Horizontal Vertikal. von AliceNakiri ================================================================================ Kapitel 1: unendlich. --------------------- „Und bring mich an den Horizont.“ - „Wir sind schlimme Schurken.“ Was hieß es denn schon, ein Pirat zu sein? Natürlich. Die Freiheit leben. Wer frei war, tat das, was er will und nicht das, was er innerhalb einer Grauzone machen darf. Piraten waren freie Seelen. Denn wer sagt, dass ungebundene Freigeister nur tugendhaft und kühn waren? Sogar aufrichtig – und wer setzte überhaupt voraus, dass Seelen nicht rein waren, bloß weil sie so waren, wie sie sind. Ganz gleich, ob bestimmte Seelen strahlten, andere verkrüppelt und kümmerlich waren. Es blieben Seelen. Manche konnten sich lediglich auf diese barbarische Art und Weise entfalten. Aber. Es war unwichtig. Und ein Pirat lebte nun einmal das Gefühl der Freiheit, ließ sich keine Ketten anlegen. Ein Pirat brach Regeln. Denn Regeln, mein Lieber, zerquetschen auf eine brutale und jämmerliche Art und Weise das Herz. Es war egal, ob man sich für die Freiheit den Gesetzen widersetzte, dabei über Leben und Herzen und Geister schritt. Und natürlich über Flüche. Stolz und machtvoll. Es war gleichgültig. Ein Pirat konnte ein verkrüppeltes, schwaches und graues Herz haben. Fürchterliche Taten begehen. Töten, plündern. Schiffe kapern und dabei jede gesetzestreue Gestalt kümmerlich sterben lassen. Vielleicht zerstörte genau dieses Verhalten die Seelen, aber vielleicht machten genau diese Handlungen das Herzstück eines Menschen zu dem, was sie waren. Zu etwas Einzigartigem. Geächtet und gejagt. Verfolgt und verhasst. Ja das sind sie. Manchmal untereinander, manchmal einfach nur überall. Und wieso? Weil sie so handelten, wie sie wollten und nicht, wie sie es mussten. Ein Pirat zu sein, hieß lediglich, die Freiheit zu genießen. Das Leben zu leben. Vielleicht ein bisschen einsam. Aber war die Einsamkeit nicht wertlos im Gegensatz zur Freiheit? Wahrscheinlich achtete man sehr, sehr genau darauf, ob man jämmerlich zu Grunde ging, und das alleine, oder ob man jemanden bei sich hatte, aber wenn jemand die Wahl zwischen Freiheit und einer wohl behüteten Einsamkeit hat, auf die man Acht gab aus Angst, dass sie einen unerwartet erschlagen kann. Ja, dann, mein gewissenhafter Freund, wählen wir die Freiheit. Mag sein, dass Piraten in ihrer eigenen Welt leben. Sie sind gefürchtet, sie werden gemieden, weil sie so leben, wie sie es wollen. Sie werden gejagt, weil sie sich nicht unterdrücken lassen. Sie werden in Ketten gelegt, ja. In Kerkern, vielleicht. Physisch bestimmt. Aber psychisch sind sie immer ungebunden. Und die Black Pearl erst. Dieses wunderschöne, düstere und einzige Schiff, bei dem jede Ecke die reinste Unendlichkeit darstellte. Das Endlose. Es gab kein passenderes Schiff, auf dem die Freigeister sich entfalten konnten. Leben. Wenn die Freiheit bedeutete, ein Schurke zu sein, ja dann nehmen wir diese Bürde doch liebend gerne auf uns, nicht wahr? Sofern genug Rum vorhanden ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)