Erzfeind von Miwakosato1412 (bis zum Tod) ================================================================================ Kapitel 1: Wiedersehen ---------------------- Ein Mann schritt den von flackernden Glühbirnen in eine elfenbeinernes Licht getauchten Gang entlang. Er hielt sich an der rechten, steinernen Wand, denn die andere bestand aus Gitterstäben hinter denen die gefährlichsten und abscheulichsten Verbrecher hausten, die das FBI oder das CIA festgenommen hatten. Es waren keine Todeskandidaten, die in der Green Mile auf den Henker warteten, denn zumeist waren sie wahnsinnig oder aus anderen Gründen nicht Schuld fähig und konnten daher nicht hingerichtet werden. Anders jedoch verhielt es sich mit dem Gefangenen, den der Mann besuchen wollte. Sein Verstand war scharf und er hatte genau gewusst, was er tat, doch hatte er den Richter auf überaus kluge Weise davon überzeugen können, dass er nicht freiwillig so gehandelt habe, sondern aus Angst um sein eigenes Leben. Wut schäumte in ihm hoch als er an diese Verhandlung dachte, die der Täter besser im Griff gehabt hatte, als jeder andere Anwesende. Der Mann setzte sich auf den Boden vor der Wand und starrte in die Zelle. Er versuchte seine Wut wieder in den Griff zu bekommen und atmete einmal kurz durch. „Du hättest dir einen Stuhl dort hinstellen lassen können.“ erklang es aus der Zelle. „Der Junge macht es jedes mal.“ Der Mann lachte. „Der Junge ist mittlerweile Vater zweier Kinder, also schon lange kein-“ „Im Vergleich zu uns ist er immer noch ein Junge.“ unterbrach ihn die schneidende Stimme. Eine Pause trat ein, in der der Mann auf den Gefangenen blickte, der auf seiner Pritsche saß und las. Er kniff die Augen zusammen um den Titel zu lesen und als hätte der Leser dies bemerkt, entgegnete er beiläufig: „Yusaku Kudos „Das Ende des Baronen der Nacht“. Eine nette Geschichte... wenn auch nicht halb so grausam wie das Leben sein kann, nicht war?“ Mit diesen Worten legte er das Buch an und grinste. „Du hast dich hier wohl ganz schön gut eingelebt, was?“ entgegnete der Mann und zündete sich eine Zigarette an. „Es ist fast besser als vorher.“ meinte der Gefangene, lehnte sich entspannt zurück und betrachtete seinen Besuch. „Du bist alt geworden, Akai.“ „Du auch, Gin.“ Gin zuckte mit den Schultern. „Wie lange bin ich schon hier?“ wollte er wissen. „32 Jahre und 8 Monate.“ „Also kein Jubiläum...“ Akai zog eine Augenbraue hoch. Gin lächelte matt. „Ich dachte vielleicht dass es jetzt dreißig Jahre sind und du mir deshalb zum ersten Mal einen Besuch abstattest... Also... was willst du?“ „Du bist der Letzte.“ meinte er und ließ die Asche seiner Zigarette auf den Boden neben sich rieseln. Gin schwieg und betrachtete ihn mit einem ausdruckslosen Gesicht. Akai hätte zu gerne gewusst, was ihn ihm vorging. „Heute haben sie Vodka die Spritze gesetzt.“ Gin nickte wie als ein Zeichen, dass er es verstanden habe. „Gut. Dann kannst du ja jetzt gehen.“ meinte er schließlich und griff wieder nach dem Buch. „Das ist alles?“ fragte Akai ihn verblüfft. „Was hast du denn erwartet?“ Genau... was hatte er eigentlich erwartet? Nun sah er Gin das erste Mal wieder nachdem er ihn aus dem Gerichtssaal gehen sah und das sollte es schon gewesen sein? „Hast du überhaupt Gefühle?“ Gin blickte ihn an. Direkt in die Augen. Akai fiel auf, dass dies nicht mehr die Augen eines Killers waren, denn sie hatten kaum noch eine Spur der einstigen Kälte, stattdessen wirkten sie müde und leer. „Wenn ich welche hätte, glaubst du ich würde hier noch sitzen? Allein mit achtzehn Besuchen in 32 Jahren?“ Akai blickte ihn fragend an. „Isolation“, begann Gin, „kann man nur ertragen wenn man ohnehin keine Gefühle besitzt, ansonsten ist der Tod die gnädigere Strafe. Sieh dir doch nur mal ihn hier an!“ Er deutete auf die Wand neben sich und Akai blickte in Gins Nachbarzelle. „Er ist erst hier seit der Junge mich das letzte Mal besucht hat...“ Akai erschauderte. Nebenan kauerte ein Mann in der Ecke, er war nackt und fast bis auf die Knochen abgemagert, immer wieder wippte er vor und zurück und redete mit sich selbst. „Kudo war vor drei Jahren hier.