiner Gehweg führte etwa um die Hälfte des hellgrauen Gebäudes herum, dann ging es eine seichte Böschung hinunter auf eine etwas verwilderte Wiese, in der mit Sicherheit wilde Pokémon leben würden. „Sollen wir uns aufteilen? Wir kommen mit unterschiedlichen Zielen hier her.“ Itsuki fuhr sich durch die Haare und warf Faith einen Blick seiner eisblauen Augen zu. „Du willst dir die Pokémon anschauen, ich suche einen Trainingspartner für mein Evoli und Mira sucht nach einem Elektropokémon für ihr Team. Also wenn ihr mich sucht, ich bin dort hinten.“ Ohne auf eine Antwort zu warten drehte er sich um und marschierte in die Richtung, die er Mira und Faith angegeben hatte. „Ich schaue mich auch einmal dort vorne um.“ Faith grinste und lief bereits einem Plusle hinterher, um es sich genauer anzusehen. Einen Moment lang stand Mira schweigend an ein und derselben Stelle, dann seufzte sie ergeben und wandte sich der Wiese vor sich zu. Mit zwei großen Schritten befand sie sich bereits mitten im Gras, dann ließ sie ihren Blick über die Pokémon hier draußen gleiten. Es gab fast nur Plusle und Minun hier, doch wenn man genauer guckte, sah man ein Sleima durch das Gras kriechen und nach Nahrung suchen. Hier und dort huschte ein Schwalbini durch die Luft oder man konnte ein Pichu mit einem Sheinux spielen sehen. Ein Frizelbliz döste zudem in der Sonne und ein Raichu trug stolz einen Donnerstein im Maul vor sich her. „Wow, so viele Pokémon…“, murmelte Mira ehrfurchtsvoll, dann wollte sie schon zu Hundusters Pokéball greifen, doch der Kampf zwischen Itsukis Evoli und einem Pikachu lenkte sie ab. Vorsichtig spähte sie zu Itsuki herüber. Itsukis Evoli war stark und vor allem ein Starrkopf, deshalb wollte es sich dem wilden Pikachu auf gar keinen Fall geschlagen geben. Der Kampf war hart und unerbittlich, doch schließlich ging Itsukis Evoli als Sieger hervor und trottete geschwächt, aber dennoch mit erhobenem Haupt zu dem Jungen mit den Eisaugen. „Das hast du gut gemacht, du bist stark geworden.“ Itsukis Lob fiel knapp aus, aber er tätschelte zufrieden Evolis Kopf, dann hob er einen Stein vom Boden aus und drehte ihn ein paar Mal in der Hand. Mira musste genauer hinsehen, damit sie erkannte, dass es sich um einen grüngelben Donnerstein handelte, der hier ab und an auf dem Boden lag. Scheinbar trugen die Elektropokémon die Donnersteine aus der Gegend hier her, weil sie hier lebten und sich wohl fühlten. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass du eine neue Stufe erreichst.“ Itsukis Hand stoppte und der Donnerstein lag ruhig in seiner Hand, dann hockte er sich vor Evoli hin und strich ihm noch einmal durch das weiche, flauschige, braune Fell. „Ich denke, das hier wird am besten zu dir passen, nicht wahr?“ „Evo!“, meinte sein Evolimädchen stolz, setzte sich hin und legte mit leuchtenden Augen den Kopf schief. Itsuki zögerte nicht lange und drückte den Stein gegen Evolis Rumpf, bis das Normalpokémon weiß zu leuchten begann und mit dem Stein zu verschmelzen schien. Es entwickelte sich zu Blitza und das gelbe Elektropokémon sträubte sofort bewundernd das stachelige Fell. „Du siehst hübsch aus.“ Itsuki grinste, dann strich er über Blitzas Kopf und zog es zurück in den Pokéball. Sein Blick fiel zu Mira, deren neugieriges Auftreten ihm nicht entgangen war. „Hast du ein Pokémon gefunden?“ „Was? Oh, eh, nein. Noch nicht, ich gucke gleich.“ „Ist gut. Ich bin drüben bei Faith.“ „Mhm.“ Mira nickte und sah ihm mit stechendem Herzen nach, dann drückte sie ihre Handflächen gegen ihre geröteten Wangen und zog einen leeren Pokéball von ihrem Gürtel. Sie wollte unbedingt auch so ein starkes, anmutiges Elektropokémon haben wie Itsuki nun sein Blitza hatte. Vor ihr im Gras würden mit Sicherheit einige Pokémon in der Sonne dösen oder schlafen. Sie atmete tief durch, dann warf sie ihren Pokéball einfach ins Gras und sah zu, wie der Strahl irgendein Pokémon einsaugte. Der Pokéball wackelte einige quälende Momente lang, doch Mira hatte Glück und schlussendlich blieb der Ball seelenruhig liegen. „Ich habe eins gefangen.“ Sie schluckte, hatte eigentlich nur einen halbherzigen Versuch gestartet, doch hob den Ball nun auf und drückte auf den Knopf, der das gefangene Pokémon offenbarte. „Sheinux!“ Das kleine Elektropokémon sah sie mit großen Augen an, schüttelte dann sein Fell und rieb schnurrend seinen Kopf an ihrem Bein. „Du bist aber niedlich.“ Mira hob Sheinux grinsend auf den Arm und hielt es in die Richtung von Faith und Itsuki, die ihr beide anerkennend zuwinkten. Dann holte Mira ihr neues Teammitglied zurück in den Pokéball und gesellte sich zu ihren beiden Freunden. „Ich denke, wir sind nun bereit für die Weiterreise, nicht wahr?“ „Oh ja!“ Faith grinste breit und sprang einmal jauchzend in die Luft. „Ich kann es kaum noch erwarten, mein nächster Arenakampf wartet schon auf mich!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)