Digimon Destiny von Kiripurin (season 6) ================================================================================ Kapitel 39: Weihnachten Teil 1 ------------------------------ Nayuta stand vor Honokas Haustür und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Es war bereits Nachmittag. In der Hand hielt er ein Sackerl, in dem er Päckchen transportierte, die die Weihnachtsgeschenkte für die Mädchen und Honokas Eltern waren. Irgendwie musste er sich ja erkenntlich zeigen, wenn er schon mit ihnen Weihnachten feiern durfte. Kirbymon saß auf seinem Kopf und blickte verwirrt auf seinen Partner hinunter. Es fragte sich, warum er wohl nicht rein ging. Der Junge war noch nicht oft bei einem Mädchen zu Hause gewesen und jetzt noch dazu zu Weihnachten. Aber das war nicht der Hauptgrund, warum er so angespannt war. Yukiko war heute auch da und diesmal konnte sie ihm nicht aus dem Weg gehen. Er musste unbedingt mit ihr reden, nur hatte er Angst, dass sie sich dabei unwohl fühlen würde und er dadurch alles nur noch schlimmer machte … Doch wenn er es nicht versuchte, würde er es nie herausfinden. Also betätigte er die Klingel und schon wenige Zeit später wurde ihm die Tür von Honoka geöffnet. Ein breites Grinsen lag auf ihrem Gesicht und sie sah ihn eine Weile einfach nur glücklich und zufrieden an. „Ehm … Hallo, frohe Weihnachten“, begrüßte er sie und hob seine freie Hand. „Hallo, Nayuta, hallo Kirbymon, freut mich, dass ihr endlich da seid, dir auch frohe Weihnachten“, entgegnete sie ihm und öffnete die Tür anschließend ganz, sodass der Junge eintreten konnte, „Komm doch rein.“ Im Haus angekommen, blickte sich Nayuta einmal genau um. Ein riesiger Weihnachtsbaum ragte aus dem Wohnzimmer und die Wände waren weihnachtlich geschmückt. Außerdem roch es nach Keksen und Lebkuchen. Er war noch nie bei Honoka gewesen. Warum hätte er auch sollen? „Meine Familie und Yukiko sind in der Küche“, erklärte sie, nahm den Jungen an der Hand und zog ihn hinter sich her. Beim Türrahmen blieben sie stehen und Nayuta musterte die Leute, die sich in der Küche befanden, genau. Honokas Mutter stand beim Herd und kochte, ihr Vater und zwei kleine Mädchen waren gerade dabei Plätzchen schön auf einer Platte aufzulegen. Vielleicht waren die beiden ja ihre Schwestern. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie wenig er eigentlich über Honoka wusste und trotzdem war er heute hier. Am Schluss fiel sein Blick auf Yukiko, die ein Teller abtrocknete. Es dauerte etwas, bis sie merkte, dass er sie anstarrte, aber als sie es merkte, ließ sie vor Schreck fast das Geschirr fallen. Er lächelte sie an und hob die Hand. Sie tat es ihm gleich, nur dass ihr Lächeln etwas gezwungen aussah. „Nayuta ist da“, erklärte Honoka, woraufhin alle zu ihm blickten. „Hi, frohe Weihnachten“, meinte er und Honokas Familie wünschte es ihm auch. „Komm, Yukiko“, forderte die Rosahaarige ihre beste Freundin auf und deutete ihr, dass sie her kommen sollte. „Aber das Geschirr …“, gab sie zurück, woraufhin Honoka die Arme verschränkte und sie böse anblickte. Sofort legte Yukiko alles weg und kam zu den zweien. Honoka wusste genau, dass sie alles tun würde, um Nayuta heute aus dem Weg zu gehen, nur würde sie das nie zulassen. Sie hatte Angst vor peinlichen Momenten und genau diese Angst führte aber zu so etwas. In der Zwischenzeit war Alice gerade dabei ihre Wohnung weihnachtlich zu schmücken. Naokimon stand ihr dabei so gut es ging zur Seite. Das Mädchen hatte die Hoffnung, dass Rico heute doch noch nach Hause kommen würde, nicht aufgegeben. Wenn es passierte, war sie auf jeden Fall darauf vorbereitet. Doch plötzlich hörte sie ein Geräusch, bei dem sie sich inständig gewünscht hatte, es heute nicht hören zu müssen. Sie griff in ihre Hosentasche und schaute anschließend auf den Display ihres D-Maaks. Ein Digimon, was sonst. Das blöde war, dass Hime, Rico und sie heute an der Reihe waren. Eigentlich hatte sie ja eh nicht wirklich etwas Besseres zu tun, als die Welt von Digimon zu befreien, aber bei Hime sah das schon ganz anders aus. Die hatte sich schon auf Weihnachten gefreut, darauf, es wieder mit Shunichi zu verbringen. Da war es doch blöd, wenn die weihnachtliche Stimmung, die sicher schon bei ihnen aufgekommen war, zerstört wurde. Sie wollte nicht, dass sich ihre Freundin heute mit solchen Dingen herum schlagen musste. Das Problem war nur, dass sie nicht ganz alleine gegen ein Digimon kämpfen konnte, Rico würde wohl kaum aufkreuzen, um ihr zur Seite zu stehen … Also, was sollte sie tun? Sie musste schnell überlegen, nicht dass Hime sich inzwischen bereits auf den Weg machte. Plötzlich kam ihr ein Gedanke und sie schrieb schnell an Hime, dass sie die Sache schon regeln würde und sie sich einfach auf Weihnachten konzentrieren sollte. Zuerst wollte sie nicht so recht damit einverstanden sein, doch nach ein paar ausgetauschten SMS und dem Versprechen, dass sich Alice melden würde, wenn sie Probleme hatte, ließ sie sich dazu überreden, dem Kampf fern zu bleiben. „Denkst du wirklich, dass wir das alleine schaffen?