Die Sprache der Blumen von Mei_Ilan (Eine PhoenixWright/Miles Edgeworth Story) ================================================================================ Prolog: Glockenblume -------------------- Die Sprache der Blumen 1. Kapitel: Glockenblume ~*~ Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich so langsam fertig werden sollte. In einer Stunde werde ich zu einem Date abgeholt, welches ich um nichts auf der Welt verpassen möchte. Eigentlich hätte ich schon längst fertig sein können. Schließlich muss ich nur ein paar Akten vergangener Fälle durchsehen und abheften. Aber gerade das fällt mir so schwer. Ich hänge an jedem meiner Fälle mit meinem ganzen Herz. Viele sind zum Glück positiv ausgegangen und wecken teils wirklich angenehme Erinnerungen in mir. Aber es gibt auch Fälle, da schmerzen die Erinnerungen immer noch und die Frage nach dem Warum quält mich, selbst noch im Schlaf. Die Akte, die ich gerade in meinen Händen halte, ist so ein Fall. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas jemals geschehen könnte. Gerade als ich die Liebe meines Lebens gefunden hatte, lief ich auch schon Gefahr, sie für immer zu verlieren... ~*~ Es war ein herrlicher Frühlingsmorgen. Einer, der einem den Bauch flattern lies. Zumindest tat es meiner und das aus gutem Grund. Ich, Phoenix Wright, 25 Jahre jung und schon vielbesungener Staranwalt, werde heute meiner großen Liebe meine Gefühle gestehen. Ich habe mir meine Worte gut zurechtgelegt und alles vorbereitet. Trotzdem bin ich hochgradig nervös. Was ja auch kein Wunder ist, ist besagte große Liebe doch ein Mann und kein geringerer als Miles Edgeworth, früher bekannt als der „Demon Prosecutor“. Natürlich schieße ich mit meinem Geständnis nicht komplett ins Blaue. Solche riskanten Manöver hebe ich mir für den Gerichtssaal auf. Ich gehe jetzt schon seit knapp einem Jahr zweimal wöchentlich mit Miles essen. Es ist so eine Art Ritual zwischen uns. Abwechselnd sucht jeder ein Restaurant aus und zahlt für den jeweils anderen. Gott sei dank, möchte ich sagen. Denn die Restaurants, die Miles teilweise aussucht, könnte ich mir im Leben nicht leisten. Wir sind uns in dem letzten Jahr erheblich näher gekommen und ich habe schnell gemerkt, dass die Zuneigung, die ich für meinen alten Sandkastenfreund empfinde, weit mehr ist, als bloße Freundschaft. Ich glaube sogar behaupten zu können, dass Miles ähnlich empfindet. Bestimmte Anzeichen weisen zumindest darauf hin. Er wird häufig rot, wenn ich ihn für längere Zeit ansehe, beginnt zu stammeln, wenn ich ihm ein Kompliment über sein Aussehen mache und neulich habe ich es sogar gewagt, ihn zu küssen. Nur kurz auf den geschlossenen Mund zwar, aber Miles hat nicht wütend reagiert. Eigentlich hat er gar nicht reagiert, sondern mich nur mit hochrotem Kopf und tellergroßen Augen angestarrt. Klingt doch eindeutig nach einer fairen Chance für mich, oder!? Na ja, wie dem auch sei, ob meine Gefühle erwidert werden, oder nicht, werde ich ja bald herausfinden. Nur noch um diese Ecke und ich bin da. Der “Borschtpott“, ein kleines Restaurant, etwas abseits des üblichen Nachmittagsverkehrs, gerade richtig für mein Vorhaben. Deswegen habe ich es ja auch ausgesucht. Miles scheint auch schon da zu sein. Was heißt „scheint“!? Mit dem Anzug würde ich ihn unter tausenden von Menschen wiedererkennen. Er ist wohl wieder direkt von Arbeit hierher gefahren. Er hat es wirklich nicht leicht. Seit er wieder zurück ist, wird er mit Arbeit förmlich überhäuft und erst kürzlich hat man ihn zum Generalstaatsanwalt ernannt, was doppelte Arbeit für ihn bedeutet. „Hey Miles! Wartest du schon lange?“ „Hmpf. Nicht wirklich. Ich bin selbst eben erst hier angekommen.“ Lügner. Deine Wangen und deine Nase sind gerötet. Es ist zwar wärmer geworden, aber trotzdem kalt genug, dass ein bisschen Warten im Freien solche Folgen haben kann. „Na, dann lass uns mal reingehen! Ich verhungere gleich!