Kill von Natsuki13 ================================================================================ Kapitel 12: Die Pressekonferenz ------------------------------- Als Zero erwachte, musste er feststellen, dass Revi schon längst wach war und ging schnell, aber ruhig in der Wohnung auf und ab. Die junge Frau trug eine weisse Bluse mit einem beigefarbenen Rock dazu. Absatzschuhe in beige vervollständigten das Outfit. Ihre schwarzen Haare hatte sie hochgesteckt, was ihr ein seriöses Aussehen verlieh. Auf dem Stuhl sah der Ermittler noch einen leichten Blazer in der Farbe des Rocks. Anscheinend war dies ein Anzug. "Oh, habe ich dich geweckt?", fragte die Journalistin überrascht, als sie zum Sofa blickte. "Nein, du warst ganz leise, wenn man bedenkt, dass du Absatzschuhe trägst.", meinte der Gefragte. "Aber sag mal, wo gehst du denn hin, dass du dich so ins Zeug gelegt hast?" "Weißt du es nicht mehr?" Die junge Frau stand vor dem Spiegel und schminkte sich, während sie sprach. "Ich habe dir doch gestern gesagt, dass ich heute eine Pressekonferenz habe. Mit deinem Chef, dem Justizminister Taketo Hanagawa, und Kiyotaka Katsuta." Zero, der gerade einen Schluck Wasser nahm, verschluckte sich fast. "Kiyotaka Katsuta? Der nimmt an einer Pressekonferenz teil?" "Anscheinend kennst du ihn.", schlussfolgerte die Wohnungsbesitzerin. "Wer kennt schon den Schlächter nicht…", meinte er rhetorisch. Revi seufzte. "Da hast du Recht. Ich frage mich nur, warum der Typ immer noch frei herumspazieren darf." Der Beamte hatte die Andeutung richtig verstanden. "Der Typ ist schlimmer als ein Aal. Um ihn hinter Gitter zu stecken, benötigen wir handfeste Beweise. Aber auf die können wir noch lange warten. Da ist wahrscheinlicher, dass ein Toter wieder zum Leben erwacht, als an die Beweisstücke zu kommen." "Ich verstehe." Sie war nun fertig mit dem Schminken und hielt nun ein Fläschchen mit Parfum in der Hand. "Ich kann leider nicht mit dir zusammen essen, da ich mich beeilen muss. Im Kühlschrank stehen noch Reste vom gestrigen Abendessen. Auf dem Regal oberhalb der Mikrowelle findest du Kaffeebohnen. Wie die Kaffeemaschine zu bedienen ist wirst du sicher selber herausfinden." Der schlichte Goldschmuck passte hervorragend zu ihrem gesamten Erscheinen, liess ihre braunen Augen aufglänzen. "Falls es Probleme geben soll, kannst du mir ruhig aufs Handy anrufen und eine Mitteilung hinterlassen. Ich werde dir wie abgemacht zurückrufen." Die beiden hatten abgemacht, dass Revi zuerst drei Mal läuten lässt, dann zwei Mal, dann nur ein einziges Mal und beim vierten Anruf würde Zero das Telefon abnehmen. So konnte es vermieden werden, dass irgendjemand über den Aufenthaltsort des Beamten erfahren würde. Die Journalistin war derweilen fertig mit ihren Vorbereitungen. Sie nahm ihren Blazer, schulterte die Tasche und begab sich zur Tür. Unterwegs drehte sie sich ein letztes Mal um. "Hast du noch Fragen?" "Ja. Kann ich deinen Computer benutzen?" "Nur zu. Einfach bitte nicht in meinen privaten Dateien herumschnüffeln." "Würde mir nie in den Sinn kommen." Er hob abwehrend die Hände. "Schönen Tag noch." "Dir auch.", war das letzte, was sie zu ihm noch sagte, ehe sich die Tür hinter ihr schloss. Zero sefzte. "Und weg ist sie…" Den neusten