Grimassen von Sunrisepainter (Kankuro/Tenten) ================================================================================ Kapitel 3: Three ---------------- Three Die Ergebnisse der Untersuchung fielen befriedigend aus, sodass Tenten nach einer Woche Aufenthalt das Krankenhaus endlich verlassen durfte. Kankuro hatte ihr versprochen sie erst abzuholen und danach zum Essen auszuführen. Sie hatte niemanden davon erzählt, aus Angst, dass es zu peinlichen Gerüchten kommen könnte. Seit sie mit Kankuro über Neji geredet hatte, sah sie den Ninja aus Suna mit ganz anderen Augen. Sie hatte immer gedacht, dass er ein Draufgänger und Frauenheld war, eventuell auch ein Spanner (zugetraut hätte sie es ihm tatsächlich). Doch hinter dieser lässigen Fassade schien doch ein nachdenklicher und kluger Mann zu stecken. Natürlich kam er an Shikamarus und Nejis Genialität nicht heran, doch er schien sich doch die ein oder anderen Gedanken zu machen. Das bewies er auch wieder als er plötzlich mit einer einzelnen roten Blume in ihrem Zimmer stand. Tenten war gerade dabei ihre Sachen zusammen zu sammeln (vor allem ihre geliebten Waffen), als er sich hinter ihr räusperte. Vor Schreck ließ sie ein Kunai fallen und drehte sich fragend zu ihm um. „Himmel, Kankuro! Du hast mich fast zu Tode erschreckt!“, meinte sie aufgebracht. „Ach was, du lebst doch noch!“, lachte er, „außerdem bist du doch eine Kunoichi, also dürftest du nicht so schreckhaft sein.“ Tenten rollte nur mit den Augen und stopfte das letzte Kunai in ihre Tasche. Als sie in einer fließenden Bewegung aufstand und sich umwandte, wäre sie fast mit dem Ninja aus Sunagakure kollidiert. „Entschuldigung“, sagten beide gleichzeitig und sahen sich an. Ihre Nasenspitzen waren nur Zentimeter weit voneinander entfernt und Tenten konnte nun intensiver seinen Geruch nach Holz und Sand wahrnehmen. Keiner der beiden wollte als erstes den Blickkontakt unterbrechen und Tenten war ziemlich unsicher, was sie von der plötzlichen Nähe halten sollte. Kankuro hingegen gefiel es, das konnte er keinesfalls leugnen. Die brünette Kunoichi hatte es ihm aus irgendeinem Grund angetan. Er wusste, dass er schon lange nicht nur wegen seinem schlechten Gewissen kam. Er sah ihr an, dass sie nicht so recht wusste, was sie in dieser Situation tun sollte. Um den peinlichen Moment zu überdeckten, setzte er ein unschuldiges Grinsen auf und hielt ihr die Blume vor die Nase. „Danke“, murmelte sie schüchtern und etwas benebelt zugleich. Wie von selbst hob sich ihre Hand und sie nahm mit Fingerspitzen sein Präsent. Ihren Blick haftete sie jetzt auf das rote Objekt. „Was ist das für eine Blume? Ich glaube, ich habe so eine schon einmal gesehen, aber ich weiß nicht wie sie heißt...“ Kankuro räusperte sich: „Die aufdringliche Tussi im Geschäft meinte, dass es Feuerlilien seien“, er zuckte bloß mit den Schultern als wäre ihm das vollkommen gleichgültig. „Feuerlilien“, wiederholte sie und roch daran. Ein Lächeln erschien wieder auf ihrem Gesicht und sie meinte fröhlich: „Vielen Dank, eigentlich sind Blumen ja nicht so mein Fall, aber diese sind wirklich schön.“ Aus irgendeinem unerfindlichen Grund erleichterte ihn diese Bemerkung ein wenig. *** Da Kankuro nicht oft mit Frauen ausging, wusste er nicht genau, wohin er mit Tenten gehen sollte. Hinzu kam, dass er sich in Konohagakure noch nicht ganz so gut auskannte wie seine Schwester. Es sollte allerdings ein Restaurant sein, in dem die Speisekarte mehr Wert war als eine kleine Wohnung im Stadtzentrum. Natürlich nagten er und seine Geschwister nicht gerade am Hungertuch, aber er wollte aus irgendeinem Grund nicht den Anschein erwecken, dass er zur „höheren Gesellschaftsklasse“ gehörte. „Also, wohin gehen wir?