Bei Nacht... von yami-aeris (... passieren Dinge, die lieber nicht passieren sollten.) ================================================================================ Kapitel 1: Ziemlich schlechter erster Eindruck ---------------------------------------------- So hatte sich Sayako Sakurai ihr Leben nicht vorgestellt. Den ganzen Tag in einem stickigen Büro zu sitzen und sich mit irgendwelchen Geldfutzies rumzuschlagen, nur weil sie eine ganze Firma von ihrem Vater geerbt hatte, erfüllte nicht gerade ihren Lebenstraum. Zu allem Überfluss waren da noch die regelmäßigen Banketts, zu denen sie gehen musste, um ihre Firma zu repräsentieren, doch diese waren jedes Mal so langweilig, dass Sayako immer so früh wie möglich ging, um nicht in irgendwelche Gespräche verwickelt zu werden. Ein ruhigeres Leben wäre ihr viel lieber gewesen, aber als Millionenerbin war einem so etwas wohl nicht vergönnt. Seufzend lehnte Sayako sich in ihrem Stuhl zurück, kreuzte die Arme hinter dem Kopf und starrte zur Decke. Der Papierstapel, der seit heute Morgen ihren Schreibtisch schmückte, war über den gesamten Tag irgendwie nicht weniger geworden, dabei saß sie schon über 5 Stunden in ihrem Büro und schreib einen Bericht nach dem anderen. Wozu hatte sie eigentlich Angestellte? Sayako entschied sich, dass es erst einmal Zeit für einen Kaffee war. Also verließ sie ihr Büro und ging in die Teeküche, die sich auf der Etage befand, die unter ihrem Büro lag. Sayako war wohl eine der wenigen Chefs, die sich ihren Kaffee noch selber holten. Doch sie genoss die freundliche Atmosphäre, die in dem großen Büro ihrer Sekretäre herrschte. Deswegen verbrachte sie beinahe jede freie Minute dort, die sie entbehren konnte. Als sie den großen Raum betrat, in dem alle eifrig auf ihre Tastaturen einhämmerten, wurde sie sofort überfallen. „Ms. Sakurai, ich bräuchte hier mal dringend eine Unterschrift…“ „Könnten Sie sich das einmal ansehen, ich hab hier ein Problem…“ „Dieses Dokument muss dringend bis morgen bearbeitet werden…“ Sayakos Kopf begann sofort zu schmerzen, als alle möglichen Dinge von ihr verlangt wurden. Mit Stress konnte sie noch nie sehr gut umgehen. „Hey hey, stopp. Nicht alle auf einmal. Legen Sie einfach alles auf meinen Schreibtisch. Ich brauch erst mal einen starken Kaffee.“ Möglichst höflich schlängelte sie sich an all ihren Mitarbeitern vorbei in die Küche. Zu Sayakos großer Freude stand ihre beste Freundin, Kira Hanimoto, gerade vor der Kaffeemaschine und setzte eine neue Kanne auf. „Hey Kleines!“, begrüßte Kira sie. „Mal wieder keine Lust mehr auf Papierkram, was?“ Sayako konnte nur lächeln und mit den Schultern zucken. Ihre beste Freundin kannte sie einfach zu gut. Manchmal war es ein wenig lästig, wenn Kira fast ihre Gedanken lesen konnte, so waren Geheimnisse mal ganz einfach nichts wert, aber diese brauchte Sayako eigentlich auch nicht, da sie Kira eh alles erzählte. „Soll ich heute Nachmittag mitkommen?“, fragte Kira nach einer Weile. „Was? Wohin denn?“, fragte Sayako zurück. „Na, du musst doch noch shoppen gehen. Du brauchst ein neues Kleid für die Party am Wochenende oder willst du wieder einen deiner alten Fetzen anziehen?“ „Ach du Schande, das hatte ich ja total vergessen!“, stöhnte die Millionenerbin. Wieder so ein blödes Bankett von irgendeinem reichen Schnösel, der seine Macht unbedingt beweisen will. „Dieses Mal muss es aber ein ganz besonderes Kleid sein, denn es ist nicht irgendjemand, der das Bankett organisiert“, kicherte Kira. Das war mal wieder typisch. Kira wusste immer über alles bescheid und dabei wäre das Sayakos Job gewesen. Wieder seufzte sie. Also würde auch dieses Wochenende schrecklich werden. Wenn Sayako richtig viel Glück hatte, dann wäre ein netter, gutaussehender junger Mann auf der Party anwesend, mit dem sie am nächsten Morgen in seiner Wohnung aufwachen würde, so wie es öfters mal war. Dann hätte sie wenigstens ein klein wenig Spaß gehabt. Die nächste Hürde war aber erst einmal, mit Kira ein passendes Kleid zu finden, und bei Kiras ausgewähltem