Auftrag habe ich von Qingfu erhalten und darüber freue ich mich wahnsinnig. Wenn Qingfu etwas organisiert, muss ich mich praktisch um nichts kümmern. Ich muss nur meinen Job erledigen, das ist alles. Es tut gut, sich mal nur um die eigentliche Aufgabe kümmern zu müssen und nicht noch zusätzlich an die Folgen zu denken. Eine gute Abwechslung zu Mr. N's schlampiger Arbeit. Ich überfliege noch mal das Blatt – meinen Auftrag. Danach werde ich es verbrennen. Schliesslich dürfen keine Beweise zurückbleiben, die auf den Auftraggeber hindeuten. Dieses Mal heisst die Zielperson Kiyotaka Katsuta, neunundfünfzig Jahre alt. Er ist der Chef einer grossen Firma, der Sonitron. Sein Kapital investiert er in viele Projekte, die Stadt Tokio selbst gehört zu seinen Schuldnern. Allerdings ist dies nur die eine Seite der Medaille. Die Watakanagis, die Joshis, die Yatsugis und die Minoshis – diese vier Jakusa-Banden, die mehr als die Hälfte der Stadt in ihrem Würgegriff halten und über Kontakte im ganzen Land verfügen, verbindet eine kleine Tatsache: Sie alle stehen zu Kiyotaka's Diensten. Macht jemand Probleme, wird dieser sofort eliminiert. Falls die Polizei jemanden in die Finger bekommt, so handelt es sich dabei immer nur um kleinere Fische. Noch nie hat es irgendjemand geschafft zu beweisen, dass hinter all den Morden der liebe Katsuta-san gesteckt hat.. Die Polizei verzweifelt schon fast, kann aber nichts gegen die Machenschaften des Industriellen machen. Die Medien haben sich eine Geschichte nach der anderen ausgedacht, bis ein Journalist tot aufgefunden wurde. Er ist dem Big Boss zu nahe getreten. Ähnliches ist einer Zeitungsagentur passiert, die nach einem etwas bitteren Artikel augenblicklich Konkurs gegangen ist. Heute wird Kiyotaka an einer Pressekonferenz teilnehmen. Hauptthema: Yukio Nakamura. Ausgerechtet ich werde dem Umzug meinen Beitrag leisten, indem ich als Journalistin verkleidet dorthin kommen und den Jakusa-Führer ins Jenseits schicken werde. Dabei bin ich es doch, die Yukio auf dem Gewissen hat. Ich prüfe noch mal mein Aussehen im Spiegel und finde es recht akzeptabel. Verabschiedete mich noch schnell von meinem Mitbewohner. Vor der Tür bleibe ich noch kurz stehen, um ein kleines Fläschchen aus dem Sack meines Mantels zu nehmen und dieses in meiner Tasche zu verstauen. Nun kann ich gehen. Meine Identität ist gesichert. Unterwegs mach ich noch kurz Stopp und bereite die Mordwaffe vor. Es muss so unauffällig sein, wie nur möglich. Schliesslich werden sich dort mehr Securities herumtreiben als bei dem Finale der Fussballweltmeisterschaft. Ein kleiner Giftpfeil ist da die bessere Wahl, statt eine Pistole. Ich greife in meine Tasche und fische das Fläschchen heraus, welches ich zu Hause im Gang aus dem Mantel rausgenommen habe. Da drin befindet sich ein hoch wirksames Gift. Dieses Ding ist so stark, dass ein einziger Tropfen reichen würde, um einen Elefanten innerhalb von fünf Minuten umzubringen, von einem Menschen ganz zu schweigen. Im kristallisierten Zustand wäre ein Sandkörnchen mehr als nur ausreichend. Ich habe dieses Gift in Pulver erhalten. Eine falsche Bewegung und ich selbst werde ihm zu Opfer fallen. Ich bin vorsichtig genug und ziehe zuerst eine weisse Maske an, ehe ich mich dem Fläschchen zuwende und somit mein Arbeitswerkzeug präpariere. Sobald ich fertig bin, öffne ich noch kurz das Fenster. Nur um sicher zu gehen, dass sich in meinem Wagen keine Giftteilchen befinden. Immerhin habe ich in der nächsten Zeit nicht vor zu sterben und ein Kamikaze-Auftrag ist es auch nicht. Es vergeht noch eine halbe Stunde, dann fahre ich weiter. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Der Showdown kann beginnen… Im Konferenzsaal, wo der ganze Anlass stattfinden sollte, war viel los. Die Journalisten besprachen noch die letzten Details mit ihren Fotografen, die TV-Korrespondenten checkten mit ihrem Team das Equipment und ihr eigenes Aussehen. Nebenbei schafften sie es noch, sich gegenseitig fasz die Köpfe einzuschlagen. Schliesslich wollte jeder den besten Platz ergattern beziehungsweise seine Kamera im besten Winkel auf die Bühne richten. Eine Stunde später gab es ein paar kleine Snacks und eine Kleinigkeit zu Trinken für die Medienvertreter. Es war ja aller Welt bekannt, dass ein hungriger Journalist ein böser Journalist war. Die Korrespondenten waren nun satt und zufrieden. Auch die beiden Hauptgäste waren eingetroffen. Die Konferenz konnte beginnen. "Meine Damen und Herren. Der Justizminister, Taketo Hanagawa.", verkündete der Sprecher und trat zur Seite. An seiner Stelle kam nun mit trägen Bewegungen ein kleiner, rundlicher, ungefähr sechzig Jahre alter Mann auf die Bühne. Seine Glatze glänzte im Schein der Lampen und reflektierte selbst die Blitze der Fotokameras. Einige Zeit lang schilderte er den Stand der Dinge, was die Ermittler herausgefunden hatten. Informationen, die man auch der Öffentlichkeit zugänglich machen dürfte. Revi schrieb sich alle Details genau auf. Bei diesem Artikel wollte sie sich besonders viel Mühe geben. Allerdings wurde sie von der Frage eines anderen Journalisten abgelenkt – nicht wirklich grundlos. "Hanagawa-sama, den Gerüchten zufolge soll ein Ermittler verschwunden sein. Wie weit stimmt diese Information?" Die junge Frau wurde sofort ganz Ohr. Ihr gesamter Körper hatte sich unmerklich angespannt. Woher kam diese Information? Wer hatte geplaudert? "Bedauerlicherweise stimmt dies.", antwortete der Justizminister. "Wir sind gerade auf der Suche nach diesem Ermittler." "Man sagt auch, es sei Geld im Spiel gewesen.", rief ein anderer Medienvertreter aus. "Auch dies entspricht der Wahrheit. Der besagte Polizeimitarbeiter wird der Korruption beschuldigt." Ein Raunen erfüllte den gesamten Konferenzraum. Revi war gerade am Überlegen, wie sie sich am besten verhalten sollte, als sie folgendes in ihrer Nähe hörte: "Beruhige dich, Kyo, das wird dir nur Ärger bringen." Interessiert sah die junge Frau zur Seite und erblickte eine Gruppe aus drei Personen, zwei Männern und einer Frau. Der erste Mann musste wohl dieser Kyo sein, denn er hatte seine Hände zu Fäusten geballt und zitterte am ganzen Körper. Sein Gesichtsausdruck zeigte solche Wut, dass man meinen konnte, er würde in jedem Moment auf den Minister springen und ihm mindestens einen Schlag ins Gesicht geben. Die Frau neben Kyo versuchte diesen gerade zu beruhigen. Revi fand sie noch recht hübsch, aber auch sehr selbstbewusst. Die Frau berührte gerade die Faust von diesem Kyo, währen