Vertrauen von Bluttraene ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Warum passiert mir das immer wieder? Warum falle ich immer wieder auf solche Typen rein? Ich liebe ihn doch! Wieso tut er das? Das kann doch nicht wahr sein! Ich rannte durch die Straßen. Ich konnte nichts sehen. Tränen verwährten mir die Sicht. Plötzlich stolperte ich über eine Unebenheit im Boden. Ich fiel hin und schürfte mir das Knie. Ich hörte eilige Schritte auf mich zukommen. „Ist Ihnen was passiert?“ Ich sah auf und erblickte die schönsten blauen Augen, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Ich schüttelte den Kopf. Der Typ vor mir zog mich hoch und untersuchte vorsichtig Knie. Dann setzte er mich auf einer Bank ab und kramte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche. Damit lief er zum nahen Trinkwasserbrunnen und hielt es ins Wasser. Er wischte mir vorsichtig über mein Knie. Suchte dann ein zweites Taschentuch und drückte es auf die Wunde. Ich legte meine Hand darauf. „Sie sollten jetzt eine Weile sitzen bleiben bis es aufhört zu bluten! Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten? Ich heiße Klaus!“ „Ich bin die Melanie, aber bitte sagen Sie doch du zu mir! Ich fühl mich sonst so alt.“ „Du ist mir auch viel lieber! Darf ich fragen, was ein Mädchen wie dich aus der Ruhe bringt?“ „Mein Freund schlägt mich!“ Ich wusste nicht, wieso ich ihm das jetzt gesagt hatte. Es ist mir einfach so rausgerutscht. Ich fühlte mich bei ihm sofort geborgen. Ich wusste nicht, was mit mir los war. Ich hatte davon nicht mal meiner besten Freundin erzählt! „Warum tut er das? Ich könnte das nicht!“ Ich erzählte ihm alles, obwohl ich ihn erst 10 Minuten kannte. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Er hörte mir einfach zu und unterbrach mich nicht einmal. Es tat so gut darüber zu reden. Als ich mit meiner Erzählung geendet habe, entsteht eine peinliche Pause. Ich wage ihn nicht anzusehen. Als ich merke, dass er was sagen will, meine ich schnell: „Was machst du eigentlich so?“ Er merkte wohl, dass ich darüber nicht mehr reden wollte. „Ich bin Student. Ich studiere Sprachen! Ich lebe mit 2 Kumpels in einer WG!“ Wir redeten eine ganze Weile über alles Mögliche. Irgendwann hatte die Wunde dann aufgehört zu bluten und ich musste nach Hause, da sich meine Mutter sonst Sorgen machen würde. Er hielt mich kurz fest, als ich schon gehen wollte. „Sehen wir uns wieder? Bekomm ich deine Nummer?“ Ich sah ihn an. Warum sollte ich ihm meine Nummer nicht geben? Ich schrieb sie ihm auf die Hand, da er zwar einen Stift aber keinen Zettel in seinen Taschen gefunden hatte. Wir verabschiedeten uns voneinander. Auf dem Nachhauseweg dachte ich viel nach. Wieso war mein Freund so. Ich dachte an die Zeit zurück, in der er mich noch nicht geschlagen hatte. Er hatte mich auf Händen getragen. Er hatte mir jeden Wunsch erfüllt. Ich habe mich bei ihm so richtig geborgen gefühlt! Es war eine so schöne Zeit mit ihm. Vom einen auf den anderen Tag hatte er sich dann gewandelt. Er fing an mich zu schlagen. Egal was ich tat, alles war falsch. Und jedes Mal entschuldigte er sich danach lange bei mir und alles war wieder gut. Er sagte mir jedes Mal, dass dies das letzte Mal war und er mich nie wieder schlagen würde und ich glaubte ihm. Ich liebe ihn so sehr! Zuhause angekommen war keiner da. Mal wieder. Einerseits machte sich meine Mutter immer Sorgen, wenn ich nicht pünktlich zuhause war. Andererseits war sie auch so gut wie nie zuhause! Sie hing immer in einem dieser Clubs herum, wo alle Frauen der reichen Firmenbosse waren. Und mein Vater war sowieso immer auf Geschäftsreise. Meine Eltern waren eh noch nie für mich da. Sie