336 Hours von Yuku ([... and their consequences]) ================================================================================ Kapitel 1: Welcome to L.A. -------------------------- Ganz vorsichtig bahnte sich der braunhaarige Junge seinen Weg durch das noch dunkle Zimmer seines Bruders, bis er endlich das Bett erreichte. Er seufzte etwas, schüttelte dann den Kopf, ehe er einfach an der roten Decke zog, die den Körper des älteren Jugendlichen verdeckte. „Kyle! Mum sagt du musst endlich aufstehen!“, erklärte der Zwölfjährige nun mit einem leichten Akzent obwohl sich niemand so richtig erklären konnte, woher dieser stammte. Es war ja nicht einmal so… dass es sich um einen rein kanadischen Klang handelte… sondern eher eine leichte Mischung mit dem üblich Amerikanischen. Der knapp 5 Jahre Ältere rührte sich trotz dieser Aufforderung nicht, begann nur etwas zu frösteln, da seine Decke nun fehlte. Der bereits angezogene Mittelschüler seufzte, ging dann zum Fenster um dieses zu schließen. Dann ging er zurück zur Tür um den Lichtschalter zu betätigen. Das war hart… Aber Ike meinte es nur gut. Ein deutlicheres Murren kam von seinem Bruder, welcher sich unter dem – für ihn – grellem Licht zu wälzen begann. „Mach das Licht wieder aus, Mann!“, er setzte sich auf, streckte sich etwas, wobei er sich bemühte die Augen geschlossen zu halten. Ike schüttelte den Kopf, sah sich dann in dem Raum um. „Ich kann ja nichts dafür, dass du bis spät in die Nacht Fernsehen musst…“, entgegnete er nun, konnte bei so einem Morgenmuffel wohl nicht erwarten ein anständiges ‚Guten Morgen’ zu hören. Kurze Zeit später hatte es der Rothaarige doch geschafft aus dem Bett bis ins Bad zu finden. Dort stand er nun vor dem Spiegel, strich sich schlaftrunken durch die leichten Locken in seinem Haar, gähnte lang, ehe er sich endlich durchrang sich seine Zähne zu putzen. Nachdem er sich erstmal frisch gemacht hatte, war zumindest die Müdigkeit aus seinen Augen verschwunden. Er streckte sich zwar nochmals als er durch den Flur zurück in sein Zimmer lief um sich endlich umzuziehen… allerdings hatte ja auch noch keiner behauptet, dass er ausgeschlafen war. Für gewöhnlich brauchte er wohl nicht so lange, um sich Anziehsachen zu suchen… Allerdings waren seine liebsten Stücke nicht mehr wie gewohnt im Schrank verstaut, sondern befanden sich bereits in einem Koffer, sodass man sich alternativ etwas anderes überlegen musste, was dennoch irgendwie tragbar war… und worin man nicht irgendwie vollkommen daneben aussah. Warum all sein Zeug in einem Koffer ruhte? Tja… Heute ging es schließlich das letzte Mal zur Schule… für 2 Wochen. Und heute Abend fuhren sie dann endlich los – zum Flughafen, von dem aus es dann bis zur Westküste gehen sollte… bis nach Los Angeles! Das war ihr Ziel. Nach Jahren ohne wirklichen Wandertag geschweige denn einer Klassenfahrt zahlte sich das Warten nun endlich aus: 2 Wochen L.A.! Kyle begann zu grinsen, wenn er nur daran dachte. Die Reise würde der Hammer werden! Davon war er bereits jetzt überzeugt. Knapp 10 Minuten nachdem er vom Bad in sein Zimmer getrödelt war, sprang er nun voller Elan die Treppenstufen hinunter – angezogen und für alles vorbereitet, seine Schultasche über eine seiner Schultern geworfen. „Guten Morgen!