Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 95: Reiseplanung ------------------------ „Du hast keine Chance gegen Unratütox.“ Faith grinste bis über beide Ohren und badete voll und ganz in dem Siegestaumel, den das kleine Mülltütenpokémon ihr beschert hatte. Der Trainingskampf gegen Joel am Morgen nach ihrem Sieg in der Arena von Honey Island sollte eigentlich dafür dienen, dass Faith Unratütox‘ Stärken und Schwächen austesten konnte, doch nun lag Joels Glurak besiegt am Boden und das Giftpokémon führte eine Art Siegestanz auf. Joel hatte die Lippen missmutig zu einem Strich verzogen, als er sein Glurak in den Pokéball zurückzog. „Das war Glück, Glurak ist viel größer und hat kraftvollere Attacken.“ „Ah, wer sagt denn sonst immer, dass die wahre Stärke eines Pokémon im Inneren liegt? Hm?“ Sie streckte ihm die Zunge raus und tätschelte wohlwollend Unratütox‘ Kopf. Das Kleine mochte zwar einen leicht penetranten Geruch haben und musste deshalb jeden zweiten Tag gebadet werden, aber sein Charme, sein süßes Lächeln, die Zipfelohren und nicht zuletzt die starken Attacken machten alle Mühen wett. Nachdem Unratütox von seinem ehemaligen Trainer nicht mehr gewollt worden war, schien es ein richtiges Powertraining absolviert zu haben, denn der Sieg über Glurak sprach doch für sich. Zufrieden zog auch Faith ihr Pokémon zurück und streckte sich. „Jetzt habe ich Hunger.“ „Wir haben doch gerade erst gefrühstückt“, tadelte Joel sie und erinnerte Faith an die Unmengen von Müsli und Obstsalat, die sie am Morgen verdrückt hatte. „Na und? So ein Kampf ist spannend und anstrengend, jetzt muss ich einen Schokoriegel oder etwas in der Art essen. Ah, da kommen Trixi und Mira.“ „Gratulation, ich hätte auf Glurak getippt, aber scheinbar bist du doch keine so schlechte Trainerin.“ „Wenn ich nicht wüsste, dass Trixi dir gerade ein Kompliment gemacht hat, würde ich mich angegriffen fühlen“, kicherte Mira. Wenn sie mit ihrer neuen Frisur neben Trixi stand, wirkten sie wirklich fast wie Schwestern, nur mit dem Unterschied, dass Trixis Haare durchgehend gelockt waren und Miras sich erst an den Spitzen zu kringeln begannen. Faith fand zwar schon, dass Mira die neue Frisur gut stand, aber sie hatte sie auch mit den langen Haaren sehr gemocht. „Schon gut, ich weiß ja, wie es gemeint war.“ Sie zwinkerte Trixi zu, die jedoch nicht darauf reagierte. „Habt ihr zwei euch nach den Busplänen erkundigt?“ Sie hatten beschlossen nach dem Wettbewerb mit der Fähre nach Litusiaville überzusetzen und dann mit dem Bus bis nach Niburg zu fahren, da der Weg zu Fuß viel zu lang war. In Niburg wollten Joel und Faith dann ihren letzten Orden erkämpfen und Mira und Trixi am Wettbewerb teilnehmen. Danach würde die Gruppe sich trennen und jeder über Weihnachten zu seiner Familie nach Hause fahren. Anschließend, bei ihrer Rückkehr nach Niburg zwischen Weihnachten und Neujahr, würden sie dort Itsuki und Evan treffen, mit ihnen gemeinsam über den Schneepfad nach Eisbergen wandern und sich hoffentlich für das Große Festival und die Finera-Liga einschreiben. Zumindest war dies der Plan. Trixi nickte und zeigte die ausgedruckten Busrouten mit Preisliste rum. „Wir können von Litusiaville bis nach Nautica City fahren, dort eine Übernachtung einplanen und am nächsten Tag weiter bis nach Bad Puvicia fahren. Dort steigen wir um und fahren nachmittags weiter bis nach Niburg, wir sind dann am späten Abend dort.“ Die Busse fuhren alle Dörfer an der Route ab, daher dauerte eine solche Strecke mit einem Linienbus eine ganze Weile, aber es war auf diese Weise viel kostengünstiger als mit einem Expressbus. „Ich werde nachher ins Reisebüro gehen und dort vier Fahrkarten für nach dem Wettbewerb kaufen.“ „Das dauert ja nicht mehr lange, der Wettbewerb ist schon in vier Tagen.“ Mira wirkte etwas unsicher, vor allem, weil es wieder auf die alte Konkurrenz zwischen Trixi und ihr hinauslaufen würde. „Aber ich bin zuversichtlich, dass alles gut laufen wird. Mit Psiana ergeben sich mir ganz neue Möglichkeiten.