Fata Morgana von MuadDib (Der Wüstenplanet - Slash Paul/Stilga) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 - Ahnungen ------------------------------- Schon eine ganze weile stand er an einen der vielen Eingänge des Siech und sah hinaus in die Wüste. Ein warmer Windstoß vertrieb für einen Moment die kühle der vorübergehenden Nacht. Paul richtete seine Augen gen Horizont an dem in einem pompösen Spektakel die Sonne aufging und das Spice schimmern lies. Er fühlte sich nach dieser langen und aufregenden Nacht merkwürdig kränklich und erschöpft, obwohl sein schlaf tief und fest war. Und in diesem Moment kam in Paul das Gefühl hoch in seinem Leben etwas falsch gemacht zu haben. Schon seit geraumer Zeit stellte er sich jeden Morgen die gleiche Frag ob es das alles wert war. Und Paul dachte: ‚Ich kann das vergangene nicht mehr rückgängig Machen, doch kann ich die Zukunft ändern. Aber habe ich das nicht bereits als ich hier her kam? Nein. Das ist mein Schicksal. Ich muß hier sein weil ich es weis.‘ Er schloß für einen Augenblick die Lieder und atmete die trockene Wüstenluft ein. Genauso wie am Tag zuvor brannte sie in seiner Lunge und bildete ihm ein das er innerlich in zwei gerissen wurde. Auf seine Züge legte sich ein Lächeln als er hinter sich Schritte hörte. Die ledernen Sohlen des Fremen knarrten leise und der feine Sand auf dem Steinboden knirschte. „Usul...“ Die tiefe Stimme des Fremen jagte dem jungen einen Schauer über den Rücken. „Stilgar?“, fragte er und öffnete seine Augen wieder. Er musste ehrlich zu geben das er im ersten Moment befürchtete es sei Chani die sich an ihn anschlich. Erleichtert stieß er leise Luft aus und drehte sich ein Stück weit zur Seite um dem Mann in die Augen sehen zu können. „Wirst du wieder zurück gehen?“, fragte Stilgar. In seiner Stimme flatterte etwas mit was Paul nicht zuordnen konnte. War es Enttäuschung über einen baldigen Aufbruch, hatte er sich mehr erhofft oder machte er sich einfach nur sorgen um den jungen Herzog? „Bald.“, antwortete Paul, während auf seinem Gesicht das friedliche Lächeln verschwand. Sein inneres Auge driftete weit ab in eine Welt in die ihm niemand folgen konnte. Sein Körper versteifte sich und sein Blick verschwamm. Dunkelheit umhüllte ihn und schien ihn in ein bodenloses Loch zu ziehen. Über ihm sah er jemanden stehen der ihm eine Hand entgegenstreckte, während er sich selbst am Rand des Abgrundes fest krallte um dem Höllenschlund nur noch einen Moment länger zu entkommen. „Muad Dib!“, rief die Gestalt. Paul hob den Kopf erneut und verlor sich in den blauen Augen seines Freundes. Er merkte nicht wie sein Griff sich langsam löste und er abrutschte. Er fiel in einer Geschwindigkeit die einem Menschen die Haut in Fetzen vom Körper gerissen hätte. Und er hatte immer noch das Gesicht des Fremen vor sich wie er ihm weiter seine Hände entgegenstreckte, doch konnte Paul sie nicht greifen. Jedes mal wenn er es versuchte griff er entweder ins leere oder er rutschte ab da seine Hände naß vor Schweiß waren. Und dann schlug er auf. Stilgar war binnen weniger Sekunden und mit zwei weit ausholenden Schritten an seinen Freund heran gedrehten und ihn mit beiden Händen fest an den Schulter gepackt. Pauls Körper wurde von Sekunde von Sekunde immer schwerer bis der Freme sich gezwungen sah ihn nieder zu legen. Behutsam, wie bei einem kleinen Kind, strich der Mann über Pauls Wange, tätschelte sie und murmelte leise seinen Namen. Als Paul seine Augen wieder öffnete und Stilgars Gesicht über sich sah, erinnerte er sich sofort an das gerade Geträumte. Es schauderte ihn, denn er wusste das dieser Mann sein Schicksal war. Er würde wegen diesem Mann sterben. Paul hob eine seiner Hände und legte sie an die Wange des Fremen. Paul wusste ganz genau welchen Eindruck er gerade auf den Fremen machte, aber er wusste auch das es hier egal war. Hier durfte er schwach sein, nein Stilgar verlangte sogar danach. