R-2-17 von Yulila ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ein kühler Luftzug schlug mir entgegen als ich das dunkle Gebäude betrat. Die schwere Eisentür hinter mir fiel krachend ins Schloss und ich stand nun alleine in einer großen Eingangshalle. Ein bisschen mulmig wurde mir ja schon, als ich den Raum durchschritt und am Fuße einer riesigen Treppe ankam. Ich sah auf meine Armbanduhr, es war fünf vor neun. Gegenüber der Treppe war eine Tafel angebracht, auf der mit großen Buchstaben zu lesen war: Schreibseminar bei Mr McGowan, zweiter Stock. Eine halbe Ewigkeit starrt ich auf die Schrift. Es war nicht zu glauben, dass gerade ich solch ein Seminar beesuchen sollte. Unbewusst lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Ob das davon oder von der Kälte, die von den Wänden ausging, kam, konnte ich nicht sagen. Da ich keine Jacke dabei hatte, schlang ich die Arme fest um meinen Körper. So, und jetz geh, sagte ich zu mir selbt. Als ich die dunkle Holztreppe betrat, quitschte das alte Holz unter meinen Schritten, was meinem Selbstvertrauen nicht gerade gut tat. Der erste Stock war geschafft und es sah hier genauso aus, wie im Erdgeschoss auch. An manchen Teilen der Wand brökelte Farbe ab und im Fußboden waren dicke Kratzer zu sehen. Ich musste den ganzen Raum noch einmal durchqueren, um an die Treppe zu gelangen, die noch weiter hoch führte. Links von mir trennte eine Glastür einen langen Gang ab, doch da das Licht nicht an was und es nur wenige kleine Fenster gab, konnte ich außer ein paar Türen, die rechts und links des Flures abgingen, nichts erkennen. Also bewegte ich mich wieder Stufe für Stufe in den zweiten Stock hinauf. Und -was für ein Wunder- hier sah es wieder genauso aus, wie im Erdegeschoss und im ersten Stock auch. Wieder ging ich eine halbe Runde um die Treppeherum, doch diesmal bog ich links in den Gang ab. Kaum öffnete ich die Türe, klangen Stimmen und vereinzelnd Gelächter zu mir. Es sah hier aus wie in einer Schule, was es gewissermaßen auch war: Überall waren Türen in gleichmäßigen Abständen und vor jeder Tür eine kleine Bank. Am ende des Flures stand eine Tür offen, wie alle anderen war sie dunkelgrün angestrichen und mit komischen Schnörkeln versehen. Je weiter ich mich dem Raum näherte, desto lauter und heller wurde es. Ein paar Meter davor blieb ich stehen und atmete noch einmal tief durch. "Das packst du schon" versuchte ich mir Mut zuzusprechen,"Ist doch keine große Sache, in drei Stunden kannst du hier wieder raus." Doch das stimmte nicht, denn die restlichen Ferien musste ich jeden Tag hierher und die Sommerferien hatten erst vor zwei Tagen angefangen. Außerdem war es eine große Sache. Zumindest für mich.Es hing davon ab, wie meine weitere Zukunft aussehen sollte. Plötzlich ertönte ein schriller Ton und die Stimmen wurden ruhiger. Ich schluckte einmal und trat ein. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein ganz normales Klassenzimmer, denn mehrere Einzeltische standen im Raum, jedoch waren ummer zwei davon zusammengeschoben. So weit ich es beurteilen konnte, waren alle Plätze belegt. Vorne hinter dem Pult saß ein jüngerer Mann, ich schätzte ihn auf Anfang zwanzig, also nicht viel älter als ich selbst. Er trug seine blonden Haare ziemlich kurz und der leichte Bart ging an den Seiten zu Kotletten über. Als er mich sah, legte er den Stift beiseite, mt dem er eben noch geschrieben hatte und fragte:"Bist du Logan?" Ich nickte. "Wie war noch dein Nachname?" "Foster. Logan Foster." antwortete ich mit kratziger Stimme. Mr McGowan hackte etwas auf einem Blatt Papier an, anscheinend meinen namen. "Gut. Setz dich." Meinte er ohne mich anzusehen. Ich blickte in die Klasse. Etwa zwanzig gleichaltrige Mädchen und Jungen starrten mich an. So ist das nun mal, wenn man als Letzter kommt. Nur in der hintersten Reihe war noch ein Platz frei und wenn ich ehrlich bin, war ich sogar froh, nicht weiter vorne sitzen zu müssen. Als ich mich setzte spürte ich die warmen Sonnenstrahlen, die durchs Fenster fielen. Schließlich war Sommer und draußen hatte es mindestens dreißig Grad. Ich kann mir vor wie in einer