Katatonia Sleep von DemonhounD (Darkfiction) ================================================================================ Epilog: Neuanfang ----------------- Als er erwachte, hatte er ein Gefühl, als sei nur eine Sekunde seit dem Kampf mit der weißen Kreatur vergangen. Er schlug die Augen mit einem Ruck zurück und stellte fest, dass die Sonne bereits unter ging. Es musste also zumindest einige Stunden her sein. „Die weiße Kreatur.“, flüsterte Meg und seine Stimme klang noch immer trocken und kraftlos. „Welche Kreatur?“, hörte Meg eine Stimme neben seinem Bett und war zu schwach den Kopf zu drehen. „Ilone.“, hauchte Meg und lächelte. Sie war hier. „Wer ist Ilone?“ Was? Meg sog den Atem scharf ein und drehte den Kopf mit aller Kraft. Vor sich sah er eine Frau mittleren Alters und mit rostbraunen Haaren. Es war seine Tante und Meg schoss kurz durch den Kopf, wie verdammt unverändert sie war. Meg fühlte sich vollkommen elend. Er wusste mittlerweile, dass es Unrecht war, doch von allen Menschen auf der Welt, hätte er bei seinem Erwachen am allerwenigsten seine Tante sehen wollen. Warum war Daniel nicht hier? Oder Ilone? War er überhaupt schon erwacht? Dies musste ein Traum sein! „Hör zu!“, begann Megs Tante, ohne Meg Zeit zu geben sich zu sammeln. „Was dein Vater getan hat, war schrecklich für dich, aber deine Mutter… Evelyn…“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Sie ist tot.“, flüsterte Meg. „Und ich werde ihr Andenken niemals verraten, indem ich das vergesse.“ Er sah seine Tante an, die in diesem Moment auf stand und ihre Tasche mit beiden Händen fest hielt. Eine Geste, die Meg kannte. Sie musste immer irgendetwas in den Händen halten, wenn sie etwas Ernstes zu besprechen hatte. „Hör zu, Meg. Ich weiß, dass das jetzt alles etwas viel für dich sein muss, aber wir sind eine Familie, also wirst du in nächster Zeit bei uns wohnen.“ „Ich habe meine eigene Wohnung.“, wollte Meg antworten, dann schlug er plötzlich die Augen auf. Ein seltsames Gefühl beschlich ihn. Er sah auf seine viel zu kleinen Hände und ihm wurde schwindelig. Sehr langsam begann er zu begreifen. „Wie lange ist meine Mutter tot?“, fragte er und seine Stimme fühlte sich schal an. „Sie ist vor zwei Wochen gestorben. Du hast fast zwei Wochen geschlafen.“ Meg spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Wenn er 13 Jahre alt war, dann bedeutete das, das Ilone und Daniel niemals… - „Du lügst!“, schrie er und riss die Arme hoch. Irgendwo begann ein elektronisches Gerät zu piepsen. Meg riss sich einen Schlauch vom Körper und das Gerät verstummte. „Ich träume noch!“, rief Meg. „Das sind alles Erinnerungen! Ich war hier schon mal!“ „Beruhige dich!“, versuchte seine Tante es und streckte in einer hilflosen Geste beide Arme vor. „Lass mich alleine! Geh weg!“, schrie Meg und wunderte sich, als seine Tante tatsächlich mit schnellen Schritten aus dem Raum hinaus ging. Die Tür fiel krachend ins Schloss und Meg vermutete, dass seine Tante den Arzt holen würde. Sollte sie doch! Das hier konnte einfach nicht sein! Wenn er 13 war, dann bedeutete das, dass Ilone nicht existieren konnte. – Vielleicht war nicht einmal Daniel real. Alles woran er geglaubt hatte, war zerstört. Mit Schaudern bemerkte Meg, dass er sich an ihr Gesicht schon fast nicht mehr erinnern konnte. Der Traum begann zu verblassen. Er wirkte so weit entfernt und unklar, wie eine vergilbte Fotografie. Nur noch wenige Atemzüge und er würde alles vergessen. Sein Vater hatte vielleicht Recht gehabt. Vielleicht gab es hier draußen tatsächlich nichts, was ihn hielt. Vielleicht wäre es