Grimassen von Sunrisepainter (Kankuro/Tenten) ================================================================================ Kapitel 1: One -------------- One Es war ein Unfall gewesen. Unachtsamkeit? Sicher. Schicksal? Bestimmt. Peinlich? Definitiv. Aber Kankuro konnte es jetzt nicht mehr rückgängig machen, selbst wenn er es sich in diesem Moment noch so sehr wünschte. Er fühlte sich schuldig und beschämt, weil er so die Kontrolle über sich selbst verloren hatte. Und zu allem Überfluss konnte er sich nicht mal bei ihr entschuldigen. „Aber Haruno, du kennst mich doch. Kannst du nicht mal eine Ausnahme machen...?“, er setzte sein charmantes Grinsen auf, dass er nur Mädchen schenkte, die er beeindrucken wollte. Die Kunoichi mit den pinken Haaren jedoch verschränkte nur die Arme und schüttelte mit verhärteter Miene den Kopf. „Es tut mir leid, aber sie ist noch zu schwach, um Besuch zu empfangen.“ „Nicht mal vom Bruder des Kazekagen?“ „Nicht mal, wenn er der Kazekage höchstpersönlich wäre“, erklärte Sakura Haruno lachend und sortierte einige Formulare zurück in einen Ordner. Kankuro verzog enttäuscht das Gesicht und ließ sich seufzend auf einen der Wartestühle fallen: „Also gut, dann warte ich bis ich zu ihr kann.“ Sakura zuckte bloß mit den Achseln und wandte sich wieder ihrer Papierarbeit zu. Sie hatte keine Zeit mit dem aufdringlichen und dickköpfigen Puppenninja zu diskutieren. Tsunade erwartete einen Bericht ihrerseits. *** „Was ist passiert?“, flüsterte sie leise und ihre Stimme klang überhaupt nicht nach ihr selbst. Sie spürte einen stechenden Schmerz in der Schulter und ihren rechten Arm konnte sie gar nicht mehr fühlen. Es war seltsam und machte ihr Angst. Panisch versuchte sie sich aufzusetzen, aber sie konnte nicht. Ihr Körper war einfach zu schwach. Voller Frust gab sie ihren Versuch auf und konzentrierte sich auf die Geräusche in ihrer Umgebung. Das einzige was sie hörte war das leise Flüstern zwei männlicher Stimme und ein leises Piepen. Dann tauchte das Gesicht eines Medizin- Ninjas in ihrem Blickfeld auf. „Du bist aufgewacht?“, stellte er überflüssigerweise fest, „das ist gut.“ „Was ist passiert?“, wiederholte sie. Anscheinend war sie in Konohas Krankenhaus gelandet. Das Gesicht des Mannes kam ihr bekannt vor. Sie hatte ihn das ein oder andere Mal schon gesehen. „Du bist in einem Kampf verletzt worden. Soweit wir wissen hast du ein paar gebrochene Rippen. Nur mit Mühe und Not konnten wir den Bruch heilen...“, er verzog das Gesicht, „...beinahe wäre es zu spät gewesen.“ Tentens Herz begann schneller zu schlagen und sie spürte wie sich ein Schweißfilm auf ihrer Stirn bildete. „Was ist mit meiner Schulter?“, flüsterte sie leise. „Dort hat dich ein Kunai getroffen. Die Wunde hat sich entzündet, deshalb wird es einige Zeit dauern bis sie verheilt ist und es wird eine Narbe zurückbleiben. Hast du Schmerzen?“ „Ein wenig“, gab sie zu und biss die Zähne zusammen. Ein bisschen war wirklich untertrieben. „Das dachte ich mir“, nickte er und wischte ihr vorsichtig mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn. „Wir sollten sie diese Nacht noch beobachten“, meinte er dann zu seinen Kameraden, „und lass nach Hinata Hyuuga rufen. Sie soll sich die Verletzungen nochmal ansehen.