Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 66: Zapdos in Gefahr? ----------------------------- Sie saßen alle gemeinsam bei einem guten Stück Kuchen im Aufenthaltsraum und unterhielten sich. Faith hatte schnell feststellen dürfen, dass Maria ausgezeichnet backen konnte, von daher konnte sie verstehen, wieso Pichu so auf das Kuchenstück gebrannt hatte, als es Maria entwischt war. Selbst Mira hatte sich angesichts von Faiths neuer Bekanntschaft aus dem Bett gequält, saß nun jedoch mehr als leblose Teilnehmerin der Runde eingemummelt in eine Wolldecke auf dem Sofa und krallte sich an einer Tasse mit Hustentee fest. „Und du bist also den ganzen weiten Weg von Kanto bis nach Finera gekommen?“ Faiths Augen glänzten vor Abenteuerlust, aber auch vor Respekt, denn so eine große Reise verlangte ihrer Meinung nach sehr viel Mut. Maria nickte verlegen und stocherte etwas in dem rosa Zuckerguss des Kuchens herum. „Ich bin ja nicht gelaufen, zumindest nicht die ganze Strecke…“ „Stell dich nicht unter den Scheffel, das ist schon eine weite Strecke. Matt, ein Bekannter von uns, kommt aus Hoenn, aber das ist ja gleich unsere Nachbarregion. Aber Kanto?“ Interessiert nahm Faith sich noch ein zweites Stück Kuchen und schaute Maria dann wieder an. „Wie ist es in deinem Heimatdorf so?“ „In Babesti-Village?“ Maria kicherte. „Es ist nur ein sehr kleines Dorf. Meine Familie hat dort eine Voltilamm-Farm und das ist irgendwie auch der Grund, warum ich jetzt in Finera bin.“ „Gibt es hier eine Ausstellung für Farmer oder so?“ „Nein“, erwiderte Maria erneut kichernd und strich Pichu dabei über den Kopf. Neben ihr lag ihr Voltilamm auf dem Boden und döste vor sich hin. Dann wurde ihr Gesichtsausdruck jedoch wehmütiger. „Ich glaube, ich bin keine gute Schäferin. Ich habe Angst vor Gewittern, aber wir müssen die Voltilamm bei jedem Gewitter raus auf die Weide treiben, damit sich die Elektrizität der Luft positiv auf ihr Fellwachstum auswirkt.“ „Oh, ich verstehe.“ Faith konnte sich zwar nicht genau in Marias Situation einfühlen, aber sie glaubte zu wissen, wie sie sich fühlte. Es musste so ähnlich sein, wie Faith es gegenüber Team Dark erlebt hatte, das Gefühl, etwas tun zu müssen, aber dennoch durch die eigene Schwäche machtlos zu sein. „Eines Tages kam ein heftiges Gewitter auf und meine Eltern waren noch bei Bekannten von uns, die einige Dörfer weiter weg wohnen. Es lag also an mir, die Voltilamm-Herde auf die Weide zu treiben. Das war das schlimmste Erlebnis, das ich je hatte, vor Angst konnte ich meinen Schäferstab kaum halten. Kaum auf der Weide angekommen, ist ein Blitz neben mir in einen Baum eingeschlagen. Das war zu viel für mich, in meinem Kopf ist eine Sicherung durchgebrannt und ich bin einfach nur noch gelaufen, so schnell wie ich es nur konnte. Ich konnte mich vor Schock kaum noch richtig orientieren und bin dann über eine große Baumwurzel gestolpert und in einen Straßengraben gefallen. Dabei habe ich das Bewusstsein verloren. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in meinem Bett und mein Knöchel war verstaucht. Meine Eltern haben mir dann erzählt, dass sie auf der Heimfahrt bereits aus weiter Ferne ungewöhnliche Blitze im Gewitter gesehen haben, denn sie gingen von der Erde zum Himmel und nicht andersrum. Als sie nachsehen gingen, stand Zapdos einfach so am Straßenrand, hatte seinen Flügel über mich ausgebreitet und mich vor dem Regen geschützt. Es war Zapdos zu verdanken, dass meine Eltern mich überhaupt gefunden haben und ich mir keine Lungenentzündung oder dergleichen geholt habe. Deshalb bin ich hier, ich möchte Zapdos finden und mich dafür bedanken.