The Magician's Apprentice von abgemeldet (Magie) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- „Guten Morgen.“ „Guten Morgen, werter Herr. Was kann ich...Ah, Hannahs Gewand!“ Der Stoffverkäufer trat näher an Lord Noka heran und musterte ihn. „Es passt ja wie angegossen!“ „In der Tat.“ „Wunderbar! Nun, was kann ich für Sie tun, Herr?“ „Ich suche Hannah.“ „Sie war heute noch nicht hier.“ Lord Noka nickte knapp. „Verstehe.“ „Kann ich etwas ausrichten? Ich bin mir sicher, sie kommt heute noch.“ „Nein, danke“, antwortete er kurz und knapp und verließ das Geschäft. Suchend blickte Lord Noka durch die zugeschneiten Straßen, als er auf dem Weg zu ihrem Haus war. Es schneite noch immer und die Menschen hatten damit zu kämpfen, die Straßen vom Schnee frei zu fegen. Nach einigen Minuten konnte er ihr Haus sehen. Der Eingang war vollkommen eingeschneit, es schien heute noch niemand herausgekommen zu sein. Er trat näher an das Haus heran, bis er vor der Tür stand. Er klopfte laut und horchte. Kein einziger Laut von innen. Er klopfte noch einmal, dieses Mal etwas lauter. Jemand lief schlürfend durch den Schnee. „Lord Noka“, flüsterte eine ihm vertraute Stimme „Was tun Sie..“ Sie fing laut an zu Husten. Lord Noka drehte sich zu der Stimme um und zog die Luft scharf ein. Hannah stand hustend vor ihm. Ihre Haut war kreidebleich, tiefe Ringe unter den Augen verunstalteten ihr hübsches Gesicht, ihr Kleid war nass und teilweise zugeschneit. „Hannah!“ Er lief auf sie zu und packte ihre Schultern. Sie lächelte gezwungen. „Schön Sie zu sehen, Herr.“ Er berührte vorsichtig ihre Wange und erschrak. „Du bist eiskalt! Was...“ „Mir geht es gut. Mir ist gar nicht kalt.“ Sie fing wieder an zu husten. „Was machst du, was...“ „Mutter ist tot. Nanna ist tot.“ Sie lächelte wieder gezwungen. „Mir geht es gut.“ Lord Noka zog seine Robe aus, hüllte Hannah darin ein und hob sie dann hoch. „Lord Noka.“ Hannah versuchte, sein nun enthülltes Gesicht zu berühren, aber ihre blau angelaufenen Finger glitten nur an seinen Wams entlang. Hannah blinzelte, um ihn besser erkennen zu können. Er hatte kurze, schwarze Haare, die ihm ins Gesicht fielen, stahlblaue Augen, ein kantiges Gesicht und außerdem trug er einen winzigen totenkopf als Ohrring, der an seinem Ohr herumbaumelte. Sein Gesicht wies keine Falten auf, dennoch schien er seine Jugendzeiten schon eine Weile hinter sich gehabt zu haben. Er rannte mit ihr in den Armen durch die Strassen. „Lord Noka, es schneit“, flüsterte sie „Wie gestern als wir zusammen waren. Und jetzt sind wir wieder zusammen.“ Sie fing heiser an zu kichern, dann musste sie wieder husten. Immer wieder wurde sie von Hustenanfälle überfallen und er wurde das Gefühl nicht los, dass es immer schlimmer wurde. „Holt ein großes Becken voll Wasser! Bringt es in mein Gemach und beeilt euch!“ befahl Lord Noka seinen Bediensteten, als er keuchend mit Hannah in den Armen die Treppen seines Hauses hochrannte und den oberen Flur entlang stürmte. „Lord Noka“, Hannah sah sich benommen um „Wir sind ja im Gruselschloss.“ Er murmelnde leise Hannah unbekannte Worte und die Tür zu seinem Gemach sprang auf. Er legte sie auf das riesige mit Vorhängen behangene Bett. „Lord Noka, ich will nicht.