“, fragte Naokimon, als Alice gerade dabei war, eine SMS an einen neuen Empfänger zu verschicken. „Nein, deswegen werde ich uns jetzt auch Hilfe besorgen“, erklärte sie und machte sich auf den Weg ins Vorzimmer. Auch wenn sie sich sicher war, dass sie es bereuen würde, hatte sie Ryan gefragt, ob er heute statt Hime einspringen konnte. Er war der einzige von den Digi-Rittern, bei dem sie sich sicher war, dass er nichts Besseres vor hatte und bei dem es ihr nichts ausmachte, ihn wegen so etwas zu nerven. „Nenne mir einen Grund, wieso ich das tun sollte“, antwortete Ryan ihn seiner SMS, woraufhin Alice nur seufzen konnte, da es klar war, dass so etwas zurückkam. „Weil du der einzige bist, dem Weihnachten egal ist und der nichts Wichtiges vor hat“, schrieb sie zurück und zog sich daraufhin ihre Schuhe an. „Was bekomme ich dafür, wenn ich dir helfe?“ „Erwarte jetzt nicht von mir, dass ich dich frage, was du willst.“ „Schade, darauf habe ich schon gewartet. Wie wär’s wenn du dann einfach mein Angebot annimmst?“ Alice lehnte sich genervt gegen eine Mauer. Auch diese Antwort war hervor zusehen. Doch hatte sie denn eine andere Wahl? Es war doch nur eine Verabredung. Wenn sie die paar Stunden nicht durchhalten würde, wäre das ja gelacht. „Aber nur wenn du auch das versprichst, was ich will, dass du mich nachher in Ruhe lässt“, stellte sie eine Gegenforderung, als sie geradewegs zur Tür hinausmarschierte. „Gut, wir werden sehen, wie lange du das noch willst“, willigte er ein, woraufhin sie das Gerät wegpackte. „Wer hilft uns jetzt?“, erkundigte sich Naokimon, während sie die Treppen hinunter gingen. „Ryan und Baluamon“, antwortete Alice monoton. Als Nayuta Honokas Zimmer betrat, fühlte er sich ein bisschen unwohl. Er hatte noch nicht so oft Mädchenzimmer zu Gesicht bekommen. An den Wänden hingen viele Poster und auf dem Bett lagen eine rosa Bettwäsche und viele Stofftiere. Irgendwie hatte er sich Honokas Zimmer so in etwa vorgestellt. „Na komm schon, Nayuta, was stehst du denn da so rum!“, meinte Honoka, die schon am Boden im Kreis neben Yukiko und Fikadamon saß. „I-Ich komm ja schon“, erwiderte er überrumpelt, schloss die Tür hinter sich und setzte sich gemeinsam mit Kirbymon dazu. Nayuta nahm neben Fikadamon Platz und stellte sein Geschenksackerl hinter sich. Auf seiner anderen Seite war Kirbymon. Dann folgte Yukiko, dann Honoka und dann kam wieder Fikadamon. In der Mitte lagen einige Spiele und es folgte ein Moment des Schweigens. „So … Ich erkläre dir einmal, wie Weihnachten so bei uns abläuft“, fing Honoka an zu reden und schaltete mit einer Fernbedienung die Stereoanlage ein, woraufhin daraus Weihnachtsmusik ertönte, „Zuerst Spielen wir Spiele, dann ruft meine Mama, dass wir runter kommen sollen. Wir singen Lieder, packen Geschenke aus und essen anschließend und wir drei sind dann sozusagen entlassen und können wieder rauf gehen, weiter Spiele spielen, Film schauen, was auch immer. Ach ja und meine zwei kleinen Schwestern glauben noch an den Weihnachtsmann, also sei vorsichtig was du sagst. Alles verstanden?“ „Ja, ich glaub schon“, antwortete Nayuta etwas verunsichert, woraufhin Honoka ihn angrinste. „Gut, kennst du das Spiel ‚Wer wagt, gewinnt‘?“, fragte sie und bekam nur ein Kopfschütteln als Antwort, „Dann werden wir dir einmal erklären, wie das geht.“ Als Ryan zum Ort des Geschehens kam, war Alice bereits da und Naokimon digitiert. Das bösartige Digimon war in der Nähe eines Sees aufgetaucht, der momentan zugefroren war. Es war kalt, aber Schnee gab es keinen. „Ich bin da“, erklärte der Junge, als er von Bakutamons Rücken sprang. „Ich seh’s“, antwortete sie ihm desinteressiert und hielt ihren Blick starr auf Hutezamon gerichtet. „Was für eine freundlich Begrüßung …“, bemerkte er sarkastisch und holte eine Zigarettenschachtel heraus, „Was ist das für ein Digimon?“ „Moyamon, es ist auf dem Champion-Level und hat Eis-Attacken drauf, das heißt eigentlich hätte Hutezamon das eh alleine geschafft“, gab sie zurück und folgte nun mit ihren Augen Ryans Hand, die die Packung gerade aufmachen wollte, „Wenn du wirklich willst, dass wir heute gemeinsam noch was machen, dann pack die Zigaretten weg.“ „Ach komm schon, ist das dein Ernst?“, fragte er enttäuscht, woraufhin sie nur ernst nickte, „Okay, von mir aus, wenn das unbedingt sein muss …“ „Ja, muss es.“ Also packte er die Schachtel eben wieder weg und steckte die Hände in die Hosentaschen. Gelangweilt sah er sich in der Gegend um, konzentrierte sich dann aber ebenfalls auf den Digimon-Kampf. Bakutamon hatte sich natürlich inzwischen ins Geschehen gestürzt. Moyamon wurde derzeit von Hutezamons Feuerschwingen attackiert und hatte bereits einige Verletzungen davon getragen. Gerade wollte das bösartige Digimon zu einem Gegenangriff ausholen und da Hutezamon gerade erst seinen Angriff beendet hatte, konnte es nicht mehr ausweichen. Doch zum Glück konnte Bakutamon den Feind mit seiner Megarolle rammen und seinen Freund somit retten. „Danke, Bakutamon“, meinte Hutezamon, noch ein bisschen außer Atem vom Kämpfen. „Keine Ursache.