“, kam es nun endlich auch mal von ihm, nachdem er solch einen Gruß Ike zunächst verwährt hatte. Auf dem Weg ins Esszimmer, hielt er nochmals im Flur Inne, sah sich im Spiegel an. Ein junger Mann – im perfekten Alter von 17 Jahren – sah ihm entgegen. Er hatte rotes Haar, mit einem Ton braun und leichte Locken. Auf dem Kopf trug er jedoch bereits jetzt eine dunkelgrüne Mütze mit Ohrenschützern. Es war nicht einfach nur dunkelgrüner Stoff, sondern hier und dort erkannte man auch etwas Lammfellimitat in weiß; wie eine Art Ornament. Er trug solche Mützen schon solange er sich erinnern konnte… schon als kleines Kind war es so gewesen… nun er hatte sie einfach beibehalten. Schließlich brauchte es eine Mütze an einem solchen Wohnort so gut wie immer… South Park war nicht gerade die Stadt, die sich an sehr wechselhaftem Wetter in den verschiedenen Jahreszeiten erfreute… Jetzt im März wurde es zwar langsam milder… aber der Schnee lag dennoch bis in den Mai. Er zupfte grinsend an den Ohrenschützern herum, wandte sich dann aber doch schnell weiter um ins Esszimmer zu laufen. Dort saß der braunhaarige Junge von vorhin auf einem Stuhl, rührte in seiner Schale voll mit Cornflakes, während er sich mit seinem Adoptivvater unterhielt, welcher am Kopf des Tisches saß. An das andere Ende setzte sich nun Kyle, sah sich auf dem Tisch um, ehe er nach einem Toast schnappte. Seine Mutter kam gerade vom Herd, stellte nun mit stolzem Gesichtsausdruck einen Teller mit Spiegelei und Speck in die Mitte des Tisches. „Hat mein Kyli denn seine Sachen schon fertig gepackt…?“, wollte sie nun mit übermütterlichen Verniedlichungen wissen, woraufhin Ike zu lachen begann und Kyle die Augen verdrehte. „Ja. Alles fertig gepackt…“, entgegnete er nun nur noch halb so gut gelaunt wie er eigentlich die Treppe hinunter gekommen war. Er biss in sein Toast, bekam von seiner Mutter dann – genau wie Ike – eine Tüte mit Lunch neben den Teller gestellt. „Das ist doch nicht nötig Mum…“, nuschelte der ältere der beiden Söhne, verstaute das Essen trotzdem. „Ich esse doch in der Cafeteria…“, die rothaarige Frau, nickte, schlug sich dann die Faust auf die Handfläche. „Hat dein Vater denn schon die Bestellungen gezahlt?“, wollte sie nun wissen, woraufhin sich Kyle endgültig erhob, zu seinem Vater ging, der einfach seine Hand mit etwa 12 Dollarn ausgestreckt hatte. „Ich bin dann weg…“, stellte der 17-jährige kaum eine Viertelstunde später fest, zog den Reißverschluss seiner Jacke bis oben zu, schulterte seine Tasche, in die er nun auch das Essen und das Geld verstaut hatte. Kaum hatte er die Tür geöffnet und war aus dem Haus, begann er doch endlich wieder gutgelaunt zu grinsen. Kaum 20 Meter von ihm entfernt lief ein Junge mit schwarzen Haaren über die Straße, hatte seine Hände in den Jackentaschen versteckt. Als er seinen besten Freund bemerkte, begann er ebenfalls zu grinsen, winkte diesem und nahm einen Schritt zu. „Morgen Stan.