Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 68: Weiterreise ----------------------- Die Kopfschmerztablette landete in dem Glas Wasser, das Joel ihr besorgt gebracht hatte. Eine von Miras Tabletten löste sich nun stückchenweise darin auf, ließ das Wasser kleine Blasen schlagen, bis sich die Flüssigkeit im Glas beruhigt hatte und Faith alles mit einem Schluck runterspülte. Erleichtert stellte sie das Glas auf den Nachttisch, ließ sich zurück in das Kissen sinken und starrte an die Decke. „Geht es dir besser?“ Joels Stimme erklang direkt neben ihrem Bett. „Sie muss warten, bis die Tablette wirkt. Aber mach dir keine Sorgen, in einer halben Stunde wird es ihr besser gehen.“ Lächelnd drückte Mira die Hand ihrer Freundin und schüttete ihr anschließend erneut Wasser nach. Seufzend stand Joel auf und fuhr sich durch die braunen Haare. „Ernsthaft, ich kenne niemanden, der sich wegen eines Arenakampfs so sehr stresst, dass er starke Kopfschmerzen bekommt und dann mit Migräne im Bett liegt.“ „Lass mich…“, murrte Faith sauer und zog sich die Bettdecke bis unter das Kinn. „Ich habe den Orden doch gewonnen, also lass mich in Ruhe…“ Ja in der Tat, sie hatte Jacob in einem langen und harten Kampf besiegen können. Sein Bisaknosp war ein harter Brocken, aber mit einer veränderten Taktik hatte sie es mit Tauboga besiegen können. Anschließend wurde Tauboga von seinem Endivie geschlagen, das sie wiederum mit Glumanda besiegen konnte. Sie gab es nicht gerne zu, aber das Training mit Joels Glutexo hatte Glumanda sicherlich ein paar Level steigen lassen. Als es zwei zu eins für sie stand, schickte Jacob sein letztes Pokémon, ein Duflor, in den Kampf. Glumanda konnte es schwächen, verlor dann jedoch. Am Ende konnte Faith aber den Sieg mit ihrem Bibor einfahren. Obwohl der Kampf solange gedauert hatte, konnte sie sich jetzt an keine Einzelheiten mehr erinnern. Ihr Kopf schmerzte einfach zu sehr von dem Stress und der Aufregung. „Komm, Joel. Wir lassen sie jetzt in Ruhe schlafen.“ Er nickte und folgte Mira aus dem Zimmer, doch die Besorgnis wollte einfach nicht aus seinen Augen verschwinden. Selbst Trixis Sticheleien ließ er kommentarlos über sich ergehen. „Ich hoffe, sie wird schnell wieder gesund.“ „Das wird sie“, versicherte Mira ihm lächelnd. „Faith lässt sich nicht kleinkriegen.“ Am nächsten Morgen wurde Faith von dem Schnurren ihres Folipurbas geweckt. Sie setzte sich auf und strich dem Pflanzenpokémon über den Kopf. Als sie die frische Erde an den Pfoten entdeckte, musste sie lachen. Es war nicht das erste Mal, dass sich Folipurba nachts aus dem Pokéball gestohlen hatte, um draußen nach einem Schlafplatz unter Bäumen zu suchen. „Du bist deinem Zuhause selbst jetzt treu, nicht wahr?“ „Foli!“, erwiderte das Pokémon schnurrend, rieb seinen Kopf an Faiths Schulter und sprang dann zurück auf den Boden. Glücklich fühlte Faith sich an den Kopf und bemerkte erleichtert, dass ihre Migräne verschwunden war. Es ging ihr wieder gut und der Gedanke an den gewonnenen Orden ließ Endorphine durch ihr Blut schwimmen. Dann fiel ihr Blick jedoch auf die Uhr und sie schnappte nach Luft. „Oh Gott, es ist schon halb neun! Mira und ich wollten uns doch um acht zum Frühstück treffen, damit wir pünktlich abreisen können!“ Sofort sprang Faith aus dem Bett, packte gehetzt ihren Rucksack und bemerkte erst dann, dass sie noch im Schlafanzug war und ihre frischen Sachen ganz unten im Rucksack lagen. Also musste sie alles wieder ausräumen, machte sich im Eiltempo im Badezimmer fertig und stürmte anschließend runter in die Kantine. „Guten Morgen, Faith.“ Mira grinste ihr zu, vor ihr standen eine leere Müslischüssel und ein leeres Tablett. Die für den Fußmarsch geschmierten Brötchen lagen neben ihr in einer Plastiktüte. „Gut geschlafen?“ „Ich habe verschlafen“, entgegnete Faith sofort, entschuldigte sich und ließ sich auf den Stuhl sinken. „Bist du mir böse?