“ Es herrschte betretene Stille, bis Mira laut niesen musste, aufstand und sich entschuldigend in ihr Zimmer zurückzog. Lächelnd legte Faith Maria eine Hand auf den Arm. „Ich bin mir sicher, dass Zapdos dich geschützt hat, weil du eine gute Schäferin bist und deine Angst zum Wohle der Voltilamm überwunden hast.“ „Meinst du wirklich?“ „Da bin ich mir einhundert prozentig sicher, Maria.“ Überglücklich strahlte Maria sie an und nickte dankbar, dann wurde sie wieder ernst. „Zapdos, Lavados und Arktos halten sich oft in entlegenen Regionen von Kanto auf, aber ich habe Berichte von ungewöhnlichen Gewittern hier in der Finera-Region gesehen. Ich weiß, dass Zapdos als Legendäres Gewitter beeinflussen kann, deshalb habe ich meine Suche hier begonnen.“ Einen Moment musste Faith darüber nachdenken. Sie wohnte in Litusiaville, direkt am Meer, da bekam man von Gewittern im Landesinneren nichts mit. Die Bewohner ihrer Heimatstadt orientierten sich viel mehr an der See und den Stürmen dort. Dann fiel ihr aber ebenfalls der Bericht über ein starkes Unwetter in der Gegend um Nautica City ein. „Du hast recht, diese Berichte gibt es. Denkst du wirklich, sie könnten etwas mit Zapdos zu tun haben?“ „Ich weiß nicht genau, aber es wäre möglich. Mein Gefühl sagt mir, dass es stimmen könnte.“ „Wieso bist du dann nicht nach Nautica City gereist, dort gab es dieses Jahr doch die meisten Unwetter?“ Peinlich berührt schaute Maria nach unten zu ihren Zehenspitzen. „Ich bin im Zug eingeschlafen und habe die Station verpasst, dann bin ich bis nach Moorbach durchgefahren.“ „Alles klar.“ Grinsend lehnte Faith sich zurück, das hätte jedem passieren können. „Und was möchtest du jetzt als nächstes tun?“ „Das weiß ich nicht so genau. Ich denke, ich werde morgen den Zug nach Nautica City nehmen und mich dort dann ein wenig umhören. Zu lange kann ich jedoch auch nicht von Zuhause wegbleiben, meine Eltern brauchen mich auf der Farm.“ „Dann wünsche ich dir viel Glück, dass du Zapdos findest und dich bei ihm bedanken kannst.“ „Vielen Dank, Faith. Oh, und sag mal, gehört dieser Junge dahinten zu dir? Der starrt schon die ganze Zeit so komisch zu uns rüber.“ „Hm?“ Fragend drehte sie sich um und erstarrte kurz, als sie Joels prüfenden Blick sah. Danach lächelte sie jedoch und verabschiedete sich von Maria, damit sie zu ihm gehen konnte. „Warum schaust du denn so muffelig aus der Wäsche?“ „Ich habe dich gesucht.“ „Und gefunden, also, was steht an?“ „Ich musste dich eine geschlagene Viertelstunde lang suchen.“ Oh, ja, er war sauer, das bemerkte sie jetzt auch endlich. Während sie sich das Grinsen verkniff, lief sie neben ihm runter ins Foyer. „Ich war beschäftigt, das hast du doch gesehen. Aber bevor du mir eine Standpauke hältst, habe ich eine Frage an dich.“ Irritiert zog er die Augenbrauen hoch. „Die wäre?“ „Hast du dir schon einmal über die starken Gewitter bei Nautica City Gedanken gemacht?“ „Nein, wieso sollte ich das auch tun? Gewitter kommen vor und diesen Sommer waren es eben stärkere Gewitter als sonst, das hat sich doch bereits gelegt. Nautica ist seit Wochen wieder unwetterfrei. Wieso fragst du?“ „Nur so… Also, warum hast du mich gesucht?“ Er glaubte ihr nicht wirklich, dass die Frage keine Bedeutung hatte, beließ es jedoch dabei und lächelte leicht, als er an seine kleine Überraschung für Faith dachte. „Komm mit und lass dich überraschen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)