“, fragte Tenten, die bis eben noch schweigend neben ihm hergelaufen war. Kankuro verzog das Gesicht. Insgeheime hatte er gehofft, dass sie diese Frage nicht stellen würde bevor ihm etwas eingefallen war. Doch es war klar gewesen, dass er sich bloß falsche Hoffnungen gemacht hatte. „Ähm...“, nachdenklich kratzte er sich am Kopf und sah sich in alle Richtungen herum. Sie waren allerdings genau in einer Straße gelandet, in der es nur Wohnungen zu geben schien. Und plötzlich hatte er eine brillante Idee. Er wäre sein Problem los ohne in seinem Stolz verletzt worden zu sein und Tenten würde ihn nicht für einen Volltrottel halten. Ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht und er blieb stehen, um sie anzuschauen. Das Mädchen mit der Pandafrisur zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen: „Was ist los?“ Er räusperte sich: „Also, da ich dir immerhin dieses Essen schulde, dachte ich, dass es nur fair wäre, wenn du dir ein Restaurant aussuchst.“ Er musste ein stolzes Grinsen über seinen guten Einfall regelrecht unterdrücken. Sie schaute ihn einen Moment nur mit prüfender Miene an. Kankuro spürte wie ihm die Röte ins Gesicht schoss und er zu schwitzen begann. Er betete, dass ihr das nicht auffallen würde wie sehr er versuchte seinen Stolz zu bewahren. „Das ist echt lieb von dir. Dann schlage ich vor, dass wir zu dem Nudelstand gehen, an ich mich mit meinen Freunden manchmal treffe“, sie lächelte ihn an. Ihm fiel ein schwerer Stein von Herzen und er atmete erleichtert aus. Tenten wirbelte herum und wollte vorauslaufen, doch dann drehte sie sich noch einmal mit einem verschmitzten Grinsen zu ihm um: „Du hättest mir übrigens ruhig sagen können, dass du keinen Schimmer hattest wohin wir gehen könnten. Ich gehöre nicht zu den Mädchen, die das stört.“ Mit einem Kichern drehte sie sich wieder um und ließ einen völlig perplexen Kankuro zurück. Der Shinobi aus Suna konnte sich nur am Kopf kratzen und einen leisen Fluch vor sich hinmurmeln. „Ich darf doch sehr bitten, mein Herr“, eine Frau mit einem Kleinkind an der Hand, die gerade in diesem Moment vorbeigegangen war, schaute ihn böse an. *** Zum Glück (jedenfalls empfand es Tenten so) trafen sie auf niemanden, den sie kannten und am besagten Nudelstand namens Ichiraku war auch kaum etwas los. Also suchten sie sich zwei Plätze und gaben ihre Bestellung auf. Ayame, die Tochter des Besitzers, musterte sie neugierig, doch als Kankuro ihr einen finsteren Blick zuwarf, wandte sie sich schnell wieder um und tat so als sei sie beschäftigt. „Also, danke noch mal“, nervös, weil sie nicht wusste wie sie ein Gespräch anfangen sollte, rutschte Tenten auf ihrem Sitz hin und her. Kankuro erging es nicht besser. „Ähm ja, war doch Ehrensache“, er räusperte sich. Sie kratzte sich verlegen am Hinterkopf und war wirklich sehr dankbar als das Essen kam; so waren sie nicht gezwungen Konversation zu betreiben. Dabei hatten sie während ihres Krankenhausaufenthaltes so intensive Gespräche geführt. Mit einem Seufzen legte sie ihre Essstäbchen beiseite. „Was ist?“, Kankuro hielt mitten in der Bewegung inne und schaute sie überrascht von der Seite an. Beinahe hätte sie gelacht, weil ihm immer noch Nudeln aus dem Mund hingen. „Weißt du“, murmelte sie ihren Blick fest auf ihre Hände gerichtet, „mir ist es peinlich, dass du mich zum Essen einlädst.