“, wurde er dann bereits begrüßt, ehe sie ihren Weg nun gemeinsam fortsetzten. Der etwas Größere begann zu grinsen. „Du hast da was…“, stellte er nun fest, deutete auf eine leicht rötliche Stelle an der Schläfe des eigentlich etwas Älteren, welche verdächtig nach einem Kussmund aussah. Kyle blinzelte, murrte dann leicht auf und begann die Stelle zu reiben, bis von dem Lippenstiftspuren nichts mehr zu sehen war. „Das ist echt schlimm… Die schminkt sich immer noch so stark… Ich dachte damit hört man ab einem bestimmten Alter auf…“, er seufzte, sah dann zu Stan. Dann schwiegen sie einen Moment, ehe beide zu lachen begannen. Mittlerweile standen sie an einer Bushaltestelle. Wobei… eigentlich handelte es sich um DIESE Bushaltestelle. Die Bushaltestelle, an der sie schon seit der 1. Klasse gemeinsam auf den Bus gewartet hatten. „Was ist so lustig…?“, wollte nun ein sehr viel größerer Junge in einem orangefarbenen Parka mit braunem Pelz an der Kapuze wissen, die er natürlich wie immer auf dem Kopf trug und damit den Großteil seiner blonden Haarpracht verdeckte. Die hellblauen Augen sahen wissbegierig von einem seiner Freunde zum anderen und zurück. „Ach… Kyle hatte nur wieder Knutschflecken im Gesicht…“, dieser sah empört auf, schüttelte den Kopf. „Du kennst doch meine Mutter…!“, Stan bekam einen Klaps auf den Hinterkopf. „Von wegen Knutschfleck!“ Kenneth begann zu grinsen, was man hinter seinem braun-schwarz karierten PLO-Tuch kaum sehen konnte. „Wo ist Cartman…?“, wollte der ärmste der drei Jungs leicht gemurmelt wissen, sah sich mit leichten Kopfbewegungen um. Kyle zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung… Aber du hast Recht… Wo bleibt der schon wieder?“ Sie schwiegen einen Moment, ehe man bereits das gelbe Gefährt erkennen konnte, welches sie zur Schule bringen würde. „Auf jeden Fall verpasst er den Bus, wenn er nicht langsam mal auftaucht.“, stellte der Schwarzhaarige ruhig fest, stieg dann bereits in das Gefährt ein, gefolgt von den beiden anderen. Cartman verpasste den Bus. „Craig – GAH! – Da ist kein Platz mehr frei!“, der kleine Junge mit den hellblonden Haaren, die in fast jede Richtung abzustehen schienen, beschwerte sich zuckte aber dennoch zur Seite, als sich der deutlich größere mit in die Sitzreihe drückte und den zuckenden Gesellen dazu brachte sich auf den anderen Platz am Fenster zu setzen. „Geht doch.“, stellte der Jungendliche fest, grinste. Er trug eine blaue Nepalmütze mit schwarzen Bommeln – eine Mütze wie er sie schon früher getragen hatte. Für ihn war seine Mütze noch mehr als für Kyle ein Modeaccessoire geworden. Der Bus hatte mittlerweile an einer anderen Haltestelle gehalten, an welcher eben dieser und noch einige andere Schüler eingestiegen waren… unter ihnen auch Wendy Testaburger – ein schwarzhaariges Mädchen aus Kyles und Stans ehemaligen Klasse. Schließlich hatten sie nun nur noch in Kursen Unterricht. Vor einigen Jahren, hatte Stanley eine Art Beziehung mit ihr geführt. Wenn man das in der 3. und später in der 5. Klasse denn schon so nennen konnte… Mittlerweile waren sie aber wieder geschieden. Im Grunde hatte Kyle nichts gegen sie… aber irgendwie war sie ihm gegenüber schon immer irgendwo unfair gewesen. Vielleicht weil er und Stan sich eigentlich alles erzählen konnten… und selbst in der Zeit als Wendy und der Schwarzhaarige ein Paar gewesen waren, keine Geheimnisse voreinander gehabt hatten. Der Rothaarige hatte sich schon damals die Frage gestellt, ob das Mädchen mit der rosa Mütze vielleicht einfach eifersüchtig auf ihn war… Weil nie irgendetwas zwischen ihm und seinem besten Freund Stan gestanden