“ „Es ist alles in Ordnung“, versuchte Lord Noka sie zu beruhigen, während er sie in zwei Decken hüllte. Gleich darauf kamen die vier Bediensteten, die das große Becken voll Wasser hereintrugen und mit einem lauten Krachen abstellten. Hannah setzte sich erschrocken auf. „Es ist alles in Ordnung“, wiederholte er und drückte sie vorsichtig in das Bett zurück. „Können wir noch etwas tun, Herr?“ „Holt mir einen Heiler.“ Die Bediensteten verließen rückwärts und verbeugend das Gemach und schlossen die Tür hinter sich. Lord Noka erwärmte das Wasserbecken mit einer Handbewegung auf die richtige Temperatur, nahm einen Lappen, den er in das warme Wasser eintunkte, wringte ihn aus und tupfte dann vorsichtig Hannahs Gesicht damit ab, um es zu wärmen. Mit einer kurzen Bewegung seiner Hand entfachte sich das Kaminfeuer hinter ihm. Er beobachtete wie sie ihre Augen schloß. „...wieder gesund werden.“ „Danke.“ Hannah öffnete benommen die Augen und sah zwei Männer in dem Raum stehen. Als sie tief Luft holen wollte, fing sie wieder an, lautstark zu husten. Die beiden Männer blickten zu ihr hinüber. Der eine verließ schweigend das Gemach, der andere kam auf sie zu und hockte sich vor das Bett. „Wie fühlst du dich?“ „Lord Noka“, sie blinzelte „Schon etwas besser.“ Er nickte, dann befreite er sie aus den schweren Decken. Sie setzte sich langsam auf und starrte ihn an. „Habe ich etwas im Gesicht?“ fragte er sie. Sie schüttelte den Kopf. Er lächelte sie an, dann stand er auf und hielt ihr seine Hand hin. Hannah fiel auf, dass ihre Wangen sich erwärmten. Sie ergriff zögernd seine Hand und zog sich an ihr hoch. „Hier“, Lord Noka zeigte auf das große Becken „Der Heiler meinte, sobald sich dein Körper wieder etwas erwärmt hat, sollst du ein heißes Bad nehmen.“ Hannah schaute verwirrt an sich hinab. Sie trug nur das verschlossene Gewand, das sie für Lord Noka geschneidert hat, aber nichts darunter. „Was...“ „Der Heiler meinte, du sollst...“ Er brach ab, als er sie ansah. „Ach so. Keine Sorge. Meine weiblichen Bediensteten haben dir nur dein nasses Kleid ausgezogen.“ Sie sagte nichts, sondern schaute nur beschämt auf den Boden. „Ich werde jetzt gehen, du solltest jetzt das Bad nehmen. Meine Bediensteten stehen vor der Tür und werden dir behilflich sein, solltest du nach ihnen rufen.“ Sie verbeugte sich. „Danke. Vielen Dank, Lord Noka.“ Er verließ schweigend den Raum und schloß die Tür hinter sich. Hannah öffnete das Gewand und ließ es von ihrem zierlichen Körper gleiten. Vorsichtig berührte sie mit einer Fußspitze das Wasser. Es war angenehm warm. Dann schlüpfte sie in das Becken und lag bis zum Hals darin. Ihr Körper erwärmte sich allmählich. Sie schaute sich im Raum um. Der Boden war mit einem weinroten, weichen Teppich ausgelegt, die Wände schwarz bemalt und mit hängenden Kerzenhaltern beschmückt. Gegenüber dem riesigem mit roten Vorhängen behangenem Bett knisterte das das Zimmer erwärmende Feuer in einem großen Kamin. Durch einem Fenster konnte Hannah draußen den Schnee fallen sehen. Sie war froh darüber in einem gemütlichen, warmen Haus zu sein und ein angenehmes Bad nehmen zu dürfen. Nach einigen Minuten stand sie auf, stieg aus dem Becken und trocknete sich mit einem Tuch ab. Dann zog sie wieder Lord Nokas Gewand an und schnürrte es zu. Vorsichtig öffnete sie die Gemachtür und lugte hinaus. Zwei Diener standen rechts und links. Hannah trat hinaus. „Äh..Wo finde ich Lord Noka?“ Eine Bedienstete verbeugte sich. „Bitte folgt mir.