“ Gemeinsam gingen sie dann wieder auf Moyamon los und kurz darauf ging dieses endgültig zu Boden. Die zwei Partner-Digimon freuten sich und digitierten zurück. Glücklich rannten sie zurück zu den Digi-Rittern. „Gut gemacht“, meinte Alice und tätschelte Naokimon am Kopf, „Auch wenn ich denke, dass du das auch alleine hinbekommen hättest.“ „Es ist nie schlecht zu zweit zu kämpfen“, erwiderte es und war äußerst erfreut über diese Streicheleinheit. Alice blickte hinüber zu Ryan, der sie mit komischem Blick ansah. Irgendwie schien es, als ob er genervt wäre von dem, was sie soeben gesagt hatte, aber es wirkte auch so, als ob er sich zusammenreißen würde so gleichgültig wie möglich auszusehen. „Gut gekämpft, Baluamon“, lobte er es und streichelte ebenfalls seinen Kopf. „Danke, Sire.“ „Erledigst du das mit dem Digimon?“, fragte Ryan an Alice gewandt. „Ja“, antwortete die gefühlskalt, woraufhin sie sich auf den Weg machte. „Was hast du eigentlich schon wieder?“, rief er ihr hinterher, doch sie ignorierte ihn. Er beobachtete, wie sie das Digimon zurück in seine Welt schickte und dann wieder zu ihm zurück kam. Gegenüber von ihm blieb sie stehen und blickte ihn starr an. „Was soll ich haben?“ „Na du bist schon wieder so komisch, obwohl ich jetzt gar nichts gemacht habe“, erklärte er ihr und zuckte mit den Schultern. „Ich bin gar nicht komisch, ich bin nur genervt davon, dass ich dir etwas versprochen habe …“ „Tja, das hättest du dir vorher überlegen müssen.“ „Den Tag steh ich schon durch, wenn du mich dafür den Rest meines Lebens in Ruhe lässt, ist es das Wert“, erwiderte sie mürrisch und verschränkte die Arme. „Schon mal in Erwägung gezogen, dass es gar nicht so schlimm wird, wie du vielleicht denkst?“, fragte er sie anlächelnd und streckte ihr die Hand entgegen. Alice sah zwischen ihm und der Hand hin und her. Da war es schon wieder, dieses ehrliche Lächeln. Dieses Lächeln, das so ganz und gar nicht zu ihm passte. Wieso war das wieder so eine Sache, die sie ihn mögen ließ? Dieses Lächeln war nicht echt, es war nur gestellt. Aber egal, wie er sie jetzt ansah, sie kam nicht drum herum sich vor ihrem Versprechen zu drücken, außerdem hatte es ja auch einen Vorteil für sie. „Du musst mir aber noch eins versprechen“, bemerkte sie, woraufhin er die Augenbrauen anhob, „Du rauchst nicht, wenn du es doch tust, bin ich weg und du lässt mich trotzdem in Ruhe.“ „Warte einmal. Ich hab dir jetzt mit dem Digimon geholfen, werde dich nach dem heutigen Tag in Ruhe lassen und rauche den ganzen Tag nicht und das alles nur dafür, dass du dich dafür einlässt, heute mit mir zusammen zu sein? Meinst du nicht, dass das ein bisschen unfair ist?“ „Nein, ich finde das ziemlich fair.“ „Wenn du mir auch noch eine Sache versprichst, haben wir ‘nen Deal.“ „Und was willst du?“, erkundigte sie sich, die Augen verdrehend. „Mach nicht so ein Gesicht“, meinte er, woraufhin sie ihn verwundert anblickte, „Ich will, dass du mehr lächelst oder zumindest nicht die ganze Zeit so genervt schaust, das ist alles.“ „Ich … ich glaube, das bekomme ich hin“, gab sie etwas überrumpelt zurück und nahm seine Hand. Ryan lächelte nun noch mehr und fing an sich in eine Richtung zu bewegen. Alice trottete mit gesenktem Kopf neben ihm her. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr die Röte ins Gesicht gestiegen wäre. Baluamon wurde von Ryan in sein D-Maak gesperrt und auch Alice tat das gleiche mit Naokimon. Zwar bekamen die Digimon dort auch mit, was die beiden so trieben, aber so kamen sie sich nicht ganz so beobachtet vor. „Alice hat das Digimon zurück in die Digi-Welt geschickt“, erklärte Hime Shunichi, als sie beiden gerade auf der Wohnzimmercouch saßen. Das Mädchen hatte eine SMS von ihrer besten Freundin erhalten und das beruhigte sie. Vorhin war sie angespannt gewesen, weil sie Schuldgefühle gehabt hatte, weil sie Alice das alleine machen hatte lassen, doch es war ja noch einmal alles gut geworden, wer auch immer ihr dabei geholfen hatte. „Dann gibt es ja nichts mehr, worum du dir Sorgen machen musst“, entgegnete er ihr und streichelte ihre Schulte mit der Hand, die er um sie gelegt hatte. „Na ihr zwei? Seid ihr bereit den Weihnachtsbaum anzuzünden?“, fragte Herr Hokirim, als er zu ihnen ins Wohnzimmer trat. „Man zündet die Kerzen an, nicht den Baum, Schatz“, wurde er von seiner Frau korrigiert, die sich neben ihn stellte.