Liebe auf den ersten Blick von Sakura-95 (Oder doch nicht? (NaruxHina)) ================================================================================ Kapitel 10: (Nicht) Vergessen ----------------------------- Kapitel 11: (Nicht) Vergessen Drei Augenpaare starrten mich geschockt an. „Was, wieso Vergangenheit?“, fragte Sakura, die sich als Erste wieder fing. Ihr Blick war immer noch voller Ungläubigkeit und Verwirrtheit. Ich seufzte. Jetzt durfte ich meinen neugierigen Freundinnen also die ganze Geschichte lang und breit erzählen. „Also gut, hört zu. Das war so.“ Ich hielt noch einmal kurz inne, um zu überlegen, wie ich anfangen sollte. Dann legte ich los und breitete vor den Mädels die Ereignisse der letzten Tage aus. Die drei staunten nicht schlecht, als ich fertig war. „Kiba ist echt eifersüchtig auf Naruto?“, hakte Tenten nach. Ihrer zweifelnden Miene zu urteilen, glaubte sie nicht so richtig daran, dass Kiba jemals die Fähigkeit besitzen würde, eifersüchtig zu sein. „Naja… ich denke nicht, dass er eifersüchtig ist, dazu hat er ja auch gar keinen Grund, nicht…“ Ich lachte ein wenig nervös, es hörte sich schief an. Ich unterließ es schnell wieder und kam auf den Punkt. „Jedenfalls denke ich, dass Kiba einfach nur sicher sein will, dass… ihr wisst schon. Das nicht das passiert, was eigentlich schon passiert ist. Aber naja, mit der Zeit werde ich ihn vergessen und dann bin ich wieder glücklich mit…“ „Hinata“, unterbrach mich Temari energisch. Ich verstummte verschreckt und sah meine Freundin zögerlich an. „Du weißt selber, dass du ihn nicht vergessen wirst, solange er weiterhin unsere Klasse besucht. Vergiss das mit dem vergessen! Du musst dir deiner Gefühle klar werden und dich dann endgültig entscheiden. Und nicht Kiba soll deine Entscheidung fällen, sondern du selbst. ALLEINE. Klar?“ Ich nickte eingeschüchtert. Mit Temari war nicht zu spaßen, wenn sie ein Thema als sehr ernst empfand und ich wollte ihr lieber nicht widersprechen, auch wenn ich nicht ihrer Meinung war. Naruto war Vergangenheit. Basta. „Hey, Mädels!“, ertönte plötzlich von weitem eine tiefe, wohlklingende Männerstimme. Als ich sie erkannte, musste ich unwillkürlich grinsen, da sich Sakura über diesen „Besuch“ ganz sicher nicht freuen würde. Obwohl, ich war ja immer noch der Meinung, dass sie heimlich in ihn verliebt war. Wie ich vermutet hatte, reagierte Sakura sofort auf Sasukes Stimme, der gerade mit seiner Clique – sprich, Neji, Kiba und Shikamaru – auf uns zukam. „Was wollt ihr?!“, fauchte sie regelrecht und meinte damit natürlich nur Sasuke, auch wenn sie das Pronomen „ihr“ benutzt hatte. Sasuke blieb genau vor Sakura stehen und grinste ihr frech ins Gesicht. „Na, na, nicht so unfreundlich, Liebes. Wir wollten nur mal so sehen, was unsere Mädels hier so machen.“ Sakura schien äußerlich ruhig zu bleiben, doch innerlich kochte sie vor Wut über Sasuke. Das sah man daran, dass sich ihr Gesicht vor Wut rot färbte. „Wir. Sind. Nicht. Eure. Mädels! Kapier’s endlich, du Macho!“ Sasuke hob fragend eine Augenbraue. „Hm. Nicht? Na, das ist ja schade.“ „Tja, Pech für euch!“ „Immer mit der Ruhe, Dornröschen.“ „Dornröschen?! Nenn mich noch einmal Dornröschen und-“ „Dornröschen!“ Mit wachsender Sorge bemerkte ich, wie Sakuras Gesicht eine unnatürlich rote Farbe annahm. Ich zog es vor, das Schlachtfeld zu verlassen und Kiba mitzunehmen. Mit schnellen Schritten bogen wir um eine Ecke und ich atmete erleichtert aus. „Puh! Wir sind gerettet“, sagte ich und lächelte Kiba an. Er erwiderte mein Lächeln und strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Sakuras scheint irgendeine Allergie gegen Sasuke zu haben. Immer wenn er in ihrer Nähe ist, wird sie zu einer Furie.