besser gewesen zu sterben. Vielleicht träumte er. – Eine nagende Stimme in Megs Kopf sagte ihm, dass dies hier vollkommen real sein musste. Er spürte die Schmerzen realer. Diese Welt hier folgte anderen Regeln. Sie folgte den Regeln der Wirklichkeit, die einfach zu verstehen, aber schwer zu begreifen sind. Wach sein kann deutlich mehr weh tun, als jeder Alptraum. Meg richtete sich auf und stand auf. Mittlerweile trugen seine Beine ihn etwas besser, doch schon, als er das Fenster erreicht hatte, bemerkte er, dass er nicht mehr konnte. Er setzte sich auf das niedrige in die Wand eingelassene Fensterbrett und sah nach draußen auf den großen Karpfenteich des Krankenhauses und den kleinen Park, in dem Angehörige mit Patienten die letzte Sonne des Tages einfingen. Einige schoben Rollstühle über den rotgepflasterten Weg neben dem Teich. Meg atmete bewusst tief ein und aus. Wenn er jetzt den Verstand verlor, war alles für das er so hart gekämpft hatte verloren. Wenn dies hier sein neues Leben war, dann würde er es leben müssen. Egal, ob er wollte oder nicht. – Sterben stand nicht mehr zur Auswahl. Es lag alles in seiner Hand. Er hatte eine Wahl getroffen und es war die Richtige gewesen. Er hatte die Wahl getroffen zu leben. „Willkommen zurück!“, hörte Meg den Arzt sagen, der vollkommen leise ins Zimmer getreten war und ihn vielleicht schon eine ganze Weile aufmerksam beobachtete. Meg drehte den Kopf und taxierte seinerseits den jungen Arzt kurz, dessen Augen noch die Anzeichen von echtem Mitleid zeigten. „Ja!“, sagte Meg. „Der Kampf ist gewonnen!“ Jetzt war er bereit für den Schmerz. Danken möchte ich mit und durch diese Geschichte all jenen Menschen, die mich immer wieder inspirieren und unterstützen. Dazu gehört vor Allem meine Liebe, die mich aus den Wolken holen kann, wenn ich mal wieder drohe mental davon zu fliegen. – Danke für die Stärke meine schlechten Seiten zu ertragen! Danke für die Geduld, wenn ich mal wieder nicht gesehen habe, was dir wichtig ist! Danke für das Durchhaltevermögen, wenn es darum geht meine Marotten zu ertragen! – Und Danke für deine Liebe! Ich weiß, ich habe sie nicht verdient! Auch meinem ehemaligen Arbeitgeber möchte ich hier erwähnen und auch all jene Kollegen mit denen ich in den letzten Monaten so viel Spaß hatte. – Da ich nach so langer Zeit der Haltlosigkeit bei euch feststellen durfte, wie wunderbar es sein kann, wenn man Teil eines Teams ist, habt ihr mir in den Monaten, in denen ich bei euch arbeiten durfte die Sicherheit gegeben, die ich brauchte, um meine Träume zu verwirklichen. (Auch, wenn viele von euch das nicht bewusst festgestellt haben dürften) Ohne euch wäre sicherlich Vieles in meinem Leben anders gekommen. – Allein deswegen werde ich die Arbeit mit euch sehr vermissen, wenn ich zu neuen Ufern aufbreche. Erwähnt seien auch die vielen neuen Freunde, die ich in einer Stadt finden durfte, von der ich lange geträumt habe und von der ich mich nun nach einem wundervollen Jahr verabschieden werde. – Ohne euch wäre dieser Traum nur halb so abenteuerlich gewesen und ihr habt mir mehr gegeben, als ich zu hoffen gewagt habe. Nicht nur in „Katatonia Sleep“, sondern auch im wahren Leben habe ich gelernt, wie wichtig es ist, wenn man Menschen hat, an denen man sich in schwierigen Zeiten festhalten kann. – Ich bin froh, dass die Meisten von euch mir auch auf meinem weiteren Lebensweg erhalten bleiben werden und dafür danke ich euch von ganzem Herzen! Nicht zuletzt natürlich auch: DANKE FÜRS LESEN!!! _____________________ J.J.Wehning; Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)