Amnesia von kiyahotep (Verlorene Erinnerung) ================================================================================ Kapitel 4: Bruchstücke ---------------------- Kapitel 4 Bruchstücke „… und die vier Reiche sind noch einmal in viele kleinere Fürstentümer unterteilt. Im hohen Rat repräsentieren die Fürsten ihre Verwaltungsbezirke vor dem Tenno und beraten ihn bei wichtigen Angelegenheiten. Habt Ihr das verstanden, junger Herr?“ Er nickte zögernd. Ihm schwirrte der Kopf von all diesen Informationen und er war froh, dass dieser dickliche Gelehrte vor ihm endlich mal einen Moment schwieg. „Würdet Ihr es dann bitte wiederholen?“ Langsam und schwerfällig trat der Mann um den Tisch herum, stand nun neben seinem Sitzplatz und richtete seinen Blick ebenfalls auf die Karte des Westens, an der er ihm die Verwaltungsbezirke exemplarisch erklärt hatte. Schweiß stand auf der Stirn des Mannes, dabei war es in diesem Raum angenehm kühl und die Mittagshitze nur draußen wirklich zu spüren. „Das Himmelsterritorium wird in vier Reiche unterteilt: Norden, Süden, Osten und Westen. Die werden dann je von einem Tenno regiert: Der Norden von Bishao Santo, der Süden von Entei Ashraou, der Osten von Soryuo Taiteio und der Westen von Suiteio. Die Reiche sind in kleinere Verwaltungsbereiche eingeteilt, die von Fürsten regiert werden, die wiederum im hohen Rat den Tenno beraten“, betete er runter. Die politischen Verhältnisse und der Aufbau seines Reiches waren ihm mittlerweile weitestgehend vertraut. Viel schwieriger waren die militärischen Strukturen dort. Er verstand das einfach nicht, egal wie oft man es ihm schon erklärt hatte. „Sehr gut, Shuten-sama. Dann können wir ja mit dem Militär weitermachen.“ Der beleibte Gelehrte schob sich wieder zu der Karte hin und tauschte sie gegen ein anderes Bild aus, bevor er sich mit dem Ärmel seines Gewandes über die Stirn wischte. Er seufzte kaum hörbar. Wieder würde er sich mit der Militärstruktur beschäftigen müssen. Vermutlich würde er diesmal die Stunde nicht durch eine List früher beenden können. Das hatte die letzten Male schon nur noch gerade geklappt und irgendwann musste er es ja schließlich lernen … Für einen Shugo Shuten war Unwissenheit ein fataler Fehler. „Wir sollten für heute Schluss machen. Es reicht auch, wenn wir uns morgen mit den Strukturen des Militärs beschäftigen.“ „Schon?“ Ungläubig schüttelte Tia den Kopf, tauchte langsam wieder aus der Welt der unzähligen Verwaltungsbezirke, Tennos und Adligen auf, die Murju ihm eröffnet hatte. Er starrte noch immer erstaunt den recht hager wirkenden jungen Mann an, der ihm gegenüber saß und nun seine Mappe mit Notizen und Karten zusammenklappte. „Ich denke schon. Man muss es ja nicht gleich übertreiben. Außerdem hab ich noch was anderes zu erledigen. Du kannst ja mit Teiou zu Abend essen, wenn du dich langweilen solltest.“ Mit diesen Worten erhob sich Murju von seinem Platz und zog seine schwarzen Gewänder zu Recht, die er als Hasshise tragen musste. „Der ist bestimmt auch dankbar für eine Pause.“ Ein wissendes Lächeln umspielte Murjus Lippen und durchbrach seine sonst so streng und ernst wirkenden Gesichtszüge. „Außerdem weiß er bestimmt Interessanteres zu erzählen als ich mit meiner politischen Geschichte des Himmelsreiches.“ Lachend lehnte Tia sich auf seinem Stuhl zurück und nickte. „Ich glaube, das kann ich mir auch vorstellen.“ „Siehst du.“ Murju nickte und wandte sich zur Tür. „Dann wünsch ich euch beiden einen schönen Abend … Bis morgen.