Fünf Mal, die Dean seinen Bruder küsste von Bittersweet_Symphony (Und einmal, als er es nicht tat) ================================================================================ Kapitel 6: Das fünfte Mal ------------------------- Disclaimer: Supernatural und seine Charaktere gehören nicht mir, sondern Eric Kripke und Co. Ich mache keinen Profit mit dieser Geschichte. Anm.d.A.: Dieses Kapitel hier ist etwas AU – Ich hab zwar immer versucht, die Kapitel in die Handlung der Serie einzufügen, aber mir gefiel überhaupt nicht, wie die Serie Deans Deal gelöst hat. Da gefällt mir meine Version viel besser und Spoilers gibt es auch nicht ;) Das fünfte Mal ------- Als Dean aufwacht ist das erste, was er sieht, eine riesige Sonnenblume direkt über seinem Kopf. Egal, wie oft er blinzelt, sie verschwindet einfach nicht und ist das die Hölle? Eine riesige Sonnenblume, die Dean sich für alle Zeiten ansehen muss? Wenn das so ist, hat er den Dämonen wohl zu viel zugetraut, was ihre Grausamkeit angeht. Dean richtet sich etwas auf und... seit wann gibt es Betten in der Hölle? Und wieso sieht sie aus wie ein durchschnittliches Motelzimmer? Verwirrt sieht Dean sich um und entdeckt ein zweites Bett im Zimmer. Er hat also einen Zimmernachbarn. Ist die Hölle jetzt zu einer verdammten Jugendherberge geworden?! Schnell tastet Dean seinen Körper ab und findet nichts – keine offenen Wunden, keine gebrochenen Knochen, nicht mal einen Kratzer und er hat auch keine Schmerzen. Gefoltert wurde er also nicht. Erst als er aufstehen will, muss er etwas langsamer machen, da er noch reichlich wackelig auf den Beinen ist. Dean sieht an sich herunter und hält den Atem an. Er trägt noch immer die selben Sachen wie an seinem letzten Tag: Die selben zerrissenen Jeans, das Hemd besteht fast nur noch aus Fetzen, aber es ist kein Blut zu sehen. Also könnte es sein, dass dieses schäbige Zimmer mit unbequemen Betten und riesigen Sonnenblumen auf der Tapete gar nicht die Hölle ist? Könnte es sein, dass... ? Er wagt nicht einmal, so weit zu hoffen und als mit einem Mal die Tür aufgerissen wird und ein abgehetzter Sam herein gestolpert kommt, weiß Dean nicht, ob er sich freuen oder in Ohnmacht fallen soll. Wahrscheinlich beides. Stattdessen starrt er Sam nur ungläubig an und dieser erwidert den Blick mit einem Gesichtsausdruck, als hätte er den Geist von Elvis vor sich stehen. Einige langwierige Sekunden, die eher wie Stunden wirken, sagt keiner von beiden etwas, dann geht Sam mit schnellen Schritten zum Kühlschrank und reißt dessen Tür auf. Er holt eine Flasche Wasser heraus und wirft sie Dean mit so einer Wucht entgegen, dass dieser Probleme hat, sie zu fangen. „Trink das.“ Dean blickt allerdings nur auf die Flasche, als wären ihr plötzlich Arme gewachsen. Warum zum Teufel soll er ausgerechnet jetzt etwas trinken? Wäre es nicht angebrachter für Sam, ihm wenigstens ansatzweise zu erklären, was hier los ist und nicht... Oh. „Wirklich, Sam, Weihwasser?“ fragt Dean ungläubig, aber auf Sams sturen Blick hin, seufzt er leise und nimmt einen großen Schluck aus der Flasche. Dean würde nie zugeben, wie erleichtert er ist, als er nichts spürt. Wie als hätte das einen Schalter in ihm umgelegt, ist Sam mit wenigen und großen Schritten plötzlich direkt vor Dean und bevor dieser die Flasche wieder richtig abgesetzt hat, wird er von seinem kleinen Bruder fast erdrückt. Die Flasche fällt mit einem dumpfen Geräusch zu Boden und Dean hebt ebenfalls langsam die Arme und legt sie um Sam, als könne er immer noch nicht glauben, dass es wirklich vorbei ist – dass er es wirklich aus der Hölle geschafft hat. „Es hat funktioniert, es hat tatsächlich funktioniert.