Mein Versprechen von Yorito (Light Ayanami x Hyuuga) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es hat sich in den letzten Jahren kein bisschen verändert. Weder unser Umgang, noch unser Blickwechsel und noch weniger hat sich etwas daran geändert, wie nahe wir uns stehen. In Momenten wie diesen, fühle ich mich unheimlich unfähig. Das ist etwas, was nur er kann. Mein Blick liegt wie so oft nahezu gedankenverloren auf dem starren, regungslosen Gesicht, als habe ich die Hoffnung, dass er doch irgendwann einmal eine Regung zeigt, die außerhalb seines Spektrums liegt, das man wohl am ehesten von genervt bis aggressiv definierte, wenn man diese Emotionen denn überhaupt einmal ablesen konnte. Selbst ich habe erst nach einigen Jahren wirklich gelernt diese Feinheiten bei ihm zu erkennen und vor allem richtig zu deuten. Doch vor allem verrät er sich durch das Augenbrauenzucken, das er bekommt, wenn ihn etwas besonders nervt. Und mit Genugtuung kann ich gerade feststellen, dass sie schon wieder zuckt, auch wenn er es versucht zu verbergen, indem er den Kopf gesenkt hält und sich so hinter dem Schirm seiner Kappe versteckt. Aber mir entgeht sowas nicht. Nicht mehr. Und mein Ziel für diesen Moment habe ich erreicht, denn wenn die Augenbraue schon zuckt, dauert es meist nicht mehr lange bis zu dem ersten bissigen Kommentar. Ich habe mir noch nie die Mühe gemacht mein Interesse an ihm zu verbergen und am liebsten zeige ich es ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht ist genau das der Grund, weshalb er mich nicht ernst nimmt. Zumindestens nicht außerhalb der Arbeit und das ist auf Dauer wirklich frustrierend. Doch als ich mich nun ein weiteres Mal diesen Gedanken hingebe, hat er endlich seinen Füller niedergelegt, seine Hände unterm Kinn gefaltet und blickt mich an. Auffordernd. Kühl. Es steht ihm keine Frage ins Gesicht geschrieben, dennoch weiß ich genau, dass er von mir wissen will, was ich wiederum will. Ich will ihn. Daher schleicht sich nur ein freches Grinsen auf meine Lippen. Mein verschmitzter Blick wandert über meinen Brillenrand zu ihm hinüber und weiß genau, dass mich das ungewöhnliche Violett auf ein Neues fesseln wird. Und genau so geschieht es. Doch es ist okay, denn das Aussetzen meiner Reaktion verringert seine ohnehin schon geringe Geduld ein weiteres Mal. „Hyuuga…“ Na endlich, nun kommt endlich die Aufforderung etwas zu tun oder zu verschwinden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Leutnant wie du nichts mehr zu tun hat und sollte das doch der Fall sein, behindere andere nicht bei der Arbeit.“ Gedanklich kann ich jedes einzelne Wort in korrekter Tonlage mitsprechen und um ihn noch ein wenig mehr zu provozieren, wackel ich dabei noch mit dem Kopf, als würde ich anstelle meines Vorgesetzten reden. Ich liebe es so respektlos sein zu können. Ich liebe dieses Funkeln in seine Augen, ehe er Dinge tut, von denen ich genau weiß, dass er sie anschließend doch bereut. Er ist nun mal in Wirklichkeit doch ein sehr emotionaler Mensch, aber vor allem ist er leidenschaftlich. Ich weiß nicht, wie oft ich mich schon gefragt habe, wie seine Leidenschaft wohl im privaten zum Vorschein kommt und letzten Endes im Bett, aber diese Gedanken möchte ich nicht weiter fortführen, da sie Aya-tan nur wieder in Verlegenheit bringen würden, wenn ich plötzlich… Nein, reden wir nicht drüber. Allerdings schien mein Lieblings-Vorgesetzter genau diese Gedanken zu erraten und er schien gar nicht erfreut darüber zu sein. Ich frage mich nur, wie er es immer wieder schafft das zu erkennen. Sabbere ich vielleicht? Oder bekomme ich einen dämlichen Gesichtsausdruck? Der dürfte