lose Seiten von Trollfrau (One-Shot-(WB-Beitrags)-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 60: Gemeinsame Geschichte XI – Kreuzende Wege ----------------------------------------------------- Rufus sah sie fassungslos an. Er hatte doch schon schwer an der Bürde von Betrayal zu tragen und überhaupt, wie sollte er seine Schuldigkeit bei Helena begleichen? Wollte sie etwa, dass er ihr dabei half ihre Heimat zu befreien? Das würde bedeuten, er müsse sich gegen den König stellen! Das aufgebrachte Krächzen des Raben über ihren Köpfen ließ Beide zusammenfahren, doch dann hörten sie selbst bereits Pferdegetrappel und jemand näherte sich ihnen geschwind. Hektisch blickte sich Helena nach einem Fluchtweg um, da konnte sie das braune Ross jedoch bereits zwischen den Bäumen sehen und griff einzig aus reinem Reflex nach Rufus Arm, um diesen somit aus dem Weg zu reißen. Wie paralysiert taumelte dieser bei Seite und die ehemalige Schwester musste mit der zweiten Hand nachfassen, dass er nicht zu Boden stürzte oder gar das Buch in die Luft warf. „Könnt Ihr nicht aufpassen!“, presste sie zwischen den Lippen hervor, während sie sich schließlich nach ihrem Bogen bückte, welchen sie in diesem Moment fallen gelassen hatte. Ein ganzes Stück von ihnen entfernt gelang es dem Reiter sein Pferd zu stoppen und Helena überkam das mulmige Gefühl, dass er ihre Worte möglicherweise verstanden hatte, denn er wendete sein Tier und sah direkt in ihre Richtung. Einige Augenblicke verharrte er so und Rufus schluckte hart, als ihm endlich klar wurde, was gerade um ein Haar geschehen wäre. Der Kopf des Unbekannten war vom einem Tuch umhüllt, so dass man lediglich die Augen hätte sehen können, wenn er nicht bereits so weit von ihnen entfernt gestanden hätte. Eilig wand sich Helena ab und fasste erneut nach Rufus Arm. „Lass uns gehen...“ Genau hingen ihre Ohren dabei jedoch an dem unbekannten Reiter, welcher sich glücklicher weiße nicht näherte. Doch er schien auch seinen Weg nicht fortzusetzen. Er stand noch immer dort und blickte den Beiden nach. Dabei brannten sich seine schwarzen Augen förmlich an ihnen fest. Kannte er diese Beiden? Wenn ja, spielte das wohl keine Rolle mehr. Seit er vor geraumer Zeit mit angeschlagenem Schädel im Rinnstein wieder zu sich kam, war von seiner Erinnerung nicht mehr viel übrig. Woher er gekommen war? Wer er war? Was er in diesem Ort gewollt hatte? Nichts. An rein gar nichts konnte er sich erinnern. Einzig die Vermutung, dass man ihn niedergeschlagen und ausgeraubt hatte, kreiste immer wieder in seinem Kopf. Aus jenen Gedanken gerissen hob er erneut den Blick. Sollte er den Beiden vielleicht doch folgen? Ausgeschlossen! Ihr Leben ging ihm doch nichts an! Er war schließlich nicht ohne Grund aus dieser Richtung gerade heran geritten gekommen. Und diesen Weg sollte er jetzt auch schleunigst fortsetzen! Zudem war dieses Pferd nicht einmal sein Eigen. Oder sollte er sie vielleicht warnen? Unentschlossen sah er hinter sich und hängte den Blick schließlich wieder an die Beiden jungen Leute. Mit einem Seufzen trieb er den Hengst nun doch wieder zurück in ihre Richtung. Er konnte nur hoffen, dass dieses Ding, oder was auch immer es gewesen ist, ihm nicht gefolgt war. „Ihr solltet umkehren!“ seine raue Stimme klang selbst in seinen Ohren so fremd, dass er das Tuch bei Seite zog und den Hengst beschleunigte. „Hört ihr nicht?!“ Rufus war kurz davor, sich nach dem Fremden umzuwenden, doch Helena griff eilig seine Hand. „Wir verschwinden!“ Der Reiter kam näher. „In diesem Dorf wurde eine Macht entfesselt, welche Alles und Jeden verschlingt“, sagte er schließlich. Er wusste selbst nicht, was er da gesehen hatte. Sein Schädel brummte noch immer, aber er hatte Menschen schreien hören. Er sah wie sie flohen und er sah so einige sich vor seinen Augen in Staub auflösen. Helena hob schließlich den Blick und ihre Augen weiteten sich, als sie das Gesicht erkannte und somit den Mann, den sie gerade erneut vor sich hatte. Sein Ohr hatte ihn verraten. Das Ohrläppchen, in dem ein Knochensplitter steckte. Unweigerlich begann sie zu zittern. Jedoch nicht vor Angst. Es war blanke Wut, doch dann hob der Reiter den Kopf und fuhr zusammen, als ihm bewusst wurde, wie sich der schwarze Nebel durch die Bäume immer weiter in ihre Richtung schob. „Wir müssen verschwinden!“... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)