anderen Welt, denn hier herrschten Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. So kam es mir zumindest vor. Erst jetzt bemerkte ich den jungen rechts neben mir. Als ich mich zu ihm drehte, sprach er mich an: "Hi Logan. Ich bin Jeff." Skeptisch musterte ich ihn. Das Erste, das mir an ihm auffiel, war sein gutes Aussehen, denn schlecht sah er nicht aus, das musste man ihm lassen. Die langen dunklen Haare fielen ihm über die Augen und er lächelte mich an. Nicht so ein gekünsteltes Lächeln wie meine "Freunde" in der Schule, sondern ein offenes, herzliches Lächeln. Von seinem rechten Schneidezahn war ein Stückchen angebrochen. Doch auch seine Kleidung war cool und lässig, aber nicht angeberisch. Ich grinste zurück: "Hey Jeff." Oh mein Gott klang das ätzend! Zum Glück musste ich nicht weiter sprechen, denn Mr McGowan richtete das Wort an uns: "Hi. Mein Name ist Austin McGowan. Warum ihr hier sei, wisst ihr ja. Aber worum es in diesem sogenannten Schreibseminar geht, erklär ich euch mal kurz." Am liebsten wäre ich gegangen. So was Langweiliges! Obwohl McGowan seine Sache gut machte, fühlte ich mich recht unbehagen. Jeff ging es wohl nicht anderes, denn er rutschte jetzt schon ungeduldig auf seinem Stuhl herum und trommelte mit zwei Fingern auf den Tisch. McGowan sprach weiter: "Dieses Seminar wird euch dabei helfen, euren Ausdruck zu verbessern und an eurer Grammatik zu arbeiten, damit ihr bessere Geschichten und später auch Bücher schreiben könnt." Ich war drauf und dran, die Augen zu verdrehen. Wer will das denn schon? Ich jedenfalls nicht. "Ziel unsere gemeinsamen Zeit ist es, dass jeder von euch am Ender ein Buch von rund hundert Seiten geschrieben hat. Die Besten fünf werden von einem bestimmten Verlag, der uns sponsort, veröffentlicht. Das eingenommene Geld kann jeder von euch selbst behalten. Und ich verspreche euch: das wird nicht gerade wenig werden!" Beim letzten Satz spitzten sich meine Ohren. Das klang doch gar nicht mal schlecht! Ich öffnete meinen Rucksack und holte meinen Block und einen Kugelschreiber heraus. "Da heute der erste Tag ist, möchte ich euch ja erst einmal kennenlernen. Aber eure Namen interessieren mich weniger als euren Schreibstil. In den nächsten drei Stunden schreibt ihr bitte eine kurze Geschichte, die vier bestimmte Wörter enthalten muss. Ich sammle dann alle ein und lese sie mir durch. Einverstanden?" fragte er in die Runde. Vereinzelnde Zustimmung und Nicken. Mr McGowan schrieb die Wörter "Eifersucht", "Einverständnis", "Gier" und "Macht" an die Tafel. "So zeigt sich eure Kreativität und euren Einfallsreichtum" meinte er noch. Na toll! Was soll mir das denn bringen? fragte ich mich. Genügend Geld! kam auch gleich die Antwort von meinem Unterbewusstsein. Ich wusste, ich müsste mich wirklich anstrengen, doch musste das heute schon sein? Außerdem hatte ich keine Ahnung, wie ich mit diesen Wörtern einen anständigen Aufsatz praktizieren sollte. Mir fiel nicht einmal ein geeigneter Zusammenhang dazu ein. Genervt sah ich mich in der Klasse um: sie bestand zum größten Teil aus Mädchen und außerdem waren alle bereits über ihre Hefte oder Blöcke gebeugt und schrieben ihre Kugelschreiber leer. Vorsichtig schielte ich zu Jeff hinüber, doch anders als ich erwartet hatte, schrieb er nicht. Nicht einmal ein Stift lag auf seinem Tisch. Als er merkte wie ich ihn anstarrte, hörte er damit auf, Dreck aus seinen Fingernägeln zu kratzen. "Was ist?" flüsterte ich "Warum machst du nichts?" "Ich mach doch was." grinste Jeff und wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. "Ich meine, warum du nicht anfängst zu schreiben." "Das hab ich schon verstanden…" "Ja, und warum jetzt?" Jeff überlegte kurz. "Kein Bock." War seine Antwort. Toll. Ich sah mich unter und neben unserem Tisch um und bemerkte, dass Jeff nicht einmal einmal einen Rucksack oder so dabei hatte. Kurz entschlossen riss ich ein Blatt aus meinem Block, holte einen zweiten Stift heraus und knallte Jeff beides unter die Nase. "Hier. Und jetzt schreib. Ich hab nämlich auch keinen Bock, aber ich muss es tun! Und du bist hier bestimmt auch nicht zu Spaß. Ich weiß zwar nicht, wer dich dazu zwingt, aber fang zumindest an, okay?" Ich durfte schließlich nicht in Versuchung geraten, aufzugeben. Inzwischen hatte sich meine Lautstärke verdoppelt, doch keiner unserer Mitschüler interessierte sich für uns. Jeff sah mich einen Moment verwirrt an –was ich übrigens total verstehen konnte, schließlich wunderte ich mich selbst über meine Offenheit!