More than meets the eye von Meeresstern (HoroxRen - Punk und Student AU) ================================================================================ Kapitel 1: Blickkontakt ----------------------- Der Chinese, Ren Tao, machte sich auf seinen Heimweg von der Uni. Es war früher Abend, doch bedingt durch den beginnenden Herbst begann es bereits zu dämmern. Auf seinem Heimweg nahm er jedes Mal einen kleinen Umweg durch einen Park. Er wollte sich das kleine Stückchen Natur, in diesem er sich entspannen und dadurch seine Gedanken fahren lassen konnte, nicht nehmen lassen. Gerade in einer Großstadt wie Tokyo war es schwierig solche Rückzugspunkte zu finden. Ren wusste nicht, dass ausgerechnet an diesem Abend ein junger Punk auf einer der Bänke des Parks sein Quartier errichtete. Auf dieser saß er nun, bzw. hing mit dem Gesäß am äußersten Rand der Sitzfläche, den Oberkörper dabei soweit zurückgeworfen, dass er sich anlehnen konnte. Seine ungestümen, blauen Haarfransen im Irokesenschnitt nach vorne gestylt. Und das dunkle Nackenhaar, ca. ab Ohrhöhe bis zum Bauchnabel lang gewachsen. Mit Springerstiefeln, kurzer Hose und ’nem Achselhemd, allesamt recht abgegammelte Klamotten. In dem Moment als der Chinese langsam seinem Weg folgte, welcher ihn auf den Punk zu bewegte, setzte sich dieser interessiert auf. Durchdringend beobachtete er den kleinen, schmalen Körper, der unter dem leichten Herbstmantel versteckt war. Das zu Boden gerichtete Gesicht, die kurzen, dunkelvioletten Haare und ganz besonders den Spike am Hinterkopf. Er war sich nicht sicher einen Punk vor sich zu haben oder nicht. Leicht genervt hob er die Oberlippe. In diesem Augenblick schaute der Chinese auf, er kam nicht umhin die Hingabe mit der er beobachtet wurde zu bemerken. Auch er musterte sein Gegenüber, blieb dabei zwar nicht stehen, wurde aber langsamer. Die Blicke ließen nicht eindeutig schließen was sie voneinander hielten, war es nun Respekt oder Missgunst? Auf jeden Fall ein hohes maß an Interesse. Und dann brach der Chinese den Blickkontakt ab, da er nicht stehen blieb, sondern, wieder aufs ursprüngliche Tempo beschleunigt, an seinem Gegenüber vorbei ging und ihn alleine ließ. Nach diesem doch recht merkwürdigen Tag begegneten sie sich jeden Abend auf diese Art. Es wurde ihre Tradition, dabei grüßten sie sich nicht, machten keinerlei Gesten, nur das aufeinander Treffen ihrer Blicke war entscheidend. Und ein jedes Mal ging der Chinese unverrichteter Dinge am Punk vorbei, welcher ihm, ein jedes Mal, noch eine Weile nachsah. Doch eines Abends, als der Chinese seinen Heimweg ging, war die Bank leer. Kein Punk, keine blauen Haare, keine durchdringenden blauen Augen die ihn fixierten – Niemand!. Irgendwie stimmte ihn das traurig. Er kannte den Kerl zwar überhaupt nicht und diese Blicke waren ja weder von Bedeutung, noch irgendeinem Sinn. Es war auch nicht so, als dass sie ihn erheitern würden, er legte nicht mal einen Wert in sie, dachte er zumindest. Trotzdem war durch den fehlenden Blickaustausch der Tag nun unvollständig. Die Tage blieben eine halbe Woche lang unvollständig, ehe Ren sich dadurch so unwohl fühlte, dass er in einem Spaziergang nach Zerstreuung suchte. Es war bereits spät, er ging in der Dunkelheit etwas abseits des Großstadtgetummels, um in Ruhe nachzudenken. In der Uni lief es gut, er war weg von seinen grässlichen Eltern und hatte seine eigene gemütliche Wohnung; wo war das Problem? Warum fühlte er sich in letzter Zeit so merkwürdig? Er konnte es nicht mal in Worte fassen. Er fühlte sich so unausgeglichen, fast schon unvollständig. Und dann auch noch das verschwinden dieses Freaks, der ihm ja eigentlich scheiß egal sein könnte. Ren näherte sich dem Park, zweimal war er durch diesen bereits gegangen, es war sinnlos