Hochansteckend von yoshi_ ================================================================================ Kapitel 1: Bela B.'s Bühne -------------------------- Farin hat irgendwann einmal bemerkt, dass der Boden, auf dem Bela geht, nicht einfach nur ein Boden ist. Egal ob Stein, Parkett, Tischplatte, Teppich, Leinwände, die mehrere tausend Dollar kosten, Kork oder Fliesen – wenn Bela darauf läuft, wird es zu einer Bühne. Farin stellt sich vor, dass es daran liegt, dass der Drummer so klein ist. Die Emotionen, die Bela rund um die Uhr hat, waren für einen größeren Körper gedacht, und deswegen schäumt er grundsätzlich über, was auch immer er gerade fühlt. Rod hatte leise gelacht, als er ihm davon erzählt hatte, „Da hast du verdammt recht, mein Freund“, hatte er gesagt, und sie beide hatten einen Moment geschwiegen und waren die Situationen in ihrem Kopf durchgegangen um festzustellen, dass diese Beschreibung wirklich hervorragend passte. Wenn Bela verliebt ist, kann er so begeistert von seiner neuen Flamme erzählen, dass man irgendwann selbst ein ganz warmes Gefühl bekommt; wenn er tobt und schreit, ist es ein Wunder, dass keine Druckwellen das Zimmer zerlegen, in dem er sich befindet; wenn er weint, scheint alles grauer und kälter zu werden. Bela ist einfach hochansteckend. Er tut alles, was er tut, mit einem gewissen Etwas… einer Art Spannung. Jede Handlung verdient ihre eigene kleine Sensation. Manchmal fragt Farin sich, ob Bela wohl ein kleines Schlagzeug in seinem Kopf stehen hat, das jedesmal, wenn er etwas Lustiges sagt, einen Tusch spielt… Falls das der Fall ist, hat es im Moment allerdings wenig zu tun, denn Bela ist mit Leiden beschäftigt. Er ist erkältet. Und Farin hat sich wieder einmal mitziehen lassen und ist sogleich an sein Krankenbett geeilt, um ihm in Zeiten seiner schweren Erkrankung beizustehen. Was bedeutet, dass Bela auf der Couch liegt und lamentiert, während Farin in der Küche steht und Tee kocht. „Zucker?“ „Jaaaaah…“, röchelt Bela, „fünf Löffel, bitte…“ „Fünf? Willst du zu deiner Erkältung noch Karies?“ „Erkältung? Erkältung?“ Krächzen. „ich hab‘ die Pest, aber mindestens.“ Farin verdreht die Augen und kann ein Grinsen nicht unterdrücken. „Herzchen, wenn du die Pest hättest, würde dein Körper so schicke Beulen ausbilden und ich würde mich ganz weit von dir fernhalten.“ Der Drummer nimmt den Blick vom Fernseher und hebt die Augenbraue. „Na gut, stimmt, würde ich nicht. Aber die Pest äußert sich trotzdem anders.“ „Mir doch egal.“, brummt Bela und kuschelt sich schniefend tiefer in seine Decke. Irgendetwas in Farins Kopf wird ganz weich und sagt „Och herrm“ und er beschließt, dieses Etwas zu finden und zu kreuzigen – es ist nur eine Erkältung, Himmel nochmal! Kopfschüttelnd stellt er den Tee auf den Couchtisch und lässt eine Packung Taschentücher auf Belas Bauch fallen. „Hör auf, die Nase hochzuziehen, ist ja eklig.“ „Wenn du auch so hartherzig mit mir umgehst, wenn ich die Pest hab‘, kannst du auch gleich wegbleiben. Was willst’n dann sagen? ‚Hör auf, hier herumzueitern, ist ja eklig‘?‘“ Neunzigzähnegrinsen. „Zum Beispiel.“ Empört holt Bela Luft, um ihm die Meinung zu geigen, wird allerdings von einem Hustenanfall unterbrochen, der sich so furchtbar anhört, dass Farins gute Vorsätze, ihn nicht wegen einer lächerlichen Erkältung zu bemitleiden, beide Ohren einklappen und sich verziehen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht richtet der Drummer sich wieder auf. „Hab ich was von Pest gesagt? Ich nehm‘ alles zurück… das ist ‘ne beschissene Lungenentzündung…“ „Ohje… Ich lauf‘ schnell zur Apotheke und hol‘ dir was… das geht ja so nicht… am Ende kriegst du noch ‘ne Angina oder so.“ Bela nickt schwach und lehnt sich mit schwerem Kopf gegen die Sofastütze. „Danke…“ Farin beugt sich zu ihm hinunter und drückt ihm einen Kuss auf das zerwuschelte Haar. „Bis gleich.“ Er streift den Mantel über, schnappt sich den Schlüssel vom Bord, zieht die Wohnungstür hinter sich zu und niest. Und nochmal. Und nochmal. Und in diesem Moment wird ihm bewusst… er hat sich schon wieder anstecken lassen – in jeglicher Hinsicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)