“ „Oh, ja. Ich glaube aber, sie mag ihn zu sehr, um es sich einzugestehen und reagiert deshalb so“, erklärte ich lachend. „Naja, mal sehen, was die Zukunft mit sich bringt. Vielleicht wird das ja irgendwann mal was mit denen. Gehen wir nach Hause?“ Kiba nickte. Er küsste mich auf die Wange und nahm mich dann an die Hand. Wir machten uns auf den Heimweg. Während wir so nebeneinander hergingen, musste ich immer wieder an Temaris Worte denken. Hatte sie recht damit, dass ich Naruto nicht vergessen könnte, solange ich ihm jeden Tag begegnen würde? Würde ich etwa nie mehr wirklich mit Kiba glücklich werden können? Nein, das war alles Quatsch. Natürlich konnte ich wieder mit Kiba glücklich werden, ich musste es nur wollen. Und ich wollte es. Wirklich. „Hinata, woran denkst du?“ Kiba drückte meine Hand ein wenig, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ich lächelte ihn entschuldigend an. „Nichts Wichtiges“, tat ich es ab. Um Abzulenken, schlug ich vor, dass wir irgendwo ein Eis essen gehen sollten, dem Kiba erfreut zustimmte. Also bogen wir in eine Nebenstraße ein, statt in das Hyuga-Viertel einzubiegen. Wir mussten eine Weile gehen, bis das Eiscafé in Sicht kam. Es war nicht sonderlich voll dort, nur ein paar vereinzelte Menschen saßen draußen an den Tischen und gönnten sich ein kaltes Eis an diesem heißen Sommertag. Wir setzten uns draußen an einen leeren Tisch und studierten die Speisekarte. Ich entschied mich für etwas Kleineres, was nicht so viele Kalorien hatte. Kiba bestellte das größte Eis, das angeboten wurde. Es dauerte nicht lange, bis meine Bestellung kam, doch Kiba musste sich noch eine Weile gedulden. Ich stocherte schweigsam in meinem Eis herum, während mir tausende Gedanken durch den Kopf gingen. Die letzte Woche hatte so viele Ereignisse mit sich gezogen, ich konnte es immer noch nicht glauben, dass das alles passiert war. Früher hatte ich nie viel Nachdenken müssen über meine Beziehung. Es war immer alles klar gewesen für mich und Kiba. Doch jetzt… jetzt saß ich hier, Unmengen an Gedanken im Kopf, die mir langsam wieder Schmerzen bereiteten. Die Kopfschmerzen schienen sich bei mir langsam zu einer chronischen Krankheit auszubilden. Als der Kellner mit Kibas Riesen-Eis kam, sah ich kurz auf – und bemerkte zum ersten Mal Kibas Blick. Es lag etwas misstrauisches, aber auch Enttäuschtes in seinem Blick. Was sollte dieser Blick bedeuten? Ich lächelte ihn ein wenig unbeholfen an. „Kiba… wie geht es deiner Mutter? Ich habe sie schon eine Weile nicht gesehen“, versuchte ich, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. „Dass du sie lange nicht mehr gesehen hast, liegt vielleicht daran, dass du schon lange nicht mehr bei mir warst“, erwiderte Kiba. Dieser Blick, der mir überhaupt nicht gefiel, lag immer noch in seinen Augen. Ich spürte, wie die Nervosität in mir hochkrabbelte. Was sollte ich dazu sagen? Er hatte recht, ich war die ganze Woche nicht einmal bei ihm gewesen und normalerweise war ich fast jeden zweiten Tag dort. Da wir die Beziehung ja bis vor kurzem noch vor meinem Vater geheim halten mussten, waren unsere Treffpunkte meist immer bei Kiba zuhause gewesen. Ich kannte seine Mutter inzwischen schon ziemlich gut und wir verstanden uns blendend, was Kiba sehr gefreut hatte. „Hinata. Sollen wir zu mir gehen?