“ So weit so gut. Alles läuft wie geplant. Die Kellnerin führt uns sofort zu dem Tisch, den ich bestellt habe, etwas verborgen in einer Nische. Hier werden wir ungestört sein. Nach dem wir unser Essen bestellt und ein paar routinierte Standardfloskeln ausgetauscht haben, wendet sich das Gespräch wie immer persönlicheren Dingen zu. „Wie geht es Miss Fey?“ „Maya? Oh, wie immer. Man sollte meinen, sie würde irgendwann doch einmal zunehmen, so viele Burger, wie sie schon verdrückt hat.“ „Ihre neue Position fordert sicher viel Energie.“ „Ja, bestimmt. Man wird ja nicht alle Tage “Master of Kurain“. Da geht es ihr sicher genau, wie dir. Nicht wahr, Herr Generalstaatsanwalt?“ „Hmpf! Verschon’ mich bitte damit, Wright. Es ist ein Wunder, dass die Staatsanwaltschaft überhaupt noch steht, soviel Chaos, wie da herrscht. Ich habe alle Hände voll zu tun, da wieder Ordnung rein zu bringen.“ „Haha! Du hast es echt nicht leicht!“ Als die Kellnerin das Essen bringt und diskret die Kerze auf unserem Tisch anzündet, ist das wie ein geheimes Startzeichen für mich. Ich muss mich nur eben kurz räuspern. Warum habe ich plötzlich so einen Kloß im Hals!? „Ähm, Miles? Ich möchte dir gerne etwas sagen. Etwas Wichtiges.“ Toll gemacht, Phoenix. Jetzt ist er misstrauisch. Die Art, wie er eine Augenbraue hochzieht ist ein mehr als deutliches Zeichen dafür, dass er alarmiert ist. Soviel zum Thema „Stimmung erzeugen“. Nun ja, zu spät ist zu spät. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. „Also, was ich eigentlich sagen wollte... ich meine... ich wollte nur sagen, dass...“ „Wright.“ “Äh, ja?“ „Du stammelst.“ “Oh. Tue ich das?“ „Ja und so charmant das auch wirkt bei dir, ich würde jetzt gerne den grund für dein Gestammel wissen.“ Hold it! Hat er mich gerade charmant genannt!? Also eigentlich meinte er ja nur mein Gestammel. Aber er hat wirklich charmant gesagt, oder? Ich meine, ich habe mich doch nicht verhört, oder? „Nun?“ “Was?“ „Wirst du mir jetzt erzählen was los ist, oder mich weiter anstarren, wie ein blau-roter Fisch auf dem Trockenen.“ „Ah ja, richtig! Mein Anliegen! Also, es ist Folgendes...“ „Ja?“ Ja wie jetzt!? Ich weis doch selber nicht, was ich sagen soll. Ich hatte mir alles so schön zurecht gelegt, aber jetzt habe ich alles vergessen. Verdammt. Ich war noch nie gut mit Worten und ausgerechnet jetzt bin ich absolut sprachlos. Komm schon, Phoenix! Du hast dich bereits lächerlich gemacht. Schlimmer kann es nun wirklich nicht mehr kommen. „Also, was ich sagen wollte ist...“ „...“ “.... dich.“ „Verzeihung?“ “Ich ... dich.“ „Wright. Wenn du hier ein Ratespiel mit mir spielen willst, dann muss ich dich leider enttäuschen. Ich...“ „Ich liebe dich!“ „...“ „...“ „...“ „...“ „...“ “Verdammt, Miles. Sag was!“ Na toll. Jetzt habe ich ihn verschreckt. Ich hätte es wissen müssen. Es war doch von vorneherein klar, dass Miles nichts von mir will. Ich meine, jemand der so steif und zugeknöpft ist, wie Miles, der hat für Homos sicher nicht viel übrig. Ich habe alles vermasselt! Ich habe es voll verbockt! Ich... „...ernst?“ „Huh!?“ “Ich habe gefragt, ob du das ernst meinst. Ich schwör’ dir, Wright, wenn das wieder einer deiner seltsamen Scherze ist, dann...“ „Miles! Über so etwas würde ich niemals Witze machen!“ „Dann ist ja gut.“ „HUH!?“ „Wird das jetzt zu deinem Standardsatz, Wright.“ „Ja.. ich meine Nein! Ich meine... ist das alles!?“ „Was ist alles?“ „Na, willst du nicht noch irgendwas dazu sagen?“ „Zum Beispiel?“ „Was weis ich!? Zum Beispiel, dass du meine Gefühle nicht erwidern kannst...“ „Wright...“ „ Dass ich mir keine Hoffnungen machen brauch...“ „Wright.“ “Dass...“ “Phoenix.“ Jetzt hätte ich mich beinahe an meinen eigenen Worten verschluckt. Hat er mich gerade tatsächlich bei meinem Vornamen angesprochen? Ehrlich und wahrhaftig!? Kein Scherz!? „Sag das nochmal.“ „... Phoenix Wright. Wenn du mir jetzt bitte einmal einen Moment zuhören würdest.“ „Ja?