Fünf Mal, die Dean seinen Bruder küsste von Bittersweet_Symphony (Und einmal, als er es nicht tat) ================================================================================ Kapitel 1: Das erste Mal ------------------------ Disclaimer: Supernatural und seine Charaktere gehören nicht mir, sondern Eric Kripke und Co. Ich mache keinen Profit mit dieser Geschichte. Das erste Mal ----- Als es das erste Mal passiert, ist es unschuldig und harmlos, aber von umso größerer Bedeutung. Es ist Sammys zehnter Geburtstag und er sollte sich freuen, er hat endlich die 'Teens' erreicht, ist einer von den Großen, doch er will nicht aufhören zu weinen. Sein älterer Bruder sitzt neben ihm, ratlos und hilflos und vor allem allein. Ihr Vater hat sich seit zwei Wochen nicht blicken lassen, wieder auf der Jagd nach einer der Kreaturen und diesmal ohne Dean – mit seinen vierzehn Jahren kennt dieser zwar schon so gut wie jede Waffe in- und auswendig und weiß, wie diese zu handhaben ist, dennoch gibt es immer noch Jagden, auf die John Winchester ihn nur ungern mit nimmt. Sowieso scheint ihr Vater vieles ungern zu tun, wie zum Beispiel rechtzeitig zum Geburtstag seines jüngsten Sohnes zu erscheinen oder ihnen genug Geld da zu lassen, dass sie sich wenigstens zu Sams großem Tag mehr als eine Tütensuppe leisten könnten. Ungewollt ballen sich Deans Hände zu Fäusten, denn er ist nicht nur hilflos, ratlos und allein, sondern auch frustriert und wütend. Doch ändert dies nichts daran, dass sein kleiner Bruder immer noch weinend neben ihm sitzt, ohne eine Geburtstagsfeier, ohne einen Kuchen, ohne Geschenke und vor allem ohne Vater. Leise seufzend legt Dean dem Kleinen eine Hand auf die Schulter. „Beruhige dich, Sammy. Dad hat es sicher nicht vergessen, er ruft gleich an, das weiß ich.“ Aber Sam schüttelt seinen Kopf. „Das sagst du mir jetzt seit zwei Stunden ... Er hat es vergessen, nicht wahr? Ihm ist es noch nicht einmal wichtig. Niemandem ist es wichtig.“ „Das stimmt nicht. Mir ist es wichtig. Und ich bin doch da“, lächelt Dean aufmunternd, während er den Arm um die Schultern seines Bruders legt und ihn an sich drückt. „Wirklich?“ fragt Sam leise und hoffnungsvoll, und es ist einfach zu viel. Dean weiß nicht, wie er ihn dazu bringen kann, mit dem Weinen aufzuhören. Und er weiß auch nicht, wie er ihren Vater dazu bringen kann, die Rache nicht mehr über seine Söhne zu stellen. Das einzige, was er weiß ist, dass er seinen kleinen Bruder liebt, mehr als alles andere auf der Welt und dass er ihn beschützen muss, wenn es sein muss sogar vorm eigenen Vater. In einer schnellen Bewegung hat er sich vorgebeugt und Sam einen kleinen, kurzen Kuss auf die Wange gegeben. „Wirklich“, versichert er ihm so fest und deutlich, wie er nur kann und das überraschte, aber glückliche Lächeln seines Bruders ist Antwort genug. Später klaut Dean einen Fertigkuchen im nächsten Wal-Mart und Sam und er liegen den Rest des Tages vor dem Fernseher, lachen über die Kandidaten in Reality Shows, essen Kuchen und trinken Cola. Ihr Vater wird sich zwei Tage später melden, er kommt erst Ende der Woche zurück. Alles in allem, ist es ein guter Tag. Kapitel 2: Das zweite Mal ------------------------- Disclaimer: Supernatural und seine Charaktere gehören nicht mir, sondern Eric Kripke und Co. Ich mache keinen Profit mit dieser Geschichte. Das zweite Mal - - - - Als es das zweite Mal passiert, ist es weniger unschuldig, aber dafür auch von geringerer Bedeutung. Zumindest möchte Dean es so sehen. Sam ist sechzehn und ein Streber, so viel steht fest. Dean hat es niemals, aber auch wirklich niemals, geschafft, ihn auch nur zu einem einzigen Bier zu überreden. Und da Sam unter einundzwanzig ist und somit sonst von nirgendwo her Bier bekommen sollte, war’s das auch mit den Abenteuern eines Jugendlichen. Jedenfalls dachte Dean das immer. Abgesehen von seinem Streberdasein, scheint Sam einen guten Stand bei den Mädchen zu haben, Gott weiß warum. Er spielt in der Fußballmannschaft seiner derzeitigen Schule und, nun, es tut ihm wirklich gut. Nicht, dass Dean so etwas sonderlich auffällt, natürlich… Dennoch kann er mit dem Stolz eines großen Bruder sagen, dass Sammy gut aussieht. Der lange, schlaksige Körper beginnt langsam, sich mit Muskelmasse zu füllen, das Gesicht verliert allmählich seine kindlichen Züge und wenn sie nah beieinander stehen, muss Dean sogar jetzt schon den Kopf etwas heben, um seinem Bruder ins Gesicht blicken zu können. Und das weibliche ist ein hinterhältiges Geschlecht. Das ist Deans einzige Erklärung für ihre Situation. Sam war den ganzen Abend über nicht nach Hause gekommen, nachdem er sich am Nachmittag verabschiedete, um zu einem Freund ‚lernen’ zu gehen. Und da Sam immer, in jeder Lebenslage, lernt, haben John und Dean ihm geglaubt. Nun ist es bereits vierzig Minuten nach Mitternacht und der jüngste Winchester ist immer noch nicht heimgekehrt. Wahrscheinlich versackt auf einer Party, zu der ihm eine seiner vielen Verehrerinnen überrede hat. Das wäre alles kein Problem, wenn sie wüssten, wo er ist. Oder wenn er nicht unbewaffnet aus dem Haus gegangen wäre. Nun ist es aber ein Problem, denn Sammy ist irgendwo da draußen, vermutlich betrunken, vielleicht allein, definitiv unbewaffnet und ihm könnte so gut wie alles zustoßen. John hat bereits vor einer viertel Stunde ihr kleines, spärlich möbliertes, Heim verlassen, um nach seinem Sohn zu suchen. Dean wurde dazu verdonnert, zu Hause zu bleiben und Wache zu halten, falls Sam den Weg alleine finden und auftauchen sollte. Allerdings fällt es ihm mehr als schwer, ruhig da zu sitzen und zu warten, wenn er weiß, dass sein Bruder da irgendwo alleine herum streunert. Die Flasche Bier in seiner Hand ist bereits warm und das schon seit einer halben Stunde, während er auf dem alten, sperrigen Sofa sitzt und die Tür anstarrt, hoffend und betend, dass durch sie endlich ein betrunkener Sam stolpern wird. Dieser Wunsch wird schneller als gedacht Wirklichkeit, als die Tür mit einem Ruck aufgerissen wird und ein eindeutig betrunkener Sam herein stolpert, dabei fast noch den Garderobenständer neben der Tür umreißt, und kurz vor Dean Halt macht. „Dean!“, ruft er fröhlich, die Arme wild herum wedelnd. „Wieso bisch…bist du no-noch wach?“ Das Lallen seines Bruders ist selbst für Dean, der einige Erfahrung damit hat, kaum verständlich und er stützt den schwankenden Sam an den Schultern ab. Sie stehen sich nun gegenüber, nachdem Dean bei Sams Eintritt fast sofort aufgesprungen war. „Nun, ich weiß nicht. Vielleicht weil Dad und ich bald wahnsinnig vor Sorge wurden, während du in der Weltgeschichte herum getorkelt bist?!