“ „Jawohl“, erklärte der andere Ninja und sie konnte hören wie eine Tür geöffnet wurde. Tenten schloss ihre Augen und versuchte sich daran zu erinnern gegen wen sie gekämpft hatte. Doch da war nichts außer Leere. Sie wusste wer sie war, sie wusste die Namen ihrer Eltern und sie konnte sich auch an den diesigen Morgen erinnern, doch dann war da nichts mehr. Sie konnte nicht sagen, wer sie so zugerichtet hatte. Sie atmete tief ein und aus, um sich wieder zu beruhigen, doch fast hatte sie aufgeschrien, als die Wunde an ihrer Schulter wie Feuer zu brennen begann. *** Kankuro verharrte jetzt schon mindestens seit zwei Stunden in der gleichen Position und hatte nicht einmal daran gedacht sich von der Stelle zu rühren. Es gab immer noch keine Neuigkeiten von der verletzten Kunoichi und er wurde von Minute zu Minute nervöser. Was, wenn sie jemanden erzählte, was geschehen war bevor er überhaupt die Chance bekam mit ihr zu reden? Er stellte sich schon Gaaras Gesicht vor, wenn er erfuhr, was sein älterer Bruder schon wieder angerichtet hatte. Nicht nur, dass ein unschuldiges Mädchen unter seiner Tollpatshcigkeit hatte leiden müssen, sondern er hatte auch das Bündnis zwischen Konoha und Suna in Gefahr gebracht. Was wenn der Hokage davon erfuhr? Kankuro wurde bleich im Gesicht und suchte nach jemanden, den er für würdig hielt ihm Auskunft über das brünette Mädchen zu geben, dessen Namen er nicht mal kannte. *** Tenten hatte gar nicht gemerkt, dass sie eingeschlafen war. Doch als sie das Geräusch einer zufallenden Tür hörte, schreckte sie auf. Sie lag immer noch in dem weißen Krankenhausbett. Der Schmerz in ihrer Schulter war schwächer geworden, doch ihre Arm konnte sie immer noch nicht spüren. Als sie jedoch sah, wer gerade den Raum betreten hatte, schaffte sie es sogar kurz zu Lächeln. „Hallo Hinata“, begrüßte sie ihre jüngere Freundin mit leiser Stimme. Die Erbin des Hyuuga - Clans lächelte schüchtern zu und trat dann an ihre Seite, um vorsichtig Tentens Hand in ihre eigene zierliche zu nehmen. „Hallo Tenten, wie geht es ihr?“ Jedem anderen hätte sie sicher mit einer Lüge abgespeist, aber vor Hinata hatte Tenten großen Respekt. Nicht nur, weil sie die Cousine ihres Teamkameraden Neji Hyuuga war, sondern auch, weil es Hinata nicht verdient hatte belogen zu werden. Sie war immer so höflich und lieb, dass man sie einfach gernhaben musste. Sie war für ihre Freunde da und kämpfte trotz kleiner Schwächen immer für alle anderen anstatt an sich selbst zu denken. „Nicht sehr berauschend“, murmelte die Brünette, „so schlecht habe ich mich lange nicht mehr gefühlt. Außerdem weiß ich nicht mal, wie das alles passieren konnte.“ „Du weiß nicht, wer dich angegriffen hat?“, fragte Hinata überrascht. Tenten schüttelte traurig den Kopf: „Das einzige woran ich mich erinnern kann, ist das Training mit meinem Team heute Morgen. Danach wollte ich nach Hause gehen, aber dazu scheint es nie gekommen zu sein.“ Tenten konnte an Hinatas Blick sehen, dass etwas nicht stimmen musste. Allerdings schien sie auch nicht mehr zu wissen als Tenten, was diese noch mehr beunruhigte. „Niemand weiß, wer mich angegriffen hat, oder?“, fragte sie. Hinata schüttelte bedauernd den Kopf und drückte ihre Hand noch etwas fester: „Ein Ninja aus Sunagakure hat dich in diesem Zustand auf den Trainingsplätzen gefunden und sofort hierher gebrachte. Auch er wusste nicht, warum du verletzt warst. Wir haben überall nach feindlichen Ninja gesucht, doch bisher noch keinen Erfolg gehabt.“ Die Meisterin der Waffen biss sich auf die Unterlippe. Die ganze Geschichte schien so verrückt zu sein, dass sie fast schon surreal klang. „Wie ist der Name desjenigen, der mich gefunden hat?“, wollte sie wissen. Hinata zuckte entschuldigend mit den Achseln: „Ich bin ihm noch nicht begegnet. Alles was ich weiß ist, dass er ein Jonin aus dem Dorf des Sandes ist. Also einer unserer Verbündeten.“ „Kann ich mit ihm sprechen?