Afraid to shoot strangers! von thelastbird (Ein Transporter auf Abwegen .. [ Zorro x Sanji ]) ================================================================================ Kapitel 6: It's an Omen. ------------------------ „Willst du wirklich nichts mehr, Lorenor?“ „Nein. Ess ruhig.“ Ich beobachtete, wie er das Würstchen zwischen zwei Brötchenhälften klemmte und sich dann ein Ende genüsslich in den Mund schob. Wie mein neuer blonder Freund so eine unverschämt gute Laune haben konnte, war mir schleierhaft. Vielleicht lag er daran, das er jetzt, nach 5 Tagen Ruhepause, seine Füße dank Choppers Wundertabletten und dank guter Bandagen endlich wieder nutzen konnte, wenn auch nur eingeschränkt. War ja auch echt schön für ihn und sicher eine kleine Party wert. Aber für mich hatten diese 5 Tage nichts weiter als pure Zeitverschwendung bedeutet. Die Angelegenheit hätte schon in trockenen Tüchern sein können. Was wir zu tun hatten war riskant und sicher nicht ungefährlich, aber mit Sanji an meiner Seite würde ich nur noch mehr Probleme haben und allein war ich schon immer besser gewesen als im Team. Ich hätte diese ganze Scheiße schon längst abwickeln können. Aber nein – Ace hatte mal wieder andere Pläne gehabt. Am Morgen nach seinem nächtlichen Anruf hatte er uns tatsächlich besucht. Er hatte uns von seinem Telefonat mit Crocodile erzählt, das wohl zu seinen Gunsten abgelaufen war, und außerdem von dem Deal, den er mit dem Schleimfresser getroffen hatte. Wir sollten das Geld wieder beschaffen, egal wie. Hauptsache es tauchte wieder auf. Sollten wir es innerhalb eines Monats schaffen, würden unsere Köpfe aus der Schlinge gezogen. Wenn nicht, konnten wir uns auf unangenehm raue Zeiten gefasst machen. Ich hatte meinen sommersprossigen Boss dazu überreden wollen, das ich den Job mit einen unserer Jungs durchzog, mit Frankie vielleicht oder mit Lysob. Aber nein, er hatte natürlich ein Exempel an mir statuieren müssen. 'Nichts da. Die Suppe müsst ihr allein auslöffeln. Du hast das Päckchen geöffnet, also ist er jetzt dein Problem. Und du wirst auf ihn aufpassen, verstanden? Er könnte noch wichtige Informationen haben.' Wie einen Menschen hatte er Sanji nicht behandelt und das war dem auch ziemlich übel aufgestoßen, aber mich hatte dieses Gespräch wieder zurück in die Realität geholt. Ich hatte einen Fehler gemacht, und für den musste ich jetzt büßen. Sanji war meine Strafe. Okay, zugegeben, keine besonders Schlimme. Die letzten Tage war er sehr umgänglich gewesen. Er hatte seine Tabletten geschluckt, hatte die meiste Zeit die Klappe gehalten und nur das nötigste von sich gegeben. Immer wenn er ein Gespräch hatte beginnen wollen, hatte ich ihm schnell klar gemacht, das ich auf diese Späße keine Lust hatte. Seltsamerweise waren diese Stunden auch sehr harmonisch verlaufen. Ich hatte mich nicht unwohl gefühlt, nicht mal ein bisschen genervt. Ein Mal am Tag brachte einer der Jungs uns Essen. Nur als Ruffy uns etwas hatte bringen wollen, war es nicht angekommen. Was mich nicht gewundert hatte. Eins auf die Nase hatte es trotzdem für den kleinen Bruder meines Chefs gegeben. Aber ich wusste ja, das diese ruhigen Tage, diese Ruhe vor dem Sturm, nicht meine Strafe war. Die kam noch. Wenn ich die Heulsuse quer durch die Weltgeschichte schleifen durfte. „Willst du echt nichts?“ Ich hörte auf die Armlehne des Sessels anzustarren und hob den Kopf. „Wenn ich nein sage, dann meine ich auch nein.“, knurrte ich schlecht gelaunt und Sanji hob die Augenbrauen. „Ich hab dir nichts getan.