doch eigentlich nicht besonders auffallen. Jetzt höre ich ihn lauter ausatmen. Ein Zeichen, dass seine Geduld wahrlich nicht mehr lange reicht. Allerdings erfreut mich das. Sehr sogar. Nicht, dass ihr denkt, ich sei masochistisch veranlagt oder so, aber die Schmerzen und blauen Flecken nehme ich gerne in Kauf, solange ich Reaktionen von Aya-tan bekomme. Eine idiotische Hoffnung, dass er sich dadurch mehr öffnen würde und mehr von sich selbst zeigt. Endlich wieder. Denn er war nicht immer so, oder jedenfalls nicht so extrem wie es in den letzten Jahren ist. Ich meine, er hat nie gelächelt und auch so hat er immer lieber seine eigene Gesellschaft die der anderen bevorzugt. Aber er hat ganz am Anfang mehr von sich preisgegeben. Er hat öfters mal gezeigt, wenn ihn etwas gefreut hat. Man hatte es in seinen Augen ablesen können und auch wenn er müde war hat er es nicht so verborgen wie nun. Und ganz besonders ist mir ein Tag in Erinnerung geblieben… Es war der Tag bevor er zum Chief of Staff ernannt wurde. Die Entscheidung stand bis zur letzten Sekunde nicht feste und man hatte gesehen, dass Ayanami nervös deswegen war. Wir waren damals keine Freunde oder dergleichen, aber dennoch habe ich mich ständig schon an ihn gehangen. Damals war es noch das reine Interesse daran, mal etwas mehr aus ihm herauslocken zu wollen. Eine ganz persönliche Macke von mir, immer solche Herausforderungen zu suchen und ich muss sagen, Aya-tan hatte mich immer schon besonders gereizt. Wir waren gerade auf dem Rückweg von einer Schlacht. Man hatte uns meistens zusammen eingesetzt, denn seine enorme Macht mit Zaiphons, sowie sein strategisches Genie und meine außergewöhnliche Schwertkunst ergänzten sich hervorragend. Zu der Zeit hatten seine wahnsinnig schönen lilanen Augen schon etwas von ihrer Menschlichkeit verloren. Mit jeder Schlacht die er erfolgreich schlug, erkalteten seine Augen ein wenig mehr und so auch in dieser. Schweigsam ging er neben mir her und hörte sich wie immer mein überambitioniertes Gerede an, ließ die Schlacht noch einmal Revue passieren. Plötzlich jedoch blieb er stehen und sein Blick hing an einem unbestimmten Punkt weit am Horizont, an dem langsam die Sonne verschwand und den Himmel in ein Blutrot taufte. So ein Blutrot, wie es an unseren weißen Handschuhen klebte. „Hyuuga…“ begann er und ich verstummte augenblicklich, nachdem ich stehen geblieben und mich zu ihm umgedreht hatte. Diese Tonlage hatte ich noch nie bei ihm gehört. Ohnehin hatte er mich noch nie mit Namen angesprochen, ohne dass eine Ermahnung oder Anweisungen bezüglich des nächsten militärischen Vorgehens folgten und so hing mein Blick umso interessierter auf seinem ungewohnt angespannten Gesicht. Eine ganze Weile schwieg er und mir war, als könnte ich spüren, wie er mit sich rang das auszusprechen, was er nun sagen wollte. Ich merkte, wie die Nervosität in mir hochstieg. Wollte er sich tatsächlich jetzt ein wenig öffnen? „Wofür kämpfst du hier beim Militär?“ Diese Frage überraschte mich und sie hatte mich ein klein wenig… eiskalt erwischt. Denn ich hatte mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht. Die Leute hier waren nett, ich hatte einen gesicherten Arbeitsplatz und ein festes Gehalt. Was wollte ich also mehr? Und dementsprechend viel Zeit ließ ich mir bei der Antwort. Natürlich wollte ich meine Ambitionen nicht so preisgeben, denn ich wollte nicht, dass er auf diese Weise schlecht von mir dachte. „Beim Militär werde ich gebraucht, damit ich mit meiner Kraft beschützen kann, was wichtig ist.