Meerebrise der Liebe von blackmidnightcat ================================================================================ Kapitel 5: Die Zwickmühle ------------------------- „Hey Lilly! Na, wie war dein Date mit Cal gestern?“ Lilly lachte. Sie hatte gewusst, dass diese Frage als erstes kommen würde. Sie sah ihre Freundin, die am Gartentor des Hauses wartete, grinsend an. „Alte Neugiernase!“, beschimpfte sie Stella im Scherz und packte sie am Arm. „Komm, ich erzähl es dir unterwegs! Wir sind spät dran!“ Sie liefen ein Stück weit und als sie um die nächste Kurve bogen, verlangsamte Lilly ihren Schritt. Stella passte sich ihrer Geschwindigkeit an. „Ja, was ist jetzt? Redest du von selbst oder muss ich dich foltern?“ Sie zwinkerte ihrer Freundin zu. Lilly lachte. „Nicht nötig! Ich rück auch so damit aus!“, sagte sie, die Hände spaßhaft zu Abwehr gehoben. „Also… Wir haben uns gestern Nachmittag so gegen drei am großen Brunnen im Park getroffen. Wir haben uns umarmt und sind dann ein wenig spazieren gegangen.“ Die Erinnerung an die zärtliche Umarmung ließ ihre Wangen leicht rosa werden. Sie stoppte kurz und atmete tief durch. „Und dann?“ Stella schaute ihre Freundin gespannt an. „Naja!“, sagte Lilly. „Wir sind halt durch den Park spaziert und plötzlich hat Cal dann nach meiner Hand gegriffen und dann sind wir Hand in Hand weitergegangen.“ Lilly wurde noch roter. Sie lächelte verlegen. „Und was war dann? Mensch Lilly! Erzähl schon!“, drängte Stella ihre Freundin. Lilly lachte. Ihre Freundin war immer so schrecklich neugierig. Sie atmete wieder tief durch. „Also gut! Also gut! Wir sind durch den Park spaziert und nach einer halben Stunde oder so zieht Cal mich auf einmal zur Seite. Ich war total perplex und wäre beinahe mitten in einem der Sträucher gelandet, wenn er mich nicht aufgefangen hätte.“ Sie lachte. „Dann hat er mich wieder losgelassen, sich runter gebeugt und einen Picknickkorb mit Decke unter dem Busch hervor gekramt. Er hat sie auf der Wiese ausgebreitet und wir haben uns darauf gesetzt.“ Lilly sah verträumt in den Himmel. Dann redete sie weiter. „ Cal hat anschließend den Picknickkorb ausgeleert und dreimal darfst du raten, was er dabei hatte.“ Sie lachte und sah ihre Freundin an. Stella schüttelte den Kopf. „Kein Plan! Sag schon!“ Lilly lachte, als sie sagte: „Erdbeeren mit Sahne!“ Da musste auch Stella grinsen. „Wie süß! Und habt ihr euch gefüttert?“ Sie sah Lilly neugierig an. Diese strahlte. „Worauf du wetten kannst!“ Sie hakte sich bei ihrer Freundin ein und erzählte weiter, während sie den gewohnten Weg zur Schule gingen. An der Schule angekommen, trennten sich die Wege der beiden Freundinnen. „Ciao, Lilly! Wir sehen uns dann in der Pause!“, rief Stella ihrer Freundin zu und winkte. Diese winkte zurück. „Ja, bis später!“ Während Stella in Richtung Bibliothek davon stapfte, ging sie durch den Eingang zum naturwissenschaftlichen Trakt. Auf dem Weg zum Chemieunterricht kam sie am Hausmeisterbüro vorbei, wo Ben bereits vor der Tür auf sie gewartet hatte. Lilly war so glücklich und verträumt, dass sie ihn gar nicht bemerkte. Erst als er sie beim Namen rief, schreckte sie auf. „Lilly!“ Sie blieb erschrocken stehen. Oh nein, den hatte sie ja ganz vergessen! Langsam drehte sie sich, bis die Ben sehen konnte. „Hey Ben!