Ray Ban von Kai-Leng (FF zur Buchreihe S.T.A.L.K.E.R.) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Ort: Die Zone Gebiet: AKW Kontrolliert von: Monolith Kim Raika war schon darauf vorbereitet, dass dieser verdammte Boris Kochow doch noch mal zurückkam, um sie zu beobachten. Allerdings spürte sie seine Präsenz nicht, sondern nur gähnende Leere, obwohl sie Schritte im Gang hörte. Sie entspannte sich ein wenig, obwohl sie auch nicht wirklich davon begeistert war, dass es diesmal ein Monolith Agent war, der sie aufsuchte. Wenigstens zeigten diese kein persönliches Interesse an ihr und liessen sie sonst auch unbehelligt. Vielleicht kam dieser vorbei, um sie wieder zu Dr. Frankenstein zu bringen. Innerlich lief bei ihr bereits ein Film ab, der ihr eine Möglichkeit zur Flucht bot. Allerdings schob sie diesen Gedanken gleich wieder beiseite. Es war nahezu unmöglich, alleine auszubrechen. Als die junge Frau vor einiger Zeit hierher gebracht wurde, sah sie die befestigten und perfekt gesicherten Anlagen des AKW’s. Überall im näheren Umkreis befanden sich Monolith Stalker im Einsatz, sei es auf Patrouille, Wachdienst oder zur Abwehr eindringender Feinde wie Mutanten oder Stalker, die es irgendwie doch in die Nähe des Kraftwerks geschafft hatten. Dazu kam noch der Fakt, dass die Zahl der Agenten von Tag zu Tag stieg. Selbst wenn sie es schaffen sollte, das AKW hinter sich zu lassen, müsste sie sich durch Pripyat und den roten Wald kämpfen. Und diese standen unter Monolith’s Kontrolle. Ein absolut unmögliches Unterfangen, dies im Alleingang zu machen zumal ihr erstens ihre Ausrüstung abgenommen wurde und sie den Rückweg in die sicheren Gefilde nicht kannte. Ihre Gedanken schweiften erneut zu David und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er hier bei ihr wäre. So hätte sie wenigstens Gesellschaft. Ein Teil von ihr hoffte inständig, dass der junge Deutsche kommen und sie retten würde. Kim musste unwillkürlich lächeln, als sie an ihn dachte. Obwohl er sozusagen, trotz seines jungen Alters, der Urvater der Stalker war, verhielt er sich nicht stalker-typisch. Klar, er war ein Einzelgänger und liess keinen an sich ran, aber dennoch liess er niemanden hängen, der ihn als Kamerad ansah. Und sie spürte, dass David sie gerne hatte. Obwohl sie sehr viel Zeit in der Zone verbrachte und dementsprechend geistig wie körperlich abgehärtet war, hatte sie gegen ihren Willen Gefühle für David entwickelt. Kim schüttelte ihren Kopf, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen und versuchte sich einzureden, dass sie sich nicht in den jungen Deutschen verliebt hatte. Es war einfach grotesk. Liebe in der Zone. Widersprüche an sich. Damals, als sie noch als Teenager zu Hause in Skandinavien mit ihrer Familie lebte, hatte sie gerne die romantischen Daily Soaps im Fernsehen geschaut und hoffte, dass auch ihr eines Tages ein Ritter in strahlender Rüstung erschien, der sie davontrug. Aber das gehörte der Vergangenheit an. Ihre Naivität liess sie in dem Moment hinter sich, als sie den ersten Fuss in die Zone setzte. Kim war so in sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie den Agenten nicht bemerkte, der gerade ihre Zelle betrat. Erst als er sie mit seinen kalten, grünen Augen eine Weile lang fixiert hatte, bemerkte sie, dass sie beobachtet wurde. Sie fuhr vor Schreck und Wut über sich selbst herum und starrte ihn verärgert an. Die junge Frau erkannte den kurzhaarigen Agenten auf der Stelle wieder. Laut Kochow hiess er Wronski. Der Stalker hatte beim ersten Betreten des AKW’s verhindert, dass dieser perverse Wissenschaftler ihr zu nahe kam. Offensichtlich hatte das Kollektiv zu dieser Zeit das persönliche Interesse des Wissenschaftlers an ihr bemerkt und nun vorsichtshalber einen Agenten zu ihrem Schutz abkommandiert. Dieser Agent hier flösste wohl Kochow ziemlich Angst ein. Wortlos legte Wronski das Tablett auf den Boden ab und sagte dann knapp „Sie haben 10 Minuten, danach werde ich das Tablett wieder mitnehmen.“ Daraufhin stiefelte er aus der Zelle und postierte sich, mit den Armen hinter seinem Rücken verschränkt, vor der Tür, die er zur Sicherheit wieder verriegelte. Kim kniff die Augen zusammen und starrte ihm hinterher. Dem Typen fehlte es an einer gehörigen Portion Freundlichkeit. Überhaupt fehlte es allen Monolith Fanatikern generell an Freundlichkeit. Sie bewegten sich alle fast mechanisch und fixierten einen nie direkt, sondern schienen durch sie hindurch auf einen weit entfernten Punkt zu starren. Ferngesteuert durch die Noosphäre, die ihnen den Glauben an einen ausserirdischen Monolithen einflösste, den sie anbeteten und dessen Befehle ausführten. „Ich werde niemals nachgeben. Darauf könnt ihr Gift nehmen.“ Trotz dieser still ausgesprochenen Äusserung, merkte sie, wie ihr Magen beim Anblick des Abendessens anfing zu knurren. Immerhin hatte sie schon seit Tagen nichts mehr gegessen. Zögernd nahm sie einen Bissen und gab schliesslich ihrem Hunger nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)