Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 57: Moorbach -------------------- Es war ein Segen, als Faith feststellte, dass der matschige Boden des Moores allmählich fester wurde und sich mit kleinen Abschnitten von frischem Gras zu mischen begann. Das konnte nur bedeuten, dass sie das Finstermoor bald hinter sich lassen konnten und Moorbach erreichten, die Stadt, die vollständig von dem Moor umgeben war. Ein weiterer Vorteil war allerdings auch, dass sie sich dann endlich Zeit für ihr Training nehmen konnte und nicht mehr Matt und Mira ertragen musste, die beinahe pausenlos miteinander schwatzten und dabei selbst das Plaudagei ihrer Mutter wie ein stilles Persönchen wirken ließen. Als die Straßen von Moorbach in Sicht kamen, erschienen auch die hohen Palisadenzäune, die die Stadt befestigten und dafür sorgten, dass sich das Moor nicht bis zu den Häusern ausbreiten konnte. Die Straßen selbst waren alle asphaltiert und wirkten auf den ersten Blick nicht sehr hübsch, wenn man sie beispielsweise mit Bad Puvicia oder Eichwald City verglich. Dann entdeckte Faith jedoch die liebevoll gestalteten Einfamilienhäuser, deren Fassaden mit Marmorfiguren geschmückt waren. Überall gab es kleine Gärten, die Menschen schienen das Beste aus allem zu machen. „Zum Pokémoncenter geht es hier entlang.“ Matt deutete auf ein Schild, das ihnen den Weg wies. „Dort werde ich mich gleich hinter das Telefon klemmen und fragen, wie es zu Hause so läuft.“ „Grüß deine Familie von mir, ja?“ Grinsend folgte Mira ihrem alten Freund, wobei es ihr egal zu sein schien, dass Faith schweigend in fünf Metern Abstand hinter ihnen ging. Faith selbst erkannte immer deutlicher, dass sie es nicht mehr lange mit den beiden aushielt, wenn sie sich so benahmen, weshalb sie fieberhaft nach einer Möglichkeit suchte, dem Theater zu entgehen, das sich anbahnte. „Hey, wartet doch mal kurz.“ Mira und Matt drehten sich zu ihrer Begleiterin um und warfen ihr einen irritierten Blick zu. „Ja?“ „Ich werde mich jetzt schon auf eigene Faust in der Stadt umschauen und die Arena besuchen. Geht ruhig vor, wir sehen uns dann heute Abend.“ Mira zuckte mit den Schultern. „Gut, bis dann.“ Sofort wurde sie wieder von Matt in Beschlag genommen und bog mit ihm zusammen um die nächste Ecke, was Faith erst einmal erleichtert ausatmen ließ. Damit hatte sie wenigstens knapp zwei Stunden Zeit gewonnen, auch wenn ihre Füße von dem anstrengenden Marsch hier her schmerzten. Erneut seufzte Faith, streckte die müden Schultern durch und machte sich auf den Weg zur Innenstadt von Moorbach. Die ganze Stadt war durch die Lage am Moor geprägt. Moorbach konnte flächenmäßig nicht expandieren, weshalb es wenige Parkanlagen gab und in der Innenstadt selbst viele Gebäude, die zwischen vier und sechs Stockwerke hatten, damit der Platz in der Höhe genutzt werden konnte. Zudem konnte die Stadt landwirtschaftlich nichts produzieren, weshalb Moorbach in den letzten Jahrzehnten zu einem Technikstandort gemacht wurde. An einem hohen, breiten Gebäude blieb Faith schließlich stehen. Die unteren Etagen wurden von einem Schwimmbad genutzt, doch die obersten beiden Etagen hatten Fensterfronten, waren von der Sonne durchflutet und zeigten viele Palmen und kleine Bäume an den Seiten. Interessiert trat Faith näher heran und las sich ein Informationsschild am Hauseingang durch. Es handelte sich hierbei um eine künstliche Parkanlage über zwei Etagen. Die Menschen hier konnten keine großen Grünanlagen in der Stadt errichten, daher taten sie es im kleinen Maßstab. Von dem Schwimmbad aus konnte man die Treppen hoch in die Palmenlandschaft gehen, in der warme Temperaturen