hatte. Eine weitere Station zog am Fenster vorbei, wobei Kyle einige Zeit gedankenverloren aus dem Fenster sah. Im Grunde hatte er keine Idee, was sie heute im Unterricht noch machen sollten. Am Vertretungsplan hatte etwas von ‚Klassenleiterstunden’ gestanden… So was hatten sie doch seit der Mittelschule nicht mehr gehabt… Ein vergnügtes Quietschen riss ihm nun aber wieder aus seinen Gedanken und ließ ihn vorbei an Stan – welcher mit Kopfhörern neben ihm saß – in den vorderen Teil des Busses schauen, in welchem sich nun Butters und Pip – ebenfalls zwei etwas kuriose Typen aus seiner ehemaligen Klasse begrüßten. Die beiden waren wohl die einzigen in der ganzen Stadt – so schien es – die sich zu ihrer Sexualität bekannt hatten. Bei den beiden hatte man allerdings auch nichts anderes erwarten können. Kyle fand es nicht abstoßend oder unnormal. Es war einfach anders. Aber anders hieß nicht schlecht. Die beiden blonden Jungen gaben sich rechts und links Küsschen, ehe sich der dazu gestiegene der beiden Blonden neben den anderen setzte. Die beiden führten auf jeden Fall keine Beziehung miteinander… das war zumindest klar… Aber viel sonst hörte man darüber nicht. Kyle fragte allerdings auch nicht, da er sich nicht sicher war, ob ihn so etwas offiziell zu interessieren hatte. Vorrangig in Cartmans Gegenwart wohl eher nicht… Bald darauf kamen sie endlich an, stiegen aus dem Bus. Immer noch fragte sich der jüdische Schüler, wie das mit den Klassenleiterstunden funktionieren sollte. Sie hatten verschiedene Tutoren… Aber bitte… Sie hatten zumindest auch die Klassenfahrt mit der gesamten ALTEN Klasse organisiert gekriegt. Obwohl keiner genau wusste wie… „Kyle… Weißt du in welchem Raum wir sind…?“, wandte sich nun Stan an seinen besten Freund, legte diesem eine Hand auf die Schulter. „Na ja… so genau weiß ich das nicht…“, gestand der Rothaarige dann, woraufhin sich die beiden, gefolgt von Kenny auf den Weg in das Schulgebäude machten um auf dem Plan nachsehen zu können. Es handelte sich natürlich um einen ganz normalen Klassenraum. Offenbar der Fachraum für Französisch. Allerdings hatte Kyle diesen Kurs nicht belegt und somit kannte er den Raum nicht sehr gut. Nachdem es schon bald darauf geklingelt hatte, wurde ihnen der Raum aufgeschlossen. Dort angekommen ging es darum sich vor den anderen – mehr oder weniger – Exklassenkameraden einen guten Platz zu erhaschen. Stan führte seine beiden Freunde sehr zielsicher auf die vorletzte Bankreihe zu, ging dann durch bis zum Fenster an welchem er sich niederließ. Kyle besetzte den Platz neben ihm, und als dritter fand auch Kenny ein Pult, auf welchem er seine Tasche abstellte. Kyle entledigte sich seiner orangefarbenen Jacke, hing sie über seinen Stuhl, nachdem er seine Tasche auf der Sitzfläche abgestellt hatte. Der Blonde unter ihnen behielt seine Jacke als einziger an. Nun hatte sich nämlich auch Stan aus dem braunen Stoff geschält. Seine früher so typische blaue Mütze mit dem roten Saum und der roten Bommel hatte er schon lange nicht mehr getragen. „Cartman ist immer noch nicht da…“, wurde zum wiederholten Male festgestellt. Die beiden Zuhörer nickten. Allerdings erschien der kräftige Teenager auch bis zum Stundenbeginn nicht, sodass sich Clyde neben Kenneth