Seelensplitter von Moonprincess ================================================================================ 11. Kapitel: Im Schlangennest ----------------------------- 11. Kapitel: Im Schlangennest Mai biß die Zähne zusammen als sich etwas Kaltes um ihre Knöchel wickelte. Ja, hier war sie richtig! „Ich wußte, du würdest kommen, Marilita!“ rief eine Stimme höhnisch aus den Schatten. „Wer ist Marilita?“ knurrte Mai zornig. „Eine Verräterin. Sie betrog ihren rechtmäßigen Herrscher, um mit dem Neffen des Königs und den Ägyptern den Sturz eines Reiches herbeizuführen.“ „Nichts davon sagt mir etwas. Ich bin hier, um mich mit dir um Jonouchis Seele und die Seelen aller anderen, die ihr gefangen habt, zu duellieren.“ Mai streckte kampfeslustig ihr Kinn vor. „Oder bist du zu feige dazu?“ Snake trat aus den Schatten und musterte Mai verächtlich. „Nein, doch du bist naiv! Du wirst es mit mir nicht so leicht wie dein Liebster haben.“ Mai sagte nichts. Sie mischte ihr Deck und steckte es in ihre Duel Disk. Snake tat es ihr gleich. „Du weißt, daß das ein Spiel der Schatten ist?“ Mai nickte während sie ihre Handkarten zog. „Wenn ich gewinne, läßt du die Seelen frei.“ „Und was ist, wenn ich gewinne?“ Snake setzte ohne zu Zögern eine Karte verdeckt und rief dann Gespaltene Zunge im Verteidigungsmodus. „Du bist dran!“ „Nun, dann kannst du dich an mir rächen wegen dieser Marilita-Geschichte.“ Mai zog ihre Karte. „Das ist ein faires Angebot“, erwiderte Snake zufrieden und schwarze Nebelfetzen waberten um ihn, um kurz darauf das gesamte Spielfeld einzuhüllen. Mai ignorierte, wie ihre Fußfesseln sich unangenehm verengten und musterte lieber ihre Karten. Gespaltene Zunge hatte einen Verteidigungswert von eintausendfünfhundert Punkten. Nicht schlecht, aber nicht gut genug, dachte sie grimmig. „Ich lege eine Karte verdeckt ab. Dann rufe ich meine Cyberharpyie im Angriffsmodus. Cyberharpyie, vernichte seine Gespaltene Zunge!“ Die Cyberharpyie stieß mit einem Raubvogelkreischen auf Gespaltene Zunge hinab, doch bevor sie ihr Ziel erreichen konnte, aktivierte Snake seine verdeckte Karte. „Macht des Spiegels! Damit ist dein Angriff nicht nur abgewehrt, sondern auch deine Harpyie Geschichte“, rief er erfreut. Doch Mai lächelte nur müde. „Das war so vorhersehbar. Ich aktiviere meine eigene Falle Fallenstopper, indem ich eine Karte auf den Friedhof schicke.“ Die Cyberharpyie zerstörte zu Snakes sichtlichem Unbehagen sein Monster und schwebte unangetastet zurück in ihre Ausgangsposition. „Zug beendet“, erklärte Mai zufrieden. Kein schlechter Anfang, aber sie würde mehr brauchen, das wußte sie jetzt schon. Sie konnte nur hoffen, daß ihre Strategie aufging. Snake war in der Tat leicht aus dem Konzept zu bringen, aber sie durfte ihn nicht unterschätzen. Man wußte nie, welche Wendung der nächste Zug mit sich brachte. Sie mußte alles einsetzen, was sie an Talent und Erfahrung besaß, um Jonouchis Seele davor zu bewahren, von Snake verdaut zu werden. Snake knurrte und seine roten Augen verengten sich. „Du wirst es noch bereuen, hierhergekommen zu sein.“ „Spar dir deine leeren Drohungen. Ich bin nicht hergekommen, um mit dir ein Pläuschchen zu halten, sondern um Seelen zu retten.“ Snake zog seine nächste Karte. „Ich spiele Monster-Waran im Verteidigungsmodus. Damit bin ich fertig.“ Mai nickte und zog eine weitere Karte. Zweitausend Verteidigungspunkte hatte der Monster-Waran, aber es schien, daß ihr Plan aufgehen würde. „Ich benutze meine Monster-Reanimation“, erklärte Mai mit einem feinen Lächeln. „Was? Ich habe doch noch gar keins deiner Monster vernichtet.“ „Aber ich habe in meinem letzten Zug eines auf den Friedhof geschickt“, erinnerte sie ihn. „Hier kommt der Spieldrache der Harpyien!“ „Dieses Monster hat auch nur zweitausend Angriffspunkte. Es kann meinem Monster-Waran nichts anhaben.