R-2-17 von Yulila ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es bereits hell. Zu hell. Gähnend rappelte ich mich auf und sah auf die Uhr an meinem Handgelenk. Zuerst erkannte ich nichts, da meine Augen noch völlig zugeklebt waren. Außerdem brannte die Stelle an meiner Hüfte, an der die Jeans mir in die Seite geschnitten hatte. "Scheiße!" entfuhr es mir, als ich die Zeit lesen konnte. Es war bereits viertel vor neun und in fünfzehn Minuten musste ich bereits im Seminar sitzen. Mr. McGowan hatte eh schon so einen schlechten Eindruck von mir und jetzt würde ich schon wieder zu spät kommen. Innerhalb von zwei Sekunden war ich aus dem Bett gesprungen und auf dem Weg zur Küche. Mir war noch ganz schwindelig und es bildeten sich kleine schwarze Punkte vor meinen Augen. Deshalb erkannte ich auch erst, als ich am Sofa vorbei ging, den Mann, der gemütlich im Sesel saß und Zeitung las. Ich schätzte ihn auf Ende vierzig, wobei sich das nicht so genau bestimmen ließ, weil er nur Socken, Boxershorts und ein Unterhemd trug. Außerdem sollte er sich mal rasieren. Unbeeindruckt ging ich an ihm vorbei. "Hi Marty, wie geht’s?" fragte ich mit dem Rücken zu ihm. „Wer ist Marty?" verdutzt hob dieser seine Füße vom Couchtisch. Genervt verdrehte ich die Augen: „Dann eben Dean, Trouth, Calvin oder Marvin. Is‘ doch egal…" Im Gehen biss ich von einer Scheibe Brot ab. „Mein Name ist Ed." Versuchte er mich aufzuklären. „Dann eben Ed." seufzte ich und verschwand ohne ein weiteres Wort in meinem Zimmer. Es war doch immer das Gleiche. Jeden Morgen saß irgendein wildfremder Kerl in unserer Wohnung, den meine Mum am Abend zuvor aufgerissen hatte. Ich hatte längst aufgehört mich darüber zu beklagen. Als ich meinen Rucksack aufhob, blieb mein Blick am Spiegel hängen. Ich sah einen gutaussehenden Jungen mit perfekt sitzender Frisur in ihm. Das konnte doch unmöglich ich sein! Ich wirkte frisch und voller Lebenslust. Und da war noch so ein Gefühl, das ich zuerst nicht beschreiben konnte, doch dann wurde mir klar, was es war: ich fühlte mich selbstbewusst. Denn ich wusste, ich hatte die Chance mein Leben zu verändern und war mit Hilfe des Seminars. Noch immer hatte ich nich wirklich Lust darauf, doch im Geheimen freute ich mich darauf. Ich wusste selbst nicht, was mit mir los war, doch ich fühle mich gut, als ich mich zu Fuß auf den Weg machte. Mein Rad hatte ich an der Schule vergessen, weshalb ich wahscheinlich doppelt so lange brauchen würde. Um fünf nach neun kam ich in Sichtweite des Schulgebäudes. Jetzt hatte ich doch etwas Schiss. Es war weniger die Tatsache, dass ich Ärger mit McGowan bekommen sollte, sondern die Aussicht Jeff wieder zu begegnen. Ich freute mich zwar darqauf, ihn wieder zu sehen, doch hatte ich ihm gegenüber noch immer ein schlechtes Gewissen, weil ich gestern so schnell abgehauen war. Er hatte meine Hilfe gebraucht und meine Aufgabe wäre es gewesen ihn zu trösten und ihm ein guter Freund zu sein. Stattdessen ließ ich ihn hängen, aus dem einfachen Grund, weil ich Angst hatte, ich würde ihm zu viel über mich erzählen und damit meine ich die Trinkgewohnheiten meiner Mutter und über das, was meinem Vater passiert war. Aber daran durfte ich jetzt nicht denken, das heißt, ich wollte ich nicht daran denken. Ich hatte mich ganz einfach falsch verhalten und das würde ich Jeff jetzt auch gestehen. Schnellen Schrittes überquerte ich die Türschwelle, wobei sich meine Körpertemperatur schlagartig um zwanzig Grad senkte. Im ganzen Gebäude waren die Gänge wie leer gefegt und nicht das leiseste Geräusch war zu hören. Die Treppe knarzte wie am Tag zuvor unter meinen Schritten. Ich war richtig froh, als ich oben ankam und weiter gehen konnte ohne, dass mir bei jedem Schritt fast die