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel öffnete sich tief in Paul ein Ventil, lies alles aufgestaute hinaus und warf sich dem Fremen entgegen. Wie als ob er darum gebeten hätte, schloß Stilgar seine Arme um den Anderen und drückte ihn an sich. Er schloß seine Augen und wiegte seinen Herzog wie ein Säugling hin und her. Ein starker Wind zog auf und zerrte an der Kleidung beider Männer die in sich verschlungen am Boden kauerten. Über ihnen krächzten ein Schwarm Krähen der Sonne entgegen deren warmen Strahlen nun den Boden unter ihnen erhitzen. Paul löste sich nur wenige Zentimeter vom Körper des anderen und sah dem Mann in seine tiefen blauen Augen. „Du wirst mein verderben sein, Stilgar.“, flüsterte er und senkte die Lieder. „Usul... Wie kann ich dein Verderben sein, wenn ich es bin der dich am Leben hält.“, erwiderte der Freme mit gleicher erstickter Stimme. „Du verstehst nicht... ich meine...“ Paul suchte nach den passenden Wörtern doch sie wollten ihm einfach nicht einfallen. „Ich weis das du eines Tages gehen wirst, und ich weis auch das ich es bin der dich dazu drängen wird. Eines ist wichtiger als diese Erkenntnis.“ Stilgar strich mit einer Hand durch die dunklen Haare des Atreides. „Wir.“, hauchte er und berührte mit seinen Lippen die des Herzogs. Ein ersticktes Keuchen entkam Pauls Kehle als er Stilgars rauhe Lippen spürte. Unwillkürlich begann er zu zittern und gab sich dieser Berührung mit all seinen Sinnen hin. Alles war vergessen nur das hier und jetzt zählte. Paul griff mit einer Hand in Stilgars Nacken und zog sich enger zu ihm, während die andere auf dessen Rücken ruhte. Paul wollte mehr davon, mehr von seinem Freund. Er öffnete seine Lippen, schob seine Zunge zwischen die des Fremen und vortrete ihn heraus. Wenigstens einen Kampf wollte er gewinnen. Mit einem kräftigen ruck, hatte er sich vor geworfen und nagelte den größeren Mann unter sich fest, drückte sich mit all seiner Kraft gegen ihn. Paul würde diesen Kampf ganz sicher gewinnen. Das laute prasseln der Turbinen grollte über den Vorplatz und wirbelte eine Stauwolke auf. Die Kaiserliche Konkubine, Pauls Mutter Lady Jessica, stieg die vier Stufen hinab aus dem Transporter und schritt mit großen ausholenden Schritten über den gepflasterten Platz. Von weitem konnte sie ihren Sohn an einer Tür lehnen sehen. Das er sie nicht am Ornithopter hatte abgeholt, empfand sie als ungewöhnlich. Kaum hatte sie ihn erreicht überrollten sie ein Berg Gefühle die sie für einen Augenblick straucheln ließen. Was war es was ihr Sohn vor ihr versuchte zu verstecken? Hinter Paul tauchte Chani auf die ihr freundlich entgegen trat und sie von tiefsten Herzen begrüßte. ‚Sie schaut dennoch traurig aus. Ist Paul krank?‘ Lady Jessica lächelte sie leicht an und drehte sich ihrem Sohn zu. „Paul?“, ihre Stimme klang dumpf, „Ist mit dir alles in Ordnung?“, fragte sie und legte dem Herzog eine Hand auf den Unterarm. Paul entzog sich der Berührung und ging fort in den dunklen Gang hinein. „Muad‘Dib ist schon seit Tagen in sich gekehrt. Ich weis nicht wieso.“ Chani hatte ihre Augen gen Boden gerichtete als sie dies sagte. Jessica bedachte sie kurz nachdenklich und folgte ihrem Sohn anschließend auf dem gleichen weg. ‚Paul was mag nur in dir vor gehen.‘ „Ich werde heute Nacht nicht hier sein.“, verkündete er während sie am Tisch saßen und zu Abend aßen. Lady Jessica lies erstaunt ihr Besteck sinken und sah Paul eine weile schweigend an. „Wo willst du hin?“, fragte sie dann und wendete sich ihrem Teller wieder zu. „Ich werde in die Wüste gehen.“ „In die Wüste?