“ War dann meine wenig überzeugende Antwort. Jedenfalls überzeugt sie mich selbst nicht sonderlich. Allerdings sah ich, wie sich Ayanamis Gesichtszüge ein wenig lockerten und wieder wurde ich ein wenig nervöser, so dass ich meinen Blick von ihm nahm und ebenfalls in die Richtung am Horizont blickte, in die er noch immer schaute. „Was ist dir wichtig?“ Ich schloss die Augen. Wieder eine Frage auf die ich keine Antwort hatte, doch diesmal setzte mein Verstand aus und ich antwortete spontan. Emotional. „Die Menschen, die diese Welt ausmachen, so wie sie für mich ist.“ Doch diesmal gab ich ihm nicht die Chance mich noch einmal so zu erwischen. „Und weshalb kämpfst du fürs Militär, Aya-tan?“ Ich hörte, wie er sich regte und ich sah dann im Augenwinkel, wie er an meine Seite trat. „Ich möchte dieses Reich beschützen, sodass kein Menschenleben umsonst war. Es haben sich so viele dafür geopfert, sodass es nun so sein kann, wie es jetzt ist.“ Als wolle er die Ironie seiner Worte betonen hob er die Hände und blickte hinab auf das Blut, das an seinen Handschuhen klebte. Erst jetzt bemerkte ich, wie feste mein Blick an ihn geheftet war. „Ich möchte kämpfen, damit nie wieder das Blut eines Menschen an den Händen eines anderen kleben muss.“ Und erst in diesem Moment sah ich zum ersten Mal, unter was für einen Druck er sich selbst setzte, was er sich selbst für eine Last aufgebürdet hatte. „Hyuuga…“ begann er erneut und als habe er mich in eine Art Bann gezogen, konnte ich nur mit dem Kopf nicken. „Wenn ich morgen befördert werde, wird sich sehr viel verändern. Dann werde ich sehr viel verändern.“ Es war mir, als würde ich seine Stimme zittern hören und auch wenn es nur minimal war, so hörte ich es dennoch. „Ich will dich weiterhin als Kämpfer haben, aber versprich mir, dass du deinen Grundsätzen für immer treu bleiben wirst.“ Damals hatte ich nicht verstanden, wie bedeutungsvoll diese Worte waren, aber ich hatte eine leise Ahnung und so ging ich das erste mal vor ihm auf die Knie und senkte den Kopf. „Das verspreche ich.“ An diesem Abend spürte ich, wie sich meine Grundsätze veränderten, denn er wurde zu meinen Grundsätzen und das, was mir am wichtigsten wurde, war er. Und als in Zeichen, das ich immer bei mir tragen würde, verzierte ich eines meiner Katanas mit einem aufwändigen Knoten, den ich selber knüpfte. Mit jedem Knoten schwor ich ihm meine Treue. Das Versprechen ihn immer zu beschützen und bei ihm zu bleiben. Ein ehrliches Lächeln zierte dabei mein Gesicht, denn ich wusste, dass es das Richtige war, was ich tat. Das einzig richtige, was ich jemals beschlossen hatte, aus den richtigen Gründen. Ein erneuter, entnervter Laut weckt mich aus meiner Tagträumerei von damals und erst dann schaue ich ihn wieder an. Mit Freude kann ich feststellen, dass da Lila seiner Augen wärmer ist als sonst, auch wenn es wahrscheinlich nur an seinem bald ausbrechenden Wutanfall lag. „Gehen wir in der Kantine was trinken, Aya-tan?“ Elegant weiche ich dem Buch aus, das er mir auf den Kopf hauen will und mit einem verschmitzten, frechen Grinsen stehe ich dann auf und husche zu Türe. „Ich geh uns was holen und wenn ich gleich wiederkomme, machen wir Pause, ne, Aya-tan?!“ Ich weiß, dass meine übertriebene Heiterkeit ihn ebenfalls fast zur Weißglut treibt, aber ich werde sie beibehalten, solange ich ihm noch immer kein Lächeln entlocken konnte. Und so husche ich hinaus und schließe vorsichtig die Türe hinter mir, während meine andere Hand wie automatisch zu dem roten Knoten gleitet, dass ich immer an meinem Katana trage. Ich stelle mir in so einem Moment immer vor, wie er wenigstens dann lächeln würde, wenn ich gegangen bin. Im Geheimen, aber wenigstens wegen mir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)