Ohren abfielen. Selbst mein Atem kam mir ungewöhnlich laut vor. Vor dem Klassenraum wagte ich noch einen Blick auf meine Uhr- zehn nach neun. Naja, zehn Minuten durfte man doch mal zuspät kommen dürfen. Aber gleich am zweiten Tag? Außerdem wusste ich nicht, wie McGowan reagieren würde, denn meine Lehrer in der Schule waren ziemlich streng und jeder, der nicht rechtzeitig zum Unterricht erschien, musste am Nachmittag nachsitzen. Ich konnte ein Lied davon singen. Ich hörte von außen, wie McGowan sprach; das heißt ich verstand nur vereinzelte Sprachfetzen: "Teilweise richtig schlechte Aufsätze...viel Arbeit notwendig...jetzt rausgeben..." Oooh...Ich zog die Augenbrauen hoch. Nicht die beste Zeit um hereinzuplatzen. Anscheinend war McGowan ziemlich enttäuscht über die Aufsätze, die wir gestern geschrieben hatten. Trotzdem wagte ich mich in die Höhle des Löwen und klopfte an die Tür. "Entschuldigung, ich..." setzte ich an, doch McGowan unterbrach mich: "Schon gut, Logan. Komm rein und setz dich." Wie, das war alles? Ich lächelte meinem Lehrer dankbar zu und huschte auf meinen Platz. Jefff schien schon auf mich gewartet zu haben. Mir fiel sofort der Block und das schwarze Lederfedermäppchen auf seinem Tisch auf. Er hatte sich meinen Rat also zu Herzen genommen. Ich grinste ihn an. Kaum hatte ich Platz genommen, bemerkte ich wie heiß es eigendlich war. Augenblicklich fing ich an, wie ein Schwein zu schwitzen. Die Sonnenstrahlen fielen mir genau ins Gesicht, doch es war nicht nur das; irgendetwas machte mich schrecklich nervös, doch ich konnte nicht sagen, was es war. Währedessen war Mr McGowan bereits dabei, unsere Übungsaufsätze herauszugeben. Bei jedem hatte er die Kritik darunter geschrieben. Eigendlich war es mir ja egal, wie er meinen fand, denn für mich zählte nur, dass am Ende des Seminars genügend Profit durch ein veröffendlichtes Buch heruauskam. "Logan..." McGowan stand vor meinem Tisch und hielt mir meinen korrigierten Aufsatz hin. "Du hast eine sehr anspruchsvolle Reizwortgeschichte geschrieben. Sehr großes Lob." Geistesabwesend nahm ich das Bündel Papiere entgegen, das McGowan mir hinhielt, denn etwas anderes beschäftigte mich im Augenblick mehr: Da er genau vor mir stand, bemerkte ich seine offene Hose. Es war ihm offensichtlich nicht aufgefallen, denn er redete und lobte mich weiterhin mit den höchsten Tönen. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen doch mein Blick fiel immer wieder auf den geöffneten Reißverschluss. Es war mir schrecklich peinlich, die hellblaue Boxershorts meines Lehrers zu sehen und doch konnte ich nicht anders, als hinzustarren. Ich spürte, wie ich rot anlief. Es ist ja nicht so, als käme ich aus feinem Hause und es mir peinlich wäre, die Unterwäsche fremder Leute zu sehen, aber hier in diesem Umfeld war es irgendwie nicht das Gleiche. Aber warum macht mich das so verwirrt? Ich bin doch sonst nicht so, also was ist nur mit mir los? Wie aus einer Trance erwachend schüttelte ich den Kopf und versuchte angestrengt Mr McGowan in die Augen zu sehen. "Er hat den besten Aufsatz der gesamten Klasse...blablabla..." Als er mit meiner Lobeshymne endlich fertig war, klatsche er beiläufig Jeffs Blatt auf unsere Bank. Die schlechteste Arbeit von Allen. Ich musterte Jeff von der Seite. Er wirkte nicht wirklich überrascht, jedoch sehr enttäuscht. Ich hatte das starke Bedürfniss, meinen Arm um seine Schultern zu legen, doch wie würde das aussehen? "Komm, mach dir nichts draus, deine Eltern werden dich schon nicht umbringen." sagte ich stattdessen. "Da kennst du sie aber schlecht." entgegnete Jeff todernst und wandte seinen Blick nicht von seiner Arbeit ab. Als er so klein und verletzlich dasaß, musste ich zugeben, dass er ziemlich süß