“ Eigentlich hatte Dean nicht vor, wie ein belehrendes Elternteil zu klingen, wenn Sam wiederkommt, aber es ist spät, er ist müde, kaputt, aufgebracht, wütend und immer noch voller Sorge. Da fällt es etwas schwer, ruhig zu bleiben. Dean scheint jedoch nicht sehr überzeugend in dieser Rolle zu sein, denn sein Bruder lacht lediglich und winkt Deans Protest ab. „Du kannscht gar…gar nicht so~ wütend auf misch sein. D-du mah-machst das doch selbst oft… oft genug!“, verteidigt er sich vehement, doch Dean hat gar keine Chance zur wütenden Antwort anzusetzen. Denn schon im nächsten Moment hat Sam die Arme um ihn geworfen und ihn an sich gedrückt und, nein, Dean muss wirklich nicht wissen, dass sein Kopf perfekt in die Kuhle zwischen Sams Hals und Schulter passt. „Sam…“, versucht er ihn deshalb wieder zu beruhigen, während er beginnt, sich aus Sams Armen zu winden. Vergeblich. Sein Bruder festigt nur seinen Griff an ihm und murmelt etwas, dass Dean nicht genau versteht, da er von dem Gefühl von Sams Lippen, die sein Ohr streifen, abgelenkt wird. Oder auch von dem warmen Atem an seinem Hals, der ihm eine Gänsehaut verpasst. „Sam. Sammy...“, und Deans Stimme bricht ungewollt, als er wieder, diesmal mit mehr Kraft, versucht, seinen Bruder von sich wegzuschieben und gleichzeitig um Fassung ringt. „Komm schon, man. Du gehörst ins Bett.“ Als Antwort bekommt er zwar nur wieder unverständliches Gebrabbel, dafür löst sich Sams Klammergriff ein wenig und Dean schafft es, wenn auch mit einiger Mühe, seinen kleinen Bruder in ihr Zimmer und ins Bett zu bugsieren. Sam lässt sich mit einem Schwung auf dieses fallen und während Dean sich noch Sorgen um den Lattenrost macht, fängt Sam längst an, friedlich und zufrieden zu schnarchen. „Na wunderbar“, flucht Dean leise und beginnt, Sams Schuhe auszuziehen. Jacke und Hose sind schwerer, da Sam sich gar nicht mehr bewegt und dazu auch nicht gerade leicht ist. Als endlich alles geschafft ist, zieht Dean die Decke über seinen Bruder, der sich leise schmatzend auf die Seite rollt. Und es ist… Es kommt plötzlich. Und es ist… Es ist nur… Die beiden sind alleine, aber ihr Vater könnte jeden Moment zurück kommen. Und Sam schläft seinen Rausch aus, bekommt von seiner Umgebung gar nichts mehr mit. Und er sieht so friedlich aus – die Haare liegen ihm wild verwuschelt im entspannten Gesicht, seine Lippen sind leicht geöffnet, seine Brust hebt und senkt sich gleichmäßig. Und plötzlich, ohne Vorwarnung, hat Dean das überwältigende Bedürfnis, seinen Bruder zu küssen. Ihn für immer an seiner Seite zu halten und vor allem Übel dieser Welt zu beschützen. Es ist ein kurzer Moment. Schnell, hastig und so flüchtig, dass Dean sich Tage später sicher sein wird, er hätte sich das alles nur eingebildet. Es kostet ihn nur eine kleine Bewegung nach vorne, nur ein Stück, und weiche Lippen berühren seine, geben dem sanften Druck nach, jedoch ohne etwas zu erwidern. Der Moment ist so schnell vorbei, dass Dean gar keine Zeit hat, sich Gedanken darüber zu machen. Sam hat noch nicht einmal Zeit, aufzuwachen. Langsam und mit einem leichten Seufzen steht Dean auf und geht zu seinem eigenen Bett, kriecht unter die Decke und rollt sich leicht zusammen. Er starrt aus dem Fenster und hofft, wünscht und betet dafür, dass dieser kleine, flüchtige Moment ohne Bedeutung war, dass er sich nicht mehr an ihn erinnern wird, wenn er am nächsten Morgen aufwacht. Er wird merken müssen, noch Jahre später, dass alles Wünschen umsonst war. Und er wird nie von Sams kleinem, zufriedenem Lächeln wissen, das da war, sobald Dean ihm den Rücken zu kehrte. Kapitel 3: Das dritte Mal ------------------------- Disclaimer: Supernatural und seine Charaktere gehören nicht mir, sondern Eric Kripke und Co. Ich mache keinen Profit mit dieser Geschichte. Das dritte Mal - - - - - - - - - - - Es geht nun seit einer halben Stunde so – die Gesichter vor Wut verzerrt und die Hände zu Fäusten geballt, schlagen Sam und John mit Worten aufeinander ein. „Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht, Sam?!“, schreit John über die Worte seines Jüngsten hinweg, während er den Brief von Stanford wie eine stumme Anklage in die Höhe hält. „Was ist nur mit dir los?“ Ja, Sam, was hast du dir dabei gedacht? fragt Dean sich, doch anstatt sich einzumischen, bleibt er still auf seinem Stuhl sitzen und starrt die beiden Menschen an, die ihn sein ganzes Leben über begleitet haben. Er versteht es nicht. Er fühlt keine Wut wie John, er fühlt sich nicht hintergangen. Dean fühlt sich einfach nur leer, als wäre ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Und er versteht es nicht. Sam will seine Familie verlassen, er will Dean verlassen. Sein Bus nach Palo Alto geht schon morgen und er hielt es bis jetzt nicht für nötig, es ihnen zu erzählen. Sam hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er nicht das Leben seines Vaters führen will, dass ihm die Schule und Freunde wichtiger sind, dass er ein normales Leben möchte. Ein kleiner Teil von Dean, den er für gewöhnlich unterdrücken konnte, hatte immer geahnt, dass sein Bruder sie irgendwann verlassen würde. Aber jetzt? So plötzlich? Das Geschehen um ihn fließt wie ein rasanter Strom an ihm vorbei. Johns Geschrei, Sams laute Worte, alles vermischt sich ineinander und alles was Dean hört, ist Sams Stimme, die ihm sagt, dass er morgen gehen wird. Erst als ihre Wohnungstür mit einem Ruck zugeknallt wird, werden die Bilder wieder klarer und Dean bemerkt, dass nur noch Sam mit ihm in der Küche steht. Die Jacke seines Vaters ist verschwunden. Sein Bruder hat ihm den Rücken zugedreht, aber Dean kann allein an seiner Körpersprache erkennen, dass Sam gespannt ist wie ein Faden, der jeden Moment reißen könnte. Die Stille in dem kleinen Raum ist erdrückend und als Sam sich endlich umdreht, ist er in einer Abwehrhaltung, als würde er erwarten, dass nun auch Dean auf ihn losgeht. Doch alles was von diesem kommt ist nur ein leises „Warum, Sammy?