- doch dann atmete er tief ein, nah den Stift in die Hand und murmelte mehr zu sich selbst, als zu mir ein "Okay". So, vielleicht konnte ich mich jetzt besser konzentrieren. Ich schrieb die vier Wörter oben auf mein Blatt und fuhr sie zweimal nach. Was hatten diese Begriffe gemeinsam? Wie hingen sie zusammen? Verzweifelt zermalmte ich mir das Gehirn. Ich sah sie mir noch einmal an und versuchte mir jedes vorzustellen. Nach über einer halben Stunde hatte ich eine Idee: Alle vier Wörter konnte man als gut und schlecht ansehen. Das wars! Schnell suchte ich nach einem geeigneten Anfang und begann meinen ersten eigenen Aufsatz hier. Die restlichen zwei und halb Stunden vergingen wie im Flug. Als ich den schrillen Ton zum zweiten mal hörte und Mr McGowan uns bat, abzugeben, war ich bereits mit der zehnten Seite fertig. "Ahh, tut das gut!" Die Hitzewelle überrollte mich als ich wieder hinaus ins Frei trat. Sofort musste ich meine Augen mit der Hand abschirmen. Der Schweiß trat mir aus allen Poren und sofort wünschte ich mir wieder im kühlen Inneren des Gebäudes zu sein. Ich ging die paar Stufen zum Campus hinunter. Weiter vorne sah ich eine Gruppe Mädchen stehen, die aus dem Seminar. Ein paar Jungs sperrten die Schlösser ihrer Fahrräder auf und radelten schließlich davon. Links ging diebreite Hauptstraße vorbei, rechts jedoch lag das Gebäude an einem großen Park. Ich ging auf die Fahrradständer zu, in dem auch mein eigenes abgeschlossen war. Jedoch ging ich daran vorbei und steuerte eine kleine Baumgruppe an. Als ich mich mit dem Rücken gegen einen Stamm lehnte, holte ich die Kopfhörer für einen MP3-Player heraus und stopfte sie mir in die Ohren. Doch es war gar kein MP3-Player angeschlossen, denn ich besaß gar keinen. Es sieht mit den Dingern im Ohr einfach nur so aus, als sei man wahnsinnig beschäftigt und habe keine Zeit für eine Unterhaltung. Ich bemerkte, dass man hier im Schatten der Bäume, den Lärm der Hauptstraße gar nicht hören konnte. Also schloss ich meine Augen und ruhte mich aus. Meine rechte Hand tat vom Schreiben ziemlich weh und sie fühlte sich verkrampft an. Dann musste ich an Jeff denken. Wie viel hatte er wohl geschafft? Ich war so mit mir selbst beschäftigt gewesen, dass ich gar nicht mehr nach ihm geschaut hatte. Und nach dem Gong flüchtete ich sofort nach draußen. Naja, spätestens morgen würde ich ihn mit Sicherheit wieder sehen. Doch das Schicksal meinte es wohl anders… Ich hörte, wie mein Bauch grummelte. Kein Wunder, ich hatte heute ja kaum etwas gegessen. Genau genommen Nichts. "Oh Gott, hab ich Hunger!" stöhnte ich. Nicht einmal Geld, um was zu kaufen hatte ich. "Magst was" hörte ich eine Stimme fragen. "Whaaa!" entfuhr es mich, denn ich als ich die Augen öffnete hielt mir jemand einen halben Donut vors Gesicht. Ich folgte der Hand, die schließlich zu einem Arm wurde, der Teil von Jeffs Körper war. Dieser hockte nämlich genau wie ich gegen den selben Baumstamm gelehnt am Boden. Unsere Arme berührten sich sogar! Wie peinlich, ich hatte ihn gar nicht bemerkt… Wie in Trance griff ich nach dem Donut und mampfte ihn in mich hinein. Erst als ich den letzten Bissen hinunter geschluckt hatte, fiel mir auf, dass ich mich nicht bedankt hatte. "Danke." Meinte ich also noch schnell. "Kein Problem" winkte Jeff ab. "Was hörst du?" Ich verstand nicht ganzm bis mir einfiel, dass ich die Stöpsel im Ohr hatte. "Nichts besonderes" nuschelte ich und kramte in meinem Rucksack herum, um so zu tun als würde ich die Musik ausschalten, und zog mir die Kopfhörer aus dem Ohr. Es folgte Stille. Weder Jeff noch ich wussten, was es zu bereden gab. Mein Blick fiel auf das Gebäude vor uns. Es war alt und grau, dennoch strahlte es etwas Geheimnisvolles aus, wie es da, von Efeu