wussten nichts von meinen Sorgen und Ängsten. Früher hatte ich ja noch mein Kindermädchen Sophie, aber seit sie schwer krank geworden war und dann nicht mehr arbeiten konnte, hatten wir ein neues Hausmädchen. Sie kümmerte sich gar nicht um den Haushalt und war immer mit ein paar Freunden weg. Das merkten meine Eltern nicht! Sie waren ja eh nie da! Ich fühlte mich so allein. Klaus würde sich eh nicht mehr melden. Ich überlegte ob ich meinen Plan verwirklichen sollte. Es würde wahrscheinlich sowieso keiner merken. Ich lief ins Bad und suchte unsere Hausapotheke durch. Doch ich fand keine Tabletten. Ich drehte mich um und erblickte Vaters Rasierklinge, die mich höhnisch anzublinken schien. Ich nahm sie in die Hand und setzte auf den Badewannenrand. Ich setzte die Klinge an und drückte leicht zu, als mein Handy klingelte. Ich überlegte, ob ich mein Vorhaben zu Ende bringen sollte oder noch einmal an mein Handy gehen sollte. Blut tropfte an meinem Arm hinunter, aber ich hatte noch nicht tief genug geschnitten. „Hallo?“ „Hallo Melanie, hier ist Klaus!“ „Hi Klaus!“ Er meldete sich also doch! Ich hatte wirklich nicht daran geglaubt! „Ich wollte dich fragen ob du Lust hättest mit mir und meinen Freunden morgen nach Geiselwind zu fahren!“ Ich überlegte kurz. „Na klar komme ich mit!“ „Dann bis morgen! Ich hol dich ab!“ Ich legte auf. Sofort sprang ich von der Badewanne auf und lief erneut zur Hausapotheke. Diesmal suchte ich aber nach einem Verband und wickelte ihn mir dann um meinen Arm. Dann wischte ich schnell alle Spuren weg. Die Fließen waren ja voller Blut. Ich zog mich auch um und schlüpfte in einen langärmlichen Pulli, damit man meinen Verband nicht sah. Am nächsten Tag klingelte es um 9 Uhr an der Haustür. Ich war mal wieder allein zuhause. Ich öffnete und begrüßte Klaus. Dann liefen wir die Stufen runter zu seinem Auto. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und drehte mich zu den zwei Jungs auf der Rückbank um. „Klaus stellte sie mir vor. „Das sind Christoph und Michael! Sie sind Zwillinge!“ Die letzte Bemerkung war unnötig, da sich die beiden eh wie ein Ei dem anderen glichen. Sie lächelten mich an und begrüßten mich. Ich wusste nicht, was ich mit den Zwillingen machen sollte, da ich sie ja nicht unterscheiden konnte. Plötzlich lachte Michael – oder war es Christoph? – „Nenn uns einfach Michi und Chris. Ich bin zwar der Chris, aber auf Michi höre ich auch! Wir wurden von Geburt an nur verwechselt und deswegen ist es eigentlich egal, wie wir genannt werden. Ich dreh mich auch manchmal um, wenn jemand ‚Michael’ ruft. Es ist also kein Problem, wenn du uns verwechselst!“ Ich war ziemlich erleichtert. Vor allem, da es ihnen Spaß zu machen schien, andere Leute zu verwirren. Sie trugen nämlich exakt dieselben Klamotten. Beide hatten ein rotes T-Shirt und verwaschene blaue Jeans. Dazu weiße Turnschuhe. Man muss natürlich erwähnen, dass auch Klaus dasselbe Outfit an hatte. Es war wirklich eine lustige Fahrt nach Geiselwind und wir lachten fast die ganze Zeit. Nur Klaus schimpfte ein bisschen, da er sich vor Lachen manchmal nicht aufs Autofahren konzentrieren konnte. In Geiselwind hatten wir dann noch mehr Spaß! Wir fuhren T-Rex-Tower und Kettenkarussell bis zum umfallen. Auch Achterbahnfahren war ein Muss. Am häufigsten waren wir aber beim Bumerang. Das ist eine irre schnelle Achterbahn, die erst die ganze Strecke vorwärts fährt und dann dasselbe noch mal rückwärts. Das ist echt der Hammer! Nach einer Weile zog Chris uns zum Goldwaschen. Ich sollte anfangen. Schnell schob ich ohne nachzudenken meine Ärmel hinter, ließ sie aber genauso schnell wieder nach vorne fallen. Keiner hatte meinen Verband gesehen. „Ne lass mal! Ich setz mich da hinten auf die Bank und schau euch zu! Ich brauch ne kleine Verschnaufpause.