“ Barfuß lief Hannah der Frau hinterher. Sie schaute sich in den langen Gängen um. Diese hatten ebenfalls schwarze Wände und rote, weiche Teppiche und überall hingen Gemälde. Vor einer Tür blieb die Bedienstete stehen und verbeugte sich vor Hannah. „danke.“ Hannah klopfte zaghaft an der Tür. Eine leise Antwort war aus dem Zimmer zu vernehmen. Sie trat langsam ein und weitete ihre Augen vor Erstaunen. Die wände waren voll mit ganzen deckenhohen Regalen voller unzähliger Bücher. Der Raum machte einen Knick nach rechts, wo ebenfalls Bücher aufzufinden waren. „Du meine Güte.“ Sie legte ihre Kopf in den Nacken und schaute die Regale hinauf. Langsam laufend ging sie durch den Raum. Sie prallte gegen jemanden. „Pass auf.“ „Ah, Lord Noka!“ Hannah verbeugte sich, dann richtete sie sich wieder auf und das ihr zu große Gewand rutschte ihr auf einer Seite von der Schulter. Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Errötend schob sie das Gewand wieder hoch. Dann fing sie kräftig an zu husten. Als sie sich wieder beruhigte, sagte sie: „Das ist wirklich ein beeindruckender Raum, Lord Noka.“ Er lächelte. „Schön, dass es dir gefällt. Komm.“ Sie liefen um die Ecke. In der Mitte standen zwei rote, ausgepolsterte Stühle. Lord Noka setzte sich auf einen. „Komm, setz dich“, forderte er sie auf. Hannah setzte sich zu ihm. „Haben Sie die Bücher schon alle gelesen?“ „Im Großen und Ganzen ja.“ Er deutete auf den Bücherstapel auf dem Boden. „Die habe ich noch nicht gelesen.“ „Das sind ja eine Menge.“ Sie schwiegen kurz, dann fragte Hannah: „Darf ich?“ „Immer zu.“ Sie sprang auf und lief auf ein Bücherregal zu. Sie nahm das erste Buch in der Reihe auf ihrer Augenhöhe. Das Leben nach dem Tod Sie runzelte die Stirn und ordnete es wieder ein. Dann nahm sie das Zweite. Die Seelen der Toten Die Falte zwischen ihren Brauen wurde tiefer und das Buch verschwand wieder im Regal. Die nächsten Bücher waren Wie erwecke ich einen Toten Spiel mir das Lied vom Tod Im Angesicht der Bestie „Vielleicht nicht das richtige Regal für dich.“ Hannah schrak auf, als Lord Noka plötzlich hinter ihr stand. „Äh..Sind das alles Magiebücher?“ „Einige.“ Er ging an ihr vorbei und auf ein anderes Regal zu. Sie tapste ihm lautlos hinter her. Mit dem Finger suchend ging er die Reihen durch und zog dann nach einer Weile ein dickes Buch heraus. Er entstaubte es, indem er darüber pustete, dann hielt er es ihr hin. Hannah las: Verbotene Liebe Sie weitete die Augen. „Soetwas lesen Sie?“ „Ist es mir nicht erlaubt?“ Sie blinzelte ihn an. „Doch. Entschuldigt.“ Sie ging hinüber zu dem Stuhl, setzte sich, schlug die erste Seite des Buches auf und fing an zu lesen. Lord Noka setzte sich zu ihr. Er musterte sie. Langes, offenes noch von dem Wasser nasses schwarzes Haar, zierlicher Körper in seinem für sie zu großem schwarzem Gewand, blasse weiche Haut, zarte Lippen. Er beobachtete sie eine ganze Weile beim Lesen, dann stand er auf und verließ leise den Raum. Nach fast einer Stunde kam er wieder. „Hannah“, flüsterte er ihr leise ins Ohr. „Ja?“ antwortete sie, den Blick nicht vom Buch lösend. „Ich habe Stiefel für dich.“ „Mhm.“ „Hannah.“ „Ja.“ Lord Noka baute sich vor ihr auf und ließ die Stiefel zwischen ihrem Gesicht und dem Buch baumeln. Erst jetzt kam sie von dem Buch los und starrte die Stiefel an. „Oh. Entschuldigt, Lord Noka.“ Er lächelte sie an, kniete sich vor ihr nieder und hob ihren rechten Fuß an. „Lord Noka, ich kann das.