“, Tenten richtete sich soweit auf wie es ihr Schmerz zuließ. Das Mädchen mit den hellen Augen nickte und lächelte sie freundlich an: „Ich glaube zwar nicht, dass er dir mehr sagen kann als ich, aber werde darum bitten ihn später zu dir zu schicken.“ „Vielen Dank“, meinte Tenten und lehnte ihren Kopf zurück. „Jetzt muss ich aber erstmal schauen, ob du sonst noch innere Verletzungen hast, die wir bisher noch nicht entdeckt haben“, mit diesen Worten aktivierte Hinata ihr Byakugan. *** „Warum verdammt nochmal nicht?!“, wütend knallte Neji Hyuuga seine flachen Hände auf den Tresen des Empfangs und funkelte sein Gegenüber an. Sakura ließ sich wie immer nicht beeindrucken. Sie war in ihrem Job viel zu geübt, um sich aus der Ruhe bringen zu lassen. „Weil Tenten jetzt absolute Ruhe braucht, Neji.“ „Wir sind aber ihre Teamkollegen, verdammt nochmal! Und deshalb haben wir das Recht mit ihr zu sprechen! Niemand kann mich davon abhalten!“, damit wollte er Richtung der Aufnahmestation stürmen, wurde aber aufgehalten als sich ihm eine weitere Person in den Weg stellte. „Wenn Sakura meint, dass Tenten Ruhe braucht, dann können wir das ruhig glauben. Sie sagt das doch nicht, um uns zu ärgern, Neji“, erklärte Rock Lee und sah seinem Freund ruhig an. Es war seltsam, dass ausgerechnet er in diesem Fall der Vernünftige der beiden war. „Hmph“, schnaubte Neji und verschränkte die Arme vor der Brust. Doch glücklicherweise schien er ausnahmsweise Mal auf Lee zu hören, denn er machte keine Anstalten mehr einfach in Tentens Zimmer platzen zu wollen. Kankuro hatte die ganze Szene mit milden Interesse und leichter Belustigung beobachtet. Es kam nicht oft vor, dass etwas den beherrschten und emotionslosen Neji Hyuuga so aus der Fassung brachte. „Wenn ihr auf sie warten wollt, dann könnt ihr euch ruhig neben Kankuro setzten. Er ist aus dem gleichen Grund hier wie ihr“, meinte Sakura, die nicht mal mit der Wimper gezuckt hatte als Neji in Rage geraten war. Erst jetzt fiel die Aufmerksamkeit der beiden auf den Suna- Ninja, der mit verschränkten Armen auf einem der Wartestühle hockte. Seine Puppe Karasu lehnte neben ihm. Lee grinste ihn breit an. „Guten Tag, Kankuro. Dich hat man auch lange nicht mehr gesehen. Was führt dich ausgerechnet nach Konoha?“ „Ich bin auf der Durchreise, weil ich eine Mission in Yukigakure zu erledigen habe“, meinte Kankuro knapp, denn sein Interesse galt nicht dem verrückten Ninja im geschmacklosen grünen Overall, sondern dem Hyuuga. Dieser blickte ihn genauso misstrauisch an und einen Moment starrten sie sich wortlos und herausfordernd gegenseitig in die Augen. Lee trippelte nervös von einem Fuß auf den anderen als er die angespannte Stimmung bemerkte. Sakura kam es fast schon vor, als würden Funken zwischen den beiden jungen Männern fliegen und sie fragte sich, ob sie eingreifen sollte, wenn es zu einem Kampf kam. Schließlich machte Neji den Mund auf. Seine Stimme war dunkel und mit einem bedrohlichen Unterton: „Was willst du von Tenten?“ Das verschmitzte Grinsen unter Kankuros Gesichtsbemalung ließ sich verschieden deuten und die Antwort, die er gab war auch nicht viel besser: „Was glaubst du denn, Hyuuga?“ Nejis gesamter Oberkörper spannte sich an. In seinen Augen war nichts als Wut zu erkennen: „Wenn das du warst, der sie so zugerichtet hat, dann schreib schon mal dein Testament!“, knurrte er und griff nach dem Kunai in seiner Tasche. „Neji, was ist hier los?“, piepste eine Stimme erschrocken. Mit geweiteten Augen stand Hinata im Türrahmen und sah alarmiert zwischen dem Suna-Ninja und ihrem Cousin hin und her. Nejis Augen wurden weicher. „Entschuldige Hinata, ich wollte nicht die Fassung verlieren“, er verbeugte sich, aber ließ dabei Kankuro nicht aus den Augen, „es kommt nie wieder vor.