“ Kibas Vorschlag erleichterte mich. Er wollte uns eine Chance geben, die ich nutzen musste. Ich nickte eifrig und lächelte. Kibas Augen wurden ein wenig sanfter. Der Tag bei Kiba wurde ziemlich gemütlich und ich konnte sogar für einige Stunden meine Sorgen vergessen und mit ihm Lachen. Seine Mutter hatte sich sehr gefreut, mich mal wieder zusehen und uns sofort einen Tee aufgebrüht. Gegen Abend saßen wir auf dem Bett in Kibas Zimmer, ein wenig erschöpft von dem vielen Spielen an der Playstation2, womit wir fast den halben Tag zugebracht hatten. Ich ließ mich mit dem Rücken auf das Bett fallen und genoss es, die weichen Decken unter mir zu spüren. Ich kuschelte mich tiefer in Kibas Decke. „Ich bin froh, dass du diesen Naruto weggeschickt hast, Hinata. Wir haben seit einer Woche mal wieder zusammen den Tag verbracht und das habe ich echt vermisst.“ Kiba lächelte zu mir herunter. Ich lächelte glücklich zurück. Kiba war mir nicht mehr sauer. Es war alles wunderbar. Ich schloss die Augen, um diesen wunderschönen Moment genießen zu können. Es war wieder wie früher. Kiba und ich, wir waren das perfekte Paar. Ja, das wurde mir jetzt klar. Er und ich, wir gehörten zusammen. Naruto war nur eine vorübergehende Schwärmerei gewesen. Als ich meine Augen wieder öffnete, war Kiba über mich gebeugt, mit einem verführerischen Lächeln im Gesicht. Bevor ich realisieren konnte, was er vorhatte, lagen seine Lippen schon auf meinen. Er küsste mich zärtlich, bat mit seiner Zunge um Einlass in meinen Mund. Ich ließ ihn gewähren und versuchte den Kuss zu genießen, doch so plötzlich wie ich Naruto meinem Kopf verbannt hatte, so plötzlich war er wieder präsent. Während ich Kiba küsste, sah ich Naruto vor mir. Es verwirrte mich dermaßen, dass ich nicht bemerkt hatte, wie Kiba mit seiner Hand unter mein T-Shirt fasste. Erst als ich seine Hand an meinem Rücken spürte, seine Finger an dem Verschluss meines BHs, bemerkte ich, was Kiba vorhatte. Als mir klar wurde, dass er mit mir schlafen wollte, packte mich kalte Panik. Ich löste den Kuss sofort und schob Kiba ein wenig von mir weg. Seine Hand kam wieder unter meinem T-Shirt hervor und verschwand in Kibas Hosentasche. „Was… ist, Süße?“, fragte er mich verwirrt. Ich musste mich erst Mal wieder ein wenig beruhigen, bevor ich mich ihm erklären konnte. Ich atmete tief ein und aus und setzte mich dann im Bett auf. „Kiba…“, murmelte ich und sah gebannt auf die weiße Bettdecke, um nicht in seine Augen sehen zu müssen. „Du weißt… dass ich noch nie … du weißt schon was. Und ich möchte, dass es nicht eben mal so passiert. Ich finde… jetzt ist noch nicht der richtige Zeitpunkt. Lass uns noch ein wenig warten, ja?“ Kiba erwiderte vorerst nichts. Er lehnte seinen Kopf gegen die Wand und starrte an die Decke. „Du hast an ihn gedacht, oder? An diesen blonden Dummie, der dich mit seinem falschen Charme um den Finger gewickelt hat.“ „Was? Nein, habe ich nicht…! Und er ist kein Dummie!“ Ich fühlte mich ertappt und wie eine Verräterin, dennoch schaffte ich es irgendwie, die Anschuldigung einigermaßen empört zurückzuweisen. „Ach, komm Hinata! Du warst den ganzen Tag schon so abweisend. Und jetzt das.“ Kiba sah mich beschuldigend an. Sein Blick verriet mir, dass er meine innersten Gefühle wohl besser kannte, als ich gehofft hatte. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte; was die richtige Antwort war. Deshalb hüllte ich mich in Schweigen. Wenn ich nichts sagte, konnte ich nichts Falsches sagen. „Liebst du ihn?