“, murmelte er mit leicht beleidigtem Unterton und ich hätte diesen Satz mit vielen anderen Fakten widerlegen können, doch ich tat es nicht, weil ich keine Lust auf ein eingehendes Gespräch mit dem Blondschopf hatte. Denn ich wusste nicht wieso – aber ich hatte dennoch ein ungutes Gefühl in seiner Nähe. Nicht von der Natur, das ich ihn nicht leiden konnte und ihn deswegen nur von mir fern halten wollte. Viel mehr machte er mich nervös. Schrecklich nervös und unkonzentriert. Und das konnte in Zukunft nur hinderlich sein. Ganz nebenbei hatte ich noch die Befürchtung, das da mehr war als das. Das dieser arme, bemitleidenswerte Haufen Namens Sanji mehr war als das was er zu sein schien. Dieses unterwürfige, diese vollkommene Hingabe mir gegenüber – die kaufte ich ihm nicht mehr ab. Es wirkte einfach zu sehr nach einer schlechten Fernsehsendung. So nach dem Motto „Armes Entführungsopfer entwickelt Sympathie gegenüber dem Entführer.“ So schien es zu sein. Aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick war da einfach eine zu starke Bindung für einen Kerl, der sich selbst sonst als verängstigtes Würstchen hinstellte. Ich erhob mich, ging zu unserem viel genutzten Schrank und klaubte seufzend die Zettel heraus, die Ace uns bei seinem Besuch mit gebracht hatte. Zum gefühlten 100. Mal las ich die Informationen, die er mit seiner Sauklaue darauf geklitzelt hatte. „Und, was Neues entdeckt?“ Ich hob den Kopf und musterte Sanji, der sich auf dem Bett sitzend gegen die Wand gelehnt hatte und mich aufmerksam beobachtete. Ich zuckte langsam mit den Schultern. „Eigentlich nicht, auch wenn ich es mir wünschen würde.“, gab ich nachdenklich von mir und studierte die Wörter ein weiteres Mal. „Okay, gehen wir es nochmal durch.“, murmelte der Blonde und fuhr sich seufzend durch die Haare. Ich nickte leicht. „Hier steht jede Menge über Enel drin, dem ersten Bodyguard deines ehemaligen Chefs. Wo er so verkehrt, mit wem er oft gesehen wird, wo er hin fährt wenn er das Anwesen vom Krokodil verlässt und so weiter. Von den Anderen haben wir nichts, was auch daran liegt das immer mal wieder ein Paar gekündigt werden und Neue dazu kommen, warum auch immer.“ Sanji nickte und betrachtete die Wand neben sich. Ich fuhr fort. „Außerdem steht uns ein Wagen, ein paar Waffen und ein beachtlicher Geldbetrag zur Verfügung. Wo wir das alles finden, steht hier auch.“ Ich legte seufzend den Brief weg und sah wieder zu Sanji, der mittlerweile die Augen geschlossen hatte. „Das bedeutet also, wir brauchen einen Plan.“ Da gab ich ihm vollkommen Recht – wir brauchten einen verdammt guten Plan. „Ihn einfach ausspionieren können wir nicht. Er weiß wie du aussiehst, Sanji.“ Der Blonde nickte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Richtig. Damit fällt die einfachste Möglichkeit weg. Aber was sollen wir sonst machen? Wenn wir hier rum sitzen kriegen wir nie raus, wo die Kohle ist.“ Und wieder hatte er Recht - was mich ein wenig nervte – aber es begann sich eine Idee in meinem Kopf zu manifestieren, die mich zum Grinsen brachte. Sanji warf mich einen fragenden Blick zu. „Was grinst du denn so?“ Ich sah ihm in die Augen und er schien zu begreifen, das mein Vorschlag ihn nicht zu Freudensprüngen verleiten würde. „Also wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann kommt der Berg eben zum Propheten. Und wenn der Prophet nicht merken soll, das der Berg sich nähert... dann muss es sich eben als Baum tarnen.“ - - - - „Nein.“ Seine Stimme klang so bestimmt, das ich fast glaubte er würde die Sache wirklich abblasen. Ich warf Frankie einen Blick zu, der sich neben mir aufgebaut hatte und Sanji genau wie ich eingehend musterte. Ich sah in seinen Augen, das er genau wie ich am liebsten losprusten würde. „Hast du eine bessere Idee, Blondie?“, hakte der Cyborg nach und das darauf folgende Schweigen wertete er wohl als ein Nein, denn er nickte bestimmt und ein Grinsen zeichnete sich auf seinen Zügen ab. „Also los.