herrschten. Faith schaute respektvoll an dem Haus hoch, vermerkte es sich und ging weiter die Straßen entlang. Moorbach hatte einen ganz eigenen Charme und obwohl Faith eigentlich zu der Arena hatte gehen wollen, blieb sie immer wieder an anderen Plätzen stehen und schaute sich dort um. Auf diese Weise vergingen die zwei Stunden wie im Fug und als sie auf ihre Uhr schaute, erkannte sie, dass sie nun zum Pokémoncenter gehen sollte. Mit einem wehmütigen Blick schaute sie zurück und eilte schließlich mit schnellen Schritten zu dem Haus mit dem roten Dach, das am Stadtrand gelegen war. Dort angekommen ließ sie sich von Schwester Joy einen Zimmerschlüssel geben und fühlte sich dabei erleichtert, denn sie hatte ein Einzelzimmer bekommen. In dem Moorbacher Pokémoncenter gab es ausschließlich Einzelzimmer. Sofort ließ Faith sich in das weiche Bett fallen und starrte an die Decke. Ihr Magen knurrte, aber sie wartete noch einige Minuten, bis sie aufstand, ihre Sachen glatt strich und sich auf den Weg ins Foyer machte. Neugierig schaute sie sich um, entdeckte Mira und Matt jedoch nirgendwo, weshalb sie erneut zu Schwester Joy ging. „Entschuldigung, haben Sie zufällig Matt Sorrow und Mireillia Dawnington gesehen? Ich bin mit den beiden unterwegs, kann sie aber nicht finden.“ „Oh, ich kann dir ihre Zimmernummern geben, aber das wird dir nicht viel helfen. Die beiden sind schon vor einer halben Stunde gegangen. Ich glaube, sie wollten zu einem Fischrestaurant in der Innenstadt.“ „Ach.“ Augenblick spürte Faith einen Klumpen in ihrem Magen. Die beiden hatten nicht einmal diese halbe Stunde auf sie warten können. Wut stieg in ihr auf und sie ballte die Hände zu Fäusten. So konnte es einfach nicht weitergehen. „Ist alles in Ordnung?“ Besorgt schaute Schwester Joy sie an, doch Faith winkte ab. „Ja, schon okay. Danke für die Information.“ Sie drehte sich um, lief zurück zur Treppe und stieß dabei fast mit demjenigen zusammen, der gerade die Treppe herunter kam. Joel. Seine Augen weiteten sich ein wenig, dann lächelte er. „Faith, hallo. Seid ihr jetzt auch hier angekommen?“ „Ja, vor zwei Stunden.“ Auf einmal war ihre Stimme so dünn und sie strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Und ist alles klar bei dir?“ „Sicher“, log Faith und schluckte. „Bei dir auch?“ Joel nickte und betrachtete sie nun mit einem ernsteren Blick. Er schien zu wissen, dass Faith ihn angelogen hatte, sagte dazu jedoch nichts mehr. „In drei Tagen ist der nächste Wettbewerb, Trixi trainiert jeden Tag und auch ich bereite mich auf die Arena hier vor. Warst du schon dort und hast sie dir angesehen?“ Erleichtert über den Themenwechsel schüttelte Faith den Kopf. „Nein, noch nicht. Ich kam heute nicht mehr dazu. Jetzt bin ich auch zu hungrig, ich besorge mir nur schnell eine Kleinigkeit und ruhe mich dann aus.“ „Das trifft sich gut, ich wollte Trixi in einem Restaurant treffen. Du könntest mitkommen, wenn du willst, dann musst du nicht alleine essen.“ Ohne dass Faith einen Grund dazu erkennen konnte, machte ihr Herz einen freudigen Sprung. Ihr wären fast die Tränen gekommen, als sie daran denken musste, wie nachlässig Mira momentan mit ihrer Freundschaft umging. Selbst Joel, ihr größter Rivale, fragte sie nach ihrer Gesellschaft. „Gerne.“ Joel lächelte leicht. „Gut, dann lass uns keine Zeit verlieren, Trixi wartet schon und sie hasst es zu warten.“ So machte Faith sich gemeinsam mit Joel auf den Weg zu dem Restaurant, um den Abend mit Miras Rivalin und ihrem Rivalen zu verbringen. Vielleicht war je genau das der Weg, um der aktuellen Situation mit Mira und Matt zu entfliehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)