“ Der Puppenninja atmete erleichtert aus. Es war nicht so, dass er den Hyuga im Kampf nicht hätte schlagen können. Doch er wollte es nicht riskieren noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen als er es sowieso schon tat. Gaara hätte es ihm nie verziehen, wenn er einen Konoha -Ninja tötete, zudem auch noch jemanden aus einem bedeutenden Clan. Hinzu kam, dass Neji mit seinen Vorwürfen irgendwie Recht hatte und das verursachte bei Kankuro noch mehr Schuldgefühle. Ihn selbst überraschte diese Tatsache wohl am meisten. Normalerweise interessierte er sich nicht großartig für andere Menschen. Doch wenn die kleine Kunoichi starb, dann hätte er nicht nur ihren abscheulichen Beschützer auf dem Hals, sondern so fast ihre gesamten Freunde, eingeschlossen des Hokagen. Außerdem hatte es ja nie einen triftigen Grund gegeben sie anzugreifen… „Hinata, wie geht es Tenten?“, fragte Lee aufgeregt. Das schüchterne Mädchen machte ein ernstes und besorgtes Gesicht: „Ihr Zustand ist stabil. Sie hat eine schwere Verletzung an der Schulter und gebrochene Rippen. Eben habe ich noch eine Prellung in ihrem rechten Bein entdeckt, aber ansonsten scheint sie in Ordnung zu sein.“ Alle außer Neji atmeten erleichtert aus. „Und nun erzähle uns die Wahrheit, Hinata. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass etwas nicht stimmt“, meinte Neji leise ohne seine Cousine aus den Augen zu lassen. „Na ja“, druckste sie herum und begann Kuppen ihrer Zeigefinger aneinander zu tippen. Ihre fliederfarbenen Augen huschten über die Gesichter ihrer Freunde und Verbündeten, dann seufzte sie traurig: „Leider kann sie sich nicht mehr daran erinnern, wer sie so zugerichtet hat und warum.“ Es hätte nicht mehr viel gefehlt und Kankuro hätte seine Erleichterung und Freude darüber mit einem lauten Seufzen kenntlich gemacht. Doch er konnte sich gerade noch beherrschen. Stattdessen frohlockte er innerlich. Jetzt musste er nur noch dafür sorgen, dass Tenten – wie sie anscheinend hieß – ihr Gedächtnis so schnell nicht wiederbekam, dann würde vielleicht niemand dahinterkommen, was wirklich passiert war. *** Tenten wurde durch ein quietschendes Geräusch geweckt. Helles Licht drang durch ihre Augenlider und das erste, was sie wahrnahm, war der leichte Geruch nach Holz und Farbe. Er passte nicht zu dem sterilen Geruch des Krankenhauses und verwirrte sie zunehmend. Ihre Augenlieder flatterten und sie konnte gerade noch eine Bewegung ausmachen. Jemand war in ihr Zimmer gekommen und hatte auf dem Besucherstuhl Platz genommen. Sie wollte ihren Kopf zur Seite drehen, doch es kam ihr vor, als wöge er zehnmal so viel. Sie versuchte etwas zu sagen, doch ihr Mund war so trocken, dass ihrer Kehle nur ein paar seltsame Laute entwichen. Gerade noch das Wort „Wasser“ schaffte sie zu krächzen. Sie sah wie sich ein Schatten über sie beugte und kurz drauf etwas Kaltes ihre Lippen berührte. Gierig trank sie jeden Tropfen Wasser, den sie kriegen konnte. Danach fühlte sie sich gleich etwas besser. Sie atmete tief ein und aus und schlug dann ihre Augen ganz auf. Die Person, die ihr etwas zu trinken gegeben hatte, war schon wieder aus ihrem Sichtfeld verschwunden. „Neji?“, flüsterte sie den ersten Namen, der ihr einfiel. „Nein“, gab die Person mit dunkler Stimme zurück, die sie nicht genau einordnen konnte. Es war ein Mann. Jedoch konnte sie seine Stimme nicht einordnen. „Deine Teamkameraden sind vor einiger Zeit nach Hause gegangen. Es ist bereits nach Mitternacht“, erklärte die fremde Person mit gedämpfter Stimme. Tentens Herz schlug schneller. Neji war sie wirklich besuchen gekommen! Ein kleines Lächeln formte sich auf ihren Lippen. Das war mehr, als sie erwartet hatte. „Sag mal“, fuhr der Unbekannte fort und es klang als wäre er auf der Hut, „kannst du dich wirklich nicht mehr daran erinnern, warum du so verletzt bist?