Das Grau der Welt von Miyuri (Kann es noch andere Farben geben?) ================================================================================ Kapitel 1: Eingestürzte Welten ------------------------------ Ich hoffe, sie findet Leser, da diesem Thema immer noch ausgewichen wird und ich finde, man darf nicht den Blick abwenden, auch wenn die Geschehnisse glücklicherweiße der Vergangenheit angehören. Ich hoffe, sie gefällt euch und ihr schreibt eventuell ein kleines Recomment... Miyuri _________________________________________________________________________________________________________ Eingestürzte Welten Sie liefen. Nein, sie gingen. Langsam. Ja, langsam und vorsichtig. Jeder Schritt war bedacht und angsterfüllt. Ein kleines Mädchen hielt einen noch kleineren Jungen an der Hand umklammert. Sie waren abgemagert. Die Kleidung bestand aus Fetzen, die Wangenknochen hoben sich von den blassen Gesichtern ab, um die Augen waren tiefe Schatten. Menschen wandten sich von ihnen ab. Keinen einzigen Blick schenkten sie den Kindern. "Komm!", zischte das Mädchen den Jungen an und zog den Kleinen an der Hand weiter. Es wurde immer dunkler, doch sie liefen weiter. Immer wieder setzten sie einen Fuß vor den anderen. Schritt für Schritt... Meter für Meter... Ohne Pause, ohne Rast... Der Mond trat hinter einer dicken Wolkenschicht hervor, verwandelte die Umgebung in eine Mondlandschaft. Grau-silbrig fiel das Licht auf die Trümmer, ließ sie gespenstisch erscheinen. "Komm weiter!" Das Mädchen zog abermals an der Hand des Jungen. Leise quengelte er vor sich hin, ein Wimmern auf seinen aufgeplatzen Lippen. "Hier können wir nicht bleiben!" Sie liefen weiter. Es wurde immer dunkler. Manchmal hörte man Geröll fallen, mal das ängstliche Weinen eines Kindes, das Wehklagen einer Mutter, die ihr Kind im Krieg verloren hatte. Das gebrechlichte Mädchen stolperte, riss den Jungen mit sich zu Boden. Er fing an zu weinen, rollte sich dabei wie ein Katzenjunges zusammen. Er vergrub den Kopf zwischen seinen Knien. Schwermütig rappelte sich das Mädchen auf. Zog den Jungen hoch, drückte ihn an sich, umarmte ihn. "Sshh...", flüsterte es tröstend zu ihm. Und auch um sich selbst zu beruhigen. Sie blickte gen Himmel. Ihr Blich traf auf die Siluette des Mondes. Es war Vollmond. Sie schaute sich um. Einige, von den Bomben verschonte, Häuser ragten zwischen den -ruinen in den Himmel hervor. Wie tote Gerippte. Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht daran denken. An die schrillenden Sirenen, das Pfeifen der Flieger, das Dröhnen der Bomben, das schmerzerfüllte Schreien der Menschen, das Weinen der Kinder, die Schüsse... Licht schien ihr in das herzförmige Gesicht. Geblendet blickte sie mit einer Mischung aus Angst und Verwirrung auf. Der Junge regte sich in ihren Armen. "Kommt. Bei mir ist es schön warm und ich teile liebend gerne mein Essen mit euch! Wisst ihr, ich hatte auch einmal eine Tochter...", sprach die Gestalt. Ihre Stimme kland wie das Knarren alter Holzdielen. "Warm... Essen...", wiederholte die Kleine verträumt. Jetzt erkannte sie auch die Person. Zu dieser Stimme gehörte eine Frau. Sie war alt, auf einen Stock gestütze. Tausende von Falten kennzeichneten ihr Gesicht. So runzlig wie ein alter Apfel, dachte es. Zögernd folgten sie der Dame. Noch mehr Licht strömte ihnen entgegen, als sie in das kleine Häuschen traten. Licht und Wärme. Seufzend ließ sich die Alte in einen Sessel fallen. Quietschen erfüllte den Raum. "Kommt nur, Kinder. Kommt nur und wärmt euch am Feuer." Vorsichtig streckten die Kleinen ihre Hände aus. Sie waren grau von Staub und voller Schriemen. Über dem Kamin gingen Kleidungsstückte zum Trocknen. Sie waren in den verschiedensten Farben. Zwar mit Rissen, aber sauber. Nicht steif vor Dreck. Das Mädchen warf der Frau immer wieder misstrauische Blicke zu. Ihre Augen waren gefüllt mit Furcht und Besorgtheit. Aber auch mit einem aufglimmendem Stück Hoffnung. "Kommt, nehmt euch etwas von der Suppe, solange sie noch warm ist!", erklang die raue Stimme. Das Mädchen richtete sich auf, lief gemeinsam mit dem Jungen zu dem alten Holztisch. Sie tauchte den Löffel ein. Mit der Zeit schlürfte sie immer mehr und mehr in sich hinein. Mit jedem Schluck gewannen ihre braunen Augen etwas von dem ehemaligen Glanz zurück. Sie warf der Dame ein scheues Lächeln zu. Das Lächeln ließ ihre Sellenspiegel funkeln wie tausende von Diamenten als sie ihren Bruder sanft in die Arme schloss. ("Wie alt bist du?", fragte die Frau. "Acht!", meinte sie und wand sich wieder ihrem einzigen Verwandten zu.) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)