“ „Das ist mir schon klar, Lea“, entgegnete er ihr und legte einen Arm um sie, um sie an sich zu drücken. „Ja, wir sind bereit“, antwortete Hime nun auf seine Frage, woraufhin sich auf Himes Eltern zu ihnen gesellten. „Ihr seht noch süßer zusammen aus, als letztes Jahr“, meinte Frau Inoue und schoss daraufhin ein Foto von Hime und Shunichi. „Ach, Mama“, beschwerte sich das Mädchen und verdrehte dabei die Augen. Fikadamon und Mantamon saßen neben dem Weihnachtsbaum und beobachteten das Geschehen. Es war ihr erstes Weihnachten, also waren sie sehr aufgeregt und gespannt, was heute so alles passieren würde. Leise tuschelten sie miteinander, auch wenn das eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, weil Himes und Shunichis Eltern sie sowieso nicht hören konnten. Honoka, Nayuta und Yukiko spielten jetzt schon ungefähr eine Stunde lang Spiele, doch es wollte nicht so recht eine weihnachtliche und fröhliche Stimmung aufkommen. Yukiko machte sich dafür verantwortlich. Immerhin war sie es ja, die versuchte zu vermeiden, mit Nayuta zu reden. „Und Nayuta? Was macht deine Familie heute so?“, fragte Honoka, als sie gerade eine Karte aus seinem Blatt zog. „Mein Bruder ist mit seiner Freundin unterwegs und mein Papa …“, fing er an zu erklären, als er dasselbe bei Yukiko tat, „Ja, ich weiß nicht so recht … Er hat gesagt, dass er zu Hause bleibt, aber das glaub ich nicht ganz.“ „Wieso das?“ „Naja, es ist doch langweilig alleine zu Hause. Ich hab mir gedacht, dass er sich mit ein paar Freunden treffen wird, aber er meinte, nein, das würde ihn nur dazu verleiten, etwas zu trinken und das will er nicht.“ „Du wirst es dann sehen, wenn du heim kommst.“ „Ja, vermutlich.“ Und wieder folgte eine Zeit lang Stille. Honoka blickte skeptisch zwischen Yukiko und Nayuta hin und her. Warum machten sie es ihr so schwer? Immer wenn sie versuchte, ein Gespräch anzufangen, endete es kurz darauf, weil niemand reden wollte. „Und was macht deine Mutter so, Yukiko?“, gab sie nicht auf und grinste sie dabei an. „Sie feiert mit Karumi“, antwortete sie ihr ohne aufzusehen. „Die beiden sind schon ziemlich lange zusammen. Denkst du, dass er vielleicht dein neuer Papa werden könnte?“ „Nein, wohl eher nicht …“ Gissimon und Kirbymon sahen sich kopfschüttelnd an. Gissimon verstand nicht, wieso die drei so komisch waren. Honoka versuchte alles, um ein bisschen Stimmung zu verbreiten, doch Nayuta und Yukiko schienen daran nicht sehr interessiert zu sein. Ihm wurde zwar erzählt, was zwischen den beiden vorgefallen war, doch warum sie sich so komisch verhielten, konnte es einfach nicht nachvollziehen. „Honoka! Kommt runter!“, hörten die drei plötzlich Honokas Mutter nach oben schreien, woraufhin ihre Tochter sofort aufsprang. „Los, gehen wir!“, meinte sie und war glücklich, dass sie von dieser seltsamen Situation vorrübergehend erlöst wurde. Yukiko und Nayuta standen wortlos auf und folgten dem Mädchen zur Tür. Sie ließen einfach alles stehen und liegen, weil sie sowieso gleich weiter spielen würden. Die Digimon blieben sitzen, da sie nicht wussten, ob sie auch mitkommen durften, oder nicht. „Ihr könnt von den Treppen aus zuschauen“, erklärte Honoka an die Digimon gewandt, während sie sie anlächelte. „Ja!“, freuten sie sich und stürmten bei der Tür hinaus. Ryan hatte Alice direkt vom Schauplatz in die Stadt geführt. Er hatte weder dumme Bemerkungen gemacht, noch sie in irgendeiner Weise berührt. Im Gegenteil, er redete fast gar nichts und hielt sich sehr distanziert. Er hatte ihr nicht einmal erklärt, was er alles geplant hatte. „Und was haben wir heute noch vor?“, fragte sie wenig interessiert und starrte zu den Weihnachtsdekorationen, die die Gebäude schmückten. „Gibt’s irgendetwas, das du tun willst?“, stellte er eine Gegenfrage und blieb stehen. „Außer Nachhause gehen, fällt mir gerade nichts ein“, entgegnete sie ihm genervt und steckte ihre Hände in die Jackentaschen. „Du kannst gerne gehen, ich zwinge dich zu nichts, nur ist unsere Vereinbarung dann überfällig.“ „Na sicher zwingst du mich …“, murmelte sie in ihren Schal hinein, sodass er sie nicht gut verstehen konnte. „Was?“ „Nichts.“ „Setzten wir uns in ein Café und trinken einmal was“, schlug er vor und deutete auf ein Café, „Du siehst aus, als ob dir kalt wäre, das wird dir sicher gut tun.“ „Okay …“, stimmte sie zu, woraufhin sie ihm folgte. Alice ging schräg hinter Ryan, sodass sie seinen Rücken anstarren konnte. Dann blickte sie unwohl zu Boden. Was war das für ein angenehmes Gefühl, das sie da schon wieder beschlich? Sie konnte nicht leugnen, dass sie sich gerade wohl in seiner Nähe fühlte, doch das durfte nicht sein. Vielleicht lag es ja auch nur an der besinnlichen Stimmung, die hier in der Stadt herrschte. Überall hangen Weihnachtsbeleuchtungen, es roch nach Punsch und Keksen und egal wo man hinging drang einem Weihnachtsmusik ins Ohr. Ja, das musste es sein. Egal wer da jetzt vor ihr gehen würde, jetzt gerade würde sie sich wahrscheinlich bei jedem wohl fühlen. Im Hause Karazu standen nun alle um den Weihnachtsbaum, um ihn zu betrachten. Gissimon und Kirbymon beobachteten alles von den Stiegen aus und waren wohl noch aufgeregter als die kleine Nanami, die schon ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. Yukiko hatte Takomon bemerkt, das sich auf dem Fensterbrett niedergelassen hatte und ebenfalls zusah. Hätte sie seine Anwesenheit nicht gespürt, hätte sie wahrscheinlich nicht mitbekommen, dass es da war. Sie war jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie gut dieses Band zwischen ihnen funktionierte. Es freute sie, dass ihr Digimon-Partner in der Nähe war, auch wenn es sich ihr nicht zeigte. „Was lächelst du denn so?