Geschmack würde das nicht einfach werden. Samstagabend war es dann soweit. Wie vorhergesehen war es ein Krampf gewesen, ein richtiges Kleid zu finden. Sieben Läden hatten sie abgeklappert, bis Sayako einen Traum in dunkelblau mit feinen Strassteinen, die über dem glänzenden Stoff verteilt waren, anprobiert hatte, von dem Kira sofort begeistert gewesen war und es für gekauft erklärt hatte. Der Preis war ihr dabei ganz egal, immerhin musste Sayako dafür bezahlen, was in ihrem Vermögen kein besonders großes Loch riss. Sayako war es immer wieder peinlich, so viel Geld zu besitzen. Andere Leute mussten hart für jeden einzelnen Yen arbeiten und sie konnte einfach mal ein sündhaft teures Kleid mitnehmen, was sie wahrscheinlich nur einmal in ihrem ganzen Leben tragen und es dann in ihrem Schrank verrotten lassen würde. Als Sayako den riesigen Saal betrat, war die Party bereits in vollem Gange. Überall standen gut gekleidete Geschäftsfrauen und –männer herum, die wahrscheinlich auch nur anwesend waren, um eventuell einen lohnenden Vertrag mit einer anderen Firma abzuschließen, um ihren eigenen Einfluss zu stärken. Sayako wollte gleich auf dem Absatz wieder umdrehen bei dem Gedanken, solche langweiligen Gespräche führen zu müssen, aber da musste sie wohl mal wieder durch. Sayako ging ein wenig herum, um die wichtigsten Leute zu begrüßen, dann begab sie sich an die Bar, um sich etwas zu Trinken zu holen und ein wenig ihre Ruhe zu haben. Als sie ihren Cocktail bekommen hatte und sich wieder umdrehte, sah sie einen großen, jungen Mann in einer abgelegenen Ecke des Raumes an der Wand lehnen. Er kam ihr irgendwie bekannt vor, doch ihr wollte einfach nicht einfallen, woher. Doch plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Natürlich, das war Seto Kaiba, der kälteste Mensch im gesamten Universum! Was machte der denn hier? Sayako wusste, dass er die größte Spielefirma der Welt besaß und mit ihrer eigenen konkurrierte, auch wenn sie in der Vergangenheit einige Verträge abgeschlossen hatten. Wie er da so stand in seinem schlichten schwarzen Anzug, der ihm hervorragend passte, fühlte sie sich irgendwie von ihm angezogen und sie entschied sich, zu ihm hinüberzugehen und ihn anzusprechen, obwohl sie wusste, dass das wohl reiner Selbstmord sein musste. „Seto Kaiba, nicht wahr?“, begann sie und versuchte so cool zu wirken, wie es ihr irgend möglich war. Der Angesprochene blickte kurz auf. „Und Sie sind?“, fragte er zurück. Sayako stellte sich vor und reichte ihm die Hand, die er erst nach einigem Zögern ergriff. „Also, Sie scheinen die Party auch nicht gerade zu genießen.“ Sayako versuchte krampfhaft, ein Gespräch zustande zu bringen. Ihm schien es genauso zu gehen wie ihr und vielleicht konnte sie so anderen langweiligen Gesprächspartnern aus dem Weg gehen. „Bin nicht so der Partytyp“, gab Kaiba kalt zurück. „Ich auch nicht, deswegen dachte ich, wir könnten uns hier zusammen langweilen“, sagte Sayako, doch im nächsten Moment war es ihr schon wieder peinlich. Was hatte sie da gerade gesagt? Das schrie ja geradezu nach einer Anmache! Hoffentlich verstand er es nicht falsch. Doch anscheinend tat er es, denn urplötzlich löste er sich von seiner Wand, drehte sich und auf einmal stand Sayako an die Wand gelehnt, sein Gesicht ganz nah an ihrem und er stützte sich mit einer Hand neben ihrem Kopf an der Mauer ab. Sayako wusste zuerst nicht, was eigentlich in den vergangenen zwei Sekunden passiert war. Hatte sie sich wirklich innerhalb so kurzer Zeit wieder einmal in Schwierigkeiten gebracht? „Na, immer noch langweilig?