“, begrüßte sie ihn leise und mit gequältem Unterton. Dieser lächelte sie begeistert an. „Hey, du läufst ja schon wieder ohne Krücken rum.“ „Ja.“, sagte Lilly und zwang sich zu einem kleinen Lächeln. „War nur eine Zerrung und keine Verstauchung!“ „Mensch, das freut mich aber!“ Ben strahlte sie an. Lilly nickte. „Ja, mich auch.“ Dann holte sie tief Luft. „Du, ich muss los, gleich fängt Chemie an!“ „Okay! Sehen wir uns in der Pause?“ Ben sah sie hoffnungsvoll an. Lilly war schon am Weitergehen, als sie im noch ein gemurmeltes „Mal sehen!“ entgegen warf. Ben lehnte sich verwirrt an die Wand. Was war denn auf einmal mit Lilly los? Als sie mit ihm zusammen gestoßen war, hatte sie deutlich mehr Interesse gezeigt. Er runzelte die Stirn. Naja, vielleicht hatte sie auch einfach nur schlecht geschlafen oder die Tage oder sonst was. Ben zuckte mit den Schultern und begab sich ins Hausmeisterbüro. Lilly hingegen ging auf den Chemieraum zu, in dem sie gleich Unterricht haben würde. Sie war nur noch ein paar Schritte entfernt, als ein Junge seinen Kopf aus der Tür steckte und sich umsah. Als er ihr sein Gesicht zuwandte, spielte sich ein Lächeln um Lillys Lippen. Es war Cal! Auch er lächelte, als er sie sah und ging ihr langsam entgegen. Die beiden blieben voreinander stehen und schauten sich an. Dann legte Cal ihr die Hände auf die Hüften und zog sie zu sich heran. Lilly legte ihre Arme um seinen Nacken, schloss die Augen und ließ sich bereitwillig von ihm küssen. Ihre Lippen berührten einander und beide genossen diesen zarten Kuss, der ewig zu dauern schien. Dann hörten sie ein lautes Räuspern. Die beiden lösten sich erschrocken von einander und bemerkten, dass ihr Chemielehrer vor ihnen stand. Beide liefen rot an, als er sagte: „Ich störe diese traute Zweisamkeit ja nur ungern, aber ich würde gerne meinen Unterricht beginnen.“ Mit knallroten Köpfen und prustend lachend eilten sie in den Unterrichtsraum und trauten sich die gesamte Doppelstunde nicht, auch nur ein einziges Wort zu sagen. „Oh mein Gott, war das peinlich!“ Lilly stürzte lachend aus dem Chemieraum heraus, direkt gefolgt von Cal, der sich ebenfalls den Bauch hielt. Es hatte gegongt und sämtliche Schüler drängten sich an dem Paar vorbei. Cal griff nach Lillys Hand und gemeinsam ließen sie sich von dem Strom mitreißen. Sie gingen die Treppe hinunter und in Richtung Bibliothek. Schließlich war Lilly mit Stella verabredet. Und Cal hatte sich dazu bereit erklärt, es mit zwei Mädels aufzunehmen. Als sie sich schließlich aus dem großen Menschenstrom befreit hatten und der Gang zur Bücherei sichtbar wurde, blieb Cal stehen und zog Lilly zurück. „Was ist?“, fragte sie verwundert, doch Cals Blick verriet ihr alles. Ehe sie sich versah, drückte er ihr wieder einen Kuss auf und sie genoss ihn in vollen Zügen. Ihr Herz klopfte immer schneller und in ihrem Körper machte sich ein wohliges Kribbeln breit. Cal strich mit seiner Hand über ihren Hinterkopf, um sie noch intensiver zu küssen. Wie lang hatte er sich nach diesem Moment gesehnt? Als die beiden sich wieder voneinander lösten, legte Lilly ihren Kopf an Cals Hals und er hielt sie fest in seinem Arm. Er drückte ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel. Sie seufzte glücklich. „Na, ihr seid mir ja ein paar Turteltäubchen!“ Die amüsierte Stimme von Stella riss das Paar aus seinen romantischen Träumen. „Oh!