Shadows of the NewMoon von Darklover ================================================================================ Kapitel 16: 16. Kapitel ----------------------- Gegen Abend hin, wurde Nataniel immer unruhiger. Er sprach es zwar nicht aus, aber er hatte nicht vorgehabt, Amanda so lange alleine zu lassen. Egal was sie von ihm hielt. Die Stadt war lange nicht so sicher, wie dieser Ort hier und lag nur einige Kilometer vom Naturschutzgebiet entfernt. Für seinen Geschmack war das einfach zu nahe. Erst recht, da er inzwischen mehr über Nicolai und sein gewalttätiges Rudel hatte in Erfahrung bringen können. Wer nicht freiwillig mitmachte, wurde für gewöhnlich getötet. Erst recht wenn man ein herumschnüffelnder Mensch und noch dazu von der Organisation war. Zwar konnte Amanda auf sich aufpassen, aber das dämpfte seine Sorge nicht im Geringsten. Nataniel war abgelenkt, weshalb er Erics Worte nicht gleich im vollen Umfang begriff, als sie jedoch bei ihm ankamen, weiteten sich seine Augen vor Entsetzen. Gerade als er alarmiert aufspringen wollte, kam ein fremder Mann auf ihn zu, da er aber deutlich den Geruch des Rudels anhaften hatte, sah Nataniel in ihm keine Gefahr. „Was?“, fauchte Nataniel fassungslos, während seine Krallen sich auf Anschlag ausfuhren und sich sein ganzer Körper vollkommen verspannte. Er wurde ganz blass und begann heftig zu beben. Panik drohte sich in ihm wie ein Gift auszubreiten, ehe die Essenz des urtümlichen und geborenen Alphatiers sich in ihm mit voller Gewalt durchbrach und sich somit seine Ausstrahlung so deutlich veränderte, als hätte er plötzlich eine vollkommen andere Haut- und Haarfarbe. Der Geruch des Alphatiers stieg ihm aus jeder Pore, was den Mann vor ihm deutlich einen Schritt zurückmachen ließ und die anderen Gestaltwandler auf Nataniel aufmerksam machte. Er hatte noch immer Angst um Amanda. Gewaltig große Angst, aber seine Gedanken blieben seltsam klar und zielgerichtet. Rasch wandte er sich an ihren Bruder. „Eric, das ist Amanda, die bei Mrs. Cauley ist. Wir haben bei ihr im B&B übernachtet. Ich hatte keine Ahnung, dass sie ein Gestaltwandler ist.“ Sie roch auch nicht wie eine Raubkatze. Aber immerhin hatte Eric ihm gesagt, sie sei eine Heuschrecke, das würde seine Blindheit erklären. „Wenn sie wirklich eine von den Anderen ist, dürfen wir keine Zeit verlieren!“ Noch während er sich das Shirt über den Kopf streifte, ließ er nach den stärksten Raubkatzen in seinem Rudel rufen. Es war ein deutlicher Befehl, in einem Tonfall, der keine Widerrede duldete. So hatte Nataniel noch nie gesprochen. Ohne zu sehen, ob man seinen Worten nachkam, zog er sich die Jeans aus und schenkte Eric noch einen letzten Blick. „Ich bring sie dir wieder. Das schwöre ich.“ Danach verwandelte er sich.   Während Nataniel wie der Blitz durch die Wälder lief, mit zwei Löwinnen, einem anderen Jaguar, einem Leopard und drei Pumas im Schlepptau, versuchte er nicht an das zu denken, was er am Meisten fürchtete. Nämlich, was passierte, wenn sie zu spät kamen. Gerne hätte er noch mehr Kämpfer dabei gehabt, die ihm zur Seite standen, da er sich zwar stärker denn je fühlte, aber noch nicht seine vollen Kräfte zur Verfügung hatte. Ob Alphatier oder nicht, er war immer noch verletzt. Aber die schwächeren Arten wollte er auf keinen Fall mit hineinziehen und vor allem, mussten immer noch welche übrig bleiben, um das Lager zu beschützen. Außerdem hatten manche von ihnen Familie und keinen anderen Angehörigen mehr, der sich um sie kümmerte, falls sie nicht mehr zurückkehrten, weshalb Nataniel sie gar nicht erst in Gefahr bringen wollte.   ***   Amanda hatte eine Weile gewartet und sich immer wieder auf dem Hügel umgesehen. Von hier oben konnte man die Umgebung überblicken, da sich die Kuppe in einer Lichtung über den Wald erhob. Wind bauschte das hohe Gras auf und ließ die Blätter der Bäume laut rauschen. Amanda war so verschwitzt, dass ihr eiskalt wurde, als die Brise an ihr rupfte und unter ihre Jacke fuhr. Sollte sie etwa hier warten? Aber dann hätte Fiona doch etwas sagen können, anstatt sie einfach allein zu lassen. Direkt vor Amanda stand ein relativ großer, einzelner Baum, der wie ein Denkmal auf dem Hügel aussah. Sie ging langsam darauf zu, um an seinem breiten Stamm zumindest ein wenig Schutz vor dem Wind zu finden und sich ein wenig auszuruhen. Das Zittern schien ihr noch mehr ihrer körperlichen Kräfte zu nehmen, obwohl ihr das fast nicht mehr möglich schien. Sie war einfach unglaublich müde, was sich in einem Gähnen zeigte, das ihr sogar die Augen tränen ließ. Auf dem Weg zu der dicken Eiche sah sich Amanda immer wieder um. „Fiona?“ Der Wind schluckte das Wort sofort, weswegen Amanda den Versuch auch gleich wieder aufgab. Zumal sie nicht wusste, ob Fiona nicht doch in ihrer Insektengestalt unterwegs war und somit überhaupt Ohren besaß, um ihren Ruf zu hören. Besonders viel Windschatten bot der Baumstamm nicht, weil hier auf dem Hügel sonst nichts war, um der Naturgewalt Einhalt zu bieten, aber es war besser als nichts. Es kam Amanda aber schon verdammt komisch vor, dass ihre Führerin schon so lange nicht mehr aufgetaucht war und auch sonst niemand vorbei kam, um sie zu holen. Im Mondlicht klappte Amanda die Karte auseinander, die Fiona ihr gegeben hatte und die mit Erics Handschrift bekritzelt war. Er sagte nur, dass es ihm gut ging und dass er bei dem Rudel von William Hunter sei, wohin sie auch kommen solle. Er bräuchte ihre Unterstützung und sie sollte bloß niemanden von der Organisation unterrichten. Erst jetzt fiel Amanda auf, dass am unteren Rand der Karte ein Stück fehlte. Dort, wo Eric eigenbrötlerischerweise immer das Datum unter seine Karten setzte. Amanda runzelte die Stirn und sah sich noch einmal um. Es war dunkel, aber im Mondlicht konnte sie Bewegungen am Rande der Lichtung sehen. Drei relativ große Schatten bewegten sich durch das hohe Gras geräuschlos auf sie zu. Sofort war Amanda durch den Adrenalinstoß, der durch ihren Körper ging hellwach. Sie stopfte die Karte wieder in die Jackentasche und verengte ihre Augen zu Schlitze, um erkennen zu können, was da genau auf sie zukam. Aber selbst ohne die Nachtsicht einer Raubkatze konnte sie sehen, dass keine kleinwüchsige Frau und auch nicht ihr Bruder unter denjenigen waren, die sich da auf leisen Pfoten anschlichen. Und auch keiner von ihnen hatte ein vollkommen schwarzes Fell. Amanda sah sich nach Schatten um. Der Baum bot ihr die Möglichkeit wegzukommen, aber der Rand der Lichtung würde eventuell nicht ausreichen, um zu entkommen. Sie konnte nur so weit, wie der Mondschein reichte. Oder sie musste den Schatten des Baumes verlassen und konnte bis in den Wald hinein gehen. Aber dort gab es so viele Möglichkeiten mit einem Ast im Magen oder irgendwo anders im Körper wieder aufzutauchen, dass ihr das zu gefährlich erschien. Gehetzt sah sie sich nach weiteren Möglichkeiten um, während sich einer der Schatten vor ihr von der Dreiergruppe löste und zielstrebig auf sie zukam. An der Fellzeichnung konnte sie einen Gepard erkennen. Weglaufen fiel also aus. Das Gras teilte sich vor dem Körper der Raubkatze schon so weit, dass Amanda den Kopf mit den zurückgezogenen Lefzen sehen konnte. Natürlich konnte er ihre Angst riechen, das hätte sogar ein Mensch gekonnt. Und dann kam wieder das Gefühl der Leere. Sie sah die Augen des Raubtiers vor sich und wie sich seine Muskeln spannten, um zum Sprung anzusetzen. Amanda trat einen Schritt zurück in den Schatten des Baumes. Wenn sie schon starb, dann würde sie es nicht kampflos tun. Der Gepard sprang und spürte Amandas Hand, die durch seine Eingeweide fuhr erst, als es schon zu spät war. Es war ihr völlig egal, welches Organ sie in seinem Inneren zu fassen bekam, ihre aufgelöste Hand riss einfach an allem, was sie berührte und die Katze schlug mit blutüberströmtem Bauch schon tot auf neben dem Baum