Durch die Blume gesagt von Selenay (Beitrag für die 7. Taito Challenge im Taito 4ever Zirkel) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Etwas gelangweilt saß Taichi hinter dem Verkaufstresen, stützte sein Kinn mit den Händen ab und schaute zur Tür. Bisher hatte er nicht sehr viel Kundschaft gehabt und die Bestellungen für den Tag waren auch schon fertig, weshalb er nun nichts mehr zu tun hatte. Taichi hasste solche Tage, bevorzugte solche, an denen ihm die Leute beinahe den Laden einrannten und er viel zu tun hatte. Seufzend schnippte er ein Stückchen rosa Geschenkband über den Tresen, bis dieses auf der anderen Seite herunterfiel. Hoffentlich würde Mimi bald wiederkommen und ihm ein bisschen Gesellschaft leisten. Seit einem Jahr arbeitete er nun bereits in dem kleinen Blumenladen namens 'Sakura'. Nachdem Taichi die Schule abgeschlossen hatte, war er sofort auf Jobsuche gegangen, denn obwohl er dies gekonnt hätte, wollte er nicht studieren. Noch mehr Jahre in langweiligen, stickigen Klassenzimmern hätte er einfach nicht aushalten können. Außerdem konnte er sich durch die Arbeit seine eigene kleine Wohnung finanzieren, die sein ganzer Stolz war. Er hatte in den zwei Jahren bevor er im 'Sakura' gelandet war eine Menge verschiedener Jobs gemacht, war jedoch nie lange bei diesen geblieben, weil sie ihn irgendwann entweder langweilten oder er mit seinen Kollegen nicht klarkam. Als Taichi dann Mimis Anzeige in der Zeitung gefunden hatte, machte er sich ohne zu zögern auf den Weg zu dem Blumenladen und da er überraschenderweise der einzige Bewerber war, bekam er den Job sofort. Bisher hatte er es keinen Tag lange bereut, denn die Arbeit mit den Blumen machte ihm Spaß. Mittlerweile war er auch recht gut darin schöne Gestecke für seine Kunden zu zaubern, auch wenn er vor Jahren nie gedacht hätte, dass er je Talent für so etwas haben würde und er wohl jeden ausgelacht hätte, der ihm weißmachen wollte, dass er einmal in einem Blumenladen arbeiten würde. Mittlerweile war Taichi jedoch kein Teenager mehr, sondern 21 Jahre alt und hatte somit seine Selbstfindungsphase hinter sich. Die getuschelten Bemerkungen mancher Kunden, dass er schwul sein müsse, da er solch einen Beruf hatte, störten ihn nicht im Geringsten. Zwar hatten die Leute zu einem Teil recht, denn er war tatsächlich schwul, nur hatte das nichts mit seinem Job zu tun, oder mit den Gründen, warum er diesen angenommen hatte. Taichi hatte einfach etwas Neues ausprobieren wollen und sich auf Anhieb in dem gemütlichen kleinen Laden wohlgefühlt und auch mit Mimi hatte er sich von Anfang an glänzend verstanden. In dem Jahr, dass er bereits dort arbeitete, waren die beiden enge Freunde geworden, was das Arbeitsklima natürlich umso besser machte. Momentan war Mimi jedoch unterwegs um Blumen auszuliefern, weshalb Taichi ganz allein im Laden hockte und Däumchen drehte. Kurz überlegte er in den Hinterhof zu gehen um dort eine Zigarette zu rauchen, verwarf diesen Gedanken jedoch fast sofort wieder, falls doch noch Kundschaft auftauchen sollte. Als hätte er es vorausgesehen, erklang kurze Zeit später das Geräusch der Türglocke. Sofort erhob sich Taichi von seinem Platz auf dem Tresen und setzte sein bestes Verkaufslächeln auf. Zögernd betrat ein Mann den Laden, der etwa in seinem Alter sein musste. Blonde Haare umschmeichelten sein Gesicht und die Spitzen reichten bis zu seinen Schultern. Seine Augen waren blau und er schaute sich ein bisschen verloren im Laden um, wobei sein Blick letztendlich an der Blumenauslage im Schaufenster hängen blieb. Als er