“ Sam klingt, als könne er sich nicht entscheiden, ob er lachen oder weinen soll und bevor eines von beiden geschieht, hat er seinen Bruder von sich geschoben und Dean spürt schnelle Hände, die hastig seinen Körper nach Verletzungen absuchen. „Ich habe schon nachgesehen. Es ist alles in Ordnung, Sammy“, versichert Dean ihm schnell und wenn seine Stimme ein kleines bisschen bricht, dann ist das nicht seine Schuld. „Okay, okay.“ Sam atmet erleichtert aus und wenige Sekunden später fühlt Dean, wie kleine Küsse überall auf seinem Gesicht verteilt werden und als er Sam von sich schiebt, dann nur, weil er sich nicht gerne wie ein Mädchen behandeln lässt. „Sam, was ist hier los? Wieso bin ich...“, bricht Dean ab, unsicher, wie er diesen Satz beenden soll. Und als Sam daraufhin nichts sagt, lediglich leicht auf seiner Unterlippe kaut und überall hin sieht, nur nicht zu ihm, spürt Dean einen schrecklichen, kalten Schauer seinen Rücken herunter laufen. „Was hast du getan?“ fragt er eindringlich, das Schlimmste befürchtend und als Sam nicht antwortet, packt Dean ihn fest an den Schultern. „Sam! Was hast du getan?!“ „Dean, bitte, lass einfach gut sein“, fleht Sam ihn an und Dean kommt die Erkenntnis so schmerzvoll wie ein Schlag direkt in den Magen. „Du hast einen Deal gemacht.“ Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung und Deans Hände haben sich so in Sams Schultern verkrallt, dass es weh tun muss, aber Sam sagt kein Wort – senkt lediglich den Blick und wenn Dean ihn nun mit einiger Wucht von sich stößt, dann kann Sam froh sein, dass das alles ist, was sein großer Bruder mit ihm macht. Sam stolpert einige Schritte zurück und hebt beschwichtigend die Hände. „Dean, warte -“ Aber der lässt ihn gar nicht erst ausreden. „Wie kannst du das tun?! Das macht die ganzen...“, Dean stockt kurz und Sam wirft ein leises 'vier Monate' ein. „... vier Monate, die ich in der Hölle geschmort habe, nutzlos und sinnlos!“ Dean ist so unglaublich frustriert und wütend, dass Sam einige Anläufe braucht, bis sein Bruder ihm überhaupt zuhört. „Ich habe ihnen nicht meine Seele angeboten, Dean! Ich werde nicht sterben.“ Und Sam wirkt ehrlich genug, dass Deans Wut etwas abflaut und eine riesige Welle der Erleichterung über ihn herein bricht. Sammy wird nicht sterben, das ist das erste, was Dean einfällt. Das nächste ist: Was zum Teufel?! „Was... Sam?“ Deans Stimme ist leise und unsicher und was hat sein Bruder nur getan? „Sie haben die Lage falsch eingeschätzt, Dean“, erklärt Sam ihm ruhig und tritt wieder näher an ihn heran, streckt vorsichtig eine Hand aus, um kurz über Deans Wange zu streicheln. Dean ist viel zu angespannt, um sich diesmal darüber zu beschweren. „Sie dachten, ich gebe ihnen etwas, dass mir unheimlich fehlen würde. Aber es war kein wirkliches Opfer. Nicht verglichen mit dem, was ich dafür bekommen habe.“ „Was hast du ihnen gegeben, Sammy?“ Dean ist sich nicht sicher, ob er die Antwort hören will. Sam hebt leicht die Schultern. „Meinen Traum vom normalen Leben.“ Und er sagt es so lapidar, als wäre es keine große Sache, völlig unwichtig und nur eine Kleinigkeit, aber Dean trifft es eiskalt und plötzlich. Einige Momente starrt er seinen Bruder nur an und kann nicht einen klaren Gedanken fassen. Sam hat sich für ihn aufgegeben – das ist alles, was Dean klar und deutlich weiß und es macht ihn krank. „Verdammt, Sam, das war ein Fehler“, bringt Dean resigniert hervor, aber Sam antwortet mit einem trockenen Lachen, dass gar keinen Humor enthält. „Ach, ja?“ Und es klingt wie eine rhetorische Frage, aber Dean beantwortet sie trotzdem. „Natürlich! Das ist es doch, was sie wollen: Dich draußen auf dem Schlachtfeld, so dass sie immer versuchen können, dich zu ihrem... zu einem von ihnen zu machen.