“ Er blickte zu ihr hinauf. „Ich weiß.“ Dann zog er ihr den Stiefel über den Fuß, nahm sich ihren linken Fuß und tat das selbe, wie mit dem Rechten. Als er fertig war, stand er auf, ging hinter ihr und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Lord Noka, ich..“ „Pscht. Entspannen.“ Sie atmete tief durch, fing wieder laut an zu husten. Als der Anfall vorüber war, massierte Lord Noka sanft ihre Schultern. Am Anfang fühlte sich hannah nicht wohl dabei, doch nach einer Weile fing sie an, zu genießen und schloß die Augen. Jemand räusperte sich. Lord Noka stoppte die Massage und Hannah sah erschrocken auf. Ein Bediensteter stand im Raum. „Entschuldigen Sie die Störung, Lord Noka, Lady Hannah. Jemand wünscht Sie zu sprechen, Herr.“ „Entschuldige mich“, sprach er zu Hannah und verließ zusammen mit dem Bediensteten das Zimmer. Hannah seufzte. Sie stand auf, nahm das Buch in die Hand und machte sich auf den Weg zurück zu Lord Nokas Gemach. Hannah saß vor dem knisternden warmen kaminfeuer und las noch immer das Buch, das ihr Lord Noka gegeben hatte. Es klopfte an der Tür. Hannah schrak auf, dann legte sie ihr Buch bei Seite, rappelte sich auf, richtete das übergroße Gewand und öffnete die Tür. Eine weibliche Bedienstete verbeugte sich. „Lady Hannah, Lord Noka erwartet Euch.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, lief die Dienerin den Gang entlang, Hannah ihr folgend. Nach wenigen Minuten erreichten sie einen großen Raum mit ebenfalls rotem ausgelegtem Teppich und schwarz bemalten Wänden, in derem Mitte ein langer Holztisch sowie gepolsterte Holzstühle standen. Auf einen auf die Tür gerichteten Stuhl saß Lord Noka. Er lächelte, als er Hannah sah. „Bitte setz dich.“ Die Bedienstete verließ schweigend den Raum, schloß die Tür hinter sich. Zögernd lief Hannah zu Lord Noka an den Tisch und setzte sich zwei Stühle von ihm entfernt. Langsam blickte Hannah zu ihm hinüber und sah, wie er verwundert die Augenbrauen hob. Dann betraten einige Diener den Raum. Sie trugen Tabletts mit Speisen sowie Getränken. Leise klirrend stellten sie diese in die Mitte auf den Tisch ab, während weitere Bedienstete zwei Teller und Besteck verteilten. Leise verschwanden sie in den Nebenraum, wo Hannah die Küche vermutete. „Bitte, bedien dich.“ Stumm fingen beide an zu essen. Nach einer Weile des stillen Schweigens, stand Hannah auf. „Vielen Dank für das warme Abendmahl. Und vielen Dank für Ihre Hilfe und dem komfortablen Aufenthalt.“ Sie hielt sich die Hand vor den Mund und fing laut an zu husten. Dann fügte sie noch hinzu: „Und vielen Dank für Ihre angenehme Gesellschaft.“ Lord Noka runzelte die Stirn. „Du willst gehen?“ Sie nickte. „Ich möchte Euch nicht weiter belästigen. Und außerdem war Eure Entlohnung so großzügig, dass ich damit Monate lang auskommen werde. Vielen Dank auch dafür.“ Sie verbeugte sich. Lord Noka stand abrupt auf, lief auf sie zu und stellte sich so dicht vor ihr, dass sie seinen Atem spüren konnte. Er starrte sie fassungslos an. Hannah wich einen Schritt zurück. Er atmete tief ein, stieß dann die Luft wieder aus. „Ich bin zwar nicht damit einverstanden, aber ich kann dich auch zu nichts zwingen. Du bist hier ein gern gesehener Gast, vergiss also nicht vorbeizukommen, wann immer es dir beliebt.“ „Vielen Dank.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)