“ Snake grinste, doch das Grinsen verschwand, als der Angriffspunktewert des Spieldrachens um dreihundert Punkte nach oben schoß. „Mein Spieldrache bekommt einen kleinen Kraftschub pro Harpyie, die sich auf dem Feld befindet. Spieldrache, grill den Monster-Waran!“ Mai deutete auf das gegnerische Monster und drei Sekunden später war es verschwunden. „Cyberharpyie, greif Snake direkt an!“ Snake hob einen Arm vor das Gesicht, als die scharfen Krallen der Harpyie auf ihn zukamen. Seine Lebenspunkte fielen auf zweitausendzweihundert ab. Mai war zufrieden, aber als Snake den Arm senkte, grinste er. Sie wußte sofort, daß sie in eine Falle getappt war. „Was ist los?“ Snakes Lebenspunkte zeigten auf einmal zweitausend mehr an. „Wenn Gespaltene Zunge als erstes Monster auf den Friedhof geht, bekomme ich für jedes weitere Monster, daß du vernichtest, einen hübschen Zuschlag von zweitausend Lebenspunkten.“ Er lachte zufrieden. Also war die Macht des Spiegels nur eine Ablenkung gewesen! Mai hätte sich ohrfeigen können. Er hatte von Anfang an darauf gesetzt, daß ihre verdeckte Karte eine war, die die Wirkungen von anderen Fallen außer Kraft setzte. Er hatte recht behalten und jetzt würde er für jedes Monster, das Mai vernichtete, auch noch zusätzliche Lebenspunkte bekommen. Für eine Sekunde sah sie noch auf ihre Karten. „Ich spiele eine Karte verdeckt und beende meinen Zug“, erklärte sie schließlich. Sie hoffte, die verdeckte Karte würde sie schützen, zumindest lange genug, bis sie einen neuen Plan hatte. Snake würde in diesem Zug mit Sicherheit angreifen, das spürte sie! „He! Dann wollen wir mal.“ Snake zog. Seine Augen funkelten bösartig. „Ich rufe meinen Höllen-Waran. Er hat eintausendneunhundert Angriffspunkte.“ Mai kalkulierte kurz. Er würde mit dem Höllen-Waran garantiert ihre Cyberharpyie vernichten wollen. Danach würden die Angriffspunkte ihres Spieldrachens wieder auf zweitausend fallen. Wenn sie danach in der nächsten Runde angriff, würde Snake nur einen Schaden von einhundert Punkten erleiden und dann zweitausend Lebenspunkte gutgeschrieben bekommen. Aber soweit würde sie es nicht kommen lassen. Sobald Snake den Angriff auf ihre Cyberharpyie befahl, deckte Mai ihre Falle auf. „Spiegelwand!“ rief sie mit blitzenden Augen. Das kristalline Gebilde erschien vor ihren Monstern und der Höllen-Waran hatte nur noch die Hälfte seiner Angriffspunkte. Chancenlos lief das feuerspeiende Biest gegen die Wand und wurde zurückgeschleudert. Unverrichteter Dinge kehrte es zu seinem Herrn zurück. Snakes Lebenspunkte fielen auf dreitausendzweihundertfünfzig. Er zischte. „Das wird nicht ewig halten, Marilita! Schließlich kostet diese Karte dich pro Standby-Phase zweitausend Lebenspunkte und du hast keine Möglichkeit, sie wieder aufzufrischen.“ „Aber du hast in dieser Runde auch keine Lebenspunkte dazubekommen. Ganz im Gegenteil“, erwiderte Mai süffisant. „Bist du jetzt fertig?“ Snake spielte zwei Karten verdeckt, dann war sie wieder dran. ‚Wenn ich nur wüßte, welche Fallen er gespielt hat. Oder vielleicht sind es Zauberkarten?’ Mai zog, aber es war nicht die erhoffte Karte. Was jetzt? Wenn sie den Höllen-Waran vernichtete, würde sie damit nur Snake helfen. Nachdenklich schob sie erstmal ihre Spiegelwand auf den Kartenfriedhof, denn sie konnte es sich nicht leisten, in diesem Spiel so viele unnötige Punkte zu verlieren. „Grüble nicht soviel, sondern spiel lieber!“ forderte Snake ungeduldig. Mai sah Snake nur kalt an. Hätte sie die eine Karte vorhin nur nicht so leichtfertig verschwendet, sie hätte eine Möglichkeit, diese Situation aufzuheben. So versetzte sie zuerst den Spieldrachen wie auch ihre Cyberharpyie in den Verteidigungsmodus. Gedanklich bedankte sie sich bereits bei ihrer Harpyie, denn sie wußte, diese konnte sie nicht retten. Snake machte seinen Zug. Er beschwor Schatten des Zweifels im Verteidigungsmodus, dann griff er mit seinem Höllen-Waran die Cyberharpyie an, die mit einem Kreischen in tausend Splitter zersprang. Mais einziger Trost war, daß sie keine Lebenspunkte verlieren konnte. Sie zog die nächste Karte und lächelte. Na bitte! „Zuerst spiele ich die Zauberkarte Staubwedel der Harpyien. Sie zerstört alle Zauber- und Fallenkarten auf deiner Seite des Feldes, Snake.