Captain Hersiges Problem von Tentakel ================================================================================ Kapitel 1: Captain Hersiges Problem ----------------------------------- Achtung: Das ist noch die Roh-Fassung von 2002. Meine neue Fesplatte hat Selbstmord begangen und deswegen muss diese Fassung der Geschichte noch komplett korrigiert werden. Captain HErsiges Problem (2002) "Sir!" Der Angesprochene drehte sich langsam herum. Er erblickte seinen ersten Offizier, der ihm noch etwas bleicher als sonst erschien, herablassend an. "Ja, Burton, was gibt es?" fragte Hersige genervt. "Sir, wir haben ein großes Problem." Der Kommandant zog fragend eine Augenbraue hoch. "Wieso sollten wir ein Problem haben, Burton? Wir sind zur rechten Zeit zur Parade erschienen. Das Schiff glänzt wie neu, alle Besatzungsmitglieder sind ausgeruht. Was sollte noch schief gehen? Wir haben also kein Problem, ist das klar?" Daraufhin drehte er seinem ersten Offizier wieder den Rücken zu. Lieber hätte er seine Mannschaft netter behandelt, aber die kaiserlichen Vorschriften für Raumschiffkapitäne verlangten Herablassung und Arroganz. Ja, er hatte allen Grund stolz zu sein. Sein Schiff, die >S`tendit<, sah aus, wie grade aus der Werft gekommen. Ihr zylindrischer Körper glänzte in der Schwärze des Alls silbern, die blauen, im Lichte der Sterne leuchtenden, vauxianischen Buchstaben an der Seite schienen von innerer Glut zu strahlen. Kurzum, das Schiff war prachtvoll anzusehen. Seine Mannschaft, ein buntes Gemisch aus den verschiedenen Völkern des Imperiums, war unter seinem Drill zu der besten im gesamten Imperium herangereift. Über tausend Männer und Frauen, die ihm bedingungslos vertrauten und seine Befehle mit Freude ausführten. Sein erster Offizier ließ ihm allerdings nicht viel Zeit im Stolz zu baden. Dieses mal wartete er noch nicht einmal bis der Captain sich herumgedreht hatte, sondern trat vor ihn und blockierte damit die Sicht auf den großen Sichtschirm. "Sir, wir haben sehr wohl ein Problem, wir stehen auf dem Kopf." Es dauerte einen Moment, bis der Captain die volle Tragweite des Problems erkannt hatte. Die zwanzig vauxianischen Schiffe bildeten zwei parallele Reihen im All vor der großen Kaiserlichen Raumstation, um den von einem erfolgreichen Feldzug heimkehrenden Herrscher, gebührend zu empfangen. Das eines von ihnen falsch herum im All hing, wäre nicht weiter aufgefallen, da die Schiffe Torpedos glichen und daher unten wie oben gleich aussahen. Allerdings waren ihre Namen extra für diesen ehrenvollen Anlass auf die Seite gemalt worden und dadurch würde es sofort auffallen, wenn eines falsch herum im All schwebte. Das blanke Entsetzen ergriff von Hersige Besitz. So viele Tage mühe- , liebe- und hingebungsvoller Vorbereitung! Nur für diesen glorreichen Moment, da der Kaiser an der Ehrenwache in seinem Luxusschiff vorbei flog. Tage, die nun nichts mehr bedeuteten, ob dieser Beleidigung der Etikette. "Scheiße!" schrie der Captain laut und deutlich. Er fluchte selten, noch seltener auf terranisch. Totenstille kroch über die Kommandobrücke. Hersige stand wie zu Stein erstarrt da. Die Stirn in tiefe Falten gelegt und zumindest äußerlich, die Ruhe selbst. Die Mannschaft wusste, dass dies oft der Moment vor einem Wutausbruch ihres Kommandeurs war. Schon viele neue Besatzungsmitglieder hatten dieses gelassene Äußere falsch eingeschätzt und sich eine wütende Beschimpfung eingefangen, die ihresgleichen suchte. Gedanken rasten durch Hersiges Kopf. Das Schiff umdrehen? Nein die Kaiserliche Yacht war schon zu nahe, man würde das Zünden der Triebwerke sehen, die unerlaubte Bewegung des Schiffes wahrnehmen. Fliehen? Auch nicht gut, er wollte nicht desertieren, er liebte den Kaiser wie jeder seines Volkes. Nein, er musste abwarten, versuchen, sich zu entschuldigen. Hoffen, dass der Kaiser seine Entschuldigung annahm. Im günstigsten Fall würde er sein Kommando verlieren, im schlechtesten in den Minen von Beta Minor landen. Seine Gedanken wurden von einer sich überschlagenden Stimme unterbrochen. "Sir, es tut mir so leid, ich habe hundertachtzig mit dreihundertsechzig Grad drehen verwechselt! Dadurch stehen wir auf dem Kopf, es ist meine Schuld, Sir. Ich werde dafür grade stehen." Gereizt blickte der Captain die Quelle der Störung an. Ein milchgesichtiger junger Erdenmensch. Seine Wut kaum beherrschend, reagierte er auf den Zwischenruf des neuen Steuermanns. "Du Wurm hast es also nicht geschafft, die gewünschte Ehrenrolle beim Anflug korrekt auszuführen? Und jetzt glaubst du, der Kaiser würde von einem wie dir Entschuldigungen annehmen? Nein, das ist meine Aufgabe! Meine Mannschaft, mein Fehler." Ein plötzliches Raunen liess ihn zum Sichtschirm blicken. Die kaiserliche Yacht schwebte ein. Golden glänzte das schnittige Schiff, als es langsam, viel zu langsam an den Reihen der Kampfschiffe vorbei flog. Bei diesem Tempo war bestimmt jedes Partikelchen Weltraumstaub auf den Hüllen der Schiffe für den Kaiser klar erkennbar. Und natürlich auch, dass eines der Schiffe, wie zum Hohn, falsch herum zwischen den anderen schwebte. Wie immer flog der Herrscher alleine in seiner Yacht, den Triumph des Sieges für sich auskostend, nicht teilen wollend. Die Kriegsflotte, die ihm zum Sieg verholfen hatte, blieb bei den Randwelten zurück. Er passierte die >S`tendit< und verschwand drei Schiffe weiter in dem riesigen Hangar der Raumstation. Der Kaiser war bekannt für seine Wutausbrüche und, die er jedes Mal verfeinerte und mittlerweile bis zur Perfektion beherrschte. Niemals ließ so etwas auf sich warten. Deshalb starrte der Captain auch verwundert auf das sich schließende Hangartor. Die Ehrenwache löste sich auf. Noch immer saß die Angst vor einer Strafe den Leuten der >S`tendit< im Nacken. Nervös gingen sie wieder auf ihre Posten zurück. Die Yacht dockte an ihrem Liegeplatz an. Der Kaiser schaltete den Autopiloten, der das Schiff durch die Weiten des Alls bis hierher geflogen hatte, ab. Sein Leibdiener eilte zu dem sich öffnenden Schott, half dem Kaiser beim Aussteigen und führte den blinden Mann zu seinen Gemächern. ENDE Hinweis: Die Geschichte "Captain Hersiges Problem" ist das geistige Eigentum von Iris Bergmann (Blauer Drache) und darf nicht ohne vorherige ausdrückliche Erlaubnis reproduziert, kopiert, bearbeitet, veröffentlicht oder auf anderen Webseiten wiedergegeben werden. Ausgenommen hiervon sind Zitate im vom Urheberrecht erlaubten Umfang sowie Kopien / Ausdrucke für den eigenen Gebrauch, z.B. auf der eigenen Festplatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)