More than meets the eye von Meeresstern (HoroxRen - Punk und Student AU) ================================================================================ Kapitel 2: Pinguin ------------------ >>Ich kenne gar nicht seinen Namen.« Ren schlenderte Gedanken versunken auf dem Gehweg, diesen mit seinen Augen fixierend. »Wie dumm bin ich eigentlich? Lasse einen Fremden bei mir schlafen aber frage nicht nach dem Namen....« Er befand sich auf dem Weg zur Uni, allein. Er hatte seine Ankündigung eingehalten den Punk am nächsten Morgen rauszuwerfen. Nur ein gemeinsames Frühstück gönnte er den Beiden, ehe das Zahlenbild der Uhr von ihnen verlangte das Haus zu verlassen. Unterwegs trennten sie sich recht bald, da der Punk von sich behauptete einige seiner Sachen in einem leerstehenden Gebäude gelagert zu haben und dort nun nach dem Rechten sehen zu wollen. Dies war wohl der Grund weshalb er seit längerem auf der Parkbank nicht auffindbar war; in dem Gebäude hatte er zumindest ein Dach überm Kopf. »Das ist doch sonst nicht meine Art....« Es fand keine Absprache eines Wiedersehens statt, nicht mal ein vernünftiger Abschied. Nur das süße Lächeln des Blauschopfs, als er sich erneut Bedankte, brannte sich, zusammen mit dem warmen Farbenspiel der aufgehenden Sonne, in Rens Gedächtnis. »Er hat allerdings auch nicht nach meinem Namen gefragt.« Auf eine für ihn unerklärliche Weise wurde er dadurch schwermütig. Sie waren einander sympathisch, daraus könnte sich durchaus eine Freundschaft entwickeln. Das wäre wünschenswert, schließlich hatte Ren nicht viele Freunde. Vielleicht trug er daran aber auch selber Schuld, schließlich war er es, der die Leute von sich fern hielt. Dies geschah nicht immer bewusst, doch war es seine feindselige, arrogante und desinteressierte Art durch diese er sich selbst sabotierte. Obwohl er seine ihm durchaus bekannten Charaktereigenschaften auch häufig genug beabsichtigt so einsetzte. Drei Tage lies er verstreichen ohne die Bank aufzusuchen. Er machte sich zwar große Sorgen um den Punk, insbesondre wegen der Verletzungen... doch ihm zu begegnen würde sicher zu einer befangenen Situation führen. Solange Ren nicht wusste wie er dann reagieren sollte, wollte er diese Situation nicht herbeiführen. Darüber hinaus könnte es genauso gut sein, dass der Punk wieder nicht vorzufinden sei. Ren wüsste noch weniger wie er mit dieser Enttäuschung umgehen sollte, wenn ihm in diesem Moment bewusst werden würde den Punk eventuell nie wieder zu sehen. „Hey, Intelligenzbestie!“ sein Studienkollege Seiji riss ihn aus seinen Gedanken, als er sich mit diesen Worten zu ihm saß. Eigentlich hasste es Ren so genannt zu werden, trotzdem sagte er diesmal nichts. Zu dritt saßen sie an einem der Mensa Tische, um gemeinsam zu essen und nebenbei etwas zu lernen, obwohl es eher ein ausnutzen von Rens Intelligenz war. Schließlich hatte er diesen Spitznamen nicht umsonst bekommen und das als jüngster Student dieser Lehranstalt. Wie jeden Dienstag trafen sie sich in der Pause zwischen den zwei Vorlesungen; eine Stunde Pause war schließlich zu lang um sie nutzlos totzuschlagen, aber zu kurz um deswegen nach Hause zu gehen. Das Essen hier war zwar nicht das leckerste, aber günstig, und bot zumindest den Vorteil dem Aufwand selber etwas zuzubereiten zu entgehen. Ren stopfte sich was vom Salat nach einigem stochern an seiner Gabel hängen blieb in den Mund. „Also, rekapitulieren wir was Prof. Makamoto gesagt hat...