“ Chani hob ihren Kopf und warf Paul einen Blick zu der ihm zeigen lies das sie sein Verhalten nicht verstehen konnte. Er wusste ganz genau das es falsch war was er dort tat und dennoch konnte er sich selbst nicht davon abhalten. „Ich gehe zurück in Stilgar Siech.“ Paul nahm einen großzügigen Schluck aus seinem Glas Wein. Jessica drehte sich zu Chani die ihren fragende Bitte auffing und die Konkubine mit einem nicken sagte das sie ihr später alles erzählen würde. „Ich werde mit dir kommen.“ Für seine Mutter war es beschlossene Sache und sich da gegen aufzulehnen würde ihren Entschluss nur noch mehr befestigen. Also lies Paul diese Aussage ihm Raum hängen und vertiefte sich wieder in seine Gedanken. Lady Jessica hatte an einem Fenster Platz genommen und lehnte sich mit dem Rücken an den Rahmen. Ihr Blick war weit weg, dennoch hörte sie aufmerksam zu was die Fremin ihr erzählte. Chani hockte auf einem Berg Kissen, am Boden, hielt in ihren Händen eine dampfende Tasse Tee. „Ich dachte am Anfang das es an mir liegen würde. Das ich etwas falsch gemacht habe, das sich Muad’Dib hatte lieber zurück ziehen wollen. Anfangs war es sehr schwer für mich es zu verstehen und es zu akzeptieren.“, sie holte tief Luft und lies ihren Kopf hängen. Jessica drehte ihren Kopf zu Chani und musterte sie einen Moment lang. Ihr war versperrt was Paul sah. Bei jedem Anderen Menschen konnte sie dessen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft genau vor ihrem inneren Auge erkennen. Nur bei ihrem Sohn nicht. ‚Was versteckst du vor mir?‘ Die Hexe seufzte leise was Chani wieder aufschauen lies. „Erzähl mir was passierte.“ Chani stockte einen kurzen Augenblick. Bevor sie anfing ihren Monolog fort zu setzen nahm sie einen kleinen Schluck des heißen Tees. „Während dem Kreuzzug zog Muad’Dib sich immer weiter zurück. Er kam nur noch hervor wenn er Kommandos geben musste oder ein Staatsbesuch bevor stand. Den Rest seiner Zeit verbrachte er in seinen Arbeitsräumen. Nur wenige Auserwählte hatten Zutritt zu diesem Bereich. Nach und nach wanden sich jedoch alle von ihm ab und ich sah zu wie er immer mehr vereinsamte. Ich befürchtete schon das er noch wahnsinnig werden würde. Bis schließlich Stilgar ihm ebenfalls den Rücken kehrte. Er ging zurück in die Wüste. Das ist nun schon gute zwei Jahre her. Ich dachte mir nichts dabei. Sie waren in meinen Augen nur sehr gute Freunde bis ich...“ Chani stockte wieder und Jessica sah wie sich etwas Trauriges in ihren Augen breit machte und das blaue Schimmern der Augäpfel aufflackerten. Die Fremin hob den Kopf und sah Jessica direkt an. „Ich liebe ihn. Ich liebe ihn so sehr das nicht mal diese Erkenntnis meine Liebe zu ihm erschüttern kann.“ „Was? Was ist passiert?“ Jessica rutschte von der Fensterbank und kniete sich vor das Fremen Mädchen. „Sie... er und Stilgar. Sie.. sie sind mehr als nur Freunde. Ehrwürdige Mutter... was soll ich tun?“ Chanis Stimme drohte zu brechen. ‚Mehr als nur Freunde?‘ Jessica war sich nicht sicher was Chani mit dieser Aussage meinte. Doch dann brach es über sie herein wie ein Unwetter über dem Palast von Caladan. Etwas regte sich in ihr was Hass aufflammen lies. Aber genauso verspürte sie Schmerz, Mitleid, Verzweiflung, Freude und Abscheu zugleich. Was sollte sie nun als Mutter tun die gerade erfuhr das ihr eigener Sohn, ihr Fleisch und Blut, einen... einen anderen Mann mehr liebte wie die Frau an seiner Seite? Wenn der Herzog nun noch leben würde, hätte sie Paul sicher zu ihm geschickt das sie eins dieser ‚Vater und Sohn‘-Gespräche führten. Aber Leto war tot genauso wie alle anderen auch die auf Paul mehr Einfluß gehabt hatten als sie selbst. Jessica zog leise Luft in ihre Lungen. Das leise Rascheln ihrer Kleider verriet Chani das sich die Frau aufgerichtet hatte und wieder zum Fenster gegangen war. Pauls Mutter hing ihren Gedanken nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)