aussah. Natürlich nur wenn ich ein Mädchen gewesen wäre! Schnell drehte ich mich weg, denn ich merkte, wie sich mein Puls erhöhte und für einen Moment sah ich alles verschwommen. Irgendwas stimmte mit mir heute definitiv nicht! Der weitere Unterricht verlief nicht weiter aufregend. Mir schien es nur, dass Mr McGowan mich ständig beobachtete, was mich ziemlich nervös machte. Wie auch am Tag davor atmete ich erleichtert auf, als der Unterricht endlich beendet wurde. "Hast du heute noch was vor?" fragte mich Jeff, als wir unsere Räder aufsperrten. "Wir könnten sonst noch was zusammen machen..." "Tut mir leid, aber bis halb drei hab ich noch...was zu erledigen." "Oh. Okay." "Aber danach können wir uns gerne noch treffen." setzte ich schnell hinzu. Ich wollte Jeff nicht noch mehr frustrieren, als er es eh schon war. Schließlich einigten wir uns darauf, dass wir uns um halb drei wieder vor der Schule sehen würden. So war das also, wenn man Freunde hat, dachte ich mir während ich mit dem Fahrrad um die Häuserblocks fuhr und Zeitungen verteilte. Ich machte das schon seit mehr als drei Jahren und war mittlerweile ziemlich schnell dabei, die Zeitungen zu falten und in die Briefkästen zu stopfen. Die Bezahlung dafür war grausam und oft zweifelte ich daran, ob es mir helfen würde, doch da ich erst siebzehn war, durfte ich keine größeren Jobs annehmen. Eine Zeit lang hatte ich es mit Babysitten versucht, doch kleine Kinder sind einfach nichts für mich... Um Viertel vor zwei war ich am Ende der Straße angekommen und der Wagen an meinem Fahrrad leer. Da die letzte Woche des Monats war, bekam ich heute meinen Lohn. Ein angenehm kühler Fahrtwind pfiff mir um die Ohren als ich im Zeitungsladen gut gelaunt ankam. Ich hatte ja auch allen Grund dazu, schleßlich würde ich mich in einer halben Stunde mit Jeff trefffen! "Hier, dein Geld." Mein Chef, Mr Gladstone streckte mir die Hand hin. "Danke, Mr. Noch einen schönen Tag."artig nahm ich das Geld entgegen und steckte es in meinen Rucksack. Das heißt, ich wollte es in meinen Rucksack stecken, doch ich griff an meinen Rücken und griff - ins Leere. Schlagartig rutschte meine gute Laue in den Keller. Ich musste ihn verloren haben, oder doch nur vergessen? Ich hatte ihn in der Schule dabei gehabt, aber anscheinend vergessen, ihn wieder mitzunehmen. "Verdammte..." fluchend stürmte ich aus dem Laden. Vielleicht konnte mir der Hausmeister aufsperrren oder McGowan war noch da. Egal wie, aber ich musste diesen Rucksack wieder haben, schließlich war mein ganzes erspartes Geld und alles, was mir wichtig war, darin. Oh Mann, ich hätte mich schlagen köönen, wo hatte ich denn heute meinen Kopf? Auf meinen Schultern bestimmt nicht. Wie ein Verrückter raste ich zurück und warf mein Fahrrad achtlos auf den Boden. Bitte lass die Türe auf sein. Bitte lass mich meinen Rucksack holen. Doch -wie könnte es anders sein?- war die Tür abgesperrt. "Hey! Ist denn hier keiner?" Wie wild schlug ich auf die Tür ein. Es konnte doch wohl nicht sein, dass die Arbeit der letzten Jahre und insbesondere der letzten Monate umsonst gewesen sein sollte. "Kann mich denn niemand reinlassen? Nur eine Minute.BITTE!" Doch es war sinnlos. Es war niemand da,der mich hören, beziehungsweise mit aufsperren konnte. Langsam ieß ich mich mit dem Rücke an der Tür zu Boden gleiten. Mein Rucksack und somit die Hoffnung, genügend Geld zusammenzubringen, was das Einzige, was mich noch antrieb. "Logan? Was ist denn los?" Blitzartig schoss ich in die Höhe. Das war doch Mr McGowans Stimme? Und da sah ich ihn auch schon von oben fragend aus dem Fenster schauen. Schnell erklärte ich ihm mein Problem und er warf mir seinen Schlüsselbund hinunter. Jetzt, wo ich problemlos hinein konnte, kam mir mein Benehmen