bewachsen, still in der Sonne lag. Für einen Moment vergaß ich alles um mich herum , ließ einfach die vielen Eindrücke auf mich wirken. "Ähm…was du da vorhin gesagt hast…" Ich zuckte zusammen. Jeff! Den hatte ich ja völlig vergessen! "Was Hast du gemein, dass du hierher musst? Das ist doch alle freiwillig." Ich konnte mir ein Stöhnen nicht verkneifen. Musste der mich jetzt auch damit nerven? "Hör mal, ich hab‘ echt keinen Bock darüber zu reden. Vielleicht erzähl ichs dir ein anderes Mal." Jeff wirkte ein bisschen enttäuscht, doch sah wohl ein, dass es nichts bringen würde, mich jetzt auszuquetschen. Die Stunden am Mittag und frühen Vormittag waren die Einzigen an denen ich mal Zeit für mich hatte und nicht nach Hause gehen musste. Plötzlich fiel mir etwa ein: "Und was ist mit dir? Du hast ja anscheinend auch keinen Bock auf dieses Seminar.!" "Selber nichts verraten, aber mich aushorchen, jaja…" lachte Jeff. Ich sah ihn verwundert an, gleichzeitig spürte ich einen Stich im Herzen. Jeff hatte alles, was ich mir wünschte: er sah gut aus, war witzig, wenig Geld hatte er anscheinend auch nicht und er war cool. Ganz im Gegensatz zu mir! Ich fragte mich ernsthaft, was er hier bei mir verloren hatte. "Du musst nicht hierbleiben." Versuchte ich klarzustellen, "Ich meine, du kannst ruhig weg gehen, wenn’s dir mit mir zu langweilig wird." Denn das war mir lieber, als wenn man nicht wusste, was man mit dem anderen reden sollte und eine unangenehme Stille entstand. "Hä? Soll ich denn gehen?" Jeff wirkte verwirrt. "Nein, nein! Aber ich…ich dachte, wenn du nicht willst…dann musst du nicht hier bleiben und mir Gesellschaft leisten…" ich ließ den Kopf hängen. Gleich wird er sagen, er müsse dringend irgendwo hin und verschwindet. So war das immer. "Aber ich will doch hierbleiben, wenn du erlaubst…Sonst wär ich doch gar nicht hergekommen." Jeff sah mich mit großen Augen an. Sie waren grau-blau und am Rand ganz schwarz. "Echt?" Ich war wirklich baff. Jemand war freiwillig in meiner Gegenwart! "Warum sollte ich denn nicht bleiben wollen?" Jeff verstand wohl immer noch nicht ganz. "Na, ich bin ein Looser. Eine absolute Null! Und du siehst so aus, als wärst du einer von den Coolen." Ich ließ den Kopf sinken. Wenn man es aussprach, tat es gleich doppelt weh. "Aber du bist doch kein Looser!" protestierte Jeff. "Auch wenn ich dich noch nicht richtig kenn‘, aber ich hab dir vorhin beim Schreiben zugeschaut. Wie schnell du geschrieben hast und wie intelligent deine Sätze geklungen haben, war einfach der Wahnsinn!" "Haha", machte ich extrem gespielt "Toll, ich kann schnell schreiben, wer mag das schon?" Für einen Moment hörte man nichts, als das Rauschen der Blätter, dann setzte Jeff noch einmal an. Doch diesmal klang seine Stimme nicht wie immer fröhlich, sondern es hörte sich an, als hätte er einen Kloß verschluckt. "Ich, ich mag das können. Du weißt schließlich auch nichts über mich, aber wenn du mich kennen würdest, wüsstest du was es heißt, ein Looser zu sein." Darauf wusste ich nichts zu antworten. Jemanden wie Jeff war ich noch nie begegnet außerdem war er die erste Person in meinem Leben, von der ich annehmen konnte, das zu glauben, was er gesagt hatte. Ich fühlte mich schon ein bisschen besser. Genau in diesem Augenblick knurrte mein Magen so laut, dass es sogar den Gesang der Vögle übertönte. Wie peinlich… Ich spürte, wie ich rot wurde. Doch was war das? Jeff fing plötzlich an, laut loszulachen und stand schließlich auf. "Komm." Meinte er und streckte mir seine Hand hin. "Wir gehen zu mir nach Hause. Ich krieg auch schon schrecklich Hunger." Als ich ohne zu zögern eingriff, erschien ein breites Grinsen auf Jeffs Gesicht. Um zu Jeff zu Jeff zu kommen, mussten wir den Park einmal komplett durchqueren. Ich war ein bisschen nervös, denn es war das erste Mal seit dem Kindergarten, dass ich zu jemanden in meinem Alter nach Hause ging. Auch Jeff schien nervös zu sein. Aber er hatte doch gar keinen Grund? Heimlich beobachtete ich ihn von der Seite. Sein Blick war starr auf den Boden gerichtet und er schien angestrengt über etwas nachzudenken. Hin und wieder nuschelte er einige