Vita en Tempis von Mephysto ================================================================================ Kapitel 6: Zaubertränke ----------------------- Mit gerunzelter Stirn sah Tom den beiden Jungen nach. Der Schwarzhaarige war seltsam. Er schien Draco schon längere Zeit zu kennen, da sollte er dessen Namen doch kennen oder? Aber vielleicht bildete er es sich auch nur ein. Schließlich konnte sich jeder Mal versprechen. Vielmehr interessierte ihn sowieso Dracos Ring. Tom hatte nur einen kurzen Blick darauf werfen können, aber es hatte wie ein Wappen ausgesehen. Er selbst hatte es nicht erkannt, aber er wusste, dass nur alte, reinblütige Zaubererfamilien Wappen besaßen. Und wenn er seinem Urteil trauen durfte, dann war Dracos Ring alt und demzufolge sehr wertvoll. Tom wusste, dass Draco irgendetwas verbarg und er würde herausfinden, was. Er wusste auch schon wo er nachsehen musste. Interessiert sah er zu Draco und dem anderen. Der Blonde hatte sich gerade erhoben, warf seinem Klassenkamerad noch ein paar Worte an den Kopf und ging. Er trat wieder zu Tom, doch der bemerkte, dass Draco kurz seine Hände hinter dem Rücken versteckte, eine in die Umhangtasche glitt und als er sich setzte nichts Silbernes mehr an den Fingern blitzte. Da schien ja wirklich etwas hinter dem Ring zu stecken. „Was wollte er?“, Tom entdeckte, dass der andere ihn schon wieder anstarrte, mit einem wütenden Funkeln in den Augen. Was hatte der gegen ihn? Er kannte ihn noch nicht einmal. „Ach nichts. Der spinnt“, trotzdem fühlte Tom einen beobachtenden Blick auf sich ruhen. Als er jedoch aufsah, widmete sich Draco sofort wieder seinem Aufsatz. Tom zuckte nur mit den Schultern und wandte sich wieder seinem Buch zu. Eine halbe Stunde später betraten die zwei den Kerkerklassenraum für Zaubertränke. Draco bemerkte, dass das Walross schon am Lehrertisch stand und die hereinkommenden Schüler anlächelte. Als er Tom erblickte, schenkte Slughorn diesem ein besonders strahlendes Lächeln. Tom nickte höflich zurück und stellte sich dann an einen Tisch im hinteren Teil des Kerkers. Wie zu Beginn von Dracos Schuljahr standen vier Kessel auf dem Lehrertisch. Der Raum füllte sich und als es zur Stunde klingelte, erhob Slughorn seine Stimme: „Ich begrüße Sie zum neuen Schuljahr in Zaubertränke. Insbesondere unsere vier Austauschschüler“, er schenkte jedem von ihnen ein Blitzen seiner Zähne. „Ich sehe, dass sich die Reihen erheblich gelichtet haben, aber das bedeutet nur, dass die Besten in diesem Kurs sind“, er sah zu Tom. „Ich habe hier, wie jedes Jahr, einige Tränke vorbereitet, die Sie zum Ende des Schuljahres selbst brauen können müssen. Wer kann mir diesen nennen?“ Er deutete auf den Kessel direkt neben sich, der mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war. Draco ließ seinen Blick über die anderen Kessel schweifen. Das waren die gleichen Tränke, die Slughorn auch in ihrer Zeit hergestellt hatte. „Nun, wer-?“, Slughorn unterbrach sich überrascht, als Grangers Hand hochschoss. „Miss?“, er nickte ihr zu. „Das ist Veritaserum.“ „Sehr gut“, rief Slughorn erfreut, „fünf Punkte für Gryffindor.“ Tom hob eine Braue. Normalerweise meldete sich niemand und Slughorn nahm automatisch ihn ran. Aber ihm war schon in anderen Fächern aufgefallen wie nervtötend besserwisserisch dieses Mädchen war. „Ja, Veritaserum in der Tat. Es wird oft bei Verhören im Ministerium benutzt, weil es geruch- und geschmacklos ist. Was ist mit diesem Trank?“ Er wies auf den Kessel, in dem die Flüssigkeit eklig aussah und Blasen schlug. Hermine setzte an ihre Hand zu heben, doch Tom war schneller. Das überraschte selbst Draco, denn bisher war niemand schneller in solchen Situationen gewesen als die Granger. „Ah Tom, bitte“, Slughorn schien sehr erfreut. „Vielsafttrank, Sir. Man kann mit ihm die Gestalt eines anderen Menschen annehmen.“ „Sehr gut. Fünf Punkte. Nun, dieser dürfte auch bekannt sein“, der Lehrer grinste. Wieder wurde Hermine von Tom überboten: „Amortentia, der stärkste Liebestrank der Welt.