Voodoopunk von Technomage ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Der Kater begutachtete gerade mit seinen Pfoten ein Spinnennetz, als Karu ihn um den Bauch fasste und hochhob. Sie hatte die Vorhänge zurückgezogen und das Sonnenlicht perlte von den Spinnenfäden ab, die sich in den Zimmerecken bauschten. „Komm’ Papa Legba, auf in die Fluten der Stadt.“ Karu warf sich den Kater über eine Schulter und eine Tasche um die andere. Sie spürte wie er sich mit den Krallen vorsichtig im Stoff ihrer Bluse festhielt. „Wie war die Nacht, demoiselle? Der Tanzbär war schon die Stufen runter, bevor ich an der Tür war.“ Sango, ein junger Mann mit Kindergesicht, stand in seine Wohnungstür gelehnt, als Karu daran vorbeischritt und grinste. „Mochte ihn, glaub’ ich, ganz gern. Aber irgendwie will keiner zum Frühstück bleiben.“ Sie schüttelte theatralisch den Kopf und Papa Legba maunzt auf ihrer Schulter. „Dabei sind Sie so ein nettes Mädchen.“ Er schüttelte ebenfalls übertrieben seine schneeblonde Mähne. Seine Hand wanderte nach Vorne und legte sich in einer verständnisvollen Geste auf ihre freie Schulter, während er breiter grinste. „Irgendwann wird ein Mann kommen, der über Ihren kleinen Tick hinwegsieht, solange Sie ihn nicht völlig ausbluten.“ „Sollte ja nicht zu viel verlangt sein.“ Karu musste lachen. Viele in der Stadt, wusste sie, hielten helles Haar wie Sangos für ein göttliches Zeichen, das eigentlich nur von Rot übertroffen wurde. Seine kindliches Aussehen und die unschuldige Art – die Karu ihm nie ganz abnahm – taten den Rest: Er lebte beinahe davon, dass jemand „gerade beim Kochen an dich dachte und dir etwas davon abgeben wollte“ oder „zufällig in der Gegend war und sicher bin, das wird dir gefallen“. Sie schüttelte den Kopf. Glückskinder. Alles was in der Stadt Glück brachte oder ein Zeichen war, wirkte wie ein Sog; ein Tabu oder ein Omen warf lange Schatten. „Aber falls du mal eine Durststrecke hast, bis Monsieur Damballah auftaucht, petite.“ Sangos Stimme war in tiefere Regionen gesprungen. Auf die scharfkantigen Klippen zwischen Himmel und Meer. Er renkelte sich streckend im Türrahmen und gähnte versonnen. Karu realisierte jetzt erst, dass er nackt war und fragte sich, wie sie es bisher hatte übersehen können. „Von deiner Art könnte ich mir manchmal eine Scheibe abschneiden.“ Sie schüttelte den Kopf, dieses Mal ehrlich. „Tu’ dir keinen Zwang an.“ Sango grinste verstohlen und wirkte sehr erhaben, obwohl er gerade einmal auf Augenhöhe mit ihr war. Aus dem Dunkel hinter ihm drang ein Räuspern. „Habe ich auch ein paar Worte dabei mitzureden?“ Der sonoren Stimme folgend trat Sagiv wie ein langer Schatten hinter Sango. Er ließ die Arme wie zwei dunkle Ströme dessen Schultern hinabfliessen, wo sie sich auf seiner Brust trafen. „No“, entgegnete der junge Mann lächelnd und lehnte sich gegen den Oberkörper des Anderen. Karus Gedanken wurden überflutet wie Reisfelder und sie wollte sich nicht vorstellen, welches Gesicht sie gerade machte. Nun ja, sagte sie sich selbst, immerhin trägt er eine Hose. Auf seinen dunklen Armen zeichneten sich unscheinbare Bissspuren und Kratzer ab. „Wer ist am Ende wieder der arme Kerl, der zur Ader gelassen wird?“ Sagiv stellte die Frage niemand Bestimmtem, sah sogar Karu dabei an und grinste sich eine weiße Sichel ins Gesicht. „Ich-“ Sango schluckte und legte den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. „-kann nun mal nicht mein eigenes Blut sehen.“ Karu sah dasselbe ehrfürchtige Zittern in Sagivs Augen wie sie es im eigenen Innern spürte. Der Mann nickte ihr sachte zu, als hätte sie gerade beide wortloses Verständnis miteinander. „Miss Karu, wollen Sie ihn nicht haben, bevor er einen Puma mit in die Laken nehmen will, der mich dann frisst?“ „He, sag’ so was nicht.“ Sango hatte sich zu ihm umgedreht und Karu spürte sich selbst in weite Ferne rücken. „Ich hab’ doch gesagt: Das erste und letzte Mal mit einem von den Aztekids.“ Papa Legba tatzt ihr sachte nach dem Ohr. Ihm wird langweilig. Karu schüttelte erneut nur den Kopf. „Nehmt euch ein Zimmer.“ Sie schubste Sango sanft in den Rücken und dieser stolperte gekonnt mit Sangiv in den Raum zurück. Karu warf die Tür hinter ihnen zu und ging weiter die Bambusschlange hinab. Müssen ja nicht gerade die Kinder zusehen. „Dein Glück möchte ich haben“, murmelte Karu den wenigen Wolken am Himmel entgegen, während sie den Gassen entgegentrabte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)