Vita en Tempis von Mephysto ================================================================================ Kapitel 5: Zur Untätigkeit verdammt ----------------------------------- Draco bemerkte eine Veränderung in Tom, als sie den Verwandlungsklassenraum betraten. Der Schwarzhaarige war niemand, der viel redete oder viel scherzte wie Lestrange. Aber wenn es ein Thema war, dass ihn interessierte, konnte Tom stundenlang debattieren. Aus diesem Grund hatten sich Tom und Draco über verschiedene Flüche unterhalten, als sie Verteidigung gegen die Dunklen Künste verlassen hatte. Doch sobald sie Verwandlungen betraten, wechselte Tom abrupt das Thema. Er sprach über den Arithmantik-Unterricht am Morgen, während er sich setzte. Und während der ersten Verwandlungsstunde bemerkte Draco, dass Tom sich anders verhielt. Bisher hatten die Lehrer gezeigt, wie sehr sie Tom mochten und der Schüler hatte sich ihnen gegenüber sehr charmant gegeben. Aber in Verwandlung starrte Tom mit neutraler Miene nach vorn. Und auch Dumbledore nahm keine Notiz von dem Musterschüler. „Sag mal“, sprach Draco in der Pause vor der folgenden Verwandlungsstunde, „kann es sein, dass Dumbledore dich nicht sonderlich mag?“ „Das beruht auf Gegenseitigkeit“, antwortete Tom vorsichtig und Draco sah ihn verwirrt an. „Und was hat er gegen dich?“ „Tom ist eben ein Slytherin“, antwortete Lestrange für ihn und diesmal wies Tom ihn nicht zurecht, dafür tat er so als beschäftige ihn das vergangene Unterrichtsthema ungemein. Draco glaubte Lestrange nicht wirklich, aber die anderen aus der Gruppe sahen so aus als würden sie von dieser Aussage überzeugt sein. Doch Dracos Erfahrungen über die Jahre mit Dumbledore beschien, dass dieser jedem Schüler gegenüber Gerechtigkeit walten ließ. Ganz gleich welches Haus. Draco sah zu Tom und wollte noch etwas sagen, aber dessen Blick wies ihn eindeutig daraufhin, dass er nicht zu reden wünschte. Da in wenigen Augenblicken die zweite Stunde beginnen sollte, schwieg Draco, aber seine Miene zeigte Tom, dass das nicht lange so bleiben würde. Während Dumbledore vor der Klasse Unterricht abhielt, dachte Tom nach. Er hatte das Gefühl, Draco würde sich nicht mehr lang mit einfachen Erklärungen abspeisen lassen. Doch es kam auch nicht in Frage, dass Tom dem Blonden alles erzählen würde. Dieser würde nicht begreifen können, wie wichtig Salazar Slytherin für Tom war. Genauso wie niemand wusste, weshalb Dumbledore und Tom so distanziert zueinander waren. Nicht einmal seine Hausgenossen kannten den wahren Grund, weshalb sollte Tom dann Draco alles offenbaren? Außerdem fragte sich Tom, wie ein Amerikaner nach Slytherin gelangen konnte. Einige aus der Zaubererwelt waren erst Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in die vereinigten Staaten ausgewandert, um den Gedanken und Prinzipien des reinen Blutes zu entkommen. Aus diesem Grund lebten nur vereinzelt reinblütige Familien in Amerika und diese sprachen sich für Muggel und Muggelstämmige aus. Toms Augen verengten sich. Irgendetwas stimmte hier definitiv nicht. Nach dem Unterricht verabschiedeten sich die meisten Slytherins um Tom. Nur Draco und Lestrange blieben bei ihm. Der Blonde bemerkte, dass Avery ihn wütend anstarrte. Langsam ging ihm dieser Typ wirklich auf die Nerven! „Lasst uns gehen“, wandte er sich an Tom und Lestrange und wandte sich in die Richtung zu den Gewächshäusern. Avery hatte jetzt schon frei und sie drei waren die einzigen Slytherins im Fach Kräuterkunde. Sobald sie liefen, plapperte Lestrange los. Sein Mundwerk schien nie still zu stehen und es interessierte ihn auch nicht, dass ihm häufig keiner zuhörte. Auch Draco verschloss seine Ohren und lief in Richtung Kerker. Eingeweihte wussten, dass es von dort aus kürzer zu den Gewächshäusern war. „Woher kennst du den Weg?“, fragte Tom plötzlich und Draco sah ihn verwirrt an: „Bitte?“ „Woher kennst du den Weg zu den Gewächshäusern?