Bis zum Ende von Bluttraene ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Dann passierte eines Tages etwas, das mich innerlich komplett zerstörte! Neben unserem Haus war seit einigen Wochen eine Baustelle! Ein neues Haus sollte dort entstehen. Meine Mum schickte mich ab und zu hinüber um den Handwerkern heißen Kaffee zu bringen, da es ja nicht sonderlich warm draußen war. Ich ging gern hinüber, weil die Männer nette Leute waren und immer so lustige Geschichten erzählen konnten. Ich fühlte mich sehr wohl bei ihnen. An diesem Tag ging ich wieder hinüber und als sie mich kommen sahen, kamen sie schon alle zusammen und holten ihre Becher. Es waren ein paar neue dabei, die ich noch nicht kannte, aber sie lächelten mir alle fröhlich zu. „Wir haben schon viel von dir gehört! Du bist hier anscheinend sehr beliebt!“ „Ich bring ja auch Kaffee! Und jemanden, der etwas umsonst gibt, mag man ja wohl!“ „Wir würden dich auch mögen, wenn du uns keinen Kaffee bringen würdest!“ „Nur nicht schleimen!“ Wir lachten alle. Dann setzten sich die Jungs hin und ich schenkte ihnen Kaffee ein. Plötzlich viel einem ein: „Der Uwe arbeitet ja noch unten, der soll auch etwas Kaffee bekommen!“ Er wollte schon aufstehen, aber ich lief schon los. Warum sollte er gehen? Er arbeitete genug. Ich fand den Gesuchten im Keller, ein Loch in der Mauer stopfend. „Ist sie eingefallen?“ „Ne, der Holger ist gestern mit dem einer Maschine daran hängen geblieben, aber ich hab es gleich!“ „Kannst hoch kommen, ich hab euch Kaffee gebracht!“ „Das trifft sich gut! Ich könnt jetzt einen vertragen!“ Er drehte sich um und ich starrte ihn nur noch an. Auch er hatte mich erkannt und stotterte: „An...An.... Antonia!“ Ich starrte ihn nur weiterhin an. Der Mann war mein Vater! „Antonia, Toni, Kleines!“ Er ging auf mich zu und streckte seine Hand nach mir aus. Ich ging ein paar Schritte zurück. Ich hatte große Angst! Gleich würde er mich wieder schlagen. „Fass mich nicht an!“ „Vergiss doch das, was damals war! Ich werde dich nie wieder schlagen bestimmt! Ich versprech es dir!“ Das hatte er mir schon so oft versprochen, damals, aber er hatte es nie gehalten. Ich wich weiter zurück. „Toni, bitte! Ich liebe dich! Ich hab dich immer geliebt! Und deine Mum auch! Wir wohnen wieder zusammen, sie gibt mir noch eine Chance! Du kannst wieder zu uns ziehen! Wir werden wieder eine Familie sein, wie früher! Ich hab jetzt wieder einen Job! Es wird alles wieder gut!“ Ich hörte ihn nicht mehr, ich drehte mich einfach nur um und rannte nach Hause in mein Zimmer. Nur ein einziger Gedanke ging mir durch den Kopf: „NIEMALS!“ Ich wollte nicht zu meinem Vater zeihen. Ich hatte solche Angst! Ich wollte nie wieder Schmerzen haben, nie wieder sollte mich jemand verletzen, NIE WIEDER!“ Ich fasste einen Entschluss. Ich setzte mich hin und begann zu schreiben: An alle Menschen, die mich gekannt haben! Es tut mir so leid! Das ist der Satz, den ich heute zu euch sage, auf den ich aber von euch lange gewartet habe. Wenn ich ihn einmal gehört hätte nur einmal, dann wäre ich jetzt nicht weg. Dann wäre ich ein fröhliches Mädchen mit viel Mut, Humor und Lebensfreude, aber ihr habt mich ja innerlich zerstört! Keiner von euch wusste, wie sehr ich gelitten habe! Ich hatte jeden Morgen Angst vor der Schule. Ich wollte nicht hin, wollte mich nicht von den Jungs verarschen lassen. Doch musste ich es jedem Morgen aushalten. Ich hab mich nie gewehrt! Das hat mir mein Vater vor Jahren abgewöhnt! Ich bin mit Schlägen aufgewachsen und alles nur, weil mein Vater keinen Job hatte. Er hat mich zwei Jahre lang geschlagen. Mit 6 Jahren kam ich ins Heim, wo ich weiterhin geschlagen wurde und mir mein Essen und meine Spielsachen genommen wurden. Ich habe mich nie beschwert. Mit 8 Jahren wurde ich von Familie Richter adoptiert, danke dafür! Es brachen die schönsten Jahre meines Lebens an, bis ich dann vor ungefähr einem halben Jahr ins Lessing-Gymnasium kam. Danke Jungs, dass ihr mich so verletzt habt! Ich weiß, dass ich STARK bin und dass der Brief STARK