“ „Du redest Blödsinn.“ Na ganz toll. Das war es jetzt was ich hören wollte. Meine Gefühle für dich sind also Blödsinn, ja!? Herzlichen Dank, Miles! Das weis ich selber! „Wie kommst du darauf, dass ich deine Gefühle nicht erwidern kann?“ „HUH!?“ „Tze. Dein Wortschatz heute lässt wirklich zu wünschen übrig.“ „Hast du gerade gesagt, was ich denke, dass du gesagt hast?“ „Nun...“ “Hast du gerade gesagt, du erwiderst meine Gefühle!?“ „Also, eigentlich habe ich ja...“ „Miles?“ „Hm?“ “Darf ich dich küssen?“ „...“ „Wenn du nicht >Nein< sagst, tu ich’s einfach.“ „...“ Wow. Ich kann es nicht fassen! Ich sitze in einem viel zu kalten (ernsthaft, kennen die Leute hier keine Heizung!?) Restaurant und küsse meinen ehemaligen Sandkastenfreund, Miles Edgeworth, früher bekannt als der „Demon Prosecutor“. Und ich will verdammt sein, wenn das kein guter Kuss ist! Wo hat Miles nur so küssen gelernt? Egal. Wichtig ist, dass ich ihn küsse. Wichtig ist, dass er meine Gefühle erwidert. Wichtig ist, dass ich der verdammt noch mal glücklichste Mann auf Erden bin, jawohl! Die folgende Stunde verging im Flug. Ehe ich mich versah, stand ich wieder vor meinem Büro und bekam einen (bemerkenswert heißen) Abschiedskuss, von dem Mann, denn ich noch kurz zuvor als „steif und zugeknöpft“ bezeichnet hatte. Hatte ich schon erwähnt, dass ich absolut überglücklich bin!? „Ich sehe dich dann also morgen?“ „Huh?“ “Im Gericht! Du hast doch morgen eine Verhandlung, oder nicht?“ „Ja... ja das stimmt. A-also dann bis morgen.“ „Ja. Bis morgen.“ „M-miles?“ „Hm?“ „Ich... ich liebe dich.“ Er lächelt. Wenn ich nicht selbst Hauptbelastungszeuge hier wäre, würde ich es nicht glauben. Aber es ist wahr! Miles lächelt und verdammt noch mal es sieht einfach unwiderstehlich aus, wenn er das tut. „Bis morgen.... Phoenix.“ Fragt mich bitte nicht, wie ich es ins Büro geschafft habe. Es ist schon ein Wunder, dass ich mir nicht die Stirn an jeder blöden Wand blutig geschlagen habe, gegen die ich gerannt bin. Kaum bin ich wieder im Büro, werde ich auch schon von meiner reizenden, aber hyperaktiven Assistentin belagert. „Nick! Und wie...? ... Deinen Grinsen nach zu urteilen hattest du Erfolg?“ „Ja. Auf ganzer Linie.“ „Das ist so toll, Nick! Wurde ja auch langsam mal Zeit. Das konnte man ja nicht mehr mit ansehen, so wie du Herrn Edgeworth angeschmachtet hast! Übrigens ist ein Bote gekommen.“ „Ahja?“ Ich muss wirklich bescheuert aussehen. Garantiert grinse ich, wie ein verliebter Teenager mit einem leicht grenzdebilen Ausdruck im Gesicht. Aber wir kann’s mir verübeln!? „Ja. Er hat Blumen gebracht. Für dich.“ „Schön.“ Oh. Ich glaube ich habe grad was wichtiges verpasst. Maya’s Gesichtsausdruck zufolge sollte ich wohl noch ein Bisschen mehr sagen zu... uhm... Worum ging es noch gleich. „Ehm... Wiebitte?“ „Aw~, Nick! Du hörst mir überhaupt nicht zu!“ „Entschuldigung....“ „Ich habe gesagt es sind Blumen für dich gekommen.“ „Blumen? Für mich!?“ „Ja hier! Sind sie nicht wunderschön?“ Da muss ich Maya ausnahmsweise mal Recht geben. Auf meinem Tisch inmitten meiner Akten stand eine Vase voll mit violetten Glockenblumen. Ein wirklich erhabener Anblick. (Wenn man die Unordnung um die Vase herum mal ignoriert...) „Von wem der wohl ist. War da eine Karte bei?“ „Uh-uh. Aber ich wette der ist von einem ehemaligen Klienten.“ „Wie kommst du darauf?“ „Aw~ Nick! Weist du denn überhaupt nichts!? Jeder weis doch, dass Glockenblumen für Dankbarkeit stehen!“ „Oh.“ ~*~ Damit begann alles. Hätte ich damals schon gewusst, was es mit diesem Strauß auf sich hat, hätte ich vielleicht einiges verhindern können. Aber wer findet schon etwas verdächtiges in einem Strauß Blumen? Miles, mal ausgenommen, der leidet manchmal echt unter Paranoia. Wie dem auch sei. Der Strauß war der Anfang und was folgte sollte einer der schlimmsten Fälle in meinem gesamten bisherigen Leben werden. ~tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)