“ Lilly schreckte auf und sah ihre Freundin an. „Hallo Stella!“ Sie errötete leicht. Stella kicherte. „Wegen mir musst du nicht rot werden.“ Lilly errötete noch mehr. „Stella!“, flüsterte sie entrüstet. Cal lachte und umarmte seine Freundin von hinten. „Also von mir aus kannst du gerne rot werden. Du siehst nämlich unheimlich gut aus, wenn du rot wirst.“ Er drückte ihr einen sanften Kuss auf den Nacken. Lilly kicherte. Stella sah die beiden kopfschüttelnd an. „Na euch hat’s ja echt erwischt!“ Dann lachte sie, drehte sich um und winkte den beiden über die Schulter zu. „Na kommt, ihr Turteltäubchen!“ Lilly sah zu Cal hoch und dieser nickte. Dann hakte sie sich bei ihm unter und die beiden folgten Stella den Schulgang entlang, in Richtung der Klassenräume, in denen der nächste Unterricht stattfand. Nach dem die Schule vorbei war, ging Cal wie gewohnt zum Hausmeisterbüro, um sich mit Ben zu treffen. Gut gelaunt wanderte er vor der Tür zum Büro hin her und wartete darauf, dass sein Freund herauskam. Als es aber schließlich soweit war, sah er, dass Ben seine gute Laune offensichtlich nicht teilte. Im Gegenteil! Er zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. „Ey Mann! Alles okay?“ Cal klopfte Ben leicht auf die Schulter. Der schüttelte verärgert den Kopf. „Blöde Weiber! Die wissen auch nicht, was sie wollen!“ „Hä?“ Cal sah ihn verwundert an. „Was für Weiber?“ Ben winkte ab. „Ist doch egal!“ Doch sein Freund ließ sich nicht so leicht abwimmeln. „Ben! Sag bloß, du hast ne Freundin?“ Cal lachte. „Macht sie dir Schwierigkeiten?“ „Wenn sie wenigstens meine Freundin wäre… Versteh einer die Frauen! Zuerst tut sie total interessant und dann versucht sie mich abzuwimmeln. Und das ist der Dank dafür, dass ich sie die Treppe hochgetragen und ihren Fuß bandagiert hab!“ Ben schnaubte wütend. Cals Lächeln erstarb. „Wie? Was für ein Fuß und was für eine Treppe?“ „Na dieses Weibsbild rennt mich auf der Treppe um und schafft es auch noch sich dabei den Fuß zu verstauchen. Und ich Idiot fall noch auf diesen ‚Ich bin so hilflos‘ – Blick herein.“ Wütend stampfte Ben auf dem Boden auf. „Moment, Moment! Hab ich das gerade richtig verstanden?“ Cal sah seinen Kumpel verwirrt an. „Ein Mädchen hat dich überrannt, ihr beiden seit gestürzt und sie hat sich dabei den Fuß verletzt? Wann war das?“ Ben schaute überrascht auf. „Erst vor kurzem.. Ist vielleicht zwei Wochen her! Wieso fragst du?“ Zwei Wochen! Vor zwei Wochen kam Lilly mit den Krücken in die Schule. Da hatten sie sich zum ersten Mal geküsst. „Hey! Erde an Cal! Was ist los?“ Ben schüttelte seinen Freund leicht. Cal sah ihn an. „Kann es sein, dass das Mädchen Lilly heißt?“, fragte er. Ben sah ihn überrascht an. „Ja. So heißt sie! Woher weißt du…“ Cal lächelte matt. Ben starrte ihm entgeistert entgegen. „Tut mir leid, mein Alter, aber Lilly ist schon vergeben.“ „Hä? An wen denn? Und woher…“ Er hielt inne. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Lilly ist deine Freundin?“ Cal nickte. „Sorry, Alter, das wusste ich nicht!“ Ben senkte schuldbewusst den Kopf. „Ich dachte…“ „Eh, kein Problem! Ist ja nix passiert! Jetzt weißt du ja Bescheid!“, unterbrach ihn Cal. Ben seufzte laut und reichte Cal die Hand. „Kein Zoff?“ Cal schlug ein. „Kein Zoff!“ Doch irgendwas hatte sich zwischen den beiden Jungs geändert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)