Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 56: Es geht weiter -------------------------- Irgendwie ging es im Leben immer weiter, das hatte Faith jetzt gelernt und begriffen. Ihr wurde in der Einsamkeit des Finstermoores klar, dass sie zu ihren Entscheidungen stehen musste und sie alleine für die Konsequenzen verantwortlich war. Das, was in Team Darks Labor geschehen war, ging auf ihre Kappe. Aber sie würde es jederzeit wieder so machen und mit dieser Erkenntnis fiel eine große Last von Faiths Schultern. Sie hatte nicht alle gefangenen Pokémon dort befreien können, aber wenigstens hatte sie den Forschungen einen Dämpfer verpassen können. Wenigstens hatte sie Glumanda retten können, das Teile von Enteis DNA eingepflanzt bekommen hatte. „Glu?“ Die kleine Feuerechse blickte ängstlich zu Faith, als spürte das Pokémon, dass seine Trainerin gerade über es nachdachte. „Glumanda?“ „Alles in Ordnung“, erwiderte Faith lächelnd, strich ihrem Feuerpokémon über den Kopf und schaute zu einer großen Schlammblase, die sich in gut zehn Metern Entfernung aus dem Moor quälte. Wie Schwester Joy es hier in der Einsamkeit aushielt, war ihr ein Rätsel. Gut, wenn es denn wenigstens eine schöne Landschaft wäre, aber man sah weit und breit nichts außer kleinen Büschen, wenigen Baumgruppen und natürlich Moor und Schlamm. Für sie wäre das nichts, sie brauchte Weite, Freiheit, Abwechslung. Das Kichern von Mira drang aus einiger Entfernung bis an Faiths Ohren und interessiert erhob sie sich von dem umgeknickten Baumstamm, auf dem sie mit Glumanda gesessen hatte. Sie hatte nur mit Glumanda einen Spaziergang machen wollen, damit sich das schüchterne Pokémon an sie gewöhnen konnte, davon, dass auch Mira hier draußen unterwegs war, wusste sie nichts. „Was ehrlich? Du bist so süß, Matt.“ Faith verzog das Gesicht, nahm das irritierte Glumanda auf den Arm und versteckte sich hinter ein paar Bäumen. Es dauerte nicht lange, da schlenderte Mira an der Seite von Matt über den befestigten Erdweg, den auch Faith genommen hatte. Sie strahlte ihn glücklich an, lachte hin und wieder und strich sich die offenen, lavendelfarbenen Haare immer wieder über die Schulter. Faith gestand es sich nur ungerne ein, aber ihr war noch nie aufgefallen, dass Mira eigentlich richtig hübsch aussah. Sie hatte eine makellose, helle Haut, beinahe wie Porzellan. Dazu kamen die langen, weichen und gepflegten Haare, die eine Nuance heller waren als echte Lavendelfelder. Den Abschluss bildeten Miras strahlende, violette Augen. Kein Wunder, dass Matt ihr wie ein treudoofer Hund hinterherlief, Mira war wirklich niedlich und mit ihrer Schüchternheit bestimmt auch nicht uninteressant. Grimmig presste Faith die Kiefer aufeinander, sodass ihre beiden Zahnreihen fast schon schmerzten. Wieso versteckte sie sich eigentlich vor den beiden? Glumanda begann zu strampeln, aber Faith hielt es in einem eisernen Griff an ihre Brust gedrückt. „Lass uns zurück gehen, bald müsste Faith auch wieder da sein. Wir könnten uns in der Zwischenzeit über deine Choreographie für den Wettbewerb in Moorbach unterhalten.“ Matt zwinkerte seiner hübschen Begleiterin zu und bot ihr den Arm an. Mira lachte, verschränkte ihren Arm locker mit seinem und warf einen letzten Blick in den Himmel, wo ein einsames Tauboga seine Kreise zog. „Ich bin froh, dass wir mal eine ruhige Minute für uns haben. Versteh mich bitte nicht falsch, ich habe Faith sehr gern und sie ist eine sehr gute Freundin für mich, vielleicht sogar meine beste Freundin, aber seit Itsuki nicht mehr bei uns ist, benimmt sie sich merkwürdig. Sie hockt ständig grübelnd in irgendwelchen Ecken und das kann nicht nur daran liegen, dass sie die Sache mit Team Dark verarbeitet. Ich stehe hinter ihr in der ganzen Sache, aber ich finde, dass sie sich da zu sehr rein steigert. Sie ist eine normale Trainerin, sie sollte keine Verbrecher jagen.