“ „Die befinden sich auf dem Gelände, also werden wir wohl rausmüssen.“ Tom präzisierte seine Frage: „Woher kennst du die Abkürzung?“ Nun sah auch Lestrange ihn neugierig an und Draco biss sich auf die Lippe. Er hatte diesen Weg aus reiner Gewohnheit genommen, ohne darüber nachzudenken. „Ich ... es ist doch nur logisch, dass der Weg kürzer ist, wenn wir nicht erst über die Große Treppe laufen.“ Lestrange sah ihn bewundernd an: „Wow, Maxwell, ich hab den Weg erst in meinem zweiten Jahr gefunden“, dann kratzte er sich verlegen am Hinterkopf, „eigentlich hat mir Avery die Abkürzung gezeigt. Aber das du das schon deinem ersten Tag rausgefunden hast, ist voll klasse.“ Draco sah zu Tom, um zu sehen, ob der von seiner Erklärung auch überzeugt war, doch er fand in dessen Blick nur Zweifel. „Lasst uns gehen“, sagte Tom nach einer Weile und die drei setzten ihren Weg fort. Dabei warf Draco immer wieder nervöse Blicke zu Tom. Am Abend setzten sich Harry, Ron und Hermine gemeinsam in eine ruhige Ecke des Gryffindor-Gemeinschaftsraum. „Und was hat Dumbledore gesagt?“, fragte Hermine interessiert und sah sich unauffällig nach Lauschern um. Harry berichtete schnell von seinem Gespräch mit dem Lehrer. Ron sah danach ebenso empört drein wie Harry nach Dumbledores Aussage, doch Hermine nickte: „Er hat Recht, Harry. Gegenwärtig können wir nicht viel gegen Riddle unternehmen. Uns sind nicht nur durch das Gesetz die Hände gebunden.“ Verwirrt sahen die Jungen sie an: „Wie meinst du das?“ „Stellt euch doch mal vor, wie das aussieht, wenn wir plötzlich auf einen Schüler losgehen, den wir eigentlich gar nicht kennen. Und wenn wir irgendetwas sagen würden, würde uns wohl kaum einer glauben. Riddle ist überaus beliebt.“ Harry verzog das Gesicht: „Ich weiß nicht.“ „Warte es ab, Harry. Fragt einfach ein paar Jungs in eurem Schlafsaal.“ Zweifelnd sahen sich Ron und Harry an, dann ließen sie ihre Blicke durch den Gemeinschaftsraum gleiten. Harry entdeckte jemanden aus ihrem Jahrgang: „Hey, Smith!“ Angesprochener kam rüber und sah sie fragend an: „Was gibt’s?“ „Kennst du Riddle aus unserem Jahr?“, fragte Harry vorsichtig. Das Gesicht seines Gegenüber hellte sich sofort auf: „Klar. Der Kerl ist echt perfekt in allem. Seine Freunde sind zwar etwas seltsam, aber er ist trotzdem ein super Schüler. Ein Glück, dass er nicht Quidditch spielt. Ich wette, der würde uns sonst da noch platt machen.“ „Wie ist er denn so? Charakterlich meine ich“, fragte Hermine und erhielt ein wissendes Grinsen von Smith: „Ich versteh schon, aber das kannst du gleich vergessen.“ Ron sah ihn misstrauisch an: „Was kann sie vergessen?“ „Riddle hat schon viele Angebote von Mädchen bekommen, aber bisher war ihm das Lernen wichtiger.“ „Nun“, errötete Hermine und räusperte sich, „wir wollen nur wissen, was für ein Mensch er ist.“ Smith wirkte wenig überzeugt, zuckte aber nur mit den Schultern: „Er ist höflich und ganz nett, aber er redet nicht viel.“ „Da hab ich aber einen anderen Eindruck. Jedes Mal, wenn wir ihn gesehen haben, hat er gesprochen“, murmelte Harry. „Ach, du meinst das mit dem Blonden, der mit euch gekommen ist?“, fragte Smith und die Drei nickten. „Keine Ahnung, das macht er manchmal, aber irgendwann lässt er die Leute dann wieder fallen. Meistens waren das Leute aus anderen Häusern.“ „Und was sind das für Leute?“, fragte Harry. Smith überlegte: „Das sind meistens Leute, die in irgendwelchen Fächern gut sind. Oder sie sind aus dem Slug-Club.“ „Aha“, sagte Harry, „ich verstehe.“ Smith nickte ihnen zu und ging dann wieder zu seinen Freunden. „Das klingt harmlos“, meinte Hermine und Ron sah sie verständnislos: „Wieso?“ „Es scheint so, als würde Riddle Kontakte suchen. Leute, die ihm später nützlich sind.“ „Glaubst du, er wird bald merken, dass Malfoy nichts im Kopf hat?“, fragte Ron und Hermine zuckte mit den Schultern: „Bestimmt. Soweit ich weiß, kann Maxwell“, sie sah ihn warnend an: „nichts besonderes, was für Riddle praktisch wäre.