“ „Du bist nicht die Einzige mit neuen Möglichkeiten“, unterbrach Trixi sie leicht schnippisch und fuhr sich durch die Locken. „Ich habe nicht vor dieses Mal zu verlieren, meine Mutter wird im Publikum sitzen.“ Mit diesen Worten drehte Trixi sich auf dem Absatz um und verschwand. Vier Tage später standen Trixi und Mira sich im Finale des Wettbewerbs gegenüber, dementsprechend schlecht war die Stimmung zwischen den beiden Mädchen. Mira hatte eine klasse Performance mit ihrem Psiana abgeliefert und würde nun Rokkaiman in den Kampf schicken, Trixi hatte Kussilla in der Show genutzt und kämpfe mit Vulnona. Zwar hatte Rokkaiman einen kleinen Typenvorteil, doch Trixis Starter hörte besser auf seine Trainerin als Rokkaiman auf Mira. Trixi atmete tief durch, als ihr Vulnona mit einem kräftigen Flammenwurf angriff, der die ganze Halle für einen Moment in orangefarbenes Licht tauchte. Doch Rokkaiman war ein Bodentyp, es überstand die Attacke und konterte mit Lehmschelle und Sandgrab. Obwohl Vulnona sich noch mit einem schön anzusehenden Feuerwirbel retten wollte, gingen die grünen Punkte auf Vulnonas Leiste immer weiter runter, bis sie noch vor dem Besiegen des Feuerpokémon bei null angekommen waren. Schwester Joy und die beide anderen Jurymitglieder erklärten den Kampf für beendet und gratulierten Mira zu einer herausragenden Performance mit Psiana sowie einem gelungenen Kampf mit Rokkaiman, das in dem vorherigen Kampf seinen eigenen Kopf durchsetzen wollte, nun jedoch auf Mira gehörte hatte. Mira strahlte überglücklich und hielt stolz das Band von Honey Island in die Höhe, woraufhin der Applaus des Publikums noch einmal stärker wurde. „Und damit besitzt Mireillia Dawnington auch ihr fünftes Band und hat sich somit für das Große Festival qualifiziert!“, teilte die etwas überdrehte Moderatorin dem Publikum mit, das Mira für so viel Talent und Fleiß mit Standing Ovations ehrte. „Wir drücken ihr die Daumen und sind auf die Performance beim Großen Festival im Januar gespannt!“ Sie hatte es geschafft, sie hatte endlich ihr fünftes Band! Was vor wenigen Monaten noch wie ein unerreichbares Ziel schien, war nun Wirklichkeit geworden und ließ Miras Herz vor Freude springen. Als sie sich zu Trixi, die sich verbissen in Vulnonas Mähne krallte, umdrehte, bekam sie von der braunhaarigen Koordinatorin nur eiskalte Blicke zugeworfen. Miras Lächeln bröckelte ein wenig und treuherzig trat sie zu Trixi. „Du hast super gekämpft, ich fand deine Performance mit Kussilla total toll.“ „Nun, scheinbar sind super und toll nicht gut genug, wenn so ein Bauerntrampel wie du mit einem ertauschten Pokémon den Sieg zugesprochen bekommt.“ „Bauerntrampel?“, wiederholte Mira geschockt und konnte nicht weiter reagieren, als Trixi ihr mit funkelnden Augen Hass entgegenbrachte. „Du wusstest, dass meine Mutter heute im Publikum sitzt, Mireillia.“ „Hätte ich verlieren sollen, nur damit du vor ihr eine gute Figur machst? Trixi, ich wollte dich nicht bloßstellen, aber es ist ein richtiger Wettbewerb und ich…“ „Spar dir das.“ Trixi winkte ab. „Ich bin auf dein jämmerliches Mitleid nicht angewiesen. Bilde dir bloß nicht ein, dass wir so etwas wie Freundinnen wären. Du bist für mich unten durch.“ Mira schaute Trixi hinterher, als diese mit Vulnona von der Bühne trat. Ein paar Umstehende hatten ihren Streit mitbekommen, schauten jedoch peinlich berührt zur Seite, während Mira fast den Tränen nahe war. Als Faith und Joel bei ihr ankamen, lief Joel sofort seiner Zwillingsschwester hinterher und Faith legte Mira einen Arm um die Schultern. „Kopf hoch, die kriegt sich schon wieder ein. Du warst eindeutig die Bessere, Trixi wird das irgendwann einsehen müssen.“ „Sie hasst mich, Faith!“ „Sie hasst jeden.“ Mira schüttelte den Kopf, zwang sich zu einem Lächeln für das Pressefoto und fühlte sich auf einmal gar nicht mehr so glücklich mit ihrem letzten Band. Trixi vergötterte ihre Mutter, eine berühmte ehemalige Koordinatorin. Sie musste sich unendlich schlecht fühlen. Aber war das ein Grund, dass Mira sie deshalb gewinnen lassen sollte? Mit gemischten Gefühlen dachte sie an die lange Busfahrt, die ihnen nun bevorstand. Hoffentlich würde das gut gehen. 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