sich ein drittes Mal zu vergewissern ob die Bank leer war. Dann vernahm er ein wimmern, er horchte um festzustellen das es ein menschliches war. Er sah sich um, nur zwei Schritte weiter befand sich eine Gasse, in diese er jetzt spähte. Da lag die Quelle der Laute, ein kleines Häufchen Elend von einem jungen Mann. Der Chinese dachte an den Punk, er dachte allgemein an Punks; an Obdachlose und all die gesellschaftlich verstoßenen Seelen, die man besonders in Großstädten so häufig sah. Daran, dass er nie Mitleid mit diesen hatte, obwohl man das Elend an vielen ablesen konnte. Und an den Hohn mit diesem jene Menschen als „asozial“ bezeichnet wurden, dabei waren jene die so dachten die eigentlich Asozialen. Aber dies war halt Beweis der allgemein gängigen Meinung das „Opfer“ sei selbst Schuld. Aber, was könne er schon ändern? Die Tatsache nichts ändern zu können, verbunden mit der Gewissheit, dass solches Leid existiert war zu zermürbend. Also wollte er fortfahren wie bisher, dies, diese Gedanken und das aufkommende Mitleid, zu ignorieren. Er hatte kein Mitleid. Er war zu sehr damit beschäftigt selber mit seinem Leben klar zu kommen; und so ist es in der Welt, hier ist schließlich jeder selbst für sich verantwortlich! Als er gerade dem Häufchen Elend den Rücken zudrehen wollte, drehte dieses, von der Schwerkraft gelenkt, seinen Kopf zur Seite. Vorher lag das Gesicht in der Schwärze der Gasse, jetzt erst konnte Ren ihn als den Punk aus dem Park erkennen. Er hatte eine Platzwunde an der Stirn, das herunter gerannte Blut war bereits angetrocknet. Auch der restliche Körper sah mitgenommen aus, die Kleidung war teils zerrissen und lies auf Wunden blicken. In seinem kraftlosen Gesicht lagen die geschlossenen Augen tief herabgesunken in den Augenhöhlen und in dem fahlen Licht traten die Wangenknochen noch mehr hervor. Er sah erschöpft aus, fast tot und schrecklich abgemagert. Vor entsetzen vergaß Ren all seine Gedanken. „Hey! Lebst du noch?!“ stieß er hervor. Er lebte noch, schien auch nicht das Bewusstsein verloren zu haben, war aber unfähig sich zu rühren. Seine Kraft reichte nur für ein blinzeln. Ren war sich nicht sicher ob der Andere ihn wirklich erkannte, aber als sich seine Augen wieder schlossen zeigte sich ein kurzes Lächeln in seinen Mundwinkeln. Der Chinese bemerkte dabei das glitzern seines Unterlippen Piercings. Er schluckte schwer, ging in die hocke und griff nach der Schulter des Punks, sie war eiskalt. „Na los, reiß dich zusammen!“ Rens Stirn kräuselte sich, als auch nach Minuten keine Reaktion kam. Was tun? Schließlich war er ein vollkommen Fremder, der auf der Straße lebte. Wer wusste ob er nicht ein Verbrecher war? Nur weil sie einander täglich ansahen, hieß es nicht, dass sie irgendwas miteinander Verband. Ren hatte keine Verantwortung für ihn, schließlich war er nur eine der vielen ausgestoßenen Seelen, für die der Chinese kein Mitleid aufbringen konnte. Und doch wie er da lag, verletzt, hilfebedürftig und mitleiderregend. Ren konnte ihn dort nicht liegen lassen! „Komm, du musst aufstehen.“ Er versuchte ihn aufzurichten, vergebens. „Komm schon, Junge!“ stachelte er ihn an „Beweg dich!“ Mit schleppenden Bewegungen und schwerem Körper versuchte der Punk sich zu bewegen, seine Atmung wurde schwerer. Die Augen geschlossen hob er den Arm, um sich an dem was er griff, Rens Schulter, hoch zu drücken, dieser hielt den Arm unterstützend mit seinem eigenen. Der erschöpfte Leib entfernte sich leicht der Wand an welche er lehnte, doch die Hand glitt machtlos von Rens Schulter ab. Ehe der Rücken wieder gegen die Wand knallte, fing Ren ihn schnell auf. Nun hatte der Punk doch das Bewusstsein verloren. Leicht hoffnungslos seufzte er, ehe er den Leib auf seinen Rücken hief, um ihn zu tragen. Am Boden