niederließ, gefolgt von zwei anderen Mitschülern, ehe die Reihe vollständig besetzt war. Craig und Torken alberten in der letzen Reihe herum wobei sich Wendy und Bebe – ihre beste Freundin – eher im vorderen Teil der Sitzreihen mit ihren Freundinnen sammelten. Irgendwann hatte jeder einen Platz gefunden, wobei ein zwei Platze leer blieben. Nicht etwa, weil noch mehr Schüler außer Cartman fehlten, sondern einfach, weil die Sitzplätze nicht extra abgezählt worden waren. Vor ihnen stand nun die Kursleiterin für Mathematik und Physik, neben der dunkelhaarigen Frau, die ihre Haare zu einem Dutt zusammengebunden hatte, lehnte sich ihr Sportlehrer an die gewischte Tafel. „Guten Morgen, Schüler.“, begann die relativ junge Frau dann, als alle einigermaßen zur Ruhe gekommen waren, „Ganz zu Anfang wird eine Liste durch gegeben, in der ihr bitte hinter euren Namen unterschreibt. So kann ich zum einen die Anwesenheit testen und zum anderen ist es der Nachweis, dass ihr die nun folgende Belehrung erhalten habt…“, der etwas ältere Mann neben ihr gab nun ein Blatt Papier an den ersten Platz in der ersten Reihe, welches bis nach hinten durchwandern sollte. Dann begann sie mehrere Punkte an die Tafel zu schreiben. ‚Punkt 1: Das Verhalten im Bus Punkt 2: Das Verhalten auf der Jugendanlage Punkt 3: Das Verhalten bei Ausflügen und in der Stadt Punkt 4: Zimmereinteilung und Ausgangszeiten’ Stan seufzte, währen Kyle noch relativ aufmerksam die Punkte durchlas und sich überlegte, was diese wohl für einen Inhalt haben würden, ehe es mit dem 1. Punkt bereits losging. Ihre Mathelehrerin, Mrs. Virility* begann mit den Belehrungen über Punkt 1, sodass Punkt 2 von Mr. Bolt* besprochen wurde… und Punkt 3 wieder der Physiklehrerin zu Teil werden sollte. (*Entschuldigt die einfallslosen Namen…) Stan und Kenny hatten damit begonnen Käsekästchen zu spielen, während Kyle zwar zwischen ihnen saß, sie aber dennoch auf seinem Platz… auf seinem Block spielen ließ. Warum ihn das nicht aufregte wusste er selbst nicht genau, schließlich war er sonst sehr gerne leicht reizbar… Wahrscheinlich war er einfach noch zu müde… oder ihn interessierten die Punkte die dort vorne angesprochen wurden… Nein. Wohl eher nicht. Er war einfach sehr in Gedanken, sah sich in der Klasse um, die es eigentlich so seit 3 Jahren nicht mehr gab. Viele hatten sich verändert… und im Grunde war doch jeder so geblieben, wie man ihn kannte… Craig und Torken unterhielten sich lautstark über die letzte Party während Pip und Butters kleine Briefchen schrieben. Das war das, wovon Kyle wohl am meisten mitbekam, weil die Unruhestifter genau hinter ihm saßen… und die Homos in seinem Blickfeld. Der Schwarzhaarige grinste überlegen und setzte wieder einen Strich auf dem Kästchenpapier, während er eher auf der Bank seines besten Freundes lehnte, welcher mit dem Stuhl etwas nach hinten gerückt war und gedankenverloren die Klasse zu beobachten schien. Kenny – welcher sich ebenfalls auf den Block und das Pult des jüdischen Schülers gelehnt hatte, begann leise zu fluchen, als der kaum nennenswert Kleinere wieder eine ganze Hand von Feldern mit seiner Farbe und einem Kreuz versehen konnte. Er hasste dieses Spiel – einfach – weil er immer verlor. Das war doch irgendwann nicht mehr lustig. Mit Stan zu spielen hatte definitiv keinen Reiz – der Schwarzhaarige war einfach zu gut. „Wie bescheuert!