“ Sanji hielt das Kleidungsstück angewidert von sich. „Vergesst es. Ich werde kein Kleid anziehen, ich werde mich nicht von euch schminken lassen und ich werde auch ganz sicher nicht so tun, als sei ich eine Frau, ist das klar?“ Er sah uns fast verzweifelt an, doch unsere Mienen blieben hart. Er sah mir in die Augen, seine Stimme klang flehend. „Lorenor! Verdammt, das kannst du doch nicht machen, das kannst du mir nicht antun! Ich bin gesellschaftlich abgeschrieben, wenn das raus kommt!“ Mein Grinsen wurde breiter. „Gut möglich. Wenn du's nicht machst, bist du allerdings ziemlich bald tot. Und das nicht nur gesellschaftlich.“ Sein Blick wurde trotzig, als Frankie aus der Einkaufstüte zwei Paar Ballerinas, Ohrringe zum anstecken, eine dünne Kette, eine Sonnenbrille und ein mit einer Blume verziertes Haargummi zog. „Das ist hässlich.“, knurrte der Blonde und Frankie funkelte ihn dafür böse an. „Das habe ich mit viel Sorgfalt nur für dich Tunte ausgesucht, also halt besser die Klappe!“ „Tunte?! Sag mal geht’s doch? Ihr zwingt mich doch..“ „Schluss jetzt.“, warf ich in den Raum und sofort schluckten die zwei Streithähne ihre Wörter hinunter. „Es wird darüber nicht mehr diskutiert, klar? Danke Frankie, nett das du das für mich getan hast.“ Der Blauhaarige nickte grimmig. „Kein Ding. Ich verschwinde.“ Ich klopfte ihm, als er an mir vorbei ging auf die Schulter und er warf mich ein siegessicheres Grinsen zu. „Bye, Süße!“, flötete er durch den Raum und Sanji wollte er gerade zu mehreren nicht jugendfreien Schimpfwörtern ansetzen, als ich ihn mit einer schnellen Handbewegung zum Schweigen brachte. „Zieh das jetzt an.“ „Aber Lorenor, ich...“ „Sanji!“ Er wandte den Kopf ab und stöhnte. „Ja, ist ja gut...“, murmelte er beleidigt, griff sich seine Verkleidung eher widerwillig und verschwand damit im Bad. Ich ließ mich seufzend, allerdings mit einem Grinsen im Gesicht in den Sessel fallen und starrte an die Decke, während ich Sanjis wütenden Flüchen lauschte, während er sich in das kleine schwarze Kleid zwängte. Gut, mein Plan war nicht perfekt. Dieser Enel konnte ihn immer noch erkennen, schließlich kannten die zwei sich und Sanji hatte ein paar ziemlich unverkennbare Merkmale, wie seine seltsam geschwungenen Augenbrauen oder eben die glatten blonden Haare. Ich war mir aber sicher, wenn ich ihm sagte das er sich die Haare färben sollte, er lieber Selbstmord begehen würde. Lieber Freitod als hässlich sein. Ja, das schien Sanjis Motto zu sein. „Ich krieg den Reisverschluss nicht zu! ... ah moment, doch.“ Mein Plan war einfach und doch strotzte er quasi vor Genialität, so schien es mir. Enel ging regelmäßig fein essen. Warum wusste ich natürlich nicht, aber das tat er wohl immer wieder mit einer bestimmten Frau oder mit Arbeitskollegen, immer im selben Restaurant. Danach ging es meistens in eine Cocktailbar. Beides super Orte, um ein Gespräch zu belauschen, das uns weiter helfen konnte. Es mussten nur kleine Hinweise sein, das würde ja für den Anfang reichen.. „LORENOR!“ Genervt erhob ich mich wieder aus dem Sessel. „Brüll nicht so rum – was ist denn?“ „Ich sehe schrecklich aus.“ „Soll ich..“ - „KOMM BLOß NICHT HER!“ Ich hob abwehrend die Hände, auch wenn er das nicht sehen konnte und ließ mich entnervt seufzend wieder in meinen Sessel sinken, in dem ich auch über die Nacht schlief. Rumzicken tat der jedenfalls schon mal ziemlich authentisch. „Muss ich mich auch rasieren?“ Ich verdrehte die Augen. „Eine Frau mit dicken Haaren auf den Beinen und nem Bart ist nicht sonderlich glaubhaft.“, antwortete ich gezwungen ruhig zurück und Sanji ließ ein deprimiertes Seufzen hören. „Die Ladys stehen aber so auf meinen Kinnbart..“ Ich verkniff mir ein Auflachen. „Jetzt bist du aber selbst eine.“, antwortete ich glucksend und nach den Wortfetzen die mir an die Ohren drangen schien er mich auf die verschiedensten Arten zu verfluchen. Mir war es gleich. „Der Rasierer liegt in der Dusche, oder?