Von verliebten Vampiren und anderen Komplikationen von abgemeldet ================================================================================ Misfits, Lawinen und der persönliche Himmel ------------------------------------------- Der Drummer blickte besorgt gen Himmel, der sich anscheinend alle Mühe machte, sein Date zu versauen. Bedrohlich und trübselig grau mischten sich die Wolken zusammen. Er seufzte und beobachtete die Menschen um sie herum. „Gehen wir da rein?“, fragte Ville und zog ihn leicht in die Richtung eines Musikgeschäftes. „Klar“, er folgte Villes schnellen Schritten und ging durch die Tür, die dieser für ihn aufhielt. Er sah ihn zu der CD-Abteilung wuseln. Er lächelte leicht und begab sich zum Merchandise. Er durchstöberte die T-shirts und sah sich danach die Poster an. Es gab sogar welche von den 69 Eyes. Er grinste und fuhr sich über die Lippen. Vielleicht sollte er sich im Drogeriemarkt noch so einen Labello oder so was kaufen. Er hörte die Kasse piepsen und drehte sich um. Ville hatte anscheinend schon etwas gefunden. „Das ging ja schnell. Was hast du dir geholt?“, fragte er, als er sich mit ihm gen Ausgang bewegte. „Eine Misfits, die ich noch nicht hatte.“ „Misfits?! Du magst die Misfits?“ „… Ja…? Magst du sie nicht?“ „… Ich… liebe die Misfits!!!“, Jussi bekam große Augen und war drauf und dran Ville abzuknutschen, was er jedoch lieber bleiben lies. Stattdessen nahm er ihm das Tütchen aus der Hand und sah sich die CD an. Er kannte sie natürlich schon in und auswendig. Aber irgendwie musste er sich doch davon abhalten Ville in die Flucht zu treiben. Seufzend gab er sie ihm zurück und stopfte die Hände in seine Manteltaschen. „Was bist du denn so niedergeschlagen? Die ganze Zeit bist du am Seufzen. Macht dir etwas zu schaffen?“, fragte Ville ihn, während er seine CD in seiner Manteltasche verstaute. „… Nein, nein. Das verstehst du falsch, mir geht’s gut…“, meinte Jussi, „Aber das Wetter macht nicht so mit…“ „Ach, ist doch egal! Solange uns keine Flutwelle wegschwemmt ist doch alles in Ordnung“ „Hmm… ich wollte heute einfach einen schönen Tag… mit dir verbringen…“, kaum hatte er dies ausgesprochen, fragte er sich, ob das richtig gewesen war. Er wollte nicht, dass Ville dachte, dass er sich von schlechtem Wetter die Laune verderben ließ. Doch er konnte ihm ja wohl schlecht sagen, dass er die ganze Zeit mit sich kämpfen musste, den Sänger nicht irgendwie zu nahe zu kommen oder irgendetwas Dummes anzustellen. „Es ist doch ein schöner Tag“, sagte Ville und haute ihm aufmunternd auf die Schulter. Jussi sollte nicht so ein Gesicht ziehen. „Ok, wenn du das sagst“, Jussi lächelte wieder. Solange es Ville gefiel, war auch er zufrieden, „Gehen wir schnell mal in den Drogeriemarkt? Ich brauch unbedingt noch was für meine Lippen“ Ville nickte mit einem bestätigenden Blick. Also holte sich Jussi einen von diesen heilpflegenden Stiften und benutzte ihn auch gleich. Es war wirklich wohltuend, da seine Haut bei dieser Kälte auch noch trocken und rissig geworden war. Ville grinste ihn an. „Was?!“ „… Mädchen.“ „Wie bitte?“ Ville verstummte als Jussi ihm einen vielsagenden Blick schenkte. „Du brauchst ja mal gar nichts sagen mit deinen langen Zotteln und deinem Mädchengesicht“ „Waaas?! Ich hab kein Mädchengesicht!“ „Klar hast du!