“ Slughorn nickte wieder, gab Slytherin Punkte und deutete dann auf den letzten, kleinsten Kessel. Diesmal kam Hermine gar nicht dazu ihre Hand zu heben. „Felix Felicis, der Glückstrank. Er gewährt dem Trinkenden für eine bestimmte Zeit Glück.“ „Wunderbar, Tom!“, rief Slughorn, „Fünf Punkte. Ja, Felix Felicis, das flüssige Glück. Natürlich ist es beim Sport verboten und man sollte auch nicht zuviel davon trinken!“, warnte Slughorn mit erhobenem Finger. „Nun, wie jedes Jahr setze ich einen Preis für den besten Brauer in der ersten Stunde. Felix Felicis geht diesmal an denjenigen, der mir den besten Sud des lebenden Todes braut. Hopp, hopp!“ Sofort machten sich die Schüler an ihre Kessel. „Pah, wozu sich anstrengen?“, seufzte Avery und sah zu Tom, „Du gewinnst doch eh.“ „Sei dir da nicht zu sicher“, murmelte Draco, während er Wasser in den Kessel füllte. „Pass auf, was du sagst, Maxwell!“, Avery sah ihn drohend an, „Tom ist der beste Brauer im ganzen Jahrgang! Ihn konnte noch keiner schlagen!“ „Die da“, Draco deutete mit seinem Kopf zu Hermine, „ist die beste in meinem Jahrgang. Auch wenn sie eine Pest ist, sie ist gut.“ Kurz überlegte er, ob er Potters neu entdeckten Braufähigkeiten auch erwähnen sollte, aber er verwarf den Gedanken nach einem Blick in das fast verzweifelte Gesicht. „Dann werde ich mich wohl in Acht nehmen müssen“, Draco konnte nicht sagen, ob Tom es ernst meinte, aber er hoffte, der Schwarzhaarige würde gewinnen. Allein um Grangers entsetztes Gesicht zu sehen. Nach einer halben Stunde köchelte es schon auf vielen Flammen und Draco trennte gerade das Eigelb der Doxyeier. „Wunderbar, Tom“, sagte Slughorn und spähte in dessen Kessel, „das sieht hervorragend aus. Wie immer.“ Tom nickte nur und arbeitete weiter. „Ach übrigens“, Slughorn drehte sich noch einmal um, „ich hoffe dich, Sie kommen heute Abend zu meiner kleinen Party, Tom. Sie haben es doch letztes Jahr auch genossen?“ „Natürlich, Sir.“ „Sie kommen selbstverständlich auch, Avery“, und dann ging Slughorn zu anderen Schülern. Kurz danach verschwand Tom zum Vorratsschrank und Avery beugte sich Draco rüber. „Der Slug-Club ist nur was für privilegierte Leute, die was im Kopf haben. Diesmal kann selbst Tom dir da nicht rein helfen, denn Slughorn sucht die Leute selbst aus!“, Avery grinste ihn höhnisch an. Anscheinend bildete er sich etwas darauf ein zu den auserwählten zu gehören. Draco gab nur das Eigelb in den Kessel. „Wenn die Leute was im Kopf haben“, er rührte, während er sprach, „wieso bist du dann im Club? Oder meintest du am Kopf?“ Mürrisch verzog sich Avery und Tom nahm wieder seinen Platz ein. „An dir scheint sich Avery die Zähne auszubeißen“, ein amüsiertes Funkeln trat in die Augen des Schwarzhaarigen. „Dann sollte er auf seine Zähne aufpassen.“ Tom lachte und das überraschte ihn selbst am meisten. „Aber Avery hat Recht.“ Draco hob eine Braue: „Womit?“ „Nicht jeder kommt in den Slug-Club. Man muss Slughorn schon auf sich aufmerksam machen.“ „Warum sollte ich in den Club wollen?“, dazu hatte er nun wirklich keine Ambitionen. Er wollte einfach nur in dieser Zeit überleben. „Kontakte“, antwortete Tom und rührte, „im Club knüpfst du Beziehungen, die in der Zukunft wichtig sein können. Und Beziehungen schaden nur dem, der keine hat.“ "Verstehe", sagte Draco und zuckte mit den Schultern. Er sah für sich trotzdem keine Möglichkeit bei Slughorn zu punkten. "Hervorragend, Miss White. Sie sind wirklich außerordentlich begabt." Beide Jungen sahen zu Slughorn und Hermine. Der Lehrer sagte noch etwas und Hermine nickte begeistert. "Scheint als hätten wir ein neues Mitglied im Club", meinte Avery und klang wenig erfreut, "ausgerechnet eine Gryffindor." Tom dachte kurz nach, dann beugte er sich zu Draco: "Zerdrück die Schlafbohne lieber." Der Blonde sah ihn verwirrt an, aber Tom schenkte ihm einen nachdrücklichen Blick, also kam er der Anweisung nach. Dann ließ er den Saft in den Kessel tröpfeln und sofort wurde der Trank lila. "Woher-" "Sieben mal gegen