“ - „Ja.“ „...du musst mich schminken gleich.“ Ich nickte langsam. „Werde ich machen.“ - „Kannst du das überhaupt mit deinen Bärenpranken?“ Ich ballte die Hände zu Fäusten, um ruhig zu bleiben. „Ich kann es jedenfalls versuchen.“, murmelte ich. „Ich will aber nachher nicht wie ein Clown..“ - „Sanji. Klappe halten und fertig machen.“ Er schwieg wie ich es gesagt hatte, aber ich konnte seine Wut und seine Scham förmlich spüren, er drang aus dem Badezimmer wie eine Flüssigkeit. Gute 10 Minuten hatte ich Ruhe, die ich dazu nutzte mich zu entspannen und mir das unangenehme Gefühl in der Magengegend mit Dreisätzen weg zu rechnen. Dann drang seine Stimme zweifelnd aus dem Bad. „Ich bin fertig.“ „Auch mit rasieren?“ Er ließ ein Seufzen hören. „Ja... schon.“ Ich erhob mich. Irgendwie war das wie Weihnachten, das war wie Geschenke auspacken. Zumindest so ein bisschen. Ich schlenderte um meine Sitzmöglichkeit herum, schob die Hände in die Hosentaschen und trat in die nicht vorhandene Tür des Bades. Und wurde mit einem Anblick belohnt, der besser als Weihnachten und mein Geburtstag zusammen war. Es war nicht das Kleid. Es waren auch nicht die Schuhe oder das Haargummi oder die Ohrringe. Es war sein Blick. Sein leidender, weinerlicher Blick, der auf mir lang und mir zwei Dinge sagte – die Welt ist scheiße und du bist Schuld. Ich legte mir eine Hand auf den Mund um nicht laut zu lachen, das wäre sicher nicht sonderlich förderlich, doch er merkte es und die Röte schoss ihm ins Gesicht. „Ja, lach doch. Du hast ein Monster erschaffen.“, murmelte er und machte mit den Händen ein paar Bewegungen, die zeigen sollte das er mit Igor mithalten konnte. Ich schloss die Augen, das unterdrückte Lachen tat weh, die Tränen schossen mir in die Augen, doch ich konnte sie wegklimpern. Ich löste Fünfsätze. „Ich sehe so lächerlich aus.“ Er klang als würde er gleich anfangen zu weinen. Zum Glück war mein Fünfsatz fertig und mein Gemüt beruhigt. „Nein, du siehst nicht lächerlich aus.“ Was eine glatte Lüge war, wenn man wie ich wusste das er keine Frau, sondern ein Mann war. „Lorenor. Ich sehe aus wie eine Transe.“ Das war dagegen die Wahrheit. Ich fuhr mir konzentriert seufzend durch die Haare, damit ich nicht einfach anfing zu lachen. „Setz mal die Brille auf.“ Er nickte langsam und zog sich die schwarzen Gläser vor die Augen. Das veränderte das Bild dann so wieder, das ich gar nicht mehr lachen musste, weil er wirklich aussah wie eine Frau. Die großen, dunklen Gläser vertuschten noch den letzten Rest Männlichkeit in seinem Gesicht, sie machten ihn unnahbar und man konnte nun wirklich nicht mehr bestimmen, welches Geschlecht er hatte. Fast wäre mir die Kinnlade nach unten geklappt. Er drehte den Kopf und sah mich wohl an, was ich nicht mehr so genau sagen konnte. „Und?“ Ich zuckte mit den Schultern, weil eine ehrliche Antwort peinlich gewesen wäre. „Besser.“, murmelte ich, dann griff ich nach den verschiedenen Schminkutensilien die Frankie da gelassen hatte. „So, jetzt ist das Zeug dran.“ - „Muss das wirklich sein?“ Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und er presste die Lippen auf einander. „Ah.. das ist unangenehm.. wieso schminkst du mir überhaupt die Augen?“ Es war ein seltsames Gefühl, diesem Mann so nahe zu sein, der jetzt nicht mehr wirklich ein Mann war, sondern eher ein von mir und Frankie erschaffenes Mischwesen. Er saß auf dem Klo, die Beine x-förmig vor sich, die Arme vor der Brust verschränkt. Der Kopf war zu mir hoch gerichtet, mit den Augen klimperte er nervös, was wohl auch daran lag das ich versuchte ihm Kajal aufzutragen, was nicht einfach war da er die ganze Zeit tränte. „Du musst nach oben sehen.“, murmelte ich und zog sein Augenlid weiter nach oben. „Wieso kannst du das eigentlich, hm?