der sprach: "Ich weiss, dass ich mich beherrschen soll, aber der Typ redet solchen Schwachsinn vor sich hin, dass mir gleich schlecht wird. Er zieht Zeros Namen in den Dreck!" "Er hat Zeros Namen gar nicht erwähnt.", versuchte die junge Frau ihrem Begleiter zu widersprechen. Erfolglos. "Minako, für wie blöd hältst du all diese Leute hier? Das sind Journalisten, falls dir dies nicht in denn Sinn gekommen ist. Was meinst du, wie lange es dauern würde, bis sie herausgefunden haben, dass es sich hier um Zero handelt? Ich sag dir, wie lange. Nicht einmal einen Tag würde dies dauern. In Morgenausgabe werden wir schon den Artikel über den korrupten Polizisten lesen können." Er hob etwas die Arme, die Hände immer noch zu den Fäusten geballt. "Und dieser Arsch hat nichts Besseres zu tun, als mit ruhiger Stimme diesen ganzen Mist zu bestätigen. Zero und korrupt." Der Mann tat so, als würde er spucken. "Dass ich nicht lache. Der Fettsack soll doch zu mir kommen und es mir noch mal direkt ins Gesicht sagen." "Jetzt reicht es aber, Kyo." Der andere anwesende Mann hatte eingegriffen. Er war von breiter Statur, sichtlich durchtrainiert und hatte stechend blaue Augen, die für einen Japaner äusserst ungewöhnlich waren. Diese Augen wurden von dem schwarzen, zu einem Zopf zusammen geflochtenen Haar noch mehr betont. Dieser Mann hielt Kyos Handgelenk fest in seiner Hand, während die junge Frau – Minako – nur überrascht hin und her guckte. "Glaub mir, ich kann mir gut vorstellen, wie du dich über diesen Mist aufregst. Wäre es nach mir, würde ich mit dir zusammen gehen und dem Kartoffelsack mal ordentlich die Fresse polieren. Aber das dürfen wir nicht. Wir dürfen so etwas nicht machen. Allein schon wegen den ganzen Journalisten hier. Das wäre ein Zuckerschlecken für sie, würde ein Ermittler eine Schlägerei mit dem Justizminister höchstpersönlich anfangen." Er drückte die Hand des Ermittlers langsam, aber bestimmt runter. "Denk an Zero. Meinst du, du wirst ihm helfen, in dem du den Minister zu Brei zusammenschlägst?" Kyo atmete durch. "Du hast Recht. Ich versuche mich zu beherrschen." "Danke." Danach war es bei den dreien wieder ruhig. Revi musste dabei ein Schmunzeln unterdrücken. Das waren also diese Kyo, Minako und Zack. Zero würde sich sicher darüber freuen, dass seine Freunde und Mitarbeiter sich so um ihn sorgen. Aber nun wand sie sich wieder dem Sprecher zu. Sie hatte genug Zeit vertrödelt. Ich habe das Gefühl, mein Körper gehorcht mir nicht mehr. Alles. Alles, nur nicht DER Typ. Ich zeige meine Emotionen nicht, während in meinem Inneren alles brodelte. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit DEM! Gut, dass er mein Gesicht nicht kennt, sonst hätte er sicher Panik geschlagen. Und anschliessend hätte der feige Arsch mich sicher zu einem "angenehmen" Gespräch eingeladen. Hätte sich sicher wieder über meine "schlampige" Arbeit betreffend Nakamuras Fall beschwert. Mann, wie ich diesen Typ hasse! °Ganz ruhig, Mädchen.°, ermahne ich mich selbst. °Du bist hier um einen Auftrag zu erfüllen, und nicht um dich über deine alten Kunden aufzuregen. Don't worry, be happy, babe.