“, das in der stillen Küche wirkt, als hätte er geschrien. Dean möchte, dass sein Bruder glücklich wird, dass ihm alle Türen der Welt offen stehen, aber warum muss Sams Glück ihre Familie ausschließen? Sam muss verstanden haben, dass diese Frage kein weiterer Vorwurf war, da er schon im nächsten Moment bei Dean ist und vor seinem Stuhl in die Hocke geht, um seine Hände beruhigend auf dessen Knie zu legen. Dean versucht die Wärme, die von seinem Bruder ausgeht, zu ignorieren. „Dean“, beginnt Sam sanft, die Augen die ganze Zeit auf Deans Gesicht gerichtet. Er sieht traurig aus, aber nicht so, als würde er seine Entscheidung bereuen. „Dean, ich verlasse dich nicht. Ich gehe nur aufs College, mehr nicht. Nur weil wir nicht mehr zusammen wohnen, heißt das nicht, dass ich dich vergessen werde. Ich werde dich anrufen, jeden Tag, und du kannst mich besuchen kommen, wenn du möchtest. Ich verlasse dich nicht, Dean“, wiederholt er leiser und sein Blick fleht seinen Bruder an, ihm zu glauben. Es gelingt Dean nicht. Sam wird gehen, er wird neue Freunde finden, eine neue Umgebung, in der er glücklich sein wird, und er wird nicht mehr zu seiner Familie zurückkehren wollen. Dean fühlt sich, als hätte ihm jemand die Hände um die Kehle gelegt und würde mit jeder Minute stärker zudrücken. Er schüttelt schwach den Kopf. „Und was ist mit uns, Sam, mit mir und Dad? Was, wenn bei einer Jagd etwas geschieht und du erfährst es Monate lang nicht, weil unsere Ausweise und Kreditkarten gefälscht waren? Was dann?“ Er sieht Sam leicht schlucken, doch sein Bruder senkt seinen Blick nicht. Es wirkt, als hätte er diese Tatsache schon vor langer Zeit akzeptiert. Als wäre er bereit, dieses Opfer zu bringen. Es schmerzt mehr, als Sams eigentlicher Entschluss, zu gehen. „Ich möchte dieses Leben nicht. Ich hab es nie gewollt. Es ist Dads Leben, nicht meines und auch nicht deines. Wir haben die Möglichkeit, das hinter uns zu lassen, siehst du das denn nicht?“ Bei Deans verwirrtem und fragendem Blick, rutscht Sam ein Stück weiter vor, schiebt sich zwischen Deans Beine, als hätte er jedes Recht dazu, und nimmt das Gesicht seines Bruders fest in beide Hände. „Komm mit mir, Dean.“ Es ist leise gesprochen, aber so eindringlich, dass Dean für einen kurzen Moment das Gefühl hat, die imaginären Hände um seine Kehle würden ein letztes Mal fester zudrücken, so lange, bis Dean jegliche Luft wegbleibt. „Sam...“ Aber sein Bruder lässt ihn gar nicht erst zu Wort kommen. „Wir könnten uns eine kleine Wohnung nehmen in der Nähe des Campus. Du würdest einen richtigen Job annehmen und... Dean, wir könnten ein gutes Leben haben. Zusammen.“ Es ist die Art und Weise, wie Sam das letzte Wort betont, die Dean endgültig hellhörig werden lässt. Die Tatsache, dass sich Sams Berührungen verändert haben, die Hände auf Deans Gesicht sich nun fast schon zärtlich und nicht mehr beruhigend anfühlen, tut ihr Übriges. Es fühlt sich an, als würde er sich mit zunehmender Geschwindigkeit einer Panikattacke nähern. „Nein.“ Die Antwort klingt nicht halb so überzeugend, wie Dean es gerne hätte und als er versucht, aufzustehen, wird er von Sam sofort in den Stuhl zurück gedrückt. „Versuch gar nicht erst, es zu leugnen, Dean. Denkst du wirklich, ich hätte nie etwas bemerkt? Die Blicke, die Berührungen und, Dean“, Sam stockt und wird leicht rot um die Nase, was Dean das Schlimmste vermuten lässt. „An dem einen Abend, ich... Ich war nicht eingeschlafen.“ Scheiße. Das ist das erste, was Dean dazu einfällt. Die Nacht vor zwei Jahren, als Sam betrunken nach Hause gekommen war, als Dean bald umgekommen war vor Sorge. Als er Sam ins Bett brachte und als er seinen eigenen, anscheinend damals hellwachen, Bruder küsste. Bevor Dean Zeit hat, zu hyperventilieren, redet Sam auch schon weiter, wenn auch etwas gehetzter als zuvor. „Und meine Antwort ist Ja, Dean. Wir können das haben, wir können zusammen sein. Ich möchte das. Und du möchtest das auch, das weiß ich.“ Sam sieht so hoffnungsvoll und gleichzeitig ängstlich aus, dass Deans nächster Gedanke lediglich 'Zum Teufel damit' sein kann. In einer schnellen Bewegung hat er sich vorgebeugt und den geringen Abstand zwischen ihnen überbrückt. Der Kuss ist nicht ganz so schwungvoll wie Deans Entscheidung dazu. Er ist zart, süß und so zerbrechlich und vorsichtig, wie es sonst niemals die Art eines Winchesters ist. Dean löst sich viel zu schnell wieder von seinem Bruder und sieht ihn an, unsicher, was nun kommen wird. Wie viele Winchester-Gene wirklich in ihnen stecken, zeigt Sam, als er sich daraufhin einfach nimmt, was er will, kompromisslos und mit ganzem Herzen dabei. Mit einem Ruck ist er aufgestanden und hat Dean auf die Füße gezogen, der nicht einmal richtig sein Gleichgewicht wiederfinden kann, bevor er an Sams Körper gezogen wird. Und, Gott, Sam ist riesig. Für einen Moment ist Dean sich sicher, dass Sam, der kleine Bruder, den er immer beschützen musste, alles und jeden besiegen könnte. Es ist ein beruhigendes Gefühl. Der nächste Kuss ist fordernder und nimmt Dean völlig ein. Es wäre nun wirklich Zeit für eine Panikattacke, es sollte sich falsch anfühlen, widerlich und schmutzig. Aber Sam küsst Dean, als würde sein Leben davon abhängen. Und er hält seinen großen Bruder, als wäre er etwas wertvolles, das es zu beschützen gilt. Es fühlt sich gleichzeitig nach Heimat und nach Abschied an. - - - - Sie gehen an dem Abend nicht weiter. Nicht, weil sie nicht wollen, sondern weil sie beide wissen, dass es es zu viel kaputt machen würde bei dieser unsicheren Lage zwischen ihnen. Nach einigen weiteren Küssen löst sich Dean von Sam, setzt dem ganzen ein Ende, doch als Sam darauf besteht, zu ihm ins Bett zu kommen, lässt Dean seinen Bruder gewähren. Sie liegen ruhig nebeneinander, Seite an Seite, so dass sich ihre Schultern leicht berühren, aber mehr passiert nicht. Es geht nicht. Dean weiß, dass er seinen Vater nicht alleine zurücklassen wird. Und Sam weiß, dass er dieses Leben nicht mehr führen wird. Es gibt diesmal keinen gemeinsamen Nenner für sie, das ist beiden bewusst. Und während Sams Antwort Ja ist, lautet Deans Antwort zum ersten Mal Nein. Als Dean am nächsten Morgen aufwacht, ist Sam schon lange weg. Entgegen seiner Beteuerungen, wird es vier Jahre dauern, bis er und Dean wieder ein Wort miteinander sprechen werden. Noch länger, bis die Familie wieder vereint sein wird. John wird darüber nicht sprechen wollen, wird sich auf seine Jagden konzentrieren und Dean auf seine eigenen schicken. Und Dean wird sich dabei die ganze Zeit fühlen, als wäre mit Sam sein gesamtes Leben gegangen. Kapitel 4: Und einmal, als er es nicht tat ------------------------------------------ Disclaimer: Supernatural und seine Charaktere gehören nicht mir, sondern