“, wurde sie leise von Honoka gefragt, nachdem sie gerade ein Lied fertig gesungen hatten. „Ach nichts“, erwiderte sie nur, lächelte aber noch immer. „Kann ich jetzt meine Geschenke auspacken?“, fragte Nanami aufgebracht, während sie am Ärmel ihrer Mutter zupfte. „Noch nicht, Schätzchen“, gab sie zurück und streichelte ihr über den Kopf, „Ein Lied singen wir noch.“ Gesagt getan. Ein Lied wurde also noch geträllert. Es war üblich bei den Karazus, dass sie zuerst Lieder sangen, dann Geschenke auspackten und dann erst aßen. Nayuta mochte diesen Brauch. Zu Hause bei ihnen gab es so etwas nicht. Er konnte sich nur vage daran erinnern, wie es war, als seine Mutter noch gelebt hatte. Auf jeden Fall hatte er sich immer aufs Essen gefreut, das wusste er noch. „Jetzt?“, fragte Nanami wieder, nachdem sie das Lied zu Ende gesungen hatten. „Ja, jetzt dürft ihr“, entgegnete sie ihr, woraufhin sich Nanami und Kaya sofort auf die Geschenke stürzten. Alle tauschten ihre Päckchen aus. Am Boden lagen schon einige Bänder und zerrissenes Geschenkpapier. Yukiko hatte nicht nur etwas für Honoka, sondern auch für ihre Eltern, als Dankeschön, heute hier sein zu dürfen. Ja und für Nayuta hatte sie auch etwas … nur für alle Fälle. Sie gab es ihm noch nicht gleich, sie wusste nicht einmal, ob sie es ihm überhaupt geben würde. Natürlich wollte sie ihm etwas schenken, sie hatte ihm schon immer etwas schenken wollen, doch dank der angespannten Stimmung, die gerade zwischen ihnen herrschte, traute sie sich nicht, ihm das Geschenk zu überreichen. Wenn er ihr etwas geben würde, würde sie es auch tun. Doch das würde mit ziemlicher Sicherheit nicht passieren. Doch plötzlich stand Nayuta vor ihr und sie blickte ihm kurz zaghaft in die Augen. Sie schaffte es nicht, den Augenkontakt lange aufrecht zu erhalten, also starrte sie einfach wieder zu Boden. Wahrscheinlich wollte er ihr nur frohe Weihnachten wünschen. Aber warum schlug ihr Herz schon wieder so schnell? „Yukiko …“, fing Nayuta an und holte etwas aus seinem Sackerl hervor, „Ich hab hier eine Kleinigkeit für dich, frohe Weihnachten.“ Die Augen des Mädchens weiteten sich und sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz gleich aus ihrem Brustkorb springen. Echt jetzt? Träumte sie etwa? Das konnte doch nicht war sein. Sie ignorierte ihn und ging ihm aus dem Weg und er hatte tatsächlich ein Geschenk für sie? Für sie? Nach dem verpatzten Date? „Du … du schenkst mir was?“, stotterte sie sprachlos und nahm, es nicht aus den Augen lassend, das Geschenk entgegen, „Danke, ich hab auch etwas für dich.“ Schnell rannte sie zu ihrem Sackerl, in dem sich mittlerweile nur noch Nayutas Päckchen befand und kehrte anschließend damit wieder zu ihm zurück. Sie schaffte es nicht, ihm bei der Übergabe in die Augen zu sehen und sie hasste sich dafür. Als sie ihn nach einer Zeit doch ansah, blickte er sie auch noch immer an und lächelte dabei. Yukiko wurde rot und senkte ihren Kopf schnell. Dann machte sie sich ans Auspacken. Ein kleines Schächtchen kam zum Vorschein, das sie zögernd öffnete. Ein Armkettchen war darin enthalten und sie starrte es eine Weile einfach nur an. Es war wunderschön, noch nie zuvor hatte ein Junge ihr etwas geschenkt und dann gleich so etwas. Sie war überglücklich. Womit hatte sie denn das überhaupt verdient? Warum schenkte Nayuta ihr etwas? Anscheinend war er über ihr verpatztes Date hinweg. Entweder hatte er es schon wieder vergessen, oder er beschloss, einfach von vorne anzufangen. Was es auch immer war, sie war froh darüber. Warum konnte sie das nicht einfach auch? Sie war doch diejenige, die alles kaputt machte, indem sie so stur war und ihm aus dem Weg ging. Schon alleine den anderen zu liebe, sollte sie sich zusammenreißen, lockerer sein und nicht andauernd an bereits Geschehendes denken. „Danke, es ist wunderschön“, meinte sie lächelnd und blickte ihn nun glücklich an. „Soll ich es dir rauf geben?“, erkundigte er sich, woraufhin sie ihm das Schmuckstück in die Hand legte. „Wäre nett.