Für immer Achtzehn von Schreibfee_86 ================================================================================ Kapitel 4: Italien, Leben oder Sterben -------------------------------------- Immer noch starrten Alice und Carlisle mich fassungslos an. Ich sah den Schmerz auf ihren Gesichtern. Doch warum waren sie so überrascht? Alice hatte es doch gesehen oder nicht? Sie konnte die Zukunft sehen. Aber das war unwichtig. Wir mussten uns sofort auf den Weg machen. Edward. Und sofort drehten sich all meine Gedanken nur um ihn. Ich sah ihn vor mir, wie alles begann, wie wir uns kennen und lieben lernten. Der Kampf zwischen ihm und James. Der Angriff von Jasper auf mich, die Trennung von ihm. Wie er mich verlassen hatte. „Bella!“, flüsterte Alice beinahe tonlos. „Wie viel Zeit haben wir?“, fragte ich und hob den Blick um meine ehemals beste Freundin anzusehen. Sie blinzelte mehrmals und straffte dann die Schultern. „Nicht sehr viel!“ „Dann sollten wir uns auf den Weg machen.“, sagte ich und zog mir wieder die Kapuze über den Kopf. Dann setzte ich mich in Bewegung. „Bella, wo gehst du hin?“, rief Alice mir nach. „Wir treffen uns in zwei Stunden am Flughafen, ich werde da sein.“, sagte ich und drehte mich ihr noch einmal zu. Alice nickte wie in Trance und trat ein wenig zur Seite als Aiden und Elizabeth mir folgten. Als wir ein Stück weit von ihnen entfernt waren packte mich Elizabeth am Arm und brachte mich zum stehen. „Bella, bist du wahnsinnig geworden? Italien? Das können nur die Volturi sein!“ „Ich erwarte nicht, dass ihr mich begleitet.“, sagte ich und schob ihre Hand von meinem Arm. „Bella, das ist Selbstmord!“, mischte sich nun auch Aiden ein. „Warum tust du das für ihn, für diese ganze Familie, sie haben dich im Stich gelassen.“, wandte er ein und machte eine ausschweifende Handbewegung. Ja, warum tat ich das eigentlich? Sie hatten mich verlassen, waren einfach verschwunden, aber… ich liebte ihn… und ich liebe ihn noch, dass wusste ich besser als alles andere. „Ich bin es ihm schuldig.“, antwortete ich schlicht und wollte weitergehen, als Elizabeth mich wieder festhielt. „Das ist doch Wahnsinn, du bist ihm gar nichts schuldig.“ Energisch riss ich mich von ihr los und funkelte meine Vertraute wütend an. „Ihr versteht das nicht, ich liebe ihn. Ich kann… ich kann… ohne ihn nicht leben.“ „Aber du lebst doch schon so lange ohne ihn!“, wandte sie ein. „Ich werde gehen, ihr müsst mich nicht begleiten, ich erwarte nicht das ich euch in Gefahr begebt.“ „Bella… aber… das!“ „Lass sie Elli, ich weiß was sie meint.“, schaltete sich nun Aiden ein und stellte sich zwischen mich und Elizabeth. „Ich kann das nicht zulassen, ich kann sie nicht gehen lassen!“, schrie Elli ihn an. „Sie wird dort sterben, ich weiß es.“ „Ich bin doch schon tot!“, schrie ich ihr entgegen und hätte ich noch weinen können, so würde ich es jetzt mit Sicherheit. Erschrocken hielt sie inne und sah mich an, ebenso lag Aidens Blick auf mir. Bei beiden konnte ich den Schmerz auf ihren Gesichtern erkennen. Sie hatten sich so sehr bemüht, dass es mir gut geht, dass ich ein gutes Leben als Vampir führen konnte. Und ich… ich war so undankbar. „Es tut mir leid!“, brummte ich und wandte den Blick ab. „Ich danke euch für alles.“, fügte ich an und umarmte Aiden fest. Er erwiderte meine Umarmung und strich mir über das Haar. Als ich mich von ihm löste blickte ich lange in seine blauen Augen, niemals würde ich ihn vergessen. Er war zu mir wie ein Bruder. Ebenso Elizabeth. Ich wandte mich nun ihr zu, doch sie trat zurück. Ihr Gesicht immer noch schmerzverzerrt. „Danke, für alles.