“ „Stimmt“, Ron lehnte sich zurück, „dann brauchen wir uns wegen dem keine Sorgen zu machen.“ „Ich weiß nicht“, Harry zögerte, „ich sollte vielleicht doch mit ihm reden. Immerhin könnte er Voldemort vorwarnen, wenn rauskommt, dass er aus der Zukunft kommt. Und dann ist er nützlich für ihn.“ „Dann rede morgen mit ihm“, ermunterte ihn Hermine. Draco überlas noch einmal seinen Aufsatz für Zauberkunst, den er am nächsten Tag abgeben sollte. Tom und er hatten gerade zwei Freistunden und sich in der Bibliothek vergraben. Eine Bewegung in seinem Augenwinkel erhaschte seine Aufmerksamkeit. Tom neben ihm spielte mit einem großen Ring an seinem Finger. Von Gold umrandet war ein großer schwarzer Stein eingefasst. Während Tom las, strich er immer wieder über den Stein. Draco musterte den Stein, ob vielleicht ein Familienwappen da drauf war wie bei seinem Ring, aber er konnte nur Gekritzel sehen. Nichts, was ihm bekannt vorkam und er kannte eigentlich fast alle Wappen der Zaubererwelt. Tom bemerkte, dass er angestarrt wurde und sah auf. Dann fiel auch sein Blick auf den Ring. „Gefällt er dir?“, die Frage klang nicht wirklich ernst gestellt, denn er kannte die Antwort schon. „Er ist hässlich.“ Überrascht starrte Tom Draco an. Das hatte er nicht erwartet. Die anderen Slytherins hatten den Ring bewundert und Tom hatte die Lügen praktisch gerochen, aber Draco war vollkommen ehrlich. Sein Blick wurde musternd, aber Draco sah ihn nur kühl an: „Was? Es ist wahr. Der Ring ist hässlich. Wo hast du den her?“ „Von meinem Onkel“, er musste ja nicht sagen, wie er ihn bekommen hatte. „Also ein Erbstück“, unbewusst strich Draco über seinen eigenen Siegelring. Tom bemerkte es und hob eine Augenbraue: „Auch ein Erbstück? Lass mal sehen!“ Er griff nach der Hand des Anderen, konnte aber nur einen flüchtigen Blick darauf werfen, denn der Blonde entzog ihm die Hand sofort und sah ihn ein wenig erschrocken an. „Das ist nur ein Billigring. Hat keinen Wert.“ „Ah ja?“, fragte Tom lauernd, „Sah gar nicht so aus.“ Sie schwiegen und sahen sich an. Draco unterdrückte den Drang nervös mit den Fingern zu spielen oder dem Blick auszuweichen. „Mal-Maxwell?“, unterbrach eine Stimme das Starren der Beiden. Sie sahen zu dem Schüler und erblickten Harry. „Was willst du, Russell?“, Dracos Stimme klang genervt, obwohl er eigentlich froh war, dass Potter ihn aus dieser blöden Situation rettete. „Kann ich kurz mit dir reden?“, fragte der Gryffindor und warf einen misstrauischen Blick zu Tom. Draco seufzte leise, aber so konnte er Toms fragendem Blick entkommen: „Also gut.“ „Allein“, meinte Potter nachdrücklich. Augenrollend erhob sich Draco und folgte dem Schwarzhaarigen zu einem Tisch in einer anderen Ecke. „Also?“, Draco ließ sich nieder und schlug die Beine übereinander. „Hör mal, Malfoy, ich denke es ist besser, wenn du dich in Zukunft von Riddle und seinen Freunden fernhältst.“ Eine blonde Augenbraue wurde gehoben: „Warum?“ „Er ist böse“, schoss es geradeaus heraus. Draco unterdrückte das Lachen in seiner Kehle, konnte sich des spöttischen Grinsens aber nicht erwehren: „“Das ist nicht dein Ernst oder? Du störst mich, um mir das zu sagen?“ Wütend funkelte Potter ihn an: „Du weißt nicht, was in Zukunft aus ihm wird!“ „Woher auch?“, Draco verschränkte die Arme, „Hör mal, Potter“, er zischte gefährlich, „du kannst mir nicht meinen Umgang verbieten!“ „Malfoy!“, Potter klang jetzt schon verzweifelt, „Du musst mir vertrauen, er-“ Zornig stand Draco auf: „Ich muss dir gar nicht vertrauen! Ich würde gern wissen, wieso du glaubst, dir mein Vertrauen verdient zu haben!“ Potter starrte ihn unsicher an, versuchte aber seiner Stimme Festigkeit zu verleihen: „Ich wollte dich vor ihm warnen.“ „Darauf kann ich verzichten“, Draco drehte sich um und stolzierte davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)