doch etwas übertrieben vor. Was musste mein Lehrer nur gedacht haben? Als ich oben ankam, ,wartete er schon in der Klassenzimmertür auf mich. Oh, lass meinen Rucksack noch unter meinen Tisch stehen! flehte ich innerlich. Und tatsächlich war er noch immer dort, wo ich ihn zurückgelassen hatte. Auch das Geld und die anderen Sachen hatten sich nicht fortbewegt. "Bin ich froh, dass sich noch hier sind!" musste ich ehrlich gestehen. Mr McGowan stand am Fensterbrett gelehnt da, doch dann stieß er sich leicht mit den Händen ab und kam näher auf mich zu. "So, bist du das?" "J-Ja, sonst wäre mein Rucksack morgen vielleicht weg gewesen." Dämlich deutete ich auf den Ranzen, den ich in Händen hielt. "Und warum sonst noch?" McGowan kam noch ein Schritt näher. Ich konnte sogar sein Aftershave riechen. Unbewusst wich ich einen Schritt zurück. Was sollte das denn? Ich hatte meine Sachen, weiter hatte ich noch nicht gedacht. "Ähh...nichts sonst?" Das war mehr eine Frage als eine Antwort, aber was hätte ich auch antworten sollen? Außerdem hatte ich keine Ahnung, auf was er hinaus wollte. Hatte ich irgendetwas getan? Nicht, dass ich wüsste. "Danke."meinte ich stattdessen, denn mir war aufgefallen, dass ich mich noch nicht bedankt hatte. Verdammt, ich war echt schlecht darin, eine Unterhaltung zu führen! "Haha. Du bist echt witzig." McGowan brach in ein mittellautes Gelächter aus. Mir gelang nur ein schiefes Grinsen. Aprupt hörte McGowan auf. "Du gefällst mir, wenn du lächelst." Mit dem Kinn deutete er auf mich, so als ob ich nicht wüsste, wer gemeint war. "Also, ich geh' dann...Hier, ihre Schlüssel." Artig streckte ich meine Hand aus, was eigendlich ziemlich überflüssig war, da McGowan und ich mittlerweile nur etwa dreißig Zentimeter von einander entfernt standen. Als er seine Schlüssel entgegen nahm, berührten sich für einen Augenblick unsere Hände, doch anstatt sie zurückzuziehen, ergriff er meine Handgelenke und zog mich an seine Brust. "Du hast deinen Rucksack absichtlich hier vergessen, damit du mich alleine sehn kannst, stimmt's?" "Wie bitte?! Was soll das? Lassen Sie mich los!" Schlagartig wurde mir alles bewusst: Mein Lehrer war ein Kinderschänder und hatte es offendichtlich auf mich abgesehen. Mir wurde schlecht und ich hatte keine Kraft mehr, mich zu bewegen. In meinen Kopf drehte sich alles und ich drohte in Ohnmacht zu fallen. "Hören Sie auf." brachte ich noch hervor und drehte mich on seinem Gesicht weg. Doch da er meine Handgelenke so fest gepackt hielt, dass sie schon heiß wurden, wurden meine Arme nach hinten verdreht und ich schrie vor Schmerzen auf. Als McGowan meine Arm losließ, glaubte ich schon, er würde mich gehen lassen, allerdings wurde diese Hoffnung schon sehr bald zerstört, als ich spürte, wie mein T-shirt hochgehoben wurde und McGowans Finger von meinem Bauch zur Brust hinaufkletterten. Seine Finger waren eiskalt und ich ekelte mich eher davor, als dass es mich anmachte. Wieder versuchte ich mich freizuwinden, doch gegen seine starken Arme kam ich einfach nicht an. Ich war drauf und dran aufzugeben und mich wie ein nasser Sack fallen zu lassen, da flüsterte mir McGowan is Ohr: "Ich hab genau gesehen wie dich meine Boxershorts angemacht haben. Komm, du brauchst deine Gefühle nicht zu verstecken, hier sieht uns keiner, wir sind doch ganz allein." Das war das Letzte, was ich jetzt hören wollte, doch andererseits wollte ich auf gar keinen Fall, dass mich jemand so sah. Ich schämte mich schrecklich. Ich kam mir vor, wie ein kleiner, dummer Junge, der nicht auf sich aufpassen kann. "Bitte, lassen sie mich gehen..." versuchte ich es noch einmal, doch meine Stimme versagte. Ich fühlte mich wie in einem Trancezustand.Zwar schlug ich mit Händen und Füßen um