Taichi den Rücken zugedreht hatte, richtete sich dessen Blick beinahe automatisch auf das Hinterteil des Blonden und er musste sich einen anerkennenden Pfiff verkneifen. Die enge schwarze Hose, die der andere trug, überließ nicht viel der Fantasie. Schließlich wendete Taichi jedoch den Blick ab, fuhr sich mit den Händen durch seine Haare, in einem verzweifelten Versuch diese ein Wenig zu ordnen und ging auf den Blonden zu. "Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen?" Erschrocken drehte der Mann sich zu ihm um, denn scheinbar hatte er diesen aus seinen Gedanken gerissen. Seine Wangen waren etwas gerötet und er schaute Taichi verlegen an, sagte jedoch nichts und schaute dann wieder ratlos zu den Blumen hinüber. Geduld war etwas, dass Taichi im Laufe seiner Arbeitslaufbahn gelernt hatte und so machte es ihm nichts aus, dass der Blonde scheinbar eine Weile brauchen würde um sich zu entscheiden. Immerhin gab ihm das auch mehr Zeit sein Gegenüber eingehend zu betrachten. Zu der schwarzen Hose trug er ein ebenfalls schwarzes T-shirt, welches ein Stückchen unter seiner dunkelblauen Jeansjacke mit Fellkragen hervorlugte. Alles in allem war er absolut Taichis Typ. "Ich hätte gerne ein paar Blumen." Die blauen Augen richteten sich auf Taichi, der sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen konnte. Die Stimme des Blonden war tiefer als er gedacht hatte und ungewollt lief ihm ein Schauer über den Rücken, als der andere ihn aus blauen Augen die mit schwarzen Eyeliner umrandet waren fragend anschaute. Normalerweise hatte er nicht solche Probleme wenn ihm ein Kunde gefiel, doch dieses Mal musste sich Taichi echt sehr zusammenreißen nicht mit dem Blonden zu flirten. So etwas wäre schlecht fürs Geschäft, weshalb eine von Taichis Regeln war nicht mit Kunden zu flirten, es sei denn diese fingen damit an. "Irgendeine Idee was für welche? Zu was für einem Anlass soll es denn sein?" Bevor sein Gegenüber hätte antworten können, klingelte lautstark dessen Handy, welches er mit einem entschuldigenden Blick aus der Jackentasche fischte, aufklappte und an sein Ohr hielt. Die blonden Haare waren ihm im Weg, also strich er sie mit der anderen Hand hinter das Ohr. "Ishida Yamato?" Yamato hieß er also. Obwohl es wahrscheinlich unhöflich war, blieb Taichi einfach neben dem Blonden stehen, da er ja sowieso nichts anderes zu tun hatte, mit dem er sich beschäftigen konnte, während sein Kunde telefonierte. Yamato schien nicht besonders glücklich über den Anruf zu sein, denn er sah ziemlich genervt aus und es dauert auch nicht sehr lange, bis das Gespräch beendet war. Taichi hatte nicht wirklich zugehört, aber es schien um irgendeine Party zu gehen und scheinbar hatte der Blonde keine Lust auf diese. Mit einem Schnauben klappte Yamato sein Telefon wieder zusammen und steckte es zurück in die Tasche, ehe er sich erneut Taichi zuwendete. "Ich habe nicht die geringste Ahnung." Noch einmal studierte der Blonde die Kübel mit frischen Schnittblumen und schien immer noch genauso viel zu wissen wir zuvor schon – nichts. Taichi folgte seinem Blick und überlegte nun seinerseits, welche Art von Blumen er dem anderen anbieten sollte. Ohne jeglichen Hinweis über den Anlass oder zumindest die Art von Person war es verdammt schwer das richtige zu finden. "Für wen sollen denn die Blumen sein? Ihre Freundin? Oder ihre Mutter? Verschiedene Blumen haben verschiedene Bedeutungen." Yamato machte sofort eine abwehrende Geste als Taichi das Wort Freundin aussprach, was diesen insgeheim freute. Natürlich hieß das noch gar nichts, aber