“ „Das wird dir auch nichts nützen!“ Dennoch war zu sehen, daß Snake mit dieser Entwicklung nicht gerechnet hatte und sie ihm dementsprechend wenig gefiel. „Deine lahmarschige Spielweise wird dir nichts nützen“, konterte Mai. Damit beendete sie ihren Zug. „Pah!“ Snake zog seine nächste Karte. „Ich werde dir zeigen, daß du hier die lahmarschige Duellantin bist. Ich opfere Schatten des Zweifels und meinen Höllen-Waran. Zittere, denn hier kommt mein unbesiegbarer Drache der Lügen!“ Ein schwarzer Taifun erschien vor Snake. Mai hob einen Arm vor das Gesicht, um sich vor herumwirbelnden Blättern und Dreck zu schützen. Endlich ließ der Wind nach. Über dem Feld schwebte ein Drache mit gewaltiger Spannweite. Schwarze Flammen schlugen aus Maul und Augen des schlanken, schwarzen Körpers und auf der Stirn prangte ein silbernes Horn. Mai schluckte, als sie sah, daß dieses Monster über zweitausendachthundert Angriffspunkte verfügte. Das waren genug, um ihren Spieldrachen, ihren Verteidigungswall, niederzustrecken. Snake grinste. „Oh und noch was! Diese Opfer haben mir die Kleinigkeit von viertausend zusätzlichen Angriffspunkten beschert.“ Nein! Achttausendzweihundert Lebenspunkte! Mais Hand krampfte sich um die Karten. „Los, Drache der Lügen! Vernichte ihren Spieldrachen.“ Der Drache der Lügen schnaubte und glühendes Feuer verschlang Mais letztes Monster. Wenn ihr nichts einfiel, dann würde Snakes Trumpfmonster ihr in der nächsten Runde den Hintern rösten. „Du bist dran, Marilita!“ höhnte Snake. „Oder willst du lieber gleich aufgeben?“ „Arschloch“, wisperte Mai auf altgriechisch, dann zog sie ihre nächste Karte. Nicht die Wunderlösung, die sie sich erhofft hatte, also mußte sie weiterhin auf Verteidigung setzen. Oder ließ sich das alles nicht doch noch zu ihrem Vorteil verwenden? „Ich spiele Harpyie im Verteidigungsmodus und eine verdeckte Karte. Du bist dran!“ „Erbärmlich! Drache der Lügen, verbrenne dieses schwächliche Monster.“ Der Drache griff an und als sich der Flammensturm gelegt hatte, standen zwei Harpyien im Verteidigungsmodus auf dem Feld. „Was? Wie kann das sein?“ „Ich habe meine Zauberkarte Kaleidoskop aktiviert. Sie hat meine Harpyie verdreifacht“, erklärte Mai mit einem zufriedenen Grinsen. „Du bist lästiger als ich dachte“, knurrte Snake. „Nein, du bist lästig. Das warst du schon immer, Antes“, erwiderte Mai wie selbstverständlich. Sie stellte nicht infrage, woher sie dieses Wissen hatte. Sie wußte es einfach, genauso wie sie wußte, daß sie Antes besiegen mußte, um alle zu schützen, die ihr wichtig waren. „Ich beende meinen Zug“, fauchte Snake. „Früher oder später kriege ich dich sowieso!“ Mai dachte an Jonouchi und zog die nächste Karte. Ein feines Lächeln spielte um ihre Lippen. „Irrtum! Ich aktiviere meine Zauberkarte Zauberreproduktion. Wenn ich zwei Zauberkarten auf den Friedhof schicke, darf ich mir eine andere Zauberkarte vom Friedhof direkt in meine Hand zurückholen. Ich wähle Monster-Reanimation.“ „Was? Willst du ein weiteres deiner schwächlichen Monster wiederbeleben?“ spottete Snake. „Wie vorhersehbar!“ „Daß du das sagst, beweist nur, daß du mich nicht kennst. Ich beschwöre nämlich nicht eines meiner Monster, sondern eins von deinen.“ Mai beobachtete mit Befriedigung wie Snake ein Licht aufging. „Ganz genau! Deine Gespaltene Zunge baut meine Verteidigung etwas weiter aus.“ Das Monster erschien auf Mais Seite des Feldes. „Damit ist dein Lebenspunktespender ausgeschaltet. Zu schade!