“ „Nein, natürlich nicht. Ich weiß ja, dass es dir gestern nicht gut ging. Ich habe auch schon Brötchen für dich mit geschmiert, du kannst dir also ruhig noch etwas Zeit mit dem Frühstück lassen.“ „Du bist ein Schatz, Mira.“ Die Genannte errötete etwas, verschnürte die Plastiktüte und brachte ihr benutztes Geschirr weg, während Faith sich Obstsalat und Toast Hawaii zum Frühstück auf ein Tablett lud. Wie sie von Mira nur wenige Minuten später erfuhr, waren Trixi und Joel bereits vor einer Stunde abgereist, sie würden die beiden aber vermutlich in Schloss Dunkelstein, der nächsten Stadt, wiedertreffen. Dort befand sich auch die fünfte Arena, in der ein Doppelkampf stattfand, und eine große Wettbewerbshalle im Schlossgarten. Die ganze Stadt lag innerhalb der Schlossmauern und das Schloss selbst lag mitten im Finsterwald, einem riesigen Nadelbaumwald. Eine Stunde später checkten die beiden Jungtrainerinnen aus und wie bei jeder Abreise, seit Itsuki nicht mehr bei ihnen war, verfiel Mira in Melancholie und ließ verlauten, dass sie ihren Reisegefährten vermisste. „Ich hoffe, es geht ihm gut, wo auch immer er gerade ist.“ „Mira…“ Betrübt ließ auch Faith den Kopf sinken. Sie konnte mit solchen Dingen nicht gut umgehen, vor allem nicht, weil sie wusste, dass Mira Gefühle für den kühlen Trainer hegte. „Eines Tages treffen wir ihn wieder.“ „Eines Tages vielleicht, das kann Monate oder Jahre dauern.“ Während sie das sagte, wurde Miras Stimme weinerlich, aber sie riss sich zusammen und wechselte schnell das Gesprächsthema. Als die beiden Mädchen die Stadtgrenze hinter sich gelassen hatten, wartete das Moor auf sie. Die Einöde kehrte zurück, bald waren keine Geräusche der Zivilisation mehr zu hören und man folgte nur noch den Wegweisern, die einen von den tückischen Moorteppichen fernhielten. Die Minuten voller Schweigen zogen sich wie unendliche Stunden hin. Plötzlich durchbrach das Rufen von einer fremden Stimme die Stille. „Hey! Hey, ihr da!“ Schnelle Schritte kamen auf sie zu, wobei der feuchte Boden bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch von sich gab. Faith und Mira drehten sich irritiert zu dem Jungen um, der außer Atem bei ihnen zum Stehen kam. Seine olivgrünen Haare hingen in dicken Strähnen in sein Gesicht, bis er sie nach hinten wuschelte und die beiden Mädchen freundlich anlächelte. „Entschuldigt mein ruppiges Auftauchen, ich möchte euch zwei auch gar nicht in Bedrängnis bringen, aber ihr seid auch auf dem Weg nach Schloss Dunkelstein, nicht wahr?“ „Ja, sind wir“, antwortete Faith, weil Mira Fremden gegenüber so schüchtern war, dass sie nur stottern konnte und keinen ganzen Satz herausbrachte. „Wieso fragst du?“ Als hätte er nur auf diese Frage gewartet, strahlte er die zwei an und seine bernsteinfarbenen Augen schienen Funken zu sprühen. „Mein Reisegefährte liegt mit einem Rippenbruch im Krankenhaus und ich reise ungerne alleine. Stört es euch, wenn ich euch begleite?“ Skeptisch tauschten Faith und Mira einen Blick. Dann seufzte Faith jedoch und schenkte dem Unbekannten ein offenes Lächeln. „Sicher, wieso nicht. Das ist Mira und ich bin Faith.“ „Ich bin Evan McCloud, meines Zeichens Koordinator. Es freut mich, eure Bekanntschaft zu machen, Ladies. Und vom Sehen her kenne ich euch sogar, aus dem Pokémoncenter. Ihr kennt die Light-Zwillinge, nicht wahr?“ „Du meinst Trixi und Joel? Ja, wieso?“ Evan grinste, als er antwortete. „Wir waren im gleichen Kindergarten in Honey Island, aber die zwei waren schon aufgebrochen, als ich sie nach ihrer Reisebegleitung fragen wollte. Mich wundert es aber, dass ihr nicht zusammen reist.“ Verwirrt wich Faith einen Schritt zurück und spürte, dass ihre Wangen ein wenig rot wurden. „Weshalb sollte ich mit meinem Rivalen reisen wollen?“ Nun wurde Evan nachdenklicher und legte den Kopf schief. „Nun, ich hätte schwören können, dass Joel und du zusammen seid.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)