lag ein kleines Bündel, das Hab und Gut des Punks, auch dies hob er auf. Der Leib war leichter als erwartet, sie erreichten schnell das große Gebäude in dessen fünften Stock Rens Wohnung lag. Dort angekommen lies er den Punk auf seinem Bett nieder, er dachte daran das Bettzeug später waschen zu müssen, doch erst mal wollte er sich um die Verletzungen kümmern. Als er ihm die Stiefel auszog, bewegte sich etwas in der, auf Kniehöhe platzierten, Hosentasche. Eine Ratte lugte hervor und sah Ren an. Dieser erschrak und lies erst mal vom Punk ab; nein wie ekelhaft, wo kam denn jetzt dieses Ungeziefer her? Doch als er sah wie umsichtig sie um den Punk schlich und sein Gesicht anstupste, wusste er das sie sein Haustier sein musste. Er entsann sich auch, sie schon einige Male auf seiner Schulter gesehen zu haben. Aber was macht er jetzt mit ihr, er wollte sie eigentlich nicht frei durch die Wohnung rennen lassen. Er dachte daran sie in den Wäschekorb zu legen, von dort wird sie kaum abhauen können, doch als er seine Hand auf sie zu bewegte kam ihm ein anderer Gedanke: »Was ist wenn sie mich beißt?« Sich jetzt eine Krankheit einzufangen, darauf hatte er nun wirklich keine Lust. Er fuhr erst mal fort den Punk seiner Kleidung zu entledigen und die Wunden zu reinigen und verbinden. Die stammten eindeutig von einem Kampf – einem unfairen Kampf. Er hatte viele Schnittverletzungen und Blutergüsse, anhand ihrer Positionierung konnte Ren den Tathergang gut erschließen. Er ist sicher mit einem Messer in die Knie gezwungen worden und erst als er am Boden lag wurde auf ihn eingetreten. Wer konnte ihn nur so zugerichtet haben? Um gegen die Unterkühlung vorzugehen stellte Ren seine Heizung auf Maximalleistung und warf sämtliche Decken die er finden konnte über den halberfrorenen Leib. Da diese nicht sehr viele waren legte er noch seine Wintermäntel darüber. Die Ratte hatte es sich auf der Brust ihres Meisters bequem gemacht und da sie sich ruhig verhielt lies Ren sie in Ruhe. Seine Wohnung bestand nur aus einem Zimmer, einem Bad und einer Küche. Nicht viel, aber für einen Studenten reicht es. Er war schon froh, dass sein Schlafbereich von der Küche getrennt war, dass er nicht ständig die Gerüche dort hatte. Die Heizung leistete gute Dienste, also lief Ren alsbald nur noch in seiner dunklen Satin Boxershorts durch die Wohnung, die von einem Ying-Yan Symbol am linken Hosensaum geziert wurde. Nun widmete er sich dem kleinen Bündel, es war ein ganz einfacher Leinenbeutel. Neben einigen dreckigen Klamotten fand er Fotos und Briefe die anscheinend vom Punk geschrieben wurden, die er aber schnell wieder beiseite lag, die jetzt zu lesen wäre zu viel Eingriff in die Privatsphäre. Die Fotos besah er sich allerdings. Es schien ein älteres zu sein, ein pubertärer Punk, wenn nicht noch jünger. Hier noch ohne Irokesenschnitt, jedoch bereits mit blauem Haar, der breit grinsend aus dem Bild guckte. Neben ihm ein jüngeres Mädchen, das eingeschüchtert, oder eher, den Tränen nahe, in die Kamera sah, dabei an seinem T-shirt zerrte. Es war eindeutig Sommer, trotzdem war ihr ebenfalls blaues Haar durch ein winterlich dickes, mit Schnörkel geziertem Stirnband aus ihrem Gesicht gehalten. Und dann noch ein anderes, dass einen finster dreinblickenden Punk zeigte, allerdings war es nicht der Blauhaar. Er sah über die Schulter in die Kamera, hatte dunkle Dread locks mit allerlei Klimbim mit eingeflochten und ein geweitetes Ohrloch. Seine Augen waren auch nicht ein solch wunderschönes eisblau wie das des Freaks der da im Bett lag, sie waren dunkelbraun, wie die Haare. Unter den Sachen befand sich außerdem noch ein Holzstock, dem Verzierungen eingeschnitzt waren, mit dem der Chinese jedoch nichts anfangen konnte. Er legte die Objekte wieder beiseite und machte sich daran ein Wok Gericht zuzubereiten. Von dem Gewicht einer drückenden Wärme, wurde er langsam wieder zur Besinnung geführt. Der Freak sah sich um, wo war er? Da er sich aufsetzte plumpste seine Ratte von der Brust. „Kororo!