Worte; ich verstand jedoch kein einziges. Plötzlich blieb er stehen und es platzte aus ihm heraus: "Oh Gott, ich kann nicht nach Hause gehen!" Fragend sah ich ihn an, "Warum nicht?" Meine Frage nicht beachtend fuhr er fort:"Aber ich mus! Es bleibt mir keine andere Wahl." Mit schnellen Schritten ging er weiter. Ich hatte Mühe mit seinem Tempo mitzuhalten. Erst jetzt schien er meine Frage zu realisieren, denn er antwortete: "Du wirst schon sehen…" Mehr verriet er nicht. Doch mit kam es so vor, als würde er schon wieder mehr zu sich selbst, als zu mir zu sprechen. Und als wir dann an Jeffs Haus ankamen, war ich auf alles gefasst gewesen, nur auf das, was vor mir stand nicht! Das war kein Haus mehr, das war eine Villa! Hier, auf der anderen Seite des Parks waren die Häuser der Reichen. Völlig außer mir starrte ich auf riesige Gebäude an. Große schmiedeeiserne Tore, geräumige Balkone, ein Pool und ein sehr weitläufiger Garten. "Wow!" Mehr brachte ich nicht heraus. Noch immer konnte ich den Blick nicht abwenden. Komischerweise schein das alles Jeff ziemlich peinlich zu sein. Er drückte auf die Klingel und eine Kamera schwenkte zu uns. Es ertönte ein Summen und wir konnten eintreten. Geschlagene zwei Minuten brauchten wir, um vom Tor zur Eingangstür zu gelangen. Der Kiesweg zweigte sich mehrmals und ich war überzeugt, mich ohne Jeff zu verlaufen. Doch die Sprache verschlug es mir endgültig, als wir durch die Türschwelle traten und uns ein Butler begrüßte. "Willkommen, junger Herr. Wie ich sehe, habt ihr Besuch mitgebracht." "Ja Henry, das ist Logan." Anstatt zu antworten, starrte ich den Butler nur an. "Komm, Logan. Dort drüber ist das Esszimmer." Wir gingen aus dem Vorzimmer und betraten das vermeintliche Esszimmer. Doch "Zimmer" war ziemlich untertrieben, denn wir standen in einem riesigen Saal, in dessen Mitte eine richtige Tafel platziert war. Ich wollte mich schon setzten, als eine elegant gekleidete Dame den Raum betrat. Gefolgt von einem ebenso gut gekleideten Herren. "Hi Mum. Dad." Jeff ging auf die beiden zu und küsste sie links und rechts auf die Wangen. Anscheinend handelte es sich um Jeffs Eltern. Ich war überwältigt. So hatte ich mir die beiden nicht vorgestellt. Und wieder wurde ich von Jeff vorgestellt:"Das ist Logan Foster. Er besucht das selbe Seminar." "Hallo." Oh nein, das klang jetzt aber nicht sehr höflich. "Ich meine, guten Tag." Inzwischen waren Jeffs Eltern auf mich zugekommen und schüttelten mir die Hände. Im Gegensatz zu ihnen kam ich mir so gewöhnlich und irgendwie schmutzig vor. Ich schämte mich schrecklich. Dann endlich, endlich setzten wir uns an die gedeckte Tafel. Nach und nach brachte Henry verschiedene Speisen herein. Die meisten kannte ich nicht einmal, aber sie schmeckten köstlich. Obwohl bei meinem Hunger selbst ein Sack Müll fantastisch geschmeckt hätte. Währenddessen begnügte sich die Familie Anderson mit ein bisschen Smalltalk, dem ich andächtig lauschte. "Und, wie war das Seminar bei Mr. McGowan? Erzähl mal." Mit einer kleinen Handbewegung forderte Mrs. Anderson ihren Sohn auf. Ich beobachtete Jeff dabei, wie er mit dem Fuß ungeduldig auf den Boden klopfte und scheinbar uninteressiert weiter aß. "Gut, Mum." Für ihn schien das Thema erledigt. Mrs. Anderson warf ihrem Mann mit hochgezogenen Augenbrauen einen vielsagenden Blick zu. "Jeffery!" ermahnte er ihn. Dieser legte widerwillig de Gabel beiseite und zog scharf die Luft ein. „Mr. McGowan scheint nett zu sein und mit Logan neben mir macht mir das Seminar vielleicht sogar Spaß.