“, sagte ich ruhig. Dann wandte ich mich um und rannte, so schnell ich konnte trugen mich meine Beine. In unserer Hütte angekommen nahm ich das Geld das für Notfälle da war und steckte es in meine Hosentasche. Auf dem Weg zum Flughafen strömten immer mehr Erinnerungen an ihn durch meinen Kopf. Und es trieb mich an noch schneller zu laufen. Als der Flughafen von Port Angeles in mein Blickfeld kam, wurde ich langsamer um nicht aufzufallen. Ich zog die Kapuze tiefer ins Gesicht und schritt durch den Eingang, meine dunklen Locken hüpften auf und ab. Da sah ich sie. Die ganze Familie Cullen versammelt, ihre Gesichter wirkten unruhig. Rosalie erblickte mich als erste und für einen Moment glaubte ich zu würde noch blasser werden. Ich hielt ihrem Blick nicht stand und wandte ihn ab. Als ich nur noch ein Stück von ihnen entfernt war, lief Esme auf mich zu und wollte mich umarmen, doch wie auch schon bei Alice wich ich aus und sah sie skeptisch an. Sie war entsetzt als sie meine Reaktion bemerkte. „Keine Fragen, ich bin wegen Edward hier.“ Die Jungs sahen mich prüfend an, doch niemand sagte etwas. Selbst Emmet ließ keinen Spruch los. Ich erinnerte mich genau an seine Sprüche und ein Lächeln überzog mein Gesicht. „Brechen wir auf, es gibt keine Zeit zu verlieren!“, sagte Carlisle mit belegter Stimme. Ich folgte Carlisle auf dem Fuße und ließ die verblüfften Blicke an mir abprallen. Carlisle blickte über seine Schulter zu mir zurück. „Es tut mir so unendlich leid, Bella!“ Ich schluckte schwer und wich seinem Blick aus. „Schon gut!“, murmelte ich kaum verständlich, doch ich nahm ein Nicken von ihm war. „Aber warum hast du sie alle mitgebracht?“, fragte ich leise. „Wie bitte?“ Carlisles Schritte verlangsamten sich und ein seltsamer Ausdruck trat in seine Augen. Verstand er denn nicht? Er brachte die ganze Familie in Gefahr. Die Volturi, wenn sie so waren wie ich sie mir vorstellte, nachdem was Edward mir erzählt hatte, dann machten sie keine Gefangenen. Eine solche Demütigung würden sie niemals hinnehmen. „Bella, er ist mein Sohn!“, sagte er dann und runzelte die Stirn. Schmerz lag in seinem Blick. „Ja, ich weiß!“, sagte ich nur und wollte mich gegen die aufkommenden Gefühle wehren, ich verspürte angst. Angst davor zu spät zu kommen, angst davor Edward zu verlieren, aber war das nicht schon geschehen? Ich schüttelte den Gedanken ab, vielleicht hatte ich ihn verloren, aber ich würde niemals aufhören ihn zu lieben. Auch im Flugzeug ließen mich die anderen in Ruhe, sie respektierten meinen Wunsch und dafür war ich ihnen dankbar. Dennoch spürte ich ihre Blicke, besonders die von Alice. Die ganze Zeit über lag ihr Blick auf meinem Gesicht. Sie studierte alles ganz genau. Die Veränderung meiner Haut, meiner Augen und meiner Haltung. Ich war nicht mehr der schwächliche Mensch. Ich konnte mich wehren und verteidigen. Nie wieder würde irgendjemand auf mich achten müssen. Umso näher wir unserem Ziel kamen, desto unruhiger wurde ich. Nervös rutschte ich auf meinem Stuhl herum und versuchte vergebens die Ruhe zu bewahren. In meinem Gedanken kreiste alles um Edward. Es machte mich wahnsinnig, die Stimme in meinem Kopf wurde immer lauter und lauter. Sie schrie aus Leibeskräften, dass ich auf gar keinen Fall zu spät kommen durfte. Eine angenehme Ruhe empfing mich plötzlich und wie von selbst glitt mein Blick zu Jasper, der mich freundlich anlächelte und mir zu nickte. Ich erwiderte seinen Blick scheu und versuchte ein Lächeln. Er half mir. Jasper stand mir bei. Damals dachte ich, es wäre das schlimmste in meinem Leben gewesen, dass Edward mich verlassen hatte. Aber das war im Vergleich zu dieser Situation lächerlich. Er drohte zu verschwinden. Er würde aufhören zu leben, zu existieren, was auch immer. Eine Welt ohne Edward? Darin wollte ich nicht leben. Und genau in diesem Moment traf ich eine Entscheidung. Die Umsetzung war mir noch nicht ganz so klar. Wie sollte ich sechs aufgebrachte Vampire daran hindern einen Fehler zu begehen, sich in Gefahr zu bringen? Die ganze Familie Cullen stand am Rande ihrer Existenz. Vorsichtig blickte ich zu Jasper. Er runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. Ich musste