“ rief er voller Freude ihren Namen, als diese durch den Sturz erwachte und von ihm geknuddelt wurde. „Wie schön du bist noch bei mir.“ Er setzte sie auf seine Schulter, wurde dann aber von dem Schmerz seiner Verletzungen eingeholt, sodass er sie auf seinem Schoß behielt. Nachdem er bemerkte wie gut er Verbunden war sah er sich im Zimmer um. Blickte er vom Bett direkt geradeaus sah er einige Haken an der Wand, an denen Jacken hingen und darunter verstreut Schuhe lagen, darunter auch seine Stiefel. Die Wand zu seiner rechten, an diese das Bett geschoben war, machte geradeaus blickend eine Biegung. Wahrscheinlich nur eine kleine Ecke hinter dieser sich die Haustür verbarg. An der Wand der Kleiderhaken waren zwei weitere Türen sowie ein Kleiderschrank und eine Kommode, auf dieser ein kleiner Fernseher stand. Wendete er seinen Blick nach links sah er zum Bücherregal sowie zur Fenstertür die den Weg auf einen Balkon freigab, dies war die Wand direkt gegenüber der Eingangstür. Links direkt neben ihm war ein sehr großer Schreibtisch, über dem ein Regal angebracht war auf dem einige dicke Ordner standen. Dies war die Wand an die das Kopfende des Bettes geschoben war. Die Möbel waren dunkel und sehr imponierend, an ihrem Stil erkannte man, dass es sich um Chinaimporte handeln musste. Unwillkürlich musste er an den Chinesen denken, den er nun so lang nicht mehr gesehen hatte. Entsprechend war er auch nicht überrascht als sich die weiter links liegende Tür öffnete und eben dieser aus ihr trat. Ihre Blicke trafen sich, der Punk fixierte den Anderen wie er mit einem Tablett in der Hand auf ihn zutrat. Am Bett angekommen stellte er dieses darauf ab und setzte sich wortlos dem Punk gegenüber. „Danke!“ Mehr wurde nicht gesprochen, es war das Erste das überhaupt zwischen ihnen gesprochen wurde. Und der Punk meinte dies nicht nur in Bezug auf das Essen, sondern auch auf seine Rettung. Ren blieb stumm, er nahm den Teller mit der um einiges kleineren Portion und begann zu essen. Der Blauschopf konnte nicht aufhören ihn mit den Augen abzutasten. Der dünne aber trainierte Körper, die blasse Haut, die Art und Weise wie er seine Hand zwischen Teller und Mund hin und her führte. Vor allem aber zog ihn die tiefe Narbe die sich Mitten auf seiner Brust auftat in den Bann. „Iss!“ verlangte der Chinese schließlich ohne hochzusehen, kurz bevor er seine Portion komplett vertilgt hätte. Der Punk widmete sich endlich dem leckeren Nudelwok Gericht, in das der Andere extra viel Gemüse und Fleisch hineingemischt hatte, und schlang es halb ausgehungert hinunter. Diese Chance nutzte Ren sich ein schwarzes Oberteil überzustreifen, er wollte dem Freak nicht auch noch seinen Rücken präsentieren, nachdem dieser bereits über die Vorderansicht so erschrocken war. Ferner schaltete er die Heizung aus, es war langsam wirklich warm genug hier drin. „Du willst dich doch bestimmt waschen?!“ „Hä?“ der Punk war etwas verdutzt. „So wie du aussiehst hast du schon länger keine sanitären Anlagen gesehen. Soll ich dir Wasser einlassen?“ „Und meine Verletzungen?“ „Die verbind ich dann noch mal neu.“ Erneutes Schweigen. Der Punk sah auf seinen Körper, so ein Bad würde jetzt wahnsinnig gut tun. „Du bist so nett zu mir...“ „Freu dich nicht zu früh, morgen werfe ich dich hier wieder raus.“ „Danke.“ „Jetzt sei mal nicht so unterwürfig und mach dich fertig fürs Bad!“ meckerte Ren, als er in eben diesen Raum ging um es für den Punk vorzubereiten. „Und das Vieh da wirst du auch waschen!“ zeigte dabei auf die Ratte. „Was? Kororo?