“ „Also, das ist kein Date, wenn du das meinst“, beeilte er sich zu sagen, doch in seinem Inneren begann sich etwas zu regen. Sollte das etwa bedeuten, dass er sich wünschte es wäre ein richtiges Date? Schnell schüttelte er den Kopf. Das konnte nicht sein. „Nein“, sie kicherte leise und sah ihn amüsiert an, „das meine ich doch gar nicht. Mir ist es bloß unangenehm, dass du mich einlädst, weil es hätte andersherum sein müssen.“ „Wieso das denn?“ Nun verstand er gar nichts mehr und seine geröteten Wangen entfärbten sich wieder. „Na, weil du mich doch sozusagen „gerettet“ hast, deshalb dachte ich es wäre doch sinnvoller gewesen, wenn ich Gelegenheit gehabt hätte mich dafür zu revanchieren.“ Sie blickte ihn ernst an. Kankuro wurde auf einmal furchtbar warm und sein Herz klopfte bis zum Hals. „Also, weißt du...eigentlich -“ „Tenten? Was machst du denn hier?“ Die beiden zuckten zusammen und drehten sie sich gleichzeitig zu dem grinsenden, blonden Mädchen um. „Ähm, hallo Ino“, lächelte Tenten.Die blonde Kunoichi blickte zwischen den beiden fragend hin und her und legte anschließend den Kopf schief. Auf ihrem Gesicht wurde das Grinsen wurde noch breiter: „Sagt mal, Kankuro und Tenten, was macht ihr hier denn zusammen? Habt ihr etwa ein heißes Date?“ Die Angesprochenen wurden beide knallrot. Natürlich musste man bei Ino immer damit rechnen, dass sie unangenehme Fragen stellte. Das war nun mal seine Art. Trotzdem begann Tentens Hand zu zittern. „Ja klar, deshalb hast du auch die Blumen gekauft. Sie waren für Tenten!“, Ino klatschte belustigt die Hände zusammen. Tenten wurde noch roter, wenn eine Steigerung überhaupt möglich war: „Nein, wir haben kein heißes Date. Ich bin nur gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Blumen waren also nur ein Genesungsgruß und Kankuro war außerdem so freundlich mich zum Essen einzuladen, weil ich seit Tagen nichts mehr Vernünftiges in den Magen hatte.“ „Also doch ein Date“, ließ sich Ino nicht beirren. Kankuro und Tenten seufzten simultan. Es hatte keinen Zweck sie von ihrer festen Überzeugung abbringen zulassen. Wenn es um die Beziehung zwischen Mann und Frau ging, interpretierte sie immer mehr hinein als andere. „Na ja, dann lass ich euch lieber alleine. Wenn allerdings schon Tenten mit einem Typen ausgeht, dann kann ein Mann bei einer Schönheit wie mir kaum ablehnen. Vielleicht sollte ich mal nach einem suchen“, und sie stürmte mit zuversichtlichem Gesichtsausdruck davon, nicht aber ohne nochmal den beiden vielsagend zuzuzwinkern. „Diese ätzende Tussi!“, knurrte Kankuro mit geballter Faust, doch Tenten hielt ihn zurück. „Lass doch“, murmelte sie leise. Ihr verletzter Gesichtsausdruck versetzte ihm einen Stich. Er wollte ihr dagegen erklären, dass Ino Schwachsinn redete und Tenten nur den besten Mann an ihrer Seite verdiente. Doch er konnte es nicht sagen. Stattdessen ließ er sich nur mutlos auf seinen Stuhl fallen. Ja, Tenten hatte nur die beste Gesellschaft verdient. Warum also musste ausgerechnet er, der sie nach Strich und Faden belogen hatte, so viel Zeit mit ihr verbringen? Doch Kankuro konnte nicht anders. Er konnte sich einfach nicht ohne weiteres von ihr abwenden und so tun als hätte es die letzte Woche nie gegeben. Aus diesem Grund bestand er auch darauf sie nach ihrem „Date“, was eigentlich keines war, nach Hause zu begleiten. Schweigend und Seite an Seite schlenderten sie durch die Gassen des Dorfes, die in der Abenddämmerung lagen. Die ersten Laternen leuchteten schon und flankierten ihren Weg. Der Suna-Ninja zog tief die laue Abendluft ein. Es war etwas Besonderes auch am Abend und in der Nacht noch Wärme zu spüren, obwohl die Sonne bereits untergegangen war. In der Wüste waren die Nächte immer eiskalt und man verbrachte sie lieber in einer Wohnung als auf der Straße. Das Zirpen der