man konnte ja hoffnungsvoll sein. Oder auch nicht. Beinahe hatte er seine eigene Regel vergessen und fuhr sich seufzend durch die braune Wuschelmähne. Vielleicht sollte er mal wieder ausgehen und sich einen One-Night-Stand suchen, denn anscheinend war er schon wieder so sexuell frustriert, dass er sich auf den erstbesten Kerl der ihm gefiel stürzen wollte und dabei seine eigenen Vorsätze vergaß. "Nein nein, ich habe keine Freundin. Die Blumen sind für meinen Literaturprofessor, er hat mich gebeten ihm welche mitzubringen. Was für Bedeutungen haben denn die einzelnen Blumen?" Kurz hatte er gezögert bevor er seine Frage ausgesprochen hatte, doch scheinbar hatte dann doch die Neugierde gesiegt. Grinsend machte Taichi einen Schritt auf die Kübel zu und fischte eine lila Gladiole aus einem von ihnen und hielt Yamato diese unter die Nase. "Das ist eine Gladiole und ihre Bedeutung ist 'Sei nicht so stolz'. Sämtliche Bedeutungen beziehen sich auf die Liebe." Mit einem Lächeln hielt er dem Blonden die Blume hin, welche sie entgegen nahm, wobei sich ihre Finger kurz berührten. Beinahe sofort zog Yamato jedoch seine Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. Taichi tat so, als hätte er dies nicht bemerkt und drehte sich wieder zurück zu den Blumen. Nach und nach erklärte er die Bedeutung jeder einzelnen und der Blonde hörte ihm interessiert zu. Weiße und rote Rose, Kornblume, Sonnenblume, Margerite, Schlüsselblume, Schwertlilie und zu guter letzt, da er es sich einfach nicht verkneifen konnte, schenkte er Yamato eine rosa Chrysantheme, jedoch ohne deren Bedeutung zu erklären. "Vielen Dank, auch für die Erklärung. Ich denke ich nehme ein paar von den Gladiolen in verschiedenen Farben." Taichi brauchte einen Augenblick bis er es schaffte sich von Yamato wegzudrehen, da dessen Lächeln ihn geradezu gefangen hielt. Sich räuspernd nickte er schließlich und zog ein paar Gladiolen aus dem Kübel. Yamato reichte ihm die lilafarbene, welche er noch immer in der Hand gehalten hatte und nickte zustimmend, als Taichi ihm den kleinen bunten Strauß zeigte. Gemeinsam gingen sie zum Tresen und Taichi machte sich daran die Blumen zu kürzen und mit ein bisschen Schleierkraut zu einem hübschen Blumenstrauß zu binden. "Noch irgendwelche Extradekoration dazu?" Yamato schüttelte den Kopf und Taichi vollendete sein Werk, wickelte den Strauß dann in Papier und klebte die Enden mit Tesa fest. Schließlich legte er die Blumen auf den Tresen und machte sich an der kleinen Registrierkasse zu schaffen, nannte Yamato den Preis und der Blonde bezahlte. Sein Blick heftete sich auf Taichis Brust, was diesen für einen Augenblick irritierte, ehe ihm wieder einfiel, dass dort sein Namensschild angebracht war. "Vielen Dank... Taichi." Wieder lächelte Yamato so atemberaubend und Taichi wurden beinahe die Knie weich. Eigentlich war er ja nicht auf den Mund gefallen, doch in diesem Augenblick brachte er kein Wort heraus und nickte nur. Yamato nahm den Strauß und ging zur Tür, öffnete diese und Taichi hatte sich schon wieder umgedreht, als er hörte wie der Blonde sich räusperte. Mit fragendem Blick drehte er sich wieder herum. "Und was bedeutet die Chrysantheme?" Verlegen kratzte sich Taichi am Kopf und spielte für eine Sekunde mit dem Gedanken sich irgendetwas Unverfängliches auszudenken, verwarf diesen dann jedoch wieder und beschloss einfach die Wahrheit zu sagen. Wahrscheinlich würde er den Blonden ja so oder so nicht wiedersehen. Schade eigentlich. "Die bedeutet 'Mein Herz ist frei.' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)