Eric Kripke und Co. Ich mache keinen Profit mit dieser Geschichte. Und einmal, als er es nicht tat ------------- Nach Stanford ist nichts mehr so, wie es einmal war. Dean hätte es wissen müssen – und vielleicht hat er es gewusst und wollte es nur nicht wahrhaben – dennoch ist die plötzliche Distanz zwischen ihm und seinem Bruder überraschend. Und die sachliche Kühle, mit der Sam sich auf die Jagden konzentriert, ist Segen und Fluch zugleich. Dean weiß, dass sein Bruder nur vergessen möchte. Er verwendet all seine Energie auf die Jagden, auf die Suche nach ihrem Vater, nur um nicht an Jessica denken zu müssen. Darüber ist Dean froh. Die ersten Wochen nach ihrem Tod waren die reinste Hölle, nicht nur für Sam. Die Traurigkeit, die von Sam ausging und die Gewissheit, nichts dagegen unternehmen zu können, machten Dean hilflos und wütend. Und obwohl es nun besser geworden ist und sein Bruder sogar wieder lachen kann, ist es dennoch nicht vorbei, das weiß Dean ganz genau. Denn Sams Albträume sind geblieben. Doch während Sam nun alles daran setzt, Jessica zu vergessen, hatte er anscheinend die letzten vier Jahre alles daran gesetzt, Dean und ihr altes Leben zu vergessen. Und damit hatte Dean nicht gerechnet. Dass es unangenehm zwischen ihnen werden würde, ja. Dass sie etwas Zeit brauchen würden, auch das. Dass Sam es nicht aushalten würde, länger als zehn Minuten mit Dean im selben Raum zu sein, nicht unbedingt. Dass Sam bei jeder noch so beiläufigen Berührung zurückschrecken würde, definitiv nicht. Sobald Dean im Zimmer ist, verschwindet Sam und das ist keine Übertreibung. Er ist ständig unterwegs, in der Bibliothek, im nächsten Supermarkt, im Diner um die Ecke. Sein Bruder bleibt nur still, wenn sie schlafen gehen und selbst da wendet er Dean noch den Rücken zu. Und Dean weiß nicht, wie er es ändern kann. Er ist kein Mensch der großen Worte und ihm selbst fällt es auch nicht leicht, Sam nun wieder jeden Tag um sich zu haben. Also bleibt er einfach still. So geht es wochenlang zwischen ihnen hin und her – Sam tut so, als wäre nie etwas geschehen und Dean tut so, als würde ihm Sams Benehmen nichts ausmachen. Es ist ein stilles Übereinkommen, das es erst an dem Abend gebrochen wird, an dem Sam mit einem Seufzen das Gewehr zur Seite legt, das er eben noch gesäubert hat. „Findest du nicht auch, das es langsam lächerlich wird?“ Deans Überraschung ist ehrlich, als er den Blick vom Fernseher zu seinem Bruder wendet. „Hm?“, nuschelt er mit einem Mund voll Nachos, deren Krümel er schnell von seinem Hemd wischt. Sam rollt leicht mit den Augen. „Das hier“, meint er mit entsprechendem Blick, während er mit einer Hand zwischen sich und Dean hin und her deutet. „Findest du nicht, wir sollten darüber reden?“ Und es ist einfach typisch Sam, der immer genau dann reden will, wenn Dean gerade Oprah guckt und Nacho-Krümel von seinem Hemd aufsammelt. „Über was sollten wir deiner Meinung nach reden?“ Es ist immer besser, wenn man nicht auf Sams Versuche sich auszusprechen eingeht. Nie kommt etwas Gutes dabei raus, das hat Dean schon vor langer Zeit begriffen. Sam durchkreuzt seine Pläne natürlich, indem er den Fernseher ausschaltet und sich ungefragt zu Dean aufs Bett setzt, was diesen dazu bringt, lieber ein Stück weg zu rutschen. Falls Sam das bemerkt haben sollte, lässt er es sich nicht anmerken. „Weich mir nicht aus“, und der Ton in Sams Stimme duldet keinen Widerspruch. „Wir schleichen umeinander herum, wie zwei verschreckte Hunde und ich will, dass das ein Ende hat. Also reden wir jetzt darüber. Was stört dich so sehr, dass du mir aus dem Weg gehst?“ Dieser Vorwurf ist so lächerlich, dass Dean sich fast an den Nachos verschluckt. „Ich gehe dir aus dem Weg?!“, fragt er ungläubig. „Wer von uns beiden verschwindet denn immer sofort, sobald wir zu lange im selben Raum sind? Ich ganz sicher nicht. Und nur zu deiner Information, ich war auch nicht derjenige, der sich vier Jahre lang nicht gemeldet hat.“ Dean bereut den letzten Satz, sobald er aus seinem Mund gekommen ist, aber dafür ist es nun zu spät. Der Vorwurf hängt wie ein schwerer Vorhang zwischen ihnen und Sam sieht wie ein getretener Welpe aus, aber Dean kann sich nicht dazu bringen, Mitleid zu empfinden. Diesmal nicht. „Dean, ich..“, beginnt Sam, aber Dean schüttelt den Kopf und steht auf, um zum Kühlschrank zu gehen und sich ein Bier zu holen. „Spar es dir, Sam. Das letzte, was ich von dir brauche, sind noch weitere Lügen.“ „Was?“ Sam sieht ernsthaft erschüttert über diese Anklage aus und schon im nächsten Moment ist er bei Dean, was seine Bemühungen der letzten Wochen, Dean aus dem Weg zu gehen, ziemlich lächerlich erscheinen lässt. „Was meinst du damit? Ich habe dich nie angelogen, Dean.“ Dean kann nichts daran ändern, dass sein kurzes Lachen mehr als verbittert klingt und er sich an seiner Bierflasche fest klammert, als wäre sie eine Art Rettungsanker. „Ach, nein? Und was war dann dieser ganze Unsinn, von wegen du würdest mich anrufen und ich könnte dich besuchen kommen? Tut mir leid, Sammy, aber das scheint mir eine ziemlich große Lüge gewesen zu sein.“ Aber sein Bruder schüttelt vehement den Kopf und tritt noch weiter an Dean heran, so nah, dass sie sich fast berühren und Dean versucht auszuweichen, aber die Küchentheke hindert ihn daran. Langsam legt Sam seine Hand auf Deans und löst seine verkrampften Finger von der Bierflasche. „Ich habe dich nicht angelogen, Dean.“ Sams Stimme ist so leise, dass Dean ihn kaum hören kann und er klingt so traurig, dass er seinen kleinen Bruder am liebsten wie früher in den Arm nehmen würde, um ihm zu sagen, dass alles gut werden wird. Doch er sieht Sam lediglich skeptisch an. „Ich habe versucht, ein neues Leben anzufangen und zwar eines, dass du ganz eindeutig nicht wolltest, Dean. Ich.. Ich wollte mich bei dir melden, wirklich.“ Sam lacht ein kleines, spöttisches Lachen. „Gott, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft ich den Hörer in der Hand hatte, um deine Nummer zu wählen. Das musst du mir glauben. Aber es ging nicht. Ein Wort von dir und ich hätte sofort meine Sachen gepackt und wäre zurück gekommen ohne mich auch nur noch einmal umzusehen. Aber das konnte ich nicht zulassen, verstehst du das denn nicht? Ich hatte Jessica und ich war zum Jura-Studium zugelassen worden, das hätte ich nicht so einfach wegwerfen können.