Grillen spielte eine leise Melodie, die ihm das Gefühl von Ruhe und Einklang gab. Er warf einen Seitenblick auf seine Begleiterin und stellte erfreut fest, dass sie lächelte. Es war nur ein kleines, renommiertes Lächeln – aber es war da! Schließlich erreichten sie ihre Wohnung, in einem der ärmeren Viertel des Dorfes. Auch wenn sie als erfolgreiche Kunoichi das Geld hatte, um sich eine geräumigere und schönere Wohnung hätte leisten können, wollte sie keine andere. Sie verstand sich gut mit ihren Nachbarn. Die Kinder freuten sich immer, wenn sie ihnen Geschichten von gefährlichen Missionen erzählten und vor ihrem Fenster stand ein wunderschöner Kirschbaum, der im Frühjahr in voller Pracht blühte. Außerdem war sie sowieso meistens auf Missionen, weswegen es ihr völlig egal war, wo sie schlief, solange sie ein Dach über den Kopf hatte. Neugierig betrachtete Kankuro das Gebäude und prägte sich in seiner Manier als Ninja jedes kleine Detail ein. Er runzelte sie Stirn: „Warum hängt dort ein Schlafsack am Dachfürst?“, fragte er und deutete auf das Stück Stoff. Tenten lachte: „Manchmal schleicht sich eines der Kinder dort hinauf, um heimlich dort zu schlafen. Jemand scheint ihn dort oben vergessen zu haben, nachdem er sich wieder eilig in sein Bett geschlichen hatte, um nicht von der Mutter erwischt zu werden.“ Die Augen des Puppenspielers begannen zu leuchten: „Was für Helden! Hast du das auch als Kind gemacht?“ Sie nickte: „Manchmal sogar heute noch, wenn mir mal wieder die Decke auf den Kopf fällt. Vor schwierigen Missionen schaue ich mir die Sterne an und versuche nochmal mein inneres Gleichgewicht zu finden.“ Sie schloss für einen Moment die Augen und schien sich mit einem Lächeln daran zu erinnern. Kankuro räusperte sich leise und sie schreckte auf, als wäre sie ganz weit weg gewesen. „Ähm...Entschuldigung“, sie schüttelte ihren Kopf, „ähm...nochmal vielen Dank für das leckere Essen. Vielen Dank!“ Sie verbeugte sich kurz und schnell, sodass sich einer ihrer Zöpfe löste. Braune Locken fielen ihr übers Gesicht. Noch ehe er begriff, was er tat, schnellte Kankuros Hand aus Reflex nach vorne und strich ihr die Strähne hinters Ohr. Beide wurden rot, als seine Fingerspitzen einen Moment länger auf ihrer Wange liegen blieben als nötig. Eine peinliche Stille legte sich über sie. Beide waren geschulte Kämpfer, die eigentlich nicht viel mit Romantik und Gefühlen am Hut hatten, deswegen war es etwas Neues für sie. Kankuro hatte zwar im Gegensatz zu Tenten schon sehr viele Verabredungen gehabt, aber hier war eine andere Stimmung als sonst. Er konnte es selbst nicht einordnen. Vielleicht lag es daran, dass sie anders war als die Mädchen, mit denen er vorher viel Zeit verbrachte. Am Ende wusste keiner der beiden mehr, wer der Auslöser war. Wahrscheinlich hatten sie im selben Moment alle Hemmungen und Zweifel über Bord geworfen und sich nur von ihren Gefühlen leiten lassen. Natürlich hatte Tenten schon vielen auf die Wange geküsst, doch diese Erfahrung war völlig anders. Ihre Lippen lagen einfach nur sekundenlang aufeinander. Tenten schloss die Augen und wartete darauf, dass er etwas tun würde, doch im Gegensatz zu seinem großen Mundwerk, schien er diesmal unsicher zu sein. Schließlich ergriff Tenten die Initiative und legte ihr Hand schüchtern auf seine Wange. Dort, wo sich ihre Hauten berührten, schien es geradezu zu brennen. Schließlich wurde auch er mutiger und zog sie an sich, sodass ihre Lippen noch fester aufeinandergepresst wurden. Nach einigen Sekunden lösten sie sich wieder voneinander. Ihre Reaktion war ungefähr simultan: Sie starrten sich mit geröteten Wangen and, ehe sie sich mit den Fingerkuppen über die Lippen fuhren. „Ich...