“ Also machte Nayuta es auch und Yukiko sah sich noch genau an, wie es an ihrer Hand wirkte. Sie hatte schon immer davon geträumt, Schmuck geschenkt zu bekommen, den sie dann immer tragen konnte. Noch dazu kam er von Nayuta, besser ging es ja gar nicht mehr. Eins wusste sie, dieses Armband würde sie nur noch ablegen, wenn es notwendig war. Honoka beobachtete das Ganze von ein paar Meter Entfernung. Sie Grinste über beide Ohren, als sie sah, dass die zwei endlich wieder normal miteinander redeten und dass Yukiko es über’s Herz gebracht hatte, Nayuta ihr Geschenk zu geben, auch wenn sie es höchstwahrscheinlich nicht getan hätte, wenn Nayuta es nicht zuerst getan hätte. Darauf hatte sie eigentlich schon den ganzen Abend gewartet. Deswegen hatte sie Nayuta ja auch eigentlich eingeladen. Die zwei mussten einfach nur miteinander reden, das war alles. Es tat gut, ihre beste Freundin wieder glücklich zu sehen. Eine gute Tat an Weihnachten vollbringen: erledigt. Nachdem alle die Geschenke fertig ausgepackt hatten, setzten sie sich zu Tisch, um zu essen. Danach durften die drei Digi-Ritter wieder nach oben gehen und ihre Digimon folgten ihnen natürlich. „Was hättest du gemacht, wenn du jetzt nicht hier mit mir sitzen würdest?“, fragte Ryan Alice, als sie beide vor ihrem Kaffee saßen. „Ich wüsste nicht …“, wollte sie ihm schon entgegnen, hielt aber inne, bevor sie ihren Satz beendet hatte. Warum war sie eigentlich so abweisend zu ihm? Ryan war bis jetzt eigentlich ziemlich nett gewesen und hatte nichts getan, was sie nicht gewollt hätte. Wenn er sich so bemühte, konnte sie das doch auch tun. So würde das ganze schließlich auch erträglicher für sie sein. „Ich ehm … Ich wäre auf die Weihnachtsparty meiner Klasse gegangen“, antwortete sie ihm nun ehrlich, sah ihn dabei aber nicht an, sonder starrte auf ihren Kaffee. „Ich glaube meine Klasse macht auch jedes Jahr so eine Feier“, bemerkte er, während er nachdenklich zur Seite starrte, „Aber ich war erst einmal dort, hat mich nicht so umgehauen …“ „Geschmackssache …“, gab sie zurück und rührte nun mit einem Löffel in ihrem Getränk herum, „Kommt bestimmt auch darauf an, wer die Feier organisiert.“ „Ja, wahrscheinlich … In letzter Zeit war ich zu Weihnachten immer irgendwo, nirgends Bestimmtes. Manchmal bin ich von Bar zu Bar gezogen, manchmal war ich auf irgendwelchen andren Partys …“ „Da kommt ja nicht sehr viel Weihnachtsstimmung auf.“ „Nein, aber das stört mich nicht. Weinachten hat mich eigentlich noch nie wirklich interessiert. Es ist wie jeder andere Tag, nur dass einsame Frauen teilweise noch williger sind, weil sie deprimiert sind und niemanden haben, mit dem sie das Fest der Liebe verbringen können.“ Alice hatte Ryan ab dem letzten Satz angesehen. Als er fertig mit Reden war, blickte der Junge auch sie an, sodass sich ihre Blicke trafen. Er schaute nicht weg, Alice war diejenige, die den Blickkontakt dann abbrach und ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Kaffee schenkte. „Du bist nervös, hab ich Recht?“, fragte Ryan nach einer Weile und grinste sie dabei an. „Ich bin nicht nervös …“, stritt sie es ab und tippte mit ihren Fingerspitzen auf der Kaffeetasse herum, die sie mit beiden Händen umschlossen hatte. „Du musst nicht nervös sein, oder hab ich dir bis jetzt irgendetwas getan?“, erkundigte er sich mit beruhigender Stimme, woraufhin sie beim Fenster hinaus blickte, „Ich will einfach, dass das für uns beide ein angenehmer Nachmittag wird.“ Alice antwortete nichts, sondern starrte einfach durch die Fensterscheibe. Plötzlich sah sie, wie ein kleiner weißer Punkt langsam draußen auf den Gehsteig fiel. Hatte sie jetzt schon Wahnvorstellungen? Sie blickte nun genauer hin und sah schon wieder so einen weisen Tupfen. Und dann noch einen und noch einen. Es schneite! Sofort breitete sich ein breites Lächeln auf ihrem nun strahlenden Gesicht aus. Das Mädchen sprang auf, wich mit ihrem Blick aber nicht von den Schneeflocken ab. Ryan sah sie nur verwirrt an. „Was ist?“, fragte er überrascht und schaute nun ebenfalls nach draußen, um erkennen zu können, woran sie sich gerade so erfreute, konnte aber nichts Besonderes sehen. „Es schneit!“ Ryan wandte sich nun wieder Alice zu, die ihn noch immer strahlend anblickte. Dann rannte sie nach draußen. Durchs Fenster konnte er sehen, wie sie nun vor dem Café stand und zum Himmel hinauf schaute, immer noch mit großen Augen. Jetzt erst konnte er die Schneeflocken auch sehen. So fröhlich hatte er Alice noch nie erlebt. Und das alles wegen ein bisschen Schnee? Gerade wenn er dachte, sie durchschaut zu haben, überraschte sie ihn aufs Neue. Aber er musste gestehen, dass ihr dieses Gesicht ziemlich gut stand und es sie sehr hübsch machte. Er beschloss ebenfalls nach draußen zu gehen. Vorher winkte er aber noch die Kellnerin herbei, die sowieso schon auf sie aufmerksam geworden war, weil Alice vorhin so schnell hinaus gestürmt war, um die zwei Café zu bezahlen. Nicht dass sie noch dachte, sie wären Zechpreller. „Magst du Schnee?“, fragte er Alice dann, als er sich neben sie gestellt hatte und ebenfalls nach oben sah. „Mögen? Ich liebe ihn!