“ „Vielleicht hast du recht, aber wir sollten sie machen lassen.“ Nickend setzte Mira sich in Bewegung, Matt folgte ihr an ihrer Seite. „Ich weiß nicht, ob ich ihr sagen soll, dass Itsuki sich bei mir gemeldet hat.“ „War das der Anruf gestern Abend?“ „Ja. Er ist in Moorbach und hat gefragt, ob ich zum nächsten Wettbewerb kommen werde. Er wollte mir dort zusehen.“ „Hmhm.“ Matt verzog die Augenbrauen zu einem schmalen Strich. „Lass diesen Idioten doch, vergiss die ganze Sache. Ich schaue dir zu und Faith auch, das reicht. Immerhin hat er das Handtuch geschmissen, als seine moralische Unterstützung im Krankenhaus gefragt war.“ „Ich weigere mich zu glauben, dass Itsuki ein schlechter Mensch ist. Er hatte bestimmt seine Gründe und brauchte einen freien Kopf.“ „Wirst du Faith davon erzählen?“ „Nein“, antwortete Mira zögernd. „Nein, sie muss auch nicht alles wissen. Nicht jetzt, wo es ihr gerade wieder besser geht.“ Dann verschwanden die beiden aus Faiths Hörweite. Sie schwieg, starrte den beiden hinterher und spürte einzig und allein ihr rasendes Herz. Vorsichtig setzte sie Glumanda auf dem Boden ab, fuhr sich durch die Haare und seufzte. Wunderbar, ihre Freunde hatten Geheimnisse vor ihr. Itsuki hatte sich also gemeldet. Machte es ihr etwas aus? Machte es ihr nichts aus? Sie wusste es nicht. Wütend trat Faith gegen den wehrlosen Baumstamm und beruhigte sich erst wieder, als sie sah, wie verstört sich Glumanda hinter einen Baum kauerte. Augenblicklich tat ihr ihr Verhalten so unendlich leid und sie kniete sich vor dem Feuerpokémon auf den Boden. „Alles okay, ja? Das tut mir leid, ich habe das nicht so gemeint. Okay?“ „Glu…“ „Nein, ich tue dir nichts, Glumanda. Lass uns einfach wieder zurück zum Pokémoncenter gehen, einverstanden?“ Glumanda zögerte, erinnerte sich aber daran, dass es zu Faith Vertrauen gefasst hatte. Daher nickte es und trottete wie eine Klette an ihrem Bein neben der Trainerin her. Matt, Mira und Faith hatten es sich in den breiten Loungesesseln bequem gemacht und schlürften ihren heißen Kakao. Faith hatte gerade ein heißes Bad genommen und entspannte sich jetzt ein wenig, auch wenn sie noch immer nicht wusste, ob sie Mira nun auf Itsuki ansprechen sollte oder nicht, zumal sie nicht kalkulieren konnte, wie Matt reagieren würde. „Und? Was habt ihr so gemacht, während ich spazieren war?“ Mira und Matt tauschten einen Blick aus und Mira biss sich auf die Unterlippe. „Och, so dies und das. Nichts Wichtiges.“ „Aha.“ Betont langsam nippte Faith an ihrem Kakao. Sie ließ die beiden keine Sekunde aus den Augen. „Und sonst, gibt es irgendetwas Neues?“ Mira schien sich in ihrem Kakao ertränken zu wollen, so stark kippte sie das braune Getränk ihren Hals herunter. Lügen war noch nie ihre Stärke gewesen. „Nein, nichts Neues“, antwortete stattdessen Matt und Faiths Augen verengten sich minimal. Zumindest schien er keine Probleme damit zu haben für Mira zu lügen. Faith wusste nicht wieso, aber sie wollte jetzt nicht mit den beiden hier sitzen und so tun, als wäre alles wie immer, denn das war es nicht. Itsuki fehlte und allmählich begann Faith Matt dahin zu wünschen, wo der Pfeffer wuchs. Er war ein Keil in der Freundschaft zwischen Mira und ihr. „Ich gehe jetzt nach oben und werde meine Sachen packen. Wir wollten ja morgen weiter Richtung Moorbach laufen.“ Sie musste sich nicht umdrehen, um Miras Gesicht sehen zu können. Sie hatte das schuldbewusste Augenpaar auch vor ihrem inneren Auge gut im Blick. Dieses Moor tat ihnen nicht gut, es war einsam und stellte ihre gemeinsame Reise auf die Probe. Faith wollte einfach nur noch raus aus dem Moor, ab in die nächste Stadt zum nächsten Abenteuer und Arenakampf. Vielleicht würde sie auch Joel und Trixi wiedersehen, denn deren Gesellschaft war ihr gerade lieber als die von Matt und Mira. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)