“, meckerte der Blonde nun etwas lauter, nachdem er die 5 Runde in Folge verloren hatte. Er knurrte missgelaunt, wandte sich dann von seinen beiden Freunden ab um endlich die Liste zu unterschreiben, die seit Anfang des Spieles auf seinem Pult gelegen hatte. Mrs. Virility sah auf, hob eine Augenbraue, ehe sie sich einen Weg zu den drei Jungen bahnte. „Kenneth! Warum dauert das so lange… die Liste liegt jetzt schon sicher 5 Minuten auf deinem Platz und du denkst erst jetzt daran sie dir anzuschauen?!“, sie hatte die Stimme gesenkt, sodass sich ihre Standpauke zumindest ansatzweise nach einem Flüstern anhörte. Craig begann zu lachen und Kenny nuschelte mit böser Mine etwas in sein Halstuch hinein. „Außerdem weißt du, dass du deine Kapuze absetzen sollst! Kyle und Craig! Eure Mützen auch!“, der Schwarzhaarige aus der letzten Reihe verstummte, murrte, ehe er die Mütze abnahm und auf sein Pult knallte – wenn das mit dieser Kopfbedeckung möglich war – dann präsentierte er seinen liebsten Finger. Dass sich seine Lehrerin schon längst wieder weggedreht hatte interessierte ja nicht… Auch Kyle zog mit finsterer Mine den grünen Stoff von seinem Haupt. Er schwieg allerdings sonst. Zumindest bei Lehrern hielt er sich weites gehend zurück. Scheiß egal wie mies er drauf war. Schließlich hatten viele von ihnen die Angewohnheit das Gespräch, statt den Streit zu suchen… und darauf hatte der Rothaarige ganz und gar keine Lust. „Kyle?“, riss Stans Stimme seinen besten Freund aus dessen Untergangsstimmung, in welcher dieser verblieben war, nachdem er genötigt worden war seine schöne Mütze abzusetzen. Nun blickte er auf, setzte sich sogleich ordentlich hin, sah den Größeren fragend an, „Hm?“ Dieser begann zu lachen. „Bist du damit einverstanden, wenn wir uns ein Zimmer teilen…?“, es dauerte noch einen Moment – nach Kyles Empfinden eine halbe Ewigkeit – ehe diese Worte endlich das Gehirn erreichten und ihre Wirkung taten. „Ja… Ja klar! Warum fragst du so doof?“, entgegnete er nun lauter, sah an die Tafel. Der Sportlehrer nickte leicht, schien dann ihre beiden Namen zu notieren. „Kenneth? Möchtest du dir mit Cartman ein Zimmer teilen…?“, wurde nun der Blonde gefragt, welcher daraufhin ein vorne wohl nicht hörbares ziemlich kühles Lachen ausstieß. „Der ist noch nicht mal anwesend…“, stellte er dann fest, nickte leicht. Die Frau neben ihrem Sportlehrer ging verblüfft die Liste durch, ehe sie nickte. „Du hast Recht! Warum ist er nicht anwesend…?“ „Keine Ahnung… Wahrscheinlich hatte er keinen Bock auf das Palaver…“, vermutete nun Torken laut von hinten, woraufhin Kenny zu grinsen begann und auch der Großteil der restlichen Schüler belustigt zustimmten. Die beiden Pädagogen seufzten, ehe sie beschlossen, dass sich Kenny mit Clyde das Zimmer teilen sollte. „Ja…?“, die Stimme des Teenagers wirkte genervt, war aber dennoch verschlafen. „Scheiße Cartman! Wo bist du…?“, fuhr ihn nun Kyle an. Er hatte seine Mütze wieder aufgesetzt, saß kippelnd auf seinem Stuhl in dem Raum in dem sie sich nun befanden, während er mit seinem Handy den fehlenden Jungendlichen angerufen hatte. Stan saß neben ihm, hob nun eine Augenbraue. „Zu Hause. Jude… Wo soll ich sonst sein?