“ begann Yumi die heutige Vorlesung zusammenzufassen. Sie waren zwar erst im dritten Semester, trotzdem bemerkte man bereits wie sehr ihnen das ‚Rechnungswesen’ zu schaffen machte. Nach einer kurzen Weile begann Ren ihr zu erklären wie die heute besprochene Rechnung zu verstehen sei. Er hatte nicht das Gefühl sich ausnutzen zu lassen, auf diese Art lernte er schließlich auch etwas, und immer noch besser als die Stunde alleine zu verbringen. Yumi folgte den Erklärungen, blickte aber immer wieder irritiert zur Seite, auch Seiji lies sich davon ablenken, nur Ren ignorierte dies gekonnt. Bis die 21 jährige etwas verlauten lies: „Hey, beobachtet der uns?“ sie flüsterte es leicht verunsichert und deutete mit einer Kopfbewegung zur Person die sie meinte. „Nicht uns, sondern Ren.“ Fügte Seiji hinzu, worauf der Chinese skeptisch aufsah und seinen Kopf in die angedeutete Richtung schwang. Jetzt sahen alle drei auffällig zu dem Blauschopf herüber, der mit zufriedenem lächeln an einem der Tische saß ca. 10 Meter von ihnen entfernt. Und da Ren ihn endlich bemerkt hatte wurde sein lächeln noch breiter und er hob seine Hand zum winken. „Kennst du den?“ wurde Ren sofort gefragt. Die beiden sahen den Gefragten verunsichert an, schließlich würde niemand von einem so feinen Herren wie Ren erwarten mit einem so zerzausten Kauz abzuhängen. Dieser war selber sehr überrascht, versteckte dies auch im Tonfall seiner Antwort nicht: „Naja, mehr oder weniger.“ Der Punk stand auf und ging auf das Grüppchen zu. „Was heißt ‚mehr oder weniger’?“ Yumi schien sich sehr unwohl zu fühlen, ihre Stirn lag in Falten, da sie ihre Augenbrauen nicht stoppen konnte aufeinander zuzurennen, während sie weiterhin missbilligend zum Punk sah. Auch der Chinese konnte nicht anders als seinen verdutzten Blick auf den Blauschopf zu belassen, ein Gefühlsgemisch aus Freude und Verunsicherung wuchs in ihm. „Man, Ren, jetzt sag schon!“ doch dazu blieb ihm keine Gelegenheit mehr, da der Punk bereits bei ihnen angekommen war. „Hi!“ wieder sein sehr zufriedenes Lächeln unterstützt von einem tiefen eisblauen Blick „Du heißt also Ren...“ Der Angesprochene fasste sich wieder und lies einen kurzen Luftstoß etwas lauter seiner Nase entkommen, sollte wohl ein Lachen sein, er konnte nicht anders denn zu schmunzeln. „Ja, genau. Ren Tao.“ Er behielt ein draufgängerisches Grinsen im Mundwinkel und sah selbstbewusst zum Freak herauf. Wer hätte das erwartet, ausgerechnet hier in der Uni traf er zufällig .... Moment mal! Ein Zufall war gänzlich ausgeschlossen, was wollte der Punk denn in der Uni, wenn nicht IHM begegnen?! Damit sei nicht behauptet, unter den Studenten gäbe es keine Punks, doch stand ja bereits fest, dass dieser hier nicht zu diesen zählte. Hatte sich der Chinese jetzt etwa einen Stalker eingefangen? Selbst wenn, es wäre ihm egal gewesen, er war einfach nur froh, dass er den Freak doch noch mal zu Gesicht bekam. Genauso darüber, dass dieser sich wohl die selben Gedanken gemacht hatte wie er selbst. Der Blauschopf nahm sich einen Stuhl, drehte ihn um und setzte sich mit der Lehne zwischen den Beinen drauf, sodass er sich mit den Armen auf dieser abstützen konnte. „Und wie heißt du?“ nahm Seiji Rens Frage vorweg. Nur kurz lies er seine Pupillen zur Person wandern die sich eben erdreistete sich in ihr Gespräch einzumischen, sein Blick verfinsterte sich dabei. Dann sah er wieder freundlich zum Chinesen, antwortete als hätte dieser die Frage gestellt: „Horohoro.“ „Und weiter?“ auch Seiji schien nicht sehr begeistert von dem Blauschopf. „Tut doch nichts zur Sache.“ „Ich will’s aber auch wissen“ gab Ren von sich. „Horohoro Usui. Reicht auch das Horo nur einmal zu sagen.