Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 54: Veränderungen ------------------------- Veränderungen kamen und gingen. Konnte man sie aufhalten? Konnte man sich ihnen entgegenstellen, um zu verhindern, dass Dinge in gewisse Bahnen gerieten? Faith glaubte nicht daran. Umso schwerer fiel es ihr, auch nur eine einzelne Stunde in der Gegenwart von Mira und Matt hinter sich zu bringen. Sie mochte die beiden, ja, aber sie war kein Mensch, der große Geheimnisse hüten sollte. Faith war abenteuerlustig, energiegeladen und nahm normalerweise kein Blatt vor den Mund. Sie wusste, dass sie kein Typ Mensch war, dem man die Bürde eines solch gewaltigen Geheimnisses anvertrauen sollte. Als der Zeitpunkt ihrer Abreise aus Rosenheim kam, wünschte sie sich fast schon, dass sie alleine weiterreisen konnte. Matt benahm sich wie immer wie ein Gentleman und Faith war kurz davor Mira den Kopf zu waschen, damit sie Itsuki fallen ließ und einfach auf Matts dezentes Umwerben einging. Damit wären alle Probleme gelöst und sie könnte auch das flaue Gefühl in ihrem Bauch vergessen, das immer aufkam, wenn sie sich Mira und Itsuki als altes Ehepaar im Kreise der Enkel auf einer Veranda im Schaukelstuhl vorstellte. Bah! „Faith? Ein Anruf für dich.“ Faith schreckte auf, als Schwester Joy lächelnd zum Telefon deutete. Sie nickte, eilte zu dem Gerät und nahm den Hörer ab, woraufhin das Bild ihrer Eltern über den Bildschirm flimmerte. „Mom, Dad?“ Etwas überrascht fuhr Faith sich durch die Haare, lächelte dann aber. „Was gibt’s?“ Ihre Mutter drängte ihren Ehemann ein Stück zur Seite und strahlte ihre Tochter an. „Wir wollten nur sichergehen, dass mit dir alles in Ordnung ist. Nach dieser… Sache sind wir doch etwas überbesorgt, fürchte ist. Ist alles okay bei dir?“ „Ja, sicher.“ Eine unangenehme Pause entstand, bis ihre Mutter sich räusperte und den Mann zurück in die Küche des Restaurants schickte. „Faith, Liebes, du kannst mit mir über alles sprechen.“ „Schon okay, mit mir ist wirklich nichts. Hier sind nur gerade etwas viele Dinge auf einmal passiert und ich muss sie in meinem Kopf erst sortieren.“ Ein wissender Ausdruck entstand auf dem Gesicht von Faiths Mutter. „Ich verstehe, Spätzchen. Also gut, du weißt, du kannst uns jederzeit anrufen. Wir freuen uns schon darauf, wenn ihr hier in Litusiaville Station macht. Ich muss jetzt auflegen, wir haben das ganze Restaurant voller Gäste. Grüß deine Freunde von mir, ja? Auf Wiedersehen.“ „Bye, Mom.“ Als sie auflegte, hatte sich ein riesiger Kloß in ihrem Hals gebildet. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich daran störte, wie es zwischen ihren Freunden lief. Erst zerstritt sie sich wegen Lucario mit Joel, von dem sie gerade anfing zu denken, dass er auch eine nette Seite hatte. Dann haute Itsuki ab und Mira und Matt eröffneten ihr dieses totale Gefühlschaos. Warum musste das Leben so kompliziert sein? Sie hätte sich am liebsten einfach einen Mann im Katalog ausgesucht, dann wäre das ganze Problem gegessen. Zwei Stunden Fußweg hinter Rosenheim erreichten die Jungtrainer einen breiten, sandigen Platz, der auf der rechten Seite eine Höhle mit vielen Kleinstein beherbergte und auf der linken Seite zu einer Miltank-Farm führte. Schnell war beschlossen, dass hier eine Pause eingelegt wurde. Matt und Mira machten sich auf den Weg zu der Farm, um frische Milchshakes zu holen, während Faith gemeinsam mit ihrem Bibor am Höhleneingang saß. Ihr Blick wanderte immer wieder zu dem Armband mit dem Herzanhänger, das sie von Joel geschenkt bekommen hatte. Er war ein arrogantes Arschloch, aber sie wusste, dass er auch eine nette Seite hatte – jedenfalls wollte sie daran glauben und konnte es auch, wenn sie das Armband sah. „Oh man, kann das nicht schneller gehen?