“ Ville schnappte nach Luft und schubste ihn, weil ihm nichts mehr einfiel. Der stolpernde Jussi musste lachen und schubste ihn leicht zurück. Sie schwiegen wieder und schlenderten leicht grinsend nebeneinander her. Sie begaben sich zum Park und gingen schließlich spazieren. Jussi war höchst zufrieden mit sich und der Welt. Die getrübte Laune war wie weggeblasen. Der an vielen Stellen unberührte Schnee glitzerte und der Wind kam ihm nun auch angenehmer vor. Plötzlich traf ihn ein harter Stoß von der Seite, der ihn geradewegs in die Schneemassen beförderte. Einen erschrockenen Laut ausstoßend landete er im weichen Weiß. Er schüttelte sich und sah empört zu dem gehässig lachenden Sänger auf. Dieses Verhalten wollte gar nicht richtig zu ihm passen, doch es gefiel Jussi. Er rappelte sich schnell wieder auf und verübte seine Rache. Er hob das Fliegengewicht hoch und beachtete die lauten Proteste gar nicht erst, sondern warf ihn von hoch oben in einen schönen, großen Schneehügel am Rande eines kleinen Berges in dem er schließlich verschwand. „Öhm… Ville?“, lachte Jussi und beugte sich vor. Wie sooft etwas, was er nicht hätte tun sollen, als eine Hand nach seinem Kragen griff und ihn hinterher zog. Er fiel vorne über und flog mit Ville den Hügel runter. Nachdem sie eine kleine Lawine ausgelöst hatten, kamen sie langsam aus dem Rollen und blieben aufeinander liegen. Lachend und schwer atmend hob Ville seinen Kopf und schüttelte sich die Flocken aus den Haaren. Er blickte auf den Schwarzhaarigen hinab und grinste. „Nanu, das hatten wir doch schon mal“ Jussi nickte und grinste ebenfalls, „… und du hast da schon wieder was.“ Er strich ihm den Schnee aus den Haaren und sah ihn verträumt an. Ville kicherte und ließ seinen Kopf wieder auf Jussis Schulter sinken. Ihm war sehr viel von diesem eisigen Zeugs in den Kragen gefallen und nun war ihm kalt. Der Drummer gab eine vorzügliche Wärmequelle ab, an der er sich erst einmal kurz aufwärmte. Jussi starrte in den grauen Himmel und konnte sein Glück kaum fassen. Dass Ville mit dieser Situation so umging hatte er nicht erwartet. Er hatte geglaubt, dass er sich schnellstmöglich von ihm entfernen würde und ihn zum weitergehen auffordern würde. Er sog Villes Duft ein und schloss die Augen. Gott, er roch so verdammt gut! Sein Puls beschleunigte sich und seine Wangen wurden heiß. Das musste ein Traum sein! Oder er war tot! Ja, DAS musste es sein. Er war tot und im Himmel, seinem persönlichem Himmel. Wahrscheinlich hatte er beim Aufprall in die Schlucht sein Leben verloren. Sollte ihm recht sein, wenn seine Zukunft, die Ewigkeit nun so aussah. Er hob die Hand und stricht dem Brünetten über den Kopf, spielte mit seinen schönen langen Haaren. Solange Ville nichts dagegen hatte, dass er ihm lediglich den Schnee aus den Haaren entfernte[1], war das ja in Ordnung. Unter einem anderen Vorwand hätte der Drummer ihn niemals angefasst. Einige Minuten, die ihm wie ein ganzes Leben vorkamen, verstrichen, bis Ville sich langsam von ihm entfernte und sich neben ihn setzte. //Definitiv nicht tot//, dachte sich Jussi, setzte sich ebenfalls auf und schüttelte sich. Er spürte, wie ihm dort kalt wurde, wo gerade noch Ville gelegen hatte. „Oh sieh mal, es fängt bestimmt gleich an zu schneien oder zu regnen“, meinte er, um die peinliche Stille zu durchbrechen. „Ja…“ Sie standen auf und beschlossen zu Jussis Wohnung zurückzugehen. [1] Wer's glaubt u_û Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)