“ Dean hat keine Worte darauf. Die altbekannten Hände um seine Kehle sind zurück gekehrt, sind deutlicher als je zuvor und als er seine Stimme endlich wiederfindet, ist sie rau und ähnelt eher einem heiseren Krächzen. „Ich hätte nie von dir verlangt zurückzukommen, Sammy.“ „Das weiß ich, Dean.“ Sam hält noch immer Deans Hand in seiner und drückt diese fester. „Aber das ändert nichts daran, dass ich damals alles getan hätte, um mit dir zusammen sein zu können. Das war alles, was ich jemals wollte.“ Er schluckt leicht und die nächsten Worte scheinen ihm schwerer zu fallen, so fest, wie er sich jetzt an Deans Hand klammert. „Und ich will es immer noch, Dean, aber ich weiß einfach nicht, wie ich dich dazu bringen kann, es mir zu glauben.“ Es ist der hilflose und verzweifelte Ausdruck in Sams Augen, die Art und Weise, wie Sam noch immer seine Hand hält, die Dean dazu bringen, ihm zu glauben. Sam würde alles für ihn geben, sogar seinen Traum von einem normalen Leben, und diese Erkenntnis ist so neu und überwältigend, das Dean für einen Moment jegliche Luft wegbleibt. Sein kleiner Bruder liebt ihn genug, um sich selbst aufzugeben, damit Dean glücklich sein kann. Es wäre so einfach für Dean, sich nun vorzubeugen und Sam zu küssen, ihm alles zu geben, was er will, aber er kann es nicht tun. Seit seinem vierten Lebensjahr war es seine Aufgabe, Sammy zu beschützen und er kann es nicht zulassen, dass sein Bruder sein eigenes Glück opfert. Schon gar nicht für jemanden wie Dean. Sam will ein normales Leben, er will wieder zurück zur Schule gehen und er wird eine Frau finden, mit der er 2,5 Kinder und ein Vorstadthaus mit weißem Gartenzaun haben wird. Und Dean wird den Teufel tun und ihn daran hindern. „Ich glaube dir, Sam.“ Deans Stimme ist sanft aber bestimmend, während er seine Hand aus Sams Griff löst. „Aber es ist nicht das, was ich will. Es tut mir leid.“ Es ist die schwerste Lüge, die Dean je erzählen musste, aber Sams Schultern sacken zusammen und er sieht so traurig aus, dennoch schafft er es zu nicken und dabei ein paar Schritte zurück zu gehen. „Okay.“ Sams Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern und er ist aus der Tür bevor Dean überhaupt realisieren kann, dass er gerade zum zweiten Mal Nein zu etwas gesagt hat, zu dem er mehr als alles andere Ja sagen will. Sie werden weitermachen wie bisher. Sie werden ihren Vater finden und sie werden ihn wieder verlieren. Sie werden weiter auf Jagden gehen und dem Tod mehr als einmal ins Auge blicken. Dean wird die ganze Zeit über so tun, als würde er Sams Blicke nicht bemerken. Sam wird nie erfahren, dass Dean jedes Jahr regelmäßig nach Stanford gefahren war, nur um sicher zu gehen, dass sein Bruder glücklich war. Und Dean hatte ihm angesehen, dass er es nicht war. Kapitel 5: Das vierte Mal ------------------------- Disclaimer: Supernatural und seine Charaktere gehören nicht mir, sondern Eric Kripke und Co. Ich mache keinen Profit mit dieser Geschichte. Anm.d.A.: Entgegen aller Verwirrungen, war das letzte Kapitel nicht das Ende der Story, keine Sorge ;) Nach diesem Kapitel wird noch ein weiteres folgen, -dann- erst ist die Geschichte zu Ende. Das Kapitel hier ist übrigens mein bisher liebstes aus der ganzen Story, also hoffe ich, dass es euch auch gefallen wird. :) Das vierte Mal ----------- Deans persönliche Hölle bricht dreiundzwanzig Stunden, sechsundvierzig Minuten und fünfundfünfzig Sekunden vor dem Ablauf seines Jahres los, aber wer zählt schon mit. Er hat schon vor einiger Zeit begriffen, dass der Deal ein Fehler war – zumindest was einige Vertragspunkte angeht – aber er hat es noch nie so deutlich gespürt wie jetzt. Nicht mal mehr ein ganzer Tag bleibt ihm noch, ein Tag mit Sam, ehe er wortwörtlich zur Hölle fahren wird. Wie sieht die Hölle überhaupt aus? Wird es ein großer schwarzer Raum sein, ohne Gerüche oder Geräusche, wo niemand Deans Schreie hören wird? Wird er auf andere Seelen treffen? Wird er gefoltert werden? Bei allem Ungewissem steht es dennoch fest, dass er Sam nicht wiedersehen wird. Morgen wird sein letzter Tag mit Sammy sein und dann ist es vorbei. Eine Ewigkeit ohne Sam. Plötzlich scheint sich alles mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zu zu bewegen – die Wände des heruntergekommenen Motels schieben sich ihm entgegen, Schwefelgestank liegt in der Luft und in der Ferne kann er schon das Bellen dämonischer Hunde hören, die gekommen sind, um ihn einzusammeln. Mit einem Ruck sitzt Dean aufrecht im Bett und sein Blick geht sofort zu Sam, der schlafend in seinem Bett liegt. Also muss es seine Einbildung sein, er muss schon langsam den Verstand verlieren, ansonsten wäre Sam beim kleinsten Geräusch schon alarmiert gewesen. Mit einer Hand greift sich Dean an seine sich hektisch heben und senkende Brust, mit der anderen schlägt er die Bettdecke zurück. Er muss raus, raus aus der bedrückenden Enge des Raumes und er braucht Luft, er kann kaum noch atmen, und er wird noch vor Ablauf seines Deals sterben, das spürt er ganz genau. Mit hastigen Schritten stolpert Dean in das kleine Badezimmer und kaum dass er die kalten Fliesen an seinen nackten Füßen spürt, beruhigt er sich etwas, aber es hilft nicht viel und schon im nächsten Moment geht er vor der Toilette in die Knie. Er wird sich übergeben müssen, sonst wird er ersticken und wäre das nicht eine Art für Dean Winchester zu gehen? Erstickt im Badezimmer eines schäbigen Motels mitten im Nirgendwo von Arizona. Doch als er sich über die Schüssel beugt, bringt er nichts außer einem trockenen Husten zustande und die Enge um seine Brust löst sich einfach nicht und er kann nichts dagegen machen. Leise seufzend lässt Dean sich nach vorne fallen, legt seine Stirn an den kühlen Rand des Toilettensitzes und versucht, ruhig ein und aus zu atmen. Er muss sich einfach nur beruhigen, die Kontrolle wiederfinden, dann wird es vorbei sein. Aber egal, wie sehr er sich auch bemüht, seine Atmung bleibt hastig und stockend und er bekommt nie genug Sauerstoff in seine Lunge. Starke Arme legen sich von hinten um seinen Oberkörper, ziehen ihn von der Toilette weg und an eine warme, breite Brust. „Shhh, Dean, es ist alles okay, beruhige dich.“ Sam klingt noch etwas benebelt vom Schlaf, aber in seiner Stimme schwingt deutliche Sorge mit. „Nein, Sam.. ich.. Sammy.