“ Beide Elternteile drehten gleichzeitig ihre Köpfe zu mir um. Ich grinste dämlich. Sie wandten sich wieder um. "Und wir mussten einen kleinen Aufsatz schreiben, damit McGowan sieht, wie gut wir schreiben können." "Jeffery, ich habe es dir schon oft gesagt, das heißt Mr. McGowan!" fuhr sein Vater ihn an, sodass ich mich verschluckte und wie verrückt rumhustete. Dass ich gerade am ersticken war, schien keinen der Anwesenden zu stören. Unbeeindruckt fuhr Mr. Anderson fort: "Außerdem erwarte ich von dir, dass du dein Bestmögliches getan hast, um dein Talent unter Beweis zu stellen!" "Aber Dad, das ist es doch! Ich hab kein bisschen Talent! Warum wollt ihr das nicht versehen?" Jeff war aufgesprungen und um ein Haar wäre sein Stuhl nach hinten umgekippt. "Jeffery!" seufzte seine Mutter genervt, "Diese Diskussion hatten wir bereits. Außerdem haben wir einen Gast und es ist sehr unhöflich, einfach aufzustehen!" Ach ja, dafür war ich jetzt wieder gut genug, oder was? Jeffs Lippen wurden zu einer dünnen Linie und ich sah, wie er die Hände zu Fäusten ballte. "Bitte entschuldigt uns. Logan und ich müssen noch ein bisschen lernen. In meinem Zimmer." Setzte er noch hinzu. Ich hatte den Wink verstanden, stand auf und verbeugte mich höflich. Als wir aus dem Zimmer verschwanden, hörte ich Jeffs Eltern seufzen. Anscheinend waren sie ziemlich sauer auf ihren Sohn, obwohl ich nicht wirklich verstand, wieso. Ich folgte Jeff in sein Zimmer, indem wir unendlich lange Gänge entlang gingen, durch mindestens zehn Türen und ebenso vielen Treppen mussten. Aber schließlich stand ich in einem Raum, der verhältnismäßig klein war. Links hinten im Eck stand ein großes Bett, fast schon ein Doppelbett. Rechts fand ich den Schreibtisch und den Kleiderschrank. Alles sah sehr gemütlich aus. Durch die hohen Fenster fiel viel Licht und als Jeff hinging und sie öffnete, auch gleich frische Luft. Ich fühlte mich auf Anhieb wohl hier, denn genauso hatte ich mir immer mein Traumzimmer vorgestellt. Jeff ließ sich mit Schwung aufs Bett fallen, während ich alles genauer in Augenschein nahm. Obwohl an der Wand ein Fernseher angebracht war und ich den Laptop auf dem Nachttisch bemerke, waren alle Schränke voller Bücher. Das hieß, er saß nicht den ganzen Tag vor der Glotze. Ein eindeutiger Pluspunkt für ihn. Ich setzte mich in den flauschigen Sessel, der gegenüber dem Bett stand. "Siehst du jetzt, was ich meine?" fragte Jeff. "Du meinst, wegen deinen Eltern?" "Ja. Sie erwarten von mir, dass ich immer und überall bei Allem der Beste bin." "Und, kannst du denn alles so gut?" "Natürlich nicht! Ich bin überall der Schlechteste! Nur wollen meine Eltern das nicht einsehen. Ich versteh das einfach nicht." Jeffs Stimme klang merkwürdig zittrig. "Sie verlangen von mir dass ich genauso viel erreiche, wie sie es getan haben. Und dass ich genauso erfolgreich bin. Natürlich will ich sie nicht enttäuschen, aber ich kann das einfach nicht." Das Ende des letzten Satzes konnte er nur noch flüstern, denn dann versagte seine Stimme. Ich wusste nichts zu erwidern. Noch vorhin im Park hatte Jeff so unbesorgt, voller Lebenslustgewirkt und jetzt saß er wie ein Häufchen Elend in seinem Bett und ließ den Kopf hängen. Er tat mir einfach schrecklich leid. Jetzt verstand ich auch, warum er keine Lust hatte, seinen Aufsatz zu schreiben. Er war mit der Situation viel zu überfordert. "Musst du deswegen in das Seminar?" Jeff nickte. "Sie wollen einen berühmten Autor in der Familie haben. Weißt du, meine mum war Schauspielerin und mein dad ist ein bekannter Privatanwalt. Jetzt muss ich halt auch was Tolles werden…" Jeff tat mir wirklich leid. Er hatte zwar ein vollkommen anderes Schicksal, als ich, trotzdem war es mindestens genauso hart. Als ich gerade ansetzten wollte, um ihn zu trösten, sah ich eine Träne auf Jeffs Wange aufblitzen. "Hey, deswegen musst du doch nicht gleich weinen." Versuchte ich ihn mit sanfter Stimme zu beruhigen. Ich zog ein Taschentuch aus meiner Hosentasche und rutschte zu Jeff aufs Bett. „Danke“ sagte er und schnäuzte einmal kräftig. Einige Minuten saßen wir nur nebeneinander und folgten unseren Gedanken. Jeff weinte noch immer, doch es war ein leises Weinen, sodass ich es nur daran erkenne konnte, dass hin und wieder ein Tropfen auf seinem t-shirt landete. "Oh Gott, wie peinlich." stieß er plötzlich hervor "Wir kennen uns grad‘ mal seit heute Früh, und ich heul‘ dir schon was vor." Es erschien ein schiefes Grinsen auf seinem Gesicht. Auch ich musste schmunzeln. "Das muss dir nicht peinlich sein. Man soll doch seine Probleme nicht in sich hineinfressen." So wie ich, fügte ich im Stillen noch hinzu. Wieder schwiegen wir beide. Plötzlich fiel mir etwas ein und ich sprang hektisch