auf. Amanda lag auf einem Knie im Gras und hielt ihren Arm oberhalb des Handgelenks, wo sich ihre Hand unter stechenden Schmerzen wieder zusammensetzte. Es klebte nicht einmal Blut daran, aber den anderen beiden Wandlern war nicht entgangen, dass sie den Angreifer getötet hatte. Unter Mühen kämpfte sich Amanda auf die Füße und der Wind trug ihr das Knurren der beiden Katzen zu. Vor dem nächsten wohl gezielten Sprung des Leopards konnte sich Amanda in den Schatten des Baumes in Sicherheit bringen, aber so müde, wie sie war, scheiterte sogar ihr Versuch sich an einen der unteren Äste zu klammern und ihren schmerzenden Körper auf den Füßen zu halten.   ***   Als Nataniel endlich auf die Spur von Amanda stieß, die in der Richtung lag, die der Überbringer der schlechten Nachrichten ihm beschrieben hatte, zog er ganz schön das Tempo an. Er schonte keinen von ihnen, schon gar nicht sich selbst, denn jede Minute, die verstrich, war eine zu viel. Während er immer weiter lief, roch er Amandas Schweiß, der sich mit dem Geruch von Erschöpfung verband. Sie waren tief im Wald, weshalb er glaubte, dass sie nach einem so langen Weg zu Fuß ganz schön müde sein musste, immerhin machte ihm selbst die Strecke langsam zu schaffen, die er in so kurzer Zeit hinter sich brachte. Wer wusste schon, in welcher Verfassung er sie vorfinden würde. Konnte sie sich überhaupt verteidigen, wenn sie körperlich erschöpft war? Schatten gab es hier zwar genug, aber er hatte das Bild von ihr, wie sie vor dem Fenster im Mondlicht kauerte und sich unter Schmerzen wand, nicht vergessen. Ein verzweifeltes Knurren entkam seiner Kehle, bevor er seine Schritte noch einmal beschleunigte, obwohl es langsam bergauf ging. Je weiter sie voran kamen, umso frischer wurden die Spuren und umso deutlicher Amandas Geruch. Allerdings lag auch noch etwas anderes in der Luft. Raubkatzen. Keine von seinem Rudel, denn ihnen fehlte der ganz spezielle Duft dafür. Ein kurzer Blick nach hinten machte ihm klar, dass er dabei war, seine Gefährten langsam aber sicher abzuhängen. Hin und her gerissen zwischen dem, was er wollte und dem, was richtig war, drosselte er schließlich etwas sein Tempo. Jedoch nur, weil er seine Kräfte sparen musste, da er nicht wissen konnte, was sie alle erwarten würde. Amanda halte durch, ich komme!, schrie er laut in seinem Kopf und der Panter fauchte.   Das Knurren drang als erstes an sein feines Gehör, als sie sich nun langsam aber zielstrebig einen Hügel hinauf schlichen. Nataniel musste sich stark zurückhalten, um nicht einfach loszusprinten. Aber er durfte nicht vergessen, dass er hier nicht mehr alleine war. Also gab er den anderen mit einem fast lautlosen Knurren zu verstehen, dass sie sich aufteilen und den Hügel einkreisen sollten, bevor sie die Falle enger zogen. Seine Gefährten gehorchten aufs Wort. Nataniel hielt sich verzweifelt im Zaum, als er Amandas erschöpfte Atmung hörte und ihre Angst beißender denn je riechen konnte. Er schaffte es einfach nicht mehr, sich zurückzuhalten. Doch anstatt blind anzugreifen, kam er sich deutlich erkennbar zeigend, das letzte Stück den Hügel hoch und trat direkt auf die vom Mondlicht beschienene Lichtung. Zwei Raubkatzen standen zwischen ihm und Amanda. Sein Knurren war tief, bedrohlich und kam direkt aus seiner heftig atmenden Brust, während er sein Fell so sehr sträubte, dass er noch größer wirkte, als er ohnehin schon war. Sein Geruch als Alphatier begann sich deutlich über der Lichtung auszubreiten, auch wenn Menschen es nicht riechen konnten, die Raubkatzen witterten es auf alle Fälle. Nataniel müsste nur ein einziges Zeichen geben und seine Gefährten würden angreifen. Doch das hier war seine erste Prüfung. Das wusste er. Zwar war Stärke nicht alles, aber wenn er nicht deutlich markierte, wer hier der Boss war, würde man ihn niemals vollkommen ernst nehmen. Also griff er mit wütendem Fauchen und seinen weit ausgefahrenen scharfen