“ „Bis morgen“, antwortete er leise und sah Murju nach, der schon durch die Tür war und in den Gang einbog. Einen Moment wartete Tia noch, dann stand auch er auf und machte sich auf den Weg zum Arbeitszimmer des Shuten, wo Teiou sich vermutlich aufhielt. Es war eine gute Idee mit Teiou zu essen. Der Prinz des Ostens hatte ihm schon die letzten Tage viele Anekdoten aus ihrer gemeinsamen Kindheit erzählt, wenn er Zeit gefunden hatte, was meist nur sehr spät abends der Fall gewesen war. Die Aufgaben des Shuten beanspruchten ihn stark und Murju drängte Teiou mehr oder minder dazu sie pflichtbewusst zu erfüllen. „Euer Gast bittet darum eintreten zu dürfen.“ Der Shuten nickte und machte eine knappe Handbewegung, woraufhin der Wächter den braunhaarigen Tia herein winkte, der sich höflich bedankte. Auf eine weitere Geste Teious hin ließ er sich auf einen der Sessel vor dem Schreibtisch nieder. „Na? Ist dir langweilig, wo Ashray nicht mehr da ist?“ Leicht grinsend räumte Teiou mit ausladenden Gesten Papiere und Verträge, die er durchgesehen hatte, von einem Stapel auf einen anderen. Irgendwie wurde es trotzdem nicht wirklich weniger und aufgeräumter wirkte der Schreibtisch dadurch auch nicht. „Ein wenig“, gestand der eigentliche Shuten, „aber ich habe ja noch dich. Murju hat gesagt, dass du bestimmt eine Pause brauchst und mit mir essen würdest.“ „Da hat Murju allerdings Recht.“ Grinsend erhob sich Teiou und streckte sich, wobei er Tia flüchtig musterte. Sein Freund war in den letzten Tagen wortgewandter, schlagfertiger und ein ganzes Stück frecher geworden, als er es vor seinem Erinnerungsverlust gewesen war. Vermutlich war das gut. Gemeinsam verließen sie das Arbeitszimmer und schlenderten den Flur entlang zu den Gemächern des Shuten. Bedienstete eilten an ihnen vorbei, Gelehrte schleppten Schriftrollen und Bücher zwischen den Arbeitszimmern der Beamten hin und her. Es herrschte ein ziemliches Gewusel, das nur kurz innehielt um dem Shuten den nötigen Respekt zu zollen, der sich mit seinem Gast seinen Weg bahnte. Ein etwas übergewichtiger Beamter eilte noch an ihnen vorbei, als sie in den ruhigen Gang zu den Gemächern des Shutens bogen, dann begegneten sie nur noch zwei Wächtern und einer Kammerzofe. Tia sah dem Mann noch kurz nach, bis er außer Sichtweite war. „Irgendwie erinnert der mich an den Lehrer, der mich in Politik und Militärwesen unterrichtet hat.“ Abrupt blieb Teiou stehen, der gerade die Tür zu seinen derzeitigen Wohnräumen öffnen wollte, und starrte Tia an. „Du erinnerst dich?“ Erstaunen und Freude lagen in seiner Stimme und die wage Hoffnung nicht mehr allzu lange als blonder Gott durch diesen Turm zu streifen. „Ich glaube nicht wirklich.“ Tia zuckte die Schultern. „Murju hat mich eben mit der Politik vertraut gemacht, den vier Reichen und der Verwaltung. Ich hab eine Weile geträumt glaube ich. Jedenfalls hat mich ein dicker Mann unterrichtet, dem ich die Herrschernamen runtergebetet habe. Ich hab gehofft, dass er mich nicht nach den Militärsachen fragt und im nächsten Moment war es wieder Murju, der gesagt hat, dass es für heute reichen würde.“ Ein wenig ratlos sah Tia seinen Freund an, der nun kopfschüttelnd in die edlen Zimmer trat. „Du meinst, das sind meine Erinnerungen?“ Teiou nickte, während er seinen schweren Umhang über einen Ständer warf, der in eine Ecke des Raumes stand und von dem Schwung fast umgerissen wurde. „Deine Kindheitserinnerungen. Der Typ hieß Vauhatai meine ich. So ein schwerfälliger Dicker.“ Er deutete mit den Armen den Umfang an und machte ein paar unsichere Bewegungen, die Tia zum Lachen brachten. „Dass du dich an den als erstes erinnerst wird Ashray nicht sonderlich freuen, aber es ist ein Anfang, nicht wahr?“ Teiou legte einen Arm um seinen Freund und klopfte ihm auf die Schulter. „Das wird schon noch.“ „Warum wird das Ashray nicht freuen? Du meinst er erwartet, dass ich mich zuerst an ihn erinnere? Warum?