“ „Na und? Du hast nichts in der Hand, was meinen Drachen der Lügen schlagen könnte.“ „Ich bin noch nicht fertig mit meinem Zug“, grinste Mai. „Ich spiele nämlich Fusion.“ Die beiden Harpyien auf dem Feld verschwanden in einem Wirbel aus goldenem Licht und weißen Federn. „Hier kommt meine Königin der Harpyien! Sie hat dreitausend Angriffspunkte“, fuhr Mai fort. Die Königin der Harpyien war doppelt so groß wie Mais sonstige Harpyien. Die goldenen, hochgesteckten Haare, silbernen Krallen und weißen Flügel blendeten Snake. „Gefällt sie dir, Antes? Jonouchi hat mir nämlich diese Karte geschenkt. Königin der Harpyien, vernichte seinen Drachen der Lügen!“ Die Königin stürzte sich mit einem Kreischen auf den Drachen, der mit einem Brüllen zerbarst. Snake verlor zweihundert Lebenspunkte. Er zeigte seine spitzen Zähne, aber er schwieg. „Eine Karte verdeckt. Damit beende ich meinen Zug. Du bist dran, Antes!“ „Ich werde dich vernichten. Du hast keine Karten mehr auf der Hand. Nichts wird mich aufhalten!“ Snake zog eine weitere Karte. „Ich spiele Giga-Waran im Verteidigungsmodus. Sobald Giga-Waran auf dem Feld ist, erlaubt mir seine besondere Fähigkeit, noch zwei weitere Waran-Monster zu spielen. Hier kommen Super-Waran und Teer-Waran!“ Die Monster erschienen im Verteidigungsmodus. Keine schlechte Verteidigung bei jeweils eintausendfünfhundert Verteidigungspunkten, aber viel würden die Monster Snake nicht nützen. „Ich aktiviere meine Fallenkarte Alptraumspiegel!“ Mai machte eine lässige Geste und der Spiegel erschien. „Für jedes Monster auf deinem Feld erhalte ich eine Kopie eines meiner Monster. Da ich nur die Königin der Harpyien habe, bekomme ich automatisch drei weitere dazu.“ „Das gibt es nicht!“ würgte Snake hervor. „Oh doch! Bist du fertig?“ Snake sah auf seine leere Hand und nickte zerknirscht. Mai zog eine Karte. „Meine Königinnen, holt euch seine Monster!“ Drei Königinnen stürzten sich auf die Warane. Die letzte griff auf Mais Geheiß Snake direkt an, dessen Lebenspunkte auf fünftausend fielen. „Zug beendet!“ Snake zog und spielte den Topf der Gier. Mai konnte spüren, daß sie die Siegesgewißheit ihres Gegners zerschlagen hatte, aber das hieß nicht viel. Je nachdem was Snake jetzt auf der Hand hatte, konnte sich noch alles verändern. Sie mußte auf der Hut bleiben. „Ich spiele Monster-Reanimation!“ Mai verkrampfte sich sofort, als der Drache der Lügen erneut auf dem Feld erschien und sie unheilverkündend anstarrte. „Doch damit nicht genug! Ich statte meinen Drachen mit der Zauberkarte Drachenklauen aus.“ Snake klang triumphierend. „Damit werden die zweitausendachthundert Angriffspunkte meines Drachens auf fünftausend erhöht.“ Genug Angriffsstärke, um gegen ihre Königinnen der Harpyien zu bestehen und Mais Lebenspunkte zu reduzieren. „Angriff auf eine Königin der Harpyien!“ befahl Snake seinem Monster und der Flammenatem raste über das Feld, um eine der Königinnen zu vernichten. Mais Lebenspunkte fielen auf zweitausend. Einen zweiten Angriff würde sie nicht überstehen, aber zum Glück hatte sie vorgesorgt. Als Snake seinen Zug beendete, aktivierte Mai ihre verdeckte Karte. „Harpyien-Phönixformation! Damit kann ich dein Monster vernichten und die Angriffspunkte dieses Monsters werden dir komplett von den Lebenspunkten abgezogen.“ Snake konnte nicht mal schreien, als der Feuersturm der Harpyien über seine Feldseite fegte, sein Monster vernichtete und ihm auch den allerletzten Lebenspunkt raubte. Die Hologramme verschwanden. Entsetzt sackte er auf die Knie. Mai atmete erleichtert auf. Es war vorbei! Sie hatte gesiegt! „Laß Jonouchi frei und wen auch immer du sonst noch gefangengenommen hast“, verlangte sie. Snakes Augen verengten sich zu glühenden Schlitzen. „Niemals!“ rief er und stürzte sich mit weit aufgerissenem Maul auf die noch immer gefesselte Mai. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)