“ „Nenn mich nicht so abfällig Jude, du Arsch! In der Schule vielleicht?! Kannst du dir vorstellen, dass das nicht umsonst SchulPFLICHT heißt?“ „Was soll ich da? Es geht doch sowieso nur um diese schwule Fahrt.“ „Hast du ein Problem Mann!? Wir fahren nach L.A.! Und wenn du hier nicht bald aufschlägst, kannst du die nächsten 2 Wochen alleine hier verbringen!“ „L.A. ist voll schwul. Da fahr ich nicht mit hin. Glaubst du echt, dass es nicht meine Absicht war NICHT mitzufahren, als ich heute Morgen NICHT aufgestanden bin? Ich dachte als Jude solltest du so was durchschauen…“ „Halt bloß die Klappe! Was soll das bitte mit dem jüdischen Glauben zu tun haben? Ach was frag ich dich eigentlich?!“, Kyle schrie beinahe in das kleine Gerät an seinem Ohr, sodass sich Stan nun doch an ihn wandte. „Gib mal her…“, bat er nun leicht skeptisch, bekam das kleine Gerät in die Hand gedrückt. „Hi. Hier ist Stan. Warum willst du nicht mitfahren?“ „Endlich mal ein Vernünftiger… Weil L.A. schwul ist. Hab ich doch grad eben schon gesagt…“ „Was an L.A. ist schwul?“, der Schwarzhaarige blinzelte, konnte eigentlich nicht verstehen, dass der ebenso 17-jährige am anderen Ende der Leitung immer noch auf diesem Trip war. Eigentlich hatten sie es schon seit einiger Zeit aufgegeben, dass Cartman irgendwann mal ‚normal’ werden würde. „Mann! Ganz Kalifornien ist schwul! Denk doch mal nach! Die haben da angefangen mit der Homohochzeit…? Meinst du echt ich fahr in ein Bundesland wo die Schwuppen mit Brautsträußen durch die Gegend werfen?“ Der Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf. „Und was ist mit Hollywood…?“ „Ich komm nicht mit. Ich fahr da nicht hin.“ „Cartman krieg dich langsam mal wieder ein…“ „Ich bin vollkommen ruhig. Aber ich hab keinen Bock mitzuerleben, wie du irgendwann Händchenhaltend mit irgendeinem Popopiraten durch die Gegend schlenderst…“ „ Popo-Was?“ „Du weißt schon was ich meine… unser kleiner Jude ist bestimmt auch so einer…“ Kyle zuckte gefährlich mit einem seiner Augen, hatte die Hände so stark zu Fäusten geballt, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Dann riss er dem Jüngeren einfach das Telefon weg. „Bleib zu Hause! Du bist der letzte Idiot! Der einzige Bastard auf dieser Erde der noch glaubt, dass Schwulsein eine ansteckende Krankheit ist! Auf so ein Arschloch wie dich kann ich getrost verzichten!“ Dann legte er auf. Kenny rutschte ein Stück weg, sah unsicher zu dem Jungen mit der dunkelgrünen Mütze, welchem soeben wohl der Geduldsfaden gerissen war. Er war puderrot im Gesicht – kochte. „Was erlaubt der sich eigentlich?! Wir rufen bei dem noch an, weil wir uns fragen wo der bleibt… und dann kommt der mit seinen bescheuerten Geschichten!“ „Ganz ruhig Kyle…“, versuchte Stan den etwas Kleineren zu beschwichtigen, was sich als ziemlich schwierig herausstellte, sodass er ihn einfach für den Rest der Pause in Ruhe ließ. Als sie sich am Abend dann endlich mit Sack und Pack an abgemachten Sammelpunkt trafen war der Ärger wieder verflogen. Voller Vorfreude grinsend zog der Rothaarige seinen Koffer zum Bus, wobei er auf seinem Rücken seinen Rucksack trug. Stan stand kurz hinter ihm an. Obwohl sicher war, dass jeder Koffer verstaut werden würde, gab es riesigen Andrang an den Gepäckklappen des