lose Seiten von Trollfrau (One-Shot-(WB-Beitrags)-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 59: Gemeinsame Geschichte X – Wiedersehen ------------------------------------------------- Wichtig ist, dass wir einen Unterschlupf finden. Gérard hat Recht, wir haben uns auf eine sehr gefährliche Reise begeben. Und im Moment weiß ich selbst nicht, wo sie hinführen wird." Damit setzte sie sich in Bewegung. Mit mulmigem Gefühl im Bauch folgte Rufus ihr auf einen äußerst ungewissen Weg. Jeder Schritt, den er Helena folgte, ließ Übelkeit stärker in ihm aufsteigen. Hundeelend fühlte er sich. Rufus krampfte sich mehr denn je an seinem Buch fest. Jetzt waren also nicht nur diese Banditen hinter ihm her. Nein, auch die Leute hier, aus der Bibliothek wollten ihn lieber aus dem Weg haben. Ein Seufzen entwich ihm unweigerlich, welches im düsteren Felsentunnel widerhallte. „Wir finden einen Ausweg“, flüsterte Helena. Die einst so selbstsichere Stimme der jungen Frau, war längst nicht mehr die, die sie einst gewesen war. Sie hatte nicht angehalten, während sie Rufus und wohl auch sich selbst mit diesen Worten beruhigen wollte. Immer weiter folgten sie dem Weg zurück. Dem Weg, hinaus aus diesem Versteck zwischen den Felswänden. Hinaus und wohl erneut diesen Banditen in die Hände. Rufus wollte nicht dort hinaus. Aber er wollte auch um keinen Preis hier bleiben. Erneut entwich ihm ein Schluchzen. „Ich will nicht sterben...“ Helena hielt nun doch an, was Rufus jedoch nicht sofort bemerkte, bis er mit gesenktem Kopf schließlich gegen sie lief. „Das werde ich nicht zulassen!“ Erschrocken blickte er auf. Ihre Miene war mehr als ernst. „Wir sind in einer mehr als nachteiligen Situation, aber...“ Lonáns Krächzten brachte sie zum verstummen. „Er hat recht. Wir müssen hier weg. Unser Verschwinden wird nicht von Dauer unbemerkt bleiben.“ Ohne noch länger zu zögern, griff sie Rufus am Arm und zog ihn weiter. Ewig kam es ihm vor, bis sie erneut eine Felswand erreichten, an welcher die Bibliothekarin endlich anhielt. Die ganze Zeit über hatte sie Rufus am Arm festgehalten, jetzt jedoch ließ sie von ihm ab. Ganz bestimmt war dahinter wieder der Wald. Er schluckte hart, versuchte jedoch möglichst ruhig zu bleiben. Helenas Worte, welche erneut die Felswand öffneten, rauschten nur so durch seinen leergefegten Kopf. Was sollte jetzt nur werden? Wohin sollten sie gehen? Wem konnten sie noch Vertrauen? Als der Hüter des Buches schließlich gedankenlos einfach hinaustreten wollte, packte ihn Helena erneut am Arm. Es war finsterste Nacht. Nur wenige Sterne waren zwischen den Baumwipfeln auszumachen. „Warte.“ Ihr Blick fiel auf Lonán. „Sieh dich um.“ Der Rabe startete sofort von Rufus Schulter, kam jedoch nur wenige Augenblicke später bereits zurück. Aufgeregt flatternd ließ er sich auf Helenas Schulter nieder und begann nur sehr leise zu krächzen. Ihr missmutiges Schnauben daraufhin war kein gutes Zeichen und der Blick, den sie Rufus anschließend zuwarf, gefiel ihm nicht. „Die Leute, die in euer Haus eingebrochen sind, sind nicht weit.“ Sie deutete in jene Richtung. „Dort trüben muss irgendwo ihr Lager sein.“ Rufus ließ zitternd die Arme sinken. Sollte es das gewesen sein? Sicherlich patroulierten sie hier. Waren sie ihnen etwa doch soweit gefolgt? „Willst du etwa schon aufgeben?“ Ärger schwang nun in der Stimme der jungen Frau mit. „Willst du etwa, dass der Meister Recht behält?“ Sie gab ihm keine Gelegenheit zu antworten. „Ich jedenfalls nicht!