“, antwortete sie ihm, woraufhin auch ein Grinsen über sein Gesicht huschte. Immer mehr Schneeflocken fielen vom Himmel und nicht nur Alice war wie gebannt von den kleinen Kügelchen. Auch andere Leute waren begeistert und starrten nach oben. Kein Wunder, immerhin war es schon lange her gewesen, dass zu Weihnachten Schnee gefallen war. Honoka, Nayuta und Yukiko machten da weiter wo sie aufgehört hatten, nämlich beim Spiele spielen, aber die Atmosphäre war ganz anders. Yukiko und Nayuta waren viel lockerer drauf und das Mädchen lachte sogar mit den anderen zweien mit. Sie hatte das Gefühl, sich so natürlich geben zu können, wie sie es immer bei Honoka und auch früher bei Nayuta getan hatte. Der Junge freute sich sehr darüber, Yukiko endlich wieder lachen zu sehen. Zwar lachte sie nicht laut, sondern immer in sich hinein, aber es war wenigstens schon mal ein Anfang. Das war die Yukiko, die er so sehr mochte. „Ich geh einmal Getränke nachholen“, meinte Honoka, nachdem sie gerade ein Spiel zu Ende gespielt hatten und erhob sich von ihrem Platz, „Und meine Mutter verdonnert mich dann bestimmt zum Geschirrabtrocknen, also werde ich eine Weile weg sein.“ Yukiko starrte ihre Freundin entsetzt an. Sie wollte weggehen? Sie hatte bestimmt einen Hintergedanken und zwar, dass sie sich mit Nayuta aussprach! Aber dafür war sie noch nicht bereit. Sie hatte Angst davor, von ihm zu hören, dass er nicht mehr als Freundschaft von ihr wollte. Sie wusste, dass es so war, aber trotzdem konnte sie in ihrer kleinen Fantasiewelt leben, solange er es nicht ausgesprochen hatte … „Sollen wir dir nicht helfen?“, bot Nayuta seine Unterstützung an, woraufhin sie aber nur den Kopf schüttelte. „Nein, nein, ihr seid doch die Gäste“, lehnte sie aber und öffnete die Tür, „Aber ihr Digimon könnt auch mit kommen, ich muss euch noch etwas zeigen.“ „Etwas zeigen? Was denn?“, forschte Gissimon verwirrt nach. „Das werdet ihr dann schon sehen“, erklärte sie mit einem genervten Nachdruck in der Stimme, „Kommt einfach mit.“ „Na gut“, stimmte Gissimon zu, woraufhin es gemeinsam mit Kirbymon aufstand und anschließend mit Honoka aus dem Raum verschwand. „Was willst du uns zeigen?“, fragte Gissimon noch einmal, als die drei vor Honokas Zimmertür standen. „Psst! Gar nichts, das war nur ein Vorwand, damit ihr auch verschwindet“, flüsterte sie und legte ein Ohr an die Tür. „Was? Es gibt gar nichts, dass du uns zeigen willst?“, erkundigte es sich enttäuscht und ließ sich auf den Boden plumpsen, „Aber wieso ist das so wichtig?“ „Leise habe ich gesagt!“, wies Honoka es zurecht, „Die beiden müssen sich noch aussprechen und da würdet ihr nur stören.“ „Wenn du aber extra gehst, dann ist es doch nicht fair, wenn du sie jetzt belauscht“, gab ihr Digimon-Partner nun leise zurück und stemmte seine Pfoten in die Hüften. „Ach sei doch still, das darf ich, ich bin schließlich Yukikos beste Freundin“, rechtfertigte sie sich und konzentrierte sich wieder auf das, was die zwei in ihrem Zimmer redeten. „Warum freust du dich so, wenn es schneit?“, erkundigte sich Ryan bei Alice eine Weile später, als sie wieder durch die Stadt spazierten. „Ist doch nicht ungewöhnlich, oder?“, fragte sie, nun besser gelaunt als am Anfang ihres Dates, zurück. „Naja so sehr wie du freuen sich eigentlich nur kleine Kinder“, bemerkte er mit einem neckischen Grinsen im Gesicht und rempelte sie dann leicht mit der Schulter an, „Erzähl schon, ich lach auch bestimmt nicht.“ Ryan fiel erst jetzt auf, dass das das erste Mal war, dass er sie heute berührt hatte. Eigentlich hatte er ihr ja versprochen sie nicht anzufassen und er wartete schon darauf, dass sie sich jetzt deswegen beschwerte, doch als er sie so betrachtete, schien es nicht so, als ob sie etwas dagegen haben würde. „Als ich noch klein war, hat es oft geschneit und vor allem zu Weihnachten war immer alles voller Schnee. In letzter Zeit ist es aber nicht so, also freue ich mich immer, wenn es schneit, weil mich das an früher erinnert“, begann sie mit einem schwachen Lächeln im Gesicht und zu Boden blickend zu erzählen und schien ganz in der Geschichte zu versinken, „Ich hab immer zusammen mit meinen Eltern und Rico Schneemänner gebaut. Es gab einen Papa, eine Mama, eine Tochter und einen Sohn. Mein Vater hat mir jedes Mal beim Schneekugelrollen helfen müssen, weil ich viel größere Schneemänner haben wollte, als ich groß war. Und aufeinanderstapeln konnte ich die Kugeln auch nicht. Als ich einmal versucht habe mit Rico alleine eine Kugel auf die andere zu setzen, ist sie auseinandergebrochen und ich hab schrecklich zu weinen angefangen. Meine Mutter hat mich dann getröstet und wir haben die Schneekugel noch einmal gebaut …“ Alice lächelte noch immer und wollte schon fast wieder weiter erzählen, bis ihr einfiel, dass das eigentlich bescheuert war. Sie sah Ryan an, der ebenfalls lächelte, wandte dann aber ihren Blick wieder ab und spürte, wie sie Rot wurde. Wie kam sie dazu Ryan eine Kindheitsgeschichte zu erzählen und so offen zu ihm zu sein? „Ja, also Schnee weckt bei mir eben einige Kindheitserinnerungen, sonst nichts …“, beendete sie schnell das Thema, um nicht noch mehr von sich Preis geben zu müssen. „Du kannst ruhig weiter erzählen, was du früher so gemacht hast“, versuchte er sie zum Weitererzählen zu ermutigen. „Nein, das reicht, so viel musst du auch wieder nicht von mir wissen …“, entgegnete sie ihm aber und merkte dann, dass sie von ihm angestarrt wurde, „Was starrst du mich so an?