Ray Ban von Kai-Leng (FF zur Buchreihe S.T.A.L.K.E.R.) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Ort: Die Zone Gebiet: Wächterlager – 100Rad Kontrolliert: Duty Fraktion Kein normaler Mensch würde sich in diese düstere Spelunke trauen. Im Prinzip würde sich überhaupt kein vernünftiger Mensch in die Nähe der Zone trauen. In der Bar der Wächter eingebettet, befand sich das berüchtigte 100Rad. Dort trieben sich mehr zwielichtige Männer herum, als dass es womöglich blinde Hunde in der gesamten Zone gab. Alexander ignorierte sie so gut es ging und schaute möglichst niemanden ins bleiche und ausgemergelte Gesicht. Igel hingegen hatte keine Probleme damit. Er konnte jederzeit einen Stalker beobachten, ohne dabei erwischt zu werden. Seine geheiligte Ray Ban Sonnenbrille mit den dunklen Gläsern, die er wohl niemals abnahm, verhinderte es, dass sich jemand beobachtet fühlte. Marinin und Igel liessen sich auf morsche, hölzerne Barhocker direkt an der Schanktheke nieder. Der hünenhafte Wirt schlich zu ihnen herüber um ihre Bestellungen aufzunehmen, nachdem er schnell ein paar Gläser abgewaschen hatte. Der junge schwarzhaarige Stalker mit der Igelfrisur orderte zwei Gläser Wodka. Allerdings ohne Alexander das Ohr abzubrüllen. Stattdessen bediente Igel sich der Zeichensprache, die der Wirt, der vor einiger Zeit einen Hörschaden durch eine Pumpgun davontrug, offensichtlich auf verstand. Zufrieden entfernte er sich wieder um ihnen einzuschenken. Der Major wunderte sich, über welche Fähigkeiten Igel sonst noch verfügte. Sein Misstrauen ihm gegenüber wuchs von Minute zu Minute. Oder war der junge Scharfschütze einfach nur ein Genie? Falls er Hintergedanken hatte oder etwas verheimlichte, würde Marinin das schon herausfinden. Dafür war er schliesslich zu lange im Kriminaldienst tätig, bevor er zwangsgebunden die Militärkarriere einschlagen musste. „Woher beherrscht du die Zeichensprache?“ fragte er lauernd. Igel würdigte ihn keines Blickes und zuckte mit den Schultern. „Was heisst beherrschen, ich weiss gerade mal, wie man Wodka ordert und Danke sagt. Hab ich vom Wirt gelernt, als er mal ne ruhige Minute hatte.“ Alexander nickte, aber sein Unbehagen Igel gegenüber blieb. Schweigend nahmen sie ihr erstes Glas ein. Alexander merkte, dass Igel nach ein paar ordentlichen Zügen am Glas den Kopf schräg legte, als ob er über etwas nachdachte. Augenblicke später wurde Igel unruhig und fing an, auf seinem Hocker herumzurutschen. Alexander musste innerlich schmunzeln. Igelköpfchen war voller Widersprüche und auf Grund seiner Aussagen und Verhalten erstellte wer Baustein für Baustein, wie ein Mosaik, ein kriminelles Profil. Er hatte den jungen Stalker schon in Aktion gesehen. Igel wurde nicht umsonst als bester Scharfschütze der Zone gehandelt. Seine absolute Selbstsicherheit im Umgang mit seiner SVDm2 war geradezu legendär. Ebenso wie seine Trefferquote, die bei quasi 100% lag, obwohl er grundsätzlich immer mit Sonnenbrille schoss. Und er war verbissen. Einmal ein Ziel ausgesucht, liess er wie ein Pitbull nicht mehr los. In Sachen lauern war er die Ruhe in Person und legte ein geradezu maskenhaft starres Gesicht an den Tag, wenn er sich als Heckenschütze irgendwo vergrub und eins mit der Natur wurde. Andererseits war er ein ziemlicher Kindskopf, leicht überheblich, besserwisserisch und sehr redselig. Es schien beinahe so, als ob sich in ihm zwei Persönlichkeiten manifestiert hätten, zwischen denen er beliebig hin- und her switchen konnte. Aber aus unersichtlichen Gründen war der Sniper im Moment sehr nervös. Alexander erkannte es eindeutig an seiner Körperhaltung. Schien er jetzt schon bemerkt zu haben, dass er ihn aushorchte oder er wollte über einfach nur über etwas Spezielles sprechen? „Willst du mit mir über was Bestimmtes sprechen?“ Igel fiel beinahe vom Barhocker als ihn Marinin ohne Vorwarnung aus seinen Gedanken riss. Peinlich berührt liess er den Wodka in seinem Glas im Kreis schwappen. „Kannst du etwa auch schon Gedanken lesen?“ murmelte er. Alexander brachte ein hämisches Grinsen zu Tage, das durch seine markanten Gesichtszüge und dem fehlenden Tageslicht allerdings eher bedrohlich wirkte. „Dein Körper spricht Bände. Also was ist los?“ hakte der Major nach. Was war los? Sonst plapperte das Igelköpfchen doch auch ohne Punkt und Komma über alles und jeden. Alexander hatte auf einmal das Gefühl, dass es sich um ein Beziehungsproblem handelte und er Beziehungsberater spielen müsste. Schlug der Wodka etwa schon nach ein paar Zügen zu? Klar, hier in der Zone gab es nur hochprozentigen Alkohol. Nicht dieses billige, nachgemachte Gesöff aus dem Westen. Doch selbst mit Hochprozentigem konnte der trinkfeste Alexander nicht so schnell blau sein. Igel vermied es, den Kopf zu heben und Alexander anzuschauen, obwohl seine Ray Ban ihn vor ungebetenem Augenlesen schützte. „Es geht um David.“ flüsterte Igel. Hätte Marinin Lotto gespielt, wäre er jetzt Millionär. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)