“ Teiou sah ihn nur vielsagend an und wandte sich dann einem Tablett mit einem Krug Wein und zwei Bechern zu, die er großzügig befüllte. „Stoßen wir erstmal auf deinen kleinen Erfolg an und dann lässt du dir das irgendwann mal von Ashray selbst erklären“, meinte er schelmisch grinsend und drückte dem ratlosen Tia einen Becher in die Hand. „Auf uns! Den Shuten und seinen super Ersatzmann.“ Teiou lachte und nahm einen kräftigen Schluck. Sein Freund tat es ihm nach kurzem Zögern nach. „Ihr beiden seid voll verweichlicht. Kürbis ist gesund und außerdem gut fürs Gehirn. Damit kann man besser Denken.“ Er sah seine Freunde tadelnd an, die mit ihren Stäbchen in der Schale vor sich rumstocherten. „Und ihr wollt mal im Militär dienen? Wenn ihr nicht aufesst nehmen die euch da gar nicht erst.“ „Werden sie wohl“, empörte sich Ashray, während Teiou sich ein weiteres Stück in den Mund schob und tapfer runterschluckte, wobei er alle Mühe hatte seinen Würgereiz zu unterdrücken. Man konnte es buchstäblich an seinem Gesicht ablesen. „Wenn es wenigstens stark machen würde. Dann könnte ich mir das noch mal überlegen mit dem Aufessen.“ Der dunkelhaarige Junge verzog noch einmal angewidert das Gesicht und schob die Schale dann demonstrativ von sich weg. „Aber es macht ja nur klüger und ich bin schon ein Besserwisser hat mein Vater gesagt.“ Teiou grinste breit, aber Ashray schien den Witz nicht zu verstehen und sein anderer Freund fand es wohl nicht sonderlich lustig. „Ihr müsst als Feldherren auch klug sein. Jedenfalls wird es nicht schaden, denke ich mal“, wandte er ein, aber die beiden Anderen sahen ihn nur skeptisch an. „Außerdem müsst ihr hungrig ins Bett, wenn ihr nicht aufesst.“ Er kannte die Regeln dieser Schule und wer das Essen nicht aß, musste halt ohne zu Bett und auf das nächste Frühstück warten, was nach harten Schultagen eine Tortur sein konnte. „Das werden wir ja noch sehen.“ Ashray war aufgestanden und sah Teiou verschwörerisch an, der nur mit den Schultern zuckte und Tia großzügigerweise seine noch fast volle Schale zuschob, bevor er aufstand und mit Ashray aus dem Speisesaal verschwand. „Und das habe ich wirklich mal gerne gegessen?“ Mit skeptischem Blick betrachtete Tia seinen Teller und stocherte zwischen orangenen Stückchen und Soße nach etwas Essbarem. „An so was Ekliges müsste ich mich eigentlich erinnern …“ Auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches lachte Teiou und schenkte Tia Wein nach, da der die ersten Bissen großzügig damit runtergespült hatte. „Das war jedenfalls nach Auskunft des Kochs deine Lieblingsspeise. Ich habe ihm persönlich aufgetragen mir, dem Shuten, mein Lieblingsessen zu kredenzen. Dass dabei Kürbis in sämtlichen Variationen rauskommt hätte ich mir auch nicht gedacht. Aber wenn ich es mir recht überlege, hast du das schon in der Schule gerne gegessen.“ Er lachte wieder, als Tia ein weiteres Stück vorsichtig zum Mund führte und hastig runterschluckte. „Also ich glaube ich gehe lieber hungrig ins Bett.“ Er schob seinen Teller ein Stückchen weg und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Eine Weile betrachtete er Teiou, der seelenruhig weiteraß. „Wie kannst du das nur essen, Teiou?“ „Ich bin abgehärtet, Keika kocht zwar gut, aber manchmal echt seltsame Sachen. Da ist Kürbis noch harmlos. Außerdem ist es gesund und ich muss ja deinem Ruf hier als Kürbisfan gerecht werden.“ „Wegen mir musst du das nicht essen.