Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 72: Professor Mai ------------------------- Das Haus von Milena Mai stand am Rande von Schloss Dunkelstein und sah von außen nicht anders aus als all die anderen Häuser hier – nur mit dem Unterschied, dass es etwa dreimal so groß war und auf den Fensterbänken keine Blumen standen. Milena bemerkte den Blick der drei Gäste und lächelte schmal. „Ich bin nicht oft hier, deshalb lohnt es sich nicht Anschaffungen zu machen, die verwelken, wenn man nicht ständig hier ist.“ „Milena muss für ihre Forschungen sehr viel reisen“, ergänzte Joanna, als sie die Haustür von innen öffnete und ihrer Mentorin ein höfliches Kopfnicken schenkte. Milena erwiderte das Nicken und ging voraus in einen gemütlich eingerichteten Salon mit hohen Bücherregalen. „Faith Loraire und ihre beiden Freunde werden hier wohnen, bis sie wieder abreisen. Joanna, zeig ihnen doch bitte die Gästezimmer.“ Dann drehte Milena sich zu Faith um. „Falls ihr etwas braucht, wendet euch an Joanna. Ich werde mich nun in mein Arbeitszimmer zurückziehen.“ „Vielen Dank für die Gastfreundschaft“, sprachen Faith und Evan fast aus einem Mund, Mira traute sich angesichts der bekannten Forscherin gar nicht zu reden. Doch statt einer Antwort erhielten die drei Jungtrainer nichts. Stattdessen kam nun Joanna zu ihnen und führte sie in den ersten Stock. „Auf der rechten Seite befinden sich zwei Badezimmer und auf der linken Seite die drei Gästezimmer mit Schlossblick. Bringt eure Sachen auf die Zimmer, richtet euch ein und wenn ihr soweit seid, dann kommt bitte wieder runter in den Salon. Ich decke für ein verspätetes Mittagessen ein, ihr habt sicherlich Hunger.“ Die drei dankten Joanna und nahmen anschließend jeder ein Gästezimmer in Beschlag. Faith staunte nicht schlecht, als sie den weichen Teppich in ihrem Zimmer sah. Zwei große Fenster waren mit dunklen, schweren Vorhängen verhüllt, die sie zur Seite schob, dann drang Licht in den Raum und ließ ihn sofort hell und freundlich wirken. Die Möbel sahen fast aus wie Antiquitäten, wirkten aber sehr modern und wohnlich. Es gefiel Faith, aber Joannas Ankündigung von einer warmen Mahlzeit trieb sie dann doch schnell wieder in den Salon zurück, wo Evan und Mira bereits auf sie warteten. In einem Nebenzimmer hörten sie Geschirr klappern, scheinbar befand sich dort die Küche. „Es ist so nett von Milena, dass sie uns ihr Haus zur Verfügung stellt“, meinte Mira schließlich und blickte zu einem Porträt an der Wand. „Wer das wohl ist?“ „Oh, das ist Professor Mai, Milenas Vater.“ Joanna kehrte gerade mit zwei Tellern und Besteck zurück. Lächelnd stellte sie vor Faith und Mira je einen der Teller, die bis zum Rand mit köstlichem Nudelauflauf gefüllt waren. Dann holte sie auch noch für Evan einen Teller und eine Schüssel mit Schokoladenpudding und Vanillesoße als Nachtisch. „Lasst es euch schmecken, bevor es wieder kalt ist. Fangt ruhig an.“ „Möchtest du nichts essen?“ „Nein, ich habe schon. Also schlagt zu.“ Joanna verteilte derweil den Pudding auf drei kleine Schälchen, reichte jedem der Jungtrainer eins und holte auf Bitten von Evan noch eine Flasche Wasser. „Ihr wollt bestimmt in der Arena gegen Yurika kämpfen, richtig? Sie setzt zwei Pokémon in einem Doppelkampf ein, das ist eine richtige Herausforderung.“ „Der Herausforderung stelle ich mich gerne. Mit Folipurba und Bibor schaffe ich das schon.