Reisebusses. Schließlich musste man seine Tasche trotz alledem dorthin schaffen. Der Bus war geräumig und mit Licht, Klimaanlage und Mülleimerchen - eben mit allem was man aus modernen Reisebussen kannte – ausgestattet. Außerdem war so viel Platz… dass jeder der wollte zwei Plätze für sich haben konnte. Sicher… einige wollten direkt nebeneinander sitzen… Aber Kyle, Stan und Kenny gehörten nicht dazu. „Toll…“, stellte der Älteste der drei seufzend fest, streckte sich etwas, nachdem er seine Tasche an den Haken am Vordersitz angehangen hatte. Stan, welcher vor ihm saß, sah über den Sitz hinüber, begann zu grinsen. „Sieht richtig gemütlich aus…“ „Ist es auch…“, entgegnete der Rothaarige, welcher sich auf den beiden Sitzen einfach zusammengerollt hatte, als wolle er sogleich dort einschlafen. Nun fuhren sie also wirklich ohne Cartman los. Kyle war das im Grunde ziemlich Recht… und wenn nicht, war es ihm einfach egal. Gegen Dummheit – wie er den ganzen Aufstand des Fülligeren bewertete – war schließlich kein Gras gewachsen. „Weißt du… Wenn du deinen Kopf sowieso hier zwischen den Sitzen nach hinten streckst… um dich mit mir zu unterhalten… Dann kannst du dich auch neben mich setzten… Wenn du jetzt sogar damit ankommst, dass du mit die Musik auf meinem Player hören möchtest…“, Kyle lachte auf, gähnte dann herzhaft, während sich sein schwarzhaariger Freund grinsend auf den Sitz neben ihm schwang. „Dann gib mal her, den Kopfhörer!“ Wieder lachten beide vergnügt, ehe Schweigen aufkam, da sie nun zwar beide die gleiche Musik hörten, aber jeder seinen eigenen Gedanken nach hang. Später im Flugzeug hatten sie eh die Plätze nebeneinander, wobei Kenny noch dazu kam. Diesmal saßen Stan am Fenster, Kyle in der Mitte und der Blonde außen. Für den Flug hatte der ärmste der 3 Stan überredet sich dessen Musikplayer ausleihen zu dürfen, sodass es für diesen rings herum ziemlich still war. Schließlich war dies ein Nachtflug…und es bot sich halt an… zu schlafen. Kyle nutze dieses Angebot voll und ganz. Zuerst hatten sie gemeinsam einen Film auf der kleinen Leimwand über den Vordersitzen gesehen… Doch nun war das Gerät aus und der Kleinere schlummerte. Eine Weile sah Stan aus dem Fenster, beobachtete die dunklen Wolken, die in grauem Licht vom Mond bestrahlt wurden. Schließlich flogen sie oberhalb der Wolkendecke. Als er sich wieder an seinen Sitznachbarn wandte, begann er leise zu lachen. Der Kopf des Rothaarigen hing schlaff fast so weit nach vorne, dass das Kinn die Brust berührte. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf, wusste wie sehr einem der Nacken schmerzte, wenn man lange so schlief, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als das Gesicht des Älteren ein Stück zu sich zu drücken, bis Kyle ganz von allein seinen Schopf auf die Schulter des am Fenster Sitzenden legte. Das Fliegen dauerte sicherlich nicht so lange, wie eine Busfahrt bis nach Los Angeles… nur leider konnten sie hier oben nicht die Kilometer zählen, die sie auf einer Autobahn hätten von Schildern ablesen können… und sie würden auch erst morgens am Flughafen Schilder mit der Aufschrift: „Welcome to Los Angeles“ erblicken. Schilder die diesen Gruß verkündeten: ‚Welcome to L.A.’ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)