“ „Dann lass ich mich eben nicht zu einem von ihnen machen“, sagt Sam leichtfertig, aber es liegt Entschlossenheit in seinem Blick. Dean wünschte, er könnte diese Entschlossenheit auch spüren. „So einfach ist das nicht, Sammy, sie -“ „Doch, Dean, so einfach ist es,“ fährt Sam ihm dazwischen, nur um nach einer kurzen Pause anzufügen: „Aber das war nicht der Grund, warum ich es getan habe und das weißt du.“ Und es stimmt – Dean weiß es. Sam hatte ihm immer wieder gesagt, dass er bereit ist, ein normales Leben aufzugeben, wenn das heißt, dass er Dean bei sich haben kann. Und Dean war nie bereit, das zuzulassen und er ist es immer noch nicht, aber diesmal lässt Sam ihm gar keine Chance. Er hat die Entscheidung schon ohne Dean gefällt. „Sam“, beginnt Dean trotzdem leise und vielleicht kann er es seinem Bruder noch ausreden, denn manchmal handelt Sam, ohne alles genau zu überdenken und er hat einen Fehler gemacht und wieso sieht er es denn nur nicht ein? „Nein, Dean, ich bleibe bei dem Deal.“ Sam lässt ihn gar nicht erst ausreden, weiß wie immer viel zu schnell, was in Deans Kopf vorgeht. „Es wäre eh so gekommen. Wie normal wäre mein Leben denn schon gewesen? Ich hätte vielleicht wieder studieren können, aber ich würde immer noch wissen, was im Dunkeln lauert. Und ich hätte mir auch eine Frau suchen können, aber das würde auch nichts daran ändern, dass ich dich -“ Diesmal ist Sam es, der abbricht, denn es gibt Dinge, die werden in der Winchester Familie einfach nicht ausgesprochen. Und was nutzt es, etwas auszusprechen, das so deutlich und allgegenwärtig ist? Dean weiß einige lange Minuten nicht, was er sagen soll. Seine Argumente waren immer die gleichen: Sam will ein normales Leben und er muss Sam beschützen. Und genau diese Argumente wurden gerade zunichte gemacht. Egal, wie sehr Dean es dreht und wendet, es ist zu spät – Sam kann kein normales Leben mehr führen und er hat oft genug bewiesen, dass Dean ihn nicht mehr beschützen muss. „Als ich Ja gesagt habe, da habe ich das auch so gemeint, Sam,“ sagt Dean leise und zum ersten Mal ist er sich einer Sache hundertprozentig sicher. Diesen Schritt zu gehen ist nicht schwer – Dean ist ihn wahrscheinlich schon gegangen, als er den betrunkenen Sam vor Jahren ins Bett brachte – und wenn Sam wirklich glaubt, mit Dean glücklich sein zu können, dann ist Dean dazu bereit. Und er hofft und betet und wird alles dafür tun, dass er seinen Bruder nicht enttäuschen wird. „Das weiß ich, Dean.“ Sams erleichtertes Lächeln ist das schönste, das Dean seit dem Abschluss seines Deals gesehen hat. Einige Minuten stehen sie sich schweigend gegenüber und die Stille wird langsam unangenehm, da rollt Sam leicht mit den Augen. „Und wirst du mich nun küssen oder nicht?“ Und Dean hat gelernt, dass er zu Sam nicht Nein sagen sollte. Also küsst Dean seinen Bruder in einem Motelzimmer mit Sonnenblumen an der Wand, in zerrissener Kleidung und mit seinem Herzen in der Hand, zum fünften Mal. Und danach tut er es wieder und wieder und wieder. - - - Es wird nie perfekt sein. Sie werden weiter jagen und es werden neue Dämonen kommen, sie werden mehr als einmal dem Tod nur knapp entkommen und sie werden sich über Dinge streiten, von denen andere Menschen nicht einmal wissen. Deans Erinnerung wird wieder kommen und er wird nachts vom Höllenfeuer träumen, von Schreien und gequälten Seelen, von Blut, Schmerzen und Folter. Sam wird da sein, wenn er aufwacht. Eines Tages wird Dean von dem Burger vor sich aufsehen, sich über den Tisch eines Diners lehnen, Sam kritisch mustern und fragen: „Bist du glücklich?“ Sam wird ihn ansehen, nicken und danach seine Pommes weiter essen. Und Dean wird ihm glauben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)