“ Sie bewegte den Kopf minimal hin und her, um zu verneinen. Daraufhin sagte die Person nichts mehr. „Wer bist du?“, fragte sie schließlich leise und versuchte ihren Kopf weiter nach rechts zu drehen, doch es ging nicht. Ein leises Lachen ertönte. „Wir sind uns schon mal begegnet, aber ich bezweifle, dass du dich daran erinnern kannst“, erklärte er. Tenten runzelte nachdenklich die Stirn. „Die Chunin- Examen“, half er ihr auf die Sprünge, „du bist gegen meine Schwester angetreten und hast haushoch verloren.“ Er kicherte amüsiert. Tenten zuckte zusammen. Natürlich erinnerte sie sich an Temari aus der Wüste. Wie könnte sie ihre stärkste Gegnerin je vergessen? Ganz zu schweigen von ihren Brüdern. Doch welcher der beiden saß jetzt neben ihr? „Gaara“, zischte sie und erinnerte sich dann den unheimlichen Jungen, der gegen Lee angetreten war und jetzt zu Narutos Freunden zählte. Unruhig bewegte sie sich hin und her. Schließlich konnte sie genug Kraft aufwenden, um ihren Kopf doch noch zu drehen. Nein, es war nicht der Rothaarige mit dem Tattoo auf der Stirn, der da auf dem Stuhl saß und sie jetzt beleidigt ansah. „Warum denken immer alle gleich an Gaara?“, schnaubte er und verschränkte die Arme vor seiner muskulösen Brust. Sie hatte ihn nur einmal gesehen und konnte sich daher nur schwach an ihn erinnern. Doch genau wie damals trug er immer noch den schwarzen Anzug und die Gesichtsbemalung. Das einzige, was fehlte war die katzenartige Kapuze. Er grinste als er ihren Blick bemerkte: „Findest du nicht, dass ich ziemlich erwachsen geworden bin? Und noch besser aussehe als früher?“, er warf sich in die Brust. „Wie ist dein Name?“, fragte sie mit leiser Stimme. Er knirschte mit den Zähnen und setzte sogleich wieder einen düsteren Gesichtsausdruck auf. „Na super, an Temari und Gaara erinnerst du dich, aber an mich nicht. Ich bin enttäuscht“, meckerte er. Tenten seufzte bloß. Sie fühlte sich viel zu schwach, um dem etwas entgegenhalten zu können. „Kankuro“, schnaubte er schließlich und streckte ihr die Hand hin. Sie hatte Schwierigkeiten sie zu schütteln, schaffte es nach einiger Zeit doch, wenn auch nur sachte. „Tenten“, murmelte sie. „Ich weiß das noch“, es klang fast schon wie ein Vorwurf, doch wieder ging sie nicht darauf ein. „War Neji wirklich da?“, fragte sie schließlich leise. „Ja. Mensch, warum ist dir das denn so wichtig?“, er zog misstrauisch eine Augenbraue und grinste dann süffisant, „habt ihr zwei etwa was am Laufen?“ Tenten wurde etwas rot im Gesicht und presste fest die Lippen zusammen. Was ging denn diesen fremden Kerl das an? „Verstehe.“ Er kicherte. Wenn sie gekonnt hätte, dann hätte sie ihm sofort einen Schlag auf den Kopf verpasst. Aber dazu ging es ihr immer noch zu schlecht. Überhaupt wusste sie gar nicht, was ausgerechnet er hier wollte, wo doch ihre Freunde schon alle gegangen waren. „Jetzt aber mal etwas anderes“, sein Gesicht wurde wieder ernst und er rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her, „die kleine Hyuuga meinte, dass du dich nicht mehr daran erinnern kannst, warum du hier bist. Stimmt das?“ „Zu deiner Information: Ihr Name ist Hinata. Nein, ich weiß wirklich nicht, warum ich hier bin“, erklärte sie und ihre Stimme wurde von Sekunde zu Sekunde genervter. Sie verengte misstrauisch ihre Augen: „Hinata hat mir wiederum erzählt, dass ein Jonin aus Sungakure mich gefunden hat. Warst das zufällig du?