“ der Sprechende sah auf sein Tier. „Quatsch, die macht sich selbst sauber, ist wie bei Katzen.“ „Wenn du hier bleiben willst nimmst du sie mit ins Bad!“ „Von mir aus kann ich sie waschen, aber während ich bade musst du auf sie aufpassen, den Temperaturen da drin hält sie nicht stand!“ „Was? Ich fass das Vieh doch nicht an!“ Der Punk machte ein Schmollgesicht „Hör auf mein liebes Haustier ein Vieh zu nennen! Sie heißt Kororo! Ko-ro-ro!“ “Wie kann sie ein Haustier sein, wenn du nicht mal ein zu Hause hast?” „Boah!“ mehr erwiderte er nicht, wollte in einem Satz das Bett verlassen, doch daran hinderten ihn seine Verletzungen. „Autsch!“ gab er von sich, als er sich wieder auf die Bettkante nieder lies. „Geht’s?“ „Jau, wird schon.“ Log er. „Muss ich im Bad auch noch neben dir sitzen und aufpassen das dir nichts passiert?“ recht bissig und zynisch die Frage von Ren. „Nein, du sollst auf Kororo aufpassen! An fremden Orten fühlt sie sich unwohl und dann wird sie auch noch von mir getrennt.“ er stand wieder auf, Kororo in seiner Hand haltend und trat auf Ren zu. Dieser war etwas überrascht und rührte sich deshalb nicht als der Blauschopf ihm näher kam. „Halt mal still.“ Gab er von sich, als er die Ratte auf des Chinesen Schulter absetzte, die dort den Nacken nutzte zwischen beiden Schultern nervös hin und her zu laufen. „Wuah, das kitzelt.“ „Aber es ist nicht schlimm, oder?“ „Nein“ „Siehst du, sie tut nichts. Nimm sie mal in die Hand.“ Ermutigte der Freak sein Gegenüber, der sich immer noch nicht traute. Also nahm er sie wieder von der Schulter und wollte sie auf Rens Hand setzen. „Nicht wahr meine Süße? Für dich ist es doch auch nicht so schlimm?!“ Kororo schnupperte noch mal an dem Gesicht ihres Herrchens, ehe sie sich auf Rens Hand setzen lies. Dieser besah sich das Tier, irgendwo war es ja doch niedlich. „Und was soll ich mit ihr machen?“ „Beschäftige dich mit ihr, Ratten sind gesellige Tiere.“ Damit schloss der Punk die Badezimmertür hinter sich. Ren lies sich auf sein Bett fallen und setzte Kororo vor sich ab, dass er sie im Blickfeld hatte. Dann ärgerte er sich als ihm ein Gedanke kam »Er hätte die Ratte zuerst waschen sollen!« Diese beschnupperte sein Gesicht, welches seinen nachdenklichen Ausdruck nicht verlor, da Ren wieder zu wichtigeren Themen kam, die er diesmal laut aussprach. „Muss es nicht wahnsinnig anstrengend sein auf der Straße zu leben?“ Er sah auf Kororo „Dir macht das ja nichts aus; aber ihm? Er ist so mager...“ So versunken bemerkte er auch nicht als der Blauschopf noch einmal aus dem Bad trat. Dieser hörte zwar die Worte, ging aber unauffällig auf sein Bündel zu, um einen kleineren Beutel herauszunehmen. Erst als Kororo in seine Richtung sah bemerkte der Chinese das seine Worte gehört wurden. »Ups, peinlich« doch der Punk ging nicht darauf ein, bemerkte nur das seine Klamotten nicht mehr da waren. Auf das verwirrte Gesicht reagierte Ren: „Deine Sachen sind in der Wäsche.“ „Echt? Super!“ „Das Handtuch, welches ich dir hingelegt habe, hast du bemerkt?“ „Jau!“ dann überlegte er kurz „sind die Wunden nicht zu frisch um jetzt zu baden?“ „Als ich dich behandelt habe hat sich bereits Schorf gebildet. Pass einfach auf das kein Schaum dran kommt! Und die Pflaster lässt du dran.... Komm, ich ersetze den Kopfverband durch einige Pflaster.“ Bei dem Vorschlag stand Ren auf um gesagtes in die Tat umzusetzen. „Was ist eigentlich passiert?“ Der Punk grummelte bei der Frage. „Was wohl, ich bin verprügelt worden.“ Da Ren spürte, dass die von seinem Gegenüber ausgehende Wut nicht gegen ihn gerichtet war hackte er weiter nach: „Ja, aber weshalb? So was passiert doch nicht ohne Grund.“ „Manchmal schon.“ Damit hatte er zwar recht, aber die Antwort war trotzdem nicht ausreichend zufriedenstellend, also fuhr er doch fort: „eine Gang hat es auf mich abgesehen.