den Uhrzeigersinn, einmal mit", unterbrach Tom ihn schnell und wandte sich seinem eigenen Kessel zu, denn Slughorn kam gerade vorbei. Als der außer Hörweite war, flüsterte Draco leise: "Was soll das?" "Wir helfen deinen Beziehungen." Verwirrt runzelte Draco die Stirn und bemerkte, dass Tom entgegen seinen eigenen Anweisungen rührte. "Warum-" "Und die Zeit ist um! Bitte hören Sie auf zu rühren!" Danach trat Slughorn zu jedem einzelnen Kessel und begutachtete die Ergebnisse. Währenddessen sah Draco zu Tom: "Was sollte das?" "Warte es ab." Slughorn stand nun beim Goldenen Trio. Rons Gebräu betrachtete er kommentarlos und auch Harrys fand keine Anerkennung. Nur Hermines bekam ein wohlwollendes Nicken, dann ging Slughorn. Schien so als hätte das Glück Potter verlassen. Als letztes kam Slughorn zu ihrem Tisch und rührte in Averys Trank. "Sie müssen schneller werden, Avery. Ansonsten ist es ganz gut, wie immer." Der nächste war Tom. Dessen Trank war zwar heller als alle anderen in der Klasse, aber nicht so glasklar wie er laut Anweisungen sein sollte. "Wirklich sehr gut Tom. Ein paar Augenblicke mehr und er wäre perfekt gewesen", Slughorn schien seinen Gewinner schon zu kennen. Trotzdem begutachtete er erst einmal Dracos Kessel. Seine Augen weiteten sich überrascht und er klatschte in die Hände: "Wunderbar, wir haben einen klaren Gewinner! Dieser Trank ist perfekt. Wie ist Ihr Name?" "Maxwell, Draco", antwortete Draco überrascht. Damit hätte er nicht gerechnet. "Nun", Slughorn holte die Phiole hervor und gab sie Draco, "ich habe heute Abend eine kleine Party. Tom weiß, wo sie stattfindet. Ich hoffe doch Sie kommen?" Draco nickte automatisch und starrte auf die Phiole. Er hatte gewonnen? Ein wenig frustriert gingen die drei Gryffindors in ihren Gemeinschaftsraum. "Er hat geschummelt" Er hat ganz bestimmt betrogen! Er war noch nie besser als ich!", murmelte Hermine vor sich hin. Harry stimmte ihr zu. Da war irgendwas faul. Wenn er bloß das Zaubertränkebuch des Halbblutprinzen gehabt hätte! "Dieser Riddle hat ihm was zugeflüstert, hab ich gesehen", sagte Ron mit grimmiger Miene, "ob der Malfoy geholfen hat?" "Aber was hat er davon, wenn er ihm hilft? Wäre es nicht besser gewesen, selbst zu gewinnen?", überlegte Harry. Nachdenklich runzelte Hermine ihre Stirn: "Vielleicht wollte er erreichen, dass Malfoy im Slug-Club landet." "Aber warum?" Sie zuckte mit den Schultern: "Keine Ahnung. Aber ich werde mich heute Abend mal dort umsehen." "Ich hätte nicht gedacht, dass du so gut bist", murrte Avery nach dem Unterricht. Draco beschloss das zu ignorieren. Es wäre wohl eine Dummheit sondergleichen Avery zu sagen, dass Tom ihm geholfen hatte. Als sie im Gemeinschaftsraum ankamen, ging Draco gleich zu den Schlafsälen. Tom folgte ihm. "Wir haben noch gut zwei Stunden Zeit, ehe wir zu Slughorn müssen", Tom ließ sich auf sein Bett fallen und lockerte die Krawatte. Draco betrachtete die kleine Phiole mit dem goldenen Trank. "Hier", er warf sie Tom zu, der sie verdutzt auffing. "Was soll das?" "Du hast sie eigentlich gewonnen. Auch wenn ich nicht weiß, warum du mir geholfen hast." "Ich habe doch gesagt: Du brauchst Kontakte und ich helfe dir dabei." Skeptisch hob Draco eine Braue: "Und was hast du davon?" "Deine Schuld. So funktioniert die Welt. Außerdem ist es sehr unslytherin mir die Flasche zu geben und sie nicht selbst zu behalten." "Du könntest mich jederzeit schlagen und es nicht unslytherin, sich mit den Stärkeren gut zu stellen." Tom grinste selbstgefällig: "Du hast das System verstanden." "Bist du politisch ambitioniert?", fragte Draco mit einem Lächeln, als er sich den Umhang auszog. "Sagen wir lieber: Ich verfolge meine eigenen Ziele." "Die da wären?" "Eine andere, neue Welt." Draco schwieg und sah ihn forschend an. "Wirst du sie erreichen? Deine Ziele?" "Ja." Tom sah ihn so entschlossen an, dass Draco ein Schauer durchfuhr. In diesem Moment glaubte er, dass Tom gar nicht scheitern könne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)