“ Der wahre Shuten deutete auf seinen Teller, der bis auf ein paar Bissen kaum angerührt war. Dann sah er Teiou interessiert an, da ihm ein anderes Detail aufgefallen war. „Keika ist dein Koch? Ich würde den echt gerne mal kennenlernen. Ich meine du und Ashray erwähnt ihn ständig. Murju scheint ihn aber eher nicht zu mögen, auch wenn er sein Bruder ist. Ich hab ihn ein paar Mal nach Keika gefragt. Ich will auch endlich mal wissen, über wen ihr da ständig redet. Es ist total furchtbar gar nichts mehr zu wissen, auch nicht von Leuten, die ich anscheinend wirklich gut kenne. Ich denke Keika gehört dazu, oder?“ Schweigend sah Teiou in seinen Becher, den er mit einer Hand schwenkte. Der dunkle Wein leuchtete im Licht der untergehenden Sonne, das zum Fenster hereinfiel und warf rötliche Flecken auf sein Gesicht. „Man kann Keika als meinen Koch bezeichnen, doch ich denke schon. Aber lass ihn das lieber nicht hören.“ Teiou klang ein wenig nachdenklich. „Er hört so was nicht so gerne.“ Tia nickte verständnisvoll. „Kenne ich Keika denn gut? Oder besser, kannte ich ihn?“ Der blonde Teiou nickte. „Du kanntest ihn. Jedenfalls besser als die meisten anderen. Mich mal ausgenommen.“ Er lächelte kurz. „Keika ist zurzeit viel unterwegs, aber ich werde ihn mal bitten vorbei zu kommen.“ Für Tia klang diese Antwort ein wenig wie eine Ausrede und er war sich nicht sicher, ob Teiou Keika wirklich herbitten würde, nur damit er ihn mal sehen oder kennenlernen konnte. Keika war ein großes Geheimnis, jedenfalls machten hier alle eins aus diesem Mann und das machte Tia neugierig. „Wo hast du Keika und Murju denn kennengelernt? Waren sie auf der Monju Schule, so wie wir? Ich meine Murju kennt sich unglaublich gut in der Politik aus, oder kommt mir das nur so vor, weil ich gar keine Ahnung habe?“ „Tia, du sprudelst ja heute nur so vor Fragen.“ Teiou nahm einen Schluck aus seinem Kelch und wirkte dabei fast bedächtig. Er schien zu überlegen, wie und was er antworten sollte. „Ich habe Keika auf einer seiner Reisen kennengelernt. Er war in der Menschenwelt unterwegs und ich habe ihn zufällig getroffen. Tja, wir haben uns angefreundet und seitdem kocht er ab und zu für mich, wenn er nicht auf Reisen ist. Murju beschäftigt sich viel mit Geschichte und Heilkunde, allerdings hab ich ihn auf der Monju Schule nie gesehen. Vielleicht war er ein anderer Jahrgang. Müsste ich ihn fragen. Jedenfalls hilft er mit des Öfteren bei Papierkram.“ Teiou zuckte mit den Schultern, als wüsste er nichts weiter zu berichten und Tia nickte verständnisvoll und schwieg, obwohl er noch eine Menge Fragen zu Keika und Murju hatte. Teiou hatte seine Antwort ein wenig stockend hervorgebracht, sodass Tia den Eindruck hatte, dass der andere ihm die ein oder andere Lüge aufgetischt hatte. „Möchtest du eins davon, bevor du verhungerst und ich als nicht gastfreundlich bezeichnet werde?“ Teiou unterbrach den Moment des Schweigens und wechselte das Thema, indem er ihm eine Schale mit Gebäck hinhielt. Dankend nahm sich Tia ein Stück und biss herzhaft hinein. Es war deutlich besser als der Kürbis auf seinem Teller und er war hungrig. „Ich dachte es gibt nichts anderes.“ Fragend blickte Tia seinen Freund an. „Tia, ich bin der Shuten. Ich bekomme mehr als genug zu essen und nicht nur Kürbis. Hier steht ständig irgendwas Neues rum, als ob ich verhungern würde. Frisches Obst, Gebäck … soviel kann ich nicht mal im Ansatz essen. Hier ist es nicht so, wie in der Monju-Schule, wo Ashray und ich die Küche plündern mussten.“ „Ihr habt die Küche geplündert?“, unterbrach Tia ihn erstaunt. Teiou lachte: „Klar, was denkst du denn, wie wir die Tage mit dem Kürbisfraß überlebt haben und wer der Poltergeist in der Küche war?“ ~~~~~~~~ Es geht mal weiter. Irgendwie vernachlässige ich das hier ein bisschen. Sorry... vielleicht sollte mich bei Gelegenheit mal wer dran erinnern, dass ich schreiben sollte xD. lG kiya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)