“ Kiba diese Worte aussprechen zu hören, versetzte mir einen Stich im Herzen. Zweifelte er an meiner Liebe zu ihm? Dachte er, dass ich ihn betrog? Das musste ich ihm auf der Stelle ausreden. „Kiba, ich liebe dich und niemand anderen! Ich habe extra für dich den Kontakt zu Naruto unterbrochen. Für dich, weil ich dich liebe – und nicht ihn…“ Ich hatte Kiba an die Hand genommen. Er hatte darauf nicht reagiert und auch auf meine Worte schien er nichts sagen zu wollen. Ich sah ihn bittend an, doch nichts in seiner Miene rührte sich. „Es hat sich nichts geändert. Trotzdem bist du nicht bei der Sache. Du… empfindest etwas für ihn, gib es zu.“ Kiba sah verletzt aus. In seinen Augen lag eine Enttäuschung, die mir das Herz zerriss. Warum glaubte er mir nicht? War ich wirklich so abwesend? Hatte sich wirklich so viel zwischen uns verändert? Das konnte doch nicht sein… oder? „Kiba… es tut mir leid, wie das alles gelaufen ist. Du weißt, ich liebe dich“, versuchte ich noch einmal zu Kiba vorzudringen. Doch er hüllte sich weiterhin in Schweigen. Ich konnte es nicht ertragen. Ich merkte, wie viel es mir ausmachte, dass Kiba anscheinend nichts mehr von mir wissen wollte. Ich musste ihm das klar machen. Ich setzte mich gegenüber von ihm und beugte mich zu ihm vor. Sanft legte ich meine Lippen auf seine und wartete ab, was passierte. Kiba erwiderte meinen Kuss, was mich zutiefst erleichterte. Anscheinend war seine Enttäuschung doch nicht so groß, wie ich befürchtet hatte. Er wollte die Chance, die er uns gab, nicht zerstören. Und ich auch nicht. Als wir uns wieder voneinander lösten, lächelte ich Kiba glücklich an. „Wir sehen uns morgen. Ich liebe dich, vergiss das nicht.“ Ich gab ihm noch einen kurzen Kuss und verließ dann sein Zimmer. ~*~ Mittwochmorgen schien mir die Sonne erbarmungslos ins Gesicht, obwohl ich am Vorabend die Vorhänge zugezogen hatte. Die Sonnenstrahlen hatten jedoch einen kleinen Spalt gefunden, durch den sie hindurchschienen und mich kitzeln konnten. Ich rieb mir müde die Augen und stand dann auf. Ich nahm irgendwelche Klamotten aus meinen Schrank, um mich damit im Bad zu verkriechen und mich fertigzumachen. Kurz duschen, um die Sinne zu erfrischen, anziehen, Zähne putzen und dann ab in die Schule. Hanabi hielt mich noch kurz auf, indem sie mir sagte, dass ich mein Frühstück vergessen hätte. Ich antwortete, dass ich keinen Hunger hatte, was zum Teil auch stimmte, und machte mich dann auf den Weg. An der Kreuzung vom Hyuga-Viertel und dem Viertel in dem Kiba wohnte, sah ich ihn schon an der Ampel stehen. Er wartete gelangweilt auf das grüne Signal, das auf sich warten ließ. Ich stellte mich zu ihm lächelte ihn an. „Guten Morgen, Kiba.“ Als er mich bemerkte, hellte sich sein Gesicht auf. Er umarmte mich, küsste mich auf die Wange und grinste. „Wie geht es dir?“ „Gut. Und dir?“ Anscheinend schien er so zu tun, als hätte es den gestrigen Abend nie gegeben. Das erleichterte mich sehr. „Auch gut. Ich freue mich, dich zu sehen.“ Er strich mir sanft über das Haar. Eine Geste, die mir versicherte, dass er unsere kleine Auseinandersetzung vom Vorabend vergessen hatte. Ich lächelte ein weiteres Mal, glücklich darüber, dass sich anscheinend wieder alles zum Guten wendete. Wir gingen zusammen weiter zur Schule. Ich graulte mich zwar davor, hinzugehen, doch ich würde nicht drum herum kommen. Was hieß, dass ich auch Naruto wieder sehen würde. Und dass ich ihn so gut es ging ignorieren musste, um Kiba nicht wieder vor den Kopf zu stoßen. Es stand ein wenig wackelig um unsere Beziehung, deshalb musste ich alles tun, was in meiner Macht stand, um sie wieder zu festigen. Also bereitete ich mich schon mal darauf vor, Naruto weder anzusehen, noch mit ihm zu sprechen. Ich spürte, wie sich mein Herz dagegen wehrte, doch ich ignorierte mein Gefühl und hörte auf meinen Verstand. Im Klassenzimmer war es wie immer ziemlich laut und chaotisch, als wir dort ankamen. Die