“ „Gut, Faith, du hast Selbstbewusstsein, das mag ich. Und was ist mit euch beiden?“ „Wir sind Koordinatoren“, antwortete Evan und fuhr fort, „dementsprechend warten wir auf den nächsten Wettbewerb.“ „Dann viel Erfolg. Yurika ist viel unterwegs, momentan ist sie noch in der Stadt. Du solltest gleich morgen gegen sie antreten, Faith, sonst verschwindet sie wieder für ein paar Tage zum Tempel des Waldwächters. Niemand kann sagen, wann sie dann zurückkommt. Einmal ist sie sogar ganze drei Wochen dort geblieben.“ „Drei Wochen!“ Faith fiel beinahe die Gabel aus der Hand. „Nein, dann werde ich sofort morgen gegen sie antreten. Solange möchte ich wirklich nicht warten. Wo liegt denn dieser Tempel?“ „Mitten im Wald, etwa eine halbe Tagesreise von hier entfernt. In Schloss Dunkelstein gibt es viele Menschen, die dort hin pilgern, um den Waldgeist bei Problemen um Beistand zu bitten. Professor Mai war auch oft dort, er schätzte die ruhige Atmosphäre.“ Alle vier senkten betreten den Kopf. Es war kein Geheimnis, dass der alte Professor spurlos verschwunden war und seine Tochter nun das ganze Pharmaunternehmen alleine stemmen musste. Schließlich war es jedoch Evan, der zuerst wieder das Wort ergriff. „Weiß man bis heute nicht, was dem Professor wiederfahren ist?“ Joanna seufzte und schüttelte den Kopf. „Vielleicht weiß Milena mehr, aber sie redet nicht darüber. Sie lebt für ihre Arbeit, so wie es einst ihr Vater getan hat. Ohne die Arbeit von Professor Mai wäre man nie soweit gekommen das Erbgut einiger Pokémon zu entschlüsseln. Er war dem Geheimnis der unterschiedlichen Pokémontypen und der Legendären dicht auf der Spur, doch dann verschwand er und mit ihm ein Großteil seiner Forschungsergebnisse über die Legendären. Zu schade, es hätte der Welt helfen können mehr über die Pokémon zu erfahren und sie besser zu verstehen.“ „Das ist so traurig…“ Mira senkte den Blick und begann mit hängenden Schultern ihren Schokoladenpudding zu essen. „Wie muss Milena nur darunter leiden? Sie hat auf einmal die ganze Verantwortung.“ „Sie ist nicht alleine. Sie hat beispielsweise mich, ich helfe ihr, so gut ich es eben kann.“ Joanna lächelte matt, stand auf und räumte das Geschirr ab, als alle fertig waren. „Meine Familie sieht es zwar nicht gerne, dass mein Herz für die Forschung schlägt, aber das ist mir egal. Es ist eben nicht einfach ein Mitglied der Familie Joy zu sein und nicht in einem Pokémoncenter arbeiten zu wollen.“ Einen kurzen Moment zwinkerte Joanna ihnen zu, dann verschwand sie in der Küche. „Seht euch doch in der Stadt ein wenig um, hier im Haus ist nicht viel los“, rief sie aus der Küche und die Hälfte davon ging im Rauschen des Spülwassers unter. Faith zuckte mit den Schultern. „Wieso nicht? Lasst uns gehen, Milena und Joanna müssen arbeiten und wir sollten sie nicht stören.“ „Ist gut, ich hole nur schnell meine Jacke von oben“, entgegnete Evan, flitzte die Treppe hoch und kam nicht einmal eine Minute später zurück. „Also geht es jetzt in die Stadt?“ „Oder gleich in die Arena.“ Mira und Evan wechselten einen Blick, dann starrten beide Faith an, die nur mit den Schultern zuckte. „Ob ich heute oder morgen gegen Yurika kämpfe, macht keinen Unterschied. Lieber heute als morgen, hm?“ „Wenn du das sagst, Faith…“ Mira schien nicht davon begeistert zu sein, folgte ihrer Freundin aber dennoch hinaus in die Gassen von Schloss Dunkelstein, die sie bald schon zur Arena führten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)