Krallen den Leoparden an. Erst vor wenigen Tagen hatte er gegen so eine Raubkatze verloren und nur Amanda hatte ihn noch retten können. Dieses Mal hatte er jedoch nicht vor, sich noch einmal unterkriegen zu lassen. Amandas Sicherheit und die Gefahr, in der sie schwebte, waren das Benzin, das sein inneres Feuer stichflammenartig hochschießen ließ. Kein Erbarmen. Kein Aufgeben. Er würde bis aufs Blut kämpfen. Es war nicht blinde Wut, die ihn dieses Mal leitete, sondern gezielt eingesetzte Stärke. Seine Hiebe waren zwar selten, im Gegensatz zu denen des Leopards, doch dafür saßen sie dann richtig und anstatt sich gnadenlos den Kratzern und Bissen auszusetzen, wich er lieber ein paar Mal mehr aus, um die Schwäche seiner Verletzungen dadurch auszugleichen, dass er sich zu schonen versuchte. Trotzdem war es ein wilder und gnadenloser Kampf, der viel von Nataniel abverlangte, aber schließlich erkannte er seine Chance zum Sieg. Sein Gegner versuchte ihm den Bauch aufzuschlitzen, in dem er sich unter ihm wegduckte, als Nataniel einen Satz von oben andeutete, doch anstatt ihm ungeschützt seine Unterseite preiszugeben, sprang er nicht nach vor, sondern ein Stück zurück, weshalb der Angriff des Leopards ins Leere ging. Was er erwartet hatte und ihn nun keinen Moment länger zögern ließ. Eine Bewegung nach vor und seine Krallen schlugen sich in den Rücken des Leopards, während er sein Maul weit aufsperrte, ihn fest im Genick packte und mit aller Kraft zu biss. Es knirschte lautstark, als die Wirbel brachen und sein Gegner vollkommen unter ihm erschlaffte. Er war tot.   Amanda hatte aufgeatmet, als sie einen vollkommen schwarzen Schatten im Gras erkannt hatte. Sie konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber sie hoffte zumindest inständig, dass sie sich nicht irrte und es Nataniel war, der da auf sie und die beiden Raubkatzen zukam. Ihre Hand krampfte sich immer wieder um den Ast, an dem sie sich festhielt, während sie den Kampf zwischen ihm und dem Leopard beobachtete. Ein paar Mal musste der Panther einstecken und Amandas Herz schlug vor Schreck schneller. „Lass dich nicht für mich töten“, zischte sie leise und sah erst jetzt einen weiteren Schatten auf der linken Seite in ihr Sichtfeld huschen. Der zweite Gepard. Amanda hatte so sehr auf Nataniel geachtet, dass sie den dritten Angreifer völlig vergessen hatte. Und anscheinend ging es nicht nur ihr so. Das wendige, schlanke Männchen war um die Kampfszene, die einen weiten Kreis vor dem Baum in Anspruch nahm, herumgeschlichen und hatte die Verwirrung ausgenutzt. Amanda hatte gesehen, dass Nataniel nicht allein hier war, aber die Anderen schienen auf irgendetwas zu warten. Warum rührten sie sich nicht? Wahrscheinlich konnten sie von ihrer Position aus sowieso nicht schnell genug hier sein, um den Geparden außer Gefecht zu setzen. Außerdem konnte Amanda in den Augen des Gepards genau ablesen, dass er es auf den Panther abgesehen hatte. Wenn ihm andere folgten, musste Nataniel eine Führungsposition innehaben. Der Gepard wollte das einzig Logische tun und denjenigen aus dem Weg schaffen, der die Gruppe zusammenhielt. Das ließ noch mehr Verzweiflung und Panik in ihr aufsteigen. Amandas Blick huschte zwischen den sich bis aufs Blut bekämpfenden Katern vor ihr und dem dritten Raubtier hin und her. Der schlanke Körper des Gepards fiel in dem hohen Gras überhaupt nicht auf und Amanda verlor ihn immer wieder aus den Augen. Sie konnte nur an den Bewegungen der Vegetation erraten, wo er sich gerade aufhielt. Ein lautes Knacken zerriss das monotone Rauschen der Blätter und bracht das Knurren und Brüllen der Kontrahenten ab. Genau in diesem Moment sah Amanda, wie der Gepard zum Sprung ansetzte. „Nein!