meisten Schüler saßen auf den Tischen und unterhielten sich lautstark über etwas oder sie standen in kleinen Grüppchen und tauschten leise Geheimnisse aus. Es war immer dasselbe. Ich zwang mich, nicht in die Cheerleader-Ecke zu sehen, was mir auch gelang. Ich setzte mich auf meinen Platz und Kiba setzte sich neben mich. Wir unterhielten uns eine Weile über belanglose Dinge, bis unser neuer Klassenlehrer Sensei Guy in die Klasse gestampft kam und uns mit seiner guten Laune überrumpelte. Die Schüler setzten sich an ihre Plätze und warteten brav auf Anweisungen von Guy. Dieser strahlte uns erst Mal an, wobei er uns das volle Ausmaß seiner weißen Zähne vorstellte. Ich fand ihn ein wenig unheimlich, doch das behielt ich lieber für mich, denn der Rest der Klasse war hin und weg von dem verrückten Kerl. Was aber größtenteils daran lag, dass er keine Hausaufgaben aufgab und der Unterricht bei ihm so einfach war, dass der Sensei seine Frage nicht einmal bis zum Ende stellen konnte, weil jemand schon die richtige Antwort in die Klasse gerufen hatte. „Also, Kinderchen, heute will ich, dass wir eine kleine Gruppenarbeit machen! Dreiergruppen, bitte!“ Guy strahlte, während er uns mitteilte, dass uns die Bildung der Gruppen freigestellt war. Das freute mich, da ich dieses Mal ganz sicher nicht in eine Gruppe geraten konnte, in der ich mich unwohl fühlte. Es war klar, dass ich mit Kiba zusammen eine Gruppe bildete, doch wer das dritte Mitglied in unserer Gruppe war, war noch nicht klar. Ich sah Kiba fragend an, der wahrscheinlich gerade denselben Gedanken hatte, denn er sah ein wenig gedankenverloren und abwesend aus. „Kiba, mit wem gründen wir eine Gruppe?“, fragte ich ihn. „Wie wär’s mit Neji?“, schlug Kiba vor. „Er ist dein Cousin und mein Freund. Passt doch, findest du nicht?“ Ich wusste nicht recht, was ich von dem Vorschlag halten sollte. Ja, Neji war zwar mein Cousin, aber leiden konnte er mich bekanntlich nicht gerade. Zwar hatte er mir vor einigen Tagen bei der Sache mit dem herausschleichen geholfen, damit ich zu Naruto gehen konnte, jedoch war er sonst immer schweigsam mir gegenüber gewesen und es war nie wirklich eine Freundschaft zwischen uns entstanden. Naja, vielleicht konnte sich das ja noch ändern. Er schien mich nicht mehr so zu hassen wie am Anfang. Ein Versuch war es jedenfalls Wert. „Okay, können wir machen. Sofern er nicht schon andere Partner hat.“ „Ich frag ihn mal.“ Kiba verschwand kurz in der hinteren Reihe, in der sich seine Freunde verdrückt hatten. Es dauerte nicht lange, bis er wiederkam. Und tatsächlich brachte er Neji mit. Ich lächelte meinen Cousin schüchtern an. Er sah mich mit einem neutralen Blick an. Er lächelte nicht, aber er sah mich auch nicht mit einem abweisenden Blick an. War doch schon mal ein Fortschritt. „Okay“, nahm Kiba das Wort an sich. „Eh… was ist die Aufgabe?“ Verwirrt kratzte er sich am Hinterkopf und sah dann rüber zu unseren Sensei, der seelenruhig an seinem Lehrertisch saß und eine Zeitung las. „Hat er das schon gesagt?“, fragte er und sah uns nacheinander kurz an. Neji und ich zuckten fast zeitgleich die Schulter. Kiba verzog das Gesicht. „Und jetzt?“ „Fragen wir ihn doch einfach“, schlug ich vor. Ich erhob mich und ging zögerlich auf das Pult zu. Ich hoffte, dass er den ersten Eindruck von mir schon wieder vergessen hatte, ansonsten müsste ich mich echt anstrengen, um bei ihm gute Noten zu bekommen. „Ähm… entschuldigen Sie… Sensei?“ „Hm?!“ Guy sah von seiner Zeitung auf. Er sah ein wenig verpeilt aus, so als ob er gerade von einem kleinen Nickerchen erwacht wäre. Ich ignorierte diese Tatsache und fragte freundlich: „Was ist denn unsere Aufgabe? Sie haben noch gar nichts gesagt.