“ Ich ging zur Bank und ließ mich darauf fallen. Drei Minuten später ließ sich Klaus neben mich fallen. „Warum hast du das gemacht?“ „Ich hatte jetzt keine Lust auf Goldwaschen!“ „Nein! Ich meine das mit deinem Arm! Es ist doch was ich denke, oder?“ Ich ließ mich an seine Schulter fallen und fing an zu weinen. Er nahm mich tröstend in den Arm und strich mir beruhigend über den Rücken. „Hey, Kleine, nicht weinen! Ich werde immer für dich da sein! Egal was passiert! Niemals werde ich dir weh tun! Ich beschütz dich vor allem. Keine Angst! Dir kann nichts mehr passieren. Ich bin immer für dich da! OK?“ Ich fühle mich so richtig geborgen! Ich wusste, dass ich ihm vertrauen kann! Da kamen Michi und Chris zurück. Ich trocknete meine Tränen und wir gingen weiter. Ich verlebte ein schönes Jahr mit den dreien. Wir hatten sehr viele schöne Erlebnisse. Im Sommer waren wir zusammen im Schwimmbad. Chris trug eine rote Badehose mit weißen Palmenmuster und Michi eine blaue Badehose mit exakt demselben weißen Muster. Das war aber noch nicht alles. Klaus trug eine einfarbige grüne Badehose und ich musste lachen, als ich ihn das1. Mal damit sah. Es war dasselbe grün meines einfarbigen Bikinis. Die Leute sahen uns schon etwas komisch an, als sie uns in diesem Aufzug auf unseren Decken sitzen sahen. Vor allem weil Klaus und ich meist ziemlich stark miteinander knutschten. Ja, wir beide waren ein Paar. Er half mir dabei mich von meinem Freund zu trennen und ich verliebte mich in ihn. Er war so lieb zu mir und ich fühlte mich so sicher. Er versicherte mich oft, dass er mir nie wehtun würde. Ich glaubte es ihm. Eines Tages musste er dann mit den Zwillingen für ein halbes Jahr nach England, wegen ihrem Studium. Wir telefonierten jeden Tag. Als er dann zurück kam, war ich nicht da, da ich mit meinen Eltern Urlaub in Italien gemacht hatte. In der Toskana. Wir kamen einen Tag früher als geplant zurück und als wir aus dem Flugzeug stiegen, traf mich fast der Schlag. Ich sah Klaus ein anders Mädchen umarmen. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. Ich drängte meine Eltern aus dem Flughafen und wir fuhren nach Hause. Warum? Warum passiert mir das immer wieder? Warum falle ich immer wieder auf solche Typen rein? Ich liebe ihn doch! Wieso tut er das? Das kann doch nicht wahr sein! Ich hab ihm vertraut. Er wollte mich nie verletzen und jetzt knutscht er mit einer anderen! Ich glaub es nicht! Zuhause angekommen, musste mein Vater sofort wieder los in die Firma und meine Mutter ging auch sofort wieder. Ich blieb wieder mal allein zurück. Ich rannte ins Bad und nahm sofort Vaters Rasierklinge in die Hand. Ich suchte diesmal nicht erst die Apotheke durch. Ich fühlte die kalte Klinge in meiner Hand. Ich setzte sie an und schnitt mich. Warmes Blut lief über die kalte Klinge. Ich sah es und wurde dann ohnmächtig. ~~~~~~~~~~~~ Zu ihrer Beerdigung kamen viele Leute. Angestellte von ihrem Vater, Freundinnen von ihrer Mutter... Auch Klaus war mit den Zwillingen da. Er konnte nicht glauben, dass sie tot war. Seine große Liebe ist von ihm gegangen. Er hatte sie über alles geliebt und sie niemals verletzt. Er liebte sie über alles. Er weinte bitterlich. Klaus fand in seinem Leben nie wieder eine Frau, in die er sich verlieben konnte. Sein Herz hing immer noch an Meli. Meli hatte natürlich nie erfahren, dass das Mädchen, das Klaus umart und geküsst hat, seine Schwester war, die für fünf Tage zu Besuch war und die er gerade verabschiedet hat. Er hatte sie immer geliebt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)