“ Die Stimme aus dem Inneren der Höhle riss Faith aus ihren Gedanken. Sie sprang sofort auf und auch Bibor war augenblicklich kampfbereit an ihrer Seite. Ihr Startpokémon spähte hektisch in die Dunkelheit hinein und konnte im nächsten Moment gerade noch einem Arbok ausweichen, das aus der Höhle geschlängelt kam, dicht gefolgt von einem blauhaarigen Trainer. „Gibt es ein Problem?“, fragte Faith skeptisch und trat auf den Unbekannten zu, der sich gerade etwas Dreck von der Kleidung klopfte und sein Arbok in einen Pokéball zog. „Halloho?“ Ungeduldig wippte Faith mit dem Fuß, bis sie endlich beachtet wurde. „Oh, hey.“ Der Junge grinste etwas verlegen. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“ „Hast du nicht“, entgegnete Faith sofort und musterte den Jungen, der definitiv auch ein Trainer war, immerhin trug er einen Rucksack und sechs Pokébälle an seinem Gürtel. „Warst du zum Trainieren in der Höhle?“ „Ja.“ Wieder grinste der Junge und sprang unruhig von einem Bein auf das andere. „Dort drinnen gibt es sehr viele Kleinstein, ich wollte mit meinen Pokémon dort trainieren, aber irgendwann sind die Kleinstein sauer geworden. Arbok ist immer so ruhig, aber ich wollte da nicht lange diskutieren, sondern habe lieber das Weite gesucht. Gegen so viele Kleinstein habe ich selbst mit meinem Schillok keine Chance.“ „Hm.“ Nachdenklich kratzte Faith sich am Hals. „Ich bin auch eine Trainerin, wir könnten einen kleinen Übungskampf machen, wenn du möchtest. Faith Loraire.“ Gleichzeitig mit der Kampfaufforderung reichte sie ihm die Hand, die er kurz drückte. „Finn Syrano. Es tut mir leid, aber ich muss das Angebot ausschlagen. Ich komme nicht aus der Finera-Region und meine Pokémon brauchen dringend ein Pokémoncenter, wir haben uns etwas überanstrengt. Aber wenn du kämpfen willst, geh in die Höhle rein. So viele Kleinstein auf einem Haufen sind gute Gegner. Dein Bibor könnte damit sicherlich seine Schnelligkeit und Verteidigung trainieren.“ „Seine Verteidigung?“ Sofort blitzte das Bild von einem Sieg gegen Joels Sniebel vor Faiths innerem Auge auf. „Danke für den Tipp, das werde ich sogar machen.“ „Keine Ursache. Vielleicht sieht man sich ja noch einmal wieder.“ „Ja, bis dann. Auf Wiedersehen.“ Faith schaute dem etwas hektischen und ungeduldigen Trainer hinterher, dann nickte sie Bibor zu und machte sich auf den Weg tiefer in die Höhle hinein. Sie hatte mehr als einen Grund um stärker zu werden. Ihr Traum war es die Liga zu schaffen, vielleicht sogar selbst Champion zu werden. Allerdings wollte sie auch Team Dark besiegen – aber das, was gerade vor allem wichtig war, war ein Sieg gegen Joel. Sie war kein niemand und vor allem war sie keine schlechte Trainerin. Lucario und Joel würden sich noch wünschen, dass sie sie nicht unterschätzt hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)