“ Stellte er sich darauf vollständig vor. Die Beiden grinsten sich eine Weile an, bis Ren den Schorf der noch nicht geheilten Wunde an der Stirn seines Gegenüber entdeckte. „Hast du keine Pflaster?“ gab er darauf gespielt genervt von sich. „Tz...“ Horo war sichtlich amüsiert, „Woher denn bitte?“ „Und wie geht’s dir sonst so?“ „Mhh... also jetzt definitiv besser...“ Wieder das alles sagende Grinsen, sowie, von Beiden unbemerkt, eine Eifersüchtige Miene in Yumis Gesicht. Nur Seiji war sich noch der Realität bewusst und blickte auf seine Uhr „Leute, wir haben nur noch ’ne viertel Stunde und haben gleich bei Mr. Überpünktlich!“ „Lernen können wir nächstes Mal weiter, und in zehn Minuten loszugehen reicht auch aus.“ Warf Ren in diesen versteckten Appell ein, wurde aber von Seiji eines Besseren belehrt: „Nicht wenn du einen guten Platz erhaschen möchtest.“ Darauf stand Yumi überstürzt auf: „Also; ich geh schon los, muss noch aufs Klo!“ Genauso überstürzt verlies sie darauf die Mensa. Seiji hingegen hörte nicht auf seinen eigenen Appell und blieb sitzen. „Woher kennt ihr euch?“ Eine schwierige Frage für Ren, wollte er nicht die Wahrheit sagen. ‚Freunde’ konnten sie ja kaum sein, haben sie sich doch erst vor zwei Minuten Namentlich beieinander vorgestellt. Für Horo schien das Ganze einfacher: „Ren ist mein Held in strahlender Rüstung!“ meinte er theatralisch gestikulierend. „Hä?“ „Jab! Er hat mir geholfen als ich halbtot auf der Straße lag.“ „Wusste gar nicht das unser Stachelkopf so selbstlos sein kann!“ „Haha!“ der Freak musste einfach loslachen „Stachelkopf, das gefällt mir!“ „Musst du gerade sagen, Freak!“ giftete dieser Stachelkopf ihn darauf an. „Ach komm, jetzt tu doch nicht so böse!“ reagierte Horo, als hätte er Rens Spiel durchschaut. Nach dieser lockeren und fröhlichen Verhaltensweise war er Seiji wieder sympathischer geworden, er blickte erneut auf seine Uhr. Konnte aber nichts sagen da das Gespräch durch Horos Magenknurren unterbrochen wurde, der darauf etwas verlegen reagierte „Hehe, sorry!“. Trotzdem konnte er seinen gierigen Blick auf die immer noch recht große Portion auf Rens Tablett nicht verbergen. Dieser seufzte „Willst du was ab haben?“ „Liebend gerne!“ damit riss er die Gabel aus Rens Hand und begann zu essen, das Tablett dabei auf seinen Platz belassend, sodass er jeden Bissen umständlich über den Tisch führen musste. »Ich wollte ja auch vielleicht nicht noch selbst etwas essen?« dachte Ren, der die Gabel jetzt kaum zurück nehmen würde, nachdem sie bereits mit Horos Speichel benetzt war, und deshalb das Tablett in die Tischmitte schob. Da ihn kein knurren mehr unterbrechen konnte sprach Seiji seinen Satz: „Ich gehe dann auch schon los.“ „Halt mir ’nen Platz frei.“ Bat Ren noch, ehe der Blonde die Beiden alleine lies. „Woher wusstest du...?“ begann der Chinese schließlich, ohne seine Frage beenden zu können „Naja, diese Uni ist die einzige in unserem Stadtbezirk die internationales Management anbietet, ich wusste also wo ich zu suchen habe.“ Erst nach Beendigung des ersten Satzes schluckte er seinen im Mund bearbeiteten Bissen herunter. „Man, das macht echt Hunger den ganzen Tag in der Mensa zu sitzen und zu warten“ „Du bist ’n richtiger Trottel!“ Ren lachte dabei kurz und nasal „Was war dein Plan, hier solange sitzen bis du mir begegnest?!“ „Genau! – äh, bzw. nein! Ich wollte am Eingang warten, aber davon gibt’s ja so viele! Und dann bin ich durch die Uni gerannt... aber das ist ja genauso sinnlos! Erst dann hab ich mich hierher gesetzt. Naja ist doch egal, es hat ja geklappt!“ der Punk zeigte seine Freude wieder in einem Lächeln, nachdem er seine sehr lauten Erklärungen beendet hatte. „Außerdem kenn ich jetzt auch mal deinen Namen!