“, flüsterte Kaiba. Sein Gesichtsausdruck war einfach undefinierbar. Nur ganz leicht schüttelte Sayako ihren Kopf. Sie wollte auf gar keinen Fall irgendeine falsche Bewegung machen und sich noch tiefer in den Schlamasse hineinreiten. Nach einer halben Ewigkeit, wie es ihr vorkam, stieß sich Kaiba wieder an der Wand ab, fing lauthals an zu lachen und verschwand in der Menge. Einige Sekunden war Sayako nicht in der Lage, sich zu bewegen oder gar zu atmen. Was sollte denn das jetzt? Wenn er sie hatte erschrecken wollen, dann hatte er das eindeutig hinbekommen. Aber Sayako wollte das nicht auf sich sitzen lassen. So etwas machte man(n) mit ihr nicht, ohne dass man dafür büßen musste. So tauchte auch Sayako in der Menge unter und suchte nach Seto Kaiba. Wer hätte gedacht, dass jemals jemand nach einem Eisklotz suchen würde, um ihm etwas heimzuzahlen? Als sie ihn nach einer Weile einfach nicht wiederfand, dachte sie schon, dass er gegangen wäre, doch dann entdeckte sie ihn an der Bar. Was trank er denn da? Tequila? Einfach so? Na gut, dann würde sie ihm zeigen, wie man richtig Tequila trank! Sie ging zur Bar hinüber, setzte sich direkt neben ihn und bestellte ebenfalls einen Drink. Der Barmann schien zu ahnen, was sie vorhatte, und brachte ihr ein Tablett, mit allem was sie brauchte. Sayako streute sich Salz auf die Hand und leckte es auf, trank den Tequila, biss in die Zitrone und sah auffordernd zu Kaiba hinüber. Dieser grinste sie nur an. „Du willst also spielen, ja?“, sagte er nur und nickte dem Barkeeper zu, der ihm sogleich ein weiteres Tablett hinstellte, sodass Kaiba es Sayako nachmachen konnte. Sayako bestellte einen weiteren Tequila und so ging es immer weiter. Glücklicherweise waren die gesamten Discoabende mit Kira nicht umsonst gewesen. Kaiba schien nicht oft zu trinken, dafür war er sich wahrscheinlich zu fein. Doch er war auch zu stolz, um einfach aufzuhören und Sayako gewinnen zu lassen. „Scheinst ja… ganz schön… trinkfest zu sein“, stammelte er nach weiteren drei Tequilas. „Das Kompliment kann ich leider nicht zurückgeben“, antwortete sie. „Du brauchst wohl ein bisschen mehr Übung.“ Er wollte gerade noch einen Drink nehmen, als plötzlich jemand Sayakos Namen rief. „Saya! Kannst du mir mal bitte erklären, was du da tust?“ „Kira? Was machst du denn hier?“ „Auf dich aufpassen, natürlich. Ich hätte wohl schon früher auftauchen sollen. Das hier ist ein Bankett und keine Saufparty! Sieh dir mal bitte an, was du mit… ach du Schande, das ist ja Seto Kaiba! Bist du jetzt total verrückt geworden?!“ Sayako konnte nur kichern, der viele Alkohol hatte bei ihr auch kleine Spuren hinterlassen. Sie sprang von ihrem Hocker und kam mit Kiras Hilfe zum Stehen. „Hilfst du mir, ihn in ein Taxi zu verfrachten? So können wir ihn hier ja nicht sitzen lassen“, schlug sie Kira vor und diese war sofort einverstanden. Unter lautem Protest ließ sich Kaiba aus dem Saal schleppen. „Ich bin nicht betrunken! Wie kommt ihr auf die Idee? Ich kann doch sogar noch selber laufen!“, sagte er, als sie in die Kälte der Nacht heraustraten. „Versuch das lieber gar nicht erst“, riet im Sayako, die auch nicht mehr ganz geradeaus laufen konnte. „Ihr seid ein paar tolle Firmenbosse“, warf Kira ein. „Ihr solltet eure Firma vertreten und euch nicht gegenseitig unter den Tisch trinken!“ „Hey, ich habe ja wohl ganz eindeutig gewonnen!“, sagte Sayako. „Vergiss es! Ich vertrage mehr als du! Du hast ja einfach so aufgehört. Wenn wir weitergemacht hätten, hättest du verloren!“, antwortete Kaiba und Sayako hatte nur ein Schnauben für ihn übrig. „Was glaubst du, was dein Vater sagen wird, Sayako?!“, fragte Kira. „Ich hoffe doch, er erfährt davon nichts“, sagte Sayako. „Das hoffe ich auch“, antwortete Kira. „Der gute alte Maximilian Pegasus sieht es gar nicht gern, wenn seine Tochter den Ruf seiner heißgeliebten Firma ruiniert, weil sie dem Alkohol verfallen ist.“ Kaiba blieb urplötzlich stehen und löste sich von den beiden Frauen. Er schien wieder stocknüchtern zu sein und starrte Sayako mit großen Augen an. „M-Maximilian Pegasus?“, brachte er heraus. „D-Der Präsident von Industrial Illusions…?“ „Ja“, sagten Sayako und Kira gleichzeitig. „Willst du mir wirklich sagen, dass du die Tochter von Maximilian Pegasus bist?“ „Ja, wie oft noch?“, antwortete Sayako. Kaiba konnte nur den Kopf schütteln, wankte davon und ließ Kira und Sayako einfach so in der Dunkelheit stehen. Fortsetzung folgt... 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