mich, doch im Inneren wusste ich, dass es nichts bringen würde. Ich würde nicht ohne Hilfe frei kommen. Oder ich musste es einfach über mich geschehen lassen. Während ich noch über eine dritte Option nachdachte, machte sich McGowan an meinem T-shirt zu schaffen. Blitzschnell hatte er es mir über den Kopf gezogen und ehe ich mich versah, stand ich mit nacktem Oberkörper da. Was würde wohl als Nächstes kommen? Zu schwer war das nicht zu erraten und verzweifelt versuchte ich meine Angst zu unterdrücken. Er würde doch nicht zum Äußersten gehen, oder doch? Von der Seite sah ich in seine geweiteten Augen, mit denen er jeden Fleck meiner Brust begutachtete. Ich traute ihm mittlerweile alles zu; dieser Mann war unbarmherzig. Plötzlich lockerte er seinen Griff und sah mir direkt in die Augen. Ein liebevolles Lächeln legte sich auf seinne Lippen und mit verschlagener Stimme murmelte er ein "Du siehst süß aus, wenn du nachdenkst..." während er mir durch die Haare fuhr. Jetzt hatte ich aber echt genug. Was bildete der sich eigendlich ein? Bevor Mr McGowan reagieren konnte, löste ich eine Hand aus seinem Griff und holte aus. Ein lautes Klatschen durchbrach die Stille, das mir so in Mark und Knochen überging, dass ich mich noch oft daran erinnern sollte. Ungefähr zwei Sekunden starrte ich McGowan, eine Hand auf seine blutende Nase gepresst, an. Eigendlich Zeit genug um abzuhauen, doch der Schock saß zu tief. Das Blut, dass aus seiner Nase tropfte und die Stille nach dem Knall kannte ich nur zu gut. Bilder von meinem wütendem Vater und ich als kleiner heulender Junge gingen mir durch den Kopf. Um mich herum verschwamm alles, sodass ich nicht mehr richtig sehen konnte. Doch McGowans Handeln brachte mich in die Gegenwart zurück. Blitzschnell hatte er mich wieder im Griff und drückte mich mit doppelter Kraft gegen den Tisch. Seine Zunge fuhr mir geschmeidig den Hals hinauf und seine Zähne bissen mir spielerisch ins Ohr. Sein Körper klebte an meinem und ich hatte absolut keine Chance freizukommen. Plötzlich fuhr McGowan hoch und sah sich ziemlich dämlich um. Kurz darauf hörte ich jemand brüllen: "Polizei! Lassen Sie den Jungen los oder wir greifen ein!" "Ha!" rief mein Lehrer und versuchte meinen Arm zu packen, doch ich rutschte unter den Tisch und krabbelte auf allen Vieren in Richtung Tür. Von wegen Polizei. Zum Glück hatte ich Jeff bemerkt, der außen im Türrahmen stand und mich zu sich winkte. Im Aufstehen sah ich zurück auf McGowan. Seine Augen waren weit geöffnet und etwas unsicher stand er in hinteren Eck des Raumes. Anscheinend überlegte er noch, ob er Jeffs Bluff Glauben schenken sollte. Noch bevor er dahinter kam, was hier gespielt wurde, hatte Jeff die Tür geschlossen und zugesperrt. Zufrieden schwenkte er den Schlüsselbund: "Mann, bin ich gut." Doch als er mein verstörtes Gesicht sah, wechselte seine Miene und er kam langsam auf mich zu. "Ist schon gut, es ist vorbei, du brauchst keine Angst mehr zu haben." Noch bevor er nah genug an mich herangetreten war, warf ich mich ihm in die Arme. "Jeff, er hätte sonst was mit mir anstellen können, er hätte mich umbringen können. Er hätte, er hätte..." Die letzten Worte gingen in ein Schluchzen über und die nächsten fünf Minuten lag ich nur an Jeff gestützt da und versuchte mich zu beruhigen. Er war so war warm und kuschelig und roch nach diesem superteurem Deo. Außerdem streichelte er mir über die Haare, so wie meine Mutter es früher getan hatte. Sein Atem strich meinen Oberarm und erst jetzt erinnerte ich mich, dass ich gar kein Oberteil anhatte. Doch das war mir egal, mir war alles egal, solange ich seine Arme hatte, die mich beschützten. Ich war Jeff dankbar, dass er nichts sagte, mir keine Vorwürfe machte oder sagte, was für ein