“ „Als du jetzt so von früher erzählt hast und auch schon vorher als du den Schnee gesehen hast, hast du so hübsch ausgesehen, da kann ich gar nicht anders, als dich anzustarren.“ „Hör auf so etwas zu sagen.“ „Wieso? Ich sag doch nur, dass du hübsch bist.“ „Lass es einfach, ja?“, bat sie, woraufhin eine kurze Zeit des Schweigens folgte. „Gehen wir noch eine Kleinigkeit Essen.“ „Okay.“ „Das reicht, Acimon, mach eine Pause“, meinte Rico, woraufhin sich Acimon erledigt auf den Boden fallen ließ. „Uff, endlich“, erwiderte es erledigt und atmete tief aus. Das Digimon sah zu seinem Partner, der sich vor einen Baum setzte. Langsam robbte es sich zu ihm vor und setzte sich neben ihm auf. Es lehnte sich ebenfalls gegen den Stamm und seufzte „Hier“, bemerkte Rico und reichte ihm eine Cola-Dose. „Cola!“, kommentierte es nur mit funkelnden Augen und schnappte sich sofort das Getränk. „Ich bin stolz auf dich“, erklärte er und stützte einen Ellbogen auf seinem Knie ab, „Du machst Fortschritte und das obwohl du überhaupt keine Attacken einsetzt.“ „Ja, ich übertreffe die anderen mittlerweile bestimmt mit links!“, gab es zuversichtlich zurück, als es schon die Hälfte des Inhaltes ausgetrunken hatte, „Du, kann ich dich mal was fragen?“ „Hm?“ „Heute ist doch Weihnachten, wieso feierst du nicht?“, fragte es mit trauriger Stimme und blickte anschließend seinen Partner an, „Ich hab viel darüber im Fernsehen gesehen und auch von anderen Menschen gehört. Du hast mir nur einmal erklärt, dass es ein Fest ist, das man mit Menschen feiert, die man mag. Aber ich verstehe nicht, warum du das nicht tust. Auf mich wirkt das, wie das größte Fest des Jahres und ich finde das, was ich darüber weiß, toll.“ „Momentan gibt es leider niemanden, mit dem ich es feiern wollen würde …“, erklärte er ihm genickt und starrte betrübt zu Boden, „Ich hab niemanden mehr, außer dich.“ „Was ist mit Alice? Oder Nayuta?“ „Alice hat mich die ganze Zeit über angelogen, genau wie meine Eltern und Nayuta … naja ich weiß nicht, irgendwie habe ich das Gefühl, dass er mich nicht versteht“, antwortete er ihm und lehnte seinen Kopf anschließend gegen den Baumstamm, „Meinst du, ich bin zu hart zu ihm?“ „Ja, Nayuta ist dein bester Freund, klar versteht er dich“, entgegnete ihm Acimon und zerdrückte anschließend die leer Dose, „Nur gibst du ihm keine Chance, dich zu verstehen. Du erzählst ihm ja nie etwas. Wärst du offener zu ihm, könnte er dir bestimmt helfen.“ „Denkst du das wirklich?“ „Ja, voll auch noch! Verschließ dich nicht so. Nayuta war einer deiner einzigen Menschen, die dich akzeptiert haben, wie du bist. Es wäre dumm von dir, ihn einfach gehen zu lassen.“ „Aber mittlerweile ist es eh schon zu spät … Nayuta hasst mich bestimmt schon. Es würde mich wundern, wenn er noch mit mir reden würde.“ „Es ist nie zu spät, das ist nur eine lahme Ausrede!“, meinte es überzeugt, woraufhin Rico seinen Kopf zu ihm drehte, „Streng dich an, damit eure Freundschaft nicht verschwindet! Lass Nayuta nicht so einfach aus deinem Leben treten! Entschuldige dich bei ihm.“ „Ich hab mich noch nie bei jemanden entschuldigt. Normalerweise mache ich keine Dinge, die ich anschließend bereue.“ „Dann ist es jetzt eben einmal passiert. Na und? Keiner ist perfekt, kein Mensch und kein Digimon und bestimmt auch kein anderes Lebewesen, das irgendwo dort draußen existiert!“ „Nein, ich will mich nicht bei ihm entschuldigen …“, meinte Rico und blickte wieder zu Boden. „Du Sturschädel …“, bemerkte Acimon kopfschüttelnd und starrte anschließend in den Himmel. Plötzlich sah es weiße Kügelchen herunter fallen. Verwirrt rieb es sich seine Augen, um sicherzustellen, dass es sich eh nicht verschaut hatte. Nein, diese Kügelchen waren wirklich da und sie sahen wunderschön aus. Erstaunt stand es auf, mit dem Kopf noch immer nach oben gerichtet. „Wow, sie mal, Rico, da fallen weiße Punkte vom Himmel!“ „Das ist Schnee“, erklärte er und sah nun ebenfalls nach oben. „Schnee ist wunderschön“, bemerkte es überwältigt und beobachtete, wie die Flocken immer mehr wurden. Yeah, Rico is back!!! Das war der erste Teil von Weihnachten und er kommt sogar zum richtigen Zeitpunkt XP Ich wollte Rico unbedingt noch im ersten Teil auftauchen lassen, auch wenn sein Aufritt nur sehr kurz war, aber ich wollte ihn euch endlich zurück geben >.< Hätte nicht gedacht, dass sich das Kapi wirklich zeitlich so perfekt ausgeht ^^ Ich hoffe es verbreitet schöne Weihnachtsstimmung! Kiripurin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)