“ Sie wusste nicht, woher sie die Kraft nahm. Der Ast, an den sie sich gerade noch gekrallt hatte, brach fein säuberlich an der Stelle ab, wo ihre verschwindenden Finger sich befunden hatten. Amanda wurde nur kurz in die Schatten gerissen, aber es reichte, um sie aufschreien zu lassen, was sie mit sich überschlagender Stimme sogar noch tat, als sie den Bruchteil einer Sekunde später vor dem Gepard wieder auftauchte. Sie konnte ihn nicht derart verletzten wie sie es, vorgehabt hatte. Dafür war sie einfach zu geschwächt. Aber sie schaffte es zumindest, sich mit ihrem immer noch in Auflösung begriffenen Körper, gegen seinen zu werfen. Das Tier jaulte auf, als Amandas Schulter durch seinen Vorderlauf glitt und ihm die Knochen brach. Sie kam direkt neben der Raubkatze bäuchlings auf dem Boden auf und konnte durch den Nebel ihres schmerzenden und sich gerade wieder zusammensetzenden Körpers spüren, wie sich zwei Zahnreihen in ihren Bauch und ihre Seite gruben. Für einen Schmerzensschrei fehlte ihr der Atem. Amanda musste sich viel zu sehr darauf konzentrieren, die Schatten loszuwerden, die um sie schlugen, als dass sie auf das Blut hätte achten können, das sich über ihren Pullover ausbreitete. Sie hörte nur ein Winseln über das Rauschen der Blätter und des Grases hinweg und schloss dann ihre müden schwarzen Augen.   Heftig atmend wollte sich Nataniel gerade nach dem letzten Gegner umsehen, als er Amandas Schrei von Richtung Baum hörte. Doch als er aufblickte, war sie schon verschwunden und nur einen Herzschlag später tauchte sie samt Gepard wieder vor ihm auf, den er bis dahin nicht gesehen hatte. Mit eiskaltem Entsetzen hörte Nataniel Amandas Schmerzensschrei, und obwohl er sofort auf sie zueilte, hatte der Gepard noch die Gelegenheit sich für seine offensichtlich gebrochene Pfote erkenntlich zu zeigen, in dem er ihr direkt in die Seite und somit in den Bauch biss. Mit menschlichem Wutgeheul, weil Nataniel sich noch während des Sprungs zurückverwandelt hatte, packte er den Geparden mit bloßen Händen am Ober- und Unterkiefer, die sich in Amandas Fleisch gegraben hatten, und riss sie mit aller Kraft, die er in dieser Form aufbringen konnte, auseinander, um ihre Verletzungen so gering wie möglich zu halten. Das Ergebnis hätte ihn zufrieden stellen müssen, wenn die Situation ihn nicht so sehr entsetzt hätte, immerhin hatte er dem Gepard nicht nur den Unterkiefer ausgerenkt, sondern ihm auch garantiert was dabei gebrochen. Kaum, dass die Raubkatze von Amandas Körper abgelassen hatte, rammte Nataniel ihm die Faust mitten in die deformierte Schnauze und brach dem Tier somit auch noch die Nase. Er war viel zu wütend, um sich noch einmal zurück zu verwandeln, also warf er sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Geparden, der ohnehin nicht viel größer als eine Dogge war, und drückte ihm seine Krallen direkt in die Kehle, während er seine Beine so eng um die schmale Mitte des Raubtiers schlang, dass diese keine Luft mehr bekam. In diesem Klammergriff hielt er ihn so lange fest, bis der Gepard sich nicht mehr rührte. Erst als er sich endgültig in einen Mann mit leer vor sich hinstarrenden Augen verwandelt hatte, ließ sich Nataniel neben Amanda im Gras fallen und schob vorsichtig ihren Pullover hoch, um die Bisswunde zu untersuchen. Sie blutete heftig und die Wunden sahen nicht sehr gut aus, aber wenigstens war es dem Raubtier nicht gelungen, ihr einen ganzen Fleischfetzen aus dem Leib zu reißen. Weshalb Nataniel ihr den Pullover vom Körper riss, um damit die Blutung zu stillen. Danach hob er sie vorsichtig hoch und drückte sie sanft an seine nackte Brust. Hoffentlich hielt sie durch, bis er im Lager angekommen war. Noch während er wie der Teufel lief und dabei versuchte seine Bewegungen so gut wie möglich abzufedern, zog er Amandas PDA aus ihrer Hosentasche und rief auf seinem eigenen Handy an, das er im Lager bei Eric gelassen hatte. Seine Gefährten folgten ihm in einer Schutzformation, während er durch den finsteren Wald jagte. Was anderes konnte er nicht tun. Verzweifelt hoffte er, dass das nicht zu wenig war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)