“ Auch Ren verbarg seine Freude über dieses wiedersehen nicht, musste sich aber erst an die Lautstärke dieses Kerls gewöhnen. Er schien gar nicht zu merken wie laut er war, schien sich seiner Umwelt nie so wirklich bewusst. „Also!“ begann der Punk wieder, immer noch beim sprechen nicht darauf achtend wie viel Essen sich in seinem Mund befand. „Ich möchte mich irgendwie bei dir bedanken! Wie du dir vorstellen kannst hab ich keine Kohle... also, dir was zu schenken oder sonst was...“ „Das ist doch auch gar nicht nötig!“ „Na-na, doch das ist es! Naja jedenfalls dachte ich, vielleicht verbringen wir etwas Zeit miteinander bis mir was eingefallen ist?“ Ren musste schmunzeln, jetzt bediente sich der Kerl doch Tatsächlich eines Vorwands! War es nicht offensichtlich das sie Beide gleich fühlten mit dem Wunsch einander kennen zu lernen? „Okay, die Vorlesung dauert gut zwei Stunden, hast du dann Zeit?“ „Jau, hab ich. Willste nichts mehr?“ der Punk deutete aufs Essen. „Nein.“ Lehnte er das Essen ab. „Alles klar, dann beim Haupteingang, ja?“ „Wenn du mir sagst welcher der Haupteingang ist.“ Der Dunkelhaarige gab ihm eine Beschreibung dieser, während Horo seine Portion vertilgte. Darauf musste der Chinese sich beeilen die Vorlesung noch rechtzeitig zu erreichen. Dieses mal hatten sie zumindest ein Wiedersehen vereinbart, und da es ja bereits in einigen Stunden war dürfte nichts schief gehen. Die Info was er studierte wird sich der Freak bestimmt von seinen Ordnern seines Regals abgeleitet haben. Schließlich ruhte darauf neulich sein Blick, als Ren aus dem Wäschekeller wiederkam. Glücklicherweise haben ihm seine Kollegen wirklich einen Platz freigehalten, und da nun Konzentration gefordert war geriet er auch nicht in Erklärungsnot. Der Punk wartete tatsächlich zwei Stunden später am Haupteingang. Kororo saß wie so häufig auf seiner Schulter, er schien zumindest ansatzweise Vernunft angenommen zu haben, sich bei dem kälter werdenden Wetter endlich eine Jacke anzuziehen. Zwar eine dünne aus Leder, aber immer noch wärmer als die Achselhemden und T-shirts. Trotzdem kombinierte er dazu eine kurze Hose, Ren fröstelte dies schon beim Anblick. Er trat aus dem Gebäude heraus, auf den Killernieten verzierten Kerl zu, der keck an einer der Säulen des Vordachs lehnte, eine selbstgedrehte Zigarette in der Hand. „Willste auch?“ er hielt ihm das brennende Röhrchen Papier entgegen, eingeklemmt in Zeige- und Mittelfinger. Ein süßlicher, starker, im Abgang etwas stechender Geruch wehte dem Studenten entgegen, der darauf angeekelt die Nase rümpfte. „Ist das Marihuana?“ Etwas über diese Reaktion überrascht zog der Punk seine Hand wieder zurück. „Ja... also eigentlich ja bloß Hasch...“ Sagte es fast emotionslos, ehe er noch mal einen Atemzug durch den Joint sog, die Augen dabei auf Ren belassend. „Bist du wahnsinnig; direkt vor der Uni?!“ wie konnte Ren diesem Idioten nur so etwas wie Vernunft unterstellen? Ihm war als müsste er nun an dessen Verstand zweifeln. „Was denn, ihr Studenten seid doch die Haupteinnahmequelle sämtlicher Dealer. Das kratzt hier keinen... “ „Und zu denen gehörst du wahrscheinlich auch noch?!“ „Nein, aber reg dich ma’ ab...“ „Man, lass lieber schnell von der Uni weg, ehe Jemand was merkt!“ mit diesen Worten scheuchte er den Punk auf und sie gingen langsam los. Da der Joint allerdings schon am Ende war schnippte er diesen achtlos von sich. „Nimmst du noch andere Sachen!?“ Ren hatte kein Problem damit seinen Ärger zu zeigen, obwohl es ja eigentlich die alleinige Entscheidung des Punks war, was er tat. „Nein, aber... ach komm ey, wegen dem bisschen kiffen kannste doch jetzt nicht ernsthaft sauer sein?