Arschloch dieser McGowan sei, denn das wusste ich selbst. "Logan, wir sollten bald jemandem Bescheid sagen." schlug Jeff dann doch schließlich vor. "Warte kurz, noch eine Minute." "Okay..." Zehn Minuten später hatte Jeff wohl genug, denn er warf mich buchstäblich über die Schulter und trug mich hinaus in den Park. Meine Nerven lagen blank. Ich wollte nicht mehr ich selbst sein, denn ich schämte mich schrecklich. Verbissen zwickte ich die Augen zusammen, um nicht mitkriegen zu müssen, was um mich herum geschah. Ich trat wohl etwas weg, denn als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich unter einem Baum und neben mir lag Jeff ruhig im Gras und schaute durch die Blätter des Baumes in den Himmel. Erst als ich ihn anstarrte, bemerkte er, dass ich wach war. "Wie geht's dir jetzt, Logan? Fühlst du dich wieder besser?" "Ich bin okay." nuschelte ich, doch das stimmte eigendlich nicht. Ich fühlte mich schrecklich, mein Herz schlug heftig und ich hatte noch immer Angst. "Was ist mit McGowan? Wo ist er?" fragte ich. Anscheinend eine Spur zu panisch, denn Jeff setzte sich auf und sah mich ruhig an. "Mach dir keine Sorgen, ich hab mich um alles gekümmert. Wir können nachher zur Polizei gehen und ihn anzeigen und dann ka..." "Warte kurz, ihn anzeigen? Du meinst, er muss wegen mir ins Gefängnis?" "Naja, Gefängnis weiß ich nicht genau, aber er wird auf jeden Fall bestraft." "Jeff, er darf auf keinen Fall ins Gefängnis!" rief ich aufgeregt. "Hä? Wieso nicht? Was hast du für ein Problem damit?" "Weil...na, du weißt nicht, wie es im Knast ist. Er gehört da nicht hin." antwortete ich. "Ich werde ihn nicht anzeigen." Entschlossen lehnte ich mich zurück. "Spinnst du? Was willst du dann machen?" mittlerweile wurde auch Jeff lauter. "Nichts." sagte ich nach einer Weile. "Ich geh' einfach nicht mehr in das Seminar. Mich zwinkt keiner und auf diesen Scheiß hab ich eh keinen Bock mehr. Außerdem hab ich mein ganzes Geld liegen lassen. Was bringt das dann noch? Ich werd' Mr McGowan nie mehr sehen und amit hat sich's." "Damit hat sich's nicht!" brüllte Jeff. "Wir sehen uns dann auch nicht mehr. Ist dir das auch egal? Ich meine, McGowan läuft dann immer noch frei herum! Hast du vergessen, was er mit dir gemacht hat? Er wollte dich..." Plötzlich brach Jeff ab. "Na sag schon, was wollte er? Sprich es aus. Sag, was er machen wollte." Gereizt und wohl etwas zu fest drückte ich Jeff gegen den nächsten Baumstamm. "Ach, hör doch auf." meinte er nur und stieß meine Arme weg. "Dich interessiert es nicht, warum McGowan das gemacht hat und es interessiert dich nicht, warum ich da war und dir geholfen habe. Du nimmst automatisch an, dass dich keiner leiden kann und alle gegen dich sind. Dabei siehst du das Wesentliche nicht, Logan." Auf einmal sprang Jeff auf. "Wie kann einem sein Leben nur so egal sein?" rief er. Schnell sprang ich auch auf und funkelte ihn so wütend wie ich konnte an. "Wenn ich so doof bin und nicht check', dann hau doch ab!" brüllte ich nun wirklich sauer. "Mr. Superreich muss sich nicht mit mir abgeben. Wenn du mich so scheiße findest, dann verpiss dich doch!" "Mach ich auch!" schrie Jeff zurück. Er drehte sich um und stapfte einige Schritte wütend davon. Dann drehte er sich nochmal um und brüllte aus einigen Metern Entfernung:" Denk' noch mal nach, wer dich vor McGowan gerettetr hat und sei dankbar." "Soll ich dir jetzt die Füße küssen oder was willst du? Verpiss dich endlich!" Als Jeff außer Sichtweite war, ließ ich mich fallen und landete ziemlich hart auf dem Boden. Ich merkte, dass mir Tränen seitlich am Gesicht runterliefen und das Einzige, das ich deken konnte war:" Bitte bleib Jeff, komm zurück. Es tut mir leid!!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)