“, durchbrach er letztendlich das Schweigen und wich ihrem Blick aus. „Ja...?“, es war nur ein Hauchen ihrerseits. „Ähm...“, er wusste wirklich nicht, was er jetzt tun sollte. Sich verabschieden? Sie nochmal küssen? Sie umarmen? Warum war es plötzlich so kompliziert mit einem Mädchen? Sonst wusste er immer, was er als nächstes zu tun hatte… Tenten nahm ihm die Entscheidung ab. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und flüsterte: „Ich habe eine ganz andere Seite von dir kennen gelernt. Es bedeutet mir viel, dass du deine Maske heute Abend abgenommen hast und einfach nur du selbst gewesen bist. Dankeschön.“ Sie küsste ihm sanft auf die Wange und war dann schneller in ihrer Wohnung verschwunden, als dass er ihr hätte antworten können. Etwas benebelt und erstaunt zugleich stand Kankuro auf der verlassenen Straße und konnte sehen wie ein Stockwerk über ihm das Licht angeschaltete wurde. Für einen Moment überlegte er ihr hinterher zu gehen. Sie zu fragen, ob sie den Kuss genauso ernst meinte wie er. Ob sie so fühlte wie er. Doch dann beschloss er sich sie für heute in Ruhe zu lassen. Er musste sich mit dem zufrieden geben, was er bekommen hatte. Doch ein bitterer Beigeschmack blieb von diesem unvergesslichen Abend zurück. Jetzt war er sich absolut sicher: Er hatte sich in die brünette Kunoichi unwiderruflich verliebt. Und ihm war noch etwas klar. Nämlich, dass es noch gewaltige Probleme geben würde. Zum einen, weil er schon am nächsten Tag weiterziehen wollte und ihnen deshalb nicht mehr viel Zeit blieb und zum anderen, weil er sie belogen und betrogen hatte. „Wieso immer ich? Da sind meine Gefühle einmal echt und schon mache ich es mir selbst wieder zunichte, verdammt!“, zerknirscht ließ er sich auf sein Bett fallen. In dieser Nacht war er nicht der einzige, der unruhig schlief. *** Auch Tenten wälzte sich in ihrem Bett hin und her. Ein Zuschauer hätte sicher gedacht, dass sie nicht einschlafen konnte, aber in Wirklichkeit hatte sie nur einen seltsamen Traum nach dem anderen. Es waren immer nur kurze Szenen, die keinen wirklichen Zusammenhang hatten, aber bald wurde ihr klar, warum ihr das alles so bekannt vorkam. Sie hatte sie alle erst kürzlich erlebt. Um genau zu sein, an dem Tag, an dem sie im Krankenhaus aufgewacht war. Sie erinnerte sich wieder an ihr Training mit ihrem Team am Morgen und wie aufgebracht sie gewesen war, als Neji Lees Kampfansage wieder einmal ignoriert hatte. Dabei trainierte ihr aufgeweckter Freund tagein tagaus nur um seinen größten Konkurrenten schlagen zu können. In der Beziehung war der Hyuuga einfach nur arrogant. Aber das spielte in ihrer verschwommenen Erinnerung die kleinste Rolle. Viel wichtiger war gewesen, dass Lee ausgerechnet in einem der gefährlichsten Waldstücke trainieren wollte. Normalerweise hielt Tenten von diesen verrückten Ideen nichts, aber dann diesem Morgen war sie aus irgendeinem Grund so schlecht drauf gewesen. dass sie zugestimmt hatte. Der Grund für ihre schlechte Laune war mal wieder Nejis Arroganz gewesen. Zum einen hatte er mit Lee auf diese fürchterlich überhebliche Art geredet, zum anderen hatte er es vorgezogen mal wieder alleine zu trainieren und als letztes hatte er noch Tentens Absicht mit ihm am Nachmittag etwas zu unternehmen auf eine sehr ruppige Art und Weise abgelehnt („Ich habe keine Zeit für derlei kindliche Aktivitäten!