“ Dean schüttelt schwach den Kopf, versucht Sam irgendwie klar zu machen, dass nicht alles okay ist – er ist gerade am Ersticken, verdammt – aber er bekommt nicht genug Luft, um einen ganzen Satz zu bilden. Sam drückt ihn lediglich stärker an sich und beginnt, sie beide leicht vor und zurück zu wiegen. Normalerweise hätte Dean nun protestiert – er ist kein Baby – aber die Bewegung ist seltsam beruhigend. „Doch, Dean, glaub mir, es ist alles in Ordnung. Du hast einfach nur eine Panikattacke, das ist alles. Versuch ruhiger zu atmen.“ „Kann nicht“, presst Dean mühsam hervor und wieso will sein Bruder ihm das nicht glauben?! Er würde ja ruhiger atmen, wenn er könnte! Deans Frustration muss auch für Sam deutlich spürbar sein, denn im nächsten Moment streichelt eine Hand sanft durch Deans Haare, immer und immer wieder. „Du kannst. Versuch einfach, meine Atmung zu imitieren.“ Sam drückt sich näher an Deans Rücken heran, so dass dieser nun ganz genau die gleichmäßigen Bewegungen von Sams Brust spüren kann. Langsam schließt Dean die Augen und versucht, sich seinem Bruder anzupassen. Es funktioniert nach einer Weile. Sams regelmäßige Atmung und die Wärme und Nähe, die von ihm ausgehen, sind genug, um Deans wie verrückt pochendes Herz wieder zu beruhigen und nach und nach erlangt Dean auch wieder Kontrolle über seine Atmung, atmet gleichmäßig tief ein und aus. Er fühlt sich erschöpft und ausgelaugt, als hätte er drei Tage hintereinander nicht geschlafen und Dean beschließt, dass eine Panikattacke so ziemlich eine der widerlichsten Arten ist, zu ersticken. Ein paar Minuten bleiben beide still sitzen, Sams Arme weiterhin fest um Dean gelegt, der sich angestrengt auf seine Atmung konzentriert. Es dauert etwas, aber dann dreht Dean sich schließlich langsam um und das ohne großen Abstand zwischen sich und seinen Bruder zu bringen, aber er beschließt, das zu ignorieren. Es ist mitten in der Nacht und er hat gerade eine Panikattacke hinter sich, da darf man wohl etwas anhänglich sein. Dean muss den Kopf etwas anheben, um in Sams Augen sehen zu können und als er sie findet, sind sie genauso geweitet und ängstlich, wie Deans noch vor wenigen Minuten waren. Und Dean findet einen kurzen Moment der Bewunderung für Sam, der nach außen hin so ruhig bleiben kann, wenn er genauso viel Angst hat wie sein Bruder. Als Dean nur starrt und nichts sagt, räuspert sich Sam kurz. „Hey“, flüstert er leise und sein Lächeln ist mehr als wackelig. „Hey“, ist alles, was Dean hervor bringt und er versucht, das Lächeln zu erwidern, aber es fällt genauso schwächlich aus wie das seines Bruders. Sein Blick geht kurz an Sam vorbei und fällt auf die große Uhr an der Wand des Badezimmers und Dean kann sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. „Scheint, als wäre es jetzt soweit, nicht wahr? Heute ist mein großer Tag, Sammy.“ Es ist ein schlechter Versuch, die Stimmung aufzulockern, der zum Scheitern verurteilt ist. Sam kneift die Lippen in einer dünnen Linie zusammen und schüttelt den Kopf. „Ich will davon jetzt nichts hören.“ Und das wundert Dean gar nicht. Sam hat das letzte Jahr alles in seiner Macht stehende unternommen, um Dean zu retten und wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte er wahrscheinlich jeden Dämon fünfmal zur Hölle und zurück geschickt, wenn ihnen das irgendwie geholfen hätte. Und nun, nach einem anstrengenden Jahr, das Sam alles abverlangt hat, ist er an dem Punkt angekommen, an dem er sich eingestehen muss, dass es vorbei ist. Er wird Dean nicht retten können. Dean weiß nur zu gut, wie sich das anfühlt. Die Hilflosigkeit, Verzweiflung und Wut, die er spürte, als er Sams leblosen Körper vor sich liegen hatte, ist ihm noch immer in die Erinnerung eingebrannt. Nur dass Dean seinen Bruder damals zurückholen konnte. Sam wird ihn gehen lassen müssen. Sein Bruder starrt an Dean vorbei auf einen unbestimmten Punkt und Dean weiß, dass Sam gerade sehr weit weg ist. Die Arme, die noch immer um Dean gelegt sind, schließen sich fester um ihn, als könnte Sam ihn somit bei sich halten, auch wenn die Hölle ihre Untertanten schickt, um Dean zu holen. Und Dean merkt mit einem unguten Stich im Magen, dass Sammy nur Sekunden davon entfernt ist, in Tränen auszubrechen vor lauter Frustration und Trauer. Deans erster Impuls ist es, das zu verhindern, mit allen Mitteln. Sein nächster Impuls ist es, Sam zu küssen, hier und jetzt. Und da Dean heute sterben wird, Sam somit kein normales Leben mehr für ihn aufgeben kann und das hier seine letzte Chance ist, gibt er dem Impuls nach. „Sam.“ Deans Stimme ist eindringlich und eine seiner Hände krallt sich in Sams Oberarm, fest genug, dass Sam aus seinen Gedanken gerissen wird. Kaum sieht Sam ihn wieder an, hat Dean sich vorgebeugt und seine Lippen auf die seines Bruders gelegt. An diesem Kuss ist nichts zaghaft oder zärtlich, wie noch bei ihrem ersten. Er ist einnehmend und fordernd, voller Verzweiflung und Abschied und für einen kurzen, schrecklichen Moment hat Dean die Befürchtung, Sam würde ihn zurückweisen. Noch bevor er sich von ihm lösen und entschuldigen kann, wird Dean auf einmal gepackt und im nächsten Moment spürt er die kalten Fliesen an seinem Rücken durch den dünnen Stoff seines Shirts hindurch. Für ein paar Sekunden dreht sich alles und Dean weiß weder, wo oben noch unten ist, aber Sams Lippen auf seinen sind ein Anker, an dem Dean sich festhalten und orientieren kann. Und es geht alles zu schnell, viel zu schnell – Dean war mit einem Kuss einverstanden, nicht mit einer Bekanntschaft mit dem Boden des Badezimmers – aber anstatt zu protestieren schiebt er seine Hände in Sams Haare und versucht einfach, mitzuhalten. Sein Bruder lässt ihm keine einzige Pause mehr. Während Dean noch versucht, die ganze Situation überhaupt zu verstehen, hat Sam sich schon über ihn gebeugt und schiebt seine Hände unter Deans Shirt – brennende Berührungen auf seiner Haut – während er Deans Beine einfach auseinander drückt und sich dazwischen gleiten lässt. Es ist zu viel auf einmal, als das Dean sich darüber beschweren könnte, wie ein Mädchen einfach herum geschoben zu werden und er dreht seinen Kopf erst weg, als die Not zu atmen nicht mehr zu ignorieren ist. Sams Lippen wandern weiter zu Deans Hals, hinterlassen eine feuchte Spur auf dessen Haut und Dean versteht langsam, wo das alles hinführt. Er kann nicht einmal annähernd die Kraft aufbringen, so zu tun, als würde er es nicht wollen. Nur eine Sache gibt es da noch, etwas muss noch klargestellt werden und deshalb schiebt Dean seinen Bruder halbherzig an den Schultern von sich – ein eher erfolgloser Versuch, bis Dean leise „Sam, Sam, warte“, sagt, was seinen Bruder dazu bringt, reichlich unwillig von ihm abzulassen. „Gott, Dean, ich schwöre, wenn du mir jetzt sagst, dass du das nicht willst...