“ argumentierte der Punk genervt los, soweit man dies als argumentieren bezeichnen konnte. „Schon gut.“ Doch überhaupt nichts war gut, wer wusste schon ob er die Wahrheit sagte? Nachdem Ren ja offensichtlich eine Abneigung gegen Cannabis und seine Erzeugnisprodukte hatte, würde der Punk andere Drogen, gesetzten Fall er nahm sie, kaum zugeben. Aber für den Moment sollte dies egal sein. „Nur bleib mir mit brennenden Gegenständen fern, da hab ich ’ne Allergie gegen!“ Der Blauschopf sah den Kleineren an, seinen unglücklichen Gesichtsausdruck. Fremde zeigten einander nicht ihre Wunden, erst recht nicht die frischen, noch blutenden. Erst mal musste man sich ja kennen lernen, ganz beharrlich an der Oberfläche kratzen, auch auf die Gefahr hin selber Wunden zu hinterlassen. Das wussten Beide und entsprechend verhielten sie sich. Nicht zuviel fordernd, nicht zuviel fragend. Ren hatte sich schon von alleine wieder beruhigt: „Und wohin?“ „In ’nen Park, aber ’nen andren als sonst...“ „Alles Klar.“ Sie spazierten drauf los, Ren steuerte schnell auf einen Park zu, einen der ihm ebenfalls gefiel und der groß genug war, darin eine Weile auf und ab gehen zu können, ohne das es langweilig würde. Obgleich der Student noch am Verstand des Punks zweifelte war er auch neugierig auf eben diesen. Was war das für ein Kerl? Dem seine Umwelt und Manieren so vollkommen egal schien, der sich aber trotzdem um jeden Preis bei ihm bedanken wollte. Und warum lebte er auf der Straße? Wie ein echter Punk um der Rebellion Willen? Oder war er ein gesellschaftlich Verstoßener? Ren war zwar wahnsinnig neugierig, aber Jemanden auszufragen war nun überhaupt nicht seine Art, also schwieg er, er wollte ja auch nicht zu persönlich werden, schließlich könnte er auf eine Wunde treffen. Sie redeten über dies und das, nebensächliches, oder besser gesagt oberflächliches. Über ihren Musikgeschmack, der sich überraschenderweise in mehr Punkten ähnelte denn gedacht. Darüber das Ren erst seit einem Jahr in Japan lebte, Aufgrund seines Studiums. Japanisch hatte er bereits vorbereitend darauf in China gelernt. „Ist dir nicht kalt?“ Ren war immer noch nicht darüber hinweg wie cool der Punk die Temperaturen wegsteckte. „mh? ... sollte es denn? ...“ „Naja sie mich an, mit dem Mantel und so ...“ „Bist wohl ’ne Frostbeule?“ der Punk grinste spöttisch „Dabei haben wir erst ende September, was machste im Dezember; eingemummelt laufen wie die Eskimo?“ „Mpf! Du musst aber zugeben, dass es für September ungewöhnlich kalt ist!“ Der Blauschopf hob nur die Achseln, machte dazu ein beschwichtigendes Gesicht. Nach einer kurzen Pause erklärte er: „Keine Ahnung... find’s nicht kalt. Vielleicht bin ich’s nur noch gewohnt, von Hokkaido.“ „Hokkaido?“ „Jau, da komm ich weg“ „Was machst du dann hier?“ der Punk gluckste leicht gestellt: „Ich bin halt schon ’ne Weile unterwegs. Was denkst denn was ich den ganzen Tag auf der Straße mache, da versucht man halt rum zu kommen.“ Er grinste wieder und er sah wirklich gut aus wenn er grinste, sein Piercing glitzerte dann immer. „Aha. Und wie lange bist du schon in Tokyo?“ „Ne weile ... bleib auch erst mal hier.“ Wie einfach der das Alles sagte, als wäre seine Lebenssituation die normalste der Welt. „Dann sag doch mal; was machste so auf der Straße?“ Jetzt fragte Ren doch nach und übernahm sogar noch die Spracheigenarten seines Gegenübers... „Das Beste daraus machen...“ er überlegte kurz „das würde ich ja zu gerne sehen...“ „Hä? Was?!“ „Na dich eingemummelt wie ’n Eskimo, du watschelst dann bestimmt im Pinguin-Style durch die Gegend.