auf: "Du, Jeff, ich muss gehen! Muss‘ noch wo hin. Bis dann!" Kaum war ich aus dem Eisentor getreten, hatte ich ein schrecklich schlechtes Gewissen, denn es war gelogen, dass ich dringend weg musste. Der Grund, warum ich gegangen war, war nur ein Selbstsüchtiger und Egoistischer. Doch es war besser so. das versuchte ich mir zumindest einzureden. Langsam schlenderte ich zu mir nach Hause. Nach wie vor war es brütend heiß. Dass es bei Jeff wohl eine Klimaanlage geben musste, viel mir erst jetzt auf. Als ich zehn Minuten später Zuhause ankam und die Wohnungstür aufsperrte, bemühte ich mich, nicht mehr an Jeff zu denken. Es war, als wolle ich Jeff und mein Zuhause nicht vermischen, denn das konnte nicht gut werden. Kaum war die Wohnungstür auch nur einen Spalt offen, drang ein muffiger, fauliger, etwas süßlicher Geruch in meine Nase. Und schon als ich die Tür hinter ir geschlossen hatte, spürte ich das dringende Bedürfnis, mich zu übergeben. Würgend fasste ich mir an die Kehle und atmete tief durch den Mund ein. Langsam hatte ich mich daran gewöhnt, aber trotzdem fürchtete ich mich immer etwa vor dem Anblick des Wohnzimmers. Zögernd öffnete ich die Zwischentür, bereit auf das, was ich jeden Tag sah, wenn ich heim kam, und doch war es immer wieder eine Überraschung. Ich glaube, im Unterbewusstsein hoffte ich jedes Mal, dass es anders kommen würde. So, wie es wahrscheinlich bei jeder Familie aussah, wenn der Sohn von einem Freund kam. Vater und Mutter sitzen am Tisch und lesen oder machen sonst irgendwas Nützliches. Und sie werden fragen, wie mein Tag war. Aber wiegesagt, so stellte ich es mir nur vor, und ob es in anderen Familien wirklich so zuging, wusste ich auch nicht. Doch dass es so wie hier sicher nicht aussah, das konnte ich sicher sagen, denn vor mir türmten sich viele leere Flaschen auf unserem Couchtisch auf. Als ich genauer hinsah, bemerkte ich Whisky, Rum, Wodka und Bourbon. Doch das Meiste waren Bier- und Weinflaschen. Meine Hoffnung starb; es war alles wie immer. Geschickt nahm ich die Flaschen und trug sie raus in die Mülltonnen. Zurück im Wohnzimmer öffnete ich erstmal alle Fenster und atmete die frische Luft ein. Wie sollte das nur weitergehen? Manchmal war ich drauf und dran die Beherrschung zu verlieren und alles einfach hinzuschmeißen. Doch ich musste mich beherrschen! Nicht mehr lange und ich konnte meinen Plan in die Wirklichkeit umsetzten. Bei diesem Gedanken fiel mir etwas ein. "Mum?" rief ich, während ich mich dranmachte, einen Blick ins Schlafzimmer zu wagen "Bist du da?" Im selben Moment merkte ich, wie ich mit meinem Schuh in etwas hineingetreten war. Dieses "Etwas" war nichts anderes, als der entleerte Mageninhalt meiner Mutter. In der rosa Flüssigkeit schwammen noch kleine Bröckchen herum und der Gestank war überwältigend. Je länger ich hinstarrte, desto mehr zog sich mein Magen zusammen und die Übelkeit wurde zunehmend stärker. Schon spürte ich einen Art Brei in meinem Mund und ich erleichterte mich ebenfalls auf dem Fußboden. "Das schöne Essen von Jeff Eltern!" war das erste, das ich dachte. Immer noch ganz wackelig rief ich wieder: "Mum?", und als ich keine Antwort erhielt, riskierte ich einen Blick in ihr Schlafzimmer. Die eine Seite des Doppelbettes war frisch bezogen und geordnet, doch auf der anderen Seite lag schnarchen meine Mum. Vorsichtig näherte ich mich ihr, doch ich traute mich nicht, sie anzufassen um sie aufzuwecken. Es war also schlimmer als sonst. Der Raum war abgedunkelt und doch sah ich die Motten an der Klebefalle sterben. In diesem Augenblick, als ich in den ekligen Zimmer meiner Mutter stand, die Kotzte im Flur liegen sah und ich vom Gestank fast ohnmächtig wurde, kam ich mir wie einer dieser Motten vor. Ich fühlte mich absolut beschissen. Ich weiß nicht, wie lange ich dagestanden und überlegt hatte, was ich jetzt tun sollte. Doch plötzlich wachte Mum auf und nuschelte etwas undeutlich: "Log, bist du das?" Sie versuchte sich aufzusetzen, doch sie hob nur den Kopf etwas höher. „ "Was machst du denn schon hier? Du hast doch wohl nicht den Unterricht geschwänzt?!" Mit strengem Gesichtsausdruck, der