“ Aber Dean hört nur mit einem Ohr hin, zu sehr ist er damit beschäftigt, Sam an zu starren. Sams Haare sind verwuschelt – Deans Schuld – seine Lippen rot und geschwollen – ebenfalls Deans Schuld – und er hat ein Glitzern in den Augen, das Dean nicht einordnen kann. Verlangen, Liebe, Verzweiflung, Trauer, Hoffnung, all das spiegelt sich in Sams Blick wieder und Dean merkt zum ersten Mal, dass er schon vor Jahren hätte Ja sagen sollen. „Nein, Sammy – Ich meine, Ja... Ich wollte dir nur sagen“, bricht Dean ab, denn dieser Teil ist schwer. Und Dean will nicht sterben und er liebt seinen Bruder so sehr, dass er manchmal nicht weiß, wohin mit den ganzen Gefühlen und wie konnte er nur jemals denken, dass ein einziges weiteres Jahr mit Sam genug sein könnte? Sam will davon nichts mehr hören, aber Dean war ein Idiot und er muss es jetzt sagen. „Ich bereue den Deal nicht, Sam.“ „Dean.“ Sam klingt gequält und als wolle er Dean gleich den Mund verbieten, aber es stimmt. Dean will nicht sterben, aber er würde es jederzeit tun, wenn es heißt, dass Sammy leben darf. Ehe Sam noch etwas sagen kann, redet Dean hastig weiter. „Und egal, wie das heute ausgeht - ich wollte dir nur sagen, dass... Ja, Sam. Meine Antwort ist Ja.“ Sams Blick ist so ungläubig und so voller Hoffnung zugleich, dass es weh tut, ihn anzusehen, aber Dean muss es auch nicht lange tun. Sein Bruder hat sich wieder zu ihm hinunter gebeugt und küsst ihn nun mit einer Intensität, als wäre Dean das einzige auf der Welt, das einen Sinn ergibt. Danach geht ein Bild ins nächste über und alles, was Dean sieht, hört und fühlt ist Sam. Zweiundzwanzig Stunden, dreiundfünfzig Minuten und sechsunddreißig Sekunden später wird sich heraus stellen, dass Dean Recht behalten sollte. Sam wird ihn gehen lassen müssen. Kapitel 6: Das fünfte Mal ------------------------- Disclaimer: Supernatural und seine Charaktere gehören nicht mir, sondern Eric Kripke und Co. Ich mache keinen Profit mit dieser Geschichte. Anm.d.A.: Dieses Kapitel hier ist etwas AU – Ich hab zwar immer versucht, die Kapitel in die Handlung der Serie einzufügen, aber mir gefiel überhaupt nicht, wie die Serie Deans Deal gelöst hat. Da gefällt mir meine Version viel besser und Spoilers gibt es auch nicht ;) Das fünfte Mal ------- Als Dean aufwacht ist das erste, was er sieht, eine riesige Sonnenblume direkt über seinem Kopf. Egal, wie oft er blinzelt, sie verschwindet einfach nicht und ist das die Hölle? Eine riesige Sonnenblume, die Dean sich für alle Zeiten ansehen muss? Wenn das so ist, hat er den Dämonen wohl zu viel zugetraut, was ihre Grausamkeit angeht. Dean richtet sich etwas auf und... seit wann gibt es Betten in der Hölle? Und wieso sieht sie aus wie ein durchschnittliches Motelzimmer? Verwirrt sieht Dean sich um und entdeckt ein zweites Bett im Zimmer. Er hat also einen Zimmernachbarn. Ist die Hölle jetzt zu einer verdammten Jugendherberge geworden?! Schnell tastet Dean seinen Körper ab und findet nichts – keine offenen Wunden, keine gebrochenen Knochen, nicht mal einen Kratzer und er hat auch keine Schmerzen. Gefoltert wurde er also nicht. Erst als er aufstehen will, muss er etwas langsamer machen, da er noch reichlich wackelig auf den Beinen ist. Dean sieht an sich herunter und hält den Atem an. Er trägt noch immer die selben Sachen wie an seinem letzten Tag: Die selben zerrissenen Jeans, das Hemd besteht fast nur noch aus Fetzen, aber es ist kein Blut zu sehen. Also könnte es sein, dass dieses schäbige Zimmer mit unbequemen Betten und riesigen Sonnenblumen auf der Tapete gar nicht die Hölle ist? Könnte es sein, dass... ? Er wagt nicht einmal, so weit zu hoffen und als mit einem Mal die Tür aufgerissen wird und ein abgehetzter Sam herein gestolpert kommt, weiß Dean nicht, ob er sich freuen oder in Ohnmacht fallen soll. Wahrscheinlich beides. Stattdessen starrt er Sam nur ungläubig an und dieser erwidert den Blick mit einem Gesichtsausdruck, als hätte er den Geist von Elvis vor sich stehen. Einige langwierige Sekunden, die eher wie Stunden wirken, sagt keiner von beiden etwas, dann geht Sam mit schnellen Schritten zum Kühlschrank und reißt dessen Tür auf. Er holt eine Flasche Wasser heraus und wirft sie Dean mit so einer Wucht entgegen, dass dieser Probleme hat, sie zu fangen. „Trink das.“ Dean blickt allerdings nur auf die Flasche, als wären ihr plötzlich Arme gewachsen. Warum zum Teufel soll er ausgerechnet jetzt etwas trinken? Wäre es nicht angebrachter für Sam, ihm wenigstens ansatzweise zu erklären, was hier los ist und nicht... Oh. „Wirklich, Sam, Weihwasser?“ fragt Dean ungläubig, aber auf Sams sturen Blick hin, seufzt er leise und nimmt einen großen Schluck aus der Flasche. Dean würde nie zugeben, wie erleichtert er ist, als er nichts spürt. Wie als hätte das einen Schalter in ihm umgelegt, ist Sam mit wenigen und großen Schritten plötzlich direkt vor Dean und bevor dieser die Flasche wieder richtig abgesetzt hat, wird er von seinem kleinen Bruder fast erdrückt. Die Flasche fällt mit einem dumpfen Geräusch zu Boden und Dean hebt ebenfalls langsam die Arme und legt sie um Sam, als könne er immer noch nicht glauben, dass es wirklich vorbei ist – dass er es wirklich aus der Hölle geschafft hat. „Es hat funktioniert, es hat tatsächlich funktioniert.“ Sam klingt, als könne er sich nicht entscheiden, ob er lachen oder weinen soll und bevor eines von beiden geschieht, hat er seinen Bruder von sich geschoben und Dean spürt schnelle Hände, die hastig seinen Körper nach Verletzungen absuchen. „Ich habe schon nachgesehen. Es ist alles in Ordnung, Sammy“, versichert Dean ihm schnell und wenn seine Stimme ein kleines bisschen bricht, dann ist das nicht seine Schuld. „Okay, okay.“ Sam atmet erleichtert aus und wenige Sekunden später fühlt Dean, wie kleine Küsse überall auf seinem Gesicht verteilt werden und als er Sam von sich schiebt, dann nur, weil er sich nicht gerne wie ein Mädchen behandeln lässt. „Sam, was ist hier los? Wieso bin ich...“, bricht Dean ab, unsicher, wie er diesen Satz beenden soll. Und als Sam daraufhin nichts sagt, lediglich leicht auf seiner Unterlippe kaut und überall hin sieht, nur nicht zu ihm, spürt Dean einen schrecklichen, kalten Schauer seinen Rücken herunter laufen. „Was hast du getan?