ist, wie alles andere was ich tue und alles was ich habe. Ihr könnt mich mal! Ich hab mich lange genug von euch tyrannisieren lassen. Das ist vorbei! Es ist alles vorbei! Ich möchte jetzt noch einige Worte an die einzelnen richten: Birgit! Du bist die beste, liebste und tollste Freundin, die ich je hatte! Du hast mir immer geholfen, und ich hab dich angelogen und dir das wichtigste verschwiegen, mein Angst. Ich weiß, du wirst das alles nicht verstehen, aber trotzdem bitte ich dich, vergiss mich nicht! HDGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGDL Bussi *schmatz* Alle Freunde und Freundinnen, die mir immer beigestanden haben! Ihr habt mir in dieser schweren Zeit sehr geholfen. Ich danke euch dafür, dass ihr immer da wart, wenn ich jemanden gebraucht habe, auch wenn ihr nicht wusstet um was es eigentlich ging! Danke! IHEGGGDL Sven, Mark, Arne, Andi, Bernd, Michael: Was ich von euch halte, brauche ich euch ja nicht zu sagen! Aber seid doch wenigstens froh, dass ihr nicht der einzige Grund für mein weggehen seid! Dann braucht ihr später kein schlechtes Gewissen zu haben! Marie: Es gibt Menschen an denen geht man vorbei, ohne irgendeinen Eindruck bei ihnen zu hinterlassen, aber bei manchen hinterlässt man Spuren, die niemals verwehen! Danke, dass du einfach nur da warst! Mama und Papa Richter, Basti und Chrisi: Dass ihr mich damals adoptiert habt, war sozusagen meine Rettung! Ich hatte bei euch ein sehr viel Spaß! Vor allem mit den Jungs! Ihr wart die 1.Jungs, die nett zu mir waren! Ich hab euch alle so lieb und es tut mir so leid, dass ich euch verlassen muss! Aber es gibt zu viele Menschen, denen ich nie wieder begegnen möchte! Ich werd euch vermissen! Mein Vater! Ich möchte dich eigentlich nicht so nennen, aber es ist nun mal so, dass du an meiner Existenz beteiligt bist! Da kann ich nichts ändern! Ich danke dir dafür, dass ich das geworden bin, was ich bin! Du bist daran schuld! Du hast mir gezeigt, was Angst haben bedeutet! Ich hasse dich und wirst mich niemals kriegen! Diesen Brief faltete ich zusammen und steckte ihn in einen Umschlag zusammen mit meinem letzten Gedicht: Stirb langsam! Wenn dich jemand ärgert, wehr dich! Wenn dich jemand auslacht, wehr dich! Wenn dich jemand mobbt, wehr dich! Wenn du kannst! Wenn du zu schwach bist, Wenn du das Wehren verlernt hast, Wenn du allein bist, Wenn du Angst hast, Dann wird es dich töten, Dann wirst du dich töten, Dann bist du zu schwach, Dann verlangsamt sich die Welt, Dann töten sie dich, Innerlich und äußerlich, Und du bist allein! Du stirbst! Langsam! Den Umschlag legte ich auf mein Bett und verließ dann mein Zimmer. Ich ging ins Bad und holte mir ganz viele Tabletten und eine Rasierklinge. Dann holte ich noch eine Flasche Wasser und ein Glas und ging dann zu meiner Mum ins Wohnzimmer. „Mum, ich geh noch ein bisschen raus, die Birgit kommt auch!“ „Ja, geh nur!“ Aus einem Impuls heraus fiel ich ihr um den Hals und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Hab ich irgendwas versäumt?“ „Nein, du bist einfach die beste Mutter der Welt!“ Sie schaute mir zwar etwas verwirrt nach, aber sie lächelte. Wenn sie wüsste, dass wir uns das letzte Mal sahen, sie hätte nicht gelächelt! Ich ging in den Wald, da gab es eine kleine Bank, von der man, wenn man sich darauf setzte, über die ganze Stadt schauen konnte. Der Wald lag nämlich auf einem Hügel und war wohl der einzige Ort, wo kein einziges Haus stand. Es war ja auch am Stadtrand. Ich kam oft hierher, da ich hier das Gefühl hatte frei zu sein und über allem zu stehen. Ich setzte mich und sah über die Stadt. Dann nahm ich die Flasche Wasser, das Glas und die Tabletten. Ich füllte das Glas mit Wasser und schmiss dann einfach die Tabletten hinein. Es lief über und meine Kleider wurden nass, aber das war mir egal. Ich betrachtete die Bläschen, die sich bildeten. Ich sah ein letztes Mal über die Stadt, schloss dann meine Augen und trank das Glas leer. Ich wurde müde und plötzlich war alles schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)