“ Energisch griff sie ihn erneut am Arm und zog ihn schließlich in die genau entgegengesetzte Richtung, des Banditenlagers. Rufus wusste nicht, wie ihm geschah. Eigentlich wollte er sich beruhigen – ein paar Stunden Schlaf wären genau das Richtige – Doch für so etwas konnte der Zeitpunkt kaum unpassender sein. Der Trampelpfad, dem sie folgten, führte sie noch tiefer in den Wald. Weg, von den felsigen Abgründen und Spalten und geradewegs in den Sumpf. Rufus versuchte sich daran zu erinnern, ob er jemals hier gewesen war, doch ihm kamen recht schnell die Worte seines Stiefvaters in den Sinn, die ihm klar gemacht hatten, dass er dort nichts verloren hatte. Das es dort viel zu gefährlich war. Wenn ihm zu Ohren gekommen wäre, dass er im Sumpf gewesen wäre, hätte dies ein weiteres Mal Schelte bedeutet und bis zum heutigen Abend hatte sich Rufus auch an diese Drohung gehalten. Bis jetzt und genau das war der Grund, warum er sich in keiner Weise wohl fühlte, hier zu sein. Genau auf jeden Schritt achtend lief er erneut hinter Helena her. Ihre Schritte waren um einiges sicherer und ihre Aufmerksamkeit hing an allem, was sie hier umgab. Selbst Lonán flog in zügigen Runden über beider Köpfe hinweg. Der Gespannte Bogen, in Helenas Händen, ließen es Rufus wenigstens in geringem Maße wohler sein. Der feuchter werdende Boden unter ihren Füßen ließen ihre Schritte zunehmend schmatziger klingen. Fest drückte Rufus das Buch an sich. Unter keinen Umständen durfte er stürzen und es ihm aus den Händen fallen. „Wo gehen wir eigentlich hin?“ Seine Worte waren nur ein Flüstern. Helena hielt augenblicklich an und dieses Mal schaffte er es, rechtzeitig stehen zu bleiben. „Irgendwo wird uns dieser Weg schon hinführen.“ Sie entspannte den Bogen etwas und sah sich unruhig um, was Lonán erneut dazu brachte, zu starten, trotz, dass er sich eben vor wenigen Augenblicken erst auf Rufus Schulter niedergelassen hatte. Doch Schritte hinter den Beiden ließen sie zusammenfahren. Helena spannte sofort erneut den Bogen und der Rabe kehrte eilig zurück. Unruhig versuchte sie den Grund dieses Geräusches zu sichten, doch hier, zwischen den alten, starken Bäumen, war es trotz Mondenschein viel zu dunkel. „Wer ist da?“, entwich es ihr unheilvoll und Rufus spürte die Gänsehaut deutlich über seinen Rücken laufen. Dass sich diese Frau derartig gruselig anhören konnte... Dieser Jemand näherte sich weiter und endlich wurde auch eine Silhouette sichtbar. Jedoch war es die, eines buckeligen Alten. Er hatte die Hände gehoben. In einer von ihnen hielt er einen Stock, den er wohl zum gehen nutzte. „Habt keine Angst.“ Seine Stimme klang heiser. Nur langsam kam er näher. „Angst?“ Helena glaubte sich verhört zu haben. Vor diesem alten Mann? Er kam noch näher. Nun konnte auch Rufus sein faltiges, bärtiges Gesicht sehen. Nur ein alter Mann. Seine Kleidung war zerlumpt. Sicherlich nur ein Einsiedler, der hier irgendwo hauste. Dieser machte nicht den Eindruck auf ihn, dass er gefährlich sein könnte. Erleichtert atmete er aus. Doch mit einem Male war es Überraschung, welche im Gesicht des Alten zu lesen war. „Helena?“ Er kannte sie? Der rechte Arm, der Bibliothekarin begann zu zittern. „Du... erkennst mich nicht, nicht wahr?“ Mit wankenden Schritten, die er jetzt wieder mit seinem Stecken zurücklegte, trat er auf die junge Frau zu, ohne jedoch genau in die Richtung zu laufen, in welche sie gerade zielte. „Hast du dein Brüderchen etwa vergessen?“ Helena ließ die Arme noch weiter sinken, doch der Pfeil entwich ihr und bohrte sich in den matschigen Boden. „Tristan?“ Als Antwort erhielt sie das schiefe Grinsen, eines nahezu zahnlosen, alten Mannes, welches jedoch nicht lange anhielt. „Sag mir, dass das nicht wahr ist...“ Er lehnte sich seinen Stecken gegen die Brust und streckte ganz langsam die rechte Hand nach seinem linken Ärmel aus, um diesen ein Stück nach oben zu ziehen. Darunter wurde eine Tätowierung sichtbar welche Helena scheinbar mehr als bekannt war. Ihr stockte der Atem. „Wie konntest du nur...“ „Ich habe versucht, diesen Zauber rückgängig zu machen, doch jeder weitere Versuch machte es nur noch schlimmer.“ Erst jetzt wurde ihm scheinbar die Gegenward von Rufus bewusst. Er musterte ihn kurz, wie sich der Junge erstarrt und mit weit aufgerissenen Augen hinter dem Buch förmlich versteckte. Rufus wusste nicht so recht, was er von all dem, was er jetzt und hier gehört hatte, denken sollte. „Ist das etwa der neue Hüter des Betrayal?“ Tristans Blick fiel wieder auf seine Schwester. „Er ist noch so jung.“ „Er ist kaum jünger als wir Beide...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)