° Der Minister hat nun die Bühne verlassen und ich sehe meinen Mann, der die Treppe raufgeht und sich dem Podest nähert. Sobald er stehen bleibt, werde ich meine Chance nutzen. Unauffällig ziehe ich an meinem Minenbleistift und drehe diesen. Der Bleistift verschwindet im Plastikzylinder, während an seiner Stelle ein kleiner Pfeil hervor kommt. Ich habe dort genug Giftpulver angebracht, um ein Pferd auf der Stelle töten zu können. Diesbezüglich kann nichts schief gehen. Jetzt nur noch das Ziel ins Visier nehmen und abdrücken. Dann ist alles vorbei. Mit der Spitze des Minenbleistifts ziele ich auf den Hals meines Zielobjektes, Kiyotaka Katsuta. Hoffentlich wird kein waghalsiger Fotograf vor meinem Gesicht auftauchen und so den tödlichen Pfeil statt des geplanten Opfers entgegen nehmen. Ich habe Glück. Nachdem ich mich unauffällig umgesehen habe, erkenne ich meine Chance. Wollen wir doch die liebe Fortuna nicht zu sehr ausnutzen. Also drücke ich auf den Radiergummi, der in jedem Minenbleistift vorhanden ist… Niemand wusste, was passiert war. Das einzige, was die Konferenzteilnehmer sehen konnten, war das kaum merkliche Zusammenzucken des Unternehmers. Er griff nach seinem Hals, als hätte ihn etwas gestochen. Dann kippte er um. "Katsuta-sama!", schrie jemand und spätestens in diesem Moment begriffen alle, dass etwas schief gelaufen war. Der Geschäftsmann lag auf dem Boden, seine Hände umklammerten seinen Hals. Die weit aufgerissenen Augen starrten ins Leere, der Mund war geöffnet, als hätte er Atemprobleme und würde demnächst durch seinen eigenen stummen Schrei ersticken. Die Bodyguards versammelten sich zusammen mit einigen Polizisten um den liegenden Mann, aber selbst Revi von ihrem Platz in der zweiten Reihe aus konnte sehen, dass es hoffnungslos war. Ein paar Sekunden später zuckte Katsuta nicht einmal mehr. Er war tot. "Bitte bewahren Sie Ruhe!", schrie eine Männerstimme quer durch den Raum. Die junge Frau erkannte darunter den hitzköpfigen Ermittler von eben, Kyo. Eine von den Personen, die Zero bezüglich seiner Ermittlungen erwähnt hatte. An einem anderen Ausgang stand der Blauäugige, Zack. Auch er versuchte die panikierende Meute zu beruhigen. Eigentlich war dies recht verwunderlich, mussten doch die meisten Journalisten und Fotografen in ihrer Kariere mindestens ein Mal eine Leiche gesehen haben. Was für eine Schande. Es dauerte eine Weile, bis die Polizei den Tatort sichern konnte. Alle Anwesenden konnten sie unmöglich sofort befragen, daher mussten sie wohl oder übel ungefähr die Hälfte der Befragungen auf den nächsten Tag verschieben. Das galt auch für Revi Inagawa. Sie hatte da nichts dagegen. Schliesslich konnte sie so ihren Artikel "frisch gebacken" ihrem Redakteur auf dem Silbertablett servieren. Das würde für eine hübsche Monatsprämie sorgen, dessen war sie sich sicher. Wie jeder andere wurde sie gründlich durchsucht, ehe sie den Raum verlassen durfte. Das war nicht schlimm, schliesslich hatte sie nichts bei sich, um das sie sich Sorgen machen musste. Kaum war die Journalistin aus dem Konferenzsaal, packte sie einen Fotografen und kaufte ihm alle seine Fotos von der Pressekonferenz ab. Erst dann ging sie schnellen Schrittes nach Hause. Der Artikel schrieb sich nämlich nicht von selbst. Zu Hause angekommen musste sie sich erstmal umziehen. Sie hasste es, im Haus nicht in ihren Trainerhosen und dem Tanktop herumzulaufen. Währenddessen erinnerte sie sich an das Telefonat, welches sie auf dem Heimweg geführt hatte. ……… "Moshimoshi?" "Hallo, Liebes." "Qingfu! Guten Tag." "Hast du den Auftrag erledigt?" "Sie werden darüber morgen in der Zeitung lesen können." "Verdächtigt dich die Polizei?" "Nein. Nicht einmal die Polizei würde ein Minenbleistift für eine Waffe halten." "Grossartig. Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen, meine Kleine. Deine Bezahlung wird spätestens morgen auf dein Konto überwiesen sein." "Vielen Dank. Es ist mir eine Ehe, Ihnen behilflich sein zu dürfen." "Aber, aber, lassen wir doch diese Floskeln. Wir werden noch von einander hören." "Bestimmt. Haben Sie noch einen schönen Tag." "Du auch, Liebes." ……… Unwillkürlich lächelte sie. Man konnte sagen, was man wollte, sie arbeitete einfach nur viel zu gerne mit Qingfu. Zero trank gerade eine Tasse Kaffee, als eine aufgeregte Revi in die Wohnung stürzte. "Ich brauche den Computer.", rief sie aus, während sie in ihrem Zimmer verschwand. Der Beamte konnte nur blöd blinzeln. "Ähm, er ist frei." "Eingeschaltet?" "Ja.", antwortete er brav, immer noch doof vor sich hinstarrend. "Gut." Die Tür wurde aufgerissen und die Wohnungsbesitzerin schnellte wie ein Tornado durch das Wohnzimmer zum Rechner. Die Tatsache, dass sie während dieser Aktion ihre Tasche und Schuhe quer durch den ganzen Raum hatte fliegen lassen, hatte sie anscheinend gänzlich kalt gelassen, denn nun tippte sie wie eine Besessene auf dem Computer. Vorsichtig schlich er sich an sie ran. "Ähm… Darf ich fragen, was mit dir los ist? Du siehst aus, als wäre etwas furchtbar Wichtiges passiert und du könntest es kaum erwarten, deine Eindrücke mit der besten Freundin zu teilen." "Oh, glaub mir, es ist etwas Besseres und Schlimmeres zugleich, als ein Erlebnis aus meinem Privatleben.", lautete ihre Antwort, während die junge Frau weiterhin im Schnellzugtempo den Text eintippte. Zero hoch eine Augenbraue hoch. "Aha. Und darf ich wissen, um was es sich dabei handelt?" "Darfst du.", gab die Journalistin von sich hören. "Kiyotaka Katsuta ist tot." Er musste sich an der Tasse festklammern, damit diese nicht aus seinen Fingern rausflog. "Nani?!!!" "Er wurde während der Pressekonferenz umgebracht.", fuhr sie fort. Ihre Finger flogen flink über die Tastatur, die weisse Word-Seite erfüllte sich mit mehr Worten. "Und wenn ich jetzt diesen Artikel fertig schreibe, werde ich dafür eine hübsche Summe kassieren. Das klingt zwar unmenschlich, aber jeder verdient auf seine Art, meinst du nicht?" Darauf konnte Zero nichts sagen. Dafür musste er zuerst die ganze Info verarbeiten. Inspektor Inuyo sass gerade in seinem Büro und gab sich Mühe, beim Fall Nakamura irgendwelche neue Hypothesen zu finden, als sein Telefon aufdringlich schrie. Der Dreissigjährige sah genervt zum Apparat. "Siehst du denn nicht, dass ich gerade beschäftigt bin?" Anscheinend sah das Gerät dies nicht, denn es trällerte weiter, ohne sich grossartig mit den Worten des Mannes zu beschäftigen. Takuro seufzte. Wehe war es nichts Wichtiges… "Inuyo.", sagte er genervt, als er den Hörer abnahm. Einige Zeit lang herrschte Stille im Raum. "WAAAAAAAS?!!!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)