“ flüsterte er mehr zu sich selbst als zu Gin. „Siehst du! So enden hier alle mit Gefühlen.“ „Und du lebst hier also ganz gemütlich weil du keine Gefühle hast?“ „Nein, es wäre so viel einfacher für mich einfach dem Wahnsinn freien Lauf zu lassen und so dem hier zu entschwinden, doch ich werde es bei vollem Besitzt meiner geistigen Kräfte wahrnehmen!“ Eine Entschlossenheit war in Gins Stimmer zu hören, die Akai irritierte. „Warum das?“ „Weil ich auf dich gewartet habe.“ Stille breitete sich aus in der Gin Akai angrinste und dieser sich fragte, ob Gin nicht doch schon dem Wahnsinn zum Opfer gefallen war, es nur besser verbergen konnte. „Was willst du von mir?“ „Dir danken.“ Akai kam etwas näher zu ihm heran und kniff skeptisch die Augen zusammen. Spielte Gin nur mit ihm? Fand er es witzig wieder jemanden zu haben, mit dem er über irgendetwas reden konnte? „Ich danke dir, dass du mich aus der Hölle befreitest, in der ich lebte.“ Plötzlich sprang Gin an die Gitterstäbe und zog Akai an der Jacke zu sich heran. „Ich habe Akemi Miyano nicht getötet!“ flüsterte er und Akai riss sich los. „Wa- was soll das heißen?“ Doch Gin grinste nur verrückt und ließ sich aufs Bett fallen. Er griff das Buch und las wieder. „Hey!“ rief Akai ihm zu. „Was meinst du damit? Vodka hatte ausgesagt, dass du sie getötet hast!“ „Pssst.“ machte Gin und legte einen Finger auf seine Lippen. „Lass mich noch eben die letzte Seite lesen.“ Jetzt war er sich sicher, Gin versuchte nur mit ihm zu spielen! Wütend schritt er den Gang zurück. „Ey! Akai! Warte!“ Er hatte zu Ende gelesen und rief ihm noch hinterher: „Sag doch bitte Herrn Kudo, dass ich sehr froh bin noch das Ende vom Baron lesen zu können! Ich hätte es nicht ertragen, wenn ich nicht gewusst hätte, wie es ausgeht! Ich weiß, dass du ihn kennst! Also sag Yusaku Kudo, wie toll seine Bücher sind!“ Dann verstummte Gin. Akai war nur noch wütender als vorher. Er hatte gehofft, wenn er Gin wenigstens am Boden zerstört auffinden würde und wüsste, dass alle anderen tot sind, würde er endlich seinen Seelenfrieden finden, doch er war sich klar, dass er jetzt, da Gin ihm auch noch den Floh ins Ohr gesetzt hatte, dass jemand anderes für Akemis Tod verantwortlich war, würde er wohl nie zur Ruhe kommen. Er trat an die Sicherheitskontrolle und legte seine Uhr ab, sein Handy und die Waffe... Die Waffe! Er durchsuchte seine Taschen, doch die Beretta war aus der Innentasche seiner Jacke verschwunden Gin hatte ihn zu sich herangezogen! Hastig rannte er den Gang zurück zu Gins Zelle, gefolgt von einigen Wachleuten, die schnell gemerkt hatten, was los war, doch als sie bereits auf der Hälfte des Ganges waren erklang der Schuss. Akai rannte weiter, auf seine Deckung nahm er keine Rücksicht, er ahnte, was Gin mit der Waffe vorgehabt hatte, und das war nichts, was Akai bedroht hätte. Er rutschte die letzten Meter und blieb vor dem Gitter stehen. Der Anblick hatte etwas, dass selbst in ihm, der schon vieles gesehen hatte, Übelkeit erzeugte. Auf seiner Pritsche lag friedlich lächelnd sein Erzfeind. Gin hatte sich in den Hals geschossen, Luftröhre und Halsschlagader durchtrennt und die Zelle in einem Blutrot gesprenkelt. Akai schloss die Augen bis er das Klicken der Zellentür hörte, als ein Wärter diese aufschloss. Er versuchte nicht auf die zerfetzte Kehle zu blicken, als er den Leichnam ihn Augenschein nahm. Gin hatte die Waffe in der rechten Hand noch neben seinem Hals (oder das was davon übrig war) liegen und... Akai stutzte. War Gin nicht wie er auch Linkshänder? Er blickte herunter zu Gins linker Hand, die in einer Faust geballt neben seiner Hüfte lag. Er öffnete die Hand und entdeckte ein Stück Papier. Eine Seite aus einem Buch, die nur bis zur Hälfte beschrieben war. Unter den Text hatte Gin etwas geschrieben: Hokkaido Sappuro sechste Straße Haus vier Doch ein Schauer lief Akai erst über den Rücken, als er das letzte Wort las: Akemi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)