“ „Äh...ja. D-du warst weggetreten und verletzt und d-da dachte ich, dass ich einen Verbündeten aus Konoha doch nicht einfach so liegen lassen kann.“ Er grinste verschmitzt, um seine Lüge noch zu retten. Tenten richtete sich auf und schob die Augenbrauen zusammen: „Weißt du vielleicht, was passiert ist?“ Ihr entging nicht, dass er vor Nervosität zu schwitzen begann und sich nachdenklich am Kopf kratzte: „Ähm...n-nein...muss aber ein übler Kampf gewesen sein.“ Einen Moment noch starrte sie ihn so durchdringend an, dass sein schlechtes Gewissen sichtbar auf seinem Gesicht zu sehen war. Doch dann stieß sie nur einen tiefen Seufzer aus und ließ sich zurück in die Kissen sein. „Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn du das gewusst hätte.“ Dass Kankuro erleichtert ausatmete, entging ihr völlig. Danach schwiegen sie wieder bis sich der junge Mann erhob. „Es ist schon spät. Besser gehe ich jetzt.“ „Wie lange bis du denn schon hier?“, wollte sie wissen und stütze sich auf ihren Ellenbogen ab, um ihn besser ansehen zu können. Er zuckte mit den Schultern: „Seit ich dich hierhergebracht habe. Vielleicht sieben Stunden...“ Entgeistert starrte sie ihn an: „Hast du wenigstens mal etwas getrunken oder gegessen?“ Er schüttelte den Kopf. Sofort fühlte sie sich unheimlich schuldig. „Dann hättest du wirklich nicht so lange bleiben brauchen“, meinte sie. „Ich brauche nicht viel zu trinken und zu essen. Da, wo ich herkomme, muss man gezwungenermaßen lange ohne auskommen. Außerdem wollte ich sichergehen, dass du auch am Leben bleibst. Immerhin hätte sich meine Mühe doch nicht gelohnt, wenn du am Ende gestorben wärst, oder?“ „Bist du immer so charmant?“, schnaubte sie. „Wer weiß“, er zwinkerte ihr zu und senkte etwas seine Stimme, „willst du es herausfinden?“ „Nein danke“, lachte sie, „von deiner Sorte kenne ich genug.“ Er war schon fast in seinem Stolz verletzt aufgrund ihrer Abweisung. „Das war mein Ernst. Meine Mission erlaubt es mir noch länger in Konohagakure zu bleiben. Wenn du hier raus bist, könnten wir doch mal zusammen essen gehen“, schlug er vor und grinste wieder anzüglich, Tenten runzelte die Stirn. Es war noch nie vorgekommen, dass ein Junge sich freiwillig mit ihr verabreden wollte. Mal abgesehen von ihren Teamkameraden, aber die zählten nicht wirklich. Dementsprechend stand sie seinem Vorschlag äußerst misstrauisch gegenüber. „Ich überlege es mir“, sagte sie schließlich, um einer deutlichen Antwort auszuweichen. „Dann aber nicht zu lange. Sonst fragt mich noch eine andere. Ich bin ein echter Frauenmagnet“, lachte er, während sie nur die Augen verdrehte, und griff nach seiner Puppe, die er immer bei sich trug. Im Türrahmen blieb er nochmal stehen ohne sie anzublicken. Plötzlich umgab ihn eine ernste Aura. „Schlaf gut, Tenten. Ich wünsche dir, dass du nie herausfindest, wer dich so zugerichtet hat.“ Bevor sie etwas erwidern konnte, war er schon zur Tür hinaus. Etwas verwirrt und gleichzeitig nachdenklich bettete sie ihren Kopf zurück auf das Kissen und schloss die Augen. In ihren Gedanken wiederholte sich das eben geführte Gespräch im Schnelldurchgang. Wenn man mal davon absah, dass er nicht nur sarkastisch und egoistisch war, sondern auch furchtbar von sich eingenommen, hatte auch ein Kankuro aus Sunagakure ein Herz. Jedenfalls konnte er es nicht mehr leugnen, denn das hatte er trotz seiner Sprüche gerade bewiesen. Mit diesem Gedanken und einem Grinsen auf dem Gesicht fiel Tenten in einen traumlosen Schlaf. © ぁキ Hosted by Animexx e.V. 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