“). Wenn sie ihn nicht so unheimlich gerne gemocht hätte, hätte sie ihm wahrscheinlich mal ordentlich die Meinung gesagt. Doch in der Gegenwart des Hyuuga kam sie sich immer klein und unbedeutend vor. Sie fragte sich, warum sie ihm immer noch hinterherrannte, obwohl er manchmal ein richtiges Ekelpaket war. Doch Gefühle konnte man nicht einfach abstellen, wie eine überflüssige Lampe. Und so blieben ihr nur die Wut und die Frustration darüber, dass sie nie sein Interesse wecken konnte. Lee hingegen schien ebenfalls zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. Denn er schlug vor, dass vielleicht auch sie erstmal alleine trainieren sollten und sich dann später zu einem Kampf trafen. Tenten war zufrieden mit diesem Kompromiss. So konnte sie erstmal ihre Wut an anderen Gegenständen auslassen und nicht an ihrem quirligen Teamkameraden. So waren sie also in verschiedenen Richtungen im Wald verschwunden. *** Nachdem sie einige Zeit wütend durch das Unterholz gerauscht war, hatte sie plötzlich ein Geräusch gehört. Wie angewurzelt war sie stehen geblieben und war so schnell mit möglich auf einen hohen Ast in Deckung gegangen, sodass sie aber noch einen guten Blick auf die Lichtung unter ihr gehabt hatte. Da war jedoch niemand. Erleichtert atmete sie aus und wollte weiterlaufen, da hörte sie noch ein Geräusch. Es hörte sich an wie ein Reißverschluss. Sie beugte sich auf ihrem Ast etwas vor, verlor dummerweise das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe. Bevor sie auf dem Boden aufschlug hörte sie einen seltsamen Laut, der sich anhörte wie eine Mischung aus Brüllen und Knurren, dass surrte etwas auf sie zu und ein unheimlicher Schmerz durchfuhr ihre Schulter als sie ein Kunai durchbohrte. Dadurch konnte sie ihren Fall nicht mehr abfangen. Bevor sie auf dem Waldboden aufprallte, drehte sie sich noch einmal um sich selbst und konnte eine schwarze Gestalt erkenne. Eine Gestalt mit einer katzenartigen Kapuze. Dann wurde alles dunkel. *** Schwer atmend fuhr Tenten aus dem Schlaf. Ihr Puls raste und ihre Schulter zuckte vor Schmerzen, genauso wie ihr ganzer Brustkorb. Sie stöhnte laut und beugte sich vor Schmerzen krümmend nach vorne. Doch ihr physischer Schmerz war nicht so groß, wie der Schmerz, der ihr Herz durchbohrte wie einen Dolch. Er hatte sie belogen. Er war es gewesen. Er hatte das Kunai geworfen. Er hatte sie verletzt. Und er hatte nichts gesagt. Er hatte Zeit mit ihr verbracht, um sicherzugehen, dass sie sich nicht erinnerte. Er hatte ihr Blumen gebracht, sie unterhalten und ihr Essen gekauft um sein schlechtes Gewissen zu reinigen. Er hatte alles gemacht um seine eigene Haut zu retten. Um sich selbst besser zu fühlen. Sie fühlte sich verraten und hintergangen. Sie hatte sich selbst vorgemacht er würde sie mögen Er war der erste Mann gewesen, der auch nur ein bisschen Interesse an ihr gezeigt hatte. Nicht an Tenten, der Kämpferin, sondern an Tenten, der jungen Frau. Sie wusste nicht, ob sie wütend, traurig, enttäuscht oder verletzt sein sollte; also war sie eine bisschen von allem. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und Tränen rannen ihr über die Wangen. Genau wie Neji hatte er eine Maske aufgesetzt und sie mit falschen Gefühlen hinters Licht geführt. Und sie war sich so sicher gewesen, dass er ehrlich war. Erst jetzt fiel ihr auf, wie wichtig er ihr geworden war. Wie sehr sie ihn gemocht hatte. Das machte den Verrat noch um einiges schlimmer. Sie hatte ihm ihren ersten Kuss gegeben und sie konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Weinend drehte sie sich auf die Seite und zog unter Schmerzen ihre Knie an ihren Oberkörper. Sie würde nie wieder jemanden trauen, denn jetzt verstand sie, dass jeder eine Maske trug, nicht nur Neji. © ぁキ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)