“ Ren schwieg dazu, klebte einige Pflaster auf die Stirn des Verletzten. „Bist du wirklich Obdachlos?“ gab er von sich, nach einer langen Zeit der Überlegung. „Was wird das; ein Frage-Antwort Spiel?!“ „Sorry, ich wollte nicht zu persönlich werden.“ „Ach, schon gut. Sorry auch von mir, wollte dich nicht anfahren...“ Erneutes Schweigen, ein irgendwie peinliches Schweigen. „Ja, ich bin Obdachlos. Es ist anstrengend, aber ich krieg’s hin.“ Der Blauschopf lächelte ermutigend, doch dies änderte nichts an dem sorgenvollem Gesicht des Chinesen. „Ich bin dann baden.“ Löste er die Situation auf und verschwand wieder im Angekündigten Raum. Erfrischt und sauber trat der Blauschopf aus dem Badezimmer, seine kahlen Stellen des Kopfes sowie des Unterkiefers waren nun wieder rasiert. Nur am Kinn lies er einige Stoppel als Bart stehen. Zu seiner Verwunderung war er in dem Zimmer alleine. Den Beutel mit seinem Rasierer warf er zurück zu seinen anderen Sachen, nutzte die Gelegenheit sich etwas im Raum umzusehen. Er sah auf die Ordner des Regals, »mh-hm, ein Student!« stellte er für sich in Gedanken fest. Dann sah er auf den sehr aufgeräumten Schreibtisch, auf dieser stand eine Uhr »Schon elf ..« Nun ging die Eingangstür auf, der Chinese trat mit einem Wäschekorb in der Hand hinein. „Sie hat sich ja schnell an dich gewöhnt!“ gab der Punk von sich, als er seine Ratte auf Rens Schulter sitzen sah. „Ja, sie war total brav! Sogar unten im Wäschekeller.“ „Ähm...apropos, kannst du mir was zum anziehen geben?“ grinste er dann entschuldigend, während Kororo wieder ihren Weg auf seine Schulter fand. Ren gab ihm eine aus der Kommode gefischte Boxershorts, schließlich wollte er auch nicht, dass der Blauschopf den restlichen Abend im Handtuch bekleidet blieb. Dann schmiss er sich erneut auf sein Bett, erst als er die Augen schloss merkte er die eigene Müdigkeit und vergas vollkommen, dass er einen Gast hatte. „Und wo schlafe ich?“ erinnerte dieser ihn jäh daran. Rens Augen weiteten sich, darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht und einen Futon besaß er auch nicht. Doch der Punk wäre kein Punk wenn er nicht einen dreisten Charakter hätte. Schon saß er neben dem Chinesen „Rück ’n Stück!“ wies er ihn sogar noch an. „He!“ rückte aber trotz der Beklage zur Seite. „Soll ich doch heute schon verschwinden?“ Ren wurde ein bisschen kleinlaut „Deine Haare sind nass, dann erkältest du dich!“ Rens Bett war schließlich groß genug für zwei Leute, also war das schon okay. Er linste noch mal zum Punk, zu seinem mageren Körper dessen Knochen gut sichtbar waren und zum nassen hellblauen Haar das nun zu einer Seite gelegt war. Wieder blitzten seine Piercings, neben dem an der Lippe, war noch eins an der Augenbraue und sogar eins am Nippel. „Aber du stehst auf und machst das Licht aus!“ Und während der Blauschopf der Aufforderung nachging dachte Ren erneut an das bisher nicht stattgefundene Bad der Ratte. Doch das war ihm egal, seine Priorität galt im Moment seiner Müdigkeit, er hätte keine Geduld zu warten bis dies auch noch erledigt wäre. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihm breit, bei dem Gedanken einen vollkommen Fremden neben sich liegen zu haben. Dies müsste eigentlich beängstigend sein, doch konnte Ren diesen Gedanken sehr gut verdrängen. Er hörte das rascheln der viel beschäftigten Ratte und den Atem ihres Meisters. Es war ausreichend Platz zwischen ihnen, dennoch merkte er die Präsenz dieser Person. Und Obwohl es jemand Fremdes war, fühlte er sich wohl dabei. Seine Müdigkeit reichte nicht aus ihn schnell ins Land der Träume zu führen, doch war sein Weg dorthin angenehm wie nie zuvor. 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