“ fragt er eindringlich, das Schlimmste befürchtend und als Sam nicht antwortet, packt Dean ihn fest an den Schultern. „Sam! Was hast du getan?!“ „Dean, bitte, lass einfach gut sein“, fleht Sam ihn an und Dean kommt die Erkenntnis so schmerzvoll wie ein Schlag direkt in den Magen. „Du hast einen Deal gemacht.“ Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung und Deans Hände haben sich so in Sams Schultern verkrallt, dass es weh tun muss, aber Sam sagt kein Wort – senkt lediglich den Blick und wenn Dean ihn nun mit einiger Wucht von sich stößt, dann kann Sam froh sein, dass das alles ist, was sein großer Bruder mit ihm macht. Sam stolpert einige Schritte zurück und hebt beschwichtigend die Hände. „Dean, warte -“ Aber der lässt ihn gar nicht erst ausreden. „Wie kannst du das tun?! Das macht die ganzen...“, Dean stockt kurz und Sam wirft ein leises 'vier Monate' ein. „... vier Monate, die ich in der Hölle geschmort habe, nutzlos und sinnlos!“ Dean ist so unglaublich frustriert und wütend, dass Sam einige Anläufe braucht, bis sein Bruder ihm überhaupt zuhört. „Ich habe ihnen nicht meine Seele angeboten, Dean! Ich werde nicht sterben.“ Und Sam wirkt ehrlich genug, dass Deans Wut etwas abflaut und eine riesige Welle der Erleichterung über ihn herein bricht. Sammy wird nicht sterben, das ist das erste, was Dean einfällt. Das nächste ist: Was zum Teufel?! „Was... Sam?“ Deans Stimme ist leise und unsicher und was hat sein Bruder nur getan? „Sie haben die Lage falsch eingeschätzt, Dean“, erklärt Sam ihm ruhig und tritt wieder näher an ihn heran, streckt vorsichtig eine Hand aus, um kurz über Deans Wange zu streicheln. Dean ist viel zu angespannt, um sich diesmal darüber zu beschweren. „Sie dachten, ich gebe ihnen etwas, dass mir unheimlich fehlen würde. Aber es war kein wirkliches Opfer. Nicht verglichen mit dem, was ich dafür bekommen habe.“ „Was hast du ihnen gegeben, Sammy?“ Dean ist sich nicht sicher, ob er die Antwort hören will. Sam hebt leicht die Schultern. „Meinen Traum vom normalen Leben.“ Und er sagt es so lapidar, als wäre es keine große Sache, völlig unwichtig und nur eine Kleinigkeit, aber Dean trifft es eiskalt und plötzlich. Einige Momente starrt er seinen Bruder nur an und kann nicht einen klaren Gedanken fassen. Sam hat sich für ihn aufgegeben – das ist alles, was Dean klar und deutlich weiß und es macht ihn krank. „Verdammt, Sam, das war ein Fehler“, bringt Dean resigniert hervor, aber Sam antwortet mit einem trockenen Lachen, dass gar keinen Humor enthält. „Ach, ja?“ Und es klingt wie eine rhetorische Frage, aber Dean beantwortet sie trotzdem. „Natürlich! Das ist es doch, was sie wollen: Dich draußen auf dem Schlachtfeld, so dass sie immer versuchen können, dich zu ihrem... zu einem von ihnen zu machen.“ „Dann lass ich mich eben nicht zu einem von ihnen machen“, sagt Sam leichtfertig, aber es liegt Entschlossenheit in seinem Blick. Dean wünschte, er könnte diese Entschlossenheit auch spüren. „So einfach ist das nicht, Sammy, sie -“ „Doch, Dean, so einfach ist es,“ fährt Sam ihm dazwischen, nur um nach einer kurzen Pause anzufügen: „Aber das war nicht der Grund, warum ich es getan habe und das weißt du.“ Und es stimmt – Dean weiß es. Sam hatte ihm immer wieder gesagt, dass er bereit ist, ein normales Leben aufzugeben, wenn das heißt, dass er Dean bei sich haben kann. Und Dean war nie bereit, das zuzulassen und er ist es immer noch nicht, aber diesmal lässt Sam ihm gar keine Chance. Er hat die Entscheidung schon ohne Dean gefällt. „Sam“, beginnt Dean trotzdem leise und vielleicht kann er es seinem Bruder noch ausreden, denn manchmal handelt Sam, ohne alles genau zu überdenken und er hat einen Fehler gemacht und wieso sieht er es denn nur nicht ein? „Nein, Dean, ich bleibe bei dem Deal.“ Sam lässt ihn gar nicht erst ausreden, weiß wie immer viel zu schnell, was in Deans Kopf vorgeht. „Es wäre eh so gekommen. Wie normal wäre mein Leben denn schon gewesen? Ich hätte vielleicht wieder studieren können, aber ich würde immer noch wissen, was im Dunkeln lauert. Und ich hätte mir auch eine Frau suchen können, aber das würde auch nichts daran ändern, dass ich dich -“ Diesmal ist Sam es, der abbricht, denn es gibt Dinge, die werden in der Winchester Familie einfach nicht ausgesprochen. Und was nutzt es, etwas auszusprechen, das so deutlich und allgegenwärtig ist? Dean weiß einige lange Minuten nicht, was er sagen soll. Seine Argumente waren immer die gleichen: Sam will ein normales Leben und er muss Sam beschützen. Und genau diese Argumente wurden gerade zunichte gemacht. Egal, wie sehr Dean es dreht und wendet, es ist zu spät – Sam kann kein normales Leben mehr führen und er hat oft genug bewiesen, dass Dean ihn nicht mehr beschützen muss. „Als ich Ja gesagt habe, da habe ich das auch so gemeint, Sam,“ sagt Dean leise und zum ersten Mal ist er sich einer Sache hundertprozentig sicher. Diesen Schritt zu gehen ist nicht schwer – Dean ist ihn wahrscheinlich schon gegangen, als er den betrunkenen Sam vor Jahren ins Bett brachte – und wenn Sam wirklich glaubt, mit Dean glücklich sein zu können, dann ist Dean dazu bereit. Und er hofft und betet und wird alles dafür tun, dass er seinen Bruder nicht enttäuschen wird. „Das weiß ich, Dean.“ Sams erleichtertes Lächeln ist das schönste, das Dean seit dem Abschluss seines Deals gesehen hat. Einige Minuten stehen sie sich schweigend gegenüber und die Stille wird langsam unangenehm, da rollt Sam leicht mit den Augen. „Und wirst du mich nun küssen oder nicht?“ Und Dean hat gelernt, dass er zu Sam nicht Nein sagen sollte. Also küsst Dean seinen Bruder in einem Motelzimmer mit Sonnenblumen an der Wand, in zerrissener Kleidung und mit seinem Herzen in der Hand, zum fünften Mal. Und danach tut er es wieder und wieder und wieder. - - - Es wird nie perfekt sein. Sie werden weiter jagen und es werden neue Dämonen kommen, sie werden mehr als einmal dem Tod nur knapp entkommen und sie werden sich über Dinge streiten, von denen andere Menschen nicht einmal wissen. Deans Erinnerung wird wieder kommen und er wird nachts vom Höllenfeuer träumen, von Schreien und gequälten Seelen, von Blut, Schmerzen und Folter. Sam wird da sein, wenn er aufwacht. Eines Tages wird Dean von dem Burger vor sich aufsehen, sich über den Tisch eines Diners lehnen, Sam kritisch mustern und fragen: „Bist du glücklich?“ Sam wird ihn ansehen, nicken und danach seine Pommes weiter essen. Und Dean wird ihm glauben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)