“ Er grinste breit in sein Lachen herein. Hatte es tatsächlich geschafft auf so einfache Art das Thema zu wechseln, Ren vollends zu irritieren. „Woher willst du das wissen?“ Seine Stimme klang eigentlich leicht gereizt, fast gekränkt, weshalb er versuchte sein kichern zu unterdrücken, als er sich diesen eingemümmelten Watscheltanz bildlich vorstellte. Wollte schließlich nicht zugeben wie recht der Punk hatte. Dieser konnte das Gefühlsgemisch aber sehr gut von Rens Gesicht ablesen. „Aha, auf einmal empfindlich?“ und wieder grinste er, Ren sehr gut durchschauend, hatte er doch durch die Jahre auf der Straße eine außerordentliche Menschenkenntnis bekommen. Begann dann sich wie ein Pinguin fortzubewegen: „Nag, Nag“ watschelte vor sich hin „brrr! Mir ist ja soooo kalt....“ schüttelte sich bei den Worten, die Schultern anziehend und watschelte dann weiter. Es war niedlich und witzig: eine echt gute Parodie. „Halt die Klappe, du Schneetrottel!“ Ren machte ein bitterböses Gesicht, wollte den Trottel dadurch zum schweigen bringen. Ihm zeigen das er ganz und gar nicht lustig war. Obwohl er somit log und er sein Lachen lediglich hinter diesem Gesicht versteckte. Als der menschliche Pinguin diesen finsteren Blick bemerkte riss er die Augen auf: „Aahh, Todesblick!“ und viel sofort um, gab dabei noch ein paar krächzende Laute von sich. Er spielte einen sterbenden Pinguin, der von Rens Blick umgekommen war. Das war zuviel, das sich dieser Freak nur wegen seiner dummen Show einfach in den Dreck warf und dann auch noch seine Albernheit... Rens Fassade bröckelte und er prustete los bis er in lautes Lachen verfiel. Ein echtes, nicht spöttisches Lachen, von dem er sich selbst nicht erinnern konnte wann es das letzte Mal so klang. Der Punk sah sehr glücklich aus sein Ziel endlich erreicht zu haben. Er hätte dem Lachen mit Freuden noch länger gelauscht, aber es währte nur kurz. Zumindest hinterlies es ein grinsen auf seinen Lippen. Der Chinese war richtig aufgeblüht, schneller als er sonst brauchte, oder ... war er überhaupt jemals so aufgeblüht? Er half dem armen totem Pinguin noch auf die Beine, ehe sie ihren Spaziergang und ihre Unterhaltung fortführten. Ihr Umgang war locker, freundschaftlich, als würden sie sich schon ihr Leben lang kennen. Dabei fielen auch häufiger liebgemeinte Beleidigungen und gestellte Streitereien. Aber die Themen blieben Allgemein. Horo sprach vom Snowboarden, seinem Hobby und Ren erzählte von seinem Pferd, das er nun vernachlässigen musste, da es ja zwangsweise in China geblieben war. Nachdem der Punk so gekonnt vom Thema seiner Lebensverhältnisse abgelenkt hatte, versuchte Ren es nicht erneut diesbezüglich irgendwas herauszufinden. Obwohl er sich schon wunderte, wie schaffte der Kerl es zu überleben? Ren hatte ihn noch nie unter den anderen Schnorrern in der Stadt gesehen, was ihn eigentlich erleichterte, da er zu diesen häufig unfreundlich war, es wäre schade wenn Horo dort einmal mit dabei gewesen wäre. Aber wenn er weder dealte noch schmarotzte... was blieben einem da noch für Einnahmequellen? Aber naja, er sagte ja er käme klar, also brauchte Ren auch kein schlechtes Gewissen zu haben sich am Abend zu verabschieden, wohlwissend, dass er nun im warmen Bett schlafen würde, während der Punk nichts weiter als sein erwähntes altes Gebäude hatte, in diesem wohl nicht mal eine Matratze existierte. Wenigstens war dieser Park nun ihr neuer Treffpunkt, sie sahen sich Tags drauf wieder, am Donnerstag dann nicht, das wäre dem Studenten zu stressig gewesen, aber am Freitag ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)