angesichts ihres Zustandes nur albern aussah, hauchte sich mir das ins Gesicht. Auch wenn sie wenigstens wusste wer ich war, was nicht immer der Fall war, hatte sie von nichts eine Ahnung. Denn ich hatte ihr nicht einmal erzählt, dass ich das Schreibseminar besuchte und sie war nicht schlau genug, um zu merken, dass Ferien waren und ich normal in keinen Unterricht gehen musste. Ich setzte mein liebstes Lächeln auf und meinte zu ihr: "Weißt du was, Mum? Penn‘ einfach weiter…" Ziemlich unsanft stieß ich ihren Kopf zurück in die Kissen. Es war mir egal, was sie dachte, denn wenn sie später aufwachen sollte, wird sie sich eh an nichts mehr erinnern. Und noch bevor ich aus der Tür war, war sie schon wieder eingeschlafen. Ein paar Minuten später ließ ich mich mit einem tiefen Stöhnen auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Ich hatte sie Kotze aufgewischt und die restliche Wohnung, so gut es ging, aufgeräumt. Ich ekelte mich schrecklich vor dem ganzen Alkohol und losem Tabak, der überall verstreut war, doch wenn ich es nicht sauber machte, würde es auch sonst keiner tun und die Wohnung würde komplett im Chaos versinken. Der sicherste Ort war mein Zimmer, was vor allem daran lag, dass weder meine Mutter, noch mein Vater in den letzten fünf Jahren einen Schritt in dieses Zimmer getan hatten. Es war schrecklich klein und die Möbel schon ziemlich alt, doch es war gemütlich und das war für mich die Hauptsache. Als ich da so saß, kehrten meine Gedanken wieder zurück zu Jeff. Er war der erste Mensch seit langem, bei dem ich mich wohlfühlte. Er beurteilte mich nicht nach den Markenklamotten oder der schicken Frisur, was ich beides natürlich nicht hatte. Doch ich bezweifelte sehr, dass wir zu besten Freunden werden würden. Spätestens in einer Woche würde er die Nase voll von mir haben und sich mit einer geschickten Ausrede von mir wegsetzten wollen. Da war ich mir ganz sicher. Doch, dass er solche Probleme mit seiner Familie hatte, tat mir wirklich leid. Obwohl es mich nicht gerade getroffen hatte, konnte ich Jeff gut verstehen. Ich versuchte mir vorzustellen, wie meine Eltern mich zwingen würden, Schriftsteller zu werden, obwohl ich kein Talent hätte. Doch es klappte nicht. Einerseits weil meine Eltern sich nicht einmal darum kümmerten, dass ich wieder nach Hause zurück kam, andererseits hatte ich angeblich sehr viel Talent fürs Schreiben. Das meinte zumindest mein Deutschlehrer in der Schule, nachdem ich für meinen Aufsatz eine Eins bekommen hatte. Er war es auch, der mir das Schreibseminar vorgeschlagen hatte und mich ermutigt hatte, daran teilzunehmen. Zuerst war ich natürlich dagegen gewesen, doch als ich erfahren hatte, dass man daran Geld verdienen konnte, hatte ich mich sofort angemeldet. Denn ich brauchte das Geld dringed! Nach einer Weile nickte ich, auf meinen Schreibtisch gestützt ein. So viel war mir an einem einzigen Tag schon lange nicht mehr passiert, doch ich war auch froh, jeff kennengelernt zu haben. Plötzlich schreckte ich auf. Etwas war im Wohnzimmer auf den Boden gefallen und offensichtlich zerbrochen. Draußen war es inzwischen dunkel geworden, doch ich hatte keine Ahnung, wie spät es wohl sein mochte. Wie in Trance schlenderte ich zur Zimmertür, um zu sehen, was geschehen war. Gleißendes Licht schlug mi entgegen, sodass ich die Augen mit der Hand abschirmen musste. Ich sah dennoch, wie meine Mum am Boden kniete und Scherben zusammenkehrte. Es interessierte mich nicht im geringsten, was diesmal wieder zu Bruch gegangen war. "Log, Schätzchen. Was machst du so?" Mit einem Satz war Mum bei mir und drückte mir einen feuchten Schmatzer auf die Stirn. Ihre Lippen waren geschminkt und ihr Atem roch nach Pfefferminz. Außerdem trug sie anständige Kleidung. Sie würde also wieder ausgehen. "Du hast doch nichts dagegen, wenn ich ein paar Stunden rüber in den Club gehe?" Dagegen hatte ich schon was, doch ich wusste, dass ich sie nicht aufhalten konnte. Schweigend drehte ich mich um und legte mich angezogen ins Bett. Ohne einen weiteren Gedanken an Mum zu verschwenden, schlief ich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)