“, murmelte er und sein Lächeln machte mich ein klein wenig aggressiv. „Klappe.“, knurrte ich. „Ist ja nicht das erste Mal, das ich jemanden verkleide.“ Und das stimmte. Sowas hatte ich mit Ruffy schon ein paar Mal gemacht – es diente der Tarnung und Polizisten kontrollierten selten nette kleine Familienvans mit einem jungen hübschen Ehepaar darin. Und Ruffy hatte eben den perfekten Körperbau für sowas. Genau wie Sanji. Der wirkte sogar ein wenig dafür geschaffen. „Au!“ Er kniff die Augen zusammen und ich zwang sie mit zwei Fingern wieder auf. „Wer schön sein will muss leiden..“, säuselte ich, dafür biss er nach meinem Finger und ich wich ihm grinsend aus. „Arsch.“, knurrte er und obwohl ich ihm Tonnen von Make-up aufgetragen hatte sah man immer noch eine leichte Röte auf den Wangen. Ich lächelte und wischte ihm mit den Fingerspitzen nochmal über die Wangen, dann trat ich einen Schritt zurück. „Fertig.“, verkündete ich und Sanji sah mich an, als wäre ich wahnsinnig. „Fertig?“, quietschte er und ich nickte. „Ja.“ - „Ich will das wieder ab haben.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, vergiss es. Heute Abend erst.“ Ich griff nach dem Lipgloss. Sein Blick spiegelte Abneigung wieder – allerdings glaubte ich, das diese Abneigung der Schminke galt. „Das auch noch? Das klebt immer so.“ Ich seufzte. „So soll das ja auch sein.“ Er schloss die Augen und ich strich mit dem Pinselchen über seine Lippen. Ich rechnete Sechssätze. Wenn drei Autos mit 70 km/h 300 Tonnen Kohle... „So.“ Ich legte die Schminke ins Waschbecken und hielt Sanji eine Hand hin. „Guck mal, ob du so laufen kannst.“ Die letzten Tage hatte er sich nur sehr wenig bewegt und das auch immer nur mit nackten Füßen. Ob das jetzt auch in diesem Sadalendingern klappte, wusste ich nicht. Er ließ sich von mir in die Höhe ziehen und machte ein paar zögernde Schritte durch den Raum. „Ich spüre es kaum.“, sagte er nachdenklich und ich nickte. „Sehr gut. Dann lass uns gehen.“ „Hey, das ist nicht fair! Was ist mit dir? Du gehst jetzt ins Jeans und Hemd oder wie?“ Ich verdrehte die Augen. „Nein. Ich ziehe mir jetzt einen Anzug an.“ Ich verließ das Bad, hörte ihn hinter mir her trippeln. „Und was sind wir jetzt genau?“ Ich streifte mit das Hemd vom Körper und schlüpfte aus der Jeans, dann griff ich in Frankies Einkaufstasche. „Wir sind ein Paar. Verlobt, würde ich sagen, das klingt wie frisch verliebt. Du findest mich unsagbar toll und attraktiv, du bist die Frau meines Lebens... bla bla bla.“ Als ich in der Hose steckte drehte ich mich um und Sanji hatte die Arme vor der ausgestopften Brust verschränkt. „Du scheinst ja nicht viel von der Liebe zu halten.“, sagte er mit trockenem Unterton und ich zuckte mit den Schultern, als ich mir das weiße Hemd zuknöpfte. „Nicht viel, nein.“, gab ich zu und er lächelte. „Wieso nicht?“ Ich sah auf. „Wieso fragst du das?“ Er zuckte mit den Schultern und ich streifte mir das Jackett über. „Nur so.“ Ich zupfte noch alles zurecht, dann nickte ich. „Okay, fertig. Lass uns gehen.“ Er ging an mir vorbei und ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. „Du musst echt an deinem Gang arbeiten..“ Er drehte sich um, die Sonnenbrille auf der Nase, aber ich spürte seinen wütenden Blick auf mir. „Klappe, SCHATZI.“ Meine Miene wurde steif, dann aggressiv. „Ach, halt die Klappe und geh zum Wagen.“ - „Steht der in der Einfahrt?“ Ich nickte und ging nun an ihm vorbei. „Ja.“ - „Hast du den Schlüssel?“ - „Jaha...“ Ich hörte ihn hinter mir glucksen. Als er an mir vorbei trippelte und die Tür vor mir öffnete, bildete sich ein dicker Klos in meinem Hals. „Komm, mein Engel. Fahren wir ins Restaurant.“ Das konnte nur ein Scheißabend werden. Verdammt. Ich und meine dummen Ideen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)