unbedingt meine Gedanken besser kontrollieren. Er konnte sie zwar nicht lesen, aber er spürte jede Veränderung die von mir ausging. Ich wich seinem Blick aus und sah aus dem Fenster. Endlich war das Flugzeug gelandet und wir fanden uns in der Hauptstadt Italiens wieder. Noch schützte uns die Dunkelheit. Misstrauisch sah ich mich um, als Alice mir etwas hinhielt. Schwarze Handschuhe und ein grauer Umhang. Nachdem ich eine Weile darauf gestarrt hatte griff ich danach und berührte Alice flüchtig an den Händen. Wir beide zuckten bei dieser Berührung zusammen, doch sie lächelte. Dann wurde ihr Blick ganz starr. Ich wusste was das bedeutete. Eine Vision. Sofort war Jasper bei ihr und schlang seine Arme um ihre Hüfte. „Alice?“, rief er ängstlich. Was war denn nur los? Sie hatte diese Visionen doch andauernd, warum diese Angst in seiner Stimme. Er begann sie zu schütteln. Doch nichts geschah, dann sackte sie in seinen Armen zusammen. Und da geschah es, ich ließ die Handschuhe fallen und griff zu. Nach meiner besten Freundin. Ja, die war sie immer noch. Egal was damals geschehen war. Ich liebte sie wie eine Schwester, die ich nie hatte. „Alice!“, rief ich und meine Stimme klang Glocken hell. „Was? Was ist mit ihr?“, fragte ich panisch und blickte in die Gesichter der anderen, dann wieder in Alice Gesicht. „Sie kommt immer schwerer wieder zurück!“, sagte Carlisle ruhig und hockte sich neben uns. Er fühlte ihr über die Stirn und überprüfte ihre Pupillen. „Jasper, sie muss hier weg. Sie kommt zurück, aber sie braucht Ruhe, keine Visionen mehr. Red ihr das aus!“ Behutsam nahm Jasper sie in seine Arme und hob sie hoch. „Was soll das heißen, sie kommt immer schwerer zurück?“, fragte ich und blickte immer noch in ihr Gesicht. „Die Visionen halten sie gefangen. Sie kann nicht zurück. Ich habe es ihr verboten, es zuzulassen, wir haben einen Weg gefunden, damit sie diese Visionen unterdrücken kann. Doch die Sache mit Edward hat sie überrannt. Da konnte sie sich nicht gegen wehren. Ich nehme an, dass sie die ganze Zeit ein Auge auf ihn hatte, seit Charlie uns angerufen hat. „Er hat euch angerufen?“ entsetzten machte sich in mir breit. Er wusste die ganze Zeit wo sie sich aufhielten? Warum hatte er mir das verschwiegen? Fassungslos blickte ich Carlisle an. Doch das war jetzt nicht wichtig, ich schüttelte die Gedanken ab und trat einen Schritt auf Carlisle zu, fasste seine Hände und blickte zu ihm auf. „Ihr dürft nicht mitkommen. Ich werde ihn zurückholen. Ihr bringt euch alle in Gefahr.“, redete ich auf ihn ein. „Bella. Das kann ich nicht zulassen. Er ist mein Sohn und ich lasse ihn nicht sterben.“ „Aber du bringst sie alle in Gefahr!“, rief ich und zeigte auf die Familie. Sofort hörte ich wie ein protest Schnaufen durch die Vampire ruckte und erregten Einspruch. „Wir lieben Edward. Und wenn es unser Schicksal ist, werden wir mit ihm untergehen.“, hörte ich Emmet brummen. „Wir sind eine Familie!“, sagte Rose. Während Esme nur mit großen Augen da stand und überhaupt nicht glauben konnte, was ich da gerade vorgeschlagen hatte. „Und was ist mit dir? Du bringst dich auch in Gefahr. Und das nach allem was geschehen ist.“, sagte Carlisle leise und erwiderte meinen Blick. „Ich bin schon verloren.“, antwortete ich schlicht. Erschrocken sah er mich an. „Bella!“, murmelte er fast lautlos. Und dann ging plötzlich und unerwartet eine Welle tiefsten Schmerzes durch meinen Körper. Ich zuckte unwillkürlich zusammen und wandte meinen Kopf in die andere Richtung. „Bella, was ist los?“, fragte Carlisle mich und fasste mich an den Oberarmen. „Edward!“, flüsterte ich. Ich hatte ihn spüren können. „Carlisle, ich muss gehen. Es wird hell, es wird nicht mehr lange dauern.“ „Bella, ich kann das nicht zulassen.“ „Bitte. Bitte lass es mich versuchen. Haltet euch bereit von mir aus, aber gebt mir eine Chance.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)