“ „Oh, ja, ach so!“ Guy legte die Zeitung weg und erhob sich majestätisch. „Kinder, ich habe euch noch etwas zu sagen!“ Während er sich räusperte, schlich ich mich wieder auf meinen Platz. „Und zwar, eure Aufgabe! Sie lautet: Malt eine Mind-Map über… das Mittelalter!“ Dann ließ er sich wieder in den Stuhl plumpsen und widmete sich seiner Zeitung. „Mind-Map?“, wiederholte Kiba ungläubig. „Das haben wir das letzte Mal in der 6. Klasse gemacht!“ „Tja… vielleicht war er mal Grundschullehrer… oder so“, überlegte ich. „Das ‚Kinderchen‘ spricht doch irgendwie dafür, oder?“ „Oh, Mann. Naja, dann machen wir wenigstens nicht so ‘nen Mist wie die Französische Revolution oder so was…“, erwiderte Kiba. Er kramte aus seiner Tasche einen karierten Block heraus, den er vor sich auf den Tisch legte. Er legte einen Bleistift dazu und schob mir den Block zu. „Du bist das Mädchen in der Gruppe, du schreibst!“ Er grinste mich an. Seufzend fügte ich mich meiner Aufgabe und nahm Stift und Block. „Okay, dann sagt ihr mir, was ich schreiben soll“, drückte ich mich um die Aufgabe und lächelte Kiba triumphierend an. ~*~ Am Ende der Woche war ich froh, dass endlich Wochenende und somit für wenigstens zwei Tage keine Schule war. Die Woche hatte sich verdammt lang hingezogen und Naruto war mir so oft über den Weg gelaufen, dass ich immer extra in eine andere Richtung sah, um nicht in Wehmut zu verfallen. Es war extrem schwierig gewesen, ihm so aus dem Weg zu gehen, doch wenigstens hatte es Kiba gefreut. Er war wieder so wie früher, voller Lebenslust, die er mir auch aufdrängen wollte. Ich spielte mit, doch in meinem Herzen spürte ich immer noch dieses Loch. Ich spürte, dass etwas aus mir herausgerissen wurde, was Kiba nicht füllen konnte. Zumindest noch nicht jetzt. Mit der Zeit jedoch würde Kiba dieses Loch schließen können. Davon war ich fest überzeugt. Ich brauchte nichts anderes als Kiba, um glücklich zu werden. Am Sonntagabend saß ich wie so oft auf meinem Bett und hörte mit meinem iPod Musik. Ich hatte meine Augen geschlossen, um für einige Minuten in eine andere Welt zu flüchten, in der kein Gefühlschaos herrschte und in der es keine Probleme gab. Es fühlte sich schön an, einfach mal zu vergessen. Ich wäre hundertprozentig eingeschlafen, wäre da nicht dieses Klopfen gewesen. Leicht und zaghaft klopfte es an der Tür. Ich nahm die Kopfhörer aus meinen Ohren und sah abwartend auf die Tür. Sie öffnete sich und Hanabis Kopf lugte ins Zimmer. „Hanabi, was gibt es?“, fragte ich sie überrascht. Es war ziemlich selten, dass Hanabi in mein Zimmer kam. Wir hatten so gut wie nichts gemeinsam und konnten mit dem jeweils anderen nicht viel anfangen. Sie war eine nette Schwester, doch wir gingen verschiedene Wege. „Du hast Besuch… von einem Jungen.“ Noch überraschter hob ich die Brauen. Was für einen Besuch meinte sie? Kiba konnte es nicht sein. Hanabi kannte ihn, seit er hier ein und ausspazieren durfte. Sie hätte ihn beim Namen genannt, wenn er es gewesen wäre. Es musste also ein anderer Junge sein. Doch wer...? Doch nicht… Genau in dem Moment als mir klar wurde, wer der abendliche Besucher war, stand er auch schon in der Tür. Völlig perplex starrte ich ihn an; in meinem Kopf schwirrten so viele Gedanken umher, die ich nicht zuordnen konnte. Was machte er hier? Hatte sie ihm nicht gesagt, dass sie sich nicht mehr